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Zum Machen von Kunst gehört, sich zum Anfang von<br />
Urteilen frei zu machen. Leute, die arbeiten (die meisten<br />
Leute arbeiten ja nicht), Leute, die arbeiten also, probieren<br />
Urteile oft aus, sie probieren an Sätzen herum. Man<br />
kann über alles alles behaupten, nur irgendwann muß<br />
man sich für eine Behauptung entscheiden. Bei den unwichtigen<br />
Sachen aber ist vielleicht dies nicht nötig. Ein<br />
Film ist gut oder schlecht, sich darüber zu ereifern unnötig.<br />
Und vielleicht gibt es auch einen Punkt, an dem es<br />
unnötig wird, sich über den Tod zu ereifern oder eine<br />
Person, die wir alle kennen. Das Gesicht von Marilyn<br />
übersteht alle unsere Blicke, und natürlich übersteht es<br />
auch Warhols Farben in ihm.<br />
John Heartfield wurde damit berühmt, daß er seine<br />
Aufrufe zur Revolution nach ornamentalen Gesichtspunkten<br />
schuf, er signalisierte damit, daß er schon wußte,<br />
daß sich Ehrlichkeit und Literatur niemals zusammenfinden<br />
werden. Die »Electric Chairs« von Warhol brauchen<br />
kein Ausrufezeichen; sie strahlen eine so existentielle<br />
Einsamkeit aus, die soll erst mal einer nachmachen.<br />
Der »Red Race Riot« – also ein Rassenkonflikt auf roter<br />
Leinwand – braucht nur ein paar Fotos aus der Zeitung,<br />
um Stellung zu nehmen. Es gibt keine Abbildung ohne<br />
Stellungnehmen. – Allen Ginsberg: Es ist wirklich nicht<br />
seine Schuld.<br />
Als ihn Valerie Solanis anschießt (»Er hatte zuviel<br />
Macht über mich«), da sinkt er also unter den Schreibtisch,<br />
über ihn beugt sich Billy Name (wunderbarer<br />
Name! Name!), Billy Name schluchzt, und Warhol hält<br />
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