Michael Ballhaus Trikont, Musik & Politik 30 Jahre musa ... - Pony
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eadmypony.com | Göttingen | FGR<br />
0028<br />
November 2007<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong><br />
<strong>Trikont</strong>, <strong>Musik</strong> & <strong>Politik</strong><br />
<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>musa</strong><br />
Kulturgeschichte des Parkhauses<br />
im Herbst
im Herbst<br />
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<strong>30</strong><br />
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Kleine Texte<br />
Ortsbegehung 13: Der gute alte freie Wille<br />
Sicko: Krank in Amerika<br />
Antje Rávic Strubel: Grazie des Denkens<br />
<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> Deutscher Herbst: RAF zur Wehrmacht<br />
Große Texte<br />
Theater<br />
Bücher<br />
Kino<br />
Digitales<br />
Spiele<br />
Platten<br />
Kolumne<br />
Stadtplan<br />
Impressum<br />
pony.hof<br />
Sterne<br />
November 2007<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong>: Mit fliegendem Auge<br />
<strong>Trikont</strong>, <strong>Musik</strong> & <strong>Politik</strong>: Vielleicht mal etwas wollen<br />
<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>musa</strong>: Viel Kultur im Hagenweg<br />
Kulturgeschichte des Parkhauses: Übersehene Orte<br />
Neu auf www.readmypony.com:<br />
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Rubriken & Termine<br />
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3
Diskursfracht ins All<br />
Ella Jaspers<br />
Jedes Jahr übernimmt der Göttinger Kunstverein<br />
– und das schon seit einiger Zeit – eine Ausstellung aus<br />
dem Neuen Berliner Kunstverein (NBK). Es ist die Reihe<br />
„Ortsbegehung“, die jetzt in die 13. Runde geht. Wie bei so<br />
vielen Reihen in angestammten Institutionen üblich, soll die<br />
Ausstellung jedes Jahr wieder jungen Künstlern die Möglichkeit<br />
einer renommierten Präsentation geben.<br />
So musste Göttingen, als übernehmender Verein,<br />
sich schon die angestrengt-postmodernen Arbeiten von<br />
Anselm Reyle und Berta Fischer, die selbstspiegelnden<br />
Befindlichkeiten Andreas Schimanskis, die politischmotivierten<br />
Filmplakate Katrin Locks oder, gerade erst<br />
vor einem Jahr, die Zeichnungen großartiger unheimlicher<br />
Innen-Innenansichten Patrick Rieves und die bemühten<br />
Schellack-12-mal-überlackierten-Klavierbau-Buchstabenteile<br />
Anna Gollwitzers ansehen. Eines zeichnet diese<br />
Reihe also auf jeden Fall aus: Viel Kopf, weniger Herz. Und<br />
das, obwohl die Ortsbegehung, mit wechselnden, ebenso<br />
Ausstellung „Ortsbegehung – Ein Produkt des freien Willens“<br />
jungen Kuratoren, längst erkannt hatte: reality in general<br />
is almost unavoidabele.<br />
Anspruchsvoll und gewissenhaft werden auch die<br />
Arbeiten sein, die in diesem Jahr kommen: Kuratiert von<br />
Astrid Mania, haben <strong>Michael</strong> Müller, David Hatcher und<br />
Christine Würmel versucht, verschlungenen abstrakten<br />
Ideen oder lustigen Denksystemen zu Gestalt zu verhelfen.<br />
Allein der Titel ist Garant für den Anspruch: „Ein Produkt<br />
des freien Willens“ verweist auf eine schwedische Autowerbung<br />
und macht die Macht der Diskurse einmal mehr<br />
deutlich; vermeintlich Intellektuelles wird vereinnahmt.<br />
Allerdings erfolgt die Reflektion darüber auf einer recht<br />
schematischen, gar oberflächlichen Ebene.<br />
Christine Würmel demonstriert den Gebrauch politischer,<br />
nonkonformistischer Gesten und Konzepte durch<br />
Pop, ist selbst jedoch Teil des Kaufmannsladens der<br />
Avantgarden samt Inhalt und Formen. Das Gegenüber<br />
von Text und Bild ist oft ungleich. Bilder aus den Büchern<br />
von Deleuze und Guattari, Wittgenstein und Kant, meist<br />
Skizzen, verarbeitet David Hatcher zu neuen, manchmal<br />
unerwarteten Verschränkungen: Aufklärung schien schon<br />
so nahe, doch wo ist sie jetzt? Im Unendlichen Schwarz des<br />
Universums verglüht.<br />
„Ortsbegehung – Ein Produkt des freien Willens“:<br />
Ausstellungseröffnung am 17.11.07 um 11.<strong>30</strong> Uhr<br />
im Alten Rathaus; bis zum 31.12.07<br />
Gesundheit!<br />
<strong>Michael</strong> Saager<br />
In seiner Würdigung des Filmemachers <strong>Michael</strong><br />
Moore schrieb Kay Sokolowsky in der Oktoberausgabe der<br />
Zeitschrift „konkret“, „der rabiate Satiriker, der selbsternannte<br />
Prophet, die geborene Rampensau“ habe sich „in<br />
einen Dokumentarfilmer verwandelt“. Und es schwang in<br />
diesen Worten auch eine ordentliche Portion des Bedauerns<br />
mit. Denn obwohl Moore in seinem jüngsten Film<br />
„Sicko“ einen „richtig guten Dokumentarfilmer“ abgebe,<br />
sei seine eigentliche Aufgabe, „seine größte Begabung“<br />
doch die des „Agitpropagandisten“.<br />
Wahrscheinlich hat Sokolowsky Recht. Es gibt ja auch<br />
nicht viele filmende Agitpropagandisten. Verdammt<br />
wenige sogar, die, wie Moore – zwar mit erheblichem<br />
demagogischem Nervpotential und mitunter mächtig<br />
manipulativ – Filme wie „Fahrenheit 9/11“ zu drehen<br />
in der Lage sind. Andererseits ist es so schlimm nun<br />
auch wieder nicht, dass Moore in „Sicko“, seiner eige-<br />
Film Sicko<br />
nen Hybris überdrüssig, diskret aus dem Hintergrund<br />
agierend demonstriert, mit welch maßloser Energie das<br />
kapitalistische Gesundheitssystem in den USA das Leben<br />
zu einer Ware macht.<br />
Verwundert über die kapitalistische Durchdringung<br />
aller Lebensbereiche ist Moore natürlich nicht. Der<br />
Mann ist weder naiv noch blöde. Und er tut etwas sehr<br />
Richtiges, wenn er die Opfer eines politischen Systems,<br />
in dem 50 Millionen Menschen nicht krankenversichert<br />
sind, zu Wort kommen lässt, sie nicht unterbricht – ihre<br />
Geschichten polemikfrei laufen lässt, denn die haben<br />
es in sich: Ein Mann muss nach einem Sägeunfall nicht<br />
entscheiden, welchen Finger er retten lassen will, sondern<br />
welchen er sich leisten kann. Und es treibt einem die<br />
Galle hoch, zu hören, wie eine junge Mutter mit ihrem<br />
erstickenden Baby im Krankenhaus abgewiesen wird,<br />
weil sie die falsche Krankenversicherung hat. Überhaupt<br />
kommen sie am schlechtesten weg, die Krankenversicherungen<br />
und die US-Regierung: Ausgerechnet für die<br />
heute schwerstinvaliden WTC-Bergungsarbeiter (9/11)<br />
will niemand zahlen.<br />
Die Armen trifft es immer am härtesten. Das ist keine<br />
neue Erkenntnis. Aber man muss sie in Worte und Bilder<br />
fassen. Immer und immer wieder.<br />
<strong>Michael</strong> Moores Dokumentation „Sicko“ läuft ab<br />
dem 8.11.07 im Kino Lumière.<br />
4 Kleine Texte Kleine Texte<br />
5
Die Masken der Liebe<br />
Kerstin Cornils<br />
Grenzen sind dafür gemacht, überschritten zu werden.<br />
Wie die Potsdamer Autorin Antje Rávic Strubel dem<br />
Denken die Grazie zurückgibt.<br />
pony: In Ihrem Roman „Kältere Schichten der Luft“<br />
erzählen Sie von der jungen Anja aus Halberstadt. Um<br />
der ostdeutschen Tristesse zu entfliehen, schließt Anja<br />
sich einem Feriencamp im schwedisch-norwegischen<br />
Grenzland an. Doch schon bald stellt sich heraus, dass die<br />
Campteilnehmer ihren Traum von einem alternativen Leben<br />
nicht umsetzen können. Sind Grenzüberschreitungen nicht<br />
einmal im Grenzland möglich?<br />
Antje Rávic Strubel: Sie haben Recht, es geht in diesem<br />
Roman um die Frage, inwieweit Grenzen dehnbar sind. Das<br />
bezieht sich nicht nur auf die Geschlechtergrenze, sondern<br />
auf Alter ebenso wie auf das Verhältnis von Fiktion und<br />
Wirklichkeit. Wenn es nicht mehr klar ist, ob hier gerade<br />
von einem Jungen oder einer Frau Mitte dreißig die Rede ist,<br />
entsteht eine Irritation, Körper und Alter werden fließend.<br />
Ich glaube, dass Grenzüberschreitungen heute nicht mehr<br />
einfach in der Zerschlagung von Grenzen bestehen, sondern<br />
in ihrer Neukombination und Verschiebung.<br />
Lesung Antje Rávic Strubel<br />
Anja nimmt in ihrer Beziehung zu Siri spielerisch eine<br />
männliche Identität an. Ihre Verkleidung als Junge führt<br />
dazu, dass sie sich ihre Liebe im Stil einer H&M-Reklame<br />
vorstellt: Siri wird zum „anschmiegsamen Mädchen“,<br />
Anja zum „selbstsicheren Jungen“. Ist die lesbische<br />
Liebe eine Maskerade – eine bloße Imitation der heterosexuellen<br />
Ordnung?<br />
Spielerisch würde ich das nicht nennen. Mit Anjas<br />
Jungenhemd ist es ja nicht getan. Es geht hier nicht um<br />
Rollenspiele, sondern um Bewusstseinserweiterung, die<br />
Vorstellung von einem zweiten möglichen Leben, das momentweise,<br />
blitzlichthaft im Dialog zwischen den beiden<br />
Frauen aufscheint und im Sprechen wirklich wird. Und es<br />
geht darum, dass Liebe Identität schafft, eben auch eine,<br />
die körperliche Grenzen übersteigen kann. Schon im Mythos<br />
wird aus dem Ungeheuer ein Prinz, wenn die Schöne ihm<br />
sagt, dass sie es liebt. Im Übrigen sehe ich keinen Unterschied<br />
zwischen homo- und heterosexueller Maskerade.<br />
Geschlechtliche Identität ist in jedem Fall eine unablässig<br />
wiederholte Handlung, eine gesellschaftlich regulierte Inszenierung,<br />
wie wir seit Judith Butler wissen.<br />
Antje Rávic Strubel erklärt am 8.11.07 um 20.00<br />
Uhr im Lit. Zentrum das Phänomen „Sehnsucht“.<br />
Ihr Roman „Kältere Schichten der Luft“ (2007, 188<br />
Seiten, 17,90 EUR) ist bei S. Fischer erschienen; siehe<br />
auch Rezension in pony 4/07.<br />
Die andere Seite<br />
Jan Langehein<br />
Die Entführung Hanns-Martin Schleyers, das Land<br />
im nicht verhängten Ausnahmezustand, die Entführung<br />
und Befreiung der Urlaubermaschine Landshut, schließlich<br />
der Tod der Stammheimer Gefangenen und die Ermordung<br />
Schleyers – das sind die Ereignisse, die als „Deutscher<br />
Herbst“ in die Zeitgeschichte eingingen.<br />
Dreißig <strong>Jahre</strong> später wütet eine Infotainmentmaschine<br />
über die Bildschirme, die ein Minimum an Erkenntnis und<br />
kritischer Reflexion mit einer King-Size-Portion Gefühlsduselei<br />
unters Volk zu bringen versucht – routiniertester<br />
Guido-Knoppismus; „Baaders Helfer“. Da erfährt man<br />
dann, dass Schleyers Kinder unter dessen Tod schlimmer<br />
litten als die Täter (Wer hätte es gedacht!), und Leute, die<br />
Baader 1967 mal auf einer Party getroffen hatten, durften<br />
erzählen, dass es dem gar nicht um <strong>Politik</strong> gegangen sei,<br />
sondern nur um Weiber und schnelle Autos.<br />
Neu ist an dieser Sicht auf die RAF höchstens deren<br />
Diskussionen Klaus Viehmann & Karl-Heinz Dellwo<br />
küchenfreudianisch begründete Gleichsetzung mit den<br />
Nazis: Im Aufstand gegen die Väter hätten sich Teile der<br />
68er deren „Totalitarismus“ und deren Gewaltfetisch zu<br />
eigen gemacht und seien deshalb Mörder geworden wie<br />
sie. Im Vokabular der hoch gelobten deutschen Vergangenheitsbewältigung<br />
fordern die Kommentatoren, ein<br />
angebliches „Schweigen über damals“ müsse gebrochen,<br />
ein „Schlussstrich unter die Geschichte“ dürfe nicht<br />
gezogen werden – hier wird die RAF zur Wehrmacht, der<br />
Andreas mutiert zum Adolf, und die Schleyerentführung<br />
rückt in die Nähe des an Auschwitz gebildeten Begriffs<br />
„Menschheitsverbrechen“.<br />
Wer sich nicht in Betroffenheit suhlen, sondern 77 begreifen<br />
will, der sollte sich auf diesen Blick nicht beschränken<br />
lassen. Mit Klaus Viehmann, ehemals „Bewegung 2.<br />
Juni“, und Karl-Heinz Dellwo, früher RAF, kommen im November<br />
zwei Referenten in den T-Keller, die im Deutschen<br />
Herbst buchstäblich auf der anderen Seite standen. Auch<br />
sie werden vor allem „Oral History“ zu bieten haben und<br />
wohl kaum eine echte Reflexion der Geschichte liefern<br />
können – aber ihre Perspektive gehört zu dieser Reflexion<br />
unbedingt dazu.<br />
Veranstaltungen im T-Keller zum Thema „<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Deutscher Herbst“: am 6.11.07 um 20.00 Uhr mit<br />
Klaus Viehmann; am 15.11.07 um 20.00 Uhr mit<br />
Karl-Heinz Dellwo<br />
Klare Trennung!<br />
Porreereste, Bananenschalen,<br />
Möhrengrün …<br />
Zahnbürste, Windeln,<br />
Glühbirnen …<br />
Konservendosen, Milchtüten,<br />
Shampooflaschen …<br />
Zeitungen, Zeitschriften,<br />
Kartons …<br />
Weinflaschen, Saftflaschen<br />
kaputte Gläser …<br />
Eigenbetrieb der Stadt Göttingen<br />
Bei Fragen können Sie sich direkt an uns wenden.<br />
www.stadtreinigung.goettingen.de · Servicenummer 400 5 400<br />
6 Kleine Texte Kleine Texte<br />
7
Kein Techniker,<br />
ein Künstler<br />
Grandiose Kreisbewegungen der Kamera: <strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong> ist einer der visio-<br />
närsten Kameraleute der Welt und einer der seltenen Hollywood-Importe aus<br />
Deutschland.<br />
Ulrich Kriest<br />
Kennen Sie Douglas Slocombe? Subrata Mitra?<br />
Janusz Kaminski? Robby Müller? Oder Stuart Dryburgh?<br />
Nie gehört? Aber einige Arbeiten der Genannten, weltbekannte<br />
Kameraleute allesamt, kennen Sie bestimmt!<br />
Zum Beispiel „Jäger des verlorenen Schatzes“, bei dem<br />
Douglas Slocome als „Director of Photography“ oder „Cinematographer“<br />
arbeitete (der hierzulande gebräuchliche<br />
Terminus Kameramann wird in Hollywood lieber streng<br />
arbeitsteilig definiert; neben dem „Bildgestalter“ arbeitet<br />
der „Operator“, der die Kamera physisch schwenkt).<br />
Janusz Kaminski war der Kameramann bei „Schindlers<br />
Liste“ und „Der Soldat James Ryan“; Stuart Dryburgh<br />
arbeitete mit Jane Campion an „Das Piano“ und mit Harold<br />
Ramis an „Reine Nervensache“.<br />
Womit wir gleich beim zweiten Problem wären, denn<br />
die Kameraleute von Arthouse-Ikonen wie Ingmar Bergman<br />
(Sven Nykvist) oder Jean-Luc Godard (Raoul Coutard)<br />
mögen ja noch unter Cinephilen einigermaßen bekannt<br />
sein, insofern sie im „Auteur“-Ruhm mitsegeln. Aber wer<br />
spricht von all den Kameraleuten, die ihr Brot mit leicht<br />
zu verwechselnden Mainstream-Produktionen oder gar<br />
im Fernsehen verdienen? Was machen die für einen Job?<br />
Nur Handwerk, keine Kunst? Warum gilt die Arbeit der<br />
Kameraleute so wenig, dass sie auf Filmplakaten „nur“<br />
unter dem Strich auftauchen?<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong> wird man solche Fragen kaum<br />
stellen, denn der 1935 geborene Kameramann, Spross<br />
einer Künstlerfamilie, gilt seit Mitte der achtziger <strong>Jahre</strong><br />
als „unser Mann in Hollywood“ und drehte in den <strong>Jahre</strong>n<br />
zuvor häufig mit Rainer Werner Fassbinder, aber auch mit<br />
den Brüdern Schamoni und Hark Bohm. <strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong><br />
ist sicher auch eine Ausnahme, zweimal – 1973 und 1978<br />
– bekam er für seine Mitwirkung an Fassbinder-Filmen<br />
einen Deutschen Filmpreis in Gold; allerdings wurde er<br />
hierzulande auch erst richtig berühmt, als es ihm gelang,<br />
in Hollywood Fuß zu fassen und dort regelmäßig mit<br />
Regiestars wie Martin Scorsese, Robert Redford, Mike<br />
Nichols, Francis Ford Coppola oder Wolfgang Petersen und<br />
mit Schauspielern wie Robert De Niro, Leonardo DiCaprio,<br />
Dustin Hoffman, Joe Pesci, Michelle Pfeiffer oder Winona<br />
Ryder zu arbeiten.<br />
Magische Momente<br />
Jetzt sitzt <strong>Ballhaus</strong> gerne mal in Talkshows oder gibt<br />
lange Interviews, in denen er erzählt, dass man nach<br />
langen Drehtagen in Hollywood eben nicht danach noch<br />
auf ein Bier zusammen weggeht. Oder wie es ist, wenn<br />
Scorsese eine kleine Party veranstaltet, auf der es von<br />
Celebrities nur so wimmelt. In solchen Momenten gibt<br />
sich <strong>Ballhaus</strong> gerne leicht ironisch; er ist zwar dabei,<br />
aber irgendwie auch nicht. So, als ob er durch Zufall in<br />
diese Szene hineingeschlittert sei und jetzt staunend<br />
am Rand steht.<br />
Diese unprätentiöse Haltung macht <strong>Ballhaus</strong> sehr<br />
sympathisch, denn sie wiederholt sich auch in Interviews,<br />
die er regelmäßig gibt. Erzählt er von den Dreharbeiten<br />
8 Große Texte<br />
9
zu Filmen wie „Die Zeit nach Mitternacht“, „GoodFellas –<br />
Drei Jahrzehnte in der Mafia“ oder, zuletzt, „Departed“,<br />
dann hat <strong>Ballhaus</strong> stets mehrere Erzählebenen parat. Er<br />
kann Hollywood-Klatsch anbieten, wenn er erzählt, dass<br />
Scorsese bei „Departed“ seine drei Superstars Jack Nicholson,<br />
Leonardo DiCaprio und Matt Damon dazu anhielt,<br />
doch bitte noch ein wenig am eigentlich bereits fertigen<br />
Drehbuch zu feilen. Was Nicholson als wohlfeile Einladung<br />
auffasste, doch bitteschön das gesamte Drehbuch zu<br />
überarbeiteten, seine Rolle komplett zu „überdenken“<br />
– und bei den Dreharbeiten dazu neigte, seine Kollegen<br />
mit Improvisationen zu traktieren. Scorsese soll zeitweise<br />
sehr darunter gelitten haben, dass ihm durch den<br />
Egotrip einer Diva sein eigener Film abhanden kam. Und<br />
wenn man will, kann man so die explosive Dynamik, die<br />
