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Michael Ballhaus Trikont, Musik & Politik 30 Jahre musa ... - Pony

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eadmypony.com | Göttingen | FGR<br />

0028<br />

November 2007<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong><br />

<strong>Trikont</strong>, <strong>Musik</strong> & <strong>Politik</strong><br />

<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>musa</strong><br />

Kulturgeschichte des Parkhauses<br />

im Herbst


im Herbst<br />

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Kleine Texte<br />

Ortsbegehung 13: Der gute alte freie Wille<br />

Sicko: Krank in Amerika<br />

Antje Rávic Strubel: Grazie des Denkens<br />

<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> Deutscher Herbst: RAF zur Wehrmacht<br />

Große Texte<br />

Theater<br />

Bücher<br />

Kino<br />

Digitales<br />

Spiele<br />

Platten<br />

Kolumne<br />

Stadtplan<br />

Impressum<br />

pony.hof<br />

Sterne<br />

November 2007<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong>: Mit fliegendem Auge<br />

<strong>Trikont</strong>, <strong>Musik</strong> & <strong>Politik</strong>: Vielleicht mal etwas wollen<br />

<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>musa</strong>: Viel Kultur im Hagenweg<br />

Kulturgeschichte des Parkhauses: Übersehene Orte<br />

Neu auf www.readmypony.com:<br />

Aktuelle Ausgabe, Archiv, Kontakt & Newsletter<br />

Rubriken & Termine<br />

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3


Diskursfracht ins All<br />

Ella Jaspers<br />

Jedes Jahr übernimmt der Göttinger Kunstverein<br />

– und das schon seit einiger Zeit – eine Ausstellung aus<br />

dem Neuen Berliner Kunstverein (NBK). Es ist die Reihe<br />

„Ortsbegehung“, die jetzt in die 13. Runde geht. Wie bei so<br />

vielen Reihen in angestammten Institutionen üblich, soll die<br />

Ausstellung jedes Jahr wieder jungen Künstlern die Möglichkeit<br />

einer renommierten Präsentation geben.<br />

So musste Göttingen, als übernehmender Verein,<br />

sich schon die angestrengt-postmodernen Arbeiten von<br />

Anselm Reyle und Berta Fischer, die selbstspiegelnden<br />

Befindlichkeiten Andreas Schimanskis, die politischmotivierten<br />

Filmplakate Katrin Locks oder, gerade erst<br />

vor einem Jahr, die Zeichnungen großartiger unheimlicher<br />

Innen-Innenansichten Patrick Rieves und die bemühten<br />

Schellack-12-mal-überlackierten-Klavierbau-Buchstabenteile<br />

Anna Gollwitzers ansehen. Eines zeichnet diese<br />

Reihe also auf jeden Fall aus: Viel Kopf, weniger Herz. Und<br />

das, obwohl die Ortsbegehung, mit wechselnden, ebenso<br />

Ausstellung „Ortsbegehung – Ein Produkt des freien Willens“<br />

jungen Kuratoren, längst erkannt hatte: reality in general<br />

is almost unavoidabele.<br />

Anspruchsvoll und gewissenhaft werden auch die<br />

Arbeiten sein, die in diesem Jahr kommen: Kuratiert von<br />

Astrid Mania, haben <strong>Michael</strong> Müller, David Hatcher und<br />

Christine Würmel versucht, verschlungenen abstrakten<br />

Ideen oder lustigen Denksystemen zu Gestalt zu verhelfen.<br />

Allein der Titel ist Garant für den Anspruch: „Ein Produkt<br />

des freien Willens“ verweist auf eine schwedische Autowerbung<br />

und macht die Macht der Diskurse einmal mehr<br />

deutlich; vermeintlich Intellektuelles wird vereinnahmt.<br />

Allerdings erfolgt die Reflektion darüber auf einer recht<br />

schematischen, gar oberflächlichen Ebene.<br />

Christine Würmel demonstriert den Gebrauch politischer,<br />

nonkonformistischer Gesten und Konzepte durch<br />

Pop, ist selbst jedoch Teil des Kaufmannsladens der<br />

Avantgarden samt Inhalt und Formen. Das Gegenüber<br />

von Text und Bild ist oft ungleich. Bilder aus den Büchern<br />

von Deleuze und Guattari, Wittgenstein und Kant, meist<br />

Skizzen, verarbeitet David Hatcher zu neuen, manchmal<br />

unerwarteten Verschränkungen: Aufklärung schien schon<br />

so nahe, doch wo ist sie jetzt? Im Unendlichen Schwarz des<br />

Universums verglüht.<br />

„Ortsbegehung – Ein Produkt des freien Willens“:<br />

Ausstellungseröffnung am 17.11.07 um 11.<strong>30</strong> Uhr<br />

im Alten Rathaus; bis zum 31.12.07<br />

Gesundheit!<br />

<strong>Michael</strong> Saager<br />

In seiner Würdigung des Filmemachers <strong>Michael</strong><br />

Moore schrieb Kay Sokolowsky in der Oktoberausgabe der<br />

Zeitschrift „konkret“, „der rabiate Satiriker, der selbsternannte<br />

Prophet, die geborene Rampensau“ habe sich „in<br />

einen Dokumentarfilmer verwandelt“. Und es schwang in<br />

diesen Worten auch eine ordentliche Portion des Bedauerns<br />

mit. Denn obwohl Moore in seinem jüngsten Film<br />

„Sicko“ einen „richtig guten Dokumentarfilmer“ abgebe,<br />

sei seine eigentliche Aufgabe, „seine größte Begabung“<br />

doch die des „Agitpropagandisten“.<br />

Wahrscheinlich hat Sokolowsky Recht. Es gibt ja auch<br />

nicht viele filmende Agitpropagandisten. Verdammt<br />

wenige sogar, die, wie Moore – zwar mit erheblichem<br />

demagogischem Nervpotential und mitunter mächtig<br />

manipulativ – Filme wie „Fahrenheit 9/11“ zu drehen<br />

in der Lage sind. Andererseits ist es so schlimm nun<br />

auch wieder nicht, dass Moore in „Sicko“, seiner eige-<br />

Film Sicko<br />

nen Hybris überdrüssig, diskret aus dem Hintergrund<br />

agierend demonstriert, mit welch maßloser Energie das<br />

kapitalistische Gesundheitssystem in den USA das Leben<br />

zu einer Ware macht.<br />

Verwundert über die kapitalistische Durchdringung<br />

aller Lebensbereiche ist Moore natürlich nicht. Der<br />

Mann ist weder naiv noch blöde. Und er tut etwas sehr<br />

Richtiges, wenn er die Opfer eines politischen Systems,<br />

in dem 50 Millionen Menschen nicht krankenversichert<br />

sind, zu Wort kommen lässt, sie nicht unterbricht – ihre<br />

Geschichten polemikfrei laufen lässt, denn die haben<br />

es in sich: Ein Mann muss nach einem Sägeunfall nicht<br />

entscheiden, welchen Finger er retten lassen will, sondern<br />

welchen er sich leisten kann. Und es treibt einem die<br />

Galle hoch, zu hören, wie eine junge Mutter mit ihrem<br />

erstickenden Baby im Krankenhaus abgewiesen wird,<br />

weil sie die falsche Krankenversicherung hat. Überhaupt<br />

kommen sie am schlechtesten weg, die Krankenversicherungen<br />

und die US-Regierung: Ausgerechnet für die<br />

heute schwerstinvaliden WTC-Bergungsarbeiter (9/11)<br />

will niemand zahlen.<br />

Die Armen trifft es immer am härtesten. Das ist keine<br />

neue Erkenntnis. Aber man muss sie in Worte und Bilder<br />

fassen. Immer und immer wieder.<br />

<strong>Michael</strong> Moores Dokumentation „Sicko“ läuft ab<br />

dem 8.11.07 im Kino Lumière.<br />

4 Kleine Texte Kleine Texte<br />

5


Die Masken der Liebe<br />

Kerstin Cornils<br />

Grenzen sind dafür gemacht, überschritten zu werden.<br />

Wie die Potsdamer Autorin Antje Rávic Strubel dem<br />

Denken die Grazie zurückgibt.<br />

pony: In Ihrem Roman „Kältere Schichten der Luft“<br />

erzählen Sie von der jungen Anja aus Halberstadt. Um<br />

der ostdeutschen Tristesse zu entfliehen, schließt Anja<br />

sich einem Feriencamp im schwedisch-norwegischen<br />

Grenzland an. Doch schon bald stellt sich heraus, dass die<br />

Campteilnehmer ihren Traum von einem alternativen Leben<br />

nicht umsetzen können. Sind Grenzüberschreitungen nicht<br />

einmal im Grenzland möglich?<br />

Antje Rávic Strubel: Sie haben Recht, es geht in diesem<br />

Roman um die Frage, inwieweit Grenzen dehnbar sind. Das<br />

bezieht sich nicht nur auf die Geschlechtergrenze, sondern<br />

auf Alter ebenso wie auf das Verhältnis von Fiktion und<br />

Wirklichkeit. Wenn es nicht mehr klar ist, ob hier gerade<br />

von einem Jungen oder einer Frau Mitte dreißig die Rede ist,<br />

entsteht eine Irritation, Körper und Alter werden fließend.<br />

Ich glaube, dass Grenzüberschreitungen heute nicht mehr<br />

einfach in der Zerschlagung von Grenzen bestehen, sondern<br />

in ihrer Neukombination und Verschiebung.<br />

Lesung Antje Rávic Strubel<br />

Anja nimmt in ihrer Beziehung zu Siri spielerisch eine<br />

männliche Identität an. Ihre Verkleidung als Junge führt<br />

dazu, dass sie sich ihre Liebe im Stil einer H&M-Reklame<br />

vorstellt: Siri wird zum „anschmiegsamen Mädchen“,<br />

Anja zum „selbstsicheren Jungen“. Ist die lesbische<br />

Liebe eine Maskerade – eine bloße Imitation der heterosexuellen<br />

Ordnung?<br />

Spielerisch würde ich das nicht nennen. Mit Anjas<br />

Jungenhemd ist es ja nicht getan. Es geht hier nicht um<br />

Rollenspiele, sondern um Bewusstseinserweiterung, die<br />

Vorstellung von einem zweiten möglichen Leben, das momentweise,<br />

blitzlichthaft im Dialog zwischen den beiden<br />

Frauen aufscheint und im Sprechen wirklich wird. Und es<br />

geht darum, dass Liebe Identität schafft, eben auch eine,<br />

die körperliche Grenzen übersteigen kann. Schon im Mythos<br />

wird aus dem Ungeheuer ein Prinz, wenn die Schöne ihm<br />

sagt, dass sie es liebt. Im Übrigen sehe ich keinen Unterschied<br />

zwischen homo- und heterosexueller Maskerade.<br />

Geschlechtliche Identität ist in jedem Fall eine unablässig<br />

wiederholte Handlung, eine gesellschaftlich regulierte Inszenierung,<br />

wie wir seit Judith Butler wissen.<br />

Antje Rávic Strubel erklärt am 8.11.07 um 20.00<br />

Uhr im Lit. Zentrum das Phänomen „Sehnsucht“.<br />

Ihr Roman „Kältere Schichten der Luft“ (2007, 188<br />

Seiten, 17,90 EUR) ist bei S. Fischer erschienen; siehe<br />

auch Rezension in pony 4/07.<br />

Die andere Seite<br />

Jan Langehein<br />

Die Entführung Hanns-Martin Schleyers, das Land<br />

im nicht verhängten Ausnahmezustand, die Entführung<br />

und Befreiung der Urlaubermaschine Landshut, schließlich<br />

der Tod der Stammheimer Gefangenen und die Ermordung<br />

Schleyers – das sind die Ereignisse, die als „Deutscher<br />

Herbst“ in die Zeitgeschichte eingingen.<br />

Dreißig <strong>Jahre</strong> später wütet eine Infotainmentmaschine<br />

über die Bildschirme, die ein Minimum an Erkenntnis und<br />

kritischer Reflexion mit einer King-Size-Portion Gefühlsduselei<br />

unters Volk zu bringen versucht – routiniertester<br />

Guido-Knoppismus; „Baaders Helfer“. Da erfährt man<br />

dann, dass Schleyers Kinder unter dessen Tod schlimmer<br />

litten als die Täter (Wer hätte es gedacht!), und Leute, die<br />

Baader 1967 mal auf einer Party getroffen hatten, durften<br />

erzählen, dass es dem gar nicht um <strong>Politik</strong> gegangen sei,<br />

sondern nur um Weiber und schnelle Autos.<br />

Neu ist an dieser Sicht auf die RAF höchstens deren<br />

Diskussionen Klaus Viehmann & Karl-Heinz Dellwo<br />

küchenfreudianisch begründete Gleichsetzung mit den<br />

Nazis: Im Aufstand gegen die Väter hätten sich Teile der<br />

