Chemie im Alltag – Wo begegnet Dir Chemie - Stifterverband für die ...
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<strong>Chemie</strong> <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong> <strong>–</strong> <strong>Wo</strong> <strong>begegnet</strong> <strong>Dir</strong> <strong>Chemie</strong> <strong>–</strong><br />
Ein offenes und studentisch organisiertes Online-<br />
Projektlabor<br />
Projektleiter: Prof. Dr. Thomas Friedrich /<br />
Dr. Franz-Josef Schmitt,<br />
Sekr. PC 14, Institut <strong>für</strong> <strong>Chemie</strong>,<br />
FG Physikalische <strong>Chemie</strong> / Bioenergetik<br />
Zielgruppe:<br />
Stu<strong>die</strong>rende des Bachelor-Stu<strong>die</strong>ngangs<br />
<strong>Chemie</strong> vorwiegend in der<br />
Stu<strong>die</strong>neingangsphase (1. u. 2.<br />
Fachsemester), Stu<strong>die</strong>rende der MINT-<br />
Fächer, interessente Öffentlichkeit<br />
Förderzeitraum: 01.01.2014-31.12.2014<br />
Beantragte Mittel: Siehe Anlage (Punkt 10)<br />
1. Vorgeschlagene Lehrveranstaltung<br />
Ziel ist der Aufbau eines studentischen Projektlabors <strong>Chemie</strong> inklusive eines mit<br />
den Stu<strong>die</strong>renden organisierten Web-Auftritts <strong>für</strong> <strong>die</strong> offene und nachhaltige<br />
Dokumentation anwendungsnaher, studentischer Labor- und Lehraktivitäten unter<br />
dem Titel „Online-Projektlabor - <strong>Chemie</strong> <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong>“. Die Veranstaltung richtet<br />
sich vornehmlich an Stu<strong>die</strong>rende in der Stu<strong>die</strong>neingangsphase des Bachelor-<br />
Stu<strong>die</strong>ngangs <strong>Chemie</strong>. Perspektivisch soll der Kurs als Wahlpflichtanteil in <strong>die</strong><br />
Grundpraktika der Physikalischen <strong>Chemie</strong> (PC I und PC II) integriert werden und<br />
einen Teil der obligatorischen Versuche zum Abschluss der Module ersetzen.<br />
Gleichzeitig steht <strong>die</strong> Veranstaltung <strong>im</strong> freien Wahlbereich allen Stu<strong>die</strong>renden der<br />
Technischen Universität Berlin offen und <strong>die</strong>nt dem Aufbau einer Online-<br />
Plattform, <strong>die</strong> allen naturwissenschaftlich Interessierten aus der Gesellschaft <strong>die</strong><br />
Fragestellungen zur „<strong>Chemie</strong> <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong>“ eröffnet.<br />
2. Motivation, Hintergrund und Ansätze zur Problemlösung<br />
Konventionelle Lehrangebote der Universitäten aus Bachelor- und<br />
Masterstu<strong>die</strong>ngängen sind derzeit vorwiegend auf das Bestehen von Klausuren<br />
ausgerichtet. Begleitende Seminare oder Tutorien <strong>die</strong>nen der intensiven<br />
Vorbereitung, dem Nachholen von versäumtem Stoff oder dem Erarbeiten von<br />
nicht vorhandenen Wissensgrundlagen. Insbesondere in den ersten Semestern<br />
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werden Stu<strong>die</strong>rende von einem Räderwerk erfasst, das <strong>die</strong> Erschließung von<br />
Stu<strong>die</strong>ninhalten eher extrinsisch aufprägt als intrinsisch motiviert. Zudem geht<br />
den Stu<strong>die</strong>renden gerade in der Anfangsphase leicht der Blick über ihr<br />
Stu<strong>die</strong>nfach als Ganzes verloren, da <strong>die</strong> Inhalte in Details zerfließen, statt zu einer<br />
zusammenschauenden Betrachtung anzuregen und <strong>die</strong> ursprüngliche<br />
Stu<strong>die</strong>nmotivation weicht einer Phase der Ernüchterung, wenn nicht sogar der<br />
Enttäuschung. Darin ist ein Grund <strong>für</strong> <strong>die</strong> hohen Stu<strong>die</strong>nabbrecherquoten in den<br />
MINT-Fächern, gerade in der Stu<strong>die</strong>neingangsphase zu suchen. Hier sind <strong>die</strong><br />
ersten drei Fachsemester entscheidend <strong>für</strong> den Erfolg <strong>im</strong> Bachelorstudium, wie<br />
auch <strong>die</strong> HIS GmbH in ihren Stu<strong>die</strong>n zum Stu<strong>die</strong>nabbruch belegt. An der<br />
Technischen Universität Berlin liegt <strong>die</strong> Schwundbilanz <strong>für</strong> den<br />
Bachelorstu<strong>die</strong>ngang <strong>Chemie</strong> <strong>im</strong> sechsten Fachsemester bei 38 %<br />
(Sommersemester 2011) und weist damit eine schlechtere Bilanz als der<br />
Gesamtdurchschnitt aller erfassten Stu<strong>die</strong>ngänge aus (32 %). Aus den Tätigkeiten<br />
als Vorsitzender der Prüfungsausschuss <strong>für</strong> den Bachelor-Stu<strong>die</strong>ngang <strong>Chemie</strong><br />