Atemlosigkeit des Erzählens von „Departed“ als Reflex<br />
der Spannungen am Set werten.<br />
Interessanter wird es jedoch, wenn <strong>Ballhaus</strong> von<br />
seinen magischen Momenten erzählt, etwa von der<br />
grandiosen Kreisbewegung der Kamera in Fassbinders<br />
„Martha“, die zu so etwas wie seinem Markenzeichen<br />
geworden ist. Es geht um die erste Begegnung zweier<br />
Liebender in einer amour fou. Die Kamera beginnt mit<br />
einer Profilaufnahme, beschreibt einen Kreis und endet<br />
mit einer weiteren Profilaufnahme. Zusätzliche Dynamik<br />
erfährt diese Kamerabewegung dadurch, dass die Figuren<br />
sich auch noch um sich selbst drehen, was die Szene für<br />
den Betrachter wahrlich schwindelerregend macht – und<br />
somit genau die Gefühle der beiden Figuren, die in Liebe<br />
fallen, „dokumentiert“. Große Kunst, die in enger Zusammenarbeit<br />
von Regisseur (Fassbinder) und Kameramann<br />
(<strong>Ballhaus</strong>) entstand.<br />
Mit Fassbinder hatte <strong>Ballhaus</strong> erstmals bei „Whity“<br />
(1970) zusammenarbeitet, danach war er an Meisterwerken<br />
wie „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ (1972),<br />
„Satansbraten“ (1975/76), „Despair“ (1977) und „Die<br />
Ehe der Maria Braun“ (1978) beteiligt, bevor man sich<br />
während der Vorbereitungen zu „Berlin Alexanderplatz“<br />
zerstritt und Fassbinder dazu überging, mit seinem<br />
Kameramann nur noch über Dritte zu kommunizieren,<br />
auch, wenn <strong>Ballhaus</strong> direkt neben ihm stand. Nach der<br />
Trennung von Fassbinder drehte <strong>Ballhaus</strong> noch ein paar<br />
unerhebliche, zurecht vergessene Filme mit Walter Bockmeyer,<br />
Margarethe von Trotta und Hans W. Geissendörfer,<br />
bevor ihn der Ruf nach Hollywood erreichte. Außerdem<br />
drehte er ein paar kleine Filme wie „Jung und rücksichtslos“<br />
(1982/83), das schöne Debüt von James Foley, oder<br />
„Under the Cherry Moon“ (1985) mit Prince.<br />
Wenig Raum für Eitelkeiten<br />
Doch da hatte <strong>Ballhaus</strong> bereits seinen Ruf als innovativer,<br />
schneller und deshalb auch preiswerter Cinematographer<br />
weg, der später auch schmerzhaft erfahren musste, dass<br />
die strikte Arbeitsteilung Hollywoods keine Rücksicht auf<br />
persönliche Eitelkeiten nimmt. Als <strong>Ballhaus</strong> bei „Die fabelhaften<br />
Baker Boys“ mit einer weiteren 360°-Kamerabewegung<br />
Michelle Pfeiffer als Star-Ikone neu erfand, wurde<br />
seine Kamerafahrt beim Schnitt ihres Endes beraubt. Weil<br />
die verschiedenen Abteilungen autonom arbeiten, hatte<br />
der Cinematographer keine Chance einzugreifen.<br />
2007 erhielt <strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong> als erster Deutscher den<br />
erst zum 12. Mal vergebenen International Achievement<br />
Award der American Society of Cinematographers (ASC),<br />
ein Preis, der ihm wichtiger ist als seine drei Oscar-<br />
Nominierungen, weil es sich um einen Kollegenpreis<br />
handelt. Und über Kollegenlob konnte <strong>Ballhaus</strong> noch nie<br />
klagen. So fand Mike Nichols einmal die Formel: „Working<br />
with <strong>Michael</strong> is like being in heaven, only you don´t have<br />
to die for it.“ 2002 erschien „Das fliegende Auge“, ein in<br />
jeder Beziehung aufschlussreiches und höchst informatives<br />
Werkstattgespräch zwischen <strong>Ballhaus</strong> und seinem<br />
Bewunderer Tom Tykwer.<br />
Hat man dieses Buch gelesen, versteht man folgendes<br />
Statement von <strong>Ballhaus</strong>´ Kollegen Janusz<br />
Kamininski nur allzu gut: „ Ich denke oft, dass die Kameraleute<br />
nicht genug Ansehen dafür genießen, was<br />
sie zu einem Film beitragen. Unsere Namen stehen auf<br />
den Filmplakaten unter der Linie, was uns wie Techniker<br />
erscheinen lässt. Auf dem Papier zumindest! Aber<br />
ein wirklich talentierter Kameramann ist mehr als ein<br />
Techniker, er ist ein Künstler. Für diesen Job muss man<br />
Lebenserfahrung mitbringen, eine Weltanschauung, eine<br />
umfassende Kenntnis der Kunstgeschichte und natürlich<br />
Meisterschaft in der Beherrschung der Wissenschaft<br />
und der Technologie des Films.“<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong> ist am 15.11.07 um 20.00 Uhr<br />
zu Gast im Kino Stern. Das Gespräch führt der<br />
Deutschland-Funk-Journalist Joachim Scholl.<br />
Zum Weiterlesen:<br />
· „Das fliegende Auge. <strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong> im Gespräch mit<br />
Tom Tykwer“ (Berlin Verlag 2002)<br />
· Peter Ettedgui: „Filmkünste: Kamera“ (Rowohlt<br />
2000)<br />
10 Große Texte<br />
9.11.<br />
PARTY<br />
jt-spaceport: jt-foyer & jt-keller<br />
jt-spaceport: jtt-foyer<br />
& jt-keller<br />
U-Lee (roter salon)<br />
Micha Saager (roter salon)<br />
DJ Bionique (goe)<br />
da.lia (berlin / club transmediale)<br />
Visuals: Schallbild (ks/hh)
„Pop kackt ab“<br />
Von Ton Steine Scherben bis Rocko Schamoni, von mexikanischem Bolero bis<br />
zu finnischem Tango versorgt <strong>Trikont</strong> die Welt mit <strong>Musik</strong> und Gedanken auserlesener<br />
Güte. Im Oktober feierte das unabhängige Label aus München sein<br />
dreiundreißigeindritteljähriges Bestehen. Ein Gespräch mit Label-Mitbetreiber<br />
Achim Bergmann über <strong>Musik</strong> und <strong>Politik</strong>.<br />
Interview: Reinhard Jellen<br />
pony: Wie geht es dem Label <strong>Trikont</strong> in technologisch<br />
rasanten Zeiten, in denen die <strong>Musik</strong>industrie zusammenbricht,<br />
weil sich jeder die <strong>Musik</strong> im Internet runterlädt?<br />
Achim Bergmann: Es ist immer leicht, eine technologische<br />
Entwicklung für das Desaster verantwortlich zu machen,<br />
in dem die <strong>Musik</strong>industrie steckt. Ich finde das eine sehr<br />
dürftige Erklärung. Vor 20 <strong>Jahre</strong>n, also vor Einführung der<br />
CD, hat EMI Electrola eine Studie über das Kaufverhalten von<br />
<strong>Musik</strong>konsumenten in Auftrag gegeben. Im Ergebnis warnte<br />
die Industrie davor, alles in den Mainstream zu schieben, also<br />
sogenannte Spartenmusik abzuschaffen. Denn man hatte<br />
eine interessante Zahl ermittelt: 5,6 Prozent der Kunden<br />
machten 50 Prozent des Plattenumsatzes aus. Das waren<br />
die Intensivnutzer, der Rest waren Leute, die nur ein bis<br />
zwei Alben im Jahr kauften. Also bestand der Kundenkreis<br />
des Kerngeschäfts aus 5,6 Prozent der Schallplattenkäufer.<br />
Dann kam die CD, und es wurden wieder Riesenumsätze gemacht.<br />
Es gab keinerlei Neuentwicklung, keinerlei Investition<br />
für Neues, keine Entwicklung neuer „Backprogramme“.<br />
Im Anschluss entstand die Popkomm, es gab MTV, und es<br />
gab Viva, es gab auf einmal Planschbecken und euphorische<br />
Ecken. In dieser Euphorie wurde die Tatsache vernebelt, dass<br />
sich über diese Kerngruppe von <strong>Musik</strong>käufern und <strong>Musik</strong>interessierten<br />
hinaus keine Öffentlichkeit für <strong>Musik</strong> entwickelt<br />
hatte. Mit dem Wegfall von MTV und Viva zeigt sich nun die<br />
ganze Einschränkung von Öffentlichkeit für Popmusik. Es<br />
gibt keine einzige ernsthafte <strong>Musik</strong>sendung im Fernsehen<br />
in Deutschland, und immer weniger bleibt auch im Rundfunk<br />
davon übrig. Pop kackt ab, weil die Funktion, über die Jugend<br />
neue Technologien wie Handys, Computer, I-pods usw. durchzusetzen,<br />
erfüllt war.<br />
Und nun bricht sich die Wirklichkeit Bahn: Der kleine<br />
Umsatzpott trägt nicht mehr. Dabei ist es so, dass <strong>Musik</strong><br />
generell in einem öffentlichen Kontext bedeutungslos<br />
gemacht wird, während die Einzelnen immer noch in der<br />
Intensität ihres <strong>Musik</strong>machens aufgehen. Was wir an Demotapes<br />
zugeschickt bekommen, ist wirklich wunderbar.<br />
Gleichzeitig ist es wahnsinnig schwer, über diesen öffentlichen<br />
Filter diese <strong>Musik</strong> noch zugänglich zu machen, aber<br />
Popmusik will Öffentlichkeit. Das ist wahrscheinlich der<br />
Unterschied zur elitären <strong>Musik</strong> der Hochkultur. Dann ist<br />
da noch eine innere Schwächung gewesen: Vor zehn<br />
<strong>Jahre</strong>n hat es in England z. B. die Diskussion gegeben,<br />
dass Independent nicht für einen speziellen <strong>Musik</strong>stil<br />
stehen darf. „Indie“ muss unabhängig heißen. So eine<br />
Debatte hat es hier leider nie gegeben.<br />
Und woher kommt das Gefühl, dass die Leute musikalisch<br />
alles kapiert haben? Kein Mensch verwechselt mehr Soul<br />
mit Disco, Country mit Redneck-Scheiße, die Beach Boys<br />
mit Gute-Laune-Nazis. Alle haben scheinbar ihr Guter-<br />
Geschmacks-Abitur gemacht – dennoch ist die <strong>Musik</strong> so<br />
bedeutungslos wie nie.<br />
Es hat eine Vermillionenfachung der Zeichen und der<br />
Töne gegeben, die auf uns einwirken. Wir hören <strong>Musik</strong> nicht<br />
mehr so, wie noch vor 20 <strong>Jahre</strong>n. Das strukturiert doch<br />
Wahrnehmung. Damit werden auch Machtverhältnisse<br />
gefestigt, die Art und Weise, wie Leute kommunizieren, wie<br />
sie konsumieren, wie ihre subjektiven Wahrnehmungsmöglichkeiten<br />
tendenziell außer Kraft gesetzt werden, das ist<br />
das Gefühl von Vergeblichkeit, das wir alle spüren.<br />
Alle Kapitaländerungsstrategien werden dazu benutzt<br />
(aber nicht so, dass ein strategischer Planer da sitzt), um die<br />
12 Große Texte<br />
13
Kommunikation der Leute, früher hieß es ja Klasse, durcheinander<br />
zu bringen. Das glaubt allerdings keiner, weil es heute<br />
vordergründig um nicht soviel zu gehen scheint, man sieht ja<br />
hierzulande keine großen Klassenkämpfe, die überborden.<br />
Aber es geht sehr wohl um die Frage, wie du als Konsument<br />
und dann auch als politischer Konsument funktionieren sollst.<br />
Dass da strategisch etwas funktioniert, um die Subjektivität,<br />
den Willen des Einzelnen und der sozialen Einheiten, in denen<br />
man lebt, außer Kraft zu setzen und einen zu einem konsumierenden<br />
Empfänger zu machen. Außerdem leben wir in<br />
einer Zeitenwende, in der die Machtverhältnisse neu gesetzt<br />
werden, aber auch neue Chancen für freie Ausdrucksformen<br />
von unten existieren. Es gibt da im Independentbereich so<br />
eine Falle, sich nur mit Gleichgesinnten zu unterhalten und<br />
das Staunen darüber, was es da „draußen“ sonst noch gibt,<br />
zu verlieren. So ist man natürlich umso mehr dem geballten<br />
Medienmaschinenterror unterlegen, weil man sich keine Verbündeten<br />
aus anderen Geschmackslagern ins Boot geholt hat.<br />
Die senden Tag und Nacht auf 120 Kanälen, wer stellt sich da<br />
noch hin und versucht, Einzelne zu erreichen?<br />
Gleichzeitig gibt es die Situation von Globalisierung und<br />
Lokalisierung. Da hat Independent im großen Stil agiert: Dass<br />
Leute in London, in New York oder sonstwo die Gleichgesinnten<br />
suchen – und dann bist du wieder wer. Es wurde eine Form<br />
von globaler Kommunikation geschaffen, die übrigens bereits<br />
in den 60er <strong>Jahre</strong>n angefangen hat.<br />
Apropos: Mir sind die 68er ja ein totales Rätsel. Ich habe zu<br />
ihnen kein gutes Verhältnis. Da mir eine Mischung aus totaler<br />
Naivität, protestantischer Anti-Bigotterie-Bigotterie und<br />
spießigem Antispießertum nicht behagt. Andererseits hat<br />
Michelangelo Antonioni gesagt, man könne sich in diesem<br />
Jahrhundert gar nicht mehr vorstellen, wie beschissen die<br />
Welt vor 1968 gewesen ist.<br />
Allein das Reden über die sogenannten 68er ist schon eine<br />
Zerstreuungsformel, die nicht stimmt. Um dann zu sagen,<br />
es war verrückt, es war naiv – das stimmt ja alles. Nur es<br />
stimmt nicht für das Leben in den 60er <strong>Jahre</strong>n. Es gab keine<br />
68er. Wenn ich zurückblicke, dann sind die Unterschiede<br />
zwischen denen, die damals aktiv wurden, die man dann<br />
mit dem Hilfsausdruck „68er“ benannt hat, nicht so einfach<br />
festzumachen. Die Frage, ob du protestantischer Herkunft<br />
warst oder ob du im katholischen Milieu aufgewachsen<br />
bist (Fischer war z. B. wie ich Messdiener). Oder die Art und<br />
Weise, wie du auf Probleme des Lebens reagiert hast, was<br />
man daran verändern wollte und so weiter. Jedenfalls waren<br />
die Alternativen, die aufs Land gehen wollten, strange für<br />
uns, denn die hatten die falsche Kleidung an. Wir wollten<br />
urban herumhängen. Das heißt, dieser ganze psycholo-<br />
gische Ansatz, mit dem heutzutage damit umgesprungen<br />
wird, interessiert mich einen Scheißdreck. Genauso, wenn<br />
Daniel Cohn-Bendit in Fernsehshows über die RAF erzählt,<br />
dass Baader ein arrogantes Arschloch war – so what?! Jeder<br />
wusste, dass er es war, aber was sagt das alles?<br />
Wer auf diese Zeit blickt und dann nicht sagt, was das für<br />
ein Laboratorium war, unterschlägt etwas. Ein Laboratorium,<br />
in dem junge Bürger überlegt haben, was passiert mit mir,<br />
was will ich, was ist mit mir los, wie will ich leben, wie unterscheiden<br />
wir uns dann? Diese Situation hat es in den letzten<br />
150 <strong>Jahre</strong>n so noch nicht gegeben. Das ist das eine. Und<br />
das andere, dass so, wie das dann abgelaufen ist, mit dieser<br />
Vehemenz und dass es in dieser Situation Leute gegeben hat,<br />
die gesagt haben, wir gründen jetzt eine RAF, d. h. so was wie<br />
ein Avantgarde-Kommandostand gegen den politischen Kommandostand<br />
des Kapitals. Das war ein Tsunami. Ob es eine<br />
Revolution war, darüber will ich ja gar nicht streiten, aber es war<br />
ein Tsunami. Das konnte nur passieren, weil die tektonischen<br />
Brüche zu der Gesellschaft vorher plötzlich so gewaltig waren.<br />
Wir waren übrigens nicht nach rückwärts orientiert, wir wollten<br />
nicht nur primär den Faschismus bekämpfen, wir wollten im<br />
Alltag Freiheit gewinnen.<br />
In welcher Kultursituation fing <strong>Trikont</strong> an?<br />
Es gab Marlene Dietrich, die nicht akzeptiert wurde, es<br />
gab die großartige Knef, aber weiter gab es nicht viel. Das<br />
Wichtige kam aus den USA: Kino und <strong>Musik</strong>. Die Leute hier<br />
waren unzufrieden und haben angefangen, selber etwas zu<br />
machen. Am stärksten waren Ton Steine Scherben. Die waren<br />
auf eine unglaubliche Art und Weise, beinahe möchte ich<br />
sagen der natürlich gewachsene, Ausdruck von Jugendkultur.<br />
Die waren wirklich die ersten, die an die Jugendlichen in den<br />
Jugendzentren rankamen. Wir haben 1975 ihre dritte Platte<br />
„Wenn die Nacht am tiefsten...“ zusammen mit ihrem Label<br />
David Volksmund Produktion herausgebracht. Unser Deal<br />
war damals: Wir verkaufen über die hundert linken Buchläden,<br />
und sie verkaufen in Plattenläden, denn sie waren die<br />
ersten in unserer Szene, die mit ihren Platten überhaupt in<br />
die Plattenläden rein kamen. Ton Steine Scherben waren so<br />
durchschlagend, weil sie ihre linksradikalen Inhalte über eine<br />
besonders angeeignete Sprache transportierten: Das war<br />
Westberliner Slang.<br />
Und dann kam 1976/77 Punk.<br />
Klar wollten sich viele Punks von uns aggressiv absetzen,<br />
aber Punk war uns, die wir aus der Sponti-Ecke kamen, nicht<br />
so fremd. Unsere politische Gruppe, die Arbeitersache, betrieb<br />
in München das Milb, eine Art Jugendzentrum in Milbertshofen.<br />
Als wir uns auflösten, ging das Milb im Grunde an die<br />
Punks über. Ende der siebziger <strong>Jahre</strong> rief dann aus London<br />
ein gewisser Geoff Travis, der Labelchef von Rough Trade, an<br />
und fragte, ob wir Lust hätten, für Deutschland den Vertrieb<br />
zu übernehmen. Wir lehnten aber ab, weil wir glaubten, dass<br />
wir für diese neue Bewegung zu sehr von außen kämen. Wir<br />
empfanden uns als falsche Ansprechpartner – nicht, weil wir<br />
die <strong>Musik</strong> ablehnten, sondern weil wir meinten, dass jede neue<br />
Bewegung sich ihre Autonomie sichern müsste.<br />
Und wie sieht es heute aus?<br />
Einerseits ist Popmusik zur Volksmusik des 20. und 21.<br />
Jahrhunderts geworden. Andererseits gibt es die – nicht<br />
von irgendwelchen Strategen durchdachte – gesamtgesellschaftliche<br />
Neutralisierung von Subjektivität der Menschen<br />
auf allen Ebenen. Dieses Herunterfahren der Bedeutung zu<br />
einem Kapitalverhältnis, das muss man sehen. Jeder kann<br />
heutzutage in seinem Wohnzimmer die wunderbarste <strong>Musik</strong><br />
aufnehmen, weil es nichts kostet, aber man wird gleichzeitig<br />
auch feststellen, dass für eine gewisse Art von <strong>Musik</strong> gar<br />
keine Öffentlichkeit existiert. Indie als Begriff von <strong>Musik</strong><br />
gibt‘s ja eigentlich nicht mehr: Indie ist Mainstream und<br />
Mainstream ist Indie, es geht alles ineinander über. Als Produktionsweise<br />
ist halt das kleine Label Indie und das große<br />
Major. Das Problem ist, wenn Indie heißt, wir sind die, die es<br />
begreifen, aber wir holen auch nichts von außen in unsere<br />
kleine Indie-Welt, dann wird es das in dieser Art nicht mehr<br />
lang geben. Lange wollte Indie Indie sein und nicht wissen,<br />