68er deren „Totalitarismus“ und deren Gewaltfetisch zu<br />

eigen gemacht und seien deshalb Mörder geworden wie<br />

sie. Im Vokabular der hoch gelobten deutschen Vergangenheitsbewältigung<br />

fordern die Kommentatoren, ein<br />

angebliches „Schweigen über damals“ müsse gebrochen,<br />

ein „Schlussstrich unter die Geschichte“ dürfe nicht<br />

gezogen werden – hier wird die RAF zur Wehrmacht, der<br />

Andreas mutiert zum Adolf, und die Schleyerentführung<br />

rückt in die Nähe des an Auschwitz gebildeten Begriffs<br />

„Menschheitsverbrechen“.<br />

Wer sich nicht in Betroffenheit suhlen, sondern 77 begreifen<br />

will, der sollte sich auf diesen Blick nicht beschränken<br />

lassen. Mit Klaus Viehmann, ehemals „Bewegung 2.<br />

Juni“, und Karl-Heinz Dellwo, früher RAF, kommen im November<br />

zwei Referenten in den T-Keller, die im Deutschen<br />

Herbst buchstäblich auf der anderen Seite standen. Auch<br />

sie werden vor allem „Oral History“ zu bieten haben und<br />

wohl kaum eine echte Reflexion der Geschichte liefern<br />

können – aber ihre Perspektive gehört zu dieser Reflexion<br />

unbedingt dazu.<br />

Veranstaltungen im T-Keller zum Thema „<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Deutscher Herbst“: am 6.11.07 um 20.00 Uhr mit<br />

Klaus Viehmann; am 15.11.07 um 20.00 Uhr mit<br />

Karl-Heinz Dellwo<br />

Klare Trennung!<br />

Porreereste, Bananenschalen,<br />

Möhrengrün …<br />

Zahnbürste, Windeln,<br />

Glühbirnen …<br />

Konservendosen, Milchtüten,<br />

Shampooflaschen …<br />

Zeitungen, Zeitschriften,<br />

Kartons …<br />

Weinflaschen, Saftflaschen<br />

kaputte Gläser …<br />

Eigenbetrieb der Stadt Göttingen<br />

Bei Fragen können Sie sich direkt an uns wenden.<br />

www.stadtreinigung.goettingen.de · Servicenummer 400 5 400<br />

6 Kleine Texte Kleine Texte<br />

7


Kein Techniker,<br />

ein Künstler<br />

Grandiose Kreisbewegungen der Kamera: <strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong> ist einer der visio-<br />

närsten Kameraleute der Welt und einer der seltenen Hollywood-Importe aus<br />

Deutschland.<br />

Ulrich Kriest<br />

Kennen Sie Douglas Slocombe? Subrata Mitra?<br />

Janusz Kaminski? Robby Müller? Oder Stuart Dryburgh?<br />

Nie gehört? Aber einige Arbeiten der Genannten, weltbekannte<br />

Kameraleute allesamt, kennen Sie bestimmt!<br />

Zum Beispiel „Jäger des verlorenen Schatzes“, bei dem<br />

Douglas Slocome als „Director of Photography“ oder „Cinematographer“<br />

arbeitete (der hierzulande gebräuchliche<br />

Terminus Kameramann wird in Hollywood lieber streng<br />

arbeitsteilig definiert; neben dem „Bildgestalter“ arbeitet<br />

der „Operator“, der die Kamera physisch schwenkt).<br />

Janusz Kaminski war der Kameramann bei „Schindlers<br />

Liste“ und „Der Soldat James Ryan“; Stuart Dryburgh<br />

arbeitete mit Jane Campion an „Das Piano“ und mit Harold<br />

Ramis an „Reine Nervensache“.<br />

Womit wir gleich beim zweiten Problem wären, denn<br />

die Kameraleute von Arthouse-Ikonen wie Ingmar Bergman<br />

(Sven Nykvist) oder Jean-Luc Godard (Raoul Coutard)<br />

mögen ja noch unter Cinephilen einigermaßen bekannt<br />

sein, insofern sie im „Auteur“-Ruhm mitsegeln. Aber wer<br />

spricht von all den Kameraleuten, die ihr Brot mit leicht<br />

zu verwechselnden Mainstream-Produktionen oder gar<br />

im Fernsehen verdienen? Was machen die für einen Job?<br />

Nur Handwerk, keine Kunst? Warum gilt die Arbeit der<br />

Kameraleute so wenig, dass sie auf Filmplakaten „nur“<br />

unter dem Strich auftauchen?<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong> wird man solche Fragen kaum<br />

stellen, denn der 1935 geborene Kameramann, Spross<br />

einer Künstlerfamilie, gilt seit Mitte der achtziger <strong>Jahre</strong><br />

als „unser Mann in Hollywood“ und drehte in den <strong>Jahre</strong>n<br />

zuvor häufig mit Rainer Werner Fassbinder, aber auch mit<br />

den Brüdern Schamoni und Hark Bohm. <strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong><br />

ist sicher auch eine Ausnahme, zweimal – 1973 und 1978<br />

– bekam er für seine Mitwirkung an Fassbinder-Filmen<br />

einen Deutschen Filmpreis in Gold; allerdings wurde er<br />

hierzulande auch erst richtig berühmt, als es ihm gelang,<br />

in Hollywood Fuß zu fassen und dort regelmäßig mit<br />

Regiestars wie Martin Scorsese, Robert Redford, Mike<br />

Nichols, Francis Ford Coppola oder Wolfgang Petersen und<br />

mit Schauspielern wie Robert De Niro, Leonardo DiCaprio,<br />

Dustin Hoffman, Joe Pesci, Michelle Pfeiffer oder Winona<br />

Ryder zu arbeiten.<br />

Magische Momente<br />

Jetzt sitzt <strong>Ballhaus</strong> gerne mal in Talkshows oder gibt<br />

lange Interviews, in denen er erzählt, dass man nach<br />

langen Drehtagen in Hollywood eben nicht danach noch<br />

auf ein Bier zusammen weggeht. Oder wie es ist, wenn<br />

Scorsese eine kleine Party veranstaltet, auf der es von<br />

Celebrities nur so wimmelt. In solchen Momenten gibt<br />

sich <strong>Ballhaus</strong> gerne leicht ironisch; er ist zwar dabei,<br />

aber irgendwie auch nicht. So, als ob er durch Zufall in<br />

diese Szene hineingeschlittert sei und jetzt staunend<br />

am Rand steht.<br />

Diese unprätentiöse Haltung macht <strong>Ballhaus</strong> sehr<br />

sympathisch, denn sie wiederholt sich auch in Interviews,<br />

die er regelmäßig gibt. Erzählt er von den Dreharbeiten<br />

8 Große Texte<br />

9


zu Filmen wie „Die Zeit nach Mitternacht“, „GoodFellas –<br />

Drei Jahrzehnte in der Mafia“ oder, zuletzt, „Departed“,<br />

dann hat <strong>Ballhaus</strong> stets mehrere Erzählebenen parat. Er<br />

kann Hollywood-Klatsch anbieten, wenn er erzählt, dass<br />

Scorsese bei „Departed“ seine drei Superstars Jack Nicholson,<br />

Leonardo DiCaprio und Matt Damon dazu anhielt,<br />

doch bitte noch ein wenig am eigentlich bereits fertigen<br />

Drehbuch zu feilen. Was Nicholson als wohlfeile Einladung<br />

auffasste, doch bitteschön das gesamte Drehbuch zu<br />

überarbeiteten, seine Rolle komplett zu „überdenken“<br />

– und bei den Dreharbeiten dazu neigte, seine Kollegen<br />

mit Improvisationen zu traktieren. Scorsese soll zeitweise<br />

sehr darunter gelitten haben, dass ihm durch den<br />

Egotrip einer Diva sein eigener Film abhanden kam. Und<br />

wenn man will, kann man so die explosive Dynamik, die<br />

Atemlosigkeit des Erzählens von „Departed“ als Reflex<br />

der Spannungen am Set werten.<br />

Interessanter wird es jedoch, wenn <strong>Ballhaus</strong> von<br />

seinen magischen Momenten erzählt, etwa von der<br />

grandiosen Kreisbewegung der Kamera in Fassbinders<br />

„Martha“, die zu so etwas wie seinem Markenzeichen<br />

geworden ist. Es geht um die erste Begegnung zweier<br />

Liebender in einer amour fou. Die Kamera beginnt mit<br />

einer Profilaufnahme, beschreibt einen Kreis und endet<br />

mit einer weiteren Profilaufnahme. Zusätzliche Dynamik<br />

erfährt diese Kamerabewegung dadurch, dass die Figuren<br />

sich auch noch um sich selbst drehen, was die Szene für<br />

den Betrachter wahrlich schwindelerregend macht – und<br />

somit genau die Gefühle der beiden Figuren, die in Liebe<br />

fallen, „dokumentiert“. Große Kunst, die in enger Zusammenarbeit<br />

von Regisseur (Fassbinder) und Kameramann<br />

(<strong>Ballhaus</strong>) entstand.<br />

Mit Fassbinder hatte <strong>Ballhaus</strong> erstmals bei „Whity“<br />

(1970) zusammenarbeitet, danach war er an Meisterwerken<br />

wie „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ (1972),<br />

„Satansbraten“ (1975/76), „Despair“ (1977) und „Die<br />

Ehe der Maria Braun“ (1978) beteiligt, bevor man sich<br />

während der Vorbereitungen zu „Berlin Alexanderplatz“<br />

zerstritt und Fassbinder dazu überging, mit seinem<br />

Kameramann nur noch über Dritte zu kommunizieren,<br />

auch, wenn <strong>Ballhaus</strong> direkt neben ihm stand. Nach der<br />

Trennung von Fassbinder drehte <strong>Ballhaus</strong> noch ein paar<br />

unerhebliche, zurecht vergessene Filme mit Walter Bockmeyer,<br />

Margarethe von Trotta und Hans W. Geissendörfer,<br />

bevor ihn der Ruf nach Hollywood erreichte. Außerdem<br />

drehte er ein paar kleine Filme wie „Jung und rücksichtslos“<br />

(1982/83), das schöne Debüt von James Foley, oder<br />

„Under the Cherry Moon“ (1985) mit Prince.<br />

Wenig Raum für Eitelkeiten<br />

Doch da hatte <strong>Ballhaus</strong> bereits seinen Ruf als innovativer,<br />

schneller und deshalb auch preiswerter Cinematographer<br />

weg, der später auch schmerzhaft erfahren musste, dass<br />

die strikte Arbeitsteilung Hollywoods keine Rücksicht auf<br />

persönliche Eitelkeiten nimmt. Als <strong>Ballhaus</strong> bei „Die fabelhaften<br />

Baker Boys“ mit einer weiteren 360°-Kamerabewegung<br />

Michelle Pfeiffer als Star-Ikone neu erfand, wurde<br />

seine Kamerafahrt beim Schnitt ihres Endes beraubt. Weil<br />

die verschiedenen Abteilungen autonom arbeiten, hatte<br />

der Cinematographer keine Chance einzugreifen.<br />

2007 erhielt <strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong> als erster Deutscher den<br />

erst zum 12. Mal vergebenen International Achievement<br />

Award der American Society of Cinematographers (ASC),<br />

ein Preis, der ihm wichtiger ist als seine drei Oscar-<br />

Nominierungen, weil es sich um einen Kollegenpreis<br />

handelt. Und über Kollegenlob konnte <strong>Ballhaus</strong> noch nie<br />

klagen. So fand Mike Nichols einmal die Formel: „Working<br />

with <strong>Michael</strong> is like being in heaven, only you don´t have<br />

to die for it.“ 2002 erschien „Das fliegende Auge“, ein in<br />

jeder Beziehung aufschlussreiches und höchst informatives<br />

Werkstattgespräch zwischen <strong>Ballhaus</strong> und seinem<br />

Bewunderer Tom Tykwer.<br />

Hat man dieses Buch gelesen, versteht man folgendes<br />

Statement von <strong>Ballhaus</strong>´ Kollegen Janusz<br />

Kamininski nur allzu gut: „ Ich denke oft, dass die Kameraleute<br />

nicht genug Ansehen dafür genießen, was<br />

sie zu einem Film beitragen. Unsere Namen stehen auf<br />

den Filmplakaten unter der Linie, was uns wie Techniker<br />

erscheinen lässt. Auf dem Papier zumindest! Aber<br />

ein wirklich talentierter Kameramann ist mehr als ein<br />

Techniker, er ist ein Künstler. Für diesen Job muss man<br />

Lebenserfahrung mitbringen, eine Weltanschauung, eine<br />

umfassende Kenntnis der Kunstgeschichte und natürlich<br />

Meisterschaft in der Beherrschung der Wissenschaft<br />

und der Technologie des Films.“<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong> ist am 15.11.07 um 20.00 Uhr<br />

zu Gast im Kino Stern. Das Gespräch führt der<br />

Deutschland-Funk-Journalist Joachim Scholl.<br />

Zum Weiterlesen:<br />

· „Das fliegende Auge. <strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong> im Gespräch mit<br />