und den Erfahrungen als Lehrverantwortlicher <strong>für</strong> das Modul „Mathematik <strong>für</strong><br />
ChemikerInnen“ sowie der Praktika der Physikalischen <strong>Chemie</strong> ist uns <strong>die</strong><br />
Tragweite <strong>die</strong>ser Probleme bewusst, und wir möchten mit dem vorgeschlagenen<br />
Kurs einen Beitrag <strong>für</strong> eine verbesserte Lehr- und Lernkultur <strong>im</strong> Stu<strong>die</strong>ngang<br />
<strong>Chemie</strong> leisten und zusammen mit den Stu<strong>die</strong>renden eine motivierende<br />
Lehrveranstaltung schaffen, <strong>die</strong> unter Nutzung des Potenzials der neuen Me<strong>die</strong>n<br />
den Charakter des forschenden Lernens in den Vordergrund stellt. Das zentrale<br />
Problem exper<strong>im</strong>enteller Fächer wie der <strong>Chemie</strong> besteht darin, dass durch<br />
begrenzte Ressourcen und <strong>die</strong> geforderte Messbarkeit der Stu<strong>die</strong>nleistung eine<br />
fortschreitende Formalisierung und damit Theoretisierung des Stu<strong>die</strong>nfachs zu<br />
konstatieren ist. Dieser Trend zur Formalisierung kann durch den intelligenten<br />
Einsatz webbasierter Technologien durchbrochen werden, indem <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden<br />
aktiv in das Erarbeiten von Lehr- und Lerninhalten eingebunden werden. Das<br />
leitende Motiv des hier vorgestellten Online-Labors ist, dass der forschende<br />
Umgang mit den Phänomenen der Natur nicht notwendig an <strong>die</strong> Bedingungen<br />
einer formal definierten Prüfung anknüpfen muss. Forschen wird durch Neugier<br />
und Interesse motiviert, nicht durch das Abarbeiten von Modulkatalogen. Insofern<br />
verfolgt das Projektlabor auch das Ziel des barrierefreien Forschungslabors, das<br />
gegebenenfalls unter fachkundiger Begleitung allen in <strong>die</strong>sem Sinne<br />
„Forschenden“ offen steht.<br />
Offene Online-Kurse (Moocs), E-Learning und der invertierte Klassenraum setzen<br />
derzeit Trends <strong>im</strong> Bereich der onlinegestützten Lehre, um den Stu<strong>die</strong>renden<br />
webbasierte Technologien zur Anwendung in der Lehre näherzubringen. Dabei<br />
werden meist <strong>die</strong> Lehr- und Begleitmaterialien in elektronischer Form (Texte,<br />
Präsentationen, Video-Aufzeichnungen) angeboten. Ergänzende Funktionalitäten<br />
wie Foren, Online-Umfragen und automatisierte Aufgabenkontrolle sind häufig<br />
auf <strong>die</strong> eher theoretischen Fächer der Grundlagenlehre (z.B. Mathematik-Kurse)<br />
beschränkt. Gerade in den praktischen Lehrveranstaltungen wird E-Learning noch<br />
sehr lückenhaft eingesetzt. Dabei ist gerade hier <strong>die</strong> Inanspruchnahme von<br />
Ressourcen (Personal, Material, Praktikumsinfrastruktur) am höchsten, und<br />
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gerade hier sollte der Aspekt des „forschenden Lernens“ durch eine besonders<br />
starke Einbindung der Stu<strong>die</strong>renden in <strong>die</strong> Lehrveranstaltung gefördert werden.<br />
Der spielerisch forschende Umgang mit den neuen Me<strong>die</strong>n bietet gerade in den<br />
Praktika einen „game-learning“ Ansatz zur effizienten Bearbeitung der<br />
angebotenen Exper<strong>im</strong>ente unter Min<strong>im</strong>ierung des Ressourcenverbrauchs. An der<br />
Technischen Universität Berlin bauen fortschrittliche Initiativen <strong>im</strong> Bereich Lehre<br />
und Studium derzeit Angebote der internetgestützten Lehre <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anwendung in<br />
den Praktika aus. Dazu gehört <strong>die</strong> Entwicklung von Online-Vorsprachen, Remote-<br />
Exper<strong>im</strong>enten und webbasierten Be<strong>die</strong>nungsanleitungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Exper<strong>im</strong>ente. Das<br />
hier beantragte Projekt des studentischen Onlinelabors soll jedoch weit darüber<br />
hinausgehen und <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden zu Akteuren der Kursproduktion machen. Die<br />
hierzu erforderliche Anschubfinanzierung soll dazu <strong>die</strong>nen, <strong>im</strong> Rahmen der<br />
Initiativen der Technischen Universität Berlin <strong>die</strong>ses innovative Lehrkonzept<br />
nachhaltig zu etablieren.<br />
3. Ziel der Veranstaltung<br />
Durch eine intelligente Verknüpfung von Präsenzveranstaltung mit selbst<br />
erarbeiteten Lehrinhalten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden <strong>für</strong> eine Präsentation vor Peers<br />