warum hört jetzt einer z. B. „La Paloma“ oder wie kann einer<br />
auf finnischen Tango stehen?<br />
Dazu kommt, dass Gefühle immer stärker klischiert werden,<br />
ohne dass man bedenkt, dass diese Klischees auch schon<br />
sehr in die <strong>Jahre</strong> gekommen sind. Dass sozusagen die<br />
Konflikte, die in den Klischees ausgedrückt werden, richtig<br />
sind, nur ihre Formulierung falsch, außer in Momenten großer<br />
Kunst – ich denke da an Bertolt Brecht, Thomas Mann,<br />
Bernadette La Hengst.<br />
Natürlich ist das auch das Politische an <strong>Musik</strong>, an Kultur<br />
heute. Man kann immer sagen, das bringt nichts, wenn da<br />
nicht das differenzierte Mit-dir-selber-Umgehen eingeübt<br />
wird, um selbst die Bedürfnisse zu bestimmen und zu sagen,<br />
ich habe ein Recht dazu. Was mich ein wenig frustriert ist, dass<br />
diese Sprechweisen den Leuten genommen werden und dass<br />
so wenig Widerstand da ist.<br />
Was ist das Verbindende der <strong>Trikont</strong>-Künstler?<br />
Wenn du z. B. Lydia Daher, Huss und Hans Söllner nimmst,<br />
kann man sich schon fragen, was die miteinander zu tun<br />
haben. Aber wie die dastehen, ihr Leben meistern und bei all<br />
ihrem Linkischen, ihrer Schüchternheit einfach bei sich bleiben<br />
und bei dem bleiben, was sie denken, das sie als Überzeugung<br />
nach außen tragen können – das kannst du über alle unsere<br />
<strong>Musik</strong>er sagen. Da gibt es offensichtlich ein Selbstverständnis,<br />
etwas zu wollen.<br />
Gerade bei <strong>Trikont</strong> (Indigo) erschienen: „On The Road<br />
Again Mama. Perlen deutschsprachiger Popmusik,<br />
# 4“, kompiliert von Franz Dobler<br />
14 Große Texte Große Texte<br />
15
Kultur in der<br />
Bundesliga<br />
Singen und Breakdancen lernen oder einfach konsumieren gehen: Das Göttinger<br />
Kulturzentrum <strong>musa</strong> wird <strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> alt. Eine kleine Lobeshymne.<br />
Jan Langehein<br />
In größeren Städten würde jeder die Lage des Kulturzentrums<br />
<strong>musa</strong> als innenstadtnah, wenn nicht als zentral<br />
beschreiben. In Göttingen ist das anders: Für die hiesige<br />
Kultur- und Studierendenszene bleibt die Innenstadt meist<br />
auf die Altstadt innerhalb des Walls beschränkt; liegt die<br />
<strong>musa</strong> im Hagenweg folglich am entlegenen Rande der<br />
Stadt – wenn genannte Szene nicht ohnehin alle Viertel<br />
westlich der Bahntrasse als Vororte verbuchte. Umso bemerkenswerter,<br />
dass sich die <strong>musa</strong> genau dort, zwischen<br />
den Baracken des Zolls und den Überschwemmungswiesen<br />
der Leineaue, als echter Publikumsmagnet behauptet und<br />
offenbar keine Probleme damit hat, dem Bespaßungs- und<br />
Kulturangebot in der City Paroli zu bieten.<br />
Wenn ein Text mit derart warmen Worten anfängt,<br />
dann handelt es sich in aller Regel um eine Laudatio, und<br />
auch in diesem Falle täuscht der Eindruck nicht: Es gilt zu<br />
gratulieren! In diesem November feiert die <strong>musa</strong> nämlich<br />
ihren dreißigsten Geburtstag, und aus einer Probebühne<br />
im Wohnzimmer des Gründungsmitglieds Wieland Ulrichs<br />
hat sie sich seit 1977 zum größten Veranstaltungs- und<br />
<strong>Musik</strong>zentrum Südniedersachsens entwickelt. Über<br />
100.000 Gäste konnte die <strong>musa</strong> bereits begrüßen, sie<br />
beherbergt auf etwa 3.500 Quadratmetern rund 60<br />
Bands, 40 Tanzgruppen, und im Atelierhaus arbeiten 50<br />
bildende Künstlerinnen und Künstler.<br />
Musa-Mitarbeiterin Tine Tiedemann fasst das Programm<br />
so zusammen: „Wir machen eigentlich fast alles<br />
in Sachen Kultur. Man kann hier sowohl Tanzen also auch<br />
Singen lernen; man kann hier an einem Chor teilnehmen,<br />
man kann aber auch Breakdancen. Zeitweise haben wir<br />
Theaterworkshops im Haus, und wer keine Lust hat,<br />
selbst Kultur zu machen, der kann herkommen und sie<br />
konsumieren.“ Und das rund 250mal pro Jahr – so oft finden<br />
Konzerte, Ausstellungsteröffnungen, Aufführungen<br />
oder Partys in der <strong>musa</strong> mittlerweile statt.<br />
Wann endet diese Odyssee?<br />
Der Weg von ihrer Gründung 1977 bis zum Kulturzentrum<br />
im Hagenweg ist lang – allerdings nicht dreißig<br />
<strong>Jahre</strong> lang, sondern nur dreizehn. 1977 hatten sich<br />
Aktivisten der Göttinger <strong>Musik</strong>szene um genannten Wieland<br />
Ulrichs in dessen ebenso genanntem Wohnzimmer<br />
zusammengetan. Als Kinder einer politisch aktiven Zeit<br />
wollten sie nicht nur Raum schaffen, in dem unbekannte<br />
Lokalbands üben und auftreten konnten, sie wollten auch<br />
ein Gegenmodell zum arrivierten Kulturestablishment<br />
aufbauen und gründeten zu diesem Zweck den „<strong>musa</strong><br />
e.V.“. Der fand in der <strong>Musik</strong>szene einigen Anklang, und<br />
so wurde das Ulrich‘sche Wohnzimmer schon bald zu<br />
klein und deshalb die Suche nach einer dauerhaften<br />
Heimstatt aufgenommen. Die fand sich zunächst in einer<br />
leer stehenden Fabrik im Boieweg, einer Querstraße zur<br />
16 Große Texte<br />
17
Hannoverschen. Dort allerdings wurde irgendwann die<br />
Miete zu hoch, und so saß die <strong>musa</strong> Mitte der Achtziger<br />
wieder auf der Straße; sie kehrte mal im Apex, mal in<br />
einer der Innenstadtkirchen ein, um ihr <strong>Musik</strong>programm<br />
darzubieten. Erst 1990 endete die Odyssee und die <strong>musa</strong><br />
bezog ihre neue, endgültige Bleibe im Hagenweg – und<br />
zwar im Gebäude der ehemaligen Heeresbäckerei, das<br />
die Stadt damals vom Bund anmietete, um der <strong>musa</strong> als<br />
Untermieterin Raum zu verschaffen.<br />
Was dazu überleitet, dass auch die in den Siebzigern<br />
mit „Gegen-“ und heute mit „Sozio-“ betitelten Formen<br />
des Kulturschaffens, wie ihre etablierten ehemaligen<br />
Gegenspieler, auf staatliche, zumindest auf öffentliche<br />
Unterstützung angewiesen sind. Laut Tiedemann pumpte<br />
die öffentliche Hand, konkret das Land Niedersachsen und<br />
die Stadt Göttingen, seit 1990 rund eine Million Euro in die<br />
alte Heeresbäckerei, um sie kulturzentrumstauglich umzubauen<br />
und zu erhalten. Aber selbst das reicht in zweierlei<br />
Hinsicht nicht aus: Zum einen ist das von der <strong>musa</strong> für die<br />
Bildenden Künste direkt angemietete Atelierhaus nach wie<br />
vor derart marode, dass bereits eine Schließung diskutiert,<br />
schließlich aber gerade noch mal abgelehnt wurde:<br />
„Wir haben uns in die Gefahr begeben, das Atelierhaus<br />
weiterzuführen, weil die Künstler zu uns gehören“, sagt<br />
Tiedemann. „Das finanzielle Risiko dabei ist hoch, aber wir<br />
hoffen, dass die Zusagen der <strong>Politik</strong> ernst gemeint sind, uns<br />
zu unterstützen, wenn uns das Haus im wahrsten Sinne<br />
des Wortes um die Ohren fliegen sollte.“<br />
Des Rätsels Lösung<br />
Das andere Problem sind die laufenden Kosten: Auch hier<br />
ist die <strong>musa</strong> jährlich auf Zuschüsse angewiesen, und bislang<br />
bedeutete das bei allen Haushaltsverhandlungen aufs<br />
Neue: Zittern. Jetzt sollen zum ersten Mal in dreißig <strong>Jahre</strong>n<br />
<strong>musa</strong>-Geschichte längerfristige Verträge mit der Stadt<br />
unterzeichnet werden, die die Förderung auf die nächsten<br />
fünf <strong>Jahre</strong> festschreiben. Einerseits freut sich Tiedemann<br />
über diese erstmals vorhandene Sicherheit, andererseits<br />
fürchtet sie die mittelfristigen Konsequenzen: „Ich glaube,<br />
dass es damit auch keine Erhöhung mehr geben wird in<br />
den nächsten fünf <strong>Jahre</strong>n, und ob das für uns sinnvoll sein<br />
kann, das sei mal dahingestellt.“<br />
Weniger als um die finanzielle bangt die <strong>musa</strong> um ihre<br />
kulturelle Zukunft – beim Angebot für Kulturschaffende<br />
wie -konsumierende geht es nach wie vor bergauf. Als<br />
der Verein die Räume im Hagenweg bezog standen 500<br />
Quadratmeter zur Verfügung; zwei bis dreimal im Monat<br />
fand eine Veranstaltung statt. Heute sind, wie erwähnt,<br />
weit über 3.000 Quadratmeter an zwei von drei Tagen<br />
belegt. Und nicht nur quantitativ geht es aufwärts, auch<br />
die Qualität nimmt laut Tiedemann zu. Neben lokalen<br />
Bands, die in der <strong>musa</strong> nicht nur proben, sondern auch<br />
auftreten, umfasst das Konzertprogramm inzwischen<br />
Bands aus der ganzen Welt. Tiedemann sieht die <strong>musa</strong> im<br />
Vergleich mit anderen Kulturzentren ziemlich weit vorne:<br />
„Wir befinden uns, was überregionale oder internationale<br />
Bands angeht, inzwischen auf Bundesliganiveau. Die<br />
Championsleague werden wir nicht schaffen, aber die<br />
Bundesliga haben wir erreicht.“<br />
Dem wäre nicht viel hinzuzufügen, bliebe nicht noch<br />
das letzte Rätsel zu lösen, das uns die <strong>musa</strong>-Macher nach<br />
dreißig <strong>Jahre</strong>n immer noch aufgeben: Was „<strong>musa</strong>“ denn<br />
nun eigentlich heißt? Wie so oft bedeutet Aufklärung<br />
auch in diesem Falle Ent-Täuschung im doppelten Sinne<br />
des Begriffs, denn der Name meint weder den (falschen)<br />
lateinischen Plural für die Muse, die die Künstler küsst,<br />
noch bezeichnet er ein schmackhaftes, anatolisches<br />
Hirsegericht, das damals, im November ‘77, in Wieland<br />
Ulrichs Wohnzimmer zur ersten Bandprobe gereicht<br />
worden wäre. Nein, im selben 70er-<strong>Jahre</strong>-Politjargon, dem<br />
auch das „Kommunikations- und Aktionszentrum“ KAZ<br />
seinen Namen verdankt, heißt „<strong>musa</strong>“ ganz prosaisch:<br />
„<strong>Musik</strong>- und Arbeitsgemeinschaft“. Das soll uns aber<br />
vom Anlass dieses Textes nicht ablenken – nämlich zu<br />
gratulieren: Herzlichen Glückwunsch, liebe <strong>Musik</strong>- und<br />
Arbeitsgemeinschaft, auf die nächsten Dreißig!<br />
Die <strong>musa</strong> feiert ihren <strong>30</strong>. Geburtstag vom <strong>30</strong>.11. bis<br />
2.12.07; nähere Infos: www.<strong>musa</strong>.de<br />
18 Große Texte Große Texte<br />
19
Murmelnder<br />
Beton<br />
Konsequent übersehene und symbolisch aufgeladene Orte: Jürgen Hasse hat eine<br />
spannende Kulturgeschichte des Parkhauses geschrieben.<br />
Frauke Pahlke<br />
Man kennt sie vom Vorbeifahren: die weiß grundierten<br />
Schilder, auf denen in schwarzen Strichen eine Art ausgefranste<br />
Sonne abgebildet ist, umsäumt von zahlreichen blauen<br />
Rechtecken. Es handelt sich um so genannte Parkleitsysteme,<br />
deren Information in der kurzen Spanne des Vorbeifahrens<br />
eigentlich nur für Heimische lesbar und somit überflüssig ist,<br />
da ihnen Ort und Parkmöglichkeiten ohnehin bekannt sind.<br />
Ortsunkundige hingegen rauschen an den Tafeln vorbei und<br />
haben bei normaler Fahrgeschwindigkeit kaum eine Chance,<br />
sich zu orientieren.<br />
Diese Straßenschilder erfüllen ihren Zweck nur mäßig,<br />
doch lässt sich an ihnen implizit etwas anderes ablesen:<br />
der kulturelle Stellenwert von Parkhäusern. Schilder wie<br />
Parkhäuser sind Elemente der Verkehrsplanung. Die tägliche<br />
Benutzung dieser Infrastruktur ist längst so selbstverständlich,<br />
dass sie aus der bewussten Reflexion weitgehend heraus fällt.<br />
Der kaum lesbare Hinweis in Form des Straßenschildes macht<br />
auf einen unentbehrlichen Ort aufmerksam, gleichzeitig<br />
verbirgt er ihn. Dem Kenntlichmachen ist das Verschwindenlassen<br />
immanent.<br />
Für die Bauform der Parkhäuser gilt heute grundsätzlich: Es<br />
sind „übersehene Orte“, blinde Flecken im urbanen Geflecht.<br />
Ganz gleich wie zentral sie in der Stadt liegen, bilden sie immer<br />
einen Teil ihrer Peripherie. Jürgen Hasse, der in Frankfurt/<br />
Main Geographie und Didaktik lehrt, rückt nun die scheinbar<br />
profanen Orte ins Zentrum seiner Überlegungen „Zur Kulturgeschichte<br />
und Heterotopologie des Parkhauses“.<br />
Er geht dabei von einem Architekturverständnis aus, das jene<br />
als ein konstitutives Medium der Gesellschaft begreift. Ein<br />
Gebäude ist immer mehr als reiner Zweckbau. Ein Parkhaus<br />
ist nicht nur ein Bauwerk zur temporären Unterstellung von<br />
Fahrzeugen, es ist „gebaute Symbolik“, deren „ästhetische<br />
Tiefenschicht“ Auskunft über die Verfasstheit einer Gesellschaft<br />
gibt – und sie auf diese Weise ihrerseits prägt.<br />
Architektur ist insofern eine Spielart sozialen Handelns, wird<br />
in der Begegnung zum Gegenüber.<br />
Die bedeutsamsten Wirkungspotentiale sieht Hasse im<br />
leiblich-sinnlichen Erlebnis im begehbaren Raum, d. h. im<br />
nicht-sprachlichen Raum. Je weniger über Parkhäuser gesprochen<br />
werde, „um so eindringlicher können sie ihre Wirkung<br />
im Medium der Sichtbarkeit sowie über das Erleben ihrer<br />
Materialität, Textur, räumlichen Ordnung und Atmosphären<br />
ästhetisch entfalten.“ Abseits ihrer Funktion, den innerstädtischen<br />
Verkehr durch entlastende Aufnahme zu organisieren,<br />
kann man diese Bauwerke als mythische Orte betrachten. Auf<br />
dieser zweiten Ebene erzählen sie Geschichte(n) kulturellsymbolischer<br />
Bedeutungen.<br />
Hasse beginnt damit, theoretische Voraussetzungen<br />
vorzustellen (die Wichtigkeit Michel Foucaults für seine Arbeit<br />
teilt schon der Titel des Buches mit) und rekonstruiert die in<br />
Europa knapp hundertjährige Geschichte der Parkhausarchitektur,<br />
die nur lückenhaft dokumentiert ist – Zeichen für die<br />
untergeordnete Rolle, die diesem wenig repräsentativen Architekturtypus<br />
zukommt. Weder bei Kulturpolitikern, Planern,<br />
Parkhausbenutzern noch in den Wissenschaften, nicht einmal<br />
bei Architekten stößt diese im Laufe der Zeit immer notwendiger<br />
gewordene Bauform auf Interesse (sieht man einmal<br />
von Debatten über Kriminalität bzw. Sicherheit ab), obwohl<br />
sie unumgänglich zum täglichen Gebrauch gehört.<br />
Parkhäuser sind Orte der Krise: Mit Blick auf ihre pragmatische<br />
Funktion (Verkehrskollaps verhindern), und auf ihre<br />
Erscheinung. Denkt man an sie, hat man Bilder unansehnlicher<br />
Betonklötze vor Augen, düstere, schwerfällig ins Profil der<br />
Stadt hineinragende Schandflecke, bekommt Beklemmungsgefühle<br />
bei der Erinnerung an zu niedrige Decken und Gestank<br />
von Abgasen und Urin. Es sind Klischees, Stigmatisierungen<br />
und Ausgrenzungen des Ortes, der gerade deswegen immer<br />
wieder als Ort des Bösen dargestellt und inszeniert wird.<br />
20 21
Der Autor schildert auf anschauliche und differenzierte<br />
Weise den grundlegenden Status- und Gestaltwandel, den<br />
diese Bauten in unterschiedlichen historischen Momenten<br />
erfahren haben. Dabei betont er die enge Verknüpfung der<br />
Gebrauchs- und Kulturgeschichte des Parkhauses mit der<br />
des Automobils: Bei seiner Entstehung am Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts wird das Parkhaus aufgrund anfälliger Technologie<br />
der Fahrzeuge als Pflegestätte benötigt. Da der Besitz<br />
eines Autos extrem kostspielig und nur Wohlhabenden<br />
vorbehalten war, wurde die Anlage in ihrer Wichtigkeit befördert.<br />
Parkhäuser galten als geradezu vornehme Orte, in<br />
denen Geschäfte und Dienstleistungen rund um die Wartung<br />
angesiedelt waren, jedoch auch Casinos.<br />
22<br />
Ästhetik des Absurden<br />
Die Wertschätzung und Exklusivität dieser multifunktionalen<br />
Architekturen findet sich in monumentalen Formen und<br />
eleganten Fassaden wieder. Hierin äußert sich eine andere<br />
Bedeutung jener Garagen: Sie waren Show-Off-Projekte,<br />
Ausdruck ingenieurswissenschaftlicher Errungenschaften,<br />
zurückzuführen u. a. auf den neuen Baustoff Beton. So verkörperten<br />
diese Bauten eine Utopie des Fortschritts durch<br />
Technik. Auch in den damaligen Namen der Bauten hallt diese<br />
Illusion wieder: Hochgarage, Autohotel, Garagenpalast.<br />
Mit zunehmender Motorisierung der Bevölkerung in den<br />
1950er und 60er <strong>Jahre</strong>n stieg der Bedarf an Garagen; während<br />
die Fahrzeuge weniger störanfällig wurden, wurde die<br />
Situation auf den Straßen problematisch. Hasse erklärt, wie<br />
sich mit steigender Relevanz des zum Massentransportmittel<br />
avancierten Automobils und des Parkhauses eine Betonung<br />
der Funktionalität auf Kosten der Ästhetik vollzieht, am deutlichsten<br />
erkennbar an den Fassaden. Hier beschreitet man<br />
schließlich seit den 70ern den Weg der Selbstverleugnung,<br />
indem man sie hinter Begrünung verschwinden lässt. Was<br />
nicht sein darf, wird systematisch versteckt; Kletterpflanzen<br />
werden zu Ideologie bzw. verbergen eine andere, inakzeptable,<br />
an die bis heute nicht wesentlich gerührt wird.<br />
Hasse stellt fest, wie sich heute, Öko-Bewegung und<br />
prekären Lebenssituationen zum Trotz oder sei Dank, wieder<br />
eine Sehnsucht nach edler Schönheit und ein neues Selbstbewusstsein<br />
ausbreiten. Auf Hochglanz polierte Vitrinen stellen<br />
teure Wagen aus, die sich zur sozialen Distinktion eignen.<br />
Der Autor verortet diese Entwicklung in einer allgemeinen<br />
Tendenz, die Städte aus ökonomischen Gründen einer generellen<br />
