Statement von Dr. Christoph Grenzmann - Stifterverband für die ...
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<strong>Dr</strong>. <strong>Christoph</strong> <strong>Grenzmann</strong><br />
Geschäftsführer der <strong>Stifterverband</strong>-Wissenschaftsstatistik<br />
<strong>Statement</strong> anlässlich der Pressekonferenz „FuE in der Wirtschaft 2008“<br />
am 18. Dezember 2009 in Berlin<br />
Die wichtigsten Zahlen in Kürze<br />
Die deutschen Unternehmen haben 2008 mit 57,3 Mrd. Euro einen bedeutenden<br />
Beitrag zur Innovationskraft des Landes geleistet. Gegenüber 2007 ist das eine<br />
Steigerung <strong>von</strong> 7,2 Prozent. Damit haben <strong>die</strong> Unternehmen im Jahr 2008 sogar –<br />
wenn auch leicht - das übertroffen, was sie im Jahr zuvor geplant hatten (Planung<br />
2008 = 56,9 Mrd. Euro). Denn 2008 war bis in den Herbst hinein gekennzeichnet<br />
durch eine positive Grundstimmung in FuE, so dass <strong>die</strong> Krise nicht mehr auf <strong>die</strong><br />
FuE-Aktivitäten durchschlug.<br />
Die Wirtschafts- und Finanzkrise führte danach allerdings dazu, dass <strong>die</strong> FuE-<br />
Planungen <strong>für</strong> 2009 deutlich angepasst wurden. Nach den uns jetzt vorliegenden<br />
Planungen werden <strong>die</strong> Unternehmen nominal größenordnungsmäßig den gleichen<br />
Betrag <strong>für</strong> FuE einsetzen wie bereits 2008, etwa 57,4 Mrd. Euro. Die frühere Planung<br />
belief sich vor einem Jahr noch auf 59,6 Mrd. Euro.<br />
Dies ist in der Tat eine deutliche Anpassung der ursprünglichen Planung an <strong>die</strong> aktuelle<br />
wirtschaftliche Lage. Aber <strong>die</strong> Prognose <strong>für</strong> 2009 ist insofern ermutigend, als<br />
es bei der FuE-Planung der Unternehmen nicht zu einem Rückgang der FuE-<br />
Aktivitäten gekommen ist, wie es bei der Bruttowertschöpfung zu verzeichnen war.<br />
Die Wirtschaft hat also auch in stürmischen Zeiten in Bezug auf FuE Kurs gehalten.<br />
Die wichtigsten Ergebnisse lassen sich in drei Punkten zusammenfassen:
Erstens. Die FuE-Aufwendungen der Wirtschaft sind 2008 gegenüber 2007 gestiegen,<br />
und zwar um 7,2 % auf 57,3 Mrd. Euro.<br />
2008 beliefen sich <strong>die</strong> FuE-Ausgaben nach den Planungen der Unternehmen auf<br />
56,9 Mrd. Euro, man hat also in der optimistischen Grundstimmung in 2008 <strong>die</strong> ursprünglichen<br />
Planungen umgesetzt und sogar noch leicht übertroffen.<br />
2<br />
Zweitens: Im Jahr 2008 lag der Anteil der (internen) FuE der Wirtschaft am Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) bei 1,84 Prozent. damit hat <strong>die</strong> Wirtschaft ihre starke Stellung<br />
im FuE-Umfeld ausgebaut (2007= 1,78 Prozent), aber nicht in dem Maße, wie es <strong>für</strong><br />
das Lissabonziel notwendig ist.<br />
Deutschland wird es schwer haben, das selbst gesetzte Ziel zu erreichen, 2010<br />
drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes <strong>für</strong> FuE einzusetzen, da<strong>von</strong> 2 Prozentpunkte<br />
im Wirtschaftssektor.<br />
Denn da 2009 gegenüber 2008 <strong>die</strong> FuE-Aufwendungen praktisch unverändert geblieben<br />
sind, wird 2009 der FuE-Anteil am BIP steigen; <strong>die</strong>s ist bedingt durch den<br />
Rückgang des Bruttoinlandsproduktes im Jahre 2009; das Gutachten „Gemeinschaftsdiagnose“<br />
vom Herbst 2009 spricht <strong>von</strong> fast vier Prozent.<br />
Dieser Anstieg auf 1,90 Prozent sollte wahrlich nicht als Erfolg verzeichnet werden,<br />