und <strong>im</strong> WWW aufbereiten, soll der Charakter des forschenden Lernens bereits in<br />
der Stu<strong>die</strong>neingangsphase hervorgehoben werden, um gerade in <strong>die</strong>ser Phase ein<br />
Gegengewicht zum formalen Leistungsdruck in den theoretischen Fächern zu<br />
setzen. Das Online-Projektlabor <strong>die</strong>nt der Aufrechterhaltung einer positiven<br />
Grundmotivation <strong>für</strong> „mein Stu<strong>die</strong>nfach“ (<strong>die</strong> <strong>Chemie</strong> bietet sich hier zunächst<br />
einmal exemplarisch an), indem bereits unmittelbar in den ersten<br />
Stu<strong>die</strong>nsemestern der Blick über <strong>die</strong> Disziplingrenzen hinweg schweifen kann und<br />
<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden sich als selbstverantwortliche Akteure erfahren können. Die<br />
Stu<strong>die</strong>renden sollen <strong>die</strong> <strong>Chemie</strong> in den Dingen unserer Umgebung entdecken,<br />
untersuchen und anderen gegenüber verständlich darstellen. Sie erarbeiten<br />
selbständig Fragestellungen, machen sich Gedanken über Lösungsansätze und<br />
suchen nach Möglichkeiten, ihre Fragen zu beantworten. Hierbei sollen ihnen<br />
explizit auch <strong>die</strong> Türen der wissenschaftlichen Laboratorien geöffnet werden,<br />
denn das Stellen sinnvoller wissenschaftlicher Fragen ist nicht auf eine best<strong>im</strong>mte<br />
Stu<strong>die</strong>nphase beschränkt. Bei <strong>die</strong>sen konzeptionellen Aufgaben werden <strong>die</strong><br />
Stu<strong>die</strong>renden von Tutorinnen und Tutoren unterstützt, <strong>die</strong> sich in den Laboren<br />
auskennen und Hilfestellung zur Erarbeitung von Lösungsansätzen geben,<br />
Kontakte in <strong>die</strong> Labor-Arbeitskreise herstellen und ggf. bei technisch<br />
anspruchsvollen Versuchen assistieren können. Zudem vermittelt <strong>die</strong><br />
Veranstaltung einen Blick auf <strong>die</strong> Vielfalt des Stu<strong>die</strong>nfachs mit seinen<br />
interdisziplinären Bezügen zu anderen Feldern, baut von Anfang an Grenzen<br />
zwischen Hörsaal, Ausbildungs- und Forschungslabor ab und verfolgt das Ziel,<br />
<strong>die</strong> Begeisterung <strong>für</strong> das eigene Fach an andere weiterzugeben. Am Schluss steht<br />
ein Ergebnis, das ausdrücklich auch Breitenwirkung entfalten soll, indem es dem<br />
Publikum jenseits der Universitätsgrenzen zugänglich gemacht wird. Die<br />
erarbeiteten Materialien <strong>die</strong>nen nachfolgenden Stu<strong>die</strong>rendengenerationen als<br />
Lehr- und Anschauungsmaterial, so dass ein stetig wachsender Pool entsteht, der<br />
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das Grundgerüst <strong>für</strong> eine Online-Lehrveranstaltung bildet. Die studentischen<br />
Lerninhalte entwickeln sich auf <strong>die</strong>se Weise zu neuen Lehrmaterialien, <strong>die</strong> unter<br />
kreativer Lizenzierung (z.B. creative commons <strong>–</strong> Nennung der Autoren bei freier<br />
nicht gewerblicher Nutzerlizenz) einem breiten Publikum, auch außerhalb der<br />
Hochschule, angeboten werden können. Somit kann <strong>die</strong> Hochschule um neue<br />
Stu<strong>die</strong>rende werben, aber auch der Gesellschaft <strong>die</strong> studentischen Erfolge<br />
vermitteln und sie über das Internet sogar zur Weiterbildung <strong>für</strong> alle <strong>im</strong> Sinne des<br />
„Life-long Learning“ zur Verfügung stellen.<br />
Besonders gelungene Beiträge werden auf Schülerinfotagen, SchülerInnen- und<br />
Technik-Tagen, während des „Girl´s Day“ oder <strong>im</strong> Rahmen der „Langen Nacht<br />
der Wissenschaften“ öffentlich präsentiert und bieten den Besucherinnen und<br />
Besuchern aus Stu<strong>die</strong>rendensicht einen Einblick in <strong>die</strong> universitäre Lehr- und<br />
Forschungswelt, um so auch <strong>die</strong> Attraktivität der MINT-Stu<strong>die</strong>nfächer nachhaltig<br />
zu steigern.<br />
Ein Großteil der Stu<strong>die</strong>renden entwickelt innerhalb seiner Stu<strong>die</strong>nlaufbahn<br />
ohnehin viele der Lehr- und Lernmaterialien selbst. Dies reicht von<br />
Vorlesungsmitschriften, selbst angefertigten Skripten, Tonaufzeichnungen und<br />
Sammlungen von Onlinematerialien über Protokolle, Hausarbeiten, Klausuren<br />
und Abschlussarbeiten. Der Aufbau eines Pools von sog. „Open Educational<br />
Resources“ in der <strong>Chemie</strong> zielt dabei neben den genannten Aspekten von<br />