Ästhetisierung zu unterziehen – Ästhetik als Anästhesie.<br />
Unfreiwillig entsteht so eine „Ästhetik des Absurden“, denn<br />
die Funktion dieser kostbaren Schmuckschachteln bleibt eine<br />
reichlich banale – das Parken von Autos.<br />
Jürgen Hasse: „Übersehene Räume. Zur Kulturgeschichte<br />
und Heterotopologie des Parkhauses“ (Transcript 2007,<br />
216 Seiten, 24,80 EUR)<br />
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Große Texte Große Texte<br />
23
Nikolaus Kühn · Gaby Dey · Andrea Strube · Ronny Thalmeyer<br />
Tina Fibiger<br />
Der freie Fall braucht keine Begründung. Über den<br />
Lebensüberdruss von Julie und August mögen andere rätseln.<br />
Man schafft sich eben aus der Welt, so die Verabredung der<br />
beiden nach einer ersten Chatroom-Begegnung. Für den<br />
ultimativen Trip an eine norwegische Steilküste sind sie mit<br />
wärmendem Campingzubehör und Videokamera gerüstet.<br />
Dann wird es aber doch ein Showdown mit Hindernissen, den<br />
der Intendant des Jungen Theaters, Andreas Döring, mit Igor<br />
Baursimas Schauspiel „norway.today“ erforscht.<br />
Hinter den scheinbar abgeklärten Posen zweier Kids in<br />
Absturzlaune lauern immer noch diese ganzen Sinnfragen<br />
und ein Durcheinander von Gefühlen. Es ist ein ziemlich<br />
störrisches Gelände, das Sonja Elena Schröder und Felix<br />
Frenken hier mit ihren Figuren erkunden. Dabei entstehen<br />
wunderbar vielschichtige Stimmungsbilder über jugendliche<br />
Lebenswelten und ihre Verletzlichkeit, die sich in den<br />
temperamentvollen Ausbrüchen ebenso mitteilen wie in<br />
den leisen schüchternen Signalen.<br />
Julie ist auf wütende Abgrenzung getrimmt, während August<br />
lieber noch ein paar lockere Sprüche vor sich hertreibt, um<br />
nur ja nicht verwundbar zu erscheinen. Ein bisschen unheimlich<br />
ist dieses selbstmörderische Planspiel ja auch, wenn sich<br />
Erinnerungen in Erlebnisse einschleichen, die von Bedeutung<br />
waren. Und dann überstrahlt dieses magische Nordlicht die<br />
letzte lange Nacht, und zwischen den beiden irrlichtert das<br />
Gefühl der Verliebtheit. Es wird nun auch schwierig, mit den<br />
Abschiedsgrüßen vor der Kamera, wenn sich das Leben von<br />
seiner berührbaren, hoffnungsvollen Seite zeigt.<br />
Das Absturzrisiko bleibt unvermindert, wenn zum Beispiel<br />
die Fassade bürgerlicher Kultiviertheit durchlöchert wird. Gern<br />
demontiert Jasmine Reza in ihren Komödien das Ritual des<br />
höflichen Schlagabtauschs. Und mit dem „Gott des Gemet-<br />
Erhöhtes Absturzrisiko<br />
Der Gott des Gemetzels<br />
Foto · Doro Heise<br />
zels“ richtet sie ihren Kontrahenten ein paar ganz besonders<br />
böse Fallen an, die Daniela Kranz in ihrer Inszenierung am<br />
Deutschen Theater in ein schön schauriges Licht rückt. Eigentlich<br />
soll es in der Begegnung zweier Ehepaare um eine<br />
einvernehmliche Lösung gehen. Der Nachwuchs hat sich<br />
geprügelt, und dabei gingen zwei Schneidezähne zu Bruch.<br />
Nun erwarten Brunos Eltern von der Täterseite ein gewisses<br />
Entgegenkommen und keinesfalls diesen widerspenstigen<br />
Auftritt. Kotzt doch Madame Reille auf die Kunst der Gastgeberin,<br />
die in kostbaren Bildbänden demonstriert wird, während<br />
ihr Gatte sich permanent mit hektischen Handysignalen<br />
ausblendet. Madame Houillé hat auch keinen zuverlässigen<br />
Sparringspartner. Jemand der den Hamster seiner Tochter<br />
in mörderischer Absicht aus der Wohnung entfernt, hat wohl<br />
noch andere Gemeinheiten auf Lager.<br />
Was bei beiden Parteien an eheinternen Alarmsignalen<br />
gärt und glüht, bekommt jetzt erst richtig Auftrieb in den<br />
Wortgefechten, wo jeder seine Position justiert und kurzfristig<br />
auch Bündnisse mit der Gegenseite möglich sind. Schwerer<br />
noch als die verbalen Attacken wiegt die unterschwellige<br />
Wut, die sich messerscharf zuspitzt und schadlos hält. Das<br />
Schauspiel-Team ist auf ein temporeiches Präzisonsgemetzel<br />
eingestimmt. Andrea Strube, Gaby Dey, Nicholaus Kühn und<br />
Ronny Thalmeyer sind in Hochform, wenn sie den gewaltigen<br />
Fundus an pathologischen Störbeständen freilegen. Und Bühnenbildnerin<br />
Bettina Kraus hat ihnen dafür ein lichtes Edelambiente<br />
kreiert dass sich atmosphärisch kräftig eintrübt.<br />
Unbeschadet bleibt nur der Balken, der den Bühnenraum<br />
markiert und trotz seiner Dimensionen an eine<br />
Vogelstange erinnert. Man könnte auch genüsslich über<br />
dieses Zeichen von Käfighaltung spekulieren – und was<br />
das wohl für ein veritables Gemetzel bedeuten mag.<br />
Deutsches Theater & 49 69 11<br />
www.dt-goettingen.de<br />
1.11. 19.45 Männerhort<br />
2.11. 19.15 <strong>30</strong>. Gö. Jazzfestival: Trio 3 & Roberto<br />
Fonseca Group<br />
3.11. 19.15 <strong>30</strong>. Gö. Jazzfestival: H.T.Strada Quintett<br />
& G.Hampel<br />
5.11. 19.45 Der Gott des Gemetzels<br />
7.11. 20.00 DTS Oliver Twist<br />
8.11. 10.00 DTS Oliver Twist<br />
9.11. 19.<strong>30</strong> DTK Die Blechtrommel<br />
10.11. 17.00 DTS Ein schnelles Leben<br />
19.45. Nathan der Weise<br />
20.00 DTS Ein schnelles Leben<br />
11.11. 11.00 Georg Christoph Lichtenberg - Benefizveranstaltung<br />
12.11. 19.45 Die Entführung aus dem Serail<br />
14.11. 16.00 DTS Der Grüffelo<br />
19.00 Sie sangen von Marmorbildern<br />
19.45 Die Entführung aus dem Serail<br />
15.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />
20.00 DTS Woyzeck<br />
16.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />
19.45 Die Katze auf dem heißen Blechdach<br />
17.11. 19.45 Der Kaufmann von Venedig<br />
20.00 DTS Habe ich Dir eigentlich schon erzählt…<br />
18.11. 16.00 ZELT Der Zauberer von Oz<br />
16.00 DTK Kritik des Herzens<br />
19.45 Les Rhinozéros<br />
19.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />
20.11. 19.45 Die Entführung aus dem Serail<br />
21.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />
19.00 Der gute Mensch von Sezuan - Preview<br />
20.00 DTS Habe ich Dir eigentlich schon erzählt…<br />
20.00 DTK Die Mountainbiker<br />
22.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />
19.45 Die Entführung aus dem Serail<br />
23.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />
16.00 DTS Die kleine Meerjungfrau<br />
19.45 Der gute Mensch von Sezuan<br />
24.11. 16.00 DTS Vom kleinen Maulwurf<br />
25.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />
16.00 DTK Land der Dämmerung u. die Prinzessin,<br />
die nicht spielen wollte<br />
26.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />
19.00 Verleihung des Innovationspreises der<br />
Stadt Göttingen<br />
27.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />
19.45 Der gute Mensch von Sezuan<br />
20.00 DTS Woyzeck<br />
Werkgruppe 28.11. 9.<strong>30</strong> ZELT 2 & Der 0551/38 Zauberer von 90 Oz 161<br />
19.45 www.werkgruppe2.de<br />
Der Kaufmann von Venedig<br />
Alte Magazin 20.00 in DTS der Saline Ein schnelles Luisenhall Leben<br />
29.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />
3.10. 20.00 Hausprobe<br />
11.00 DTS Ein schnelles Leben<br />
4.10. 20.00 Hausprobe<br />
19.45 Die Katze auf dem heißen Blechdach<br />
5.10. 20.00 Hausprobe<br />
<strong>30</strong>.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />
6.10. 20.00 Hausprobe<br />
19.45 Der gute Mensch von Sezuan<br />
7.10. 20.00 Hausprobe<br />
20.00 DTS Habe ich Dir eigentlich schon erzählt…<br />
Junges Theater & 49 50 15<br />
www.junges-theater.de<br />
1.11. 20.00 Der Hässliche<br />
2.11. 20.00 Der Hässliche<br />
3.11. 20.00 Der Hässliche<br />
4.11. 19.00 KAZ-Chor<br />
5.11. 20.00 Axel Hacke - Lesung<br />
6.11. 20.00 Der Hässliche<br />
8.11. 10.00 norway.today<br />
20.00 norway.today<br />
9.11. 20.00 Der Herr der Fliegen – öffentl. GP<br />
10.11. 20.00 Der Herr der Fliegen<br />
11.11. 19.00 norway.today<br />
13.11. 10.00 norway.today<br />
20.00 Der Herr der Fliegen<br />
14.11. 20.00 Der Hässliche<br />
15.11. 10.00 Der Herr der Fliegen<br />
16.11. 19.00 Heinrich v. Kleist – <strong>Michael</strong> Kohlhaas<br />
20.00 Der Hässliche<br />
17.11. 20.00 Der Hässliche<br />
18.11. 19.00 Der Herr der Fliegen<br />
20.11. 20.00 Der Hässliche<br />
21.11. 20.00 Der zerbrochene Krug – öffentl. GP<br />
22.11. 20.00 Der zerbrochene Krug<br />
23.11. 11.00 norway.today<br />
20.00 Der Hässliche<br />
24.11. 10.00<br />
Was ist im Apfel drin? Schneewitchen<br />
u. d. Wochenmarkt<br />
20.00 Der zerbrochene Krug<br />
25.11. 19.00 Der Herr der Fliegen<br />
26.11. 20.00 Rocko Schamoni - Lesung<br />
27.11. 20.00 Der zerbrochene Krug<br />
28.11. 11.00 Der Herr der Fliegen<br />
20.00 Der zerbrochene Krug<br />
29.11. 10.00 Der Herr der Fliegen<br />
20.00 Der zerbrochene Krug<br />
Lumière & 48 45 23<br />
www.improshow.de<br />
17.11. 20.00 Impro Match<br />
18.11. 20.00 Impro-Show: Alles ist möglich<br />
Thop & 39 70 77<br />
www.gwdg.de/thop<br />
6.11. 20.15 Hedda Gabler<br />
7.11. 20.15 Hedda Gabler<br />
12.11. 20.15 Hedda Gabler<br />
13.11. 20.15 Hedda Gabler<br />
14.11. 20.15 Hedda Gabler<br />
16.11. 20.15 Hedda Gabler<br />
17.11. 20.15 Hedda Gabler<br />
20.11. 20.15 Hedda Gabler<br />
21.11. 20.15 Hedda Gabler<br />
24 Theater<br />
Theater<br />
25
Rajaa Alsanea<br />
Die Girls von Riad<br />
ROMAN<br />
Pendo 2007 · 332 Seiten · 19,90 EUR<br />
Kerstin Cornils<br />
Die reichen Mädchen aus Riad gleichen den Girlies<br />
in Hamburg: Sie lassen sich von Burger King Pommes<br />
mitbringen, schwärmen für „Sex and the City“ und<br />
schwadronieren mit ihren Freundinnen über Beziehungskisten.<br />
Im Reich der „großen Literatur“ haben Girlies, ob<br />
nun in Riad oder Hamburg, nicht viel zu melden: Während<br />
in Deutschland der Wert der 1999 ausgegebenen<br />
„Fräuleinwunder“-Aktie sinkt, war im wahabitischen<br />
Saudi-Arabien das öffentliche Zurschaustellen eines<br />
weiblichen Bewusstseins seit jeher verpönt.<br />
Im Mittelpunkt der „Girls von Riad“ von Rajaa Alsanea<br />
steht eine anonyme Erzählerin, die jede Woche<br />
nach dem Freitagsgebet eine E-Mail an die saudische<br />
User-Gemeinschaft verfasst, um in der virtuellen<br />
Öffentlichkeit die Schicksale ihrer Freundinnen auszubreiten.<br />
Eine an den Blog angelehnte Erzählform,<br />
die mit Gedichten und Motti durchwirkt ist, ermöglicht<br />
einen fiktiven Dialog zwischen der Erzählerin und den<br />
Internet-Nutzern, welche auf die Liebesabenteuer der<br />
vier Girls teils empört, teils mit Begeisterung reagieren.<br />
Lamis, Sadim, Kamra und Michelle sind, wie alle Girlies<br />
dieser Welt, frech, quirlig und lebenslustig – doch nie<br />
so emanzenhaft, dass sie sich die Hoffnung auf einen<br />
Traumprinzen versagen.<br />
Der Vergleich mit der westlichen „chick-lit“ darf<br />
freilich nicht überstrapaziert werden. Schließlich hat ein<br />
Blog aus dem Schanzenviertel einen anderen kulturellen<br />
Resonanzraum als ein arabischer: Während einem westlichen<br />
Internet-Liebestagebuch meist wenig Subversives<br />
anhaftet, eröffnen PC und Handy im saudischen Kontext<br />
vordem verschlossene Kommunikationsspielräume<br />
zwischen den Geschlechtern. Eine Frau, die in Riad öffentlich<br />
von der romantischen Liebe schwärmt, rebelliert<br />
insofern gegen die Logik der Clans, als sie sich gegen die<br />
arrangierte Vernunftehe stellt. Damit schlägt das Backfischhafte<br />
ins Politische um. Folgerichtig ist in den „Girls<br />
von Riad“ neben französischer Importschokolade offen<br />
von „zivilisatorischen Konflikten“ sowie von männlichen<br />
„Feiglingen“ die Rede, die „wie Schachfiguren von ihren<br />
Familien geführt werden“. In den Brüchen des ästhetisch<br />
ungeschliffenen Textes tritt umso klarer die Reflexion<br />
kultureller Differenzen hervor.<br />
Dirk Wittenborn<br />
Casper<br />
ROMAN<br />
DuMont 2007 · 477 Seiten · 22,90 EUR<br />
Thomas Schaefer<br />
Der Weg in die Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.<br />
Diese Erfahrung macht der Psychologe William<br />
Friedrich, der in den 50er <strong>Jahre</strong>n an der Elite-Universität<br />
Yale an Antidepressiva forscht. Eine seiner Versuchspersonen<br />
ist der hochbegabte aber schüchterne Student<br />
Casper. Das Mittel wirkt: der verdruckste Junge häutet<br />
sich in einen Salonlöwen, dem Frauen, Geld und soziale<br />
Anerkennung zufliegen – bis die Testreihe abgeschlossen<br />
ist und Casper in die Einsamkeit seines verhassten Ichs<br />
zurückkehren muss. Casper beschießt sich für dieses<br />
Trauma zu rächen, ermordet Friedrichs Kollegin und<br />
bleibt – auch nachdem er in einer psychiatrischen Klinik<br />
verwahrt wird – eine ständige Bedrohung für den Doktor<br />
und dessen Familie.<br />
Wittenborn hat sich mit seinen Romanen „Unter<br />
Wilden“ (2003) und „Catwalk“ (2004) den Ruf als<br />
zynischer Kritiker der amerikanischen Gesellschaft<br />
erworben und bestätigt ihn mit „Casper“: eine Satire<br />
auf die Allmachtsideologie und grausamen Praktiken<br />
von Psychologie und Psychiatrie und die Hybris der<br />
amerikanischen Mentalität, ihre absoluten Glücksansprüche<br />
und die Gewissheit, diese mit den Mitteln der<br />
Wissenschaft durchsetzen zu können. Dr. Friedrich<br />
ist ihr typischer Repräsentant: zunächst durchaus<br />
sympathisch angelegt, treibt er seine Umwelt durch<br />
zunehmenden Ehrgeiz, Paranoia und die Weigerung,<br />
die Realität zu akzeptieren, in ein psychodramatisches<br />
Dilemma, in dessen Verlauf ausgerechnet der Glücksexperte<br />
erkennen muss, „dass glücklich sein etwas<br />
war, wovon er nichts verstand“.<br />
„Casper“ ist ein sehr amerikanischer Roman: das<br />
flotte Tempo, die lässige Ironie, der Hang zu existentiell<br />
zugespitzten Dramen, der schnörkellose Zugriff auf die<br />
Psychologie der Figuren, all das erinnert an die Familienaufstellungen<br />
eines John Irving oder Jonathan Franzen.<br />
Das heißt: der Roman ist klug und spannend. Seine<br />
stärksten Passagen sind die an Ken Keseys „Einer flog<br />
über das Kuckucksnest“ erinnernden Szenen aus der<br />
Heilanstalt, in der Caspers Glückssuche ihr bitteres Ende<br />
findet. Dass in der großen Freiheit der amerikanischen<br />
Gesellschaft deren bürgerliche Stützen das Glück auf ihre<br />
Weise verfehlen, ist dabei kein Trost.<br />
26 Bücher<br />
Bücher<br />
Donald Barthelme<br />
Der Tote Vater<br />
ROMAN<br />
Urs Engeler Editor 2007 · 248 Seiten · 19 EUR<br />
Jörg Sundermeier<br />
Alle lieben Pynchon. Pynchon aber weiß, woher<br />
er kommt. Über den 1931 geborenen und 1989 gestorbenen<br />
Donald Barthelme sagte er: „Barthelme ist einer<br />
aus der Handvoll Autoren, die den Rest von uns schlecht<br />
aussehen lassen.“ Und da hat er wahrlich nicht gelogen.<br />
Dem deutschen Publikum wurde er 1969 durch ein paar<br />
kürzere Texte in der aufsehnerregenden Anthologie<br />
„Acid“ bekannt gemacht; einige Bücher erschienen bei<br />
Suhrkamp und selbst Ostdeutsche haben ihn übersetzt<br />
bekommen. Dennoch ist dieser extrem kluge, sehr witzige<br />
Autor bis heute den deutschen Leserinnen und Lesern<br />
nicht wirklich zu einem Begriff geworden.<br />
Der eh immer wieder zu lobende Baseler Verlag Urs<br />
Engler Editor versucht nun seinerseits auf Barthelme<br />
aufmerksam zu machen. Im letzten Jahr erschien der<br />
großartige Roman „Der König“ in Erstübersetzung; und<br />
jetzt „Der tote Vater“ in einer gründlich überarbeiteten<br />
Fassung. Hier wird von Söhnen und Töchtern der Vater,<br />
ein überdimensionales Ding, übers Land gezogen, hin zu<br />
seinem Grab. Der „tote“ Vater allerdings sucht den Dialog<br />
mit den Kindern. Er ist tot, aber nicht tot, denn er muss<br />
beerdigt werden, um wirklich fort zu sein.<br />
„Ist mir ein Vergnügen, sagte der Tote Vater. Schön<br />
etwas für euch jüngere Männer tun zu können, von<br />
Zeit zu Zeit. Schön geben zu können. Geben ist, in<br />
gewissem Sinne – Nein, sagte Thomas, dass du klar<br />
siehst. Du hast nicht gegeben. Ich habe genommen.<br />
Da ist ein Unterschied. Ich habe sie dir weggenommen.<br />
Kapierst du das? Die Sache ist trivial, aber ich will keine<br />
Missverständnisse. Ich habe sie. Dir weggenommen.<br />
O, sagte der Tote Vater. Er dachte einen Augenblick<br />
lang nach. Wird es Trost geben? Ja, sagte Thomas. Du<br />
darfst eine Rede halten. Nein, sagte Julie. Keine Rede.<br />
Eine Rede zu den Männern?, fragte der Tote Vater. Zu<br />
meinen versammelten loyalen, treuen – Nein, sagte<br />
Julie.“ Der tote Vater ist hier selbstredend Symbol für<br />
den überkommenen, aber noch immer akzeptierten<br />
Patriarchen in jeder Form, und der Tyrannenmord ist<br />
nicht einfach. Dafür ist er, wie gesagt, hochkomisch.<br />
Wer wissen will, wo Pynchon & Co gelernt haben, muss<br />
hier nachsehen. Und kann dann auf viele angesagte<br />
Autoren verzichten.<br />
DEUTSCHES THEATER<br />
IN GÖTTINGEN<br />
TENNESSEE<br />
WILLIAMS<br />
DIE KATZE<br />
AUF DEM HEISSEN<br />
BLECHDACH<br />
16. + 29.<br />
NOVEMBER 07<br />
2. + 6.<br />
DEZEMBER 07<br />
THEATERKASSE 0551 / 496911
The Three Burials of Melquiades Estrada<br />