Tom Tykwer“ (Berlin Verlag 2002)<br />

· Peter Ettedgui: „Filmkünste: Kamera“ (Rowohlt<br />

2000)<br />

10 Große Texte<br />

9.11.<br />

PARTY<br />

jt-spaceport: jt-foyer & jt-keller<br />

jt-spaceport: jtt-foyer<br />

& jt-keller<br />

U-Lee (roter salon)<br />

Micha Saager (roter salon)<br />

DJ Bionique (goe)<br />

da.lia (berlin / club transmediale)<br />

Visuals: Schallbild (ks/hh)


„Pop kackt ab“<br />

Von Ton Steine Scherben bis Rocko Schamoni, von mexikanischem Bolero bis<br />

zu finnischem Tango versorgt <strong>Trikont</strong> die Welt mit <strong>Musik</strong> und Gedanken auserlesener<br />

Güte. Im Oktober feierte das unabhängige Label aus München sein<br />

dreiundreißigeindritteljähriges Bestehen. Ein Gespräch mit Label-Mitbetreiber<br />

Achim Bergmann über <strong>Musik</strong> und <strong>Politik</strong>.<br />

Interview: Reinhard Jellen<br />

pony: Wie geht es dem Label <strong>Trikont</strong> in technologisch<br />

rasanten Zeiten, in denen die <strong>Musik</strong>industrie zusammenbricht,<br />

weil sich jeder die <strong>Musik</strong> im Internet runterlädt?<br />

Achim Bergmann: Es ist immer leicht, eine technologische<br />

Entwicklung für das Desaster verantwortlich zu machen,<br />

in dem die <strong>Musik</strong>industrie steckt. Ich finde das eine sehr<br />

dürftige Erklärung. Vor 20 <strong>Jahre</strong>n, also vor Einführung der<br />

CD, hat EMI Electrola eine Studie über das Kaufverhalten von<br />

<strong>Musik</strong>konsumenten in Auftrag gegeben. Im Ergebnis warnte<br />

die Industrie davor, alles in den Mainstream zu schieben, also<br />

sogenannte Spartenmusik abzuschaffen. Denn man hatte<br />

eine interessante Zahl ermittelt: 5,6 Prozent der Kunden<br />

machten 50 Prozent des Plattenumsatzes aus. Das waren<br />

die Intensivnutzer, der Rest waren Leute, die nur ein bis<br />

zwei Alben im Jahr kauften. Also bestand der Kundenkreis<br />

des Kerngeschäfts aus 5,6 Prozent der Schallplattenkäufer.<br />

Dann kam die CD, und es wurden wieder Riesenumsätze gemacht.<br />

Es gab keinerlei Neuentwicklung, keinerlei Investition<br />

für Neues, keine Entwicklung neuer „Backprogramme“.<br />

Im Anschluss entstand die Popkomm, es gab MTV, und es<br />

gab Viva, es gab auf einmal Planschbecken und euphorische<br />

Ecken. In dieser Euphorie wurde die Tatsache vernebelt, dass<br />

sich über diese Kerngruppe von <strong>Musik</strong>käufern und <strong>Musik</strong>interessierten<br />

hinaus keine Öffentlichkeit für <strong>Musik</strong> entwickelt<br />

hatte. Mit dem Wegfall von MTV und Viva zeigt sich nun die<br />

ganze Einschränkung von Öffentlichkeit für Popmusik. Es<br />

gibt keine einzige ernsthafte <strong>Musik</strong>sendung im Fernsehen<br />

in Deutschland, und immer weniger bleibt auch im Rundfunk<br />

davon übrig. Pop kackt ab, weil die Funktion, über die Jugend<br />

neue Technologien wie Handys, Computer, I-pods usw. durchzusetzen,<br />

erfüllt war.<br />

Und nun bricht sich die Wirklichkeit Bahn: Der kleine<br />

Umsatzpott trägt nicht mehr. Dabei ist es so, dass <strong>Musik</strong><br />

generell in einem öffentlichen Kontext bedeutungslos<br />

gemacht wird, während die Einzelnen immer noch in der<br />

Intensität ihres <strong>Musik</strong>machens aufgehen. Was wir an Demotapes<br />

zugeschickt bekommen, ist wirklich wunderbar.<br />

Gleichzeitig ist es wahnsinnig schwer, über diesen öffentlichen<br />

Filter diese <strong>Musik</strong> noch zugänglich zu machen, aber<br />

Popmusik will Öffentlichkeit. Das ist wahrscheinlich der<br />

Unterschied zur elitären <strong>Musik</strong> der Hochkultur. Dann ist<br />

da noch eine innere Schwächung gewesen: Vor zehn<br />

<strong>Jahre</strong>n hat es in England z. B. die Diskussion gegeben,<br />

dass Independent nicht für einen speziellen <strong>Musik</strong>stil<br />

stehen darf. „Indie“ muss unabhängig heißen. So eine<br />

Debatte hat es hier leider nie gegeben.<br />

Und woher kommt das Gefühl, dass die Leute musikalisch<br />

alles kapiert haben? Kein Mensch verwechselt mehr Soul<br />

mit Disco, Country mit Redneck-Scheiße, die Beach Boys<br />

mit Gute-Laune-Nazis. Alle haben scheinbar ihr Guter-<br />

Geschmacks-Abitur gemacht – dennoch ist die <strong>Musik</strong> so<br />

bedeutungslos wie nie.<br />

Es hat eine Vermillionenfachung der Zeichen und der<br />

Töne gegeben, die auf uns einwirken. Wir hören <strong>Musik</strong> nicht<br />

mehr so, wie noch vor 20 <strong>Jahre</strong>n. Das strukturiert doch<br />

Wahrnehmung. Damit werden auch Machtverhältnisse<br />

gefestigt, die Art und Weise, wie Leute kommunizieren, wie<br />

sie konsumieren, wie ihre subjektiven Wahrnehmungsmöglichkeiten<br />

tendenziell außer Kraft gesetzt werden, das ist<br />

das Gefühl von Vergeblichkeit, das wir alle spüren.<br />

Alle Kapitaländerungsstrategien werden dazu benutzt<br />

(aber nicht so, dass ein strategischer Planer da sitzt), um die<br />

12 Große Texte<br />

13


Kommunikation der Leute, früher hieß es ja Klasse, durcheinander<br />

zu bringen. Das glaubt allerdings keiner, weil es heute<br />

vordergründig um nicht soviel zu gehen scheint, man sieht ja<br />

hierzulande keine großen Klassenkämpfe, die überborden.<br />

Aber es geht sehr wohl um die Frage, wie du als Konsument<br />

und dann auch als politischer Konsument funktionieren sollst.<br />

Dass da strategisch etwas funktioniert, um die Subjektivität,<br />

den Willen des Einzelnen und der sozialen Einheiten, in denen<br />

man lebt, außer Kraft zu setzen und einen zu einem konsumierenden<br />

Empfänger zu machen. Außerdem leben wir in<br />

einer Zeitenwende, in der die Machtverhältnisse neu gesetzt<br />

werden, aber auch neue Chancen für freie Ausdrucksformen<br />

von unten existieren. Es gibt da im Independentbereich so<br />

eine Falle, sich nur mit Gleichgesinnten zu unterhalten und<br />

das Staunen darüber, was es da „draußen“ sonst noch gibt,<br />

zu verlieren. So ist man natürlich umso mehr dem geballten<br />

Medienmaschinenterror unterlegen, weil man sich keine Verbündeten<br />

aus anderen Geschmackslagern ins Boot geholt hat.<br />

Die senden Tag und Nacht auf 120 Kanälen, wer stellt sich da<br />

noch hin und versucht, Einzelne zu erreichen?<br />

Gleichzeitig gibt es die Situation von Globalisierung und<br />

Lokalisierung. Da hat Independent im großen Stil agiert: Dass<br />

Leute in London, in New York oder sonstwo die Gleichgesinnten<br />

suchen – und dann bist du wieder wer. Es wurde eine Form<br />

von globaler Kommunikation geschaffen, die übrigens bereits<br />

in den 60er <strong>Jahre</strong>n angefangen hat.<br />

Apropos: Mir sind die 68er ja ein totales Rätsel. Ich habe zu<br />

ihnen kein gutes Verhältnis. Da mir eine Mischung aus totaler<br />

Naivität, protestantischer Anti-Bigotterie-Bigotterie und<br />

spießigem Antispießertum nicht behagt. Andererseits hat<br />

Michelangelo Antonioni gesagt, man könne sich in diesem<br />

Jahrhundert gar nicht mehr vorstellen, wie beschissen die<br />

Welt vor 1968 gewesen ist.<br />

Allein das Reden über die sogenannten 68er ist schon eine<br />

Zerstreuungsformel, die nicht stimmt. Um dann zu sagen,<br />

es war verrückt, es war naiv – das stimmt ja alles. Nur es<br />

stimmt nicht für das Leben in den 60er <strong>Jahre</strong>n. Es gab keine<br />