Motivation und Öffentlichkeitswirksamkeit auf eine längerfristige, von<br />
Stu<strong>die</strong>renden erarbeitete, mult<strong>im</strong>ediale Unterstützung der Lehre in der <strong>Chemie</strong>.<br />
Offene Lehrinhalte ermöglichen den Stu<strong>die</strong>renden auch <strong>die</strong> Modifikation<br />
vorhandener Lehrinhalte selbst. Durch kreative Lizenzierung kann <strong>die</strong>s<br />
nachvollziehbar sichtbar gemacht und Fragen zur Autorenschaft sowie der nötigen<br />
Disziplin <strong>im</strong> Zitieren besser vermittelt werden als bei freien Sammlung<br />
unzureichend dokumentierter Materialien aus dem WWW. Offene Lehrinhalte<br />
lassen sich als eine ehrliche und transparent nachvollziehbare Entsprechung<br />
dessen verstehen, was Stu<strong>die</strong>rende in ihrem Lernalltag schon jetzt tagtäglich tun,<br />
nämlich sich ihre Aufzeichnungen gegenseitig zugänglich zu machen. Mit <strong>die</strong>ser<br />
Initiative möchten wir <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden dazu motivieren, <strong>die</strong>s nun auch mit<br />
zentraler Unterstützung, in besserer Qualität und als Online-Projektlabor<br />
transparent zu tun. Die Stu<strong>die</strong>renden avancieren von Prüflingen, <strong>die</strong> sich nur um<br />
des extrinsisch aufgeprägten Zwangs willen mit den Lehrinhalten<br />
auseinandersetzen, zu Produzenten - und zu Pädagogen. Sie werden zu<br />
Hauptdarstellern ihrer eigenen Produktionen und erweitern <strong>die</strong> Facetten ihrer<br />
Persönlichkeit. Für das Kursziel bleibt <strong>die</strong> Bedeutung der Note zurück hinter dem<br />
bleibenden Eindruck unter Freunden, in der Universität und in der Gesellschaft.<br />
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4. Die zweigeteilte Struktur des „Online Projektlabors - <strong>Chemie</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Alltag</strong>“<br />
4.1 Universitäre Komponente: Das Projektlabor<br />
Der Projektlabor <strong>Chemie</strong> als Universitäts-Kurs gliedert sich in zwei Abschnitte,<br />
<strong>die</strong> sich jeweils über ein Semester erstrecken. Das erste Semester umfasst <strong>die</strong><br />
Erarbeitungsphase <strong>für</strong> <strong>die</strong> selbstorganisierten Projekte, während das zweite der<br />
Produktion, Präsentation und Strukturierung des Online-Auftritts der Projekte<br />
gewidmet ist.<br />
Der exper<strong>im</strong>entell praktische Teil der ersten Phase sollte aus einer<br />
Exper<strong>im</strong>entierreihe bestehen, <strong>die</strong> sich vorzugsweise an 1-2 Nachmittagen<br />
durchführen lässt und dabei kompakt mult<strong>im</strong>edial protokolliert werden kann, um<br />
den Stoff der zweiten Phase zu liefern.<br />
4.1.1 Erarbeitung von Projektidee und -konzept<br />
In der Erarbeitungsphase des ersten Semesters entwickeln <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden<br />
zunächst aus eigenem Interesse <strong>die</strong> Fragestellung <strong>für</strong> ein anwendungsnahes<br />
Projekt zu dem Thema „<strong>Chemie</strong> <strong>im</strong> <strong>Alltag</strong>“ und arbeiten hierzu unter Anleitung<br />
bzw. Begleitung durch erfahrenes Lehrpersonal ein Konzept aus. Vorbereitend ist<br />
in <strong>die</strong>ser ersten Phase je Gruppe eine Recherche zur thematischen Erfassung des<br />
eigenen Projekts <strong>im</strong> kursweiten Wiki durchzuführen, sowie <strong>die</strong> Entscheidung <strong>für</strong><br />
einen zum Projekt passenden exper<strong>im</strong>entellen Ansatz, als auch über <strong>die</strong><br />
angemessene mult<strong>im</strong>ediale Dokumentation zu treffen.<br />
Best-Practice Phase: Nachdem der Kurs bereits einmal durchgelaufen ist, hören<br />
sich <strong>die</strong> jeweiligen Stu<strong>die</strong>renden der Erarbeitungsphase <strong>die</strong> Vorstellung von „Best<br />
Practice“-Beispielen aus der Präsentationsphase der Stu<strong>die</strong>renden an, <strong>die</strong> bereits<br />
ein Semester weiter sind. So wird <strong>die</strong> Kontinuität in der Entwicklung der Projekte<br />
und der Erweiterung des Kurskanons gewahrt. Ziel ist es, <strong>die</strong> folgenden<br />
Stu<strong>die</strong>renden zu informieren und zu motivieren und ihnen gleichzeitig zu zeigen,<br />
welche Themen in welcher Form bereits „abgearbeitet“ sind. Für den ersten<br />
Durchlauf wird den Stu<strong>die</strong>renden der Erarbeitungsphase ein Curriculum aus „Best<br />
Practice“-Beispielen präsentiert, <strong>die</strong> <strong>im</strong> Rahmen des Online-Projektlabors<br />