USA / Frankreich 2005 · 117 min · Tommy Lee Jones · Barry Pepper<br />
Julio César Cedillo · Dwight Yoakam · January Jones u. a.<br />
Andreas Busche<br />
Vergebung und Vergeltung sind die beiden großen<br />
Themen, die Tommy Lee Jones‘ Regiedebüt seelenruhig<br />
umkreist wie ein Aasgeier seine Beute. In „The Three Burials<br />
of Melquiades Estrada“ verschlägt es den Zuschauer tief<br />
ins Peckinpah-Country. Lange nicht mehr hat eine Filmkamera<br />
das amerikanisch-mexikanische Grenzland mit derart<br />
visueller Klarheit eingefangen. Für solche Bilder wurde das<br />
Cinemascope-Format erfunden: Staubig, zerklüftet und auf<br />
unwirtliche Weise erhaben erstreckt sich die felsige Wüste<br />
bis an die Begrenzungen des Blickfeldes. Nur manchmal<br />
enthüllen die Verwerfungen der Landschaft kleine Wunder<br />
der Natur, wie die Sonnenblumenwiese, durch die ein<br />
Flüchtender getrieben wird.<br />
Auch die Story von “The Three Burials of Melquiades Estrada”<br />
ist Peckinpah pur. Der junge Mexikaner Melquiades<br />
Estrada ist von einem unbeherrschten Grenzpolizisten<br />
versehentlich erschossen und überhastet im Wüstensand<br />
verscharrt worden. Seine Leiche wird gefunden, doch der<br />
örtliche Sheriff zeigt kein Interesse an der Aufklärung des<br />
Mordes und lässt den Leichnam erneut der Erde übergeben.<br />
Der alte Cowboy Pete (gespielt von Tommy Lee Jones)<br />
aber kennt den Täter. Er zwingt den Grenzpolizisten Mike<br />
unter Waffengewalt, Melquiades wieder auszugraben und<br />
ihn in dessen Heimat zu beerdigen. Gemeinsam brechen<br />
Regie Tommy Lee Jones<br />
ab 8.11.<br />
sie auf Pferden zu seinem Bußgang auf.<br />
Jones misst mit seinem Film die soziale Topografie<br />
eines bislang unbekannten Mexiko aus. Um ein letztes<br />
Versprechen an den Freund einzulösen, wird der Cowboy<br />
Pete zum Outlaw. Auf seinem Weg nach Mexiko begegnen<br />
ihm Menschen, die selbst am Rande der Gesellschaft<br />
existieren: Grenzflüchtlinge, ein paar Jäger, ein blinder<br />
Einsiedler. Pete taucht ab, macht sich gemein mit ihnen.<br />
Ein Mann, der seinen Platz in der Gesellschaft verloren<br />
hat. Aber auch wenn hier nicht mehr geredet wird als in<br />
einem Cormac-McCarthy-Roman, verzichtet Jones auf<br />
den üblichen Neocon/Macho-Bullshit. Wenn Pete seinen<br />
toten Freund mit Frostschutzmittel abfüllt, um seine Leiche<br />
zu konservieren, oder ihr liebevoll die Haare kämmt,<br />
beginnt man zu verstehen, dass Jones im Grunde die alte<br />
Vater-Sohn-Geschichte neu erzählt.<br />
Jones’ Mexiko hat sich eine ureigene Schönheit<br />
bewahrt, weil er dessen Widersprüche nie aufzulösen<br />
versucht. Einmal sitzt Pete im Niemandsland in einer Bar,<br />
während eine Frau auf einer ungestimmten Orgel Chopin<br />
spielt. Geräusche aus dem Fernseher vermischen sich mit<br />
der <strong>Musik</strong>nummer, ein surrealer Effekt, der noch um das<br />
irisierende Licht der Lampions verstärkt wird. Pete ist hier<br />
so fremd wie an jedem anderen Ort auf der Welt.<br />
Pas douce – Die Unsanfte<br />
Regie Jeanne Waltz.<br />
Carsten Happe<br />
ab 9.11.<br />
Was Frederique umtreibt, ist ein großes Mysterium.<br />
Die junge Krankenschwester stürzt von einem<br />
Extrem ins andere, verfällt in Depressionen, als ein<br />
Patient stirbt, stellt ihrem Ex-Freund nach, der sie<br />
schroff zurückweist, reißt in der Bar zwei Typen auf,<br />
die sie beide mit nach Hause nimmt. Frederique will<br />
das kleine Gebirgskaff in der französischen Schweiz<br />
verlassen, besser noch, sie will diese Welt verlassen.<br />
Auf ihrem Rücksitz liegt das Gewehr immer parat. Frederique<br />
geht in den Wald, spricht ihr letztes Gebet (oder<br />
stößt ihren letzten Fluch aus – wer weiß das schon?),<br />
doch ungestört ist sie nicht. Zwei Jungs in der Ferne<br />
unterbrechen ungewollt ihren Selbstmordversuch. Die<br />
Schreie des einen, der von der Schleuder des anderen<br />
getroffen wird. Frederique schießt nun auch – und trifft<br />
den Jungen mit der Schleuder.<br />
„Pas douce“ beginnt verzweifelt und isoliert, wie<br />
seine Hauptfigur, wie die unwirtliche Gebirgsregion,<br />
aus der sie den Ausweg nicht findet. Geschockt von<br />
ihrer Tat, kehrt Frederique in ihr karges Leben zurück.<br />
In ihr Krankenhaus, wo der angeschossene Marco in<br />
ihre Obhut übergeben wird. Er weiß nicht, dass sie ihm<br />
dies angetan hat, die Polizei ebenso wenig. Frederique<br />
ringt mit sich selbst, aber sie kann nicht verhindern,<br />
dass zwischen ihnen eine eigentümliche Beziehung<br />
entsteht. Solange, bis ihr Schuss nicht länger ein Geheimnis<br />
bleiben kann.<br />
Isild Le Besco ist Frederique ist die Sensation dieses<br />
kleinen Films. Ihr Gesicht, nicht klassisch schön, aber<br />
umso interessanter, ihre Präsenz, ihre Unergründlichkeit<br />
fesseln von der ersten Minute an und lassen nicht<br />
wieder los. Sie ist fehl am Platz und doch genau richtig;<br />
sie lässt einen ratlos zurück und doch versteht man sie<br />
auf Anhieb. Sie spiegelt sich in der Region, in der der<br />
Film spielt – sie ist einsam und kantig, eine Naturgewalt<br />
wie die Berge, die sie umschließen.<br />
Auch wenn sich der Film gegen Ende in eine schon oft<br />
gesehene Erlösungsgeschichte verrennt, hat man hier<br />
die Gelegenheit, einem Star beim Werden zuzusehen.<br />
Die 24-jährige Französin Isild Le Besco trägt „Pas douce“<br />
auf ihren schmalen Schultern; sie taumelt, aber sie fällt<br />
nicht. Sie darf und soll unbedingt wiederkommen.<br />
F/CH 2007 · 84 min · Isild Le Besco · Steven de Almeida<br />
Lio · Yves Verhoeven · Christophe Sermet<br />
Estelle Bealem u. a.<br />
28 Kino<br />
Kino<br />
29
Henning Lisson<br />
Da hat der tapsige, sich gern mit Adidas-Badelatschen<br />
inszenierende und sympathisch pubertierend<br />
wirkende Facebook-Erfinder Mark Zuckerberg kürzlich<br />
doch 240 Millionen Dollar von Microsoft bekommen. Nicht<br />
etwa für den Verkauf seiner Firma an den Monsterkonzern.<br />
Nein, für popelige 1,6 Prozentchen seiner Firma<br />
hat der 23-jährige das Geld erhalten. Kramt man den<br />
guten alten Dreisatz hervor und rechnet hoch, kommt<br />
man auf einen Gesamtwert von ca. 15 Milliarden Dollar.<br />
Das ist so absurd, man möchte sofort aufhören, weitere<br />
Gedanken daran zu verschwenden – und verspürt das<br />
Bedürfnis zu duschen.<br />
Solche Zahlen sind aber nun mal beeindruckend;<br />
da kann man angewidert oder fasziniert sein ob dieser<br />
kapitalistischen Peaks. Es sei allerdings angemerkt,<br />
dass Meldungen dieser Güteklasse in den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />
durchaus mehrfach aufgetaucht sind. Google kaufte<br />
YouTube für 1,6 Milliarden Dollar, Rupert Murdochs News<br />
Corp. leistete sich MySpace für 580 Millionen Dollar und<br />
die Foto-Community Flickr ging für einen dreistelligen<br />
Millionenbetrag an Yahoo!. Die Höhe des Betrags in Relation<br />
zur geringen Anteilsmenge im Falle von Facebook<br />
etabliert jedoch eine ganz neue Richtgröße.<br />
Den absurden Beigeschmack zieht diese Angelegenheit<br />
indessen nicht daraus, dass ein Mensch so<br />
unvorstellbar viel Geld für den Verkauf von Anteilen<br />
bekommt. Das ist schon okay, ist Zuckerberg doch ein<br />
recht schlaues Köpfchen hat bis zum Abbruch seines<br />
Studiums in Harvard studiert, eine tolle Idee gehabt und<br />
einen guten Riecher bewiesen. Absurd ist die Verhält-<br />
Mo’ Money, Mo’ Problems?<br />
nismäßigkeit. Ein Unternehmen, das gerade mal so erst<br />
schwarze Zahlen schreibt, kann doch nach Parametern<br />
des gesunden Menschenverstands nicht den Wert der<br />
Bruttosozialprodukte einiger kleiner Staaten haben. Da<br />
der Autor kein Betriebswirt ist und Makro- oder Mikroökonomie<br />
für ihn zwar gut und richtig klingen, aber in<br />
ihrer Gänze nicht verstanden werden wollen, bleibt also<br />
nur ein eher persönlicher, gesellschaftlich geprägter und<br />
emotionaler Blick.<br />
Das Einzigartige am Internet – zumindest wollen uns<br />
das Erfolgsgeschichten à la Facebook, Google, Youtube<br />
und MySpace weiß machen – ist, dass man mit nichts<br />
weiter als einer doofen Idee steinreich wird. So weit falsch.<br />
Um das hier mal klar zu sagen: Aus Scheiße Gold zu machen,<br />
ist in anderen Industriezweigen durchaus machbar,<br />
in der bunten Welt sozialer Netzwerke, des Web 2.0 und<br />
all seiner Auswüchse mit den vielen Massenregulativen<br />
aber nur bedingt möglich. Im WWW geht eben alles ein<br />
wenig schneller, wartet doch das Platzen der Blase vielleicht<br />
schon an der nächsten Kreuzung. Immerhin hat<br />
Zuckerbergs Netzwerk binnen weniger <strong>Jahre</strong> knapp 50<br />
Millionen Mitglieder akquiriert. Und das sind für Microsofts<br />
Online-Werbeplattform genau 50 Millionen Rezipienten.<br />
Zumindest scheinen sich die Experten ja sicher zu sein,<br />
dass Online-Advertising DER Markt der Zukunft ist. Doch<br />
ob die Zukunft gesellschaftlichen Zusammenlebens<br />
tatsächlich in sozialen Netzwerken stattfinden wird<br />
und diese somit als Vehikel der Werbung nutzbar sein<br />
werden, bleibt abzuwarten. Kleine Anregung dazu: www.<br />
nosoproject.com<br />
Schwierigkeiten mit Ollie<br />
Florian Brauer<br />
Schon lange ist die ehemalige Trendsportart des<br />
Skateboardens fester Bestandteil der Videospielkultur.<br />
Zwar brauchte man bei den frühen Skatespielen eine<br />
Menge Fantasie, um die pixeligen Figuren mit einem länglichen<br />
Balken unter den Füßen cool zu finden, aber zusammen<br />
mit dem entsprechenden Marken-Branding und<br />
der ewig adoleszenten Punkmucke sind Skatespiele heute<br />
hyperrealistische Lifestyle-Simulationen geworden. Man<br />
skatet mit seinem durchfrisierten Avatar in Achterbahnen,<br />
Elefantenhäusern und UFOs und macht dabei Tricks, die<br />
grundsätzlich vom Skateboarding kommen, aber in Höhe<br />
und Länge über reale physikalische Möglichkeiten weit<br />
hinausgehen. Diese irrwitzigen Trickkombinationen können<br />
entstehen, wenn man die Steuerung beherrscht und<br />
mit fingerbrecherischen Verrenkungen auf den Buttons<br />
hin- und herrutscht und dabei andere Buttons gedrückt<br />
hält bzw. im richtigen Moment loslässt.<br />
Das Spiel „Skate“ packt jetzt das Problem der sich<br />
selbst überholten Skatespiele an der Wurzel – dem Ollie.<br />
Dieser Ur-Trick, bei dem der Skater durch geschicktes<br />
Footwork mit dem Board springen kann, ohne dabei mit<br />
den Händen das Deck zu halten, wurde bisher schlicht mit<br />
dem Drücken des Aktions-Buttons ausgelöst. Bei „Skate“<br />
muss man diesen Basic-Move tatsächlich üben. Das klingt<br />
erst mal abschreckend und man könnte meinen, dass<br />
skaten auf der Konsole jetzt noch schwieriger werden<br />
würde, aber es wird bloß intuitiver. Der banale Knopf-<br />
Genre Skateboard-Simulation<br />
Electronic Arts · Xbox 360<br />
<strong>30</strong> Digitales<br />
Spiele<br />
31<br />
Skate<br />
druck wird durch ein Herunterziehen und anschließendes,<br />
schnelles Heraufdrücken des Analogsticks ersetzt. Die<br />
Bewegung des Sticks simuliert dabei die Bewegung der<br />
Füße, also die Art und Weise, wie und mit welcher Intensität<br />
man auf das Brett tritt. Anfangs wirkt diese Bewegung<br />
etwas befremdlich, aber auch alle anderen Tricks folgen<br />
diesem extrem intuitiven Muster.<br />
So bewirkt beispielsweise das schnelle Herunterziehen<br />
des Sticks (Ankicken des Boards am Tail) und das<br />
über eine seitliche Kurvenbewegung Nach-oben-Drücken<br />
(Streifen der Außenkante des Boards mit dem anderen<br />
Fuß) einen Kickflip-Ollie. Der rechte und der linke Trigger<br />
lassen den Skater einen Frontside- bzw. Backside-Grab<br />
ausführen, und schon stehen einem etliche Tricks zur<br />
Verfügung. Extrem wichtig bei dieser Art der intuitiven<br />
Steuerung ist außerdem das Timing. Beim Heranfahren<br />
an ein skatebares Objekt sind der Zeitpunkt des<br />
In-die-Hocke-Gehens und der Punkt des Absprungs<br />
extrem wichtig.<br />
Wer bisher seine McTwists beim unangefochtenen<br />
Platzhirschen Tony Hawk gemacht hat, wird anfangs einige<br />
Schwierigkeiten mit der Steuerung haben, sich dann<br />
aber freuen und bemerken, welche Aspekte des Skatens<br />
bisher in Videospielen nicht berücksichtigt worden sind.<br />
Und vielleicht wird er sich dann online mit seinen alten<br />
Skatekollegen verabreden und stundenlang an einem<br />
einzigen Rail verschiedene Styles kicken.
Alter Ego Why Not?!<br />
Ongaku · Kompakt<br />
Pure fun. Diese ganze Ed-Banger-Geschichte,<br />
so Techno mit Rockgehabe,<br />
mutete zunächst ja bloß wie eine Fußnote<br />
zu den großen letzten Trends<br />
„Eighties“ und „Electroclash“ an. Jetzt<br />
erst wird klar, dass es immer mehr immer ernster damit<br />
meinen. Alter Ego standen mit „Betty Ford“ im Jahr 2000<br />
und natürlich dem weltumspannenden Rocker namens<br />
„Rocker“ vier <strong>Jahre</strong> später am ästhetischen Rand von<br />
Techno, wenngleich in Verkaufszahlen und Bookings<br />
gezählt, ihr Auftreten ja schon seit kleinen Ewigkeiten mit<br />
Erfolg gekrönt wird.<br />
„Why Not?!“ nun zeigt Roman Flügel und Jörn Elling<br />
Wuttke bei der entspannten Beweisführung, dass<br />
stumpfes Auf-die-Glocke-Hauen nicht ermüden muss.<br />
Selbst zuhause gehört, wirken diese Tracks nicht eintönig,<br />
obwohl Titelnamen wie „Fuckingham Palace“, „Jolly<br />
Beirut The Flying Club Cup<br />
4 AD · Beggars Group · Indigo<br />
Der in New York lebende Zach Condon<br />
war in seinem jungen Leben schon viel<br />
auf Reisen. Dort holt er sich seine<br />
musikalische Inspiration, verbindet<br />
fremdländische Folklore mit melancholischem<br />
US-Indie-Pop. Das Debüt „ Gulag Orkestar“<br />
brachte Beirut den Stempel Balkan Blues ein, doch inzwischen<br />
ist Zach längst schon wieder in anderen Gefilden<br />
unterwegs. „The Flying Club Cup“ ist eine Hommage<br />
an Frankreich, wo Zach vor einigen <strong>Jahre</strong>n gelebt<br />
hat. Die Stücke tragen Titel wie „Nantes“ und „Cherbourg“;<br />
französischer Chanson und Straßenmusik haben<br />
die Balkan-Bläser abgelöst.<br />
Obwohl es sich hierbei unverkennbar um den romantischen,<br />
manchmal verklärten Blick eines Amerikaners auf<br />
das alte Europa handelt, spricht „The Flying Club Cup“<br />
auch sozialkritische Themen an: Das Stück „La Banlieu“<br />
spielt an die Aufstände migrantischer Jugendlicher in<br />
den französischen Vorstädten an und ist bewusst instrumental<br />
gehalten.<br />
„Gulag Orkestar“ hatte Zach beinahe im Alleingang<br />
eingespielt. Inzwischen ist Beirut zu einer richtigen Band<br />
geworden. Unterstützt wurde die Gruppe im Studio von<br />
Owen Pallet (Final Fantasy, Arcade Fire), der für die Strei-<br />
Die Platte am Anfang<br />
Joker“ oder „Exile On Bleep Street“ schon den Moment<br />
des Kopfverlierens betonen. Aufgrund der nerdigeren Seitenprojekte<br />
wie Soylent Green oder Superstructure wirken<br />
bratzige Abgeher wie „Queen Anne’s Revenge“, „Gary“ oder<br />
der neue Hit „Why Not?!“ zunächst zwar wie bratzige Abgeher,<br />
gleichzeitig aber auch wie hingerotzte Kommentare<br />
zu dieser Zeit, den Monaten von Justice, Presets, CSS, Digitalism,<br />
Shitdisco; den Wochen, in denen ein DJ Shir Khan<br />
gerade vom Londoner Club Fabric entdeckt wird und aus<br />
Helsinki auf einmal ein Huoratron auftaucht.<br />
Angenehm stumpf bollern Alter Ego die Querschläger<br />
von Bleeps raus, geben den Subbasslines unangemessene<br />
Billo-Layouts, während sie mit „Pleasure Island“ eine<br />
fiese Technotrötennummer abziehen. Und verschränken<br />
die Arme hinterm Mantel und lachen. Denn aus „Transphormer“<br />
haben Alter Ego sechs Singles gezogen. Hier<br />
sind noch ein paar mehr drauf, äh, druff. Christoph Braun<br />
cher-Arrangements verantwortlich war und dafür sorgte,<br />
dass der ungeschliffene, an Straßenmusik erinnernde Folk<br />
ein wenig mondäne Eleganz erhielt. Martin Büsser<br />
Robocop Kraus Blunders & Mistakes<br />
Anti · SPV<br />
Es gilt eine alte Faustregel im Pop: Wer<br />
gut vorgelegt hat, muss mindestens so<br />
gut nachlegen. Eine neue Platte, die<br />
das Niveau älterer Platten bloß hält,<br />
geht gerade noch durch; ist die neue<br />
aber nur ein bisschen schlechter, fällt sie beim Publikum<br />
meist gnadenlos durch, auch wenn es sich „objektiv“ um<br />
ein ansprechendes Resultat handelt.<br />
Weil sich alle über die Alben „Living With Other<br />
People“ (2002) und „They Think They Are The Robocop<br />
Kraus“ (2005) erstaunlich einig waren, über die einsame<br />
Qualität dieser hysterisch coolen, hyperpräzisen und<br />
zackigen Variante von Neo-Postpunk aus Hersbrück bei<br />
Nürnberg völlig zu recht jubelten, kann das neue Album<br />
„Blunders & Mistakes“ in der Gunst des Publikums im<br />
Grunde nur scheitern. Manche Dinge lassen sich eben<br />
nur schwer toppen.<br />
Hinzu kommt noch etwas anderes: „Blunders und<br />
Mistakes“ dürfte es besonders schwer haben, weil es<br />
den Hörer, der ja immer auch ein Gewohnheitstier ist,<br />