aber dennoch zeigt sich, dass <strong>die</strong> Wirtschaft auch in stürmischen Zeiten <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />
sieht, in <strong>die</strong> Entwicklung neuer Produkte und Verfahren zu investieren.<br />
Allerdings ist <strong>die</strong> ursprüngliche FuE-Planung der Unternehmen <strong>für</strong> 2009 angepasst<br />
worden; <strong>die</strong> Anpassung machte immerhin 3,8 Prozent aus.<br />
<strong>Dr</strong>ittens. Die Dominanz der Automobilindustrie im deutschen FuE-Geschehen hat<br />
sich nochmals verstärkt. Im Jahre 2008 entfielen auf den Kraftfahrzeugbau 35 Prozent<br />
der Aufwendungen der Wirtschaft. Der Anteil der Elektrotechnik machte 18,8<br />
Prozent aus, <strong>die</strong> Chemie kam auf 14,5 Prozent. Der Vierte im Bunde ist der Maschinenbau<br />
mit 9,7 Prozent.<br />
Diese vier Branchen Kraftfahrzeugbau, Elektrotechnik, Chemie und Maschinenbau<br />
bestreiten somit 78 Prozent der FuE-Aufwendungen der Wirtschaft in Deutschland.<br />
Diese vier „FuE-Schwergewichte“ prägen traditionell <strong>die</strong> Industrie-FuE in Deutschland.<br />
Eine wirkliche Verschiebung im Branchensplit der FuE-Aktivitäten der Wirtschaft<br />
ist nicht erkennbar. Alle innovationsstarken Branchen haben ihre starke Stellung<br />
behauptet.<br />
Im Interesse der Zukunftsfähigkeit Deutschlands ist es zu begrüßen, wenn starke<br />
Innovationsimpulse aus verschiedenen Branchen kommen. Nur so bleibt das Land<br />
weitgehend unabhängig <strong>von</strong> Turbulenzen auf einzelnen Märkten.
FuE-Gesamtaufwendungen des Wirtschaftssektors 2001 - 2009<br />
3<br />
FuE-Gesamtaufwendungen<br />
Jahr<br />
Insgesamt<br />
Darunter:<br />
H. v. Kraftwagen<br />
Verän-<br />
u.<br />
derungsVeränratezusamderungsmenrate<br />
Büromasch. DV-<br />
Geräte, Elektrot.<br />
Veränzusamderungsmenrate<br />
Chemische<br />
Industrie<br />
Veränzusamderungsmenrate<br />
Maschinenbau<br />
Veränzusamderungsmenrate<br />
Mio. € % Mio. € % Mio. € % Mio. € % Mio. € %<br />
2001 43 758 3,7 14 363 6,6 8 851 13,6 7 046 -1,2 4 116 8,9<br />
2002 44 540 1,8 14 790 3,0 8 530 -3,6 7 420 5,3 4 210 2,3<br />
2003 46 522 4,4 16 322 10,4 8 486 -0,5 8 062 8,7 4 084 -3,0<br />
2004 46 059 -1,0 15 738 -3,6 8 489 0,0 8 016 -0,6 4 144 1,5<br />
2005 48 409 5,1 15 752 0,1 9 647 13,6 7 898 -1,5 4 507 8,8<br />
2006 51 980 7,4 16 799 6,6 10 554 9,4 9 048 14,6 4 673 3,7<br />
2007 53 447 2,8 18 116 7,8 10 085 -4,4 8 064 -10,9 5 207 11,4<br />
2008 57 304 7,2 20 042 10,6 10 800 7,1 8 297 2,9 5 535 6,3<br />
2009 1) 57 404 0,2 20 934 4,4 10 395 -3,8 8 259 -0,5 5 486 -0,9<br />
1) Plandaten aus der FuE-Erhebung 2008<br />
Rundungsabweichungen Quelle: <strong>Stifterverband</strong> Wissenschaftsstatistik<br />
Stand: November 2009<br />
Bruttoinlandsaufwendungen <strong>für</strong> Forschung und Entwicklung (FuE) Deutschlands und<br />
des Wirtschaftssektors im Verhältnis zum BIP<br />
Jahr<br />
Durchführung Bruttoinlandsaufwendungen <strong>für</strong> FuE<br />
darunter des Wirtschaftssektors<br />
Insgesamt Anteil am BIP<br />
zusammen Anteil am BIP<br />
Mio. € % Mio. € %<br />
1995 40 461 2,19 26 817 1,45<br />
1997 42 858 2,24 28 910 1,51<br />
1999 48 192 2,40 33 623 1,67<br />
2001 52 002 2,46 36 332 1,72<br />
2003 54 538 2,52 38 029 1,76<br />
2004 54 967 2,49 38 363 1,74<br />
2005 55 739 2,48 38 651 1,72<br />
2006 58 772 2,54 41 148 1,77<br />
2007 61 482 2,54 43 034 1,77<br />
Quelle: BMBF, DESTATIS, <strong>Stifterverband</strong> Wissenschaftsstatistik
FuE-Personal des Wirtschaftssektors<br />