zunächst von Tutorinnen und Tutoren erarbeitet wurden. Dadurch wird auch der<br />
Rahmen <strong>für</strong> <strong>die</strong> gesamte Veranstaltung vorgegeben. Zu Semesterbeginn wird ein<br />
Kanon über alle Versuche der „Best Practice“-Präsentationsreihe ausgegeben, <strong>die</strong><br />
Veranstaltung läuft jedoch begleitend über das gesamte Semester.<br />
Entwicklung der Inhalte, thematische Recherche: Parallel zur Teilnahme an<br />
der Präsentation der „Best Practice“-Beispiele ihrer vorangehenden<br />
Kommilitoninnen und Kommilitonen entwickeln <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden ihre eigenen<br />
Inhalte und recherchieren <strong>die</strong> nötigen Hintergrundinformationen zur Darstellung<br />
eines kompakten Exper<strong>im</strong>ents mit klarem didaktischem Ziel. In beständiger<br />
Kommunikation mit den Tutorinnen und Tutoren wird <strong>die</strong> Machbarkeit des<br />
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Vorhabens und <strong>die</strong> Richtigkeit und Umsetzbarkeit der studentischen Ergebnisse<br />
geprüft. Jede Gruppe legt in einem Wiki dazu ihre Content-Sammlung und<br />
Versuchsbeschreibung an, so dass bereits <strong>die</strong>se theoretische Komponente ein<br />
Bestandteil der Online-Lehrveranstaltung wird.<br />
Konzeption und Ausarbeitung eines Dokumentationsansatzes: Entscheidend<br />
<strong>für</strong> den Erfolg des Produktionsergebnisses ist <strong>die</strong> mult<strong>im</strong>ediale Produktion. Diese<br />
muss deshalb sehr gut geplant und vorbereitet sein und sollte in ein max<strong>im</strong>al 20-<br />
30 minütiges Lehrvideo mit der kompletten Vorführung und Implementierung der<br />
begleitenden Materialien zum Versuch einmünden. Bestandteil des<br />
Dokumentationsansatzes ist deshalb <strong>die</strong> Erstellung des Storyboards, <strong>die</strong> zeitliche<br />
und organisatorische Planung der Produktion und das Üben des exper<strong>im</strong>entellen<br />
Teils vor laufender Kamera, so dass ein möglichst professionelles Video entsteht.<br />
Die Produktionsphase stellt den Höhepunkt der Erarbeitungsphase dar. Die<br />
Stu<strong>die</strong>renden erstellen den Videobeitrag <strong>für</strong> Ihre Präsentation <strong>im</strong> Internet. Die<br />
nötigen Exper<strong>im</strong>ente werden professionell vorgeführt und dabei als Video von<br />
etwa 20 bis max<strong>im</strong>al 30 Minuten Länge aufgenommen, das den Versuch, seine<br />
Motivation, seine Ergebnisse und seine gesellschaftliche Relevanz überzeugend<br />
darstellt. Die entwickelten Inhalte können je nach Kompetenz der Stu<strong>die</strong>renden<br />
mit Computer-S<strong>im</strong>ulationen unterstützt und mit Webapplikationen wie<br />
Diskussionsforen verknüpft werden. Die Videos sollen gut geschnitten und<br />
überarbeitet werden, was sich bis in das zweite Semester hinein erstrecken darf.<br />
Die Filme werden <strong>im</strong> folgenden Semester den neuen Gruppen zum Beginn der<br />
Erarbeitungsphase in einer kompakten Auftaktveranstaltung als Motivation und<br />
Inspiration zusammen mit dem Konzept der Veranstaltung und möglichen<br />
Themenvorschlägen vorgeführt.<br />
4.1.2 Präsentationsphase<br />
Ausarbeitung des Online-Lehr-Moduls: Das Schneiden der Videos und das<br />
Verknüpfen mit geeignetem Content ist ein weitreichender und aufwändiger<br />
Prozess. Durch iterierte Auseinandersetzung mit ihrem Exper<strong>im</strong>ent lernen hierbei<br />
<strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden <strong>die</strong> von ihnen selbst aufgeworfenen Fragestellungen in Tiefe zu<br />
beantworten. Es ist deshalb angedacht, <strong>die</strong> Produktionsphase zum Schluss des<br />
ersten Semesters zu beenden, jedoch zur Fertigstellung des eigentlichen Online-<br />
Lehr-Moduls <strong>im</strong> zweiten Semester erneut aufzugreifen. Stu<strong>die</strong>rende, <strong>die</strong> hierbei<br />
schneller vorankommen, beginnen <strong>die</strong> Präsentationsphase des zweiten Semesters<br />
mit dem Vortrag ihrer Ergebnisse, Stu<strong>die</strong>rende, <strong>die</strong> längere Zeit benötigen oder<br />
aufwändigere Dokumentationen erstellen, können <strong>die</strong>s am Ende des zweiten<br />
Semesters tun. Durch <strong>die</strong>se zeitliche Flexibilisierung hat das Online-Lehr-Modul<br />
Zeit zur Entfaltung kreativer Spielräume und kann ständig durch weiterführende<br />
links und Literaturverweise sowie <strong>im</strong> Design verbessert werden. Auch können<br />