ordentlich vor den Kopf stößt. Wie heißt es so schön im<br />
Infotext: „Verspielt und ausufernd soll es sein, bunt und<br />
psychedelisch.“ Hat man Worte? Aber genau das ist es.<br />
Sänger Thomas Lang kläfft und parolisiert nicht mehr,<br />
er singt. Kann er allerdings nicht so richtig gut. Muss er<br />
aber, weil zu Rasselbandenpop mit Blümchen im Haar<br />
nun mal Gesang gehört.<br />
Die Band spielt dazu einigermaßen hymnische, teilweise<br />
überkandidelt und elliptisch um die eigene Achse<br />
kreisende Songs, angereichert mit Conga- und Banjospiel.<br />
Mit Peter Tiedecken gibt es einen neuen Mann am Bass,<br />
was man schon deshalb zu hören meint, da es hier nicht<br />
länger um einen harten, funky Daumenanschlag geht.<br />
Möglicherweise erschließt sich der ganze Zauber des<br />
Albums erst nach mehreren Hördurchgängen. Aber auch<br />
das ist ein Unterschied, sogar ein Problem, da die älteren<br />
Songs stets auf der Stelle knallten.<br />
Der Grundgedanke hinter der Neuorientierung mag<br />
folgender gewesen sein: Jede Band, die sich für einigermaßen<br />
innovativ hält, muss irgendwann raus ihrer<br />
angestaubten Ecke – auch gegen die Erwartungen ihrer<br />
Fans –, sofern sie nicht selbst zu Staub zerfallen will. Dass<br />
Robocop Kraus von der derweil eher muffeligen Neo-<br />
Postpunk-Ecke ausgerechnet in die gerade noch hippe<br />
Mistelzweigpop-Ecke hüpfen mussten, wo sich Bands<br />
wie Malajube, Achitecture In Helsinki oder Arcade Fire<br />
seit ein paar <strong>Jahre</strong>n ausgiebig tummeln – war allerdings<br />
kein wirklich origineller Einfall. Und leider auch kein sehr<br />
schlauer. <strong>Michael</strong> Saager<br />
Cobblestone Jazz 23 Seconds<br />
!k7 · Rough Trade<br />
Am schönsten an den ganzen Theorien<br />
um die Zahl 23 finde ich die Koexistenz<br />
zweier Fakten: Erstens, 2 dividiert<br />
durch 3 ergibt 0,666. Und zweitens<br />
stehen auf dem Unternehmenshauptsitz<br />
von Microsoft 23 Gebäude. Ansonsten bedarf „23<br />
Seconds“ lediglich der sanften Anspielungen. Die <strong>Musik</strong><br />
des jammenden Techno-Trios aus Vancouver, das im<br />
vergangenen Jahr mit den Tracks „Dump Truck“ und<br />
„India In Me“ in den Clubs rauf und runter lief, ergeht sich<br />
nämlich in der totalen Offenheit: ein Schweben, ein Erkunden<br />
unermesslicher Räume. Space-<strong>Musik</strong> ist das und<br />
basiert auf geraden Beats, galaxie-violetten Klangfarben,<br />
Blue Notes von analogen Orgeln, Verfremdungseffekten.<br />
Als gäbe es eine universale Lyrik. Christoph Braun<br />
Six Organs Of Admittance Shelter From The Ash<br />
Drag City · Rough Trade<br />
Ben Chasnys etwas unübersichtliches<br />
Œuvre hatte bislang immer etwas<br />
mehr versprochen als gehalten. Klar,<br />
ein Gegensatz von Laut und Leise, von<br />
Folk und Noise, von Verspieltheit und<br />
Riff-Emphase kam schon immer gut – aber: dazu<br />
brauchte man bislang auch noch Six Organs Of Admittance.<br />
Das ändert sich jetzt mit „Shelter From The Ash“<br />
entscheidend, denn hier versucht sich Chasny nicht<br />
länger am Hüh und Hott, sondern am Hütt – und was<br />
das genau impliziert, kann man am klarsten bei „Coming<br />
To Get You“ hören. Akustische Momente wie von John<br />
Fahey schlagen unvermittelt um in Noise-Attacken à la<br />
Dinosaur Jr. oder auch Union Carbide Productions. Nur<br />
arbeitet Chasny jetzt nicht länger diachron (was ja auch<br />
ziemlich altbacken wäre), sondern synchron. Am Ende<br />
dieses wunderschönen Albums hört man die Noise-<br />
Drones im akustischen Material, die wunderbare Einfachheit<br />
des Folk in der Noise-Orgie. Und, mal im Ernst<br />
jetzt, war es nicht genau das, was wir – die Stimme und<br />
ihre horrenden Texte gelassen in Kauf nehmend – immer<br />
gemocht haben an den Live-Performances von Neil<br />
Young & Crazy Horse? Eben! Ulrich Kriest<br />
Holy Fuck LP<br />
Young Turks · Beggars Group · Indigo<br />
Als das Debüt von Daft Punk erschien,<br />
hatte ein Kritiker begeistert festgestellt,<br />
dass dieses Album überall fett<br />
klingt, ganz egal, ob man es auf einer<br />
guten Stereoanlage oder einem schäbigen<br />
Kassettenrekorder abspielt. Dasselbe gilt auch für<br />
das Debüt von Holy Fuck, die elektronische <strong>Musik</strong> mit<br />
Rockinstrumenten oder wahlweise auch Rockmusik mit<br />
elektronischen Elementen spielen.<br />
Der etwas dämliche Bandname stammt noch aus den<br />
Anfangstagen, als die Gruppe aus Toronto vorwiegend<br />
improvisierten Noise-Rock spielte. „Holy Fuck“ war damals<br />
die gängige Reaktion, die ihnen das Publikum entgegenbrachte.<br />
Improvisation spielt auch heute noch eine große<br />
Rolle beim Entstehungsprozess dieser nach Can-Vorbild<br />
stets groovigen, driftenden Nummern, die nach Eigenaussage<br />
der Band bei jedem Auftritt völlig neu klingen. Als<br />
Verfechter von Zufallsprinzip und LoFi-Ästhetik verzichten<br />
Holy Fuck auf Laptops und vorproduzierte Sounds. Sie benutzen<br />
lieber Plastikkeyboards oder defekte Plattenspieler,<br />
32 Platten Platten<br />
33
jagen das ganze Flohmarkt-Gerümpel durch eine Reihe<br />
Effektgeräte und lassen sich gerne selbst überraschen,<br />
was dabei herauskommt.<br />
Trotz ihres anarchischen Ansatzes verlieren sich Holy<br />
Fuck jedoch nie im Lärm. Ihre an Suicide geschulte Hardcore-Elektronik<br />
will nicht verstören, sondern aufputschen.<br />
Es geht um nichts Geringeres als die Wiederbelebung<br />
eines euphorischen Rave-Fiebers. Obwohl zahlreiche<br />
billige Instrumente zum Einsatz kommen und Übersteuerungen<br />
durchaus erwünscht sind, hören sich Holy Fuck<br />
nie cheap an, verzichten auf Elektroclash-Plastiksounds<br />
und setzen auf maximale Klangdichte. Dadurch entsteht<br />
eine <strong>Musik</strong>, die nicht nur in kleinen Clubs, sondern auch<br />
auf großen Bühnen ihre volle Wirkung entfaltet, wie Holy<br />
Fuck bereits beim Glastonbury-Festival unter Beweis<br />
gestellt haben. Martin Büsser<br />
José González In Our Nature<br />
Peacefrog · Rough Trade<br />
Der in Göteborg aufgewachsene Argentinier<br />
José González schreibt<br />
Songs, die lange nachhallen in Körper<br />
und Kopf. Unpathetische Geständnisse,<br />
vorgetragen mit gezupfter Gitarre<br />
und charismatisch melancholischer Stimme. Trotz<br />
ihrer intimen Nähe lassen sie einen niemals vergessen,<br />
dass sie jemand geschrieben hat, der gründlich erarbeitete<br />
Lektionen in Harmonielehre immer wieder in Frage<br />
stellt, um dann noch besser zu werden.<br />
Gerade ist „In Our Nature“ erschienen, González‘<br />
zweites Album. Es wirkt – darin und auch sonst „Veneer“<br />
aus dem <strong>Jahre</strong> 2003 beinahe ein bisschen zu<br />
ähnlich – wie eine flüchtige Erinnerung an Südamerika,<br />
mit all seinen subtilen Anklängen an Bossa Nova und<br />
Salsa. Vor allem aber ist das Album aus kluger Reduktion<br />
gewonnene Hypnose: Die Songs ziehen kreisartige<br />
Bahnen um sich selbst und so den Zuhörer in einer<br />
langsamen spiralförmigen Bewegung vorsichtig nach<br />
oben – Zen-Mönche könnten hervorragend meditieren<br />
dazu: „They‘ll keep on whispering their mantras“, hieß<br />
es treffend auf „Veneer“.<br />
Im Großen und Ganzen sind die Stücke dieses<br />
Mannes, dessen Stimme klingt, als sei sie auf der Suche<br />
nach sich selbst, sehr eigen. Dennoch darf man beim<br />
Hören gerne an Joao Gilberto, Nick Drake oder die ruhige,<br />
songorientierte Seite eines Jim O`Rourke denken.<br />
Gonzaléz wäre mit diesen Referenzen vermutlich sehr<br />
einverstanden. <strong>Michael</strong> Saager<br />
Der Scheitel ... in einem Haus das Liebe heißt<br />
Neigungsgruppe Sex, Goodbye Vienna<br />
Gewalt & Gute Laune<br />
beide: <strong>Trikont</strong> · Indigo<br />
Vor <strong>Jahre</strong>n erschien auf <strong>Trikont</strong> ein irritierendes<br />
Album. Obschon dem Album<br />
„... in einem Haus das Liebe heißt“<br />
von Der Scheitel seinerzeit kaum Aufmerksamkeit<br />
beschieden war, war es<br />
der perverse Traum der Indie-80er-<strong>Jahre</strong>-Subversion. Die<br />
sich wie die Tanzkapelle in einem Vorstadt-Puff gerierende<br />
Band – mit schmierigstem Glam –, intonierte eingedeutschte<br />
bzw. eingewienerte Songs von David Bowie,<br />
den Beasts of Bourbon, Christian Anders, Amanda Lear,<br />
Udo Jürgens und erzählte Geschichten aus dem „Potscherten<br />
Leben“, wo Herzschmerz, Weltschmerz, Selbst-<br />
und Fremdhass und Selbstmitleid eine brisante Mischung<br />
eingehen.<br />
Nun: „... in einem Haus das Liebe heißt“ ist wieder zu<br />
haben! Und dass der Scheitel jetzt wieder gezogen werden<br />
kann, hat einen Grund: Es gibt ein Anschlussprojekt<br />
mit dem schönen Namen Neigungsgruppe Sex, Gewalt<br />
und Gute Laune, an dem mit Fritz Ostermayer und Christian<br />
Fuchs zwei Ex-Scheitel beteiligt sind. Weil ein emphatisches<br />
Verständnis des Schlagers als dem Blues des<br />
kleinen Mannes mittlerweile seine Guildo-Horn-Andreas-<br />
Dresen-Phase hinter sich hat, geht die Neigungsgruppe<br />
einen weniger spektakulären, gediegeneren Weg.<br />
Die Band interpretiert den Geist des Wiener Liedes aus<br />
den Negativ-Assoziationen rund um das Wienerische. Und<br />
davon gibt es eine ganze Menge, eigentlich alle Facetten<br />
zwischen Selbstmord, Amoklauf und Heroin. Als Medium<br />
dieses Abgrunds menschlicher Existenz – stilsicher dem<br />
großen Werner Schwab gewidmet – dienen Songs von<br />
Trent Reznor („Verletzt“), Tex Perkins („Da Hoss In Mia“),<br />
Boys Next Door („So Koit“). Genial: „G´fickt für Immer“, die<br />
umwerfende Version eines Songs einer jungen britischen<br />
Skandalnudel: „Es wird immer schlimmer, so egal, so egal.<br />
Leck´s mi doch am Oarsch!“ Ulrich Kriest<br />
34 Platten
Frank Willmann<br />
Der große Joker hat ein Buch geschrieben. Oh! Der<br />
große Joker! Wer issen das? Na Agent, die alte Hundelunge,<br />
seines Zeichens einer der Oberprügler beim gewalttätigen<br />
Mob des BFC. Hat selbstverständlich nebenberuflich<br />
bissel für die Sicherheitsorgane aufgepasst. Nun hat er<br />
den Jesus in sich entdeckt. Nach jahrelangem Gedroge,<br />
Gekloppe und Abhängen im Mulm der Gesellschaft ist<br />
er nun an erster Stelle rein. Er hat die gute alte Meister-<br />
Propper-Generalkur absolviert. Der heilige Geist ist einmal<br />
durch ihn gerubbelt. Samt Schalmeienorchester und<br />
Ablass. Letzterer kann überhaupt nicht genug gewürdigt<br />
werden. Eine geniale Erfindung der Pfaffen. Beichte all<br />
deine Sünden und Gott verzeiht dir.<br />
So ein Ereignis muss natürlich buchmäßig festgehalten<br />
werden. Für diese Stümperei sind Leute wie<br />
Damaris Kofmehls zuständig. Taucht irgendwo ein Erleuchteter<br />
aus der Jauche des Lebens auf, steht sofort<br />
Kofmehls Gewehr bei Fuß, um die Sache für den Herrn<br />
auszuschlachten. „Randständige Jugendliche“ werden<br />
dann Tölpel wie Joker, alias Agent, genannt. Sie dürfen<br />
dann unter werbekräftigem Titeln wie „Alex – Adrenalin<br />
pur“ oder „Der Hooligan“ ihren Schmarrn unters Lesevolk<br />
wursteln.<br />
Läuft immer nach dem gleichen Schema ab: Zuerst<br />
wird eine hanebüchne Lebensgeschichte „erzählt“. Und<br />
immer wenn‘s der Held am schlimmsten treibt, taucht aus<br />
dem Orchestergraben Jesus himself auf, um die arme Sau<br />
zu retten. Klingt nach mittelalterlicher Gruselgeschichte.<br />
Die geht dann zum Beispiel etwa so: Gott hat etwas ganz<br />
besonderes mit Joker vor und schickt ihn nach Leipzig.<br />
www.fehmibaumbach.de · www.myspace.com/fehmii<br />
Jesus liebt dich – Hooligan<br />
Dort findet am Wochenende das Lokalderby zwischen Lok<br />
und Chemie statt. Ein Wunder! Er trifft sich mit Melek,<br />
dem oberbösen Leipziger Hool. Die verwünschten Hools<br />
rauchen, saufen und lassen in schmutzigen Kneipen<br />
Fluchworte erklingen. Agent blieb trotzdem gottfürchtig<br />
und hält Augen und Ohren offen. Denn die Leipziger Hools<br />
planen Faschistisches. Sie wollen während des Spiels via<br />
Transparent mit Sprüchen wie: „Juden-Olympia nicht mit<br />
uns!“ gegen Leipzigs Olympiabewerbung protestieren.<br />
Doch an meinem Gott kommt keiner vorbei, sagt<br />
sich Agent und schließt sich auf der Toilette ein. Um zu<br />
beten. Vorm Stadion bittet er nervös Gott um ein Wunder.<br />
Es gilt ja, eine Image-Katastrophe zu verhindern.<br />
Plötzlich wird ihm ein VIP-Bändchen aus dem Nichts<br />
gereicht. Er mümmelt im VIP-Raum schnell Seelachs,<br />
statt mit Kaviar. Und sucht sich einen schönen Platz<br />
auf der Ehrentribüne. Auf der Gegentribüne hampeln<br />
derweil die schrecklichen Hools herum. Agent schluckt<br />
den Schampus und beginnt zu beten. Plötzlich tritt Ralf<br />
Petersen aus dem Nichts zu ihm. Ein Wunder, denn<br />
Petersen ist ein Verbündeter.<br />
Es geht alles sehr schnell. Beide finden einen Weg zu<br />
Gott. Die Transparente Satans dürfen nicht ausgerollt<br />
werden. Beide beten wie die Teufel. Herr, wache über<br />
dieses Stadion! Und der Herr hat Erbarmen. Das Hauptwunder<br />
des Tages geschieht: Die inbrünstigen Anrufungen<br />
der beiden Matschbirnen lassen die Transparente in<br />
den Tüten der Hooligans zu Matsch werden. Nachzulesen<br />
auf den Seiten 324-3<strong>30</strong> in: Damaris Kofmehl Der Hooligan<br />
(Brunnenverlag 2007, 11,95 EUR).<br />
36 Kolumne<br />
37
FR02.11 WEEKENDER<br />
britpopnoisepop<br />
SA03.11 LA BOUM<br />
eighties mit toto<br />
DO0811 DRUMMIN’BASSEMENT<br />
benshee.kriz lee<br />
FR09.11 PONY PARTY.grown up partyism<br />
da.lia (berlin)<br />
u-lee, micha saager bionique<br />
SA10.11 CRY BABY CLUB<br />
urban beats. dj bionique<br />
FR16.11 VOLLMONDPARTY<br />
extremtanzbar<br />
SA17.11 JUKEBOX EXPLOSION<br />
mr stringer vs. machine<br />
FR23.11 HOTTER THAN HOT<br />
ragga.dancehall by liquid len<br />
SA24.11 THE BREAKS<br />
kid fresh+ Guest<br />
FR<strong>30</strong>.11 BLACK SHAMPOO<br />
nuzzlefunk.northernsoul.dancefloorjazz<br />
el nite&guest<br />
<br />
<br />
November 2007<br />
1Must of the month1<br />
Was: <strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong><br />
Wann: 15.11., 20.00 Uhr<br />
Wo: Kino Stern
Kalenderwoche 44.1 & 2<br />
Fr 2.11.<br />
sa 3.11.<br />
so<br />
40<br />
4.11.<br />
FR 2.11.<br />
SA 3.11.<br />
SO<br />
4.11.<br />
Fr 2.11.<br />
sa 3.11.<br />
so<br />
4.11.<br />
FR 2.11.<br />
SA 3.11.<br />
SO<br />
4.11.<br />
Apex<br />
Dr. Haraki empfiehlt!<br />
17.00<br />
Dekadenz<br />
Dark Cyber Metal<br />
20.00 (live)<br />
Frühstücksbuffet<br />
& Tatort Abend<br />
10.00 / 20.00<br />
Pepito Bonito<br />
Lounge<br />
19.00<br />
Maren Wellendorf<br />
Vernissage<br />
16.00<br />
Kulturcafé<br />
9.<strong>30</strong><br />
Friendly Friday<br />
20.00<br />
Funky Chicken-Bah<br />
20.00<br />
eins b Electroosho JT Keller Diverses<br />
Rumble in the Jungle<br />
Rockabilly Nacht<br />
23.00<br />
Electro House Girls<br />
by freudenhouse<br />
23.00<br />
<strong>30</strong>+ Party<br />
DJ Albi & DJ Martin<br />
21.00<br />
<strong>30</strong>+ Party<br />
Jazz<br />
20.00 (live)<br />
rodeo bar<br />
Non Comercial Music<br />
Ekmoah & Kosta XDB<br />
21.00<br />
Wake Up<br />
part VII<br />
21.00<br />
Café<br />
Kreuzberg<br />
Dj Sonic<br />
by Young, Rich & Famos<br />
23.00<br />
Jeoparty<br />
Contemporary Club Music<br />
23.00<br />
Greta<br />
Soul<br />
21.<strong>30</strong> (live)<br />
Gypsy Juice<br />
Balkan Beats<br />
22.20<br />
sechs millionen<br />
dollar Club<br />
Dr. Diamonds<br />
Diary of Soul<br />
20.00<br />
Def Rockt!<br />
Dub Step & Elektropunk<br />
20.00<br />
Café<br />
Unplugged<br />
Weekender<br />
Britpop & Noisepop<br />
23.00<br />
La Boum<br />
Eighties mit Toto<br />
23.00<br />
T Keller T<br />
Café Kabale K<br />
Poetry Slam<br />
20.00 (T)<br />
Milchbar<br />
18.00 (K)<br />
Dagobah<br />
Headbangers Ballroom<br />
22.00<br />
EXIL<br />
Saturday Night Fever<br />
22.00<br />
SAVOY<br />
Musa noergelbuff pools q club<br />
Schickeria<br />
Techno & House<br />
23.00<br />
EKG<br />
& Chriss Urland<br />
23.00<br />
kassel<br />
Cinema Italia<br />
LUMIÉRE ab 1.11. / 20.00<br />
Italienische Strände kennt jeder, aber italienisches<br />
Kino? An den alten Meistern – Pasolini, Rossellini, Visconti,<br />
Fellini und Antonioni – nagen schon längst die Würmer.<br />
Für die Überlebenden ist es daher höchste Zeit, sich<br />
neue Einblicke zu verschaffen. Zu diesem Zweck kommt<br />
Cinema Italia, das seit zehn <strong>Jahre</strong>n etablierte Festival des<br />
neuen italienischen Films, gerade recht.<br />
Maren Wellendorf<br />
CAFÉ UNPLUGGED 3.11. / 16.00<br />
Spanien, Urlaub, Fisch. Andalusisches Kunsthandwerk<br />
ist jetzt auch in dieser Stadt zu sehen. Orangebraune<br />
Landschaften, ab und an blitzt mal ein See zwischen den<br />
warmen Farben auf. Hier und da sitzen ein paar Leute<br />
beim Schwatz auf der Dorfstraße. Alles gepaart mit dem<br />
ganzen Charme Worpsweder Partizipation. Kombinationen<br />
aus Mittelmeer und Nordsee.<br />
41
Kalenderwoche 45.1<br />
MO 5.11.<br />
DI<br />
MI 7.11.<br />
DO 8.11.<br />
FR 9.11.<br />
SA 10.11.<br />