Die zweite Messgröße des FuE-Engagements der Unternehmen ist das eingesetzte<br />
Personal. Dass Forschung und Entwicklung eher durch graduelle Veränderungen<br />
denn durch abrupte Schwankungen gekennzeichnet ist, zeigt der Blick auf <strong>die</strong><br />
Beschäftigtenzahlen.<br />
4<br />
Im Jahr 2007 waren rund 322.000 Personen in Unternehmen und Institutionen <strong>für</strong><br />
Gemeinschaftsforschung (gemessen im „Vollzeitäquivalent“) im FuE-Bereich tätig,<br />
ein Zuwachs um drei Prozent gegenüber 2006. Für 2008 beziffern wir <strong>die</strong> Zahl der in<br />
der Wirtschaft beschäftigten Forscher, Laboranten und Techniker auf 333.000, ein<br />
weiteres Plus gegenüber 2007 um 3,4 Prozent.<br />
In der Elektrotechnik (5,7 Prozent), dem Maschinenbau (4,9 Prozent) und im<br />
Kraftfahrzeugbau (4,3 Prozent) ist eine Zunahme des FuE-Personals um rund fünf<br />
Prozent zu konstatieren. In der Chemie ist im FuE-Bereich eine Zunahme des FuE-<br />
Personals <strong>von</strong> rund einem Prozent zu verzeichnen.<br />
Die ohnehin starke Stellung des Kraftfahrzeugbaus ist leicht gestärkt worden, gut 25<br />
Prozent des FuE-Personals der Wirtschaft entfällt auf <strong>die</strong>se Branche. Zudem<br />
zeichnet sie sich durch starke Ausstrahlungen in <strong>die</strong> Elektrotechnik und Chemie aus;<br />
deren Forschung-Ergebnisse führen häufig zu Verbesserungen im Automobilbau.<br />
FuE in Großunternehmen sowie kleinen und mittleren Unternehmen (KMU)<br />
FuE ist eine Domäne der Großunternehmen; <strong>die</strong>s gilt <strong>für</strong> Deutschland und seine<br />
Nachbarn gleichermaßen. In Deutschland entfielen 2008 9,0 Prozent der FuE-<br />
Aufwendungen auf KMU (<strong>die</strong>s sind nach der neuen in Europa üblichen Abgrenzung<br />
Unternehmen mit unter 250 Beschäftigten), <strong>die</strong>s bedeutet eine geringfügige Veränderung<br />
gegenüber 2007 (= 9,2 Prozent).<br />
FuE-Kennzahlen KMU (Großunternehmen): (Angaben in %)<br />
Jahr<br />
Gesamt<br />
FuE-Aufwendungen<br />
Intern<br />
2001 8,0 (92,0) 8,4 (91,6)<br />
2003 7,2 (92,8) 7,8 (92,2)<br />
2005 8,2 (91,8) 9,2 (90,8)<br />
2007 9,2 (90,8) 10,1 (89,9)<br />
2008 9,1 (90,9) 9,8 (90,2)<br />
2009 8,9 (91,1) • •
5<br />
Die Daten weisen erfreulicherweise im mittelfristigen Trend eine Zunahme des FuE-<br />
Engagements auch bei den kleinen und mittleren Unternehmen aus. Dies gilt <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
FuE-Aufwendungen und das FuE-Personal gleichermaßen.<br />
Allerdings ist <strong>die</strong> Verschiebung in Richtung einer Zunahme des KMU-Gewichts bei<br />
der Industrieforschung zunächst zum Stillstand gekommen. Der Anteil der KMU ist<br />
mit etwa 9 Prozent bei den FuE-Aufwendungen seit 2007 recht konstant geblieben,<br />
auch in der FuE-Planung <strong>für</strong> 2009.<br />
Deutlich wird damit, dass <strong>die</strong> kleinen und mittleren Unternehmen vorsichtiger, zurückhaltender<br />
und auch kurzfristiger bei ihrem FuE-Engagement reagieren. Zu be<strong>für</strong>chten<br />
ist, dass in der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise <strong>die</strong> KMU zunehmend<br />
vor <strong>die</strong> Frage gestellt werden, sich zumindest kurzfristig – und hoffentlich<br />
nur vorübergehend - aus dem FuE-Prozess zurückzuziehen.<br />
Kontakt:<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Christoph</strong> <strong>Grenzmann</strong><br />
Leiter der Wissenschaftsstatistik im <strong>Stifterverband</strong><br />
Tel.: (0201) 8401-426<br />
E-Mail: christoph.grenzmann@stifterverband.de