nach der Präsentation vor den Stu<strong>die</strong>renden der Erarbeitungsphase und durch<br />
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Rückmeldungen aus dem offenen Online-Forum Anregungen zur Steigerung der<br />
Attraktivität der Ergebnisse eingearbeitet werden.<br />
Vorstellung des Online-Lehr-Moduls und gemeinsame Reflexion: An einem<br />
festen Termin in der <strong>Wo</strong>che läuft über das gesamte zweite Semester <strong>die</strong><br />
Präsentation des Online-Lehr-Moduls vor den Stu<strong>die</strong>renden der ersten Phase<br />
durch <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden der zweiten Phase. Dies geschieht in seminar-ähnlichem<br />
Charakter durch eine Vortrags-Präsentation mit anschließender Diskussion, <strong>die</strong><br />
weitere Verbesserungsvorschläge liefert. Gegen Ende des Semesters gibt es<br />
jedoch noch einmal gesonderte Termine zur gemeinsamen Reflexion und<br />
Gesamtschau der Lehrveranstaltung.<br />
Zusammenführung aller Lehr-Module in einen gemeinsamen „Syllabus“: Zur<br />
nachhaltigen Darstellung des studentischen Online-Labors <strong>Chemie</strong> muss der<br />
Internetauftritt mit den einzelnen Beiträgen der Stu<strong>die</strong>renden zu einem<br />
einheitlichen Endprodukt zusammengeführt werden. Dies geschieht <strong>im</strong><br />
Wesentlichen unter der Verantwortung des begleitenden Dozenten. Gerade in der<br />
Aufbauphase des studentischen Online-Labors wird <strong>die</strong> Erstellung des „Syllabus“<br />
von Tutorinnen und Tutoren durchgeführt und vom verantwortlichen Dozenten<br />
begleitet. Neben dem Aufbau des Online-Labors <strong>im</strong> Internet sollen <strong>die</strong> Inhalte<br />
jeden Semesters zu einem e-book, auch gedruckt in „greifbarer“ Form<br />
zusammengefasst werden.<br />
4.2 Gesellschaftliche Komponente: Der Offene Online-Kurs<br />
Die Stu<strong>die</strong>renden sollen <strong>die</strong> selbst erarbeiteten Inhalte derart aufbereiten, dass sie<br />
nicht nur ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen als Vorlage oder „goodpractice“-Beispiel<br />
und als Informationsquelle <strong>die</strong>nen, sondern auch in<br />
allgemeinverständlicher Form <strong>die</strong> Wissbegier von Online-Nutzern stillen. Hierin<br />
liegt auch ein wesentliches Ziel des entstehenden offenen Online-Kurses. Indem<br />
<strong>die</strong> breite Öffentlichkeit Zugang zu den aufgearbeiteten Inhalten bekommt,<br />
können nicht nur Stu<strong>die</strong>rende den Kurs nachvollziehen, sondern ein öffentliches<br />
Publikum. Dieses lernt dadurch <strong>die</strong> wissenschaftlich-didaktischen Kompetenzen<br />
der Technischen Universität Berlin kennen und erwirbt Kenntnisse über <strong>die</strong><br />
Bedeutung „chemischer“ <strong>Alltag</strong>sprobleme. Die Nutzer des Online-Forums werden<br />
aber auch aufgefordert, selbst Fragen an „<strong>die</strong> <strong>Chemie</strong>“ zu formulieren oder<br />
Vorschläge <strong>für</strong> lohnenswerte studentische Projekte zu machen, <strong>die</strong> dann von<br />
Stu<strong>die</strong>renden aufgegriffen und bearbeitet werden.<br />
4.3 Mögliche Inhalte der ersten Projektstaffel<br />
<strong>Chemie</strong> des Lebens - Nichtgleichgewicht, Entropiefluss, Energie- und<br />
Signaltransduktion in lebenden Systemen<br />
Mischen und Trennen - Die Welt hinter Phasendiagrammen (eutektische<br />
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Gemische, Lötzinn, Destillation, Fraktionierung...)<br />
Photosynthese - Messung der Fluoreszenz und Sauerstoffproduktion an<br />
einem Blatt<br />
Räuber und Beute - Von oszillierenden Reaktionen bis zum Chaos<br />
Farbiges Feuer: Was wir aus der Spektroskopie von Verbrennungen lernen<br />
Eins oder Zwei - der kinetische Isotopeneffekt<br />
Was bin ich? - Genotypisierung mittels PCR<br />
Biologische Kunststoffe - Grundstoffe <strong>für</strong> eine Post-Carbon Chemistry<br />
Spurenanalytik von Trinkwasser mit Atomabsorptionsspektrophotometrie<br />
Öladsorption nach Ölkatastrophen - Wer frisst den Dreck?<br />
Ketchup und Konsorten - Nicht-Newtonsche Flüssigkeiten<br />
Der chemische Garten: Kristallisation und Kristallwachstum<br />
Traubes Regel und <strong>die</strong> Wirkung von Narkotika - Warum löst man Lachgas<br />
in Olivenöl?<br />
Noble Hochzeiten - Edelgase auf Partnersuche<br />
Der Fleck muss weg: Reinigung von Textilien mit <strong>Chemie</strong><br />
FCKW und Treibhausgase - Physikochemie der Atmosphäre<br />
(Bio-)<strong>Chemie</strong> <strong>im</strong> Kleiderschrank - von Seide bis Synthetik<br />