SO<br />
MO 5.11.<br />
DI<br />
MI 7.11.<br />
DO 8.11.<br />
FR 9.11.<br />
SA 10.11.<br />
SO<br />
6.11.<br />
11.11.<br />
6.11.<br />
11.11.<br />
Apex<br />
Heather Greene<br />
& Band<br />
20.15 (live)<br />
Volkmar Staub<br />
Kabarett<br />
20.15<br />
Dutty Rocks<br />
Finest Reggae Styles<br />
23.00<br />
HG Abi Party<br />
21.<strong>30</strong><br />
Sabor Latino<br />
Geburtstagsfeier<br />
23.00<br />
Hard aber Herzlich<br />
Gitarre<br />
23.00<br />
42<br />
express<br />
Café<br />
Kreuzberg<br />
Roots Reggae<br />
Dj Hardy<br />
20.00<br />
Weizentag<br />
17.00<br />
Pitchertag<br />
17.00<br />
Offene Bühne<br />
20.00 (live)<br />
Tontrip<br />
Rock<br />
20.00 (live)<br />
Luka<br />
Punk<br />
20.00 (live)<br />
Frühstücksbuffet<br />
& Tatort Abend<br />
10.00 / 20.00<br />
M-Club<br />
DJ J-Fone & Slick Tec<br />
23.00<br />
Uppacut Fullcontact<br />
Whitecat & Panfire<br />
23.00<br />
Disco Extravaganza<br />
DJ Big Bad Wolf<br />
23.00<br />
Café<br />
Unplugged<br />
Enjoy The Silence<br />
Ruhetag<br />
Yogi-T Classics<br />
9.<strong>30</strong><br />
Tausend und eine Nacht<br />
Lesung<br />
19.00<br />
Biological<br />
Coffee Fare<br />
9.<strong>30</strong><br />
Pepito Bonito<br />
Lounge<br />
19.00<br />
Let´s Groove Tonight<br />
19.00<br />
Kulturcafé<br />
9.<strong>30</strong><br />
Drummin Bassement<br />
benshee & Krizz Lee<br />
23.00<br />
<strong>Pony</strong>.Party VI<br />
Da.Lia,M.Saager & Bionique<br />
23.00<br />
Cry Baby Club<br />
Urban Beats<br />
23.00<br />
Dagobah<br />
Open<br />
20.00<br />
Herrenabend<br />
20.00<br />
Free Cuba<br />
20.00<br />
Plugged In<br />
Gitarre & Bier<br />
20.00<br />
Up Indie Dago<br />
DJ Angry Ace<br />
20.00<br />
Funky Chicken-Bah<br />
20.00<br />
eins b Electroosho JT Keller Diverses<br />
Axel Hacke<br />
20.00<br />
JUNGES THEATER<br />
Students Night<br />
20.00<br />
IRISH PUB<br />
Zarbitterparty<br />
22.00<br />
TANGENTE<br />
Blue Note Suprise<br />
21.<strong>30</strong><br />
BLUE NOTE<br />
<strong>Pony</strong>.Party VI<br />
23.00<br />
JT-FOYER<br />
Erotik Night<br />
22.00<br />
SHOW IN (USLAR)<br />
Def rockt!<br />
6 MILLIONEN DOLLAR CLUB 3.11. / 20.00<br />
Def legt auf, und zwar antikommerziellen HipHop – so als<br />
Protest gegen die sechs Millionen Dollar im Namen seiner<br />
Gastgeber. Außerdem spielt er Dub Step und Electropunk<br />
zwischen Peaches und T. Raumschmiere. Apropos Schmiere:<br />
Sechs Millionen Dollar lobt der Club angeblich für die Ergreifung<br />
des Täters aus, der den Laden heimlich mit „Black Data“-<br />
Aufklebern tapeziert hat. To whom it may concern.<br />
Axel Hacke<br />
JUNGES THEATER 5.11. / 20.00<br />
Folgt man Freuds Witztheorie, zählt der Kalauer zur<br />
„niedrigsten Abart des Wortwitzes“: Er ist am „billigsten“ und<br />
kann „mit leichtester Mühe gemacht werden“. Seitdem der<br />
„SZ“-Kolumnist Axel Hacke den „weißen Nebel wunderbar“ in<br />
einen putzigen „Neger Wumbaba“ verwandelt hat, gilt er als<br />
Kalauer-König der Republik. Ist Freud ein Miesmacher oder<br />
Hacke ein Hochstapler? Die Entscheidung liegt bei Ihnen.<br />
43
Kalenderwoche 45.2<br />
MO 5.11.<br />
DI 6.11.<br />
MI 7.11.<br />
DO 8.11.<br />
FR 9.11.<br />
SA SA 10.11.<br />
SO 11.11.<br />
MO 5.11.<br />
DI 6.11.<br />
MI 7.11.<br />
DO 8.11.<br />
FR 9.11.<br />
SA 10.11.<br />
SO 11.11.<br />
44<br />
Musa noergelbuff pools q club<br />
Salsa Kneipe<br />
21.<strong>30</strong><br />
Karaoke<br />
21.00<br />
Rock gegen Rheuma<br />
DJ Albi<br />
21.00<br />
Tango Salon<br />
20.00<br />
rodeo bar<br />
Jamaica Hot<br />
Reggae Showcase<br />
21.00<br />
Cocktail Special<br />
21.00<br />
African Dj Night<br />
21.00<br />
Dr. Diamonds<br />
Funk Sensation<br />
21.00<br />
Four Point Gang<br />
Rockabilly<br />
21.00 (live)<br />
NB-Houseband<br />
Funk, Soul & Jazz<br />
21.00 (live)<br />
The Elephants<br />
by Tapete Records<br />
21.<strong>30</strong> (live)<br />
Ian Parker & Band<br />
Blues<br />
21.00 (live)<br />
Jupiter Jones<br />
21.<strong>30</strong> (live)<br />
End Of Dream,Schalldicht<br />
& Transmitter<br />
21.<strong>30</strong> (live)<br />
Sunburn In Cyprus<br />
Electronic-TripHop<br />
21.<strong>30</strong> (live)<br />
One Bar Town<br />
21.00 (live)<br />
sechs millionen<br />
dollar Club<br />
$ Lounge<br />
20.00<br />
$ Lounge<br />
20.00<br />
Warm Up Lounge<br />
Dr. Diamond<br />
20.00<br />
$ Lounge<br />
20.00<br />
Elektrospiele<br />
By Ekim<br />
20.00<br />
Nuzzle Funk<br />
by El Nite<br />
20.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
Downbeat Meets<br />
Funk´N´Jazz<br />
21.00<br />
Thirsty Thursday<br />
21.00<br />
Furious Funk<br />
21.00<br />
Shaolin Soul<br />
21.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
T Keller T<br />
Café Kabale K<br />
Fantastische Realitäten<br />
Ausstellungseröffnung<br />
19.00 (K)<br />
<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> Deutscher Herbst<br />
Klaus Viehmann<br />
20.00 (T)<br />
Bratze<br />
21.00 (live) (K)<br />
Breakfast Club<br />
10.00 (K)<br />
Remoulady<br />
Goa<br />
23.00<br />
Ä-Team<br />
80er<br />
23.00<br />
kassel<br />
Frau Teddy Im Mix<br />
20.<strong>30</strong><br />
SCHLACHTHOF<br />
Essen Für Sex<br />
19.00<br />
BARRACUDA BAR<br />
King Size Casino<br />
21.00<br />
MUTTER<br />
Psyched Out & Furious<br />
22.00<br />
BARRACUDA BAR<br />
Die Neue Brut<br />
00.00<br />
A.R.M.<br />
Schwul-Lesbische Party<br />
21.00<br />
SPOT<br />
Behind Enemy Lines<br />
JUZI 6.11. / 22.00<br />
Das ist ein schöner Name: Metal Mary. Klingt allerdings<br />
ein bisschen nach Mette Marit, aber das wird<br />
der Bassistin und Sängerin von Behind Enemy Lines<br />
am Arsch vorbeiziehen. Das Quintett aus Pittsburgh in<br />
Pennsylvania macht übrigens Hardcore-Punk-Metal. Klar,<br />
wir sind ja im Juzi. Born Dead aus Oakland in Kalifornien,<br />
Sie haben es sich fast gedacht, machen Hardcore-Punk.<br />
Nur ohne Metal.<br />
The Elephants<br />
NÖRGELBUFF 6.11. / 21.<strong>30</strong><br />
Skandinavier lieben Zucker in jeder Form. Es muss so<br />
sein. Sonst könnten wir uns ihre extreme Zuneigung zu<br />
herzenssüßem Retro-Pop nicht erklären. Die dänische<br />
Band The Elephants zitiert dann auch fleißig und ungeniert<br />
Gruppen, die ihrerseits sehr genau wissen oder wussten,<br />
wo die Zuckerrüben wachsen: Beach Boys, Simon & Garfunkel,<br />
Polyphonic Spree. Ein neues Rad ist das nicht, aber<br />
ziemlich schön.<br />
45
Kalenderwoche 46.1<br />
MO 12.11.<br />
DI 13.11.<br />
MI 14.11.<br />
DO 15.11.<br />
FR FR 16.11.<br />
SA SA 17.11.<br />
SO 18.11.<br />
MO 12.11.<br />
DI 13.11.<br />
MI 14.11.<br />
DO 15.11.<br />
FR 16.11.<br />
SA 17.11.<br />
SO 18.11.<br />
Apex<br />
Das Blaue Einhorn<br />
<strong>Musik</strong>abend<br />
20.15 (live)<br />
Vers. über Riesenkiefern<br />
und die Zeit<br />
20.15<br />
Die Pawlowskis<br />
Kabarett<br />
20.15<br />
BBS III Abi Party<br />
22.00<br />
The Funky & Dirty<br />
Music Show<br />
23.00<br />
Highterkeit<br />
by Epizentrum<br />
23.00<br />
46<br />
express<br />
Café<br />
Kreuzberg<br />
Roots Reggae<br />
Dj Hardy<br />
20.00<br />
Weizentag<br />
17.00<br />
Pitchertag<br />
17.00<br />
Götz Widmann<br />
20.00 (live)<br />
Sven Panne<br />
& Phyrtz<br />
20.00 (live)<br />
Colida<br />
Alternative<br />
20.00 (live)<br />
Frühstücksbuffet<br />
& Tatort Abend<br />
10.00 / 20.00<br />
M-Club<br />
DJ J-Fone & Slick Tec<br />
23.00<br />
Tha Prophecy-Party<br />
by Osita<br />
23.00<br />
Red Light District<br />
DJ Bionique<br />
23.00<br />
Café<br />
Unplugged<br />
Enjoy The Silence<br />
Ruhetag<br />
Yogi-T Classics<br />
9.<strong>30</strong><br />
Kulturcafé<br />
9.<strong>30</strong><br />
Biological<br />
Coffee Fare<br />
9.<strong>30</strong><br />
Pepito Bonito<br />
Lounge<br />
19.00<br />
Let´s Groove Tonight<br />
19.00<br />
Kulturcafé<br />
9.<strong>30</strong><br />
Vollmond-Party<br />
Extremtanzbar<br />
23.00<br />
Jukebox Explosion<br />
Independent &Emo<br />
23.00<br />
Dagobah<br />
Open<br />
20.00<br />
Herrenabend<br />
20.00<br />
Free Cuba<br />
20.00<br />
Plugged In<br />
Gitarre & Bier<br />
20.00<br />
Friendly Friday<br />
20.00<br />
Happy Birthday Bah<br />
4 <strong>Jahre</strong> Dagobah<br />
20.00<br />
eins b Electroosho JT Keller Diverses<br />
Students Night<br />
20.00<br />
IRISH PUB<br />
Uni Nacht<br />
22.00<br />
SAVOY<br />
Boogie & Blues Küche<br />
21.00<br />
EXIL<br />
X-Tase<br />
22.00<br />
TANGENTE<br />
Conversation Night<br />
22.00<br />
SHOW IN (USLAR)<br />
Heaven & Hell VII<br />
HAUS DER KULTUREN 10.11. / 22.00<br />
Die „Heaven & Hell“-Partys retten die Göttinger Ravekultur<br />
– und das schon zum achten Mal und mit wachsendem<br />
Erfolg. Die Veranstalter vom Radio e-volution haben<br />
DJs aus New York, Berlin und Uslar einbestellt; und sie<br />
haben, bei bewährtem Himmel, die Hölle reformiert: Der<br />
Teufel experimentiert mit Loungeambiente, Chill-out-Zone<br />
und Percussionisten. Außerdem will Satanas das Rauchverbot<br />
„nicht so streng“ nehmen – dämonisch!<br />
Götz Widmann<br />
CAFÉ KREUZBERG 15.11. / 20.00<br />
Götz Widmann ist weder so berühmt wie Keith Richards,<br />
noch ist er so reich. Aber auch Götz hat Drogenerfahrungen<br />
in <strong>Musik</strong> verwandelt, und seine Songtexte wurden zu Meilensteinen<br />
des nichtbeschissenen Liedermachings. Man<br />
denke an die Hymne für Dockarbeiter Hank, der zum weltweit<br />
ersten Haschischtoten avancierte, als ihn ein Sack Marihuana<br />
erschlug. Widmanns neue CD heißt „böäöäöäöä“.<br />
Sagen Sie nichts – das sagt doch schon alles!<br />
47
Kalenderwoche 46.2<br />
MO 12.11.<br />
DI 13.11.<br />
MI 14.11.<br />
DO 15.11.<br />
FR 16.11.<br />
SA SA 17.11.<br />
SO 18.11.<br />
MO 12.11.<br />
DI 13.11.<br />
MI 14.11.<br />
DO 15.11.<br />
FR 16.11.<br />
SA 17.11.<br />
SO 18.11.<br />
48<br />
Musa noergelbuff pools q club<br />
Salsa Kneipe<br />
21.<strong>30</strong><br />
Fiddler´s Green<br />
Independent Speedfolk<br />
21.<strong>30</strong> (live)<br />
Rude & Visser<br />
Uptempo Ska<br />
21.<strong>30</strong> (live)<br />
Gaynight<br />
Rocky Horror Night<br />
22.00<br />
Tango Salon<br />
20.00<br />
rodeo bar<br />
Jamaica Hot<br />
Reggae Showcase<br />
21.00<br />
Cocktail Special<br />
21.00<br />
Dr. Klüsenbäcker<br />
21.00<br />
Tape Now<br />
Tapedeckparty<br />
21.00<br />
Querbeat<br />
Neil Young Special<br />
21.<strong>30</strong><br />
Shooting John<br />
Indie Rock<br />
21.<strong>30</strong><br />
Pär Lammers Trio<br />
Modern Jazz<br />
21.00 (live)<br />
Mpath<br />
Mat White & Band<br />
21.<strong>30</strong> (live)<br />
Ü31-Party<br />
Rock<br />
22.00<br />
GrenzwerteMultimedia<br />
Performance<br />
21.00 (live)<br />
sechs millionen<br />
dollar Club<br />
$ Lounge<br />
20.00<br />
$ Lounge<br />
20.00<br />
Warm Up Lounge<br />
El Nite<br />
20.00<br />
$ Lounge<br />
20.00<br />
Chizzle<br />
with Bionizzle<br />
20.00<br />
Sexy Sander<br />
& Friends<br />
20.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
Downbeat Meets<br />
Funk´N´Jazz<br />
21.00<br />
Thirsty Thursday<br />
21.00<br />
Furious Funk<br />
21.00<br />
Shaolin Soul<br />
21.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
T Keller T<br />
Café Kabale K<br />
Spaxtag<br />
18.00 (K)<br />
Frauenkneipe<br />
20.<strong>30</strong> (K)<br />
<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> Deutscher Herbst<br />
Karl Heinz Dellwo<br />
20.00 (T)<br />
Terulia Lounge<br />
Dub, Electro & Ambient<br />
21.00 (K)<br />
Milchbar<br />
18.00 (K)<br />
Breakfast Club<br />
10.00 (K)<br />
Miniroque<br />
elektro<br />
23.00<br />
Sunset Paradise<br />
House<br />
23.00<br />
kassel<br />
Frau Teddy Im Mix<br />
20.<strong>30</strong><br />
SCHLACHTHOF<br />
Essen Für Sex<br />
19.00<br />
BARRACUDA BAR<br />
King Size Casino<br />
21.00<br />
MUTTER<br />
80er <strong>Jahre</strong> Party<br />
22.00<br />
SPOT<br />
Live & Shrill<br />
00.00<br />
A.R.M.<br />
Schwul-Lesbische Party<br />
21.00<br />
SPOT<br />
Tha Prophecy-Party<br />
ELECTROOSHO 16.11. / 23.00<br />
Residents sind DJs, die einen bestimmten Club als<br />
Heimstatt haben; Osita Umeh ist für Göttingens HipHopper<br />
folglich der „Virtual Resident“: Sein Club ist das StadtRadio,<br />
seine Frequenz die 107.1 Mhz, und seine Stimme ist unglaublich<br />
tief. Jetzt präsentiert Osita seine Sendung „Tha<br />
Prophecy“ erstmals auch als Party im Electroosho – Auftakt<br />
für eine monatliche Reihe. Premierengäste: DJ Madd Dogg<br />
(H) und Nariman (GÖ).<br />
Highterkeit<br />
EINS B 17.11. / 23.00<br />
Freunde der sorglosen Heiterkeit, seid zur Heiterkeit<br />
bereit! Bzw. zur Highterkeit, denn so schimpft sich der<br />
monatliche Termin der Partyposse „Epizentrum“ im EinsB.<br />
Dort paart sich Frohsinn mit elektronischer <strong>Musik</strong>, und wer<br />
Probleme hat, beides unter einen Hut zu bekommen, der<br />
kriegt bis Mitternacht den Jägermeister für ‚nen Euro. Das<br />
heißt preiswert und legal high werden mit Kräuterlikör aus<br />
Wolfenbüttel: Waidmanns Dank!<br />
49
Kalenderwoche 47.1<br />
MO 19.11.<br />
DI 20.11.<br />
MI 21.11.<br />
DO 22.11.<br />
FR 23.11.<br />
SA SA 24.11.<br />
SO 25.11.<br />
MO 19.11.<br />
DI 20.11.<br />
MI 21.11.<br />
DO 22.11.<br />
FR 23.11.<br />
SA 24.11.<br />
SO 25.11.<br />
Apex<br />
DenkBar<br />
20.15<br />
Jazz Session<br />
20.15 (live)<br />
Hier, höre zu...!<br />
Kabarett<br />
20.15<br />
Faltsch Wagoni<br />
Kabarett<br />
20.15<br />
New Orleans Sycopators<br />
Jazz<br />
20.15 (live)<br />
Meditronic<br />
23.00<br />
Monster Mash<br />
Gitarre<br />
23.00<br />
Box Lacrosse Party<br />
23.00<br />
50<br />
express<br />
Café<br />
Kreuzberg<br />
Roots Reggae<br />
Dj Hardy<br />
20.00<br />
Weizentag<br />
17.00<br />
Pitchertag<br />
17.00<br />
Unplugged<br />
20.00<br />
Weiherer<br />
20.00 (live)<br />
Capriccio<br />
CD-Release<br />
20.00 (live)<br />
Frühstücksbuffet<br />
& Tatort Abend<br />
10.00 / 20.00<br />
M-Club<br />
DJ J-Fone & Slick Tec<br />
23.00<br />
AbiKalypse<br />
MPG vs. IGS<br />
23.00<br />
Dj Monique<br />
by Young, Rich & Famos<br />
23.00<br />
Café<br />
Unplugged<br />
Enjoy The Silence<br />
Ruhetag<br />
Yogi-T Classics<br />
9.<strong>30</strong><br />
Kulturcafé<br />
9.<strong>30</strong><br />
Biological<br />
Coffee Fare<br />
9.<strong>30</strong><br />
Pepito Bonito<br />
Lounge<br />
19.00<br />
Georg Eggers<br />
Lesung<br />
19.00<br />
Kulturcafé<br />
9.<strong>30</strong><br />
Hotter Than Hot<br />
Ragga & Dancehall<br />
23.00<br />
The Breaks<br />
Kid Fresh & Guest<br />
23.00<br />
Dagobah<br />
Open<br />
20.00<br />
Herrenabend<br />
20.00<br />
Free Cuba<br />
20.00<br />
Plugged In<br />
Gitarre & Bier<br />
20.00<br />
Friendly Friday<br />
20.00<br />
JF One<br />
20.00<br />
eins b Electroosho JT Keller Diverses<br />
Students Night<br />
20.00<br />
IRISH PUB<br />
U.Hahn trifft M.Wallner<br />
20.00<br />
LIT. ZENTRUM<br />
Blue Note Suprise<br />
21.<strong>30</strong><br />
BLUE NOTE<br />
Tainted Love<br />
22.00<br />
EXIL<br />
Saturday Night Fever<br />
22.00<br />
SAVOY<br />
Bauchtanzabend<br />
20.00<br />
SCHISCHA BAR<br />
18. NOV. - 06. JAN.<br />
EISBAHN MIT SCHLITTSCHUHVERLEIH<br />
[EISZEIT-PARTY]<br />
15.12.2007<br />
20.00 Uhr<br />
www.lokhalle.de<br />
Eiszeit<br />
LOKHALLE ab 18.11<br />
Das Büblein steht am Weiher, es sagt so zu sich leis:<br />
Ich will es einmal wagen, das Eis es muss doch tragen.<br />
Wer weiß, wer weiß. – In der Lokhalle ist das Eis ja nicht<br />
über dem Wasser, deswegen kann man nicht einbrechen.<br />
Dafür aber geht Schlittschuhlaufen dort hervorragend:<br />
elegant auf den schmalen Kufen tänzerischer Gewissheit<br />
oder derb Schneeflocken sprühend mit eishockeyscher<br />
Trittsicherheit.<br />
Sonja Eismann<br />
CAFÉ KABALE 21.11. / 20.00<br />
Sonja Eismann, ehemals Kulturredakteurin bei „Intro“,<br />
hat ein Buch herausgegeben. Da heute jede(r) Bücher<br />
schreibt oder herausgibt, haut uns diese Nachricht<br />
allein nicht vom Hocker. Doch ist es ein interessantes<br />
Buch, dieses Buch namens „Hot Topic“ (Ventil 2007),<br />
in dem sich verschiedene Autorinnen mit Perspektiven<br />
des Popfeminismus befassen, mit queeren Strategien,<br />
Grrrl-Zines, Drag Kings etc. Eismann liest sie daraus vor<br />
und diskutiert.<br />
51
Kalenderwoche 47.2<br />
MO 19.11.<br />
DI 20.11.<br />
MI 21.11.<br />
DO 22.11.<br />
FR 23.11.<br />
SA 24.11.<br />
SO 25.11.<br />
MO 19.11.<br />
DI 20.11.<br />
MI MI 21.11.<br />
DO 22.11.<br />
FR 23.11.<br />
SA 24.11.<br />
SO 25.11.<br />
52<br />
Musa noergelbuff pools q club<br />
Salsa Kneipe<br />
21.<strong>30</strong><br />
Mark Gillespie Band<br />
Adult Pop<br />
21.<strong>30</strong> (live)<br />
Tango Salon<br />
20.00<br />
rodeo bar<br />
Jamaica Hot<br />
Reggae Showcase<br />
21.00<br />
Cocktail Special<br />
21.00<br />
African DJ Night<br />
21.00<br />
1.FC Elektro Kickers<br />
& Situation Le Clerc<br />
21.00 (live)<br />
Willi Bounce<br />
& Friends<br />
21.00<br />
NB-Houseband<br />