68er. Wenn ich zurückblicke, dann sind die Unterschiede<br />

zwischen denen, die damals aktiv wurden, die man dann<br />

mit dem Hilfsausdruck „68er“ benannt hat, nicht so einfach<br />

festzumachen. Die Frage, ob du protestantischer Herkunft<br />

warst oder ob du im katholischen Milieu aufgewachsen<br />

bist (Fischer war z. B. wie ich Messdiener). Oder die Art und<br />

Weise, wie du auf Probleme des Lebens reagiert hast, was<br />

man daran verändern wollte und so weiter. Jedenfalls waren<br />

die Alternativen, die aufs Land gehen wollten, strange für<br />

uns, denn die hatten die falsche Kleidung an. Wir wollten<br />

urban herumhängen. Das heißt, dieser ganze psycholo-<br />

gische Ansatz, mit dem heutzutage damit umgesprungen<br />

wird, interessiert mich einen Scheißdreck. Genauso, wenn<br />

Daniel Cohn-Bendit in Fernsehshows über die RAF erzählt,<br />

dass Baader ein arrogantes Arschloch war – so what?! Jeder<br />

wusste, dass er es war, aber was sagt das alles?<br />

Wer auf diese Zeit blickt und dann nicht sagt, was das für<br />

ein Laboratorium war, unterschlägt etwas. Ein Laboratorium,<br />

in dem junge Bürger überlegt haben, was passiert mit mir,<br />

was will ich, was ist mit mir los, wie will ich leben, wie unterscheiden<br />

wir uns dann? Diese Situation hat es in den letzten<br />

150 <strong>Jahre</strong>n so noch nicht gegeben. Das ist das eine. Und<br />

das andere, dass so, wie das dann abgelaufen ist, mit dieser<br />

Vehemenz und dass es in dieser Situation Leute gegeben hat,<br />

die gesagt haben, wir gründen jetzt eine RAF, d. h. so was wie<br />

ein Avantgarde-Kommandostand gegen den politischen Kommandostand<br />

des Kapitals. Das war ein Tsunami. Ob es eine<br />

Revolution war, darüber will ich ja gar nicht streiten, aber es war<br />

ein Tsunami. Das konnte nur passieren, weil die tektonischen<br />

Brüche zu der Gesellschaft vorher plötzlich so gewaltig waren.<br />

Wir waren übrigens nicht nach rückwärts orientiert, wir wollten<br />

nicht nur primär den Faschismus bekämpfen, wir wollten im<br />

Alltag Freiheit gewinnen.<br />

In welcher Kultursituation fing <strong>Trikont</strong> an?<br />

Es gab Marlene Dietrich, die nicht akzeptiert wurde, es<br />

gab die großartige Knef, aber weiter gab es nicht viel. Das<br />

Wichtige kam aus den USA: Kino und <strong>Musik</strong>. Die Leute hier<br />

waren unzufrieden und haben angefangen, selber etwas zu<br />

machen. Am stärksten waren Ton Steine Scherben. Die waren<br />

auf eine unglaubliche Art und Weise, beinahe möchte ich<br />

sagen der natürlich gewachsene, Ausdruck von Jugendkultur.<br />

Die waren wirklich die ersten, die an die Jugendlichen in den<br />

Jugendzentren rankamen. Wir haben 1975 ihre dritte Platte<br />

„Wenn die Nacht am tiefsten...“ zusammen mit ihrem Label<br />

David Volksmund Produktion herausgebracht. Unser Deal<br />

war damals: Wir verkaufen über die hundert linken Buchläden,<br />

und sie verkaufen in Plattenläden, denn sie waren die<br />

ersten in unserer Szene, die mit ihren Platten überhaupt in<br />

die Plattenläden rein kamen. Ton Steine Scherben waren so<br />

durchschlagend, weil sie ihre linksradikalen Inhalte über eine<br />

besonders angeeignete Sprache transportierten: Das war<br />

Westberliner Slang.<br />

Und dann kam 1976/77 Punk.<br />

Klar wollten sich viele Punks von uns aggressiv absetzen,<br />

aber Punk war uns, die wir aus der Sponti-Ecke kamen, nicht<br />

so fremd. Unsere politische Gruppe, die Arbeitersache, betrieb<br />

in München das Milb, eine Art Jugendzentrum in Milbertshofen.<br />

Als wir uns auflösten, ging das Milb im Grunde an die<br />

Punks über. Ende der siebziger <strong>Jahre</strong> rief dann aus London<br />

ein gewisser Geoff Travis, der Labelchef von Rough Trade, an<br />

und fragte, ob wir Lust hätten, für Deutschland den Vertrieb<br />

zu übernehmen. Wir lehnten aber ab, weil wir glaubten, dass<br />

wir für diese neue Bewegung zu sehr von außen kämen. Wir<br />

empfanden uns als falsche Ansprechpartner – nicht, weil wir<br />

die <strong>Musik</strong> ablehnten, sondern weil wir meinten, dass jede neue<br />

Bewegung sich ihre Autonomie sichern müsste.<br />

Und wie sieht es heute aus?<br />

Einerseits ist Popmusik zur Volksmusik des 20. und 21.<br />

Jahrhunderts geworden. Andererseits gibt es die – nicht<br />

von irgendwelchen Strategen durchdachte – gesamtgesellschaftliche<br />

Neutralisierung von Subjektivität der Menschen<br />

auf allen Ebenen. Dieses Herunterfahren der Bedeutung zu<br />

einem Kapitalverhältnis, das muss man sehen. Jeder kann<br />

heutzutage in seinem Wohnzimmer die wunderbarste <strong>Musik</strong><br />

aufnehmen, weil es nichts kostet, aber man wird gleichzeitig<br />

auch feststellen, dass für eine gewisse Art von <strong>Musik</strong> gar<br />

keine Öffentlichkeit existiert. Indie als Begriff von <strong>Musik</strong><br />

gibt‘s ja eigentlich nicht mehr: Indie ist Mainstream und<br />

Mainstream ist Indie, es geht alles ineinander über. Als Produktionsweise<br />

ist halt das kleine Label Indie und das große<br />

Major. Das Problem ist, wenn Indie heißt, wir sind die, die es<br />

begreifen, aber wir holen auch nichts von außen in unsere<br />

kleine Indie-Welt, dann wird es das in dieser Art nicht mehr<br />

lang geben. Lange wollte Indie Indie sein und nicht wissen,<br />

warum hört jetzt einer z. B. „La Paloma“ oder wie kann einer<br />

auf finnischen Tango stehen?<br />

Dazu kommt, dass Gefühle immer stärker klischiert werden,<br />

ohne dass man bedenkt, dass diese Klischees auch schon<br />

sehr in die <strong>Jahre</strong> gekommen sind. Dass sozusagen die<br />

Konflikte, die in den Klischees ausgedrückt werden, richtig<br />

sind, nur ihre Formulierung falsch, außer in Momenten großer<br />

Kunst – ich denke da an Bertolt Brecht, Thomas Mann,<br />

Bernadette La Hengst.<br />

Natürlich ist das auch das Politische an <strong>Musik</strong>, an Kultur<br />

heute. Man kann immer sagen, das bringt nichts, wenn da<br />

nicht das differenzierte Mit-dir-selber-Umgehen eingeübt<br />

wird, um selbst die Bedürfnisse zu bestimmen und zu sagen,<br />

ich habe ein Recht dazu. Was mich ein wenig frustriert ist, dass<br />

diese Sprechweisen den Leuten genommen werden und dass<br />

so wenig Widerstand da ist.<br />

Was ist das Verbindende der <strong>Trikont</strong>-Künstler?<br />

Wenn du z. B. Lydia Daher, Huss und Hans Söllner nimmst,<br />

kann man sich schon fragen, was die miteinander zu tun<br />

haben. Aber wie die dastehen, ihr Leben meistern und bei all<br />

ihrem Linkischen, ihrer Schüchternheit einfach bei sich bleiben<br />

und bei dem bleiben, was sie denken, das sie als Überzeugung<br />

nach außen tragen können – das kannst du über alle unsere<br />

<strong>Musik</strong>er sagen. Da gibt es offensichtlich ein Selbstverständnis,<br />

etwas zu wollen.<br />

Gerade bei <strong>Trikont</strong> (Indigo) erschienen: „On The Road<br />

Again Mama. Perlen deutschsprachiger Popmusik,<br />

# 4“, kompiliert von Franz Dobler<br />

14 Große Texte Große Texte<br />

15


Kultur in der<br />

Bundesliga<br />

Singen und Breakdancen lernen oder einfach konsumieren gehen: Das Göttinger<br />

Kulturzentrum <strong>musa</strong> wird <strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> alt. Eine kleine Lobeshymne.<br />

Jan Langehein<br />

In größeren Städten würde jeder die Lage des Kulturzentrums<br />

<strong>musa</strong> als innenstadtnah, wenn nicht als zentral<br />

beschreiben. In Göttingen ist das anders: Für die hiesige<br />

Kultur- und Studierendenszene bleibt die Innenstadt meist<br />

auf die Altstadt innerhalb des Walls beschränkt; liegt die<br />

<strong>musa</strong> im Hagenweg folglich am entlegenen Rande der<br />

Stadt – wenn genannte Szene nicht ohnehin alle Viertel<br />

westlich der Bahntrasse als Vororte verbuchte. Umso bemerkenswerter,<br />

dass sich die <strong>musa</strong> genau dort, zwischen<br />

den Baracken des Zolls und den Überschwemmungswiesen<br />

der Leineaue, als echter Publikumsmagnet behauptet und<br />

offenbar keine Probleme damit hat, dem Bespaßungs- und<br />

Kulturangebot in der City Paroli zu bieten.<br />

Wenn ein Text mit derart warmen Worten anfängt,<br />

dann handelt es sich in aller Regel um eine Laudatio, und<br />

auch in diesem Falle täuscht der Eindruck nicht: Es gilt zu<br />

gratulieren! In diesem November feiert die <strong>musa</strong> nämlich<br />

ihren dreißigsten Geburtstag, und aus einer Probebühne<br />

im Wohnzimmer des Gründungsmitglieds Wieland Ulrichs<br />

hat sie sich seit 1977 zum größten Veranstaltungs- und<br />

<strong>Musik</strong>zentrum Südniedersachsens entwickelt. Über<br />

100.000 Gäste konnte die <strong>musa</strong> bereits begrüßen, sie<br />

beherbergt auf etwa 3.500 Quadratmetern rund 60<br />

Bands, 40 Tanzgruppen, und im Atelierhaus arbeiten 50<br />

bildende Künstlerinnen und Künstler.<br />

Musa-Mitarbeiterin Tine Tiedemann fasst das Programm<br />

so zusammen: „Wir machen eigentlich fast alles<br />

in Sachen Kultur. Man kann hier sowohl Tanzen also auch<br />

Singen lernen; man kann hier an einem Chor teilnehmen,<br />

man kann aber auch Breakdancen. Zeitweise haben wir<br />

Theaterworkshops im Haus, und wer keine Lust hat,<br />

selbst Kultur zu machen, der kann herkommen und sie<br />

konsumieren.“ Und das rund 250mal pro Jahr – so oft finden<br />

Konzerte, Ausstellungsteröffnungen, Aufführungen<br />

oder Partys in der <strong>musa</strong> mittlerweile statt.<br />

Wann endet diese Odyssee?<br />

Der Weg von ihrer Gründung 1977 bis zum Kulturzentrum<br />

im Hagenweg ist lang – allerdings nicht dreißig<br />

<strong>Jahre</strong> lang, sondern nur dreizehn. 1977 hatten sich<br />

Aktivisten der Göttinger <strong>Musik</strong>szene um genannten Wieland<br />

Ulrichs in dessen ebenso genanntem Wohnzimmer<br />

zusammengetan. Als Kinder einer politisch aktiven Zeit<br />

wollten sie nicht nur Raum schaffen, in dem unbekannte<br />

Lokalbands üben und auftreten konnten, sie wollten auch<br />

ein Gegenmodell zum arrivierten Kulturestablishment<br />

aufbauen und gründeten zu diesem Zweck den „<strong>musa</strong><br />

e.V.“. Der fand in der <strong>Musik</strong>szene einigen Anklang, und<br />

so wurde das Ulrich‘sche Wohnzimmer schon bald zu<br />

klein und deshalb die Suche nach einer dauerhaften<br />

Heimstatt aufgenommen. Die fand sich zunächst in einer<br />

leer stehenden Fabrik im Boieweg, einer Querstraße zur<br />

16 Große Texte<br />

17


Hannoverschen. Dort allerdings wurde irgendwann die<br />

Miete zu hoch, und so saß die <strong>musa</strong> Mitte der Achtziger<br />

wieder auf der Straße; sie kehrte mal im Apex, mal in<br />

einer der Innenstadtkirchen ein, um ihr <strong>Musik</strong>programm<br />

darzubieten. Erst 1990 endete die Odyssee und die <strong>musa</strong><br />

bezog ihre neue, endgültige Bleibe im Hagenweg – und<br />

zwar im Gebäude der ehemaligen Heeresbäckerei, das<br />

die Stadt damals vom Bund anmietete, um der <strong>musa</strong> als<br />

Untermieterin Raum zu verschaffen.<br />

Was dazu überleitet, dass auch die in den Siebzigern<br />

mit „Gegen-“ und heute mit „Sozio-“ betitelten Formen<br />

des Kulturschaffens, wie ihre etablierten ehemaligen<br />

Gegenspieler, auf staatliche, zumindest auf öffentliche<br />

Unterstützung angewiesen sind. Laut Tiedemann pumpte<br />

die öffentliche Hand, konkret das Land Niedersachsen und<br />

die Stadt Göttingen, seit 1990 rund eine Million Euro in die<br />

alte Heeresbäckerei, um sie kulturzentrumstauglich umzubauen<br />

und zu erhalten. Aber selbst das reicht in zweierlei<br />

Hinsicht nicht aus: Zum einen ist das von der <strong>musa</strong> für die<br />

Bildenden Künste direkt angemietete Atelierhaus nach wie<br />

vor derart marode, dass bereits eine Schließung diskutiert,<br />

schließlich aber gerade noch mal abgelehnt wurde:<br />

„Wir haben uns in die Gefahr begeben, das Atelierhaus<br />

weiterzuführen, weil die Künstler zu uns gehören“, sagt<br />

Tiedemann. „Das finanzielle Risiko dabei ist hoch, aber wir<br />

hoffen, dass die Zusagen der <strong>Politik</strong> ernst gemeint sind, uns<br />

zu unterstützen, wenn uns das Haus im wahrsten Sinne<br />

des Wortes um die Ohren fliegen sollte.“<br />

Des Rätsels Lösung<br />

Das andere Problem sind die laufenden Kosten: Auch hier<br />

ist die <strong>musa</strong> jährlich auf Zuschüsse angewiesen, und bislang<br />

bedeutete das bei allen Haushaltsverhandlungen aufs<br />

Neue: Zittern. Jetzt sollen zum ersten Mal in dreißig <strong>Jahre</strong>n<br />