Chemische Extremisten - Mikroorganismen am Abgrund<br />
5. Alleinstellungmerkmal<br />
Zahlreiche Lehrveranstaltungen nutzen derzeit <strong>die</strong> neuen Me<strong>die</strong>n zur<br />
Bereitstellung von Content oder zur Kommunikation mit den Stu<strong>die</strong>renden.<br />
Generell profitieren dabei <strong>die</strong> theoretischen Fächer stärker von webbasierten<br />
Technologien als praktische Fächer. Ein studentisches Onlinelabor, das in der<br />
bezeichneten Weise Stu<strong>die</strong>rende und neue Me<strong>die</strong>n zusammenführt, um aus <strong>die</strong>ser<br />
Interaktion selbst Stu<strong>die</strong>ninhalte zu schaffen, existiert noch nicht. Zudem werden<br />
konventionelle Praktika relativ starr an fest aufgebauten Versuchsapparaturen<br />
durchgeführt, <strong>die</strong> sich in der Regel außerhalb der Forschungslaboratorien<br />
befinden. Das Konzept des „barrierefreien Forschungslabors“, welches den<br />
studentisch „Forschenden“ den Zugang zu wissenschaftlichen Laboratorien<br />
eröffnen soll, hat ebenfalls noch nicht in institutionalisierte Curricula Eingang<br />
gefunden. Daher würde <strong>die</strong> Etablierung <strong>die</strong>ser Veranstaltung ein<br />
Alleinstellungsmerkmal <strong>für</strong> <strong>die</strong> Technische Universität Berlin darstellen.<br />
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6. Verstetigung<br />
Das studentische Onlinelabor wird zunächst als Wahlmodul angeboten, das<br />
vorzugsweise von Stu<strong>die</strong>renden des Bachelor-Stu<strong>die</strong>ngangs <strong>Chemie</strong> <strong>im</strong> freien<br />
Wahlbereich angerechnet werden kann. Im Rahmen des Wahlbereichs steht <strong>die</strong>se<br />
Veranstaltung jedoch auch allen anderen Stu<strong>die</strong>renden offen.<br />
Im Erfolgsfall wird ein neuer Wahlpflichtbereich innerhalb der Praktika der<br />
<strong>Chemie</strong> etabliert. Während <strong>die</strong> gewöhnlichen Praktika nach wie vor gemäß der<br />
geltenden Modulbeschreibung durchgeführt werden, können <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden als<br />
Wahlpflichtteil das Online-Projektlabor wählen, welches einen Teil der<br />
Pflichtversuche (entsprechend des zeitlichen Aufwands, der spezifisch <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
einzelnen Veranstaltungen berechnet wird) ersetzt.<br />
Dadurch kann das studentische Onlinelabor je nach Kapazität aus allen Bereichen<br />
der <strong>Chemie</strong> Stu<strong>die</strong>rende zusammenbringen und ihnen <strong>die</strong> Möglichkeit bieten, in<br />
einer kommunikativen Interaktion ihre Exper<strong>im</strong>entalaufgaben <strong>im</strong> Sinne der<br />
dargestellten Veranstaltung zu bearbeiten. Bei entsprechender Bewährung soll das<br />
Angebot auch auf andere MINT-Stu<strong>die</strong>ngänge erweitert werden.<br />
Weitere Verstetigung wird aufgrund der Öffentlichkeitswirksamkeit erwartet.<br />
Durch <strong>die</strong> große Reichweite des Onlineangebots stehen <strong>die</strong>se Materialien ohne<br />
Beschränkung der Teilnehmerzahl weltweit zur Verfügung.<br />
Im Fachbereich <strong>Chemie</strong> wird nach Ende des Projekts eine Tutorin bzw. ein Tutor<br />
den Internetauftritt des studentischen Onlinelabors weiter betreuen, um seine<br />
nachhaltige Funktionalität zu gewährleisten, wobei der Antragsteller als<br />
Modulverantwortlicher auftritt. Durch eine Umverteilung zwischen Stu<strong>die</strong>renden<br />
aus den Standardpraktika in das studentische Onlinelabor wird <strong>die</strong> Betreuung<br />
bedarfsgerecht durch <strong>die</strong> Tutorinnen und Tutoren der <strong>Chemie</strong>praktika geleistet<br />
und führt zu einer selbsttragenden Verstetigung. Da der Betreuungsaufwand dem<br />
der gewöhnlichen Praktika gleich sein dürfte, ist <strong>die</strong>se Verstetigung kostenneutral<br />
und bedarf keiner weiteren strukturellen Veränderungen. Perspektivisch entsteht<br />
aus dem offenen Online-Labor <strong>im</strong> Internet eine nachhaltige Plattform, deren<br />
Betreuung durch <strong>die</strong> IT-Infrastruktur der Technischen Universität Berlin<br />
gewährleistet wird.<br />
7. Erfolgskontrolle und Risikobewertung<br />
Das studentische Online-Projektlabor <strong>Chemie</strong> wird bereits während der ersten<br />
Durchführungsphase evaluiert. Ziel der geplanten Befragung ist es, den Einfluss<br />
des Online-Labors auf <strong>die</strong> persönliche Motivation und das Durchhaltevermögen<br />