Funk, Soul & Jazz<br />
21.00 (live)<br />
The Hottentots<br />
Folk<br />
21.<strong>30</strong> (live)<br />
Friends Of El Guapo<br />
Akustik Rock<br />
21.<strong>30</strong> (live)<br />
The Weazels<br />
Soul & Blues<br />
21.<strong>30</strong> (live)<br />
Gong Show<br />
21.<strong>30</strong><br />
Lassiter<br />
& die drei Amigos<br />
21.<strong>30</strong><br />
sechs millionen<br />
dollar Club<br />
$ Lounge<br />
20.00<br />
$ Lounge<br />
20.00<br />
Warm Up Lounge<br />
El Nite<br />
20.00<br />
$ Lounge<br />
20.00<br />
Chizzle<br />
with Bionizzle<br />
20.00<br />
Buy British<br />
by mr. stringer<br />
20.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
Downbeat Meets<br />
Funk´N´Jazz<br />
21.00<br />
Thirsty Thursday<br />
21.00<br />
Furious Funk<br />
21.00<br />
Shaolin Soul<br />
21.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
T Keller T<br />
Café Kabale K<br />
Spaxtag<br />
18.00 (K)<br />
Frauenkneipe<br />
20.<strong>30</strong> (K)<br />
Hot Topic<br />
Lesung m. Sonja Eismann<br />
20.00 (K)<br />
Fast Forwärts Party<br />
Britpop & Rock<br />
22.00 (K)<br />
Milchbar<br />
18.00 (K)<br />
Breakfast Club<br />
10.00 (K)<br />
Hells Kitchen<br />
Norman & Elektrique<br />
23.00<br />
Minimal & Techno<br />
23.99<br />
kassel<br />
Frau Teddy Im Mix<br />
20.<strong>30</strong><br />
SCHLACHTHOF<br />
Essen Für Sex<br />
19.00<br />
BARRACUDA BAR<br />
King Size Casino<br />
21.00<br />
MUTTER<br />
No Speed Limit<br />
22.00<br />
BARRACUDA BAR<br />
No Minute Silence<br />
22.00<br />
SPOT<br />
Schwul-Lesbische Party<br />
21.00<br />
SPOT<br />
Hotter Than Hot<br />
JT-KELLER 23.11. / 23.00<br />
Irgend so ein Imbissimperium hat gerade den extra<br />
Langen mit extra viel Käse drauf - und extra scharf. Solange<br />
die Chillis frisch sind. Im JT-Keller heißt, was früher<br />
„Hotness“ war, nun „Hotter Than Hot“. Sozusagen eine<br />
Party mit dreifach Chili, erntefrisch und extra lang. Von<br />
Reggae-Bratklops bis Dancehall. Und in der Soße alles,<br />
was die Karibik hergibt. Das Soundsystem nennt sich<br />
jetzt Bigga Bashment.<br />
DJ Monique<br />
ELECTROOSHO 24.11. / 23.00<br />
Sie ist wer in Frankfurt am Main – DJ Monique. Hat sich in<br />
den letzten <strong>Jahre</strong>n einen veritablen Ruf erspielt, so dass sie<br />
mittlerweile zurückblicken kann auf verschiedene Auftritte<br />
bei hr XXL, in namhaften Clubs in Deutschland und im Ausland.<br />
Wie sie das geschafft hat? Mit einem souveränen Mix<br />
aus Brasil-, Disco-, Garage-, Filter-, Funky- und Deephouse.<br />
53
Kalenderwoche 48.1<br />
MO mo 26.11.<br />
DI di 27.11.<br />
MI mi 28.11.<br />
DO 29.11.<br />
FR <strong>30</strong>.11.<br />
SA 1.12.<br />
SO 2.12.<br />
MO mo 26.11.<br />
DI di 27.11.<br />
MI mi 28.11.<br />
DO 29.11.<br />
FR <strong>30</strong>.11.<br />
SA 1.12.<br />
SO 2.12.<br />
Apex<br />
Gesucht: Ingenieurin<br />
Diskussion<br />
20.15<br />
Hier, höre zu...!<br />
Kabarett<br />
20.15<br />
Kelpie<br />
Folk<br />
20.15 (live)<br />
Hier, höre zu...!<br />
Kabarett<br />
20.15<br />
TBC<br />
23.00<br />
TBC<br />
23.00<br />
54<br />
express<br />
Café<br />
Kreuzberg<br />
Roots Reggae<br />
Dj Hardy<br />
20.00<br />
Weizentag<br />
17.00<br />
Pitchertag<br />
17.00<br />
Kalter Kaffee<br />
& Positano<br />
20.00 (live)<br />
Häns Dämpf<br />
& Stiefel und Hut<br />
20.00 (live)<br />
Frühstücksbuffet<br />
& Tatort Abend<br />
10.00 / 20.00<br />
M-Club<br />
DJ J-Fone & Slick Tec<br />
23.00<br />
Coalmine Club<br />
DJ Mzuzu<br />
23.00<br />
TBC<br />
23.00<br />
Café<br />
Unplugged<br />
Enjoy The Silence<br />
Ruhetag<br />
Yogi-T Classics<br />
9.<strong>30</strong><br />
Kulturcafé<br />
9.<strong>30</strong><br />
Biological<br />
Coffee Fare<br />
9.<strong>30</strong><br />
Pepito Bonito<br />
Lounge<br />
19.00<br />
Let´s Groove Tonight<br />
19.00<br />
Kulturcafé<br />
9.<strong>30</strong><br />
Black Shampoo<br />
Deep Funk & Nothern Soul<br />
23.00<br />
Weekender<br />
Britpop & Noisepop<br />
23.00<br />
Dagobah<br />
Open<br />
21.00<br />
Herrenabend<br />
21.00<br />
Free Cuba<br />
21.00<br />
Plugged In<br />
Gitarre & Bier<br />
21.00<br />
Friendly Friday<br />
20.00<br />
Funky Chicken-Bah<br />
20.00<br />
eins b Electroosho JT Keller Diverses<br />
Rocko Schamoni<br />
20.00<br />
JUNGES THEATER<br />
Students Night<br />
20.00<br />
IRISH PUB<br />
Going Underground<br />
22.00<br />
EXIL<br />
Blue Note Suprise<br />
21.<strong>30</strong><br />
BLUE NOTE<br />
LAN-Party<br />
11.00<br />
SHOW IN (USLAR)<br />
LAN-Party<br />
11.00<br />
SHOW IN (USLAR)<br />
LAN-Party<br />
11.00<br />
SHOW IN (USLAR)<br />
Capriccio<br />
CAFÉ KREUZBERG 24.11. / 20.00<br />
In der <strong>Musik</strong>theorie ist der Capriccio ein lustvoller<br />
Regelverstoß. In Göttingen versteht man unter Capriccio<br />
eine Band, die sich auf NuRock zwischen Emo und Core<br />
kapriziert hat. Lustvoll wird sich „Eight Of Ten“, die neue EP<br />
der Capriccios, auf Ihre Hörgänge kaprizieren – sollte nach<br />
der Performance der Vorgruppe Suicide Squad noch Gras<br />
wachsen. Wir wünschen kapriziöse nächtliche Stunden.<br />
Rocko Schamoni<br />
JUNGES THEATER 26.11. / 20.00<br />
Zuletzt schaute Rocko Schamoni ziemlich bedröppelt<br />
aus der Wäsche. Auf seinem jüngsten Album „Rocko Schamoni<br />
& Little Machine“ und im neuen Roman „Sternstunden<br />
der Bedeutungslosigkeit“ liegen Hamburgs Ex-Anarcho-<br />
Punk das eigene Leben und die gesellschaftlichen Verhältnisse,<br />
in denen es spielt, wie Wackersteine im Magen.<br />
Nun wird er sie vorlesend ins Publikum kullern lassen, die<br />
schweren Steine.<br />
55
Kalenderwoche 48.2<br />
MO 26.11.<br />
DI<br />
MI 28.11.<br />
DO 29.11.<br />
FR <strong>30</strong>.11.<br />
SA 1.12.<br />
SO<br />
MO 26.11.<br />
DI<br />
MI 28.11.<br />
DO 29.11.<br />
SA 1.12.<br />
SO<br />
56<br />
27.11.<br />
2.12.<br />
27.11.<br />
René Marik<br />
Puppenspieler Kabarett<br />
21.00 (live)<br />
<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> Musa<br />
Jubiläum Gala<br />
20.00 (live)<br />
<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> Musa<br />
Jammin Inc. & Support<br />
21.<strong>30</strong> (live)<br />
<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> Musa<br />
Tag der Offenen Tür<br />
21.00<br />
Jamaica Hot<br />
Reggae Showcase<br />
21.00<br />
Cocktail Special<br />
21.00<br />
Karaoke<br />
21.00<br />
Chillfire<br />
FR <strong>30</strong>.11. Benja Mind & Svenso Night<br />
21.00<br />
2.12.<br />
Musa noergelbuff pools q club<br />
rodeo bar<br />
Spielstunde<br />
Open Stage unplugged<br />
21.<strong>30</strong><br />
KlezPo<br />
20.15 (live)<br />
Clapps Comedy Club<br />
Stand up Comedy<br />
21.00<br />
sechs millionen<br />
dollar Club<br />
$ Lounge<br />
20.00<br />
$ Lounge<br />
20.00<br />
Warm Up Lounge<br />
Calavese<br />
20.00<br />
$ Lounge<br />
20.00<br />
80er<br />
by Ekim<br />
20.00<br />
Elektrospiele<br />
by Mike & Ron<br />
20.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
Downbeat Meets<br />
Funk´N´Jazz<br />
21.00<br />
Thirsty Thursday<br />
21.00<br />
Furious Funk<br />
21.00<br />
Shaolin Soul<br />
21.00<br />
Beats On Toast<br />
10.00<br />
T Keller T<br />
Café Kabale K<br />
Spaxtag<br />
18.00 (K)<br />
Frauenkneipe<br />
20.<strong>30</strong> (K)<br />
MOG B-Day Party<br />
Lesung m. Jens Raschke<br />
20.00 (K)<br />
Milchbar<br />
18.00 (K)<br />
Breakfast Club<br />
10.00 (K)<br />
Frequenztanz<br />
DJ Kanju-Kahn<br />
23.00<br />
kassel<br />
Frau Teddy Im Mix<br />
20.<strong>30</strong><br />
SCHLACHTHOF<br />
Essen Für Sex<br />
19.00<br />
BARRACUDA BAR<br />
King Size Casino<br />
21.00<br />
MUTTER<br />
Cuzzle Hyopaiz<br />
23.00<br />
ARM<br />
Gay Society<br />
22.00<br />
SPOT<br />
Schwul-Lesbische Party<br />
21.00<br />
SPOT<br />
René Marik<br />
MUSA 28.11. / 21.00<br />
Ein Puppenspieler für Große kommt in die <strong>musa</strong>. Seine<br />
Puppen sind gute Bekannte: Barbie und Darth Vader.<br />
Auch ein Maulwurf ist dabei und mehrere Putzlumpen.<br />
Die Hauptrolle allerdings spielt ein Frosch, der sich „Herr<br />
Falkenhorst“ nennt. Er soll den Helden mimen an diesem<br />
„Abend über die Liebe“, der mit „Autschn!“ anfängt. Eisbär<br />
Kalle kommentiert das Geschehen von seiner entfernt<br />
treibenden Eisscholle aus.<br />
J.Raschke & MOG-Party<br />
CAFÉ KABALE <strong>30</strong>.11. / 20.00<br />
Was sich so tummelt im Pop: Visionäre, Hochstapler,<br />
Satanisten, christliche Missionare, singende Hausfrauen<br />
oder UFO-Forscher. Jens Raschke hat ein Buch über sie<br />
geschrieben und liest also vor aus „Disco Extravaganza.<br />
Eine Reise ins Wunderland der sonderbaren Töne“ (Ventil<br />
2007). Danach feiern unsere Kollegen von Monsters of<br />
Göttingen ihr einjähriges Jubiläum. Wir gratulieren schon<br />
mal! (http://monsters.blogsport.de)<br />
57
pony. Stadtmagazin<br />
Herausgeber<br />
pony.medien KG<br />
Am Wochenmarkt 6<br />
37073 Göttingen<br />
Kontakt<br />
Tel. +49 (0) 551 - 99 51 4<strong>30</strong><br />
info@readmypony.com<br />
Geschäftsführung<br />
Tim Kießling<br />
Chefredaktion<br />
<strong>Michael</strong> Saager (V.i.S.d.P.)<br />
saager@readmypony.com<br />
Redaktion<br />
Kerstin Cornils<br />
Ella Jaspers<br />
Jan Langehein<br />
Henning Lisson<br />
Mitarbeit<br />
Ina Bösecke, Florian Brauer, Christoph<br />
Braun, Kendra Briken, Martin Büsser,<br />
Andreas Busche, Tina Fibiger, Carsten<br />
Happe, Reinhard Jellen, Ulrich Kriest,<br />
Christian Mütze, Frauke Pahlke, Thomas<br />
Schaefer, Jörg Sundermeier, Frank<br />
Willmann<br />
Fotos / Illustration<br />
H.Beurel, F.Baumbach, B.Fischer, D.Heise,<br />
Freunde d. dt. Kinemathek, Sony Pic.<br />
Cover<br />
<strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong> (©Berlin Verlag)<br />
Gestaltung / Layout<br />
Ronald Weller<br />
weller@readmypony.com<br />
Anzeigen<br />
Tobias Stübig<br />
stuebig@readmypony.com<br />
Druck<br />
Grafische Werkstatt von 1980 GmbH<br />
Die Meinungen in den veröffentlichten Texten<br />
geben nicht unbedingt die Meinung des<br />
Herausgebers wieder.
Hurra! Halb Göttingen kriegt sich nicht mehr ein:<br />
Auf nationaler Ebene Papst und jetzt auf lokaler Ebene<br />
Elite-Uni – was wir nicht alles sind! Steht nur noch die<br />
Länderebene aus. Was haben wir denn da zu bieten?<br />
Volkswagen, das Atommülllager Gorleben, Schulden,<br />
Zuckerrüben, die CeBit, Schafe, Hochdeutsch. Nun ja.<br />
Wenn Sie, genau wie wir, der Meinung sind, das Angebot<br />
könnte ruhig ein bisschen mehr knallen – dann gehen<br />
Sie doch ins Café Ihres Vertrauens, bestellen einen Café<br />
Latte und ziehen erst mal schön eine durch – das hilft<br />
beim Nachdenken.<br />
Ups! Wo haben wir nur unseren Verstand! Geht ja gar<br />
nicht mehr. Das heißt, geht schon, ist aber böse. Zudem<br />
greift seit dem 1. November – wie wir alle wissen – der<br />
Nichtraucherschutzgesetzesarm tief ins Portemonnaie.<br />
Allerdings, so kam uns zu Ohren, stellt die Stadt keine<br />
zusätzlichen Ordnungsbeamten ein; auch wird die<br />
städtische Polizei nicht durch die Gastroszene stiefeln.<br />
Und wenn die alten, schrecklich überarbeiteten Stadtbeamten<br />
ihren Dienst so vorschriftsmäßig wie üblich<br />
erledigen, könnten Sie ja beinahe doch, nachdem Sie<br />
das hier gelesen haben, schön eine durchziehen gehen.<br />
Angeraten haben wir es Ihnen aber nicht. Wir haben<br />
Sie lediglich über Dinge aufgeklärt, die Sie vermutlich<br />
eh bereits wussten.<br />
Aber auch im Fernsehen guckt man ja am liebsten<br />
Dinge, die man schon kennt. Emotional gesättigte RAF-<br />
Dokus zum Beispiel. Gedreht von Menschen, die es an<br />
Beschränktheit locker mit Guido Knopp aufnehmen<br />
können; unser <strong>Politik</strong>- und Jubiläums-Redakteur Jan<br />
Langehein singt vorne im Heft anlässlich <strong>30</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Deutscher Herbst ein kleines Lied dazu. Währendessen<br />
ist, schwupps!, der Göttinger Gunter Hampel, nicht<br />
gerade der Unbekannteste der Jazzszene hierzulande,<br />
mit der Ehrenmedaille der Stadt Göttingen ausgezeichnet<br />
worden. Einstimmiger Ratsbeschluss. Na klar.<br />
Und eine ebenso klare Begründung, vorgetragen mit<br />
steifem Hemdkragen: Er habe Außerordentliches für<br />
das kulturelle Leben in seiner Heimatstatt geleistet. Wir<br />
vermuten: Er hat es auch für sich getan.<br />
Was mit Jörg Schäfer und dem Electroosho ist, wollen<br />
Sie wissen? Nun, Schäfer ist raus. Jetzt richtig, nicht<br />
mehr nur gerüchteweise. Es zieht ihn nach Hamburg,<br />
heißt es. Neue Chefs sind Marco Seeger und Alex Hanika.<br />
Und einige der etablierten Partys und DJs wird es dort<br />
auch weiterhin geben. Ein wenig poliert und renoviert<br />
wird der Laden freilich auch noch. Nicht nur in neuem Besitz,<br />
sondern so richtig neu ist das Café Unplugged in der<br />
Burgstraße 22/23. Dort gibt es Kunst, <strong>Musik</strong>, Literatur,<br />
Design und Genuss. So steht’s auf der Website, die wir<br />
ausnahmsweise an dieser Stelle verraten wollen: www.<br />
cafe-unplugged.eu. Und nicht neu, sondern schon ein<br />
ganzes Jahr dabei sind unsere Kollegen von Monsters<br />
Of Goettingen (eine Onlinepublikation für „Subkultur,<br />
Popkultur, Mainstream“). Gratulieren wollen wir ihnen,<br />
und der Gerechtigkeit halber verraten wir, obwohl sie<br />
eigentlich jeder kennen sollte, auch die MOG-Adresse.<br />
Sie heißt www.monsters.blogsport.de – ein Besuch kann<br />
gewiss nicht schaden. Auf Wiedersehen!<br />
60 pony.hof<br />
pony.hof<br />
61
62<br />
Sterne im November<br />
21.01. – 19.02. Wassermann<br />
Deine Stimme verändert sich ohne Spuren, niemand<br />
hört den Unterschied. Und doch, das Schöne hat<br />
sich eingeschliffen, unterlegt den Ton, schiebt sich wie ein<br />
dauerhafter Standstreifen unter alles, was du sagst.<br />
20.02. – 20.03. Fische<br />
Du musst genau hinhören. Das Raunen kommt<br />
von Turm zu Turm von weit her. Es sagt dir, wie es weitergeht.<br />
Nur mit der Flüstertüte umgekehrt am Ohr kannst<br />
du es hören. So als wäre ein kleiner Vogel darin.<br />
21.03. – 20.04. Widder<br />
Die Krake in Bodennähe macht dich schon ein<br />
bisschen nervös. Immerhin könnten ihre Arme jederzeit<br />
bis hier herüber reichen. Umschlingen. In Wirklichkeit:<br />
die Kabellage am Transformator. Schau hin.<br />
21.04. – 20.05. Stier<br />
Ob es eine Zeit gab, in der Telefonieren noch nichts<br />
gekostet hat? In der man sich nur eine Leitung legen musste<br />
und mitmachen konnte? Wie ein Recht auf Kommunikation?<br />
Du lachst vielleicht. Aber es wäre doch gut.<br />
21.05. – 21.06. Zwillinge<br />
Die Sternennebel zwischen deinen Gedanken<br />
kommen nicht von weither. Zwei drei Galaxien entfernt<br />
wohnt diejenige, die sie verstreut. Verlass dich auf deine<br />
glitzernden Sprünge dazwischen.<br />
22.06. – 22.07. Krebs<br />
Die Planeten werden zurechtgerückt. Mach dich<br />
darauf gefasst, ein wenig Verschiebung wird es dadurch<br />
schon geben. Nicht nur in der Bedeutung, die zentralen<br />
Gestirne sind anderswo.<br />
Ella Jaspers<br />
23.07. – 23.08. Löwe<br />
Nachtaufnahmen einer Zeit lange vor der jetzigen.<br />
Jede Dunkelheit kehren sie wieder, machen keinen<br />
Halt vor dem Jetzt, dringen ein, vorsichtig, aber ohne<br />
Zaudern. Und sind glück, womöglich.<br />
24.08. – 23.09. Jungfrau<br />
Kein Bruch, kein Brennpunkt. Wohin geht die<br />
Reise? Der Widerstand aufgelöst, nur lahme Arme am<br />
Rande noch, die Sperren aufrichten wollen. Man kann<br />
daran vorbei, ohne Not. Man muss nur wollen – nur in<br />
diesem einen Fall: nur wollen.<br />
24.09. – 23.10. Waage<br />
Verdichten und verblassen, immer wieder, es<br />
heraufholen, beschwören, das Ich. Nicht leicht. Dennoch:<br />
Nichts ist es mehr wert, ein vertrautes dickes Knäuel zu<br />
bilden, abseits von Zweifel und Auflösung.<br />
24.10. – 22.11. Skorpion<br />
Es verläuft sich das Schöne nach und nach, was<br />
am Ende bleibt, ist derzeit noch unklar. Es liegt jedenfalls<br />
nicht an dir, dieser Räumungsversuch im benachbarten<br />
Nebelscheinwerfer. Mach dir keine Sorgen, umgeben<br />
von Heliumballons.<br />
23.11. – 21.12. Schütze<br />
Kreisrund ist all das Gute um dich herum. Warum<br />
kannst du es denn nicht so einfach sehen? Alleinsein<br />
findet nicht statt. Sei sicher, verlass dich auf dich, habe<br />
keine angst.<br />
22.12. – 20.01. Steinbock<br />
Was du hinter dir lässt, aufgerührter Schaum,<br />
Blasen schlagend vor Aufregung, ist eine breite glitschige<br />
Spur, der mancher gerne folgen würde. Andererseits ist es<br />
nicht leicht, sich zu halten. Sei vorsichtig.<br />
Sterne
Apple on<br />
Apple on Campus<br />
Weniger zahlen. Mehr lernen.<br />
Spare als Student bis zu 12% im<br />
Rahmen des Apple on Campus<br />
Programms beim Kauf von<br />
Apple Hardware. Der Einkauf ist<br />
folgendermaßen möglich:<br />
Online unter:<br />
www.apple.com/de/aoc<br />
Telefonisch unter:<br />
0800 2000 136<br />
(bitte beim Kauf die Uni angeben)