<strong>musa</strong>-Geschichte längerfristige Verträge mit der Stadt<br />

unterzeichnet werden, die die Förderung auf die nächsten<br />

fünf <strong>Jahre</strong> festschreiben. Einerseits freut sich Tiedemann<br />

über diese erstmals vorhandene Sicherheit, andererseits<br />

fürchtet sie die mittelfristigen Konsequenzen: „Ich glaube,<br />

dass es damit auch keine Erhöhung mehr geben wird in<br />

den nächsten fünf <strong>Jahre</strong>n, und ob das für uns sinnvoll sein<br />

kann, das sei mal dahingestellt.“<br />

Weniger als um die finanzielle bangt die <strong>musa</strong> um ihre<br />

kulturelle Zukunft – beim Angebot für Kulturschaffende<br />

wie -konsumierende geht es nach wie vor bergauf. Als<br />

der Verein die Räume im Hagenweg bezog standen 500<br />

Quadratmeter zur Verfügung; zwei bis dreimal im Monat<br />

fand eine Veranstaltung statt. Heute sind, wie erwähnt,<br />

weit über 3.000 Quadratmeter an zwei von drei Tagen<br />

belegt. Und nicht nur quantitativ geht es aufwärts, auch<br />

die Qualität nimmt laut Tiedemann zu. Neben lokalen<br />

Bands, die in der <strong>musa</strong> nicht nur proben, sondern auch<br />

auftreten, umfasst das Konzertprogramm inzwischen<br />

Bands aus der ganzen Welt. Tiedemann sieht die <strong>musa</strong> im<br />

Vergleich mit anderen Kulturzentren ziemlich weit vorne:<br />

„Wir befinden uns, was überregionale oder internationale<br />

Bands angeht, inzwischen auf Bundesliganiveau. Die<br />

Championsleague werden wir nicht schaffen, aber die<br />

Bundesliga haben wir erreicht.“<br />

Dem wäre nicht viel hinzuzufügen, bliebe nicht noch<br />

das letzte Rätsel zu lösen, das uns die <strong>musa</strong>-Macher nach<br />

dreißig <strong>Jahre</strong>n immer noch aufgeben: Was „<strong>musa</strong>“ denn<br />

nun eigentlich heißt? Wie so oft bedeutet Aufklärung<br />

auch in diesem Falle Ent-Täuschung im doppelten Sinne<br />

des Begriffs, denn der Name meint weder den (falschen)<br />

lateinischen Plural für die Muse, die die Künstler küsst,<br />

noch bezeichnet er ein schmackhaftes, anatolisches<br />

Hirsegericht, das damals, im November ‘77, in Wieland<br />

Ulrichs Wohnzimmer zur ersten Bandprobe gereicht<br />

worden wäre. Nein, im selben 70er-<strong>Jahre</strong>-Politjargon, dem<br />

auch das „Kommunikations- und Aktionszentrum“ KAZ<br />

seinen Namen verdankt, heißt „<strong>musa</strong>“ ganz prosaisch:<br />

„<strong>Musik</strong>- und Arbeitsgemeinschaft“. Das soll uns aber<br />

vom Anlass dieses Textes nicht ablenken – nämlich zu<br />

gratulieren: Herzlichen Glückwunsch, liebe <strong>Musik</strong>- und<br />

Arbeitsgemeinschaft, auf die nächsten Dreißig!<br />

Die <strong>musa</strong> feiert ihren <strong>30</strong>. Geburtstag vom <strong>30</strong>.11. bis<br />

2.12.07; nähere Infos: www.<strong>musa</strong>.de<br />

18 Große Texte Große Texte<br />

19


Murmelnder<br />

Beton<br />

Konsequent übersehene und symbolisch aufgeladene Orte: Jürgen Hasse hat eine<br />

spannende Kulturgeschichte des Parkhauses geschrieben.<br />

Frauke Pahlke<br />

Man kennt sie vom Vorbeifahren: die weiß grundierten<br />

Schilder, auf denen in schwarzen Strichen eine Art ausgefranste<br />

Sonne abgebildet ist, umsäumt von zahlreichen blauen<br />

Rechtecken. Es handelt sich um so genannte Parkleitsysteme,<br />

deren Information in der kurzen Spanne des Vorbeifahrens<br />

eigentlich nur für Heimische lesbar und somit überflüssig ist,<br />

da ihnen Ort und Parkmöglichkeiten ohnehin bekannt sind.<br />

Ortsunkundige hingegen rauschen an den Tafeln vorbei und<br />

haben bei normaler Fahrgeschwindigkeit kaum eine Chance,<br />

sich zu orientieren.<br />

Diese Straßenschilder erfüllen ihren Zweck nur mäßig,<br />

doch lässt sich an ihnen implizit etwas anderes ablesen:<br />

der kulturelle Stellenwert von Parkhäusern. Schilder wie<br />

Parkhäuser sind Elemente der Verkehrsplanung. Die tägliche<br />

Benutzung dieser Infrastruktur ist längst so selbstverständlich,<br />

dass sie aus der bewussten Reflexion weitgehend heraus fällt.<br />

Der kaum lesbare Hinweis in Form des Straßenschildes macht<br />

auf einen unentbehrlichen Ort aufmerksam, gleichzeitig<br />

verbirgt er ihn. Dem Kenntlichmachen ist das Verschwindenlassen<br />

immanent.<br />

Für die Bauform der Parkhäuser gilt heute grundsätzlich: Es<br />

sind „übersehene Orte“, blinde Flecken im urbanen Geflecht.<br />

Ganz gleich wie zentral sie in der Stadt liegen, bilden sie immer<br />

einen Teil ihrer Peripherie. Jürgen Hasse, der in Frankfurt/<br />

Main Geographie und Didaktik lehrt, rückt nun die scheinbar<br />

profanen Orte ins Zentrum seiner Überlegungen „Zur Kulturgeschichte<br />

und Heterotopologie des Parkhauses“.<br />

Er geht dabei von einem Architekturverständnis aus, das jene<br />

als ein konstitutives Medium der Gesellschaft begreift. Ein<br />

Gebäude ist immer mehr als reiner Zweckbau. Ein Parkhaus<br />

ist nicht nur ein Bauwerk zur temporären Unterstellung von<br />

Fahrzeugen, es ist „gebaute Symbolik“, deren „ästhetische<br />

Tiefenschicht“ Auskunft über die Verfasstheit einer Gesellschaft<br />

gibt – und sie auf diese Weise ihrerseits prägt.<br />

Architektur ist insofern eine Spielart sozialen Handelns, wird<br />

in der Begegnung zum Gegenüber.<br />

Die bedeutsamsten Wirkungspotentiale sieht Hasse im<br />

leiblich-sinnlichen Erlebnis im begehbaren Raum, d. h. im<br />

nicht-sprachlichen Raum. Je weniger über Parkhäuser gesprochen<br />

werde, „um so eindringlicher können sie ihre Wirkung<br />

im Medium der Sichtbarkeit sowie über das Erleben ihrer<br />

Materialität, Textur, räumlichen Ordnung und Atmosphären<br />

ästhetisch entfalten.“ Abseits ihrer Funktion, den innerstädtischen<br />

Verkehr durch entlastende Aufnahme zu organisieren,<br />

kann man diese Bauwerke als mythische Orte betrachten. Auf<br />

dieser zweiten Ebene erzählen sie Geschichte(n) kulturellsymbolischer<br />

Bedeutungen.<br />

Hasse beginnt damit, theoretische Voraussetzungen<br />

vorzustellen (die Wichtigkeit Michel Foucaults für seine Arbeit<br />

teilt schon der Titel des Buches mit) und rekonstruiert die in<br />

Europa knapp hundertjährige Geschichte der Parkhausarchitektur,<br />

die nur lückenhaft dokumentiert ist – Zeichen für die<br />

untergeordnete Rolle, die diesem wenig repräsentativen Architekturtypus<br />

zukommt. Weder bei Kulturpolitikern, Planern,<br />

Parkhausbenutzern noch in den Wissenschaften, nicht einmal<br />

bei Architekten stößt diese im Laufe der Zeit immer notwendiger<br />

gewordene Bauform auf Interesse (sieht man einmal<br />

von Debatten über Kriminalität bzw. Sicherheit ab), obwohl<br />

sie unumgänglich zum täglichen Gebrauch gehört.<br />

Parkhäuser sind Orte der Krise: Mit Blick auf ihre pragmatische<br />

Funktion (Verkehrskollaps verhindern), und auf ihre<br />

Erscheinung. Denkt man an sie, hat man Bilder unansehnlicher<br />

Betonklötze vor Augen, düstere, schwerfällig ins Profil der<br />

Stadt hineinragende Schandflecke, bekommt Beklemmungsgefühle<br />

bei der Erinnerung an zu niedrige Decken und Gestank<br />

von Abgasen und Urin. Es sind Klischees, Stigmatisierungen<br />

und Ausgrenzungen des Ortes, der gerade deswegen immer<br />

wieder als Ort des Bösen dargestellt und inszeniert wird.<br />

20 21


Der Autor schildert auf anschauliche und differenzierte<br />

Weise den grundlegenden Status- und Gestaltwandel, den<br />

diese Bauten in unterschiedlichen historischen Momenten<br />

erfahren haben. Dabei betont er die enge Verknüpfung der<br />

Gebrauchs- und Kulturgeschichte des Parkhauses mit der<br />

des Automobils: Bei seiner Entstehung am Anfang des 20.<br />

Jahrhunderts wird das Parkhaus aufgrund anfälliger Technologie<br />

der Fahrzeuge als Pflegestätte benötigt. Da der Besitz<br />

eines Autos extrem kostspielig und nur Wohlhabenden<br />

vorbehalten war, wurde die Anlage in ihrer Wichtigkeit befördert.<br />

Parkhäuser galten als geradezu vornehme Orte, in<br />

denen Geschäfte und Dienstleistungen rund um die Wartung<br />

angesiedelt waren, jedoch auch Casinos.<br />

22<br />

Ästhetik des Absurden<br />

Die Wertschätzung und Exklusivität dieser multifunktionalen<br />

Architekturen findet sich in monumentalen Formen und<br />

eleganten Fassaden wieder. Hierin äußert sich eine andere<br />

Bedeutung jener Garagen: Sie waren Show-Off-Projekte,<br />

Ausdruck ingenieurswissenschaftlicher Errungenschaften,<br />

zurückzuführen u. a. auf den neuen Baustoff Beton. So verkörperten<br />

diese Bauten eine Utopie des Fortschritts durch<br />

Technik. Auch in den damaligen Namen der Bauten hallt diese<br />

Illusion wieder: Hochgarage, Autohotel, Garagenpalast.<br />

Mit zunehmender Motorisierung der Bevölkerung in den<br />

1950er und 60er <strong>Jahre</strong>n stieg der Bedarf an Garagen; während<br />

die Fahrzeuge weniger störanfällig wurden, wurde die<br />

Situation auf den Straßen problematisch. Hasse erklärt, wie<br />

sich mit steigender Relevanz des zum Massentransportmittel<br />

avancierten Automobils und des Parkhauses eine Betonung<br />

der Funktionalität auf Kosten der Ästhetik vollzieht, am deutlichsten<br />

erkennbar an den Fassaden. Hier beschreitet man<br />

schließlich seit den 70ern den Weg der Selbstverleugnung,<br />

indem man sie hinter Begrünung verschwinden lässt. Was<br />

nicht sein darf, wird systematisch versteckt; Kletterpflanzen<br />

werden zu Ideologie bzw. verbergen eine andere, inakzeptable,<br />

an die bis heute nicht wesentlich gerührt wird.<br />

Hasse stellt fest, wie sich heute, Öko-Bewegung und<br />

prekären Lebenssituationen zum Trotz oder sei Dank, wieder<br />

eine Sehnsucht nach edler Schönheit und ein neues Selbstbewusstsein<br />

ausbreiten. Auf Hochglanz polierte Vitrinen stellen<br />

teure Wagen aus, die sich zur sozialen Distinktion eignen.<br />

Der Autor verortet diese Entwicklung in einer allgemeinen<br />

Tendenz, die Städte aus ökonomischen Gründen einer generellen<br />

Ästhetisierung zu unterziehen – Ästhetik als Anästhesie.<br />

Unfreiwillig entsteht so eine „Ästhetik des Absurden“, denn<br />

die Funktion dieser kostbaren Schmuckschachteln bleibt eine<br />

reichlich banale – das Parken von Autos.<br />

Jürgen Hasse: „Übersehene Räume. Zur Kulturgeschichte<br />

und Heterotopologie des Parkhauses“ (Transcript 2007,<br />

216 Seiten, 24,80 EUR)<br />

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Große Texte Große Texte<br />

23


Nikolaus Kühn · Gaby Dey · Andrea Strube · Ronny Thalmeyer<br />

Tina Fibiger<br />

Der freie Fall braucht keine Begründung. Über den<br />

Lebensüberdruss von Julie und August mögen andere rätseln.<br />

Man schafft sich eben aus der Welt, so die Verabredung der<br />

beiden nach einer ersten Chatroom-Begegnung. Für den<br />

ultimativen Trip an eine norwegische Steilküste sind sie mit<br />

wärmendem Campingzubehör und Videokamera gerüstet.<br />

Dann wird es aber doch ein Showdown mit Hindernissen, den<br />

der Intendant des Jungen Theaters, Andreas Döring, mit Igor<br />

Baursimas Schauspiel „norway.today“ erforscht.<br />

Hinter den scheinbar abgeklärten Posen zweier Kids in<br />

Absturzlaune lauern immer noch diese ganzen Sinnfragen<br />

und ein Durcheinander von Gefühlen. Es ist ein ziemlich<br />

störrisches Gelände, das Sonja Elena Schröder und Felix<br />

Frenken hier mit ihren Figuren erkunden. Dabei entstehen<br />

wunderbar vielschichtige Stimmungsbilder über jugendliche<br />

Lebenswelten und ihre Verletzlichkeit, die sich in den<br />

temperamentvollen Ausbrüchen ebenso mitteilen wie in<br />

den leisen schüchternen Signalen.<br />

Julie ist auf wütende Abgrenzung getrimmt, während August<br />

lieber noch ein paar lockere Sprüche vor sich hertreibt, um<br />

nur ja nicht verwundbar zu erscheinen. Ein bisschen unheimlich<br />

ist dieses selbstmörderische Planspiel ja auch, wenn sich<br />

Erinnerungen in Erlebnisse einschleichen, die von Bedeutung<br />

waren. Und dann überstrahlt dieses magische Nordlicht die<br />

letzte lange Nacht, und zwischen den beiden irrlichtert das<br />

Gefühl der Verliebtheit. Es wird nun auch schwierig, mit den<br />

Abschiedsgrüßen vor der Kamera, wenn sich das Leben von<br />

seiner berührbaren, hoffnungsvollen Seite zeigt.<br />

Das Absturzrisiko bleibt unvermindert, wenn zum Beispiel<br />

die Fassade bürgerlicher Kultiviertheit durchlöchert wird. Gern<br />

demontiert Jasmine Reza in ihren Komödien das Ritual des<br />

höflichen Schlagabtauschs. Und mit dem „Gott des Gemet-<br />

Erhöhtes Absturzrisiko<br />

Der Gott des Gemetzels<br />

Foto · Doro Heise<br />

zels“ richtet sie ihren Kontrahenten ein paar ganz besonders<br />

böse Fallen an, die Daniela Kranz in ihrer Inszenierung am<br />

Deutschen Theater in ein schön schauriges Licht rückt. Eigentlich<br />

soll es in der Begegnung zweier Ehepaare um eine<br />

einvernehmliche Lösung gehen. Der Nachwuchs hat sich<br />

geprügelt, und dabei gingen zwei Schneidezähne zu Bruch.<br />

Nun erwarten Brunos Eltern von der Täterseite ein gewisses<br />

Entgegenkommen und keinesfalls diesen widerspenstigen<br />

Auftritt. Kotzt doch Madame Reille auf die Kunst der Gastgeberin,<br />

die in kostbaren Bildbänden demonstriert wird, während<br />

ihr Gatte sich permanent mit hektischen Handysignalen<br />

ausblendet. Madame Houillé hat auch keinen zuverlässigen<br />

Sparringspartner. Jemand der den Hamster seiner Tochter<br />

in mörderischer Absicht aus der Wohnung entfernt, hat wohl<br />

noch andere Gemeinheiten auf Lager.<br />

Was bei beiden Parteien an eheinternen Alarmsignalen<br />

gärt und glüht, bekommt jetzt erst richtig Auftrieb in den<br />

Wortgefechten, wo jeder seine Position justiert und kurzfristig<br />

auch Bündnisse mit der Gegenseite möglich sind. Schwerer<br />

noch als die verbalen Attacken wiegt die unterschwellige<br />

Wut, die sich messerscharf zuspitzt und schadlos hält. Das<br />

Schauspiel-Team ist auf ein temporeiches Präzisonsgemetzel<br />

eingestimmt. Andrea Strube, Gaby Dey, Nicholaus Kühn und<br />

Ronny Thalmeyer sind in Hochform, wenn sie den gewaltigen<br />

Fundus an pathologischen Störbeständen freilegen. Und Bühnenbildnerin<br />

Bettina Kraus hat ihnen dafür ein lichtes Edelambiente<br />

kreiert dass sich atmosphärisch kräftig eintrübt.<br />

Unbeschadet bleibt nur der Balken, der den Bühnenraum<br />

markiert und trotz seiner Dimensionen an eine<br />

Vogelstange erinnert. Man könnte auch genüsslich über<br />

dieses Zeichen von Käfighaltung spekulieren – und was<br />

das wohl für ein veritables Gemetzel bedeuten mag.<br />

Deutsches Theater & 49 69 11<br />

www.dt-goettingen.de<br />

1.11. 19.45 Männerhort<br />

2.11. 19.15 <strong>30</strong>. Gö. Jazzfestival: Trio 3 & Roberto<br />

Fonseca Group<br />

3.11. 19.15 <strong>30</strong>. Gö. Jazzfestival: H.T.Strada Quintett<br />

& G.Hampel<br />

5.11. 19.45 Der Gott des Gemetzels<br />

7.11. 20.00 DTS Oliver Twist<br />

8.11. 10.00 DTS Oliver Twist<br />

9.11. 19.<strong>30</strong> DTK Die Blechtrommel<br />

10.11. 17.00 DTS Ein schnelles Leben<br />

19.45. Nathan der Weise<br />

20.00 DTS Ein schnelles Leben<br />

11.11. 11.00 Georg Christoph Lichtenberg - Benefizveranstaltung<br />

12.11. 19.45 Die Entführung aus dem Serail<br />

14.11. 16.00 DTS Der Grüffelo<br />

19.00 Sie sangen von Marmorbildern<br />

19.45 Die Entführung aus dem Serail<br />

15.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />

20.00 DTS Woyzeck<br />

16.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />

19.45 Die Katze auf dem heißen Blechdach<br />

17.11. 19.45 Der Kaufmann von Venedig<br />

20.00 DTS Habe ich Dir eigentlich schon erzählt…<br />

18.11. 16.00 ZELT Der Zauberer von Oz<br />

16.00 DTK Kritik des Herzens<br />

19.45 Les Rhinozéros<br />

19.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />

20.11. 19.45 Die Entführung aus dem Serail<br />

21.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />

19.00 Der gute Mensch von Sezuan - Preview<br />

20.00 DTS Habe ich Dir eigentlich schon erzählt…<br />

20.00 DTK Die Mountainbiker<br />

22.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />

19.45 Die Entführung aus dem Serail<br />

23.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />

16.00 DTS Die kleine Meerjungfrau<br />

19.45 Der gute Mensch von Sezuan<br />

24.11. 16.00 DTS Vom kleinen Maulwurf<br />

25.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />

16.00 DTK Land der Dämmerung u. die Prinzessin,<br />

die nicht spielen wollte<br />

26.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />

19.00 Verleihung des Innovationspreises der<br />

Stadt Göttingen<br />

27.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />

19.45 Der gute Mensch von Sezuan<br />

20.00 DTS Woyzeck<br />

Werkgruppe 28.11. 9.<strong>30</strong> ZELT 2 & Der 0551/38 Zauberer von 90 Oz 161<br />

19.45 www.werkgruppe2.de<br />

Der Kaufmann von Venedig<br />

Alte Magazin 20.00 in DTS der Saline Ein schnelles Luisenhall Leben<br />

29.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />

3.10. 20.00 Hausprobe<br />

11.00 DTS Ein schnelles Leben<br />

4.10. 20.00 Hausprobe<br />

19.45 Die Katze auf dem heißen Blechdach<br />

5.10. 20.00 Hausprobe<br />

<strong>30</strong>.11. 9.<strong>30</strong> ZELT Der Zauberer von Oz<br />

6.10. 20.00 Hausprobe<br />

19.45 Der gute Mensch von Sezuan<br />

7.10. 20.00 Hausprobe<br />

20.00 DTS Habe ich Dir eigentlich schon erzählt…<br />

Junges Theater & 49 50 15<br />

www.junges-theater.de<br />

1.11. 20.00 Der Hässliche<br />

2.11. 20.00 Der Hässliche<br />

3.11. 20.00 Der Hässliche<br />

4.11. 19.00 KAZ-Chor<br />

5.11. 20.00 Axel Hacke - Lesung<br />

6.11. 20.00 Der Hässliche<br />

8.11. 10.00 norway.today<br />

20.00 norway.today<br />

9.11. 20.00 Der Herr der Fliegen – öffentl. GP<br />

10.11. 20.00 Der Herr der Fliegen<br />

11.11. 19.00 norway.today<br />

13.11. 10.00 norway.today<br />

20.00 Der Herr der Fliegen<br />

14.11. 20.00 Der Hässliche<br />

15.11. 10.00 Der Herr der Fliegen<br />

16.11. 19.00 Heinrich v. Kleist – <strong>Michael</strong> Kohlhaas<br />

20.00 Der Hässliche<br />

17.11. 20.00 Der Hässliche<br />

18.11. 19.00 Der Herr der Fliegen<br />

20.11. 20.00 Der Hässliche<br />

21.11. 20.00 Der zerbrochene Krug – öffentl. GP<br />

22.11. 20.00 Der zerbrochene Krug<br />

23.11. 11.00 norway.today<br />

20.00 Der Hässliche<br />

24.11. 10.00<br />

Was ist im Apfel drin? Schneewitchen<br />

u. d. Wochenmarkt<br />

20.00 Der zerbrochene Krug<br />

25.11. 19.00 Der Herr der Fliegen<br />

26.11. 20.00 Rocko Schamoni - Lesung<br />

27.11. 20.00 Der zerbrochene Krug<br />

28.11. 11.00 Der Herr der Fliegen<br />

20.00 Der zerbrochene Krug<br />

29.11. 10.00 Der Herr der Fliegen<br />

20.00 Der zerbrochene Krug<br />

Lumière & 48 45 23<br />

www.improshow.de<br />

17.11. 20.00 Impro Match<br />

18.11. 20.00 Impro-Show: Alles ist möglich<br />

Thop & 39 70 77<br />

www.gwdg.de/thop<br />

6.11. 20.15 Hedda Gabler<br />

7.11. 20.15 Hedda Gabler<br />

12.11. 20.15 Hedda Gabler<br />

13.11. 20.15 Hedda Gabler<br />

14.11. 20.15 Hedda Gabler<br />

16.11. 20.15 Hedda Gabler<br />

17.11. 20.15 Hedda Gabler<br />

20.11. 20.15 Hedda Gabler<br />

21.11. 20.15 Hedda Gabler<br />

24 Theater<br />

Theater<br />

25


Rajaa Alsanea<br />

Die Girls von Riad<br />

ROMAN<br />

Pendo 2007 · 332 Seiten · 19,90 EUR<br />

Kerstin Cornils<br />

Die reichen Mädchen aus Riad gleichen den Girlies<br />

in Hamburg: Sie lassen sich von Burger King Pommes<br />

mitbringen, schwärmen für „Sex and the City“ und<br />

schwadronieren mit ihren Freundinnen über Beziehungskisten.<br />

Im Reich der „großen Literatur“ haben Girlies, ob<br />

nun in Riad oder Hamburg, nicht viel zu melden: Während<br />

in Deutschland der Wert der 1999 ausgegebenen<br />

„Fräuleinwunder“-Aktie sinkt, war im wahabitischen<br />

Saudi-Arabien das öffentliche Zurschaustellen eines<br />

weiblichen Bewusstseins seit jeher verpönt.<br />

Im Mittelpunkt der „Girls von Riad“ von Rajaa Alsanea<br />

steht eine anonyme Erzählerin, die jede Woche<br />

nach dem Freitagsgebet eine E-Mail an die saudische<br />

User-Gemeinschaft verfasst, um in der virtuellen<br />

Öffentlichkeit die Schicksale ihrer Freundinnen auszubreiten.<br />

Eine an den Blog angelehnte Erzählform,<br />

die mit Gedichten und Motti durchwirkt ist, ermöglicht<br />

einen fiktiven Dialog zwischen der Erzählerin und den<br />

Internet-Nutzern, welche auf die Liebesabenteuer der<br />

vier Girls teils empört, teils mit Begeisterung reagieren.<br />

Lamis, Sadim, Kamra und Michelle sind, wie alle Girlies<br />

dieser Welt, frech, quirlig und lebenslustig – doch nie<br />

so emanzenhaft, dass sie sich die Hoffnung auf einen<br />

Traumprinzen versagen.<br />

Der Vergleich mit der westlichen „chick-lit“ darf<br />

freilich nicht überstrapaziert werden. Schließlich hat ein<br />

Blog aus dem Schanzenviertel einen anderen kulturellen<br />

Resonanzraum als ein arabischer: Während einem westlichen<br />

Internet-Liebestagebuch meist wenig Subversives<br />

anhaftet, eröffnen PC und Handy im saudischen Kontext<br />

vordem verschlossene Kommunikationsspielräume<br />

zwischen den Geschlechtern. Eine Frau, die in Riad öffentlich<br />

von der romantischen Liebe schwärmt, rebelliert<br />

insofern gegen die Logik der Clans, als sie sich gegen die<br />

arrangierte Vernunftehe stellt. Damit schlägt das Backfischhafte<br />

ins Politische um. Folgerichtig ist in den „Girls<br />

von Riad“ neben französischer Importschokolade offen<br />

von „zivilisatorischen Konflikten“ sowie von männlichen<br />

„Feiglingen“ die Rede, die „wie Schachfiguren von ihren<br />

Familien geführt werden“. In den Brüchen des ästhetisch<br />

ungeschliffenen Textes tritt umso klarer die Reflexion<br />

kultureller Differenzen hervor.<br />

Dirk Wittenborn<br />

Casper<br />

ROMAN<br />

DuMont 2007 · 477 Seiten · 22,90 EUR<br />

Thomas Schaefer<br />

Der Weg in die Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.<br />

Diese Erfahrung macht der Psychologe William<br />

Friedrich, der in den 50er <strong>Jahre</strong>n an der Elite-Universität<br />

Yale an Antidepressiva forscht. Eine seiner Versuchspersonen<br />

ist der hochbegabte aber schüchterne Student<br />

Casper. Das Mittel wirkt: der verdruckste Junge häutet<br />

sich in einen Salonlöwen, dem Frauen, Geld und soziale<br />

Anerkennung zufliegen – bis die Testreihe abgeschlossen<br />

ist und Casper in die Einsamkeit seines verhassten Ichs<br />

zurückkehren muss. Casper beschießt sich für dieses<br />

Trauma zu rächen, ermordet Friedrichs Kollegin und<br />

bleibt – auch nachdem er in einer psychiatrischen Klinik<br />

verwahrt wird – eine ständige Bedrohung für den Doktor<br />

und dessen Familie.<br />

Wittenborn hat sich mit seinen Romanen „Unter<br />

Wilden“ (2003) und „Catwalk“ (2004) den Ruf als<br />

zynischer Kritiker der amerikanischen Gesellschaft<br />

erworben und bestätigt ihn mit „Casper“: eine Satire<br />

auf die Allmachtsideologie und grausamen Praktiken<br />

von Psychologie und Psychiatrie und die Hybris der<br />

amerikanischen Mentalität, ihre absoluten Glücksansprüche<br />

und die Gewissheit, diese mit den Mitteln der<br />

Wissenschaft durchsetzen zu können. Dr. Friedrich<br />

ist ihr typischer Repräsentant: zunächst durchaus<br />

sympathisch angelegt, treibt er seine Umwelt durch<br />

zunehmenden Ehrgeiz, Paranoia und die Weigerung,<br />

die Realität zu akzeptieren, in ein psychodramatisches<br />

Dilemma, in dessen Verlauf ausgerechnet der Glücksexperte<br />

erkennen muss, „dass glücklich sein etwas<br />

war, wovon er nichts verstand“.<br />

„Casper“ ist ein sehr amerikanischer Roman: das<br />

flotte Tempo, die lässige Ironie, der Hang zu existentiell<br />

zugespitzten Dramen, der schnörkellose Zugriff auf die<br />

Psychologie der Figuren, all das erinnert an die Familienaufstellungen<br />

eines John Irving oder Jonathan Franzen.<br />

Das heißt: der Roman ist klug und spannend. Seine<br />

stärksten Passagen sind die an Ken Keseys „Einer flog<br />

über das Kuckucksnest“ erinnernden Szenen aus der<br />

Heilanstalt, in der Caspers Glückssuche ihr bitteres Ende<br />

findet. Dass in der großen Freiheit der amerikanischen<br />

Gesellschaft deren bürgerliche Stützen das Glück auf ihre<br />

Weise verfehlen, ist dabei kein Trost.<br />

26 Bücher<br />

Bücher<br />

Donald Barthelme<br />

Der Tote Vater<br />

ROMAN<br />

Urs Engeler Editor 2007 · 248 Seiten · 19 EUR<br />

Jörg Sundermeier<br />

Alle lieben Pynchon. Pynchon aber weiß, woher<br />

er kommt. Über den 1931 geborenen und 1989 gestorbenen<br />

Donald Barthelme sagte er: „Barthelme ist einer<br />

aus der Handvoll Autoren, die den Rest von uns schlecht<br />

aussehen lassen.“ Und da hat er wahrlich nicht gelogen.<br />

Dem deutschen Publikum wurde er 1969 durch ein paar<br />

kürzere Texte in der aufsehnerregenden Anthologie<br />

„Acid“ bekannt gemacht; einige Bücher erschienen bei<br />

Suhrkamp und selbst Ostdeutsche haben ihn übersetzt<br />

bekommen. Dennoch ist dieser extrem kluge, sehr witzige<br />

Autor bis heute den deutschen Leserinnen und Lesern<br />

nicht wirklich zu einem Begriff geworden.<br />

Der eh immer wieder zu lobende Baseler Verlag Urs<br />

Engler Editor versucht nun seinerseits auf Barthelme<br />

aufmerksam zu machen. Im letzten Jahr erschien der<br />

großartige Roman „Der König“ in Erstübersetzung; und<br />

jetzt „Der tote Vater“ in einer gründlich überarbeiteten<br />

Fassung. Hier wird von Söhnen und Töchtern der Vater,<br />

ein überdimensionales Ding, übers Land gezogen, hin zu<br />

seinem Grab. Der „tote“ Vater allerdings sucht den Dialog<br />

mit den Kindern. Er ist tot, aber nicht tot, denn er muss<br />

beerdigt werden, um wirklich fort zu sein.<br />

„Ist mir ein Vergnügen, sagte der Tote Vater. Schön<br />

etwas für euch jüngere Männer tun zu können, von<br />

Zeit zu Zeit. Schön geben zu können. Geben ist, in<br />

gewissem Sinne – Nein, sagte Thomas, dass du klar<br />

siehst. Du hast nicht gegeben. Ich habe genommen.<br />

Da ist ein Unterschied. Ich habe sie dir weggenommen.<br />

Kapierst du das? Die Sache ist trivial, aber ich will keine<br />

Missverständnisse. Ich habe sie. Dir weggenommen.<br />

O, sagte der Tote Vater. Er dachte einen Augenblick<br />

lang nach. Wird es Trost geben? Ja, sagte Thomas. Du<br />

darfst eine Rede halten. Nein, sagte Julie. Keine Rede.<br />

Eine Rede zu den Männern?, fragte der Tote Vater. Zu<br />

meinen versammelten loyalen, treuen – Nein, sagte<br />

Julie.“ Der tote Vater ist hier selbstredend Symbol für<br />

den überkommenen, aber noch immer akzeptierten<br />

Patriarchen in jeder Form, und der Tyrannenmord ist<br />

nicht einfach. Dafür ist er, wie gesagt, hochkomisch.<br />

Wer wissen will, wo Pynchon & Co gelernt haben, muss<br />

hier nachsehen. Und kann dann auf viele angesagte<br />

Autoren verzichten.<br />

DEUTSCHES THEATER<br />

IN GÖTTINGEN<br />

TENNESSEE<br />

WILLIAMS<br />

DIE KATZE<br />

AUF DEM HEISSEN<br />

BLECHDACH<br />

16. + 29.<br />

NOVEMBER 07<br />

2. + 6.<br />

DEZEMBER 07<br />

THEATERKASSE 0551 / 496911


The Three Burials of Melquiades Estrada<br />

USA / Frankreich 2005 · 117 min · Tommy Lee Jones · Barry Pepper<br />

Julio César Cedillo · Dwight Yoakam · January Jones u. a.<br />

Andreas Busche<br />

Vergebung und Vergeltung sind die beiden großen<br />

Themen, die Tommy Lee Jones‘ Regiedebüt seelenruhig<br />

umkreist wie ein Aasgeier seine Beute. In „The Three Burials<br />

of Melquiades Estrada“ verschlägt es den Zuschauer tief<br />

ins Peckinpah-Country. Lange nicht mehr hat eine Filmkamera<br />

das amerikanisch-mexikanische Grenzland mit derart<br />

visueller Klarheit eingefangen. Für solche Bilder wurde das<br />

Cinemascope-Format erfunden: Staubig, zerklüftet und auf<br />

unwirtliche Weise erhaben erstreckt sich die felsige Wüste<br />

bis an die Begrenzungen des Blickfeldes. Nur manchmal<br />

enthüllen die Verwerfungen der Landschaft kleine Wunder<br />

der Natur, wie die Sonnenblumenwiese, durch die ein<br />

Flüchtender getrieben wird.<br />

Auch die Story von “The Three Burials of Melquiades Estrada”<br />

ist Peckinpah pur. Der junge Mexikaner Melquiades<br />

Estrada ist von einem unbeherrschten Grenzpolizisten<br />

versehentlich erschossen und überhastet im Wüstensand<br />

verscharrt worden. Seine Leiche wird gefunden, doch der<br />

örtliche Sheriff zeigt kein Interesse an der Aufklärung des<br />

Mordes und lässt den Leichnam erneut der Erde übergeben.<br />

Der alte Cowboy Pete (gespielt von Tommy Lee Jones)<br />

aber kennt den Täter. Er zwingt den Grenzpolizisten Mike<br />

unter Waffengewalt, Melquiades wieder auszugraben und<br />

ihn in dessen Heimat zu beerdigen. Gemeinsam brechen<br />

Regie Tommy Lee Jones<br />

ab 8.11.<br />

sie auf Pferden zu seinem Bußgang auf.<br />

Jones misst mit seinem Film die soziale Topografie<br />

eines bislang unbekannten Mexiko aus. Um ein letztes<br />

Versprechen an den Freund einzulösen, wird der Cowboy<br />

Pete zum Outlaw. Auf seinem Weg nach Mexiko begegnen<br />

ihm Menschen, die selbst am Rande der Gesellschaft<br />

existieren: Grenzflüchtlinge, ein paar Jäger, ein blinder<br />

Einsiedler. Pete taucht ab, macht sich gemein mit ihnen.<br />

Ein Mann, der seinen Platz in der Gesellschaft verloren<br />

hat. Aber auch wenn hier nicht mehr geredet wird als in<br />

einem Cormac-McCarthy-Roman, verzichtet Jones auf<br />

den üblichen Neocon/Macho-Bullshit. Wenn Pete seinen<br />

toten Freund mit Frostschutzmittel abfüllt, um seine Leiche<br />

zu konservieren, oder ihr liebevoll die Haare kämmt,<br />

beginnt man zu verstehen, dass Jones im Grunde die alte<br />

Vater-Sohn-Geschichte neu erzählt.<br />

Jones’ Mexiko hat sich eine ureigene Schönheit<br />

bewahrt, weil er dessen Widersprüche nie aufzulösen<br />

versucht. Einmal sitzt Pete im Niemandsland in einer Bar,<br />

während eine Frau auf einer ungestimmten Orgel Chopin<br />

spielt. Geräusche aus dem Fernseher vermischen sich mit<br />

der <strong>Musik</strong>nummer, ein surrealer Effekt, der noch um das<br />

irisierende Licht der Lampions verstärkt wird. Pete ist hier<br />

so fremd wie an jedem anderen Ort auf der Welt.<br />

Pas douce – Die Unsanfte<br />

Regie Jeanne Waltz.<br />

Carsten Happe<br />

ab 9.11.<br />

Was Frederique umtreibt, ist ein großes Mysterium.<br />

Die junge Krankenschwester stürzt von einem<br />

Extrem ins andere, verfällt in Depressionen, als ein<br />

Patient stirbt, stellt ihrem Ex-Freund nach, der sie<br />

schroff zurückweist, reißt in der Bar zwei Typen auf,<br />

die sie beide mit nach Hause nimmt. Frederique will<br />

das kleine Gebirgskaff in der französischen Schweiz<br />

verlassen, besser noch, sie will diese Welt verlassen.<br />

Auf ihrem Rücksitz liegt das Gewehr immer parat. Frederique<br />

geht in den Wald, spricht ihr letztes Gebet (oder<br />

stößt ihren letzten Fluch aus – wer weiß das schon?),<br />

doch ungestört ist sie nicht. Zwei Jungs in der Ferne<br />

unterbrechen ungewollt ihren Selbstmordversuch. Die<br />

Schreie des einen, der von der Schleuder des anderen<br />

getroffen wird. Frederique schießt nun auch – und trifft<br />

den Jungen mit der Schleuder.<br />

„Pas douce“ beginnt verzweifelt und isoliert, wie<br />

seine Hauptfigur, wie die unwirtliche Gebirgsregion,<br />

aus der sie den Ausweg nicht findet. Geschockt von<br />

ihrer Tat, kehrt Frederique in ihr karges Leben zurück.<br />

In ihr Krankenhaus, wo der angeschossene Marco in<br />

ihre Obhut übergeben wird. Er weiß nicht, dass sie ihm<br />

dies angetan hat, die Polizei ebenso wenig. Frederique<br />

ringt mit sich selbst, aber sie kann nicht verhindern,<br />

dass zwischen ihnen eine eigentümliche Beziehung<br />

entsteht. Solange, bis ihr Schuss nicht länger ein Geheimnis<br />

bleiben kann.<br />

Isild Le Besco ist Frederique ist die Sensation dieses<br />

kleinen Films. Ihr Gesicht, nicht klassisch schön, aber<br />

umso interessanter, ihre Präsenz, ihre Unergründlichkeit<br />

fesseln von der ersten Minute an und lassen nicht<br />

wieder los. Sie ist fehl am Platz und doch genau richtig;<br />

sie lässt einen ratlos zurück und doch versteht man sie<br />

auf Anhieb. Sie spiegelt sich in der Region, in der der<br />

Film spielt – sie ist einsam und kantig, eine Naturgewalt<br />

wie die Berge, die sie umschließen.<br />

Auch wenn sich der Film gegen Ende in eine schon oft<br />

gesehene Erlösungsgeschichte verrennt, hat man hier<br />

die Gelegenheit, einem Star beim Werden zuzusehen.<br />

Die 24-jährige Französin Isild Le Besco trägt „Pas douce“<br />

auf ihren schmalen Schultern; sie taumelt, aber sie fällt<br />

nicht. Sie darf und soll unbedingt wiederkommen.<br />

F/CH 2007 · 84 min · Isild Le Besco · Steven de Almeida<br />

Lio · Yves Verhoeven · Christophe Sermet<br />

Estelle Bealem u. a.<br />

28 Kino<br />

Kino<br />

29


Henning Lisson<br />

Da hat der tapsige, sich gern mit Adidas-Badelatschen<br />

inszenierende und sympathisch pubertierend<br />

wirkende Facebook-Erfinder Mark Zuckerberg kürzlich<br />

doch 240 Millionen Dollar von Microsoft bekommen. Nicht<br />

etwa für den Verkauf seiner Firma an den Monsterkonzern.<br />

Nein, für popelige 1,6 Prozentchen seiner Firma<br />

hat der 23-jährige das Geld erhalten. Kramt man den<br />

guten alten Dreisatz hervor und rechnet hoch, kommt<br />

man auf einen Gesamtwert von ca. 15 Milliarden Dollar.<br />

Das ist so absurd, man möchte sofort aufhören, weitere<br />

Gedanken daran zu verschwenden – und verspürt das<br />

Bedürfnis zu duschen.<br />

Solche Zahlen sind aber nun mal beeindruckend;<br />

da kann man angewidert oder fasziniert sein ob dieser<br />

kapitalistischen Peaks. Es sei allerdings angemerkt,<br />

dass Meldungen dieser Güteklasse in den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />

durchaus mehrfach aufgetaucht sind. Google kaufte<br />

YouTube für 1,6 Milliarden Dollar, Rupert Murdochs News<br />

Corp. leistete sich MySpace für 580 Millionen Dollar und<br />

die Foto-Community Flickr ging für einen dreistelligen<br />

Millionenbetrag an Yahoo!. Die Höhe des Betrags in Relation<br />

zur geringen Anteilsmenge im Falle von Facebook<br />

etabliert jedoch eine ganz neue Richtgröße.<br />

Den absurden Beigeschmack zieht diese Angelegenheit<br />

indessen nicht daraus, dass ein Mensch so<br />

unvorstellbar viel Geld für den Verkauf von Anteilen<br />

bekommt. Das ist schon okay, ist Zuckerberg doch ein<br />

recht schlaues Köpfchen hat bis zum Abbruch seines<br />

Studiums in Harvard studiert, eine tolle Idee gehabt und<br />

einen guten Riecher bewiesen. Absurd ist die Verhält-<br />

Mo’ Money, Mo’ Problems?<br />

nismäßigkeit. Ein Unternehmen, das gerade mal so erst<br />

schwarze Zahlen schreibt, kann doch nach Parametern<br />

des gesunden Menschenverstands nicht den Wert der<br />

Bruttosozialprodukte einiger kleiner Staaten haben. Da<br />

der Autor kein Betriebswirt ist und Makro- oder Mikroökonomie<br />

für ihn zwar gut und richtig klingen, aber in<br />

ihrer Gänze nicht verstanden werden wollen, bleibt also<br />

nur ein eher persönlicher, gesellschaftlich geprägter und<br />

emotionaler Blick.<br />

Das Einzigartige am Internet – zumindest wollen uns<br />

das Erfolgsgeschichten à la Facebook, Google, Youtube<br />

und MySpace weiß machen – ist, dass man mit nichts<br />

weiter als einer doofen Idee steinreich wird. So weit falsch.<br />

Um das hier mal klar zu sagen: Aus Scheiße Gold zu machen,<br />

ist in anderen Industriezweigen durchaus machbar,<br />

in der bunten Welt sozialer Netzwerke, des Web 2.0 und<br />

all seiner Auswüchse mit den vielen Massenregulativen<br />

aber nur bedingt möglich. Im WWW geht eben alles ein<br />

wenig schneller, wartet doch das Platzen der Blase vielleicht<br />

schon an der nächsten Kreuzung. Immerhin hat<br />

Zuckerbergs Netzwerk binnen weniger <strong>Jahre</strong> knapp 50<br />

Millionen Mitglieder akquiriert. Und das sind für Microsofts<br />

Online-Werbeplattform genau 50 Millionen Rezipienten.<br />

Zumindest scheinen sich die Experten ja sicher zu sein,<br />

dass Online-Advertising DER Markt der Zukunft ist. Doch<br />

ob die Zukunft gesellschaftlichen Zusammenlebens<br />

tatsächlich in sozialen Netzwerken stattfinden wird<br />

und diese somit als Vehikel der Werbung nutzbar sein<br />

werden, bleibt abzuwarten. Kleine Anregung dazu: www.<br />

nosoproject.com<br />

Schwierigkeiten mit Ollie<br />

Florian Brauer<br />

Schon lange ist die ehemalige Trendsportart des<br />

Skateboardens fester Bestandteil der Videospielkultur.<br />

Zwar brauchte man bei den frühen Skatespielen eine<br />

Menge Fantasie, um die pixeligen Figuren mit einem länglichen<br />

Balken unter den Füßen cool zu finden, aber zusammen<br />

mit dem entsprechenden Marken-Branding und<br />

der ewig adoleszenten Punkmucke sind Skatespiele heute<br />

hyperrealistische Lifestyle-Simulationen geworden. Man<br />

skatet mit seinem durchfrisierten Avatar in Achterbahnen,<br />

Elefantenhäusern und UFOs und macht dabei Tricks, die<br />

grundsätzlich vom Skateboarding kommen, aber in Höhe<br />

und Länge über reale physikalische Möglichkeiten weit<br />

hinausgehen. Diese irrwitzigen Trickkombinationen können<br />

entstehen, wenn man die Steuerung beherrscht und<br />

mit fingerbrecherischen Verrenkungen auf den Buttons<br />

hin- und herrutscht und dabei andere Buttons gedrückt<br />

hält bzw. im richtigen Moment loslässt.<br />

Das Spiel „Skate“ packt jetzt das Problem der sich<br />

selbst überholten Skatespiele an der Wurzel – dem Ollie.<br />

Dieser Ur-Trick, bei dem der Skater durch geschicktes<br />

Footwork mit dem Board springen kann, ohne dabei mit<br />

den Händen das Deck zu halten, wurde bisher schlicht mit<br />

dem Drücken des Aktions-Buttons ausgelöst. Bei „Skate“<br />

muss man diesen Basic-Move tatsächlich üben. Das klingt<br />

erst mal abschreckend und man könnte meinen, dass<br />

skaten auf der Konsole jetzt noch schwieriger werden<br />

würde, aber es wird bloß intuitiver. Der banale Knopf-<br />

Genre Skateboard-Simulation<br />

Electronic Arts · Xbox 360<br />

<strong>30</strong> Digitales<br />

Spiele<br />

31<br />

Skate<br />

druck wird durch ein Herunterziehen und anschließendes,<br />

schnelles Heraufdrücken des Analogsticks ersetzt. Die<br />

Bewegung des Sticks simuliert dabei die Bewegung der<br />

Füße, also die Art und Weise, wie und mit welcher Intensität<br />

man auf das Brett tritt. Anfangs wirkt diese Bewegung<br />

etwas befremdlich, aber auch alle anderen Tricks folgen<br />

diesem extrem intuitiven Muster.<br />

So bewirkt beispielsweise das schnelle Herunterziehen<br />

des Sticks (Ankicken des Boards am Tail) und das<br />

über eine seitliche Kurvenbewegung Nach-oben-Drücken<br />

(Streifen der Außenkante des Boards mit dem anderen<br />

Fuß) einen Kickflip-Ollie. Der rechte und der linke Trigger<br />

lassen den Skater einen Frontside- bzw. Backside-Grab<br />

ausführen, und schon stehen einem etliche Tricks zur<br />

Verfügung. Extrem wichtig bei dieser Art der intuitiven<br />

Steuerung ist außerdem das Timing. Beim Heranfahren<br />

an ein skatebares Objekt sind der Zeitpunkt des<br />

In-die-Hocke-Gehens und der Punkt des Absprungs<br />

extrem wichtig.<br />

Wer bisher seine McTwists beim unangefochtenen<br />

Platzhirschen Tony Hawk gemacht hat, wird anfangs einige<br />

Schwierigkeiten mit der Steuerung haben, sich dann<br />

aber freuen und bemerken, welche Aspekte des Skatens<br />

bisher in Videospielen nicht berücksichtigt worden sind.<br />

Und vielleicht wird er sich dann online mit seinen alten<br />

Skatekollegen verabreden und stundenlang an einem<br />

einzigen Rail verschiedene Styles kicken.


Alter Ego Why Not?!<br />

Ongaku · Kompakt<br />

Pure fun. Diese ganze Ed-Banger-Geschichte,<br />

so Techno mit Rockgehabe,<br />

mutete zunächst ja bloß wie eine Fußnote<br />

zu den großen letzten Trends<br />

„Eighties“ und „Electroclash“ an. Jetzt<br />

erst wird klar, dass es immer mehr immer ernster damit<br />

meinen. Alter Ego standen mit „Betty Ford“ im Jahr 2000<br />

und natürlich dem weltumspannenden Rocker namens<br />

„Rocker“ vier <strong>Jahre</strong> später am ästhetischen Rand von<br />

Techno, wenngleich in Verkaufszahlen und Bookings<br />

gezählt, ihr Auftreten ja schon seit kleinen Ewigkeiten mit<br />

Erfolg gekrönt wird.<br />

„Why Not?!“ nun zeigt Roman Flügel und Jörn Elling<br />

Wuttke bei der entspannten Beweisführung, dass<br />

stumpfes Auf-die-Glocke-Hauen nicht ermüden muss.<br />

Selbst zuhause gehört, wirken diese Tracks nicht eintönig,<br />

obwohl Titelnamen