<strong>im</strong> Studium zu analysieren. Darüber hinaus werden Anregungen der Stu<strong>die</strong>renden<br />
zur Steigerung der Motivation systematisch abgefragt und laufend berücksichtigt.<br />
Als Vergleichsgruppe werden <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden befragt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> konventionellen<br />
Praktika absolvieren. Im Rahmen der Lehrveranstaltungsevaluation werden beide<br />
Stu<strong>die</strong>rendengruppen zu Motivation und Zufriedenheit befragt.<br />
Durch den Vergleich beider Gruppen (Stu<strong>die</strong>rende in den gewöhnlichen Praktika<br />
und Stu<strong>die</strong>rende <strong>im</strong> Online-Projektlabor) wird <strong>die</strong> Möglichkeit eröffnet, eine<br />
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unvoreingenommene Einschätzung des Erfolgs der bezeichneten Veranstaltung<br />
durchzuführen. Dem Risiko, dass es Stu<strong>die</strong>renden schwer fällt, Stu<strong>die</strong>ninhalte zu<br />
entwickeln und <strong>die</strong>se dann auch durch eine professionelle wissenschaftliche<br />
Dokumentation zu brauchbaren didaktischen Materialien aufzuarbeiten, wird<br />
durch <strong>die</strong> Begleitung durch <strong>die</strong> Tutorinnen und Tutoren <strong>begegnet</strong>. Da durch <strong>die</strong><br />
Verlagerung auf das studentische Onlinelabor Kapazitäten in den gewöhnlichen<br />
Praktika frei werden, können <strong>die</strong> Tutorinnen und Tutoren der gewöhnlichen<br />
Praktika auch nach der Anschubfinanzierung Betreuungsaufgaben <strong>im</strong> Online-<br />
Projektlabor <strong>Chemie</strong> übernehmen.<br />
8. Lehr- und Lernszenarien <strong>für</strong> das Online Projektlabor und<br />
Übertragbarkeit auf andere Veranstaltungen auch über <strong>die</strong> TU<br />
Berlin hinaus<br />
Neben den <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Chemie</strong> dargestellten Lehr- und Lernszenarien ist zu erwarten,<br />
dass das studentische Onlinelabor <strong>Chemie</strong> auch <strong>für</strong> weitere Veranstaltungen, <strong>für</strong><br />
andere Fachbereiche und auch über <strong>die</strong> TU hinaus innovative Lehr- und<br />
Lernszenarien bietet.<br />
Über den freien Wahlbereich steht das studentische Onlinelabor <strong>im</strong> Rahmen<br />
verfügbarer Kapazitäten auch Stu<strong>die</strong>renden anderer Fachbereiche zur Verfügung.<br />
Diese können sich über ein breites Niveauspektrum hinweg weiterbilden und<br />
fachspezifische Fragestellungen beantworten. Dazu könnte, um ein Beispiel zu<br />
nennen, <strong>die</strong> „<strong>Chemie</strong> der Farben“ <strong>für</strong> Stu<strong>die</strong>rende der Kunsthochschulen gelten.<br />
Die interdisziplinäre Erfahrung <strong>im</strong> Fachgebiet Physikalische <strong>Chemie</strong>/Bioenergetik<br />
des Instituts <strong>für</strong> <strong>Chemie</strong> zeigt, dass gerade Stu<strong>die</strong>rende fachfremder Bereiche oft<br />
ein sehr großes und offenes Interesse an wissenschaftlicher Arbeit mit<br />
physikalischem oder chemischem Hintergrund haben. So entstand kürzlich eine<br />
Masterarbeit zum Thema der „Alterung von Kunststoffen unter UV-Licht“,<br />
welche von einer Studentin aus dem künstlerischen Bereich bearbeitet wurde.<br />
Gerade <strong>die</strong>se Arbeiten wiederum zeichnen sich durch großes öffentliches Interesse<br />
und daher Breitenwirksamkeit und inhaltliche Innovation aus. Das Projektlabor<br />
<strong>Chemie</strong> bildet so einen Kondensationske<strong>im</strong> <strong>für</strong> transdisziplinäre Ansätze, <strong>die</strong> über<br />
den Horizont der klassischen Interdisziplinarität weit hinausgehen.<br />
Daneben besitzt das Onlinelabor <strong>Chemie</strong> aber vor allem durch den Aufbau der<br />
zugehörigen Internetplattform eine enorme Reichweite auch über <strong>die</strong> Hochschule<br />
hinaus, direkt in <strong>die</strong> interessierte Öffentlichkeit. Neben dem Angebot eines<br />
offenen Onlinekurses, an dem auch Nichthochschulzugehörige teilnehmen<br />
können, gehört dazu auch der informative Charakter der erarbeiteten Lehrinhalte<br />
zur Beantwortung spezifischer Fragen. Die Lehrinhalte des Onlinelabors sind also<br />
sowohl zum Transfer des Veranstaltungscurriculums in <strong>die</strong> Öffentlichkeit hinein<br />
als auch zum Aufbau eines interaktiven Lexikons (wiki) zur Beantwortung<br />
„chemischer FAQ“-Fragestellungen auf wissenschaftlichem Niveau geeignet.<br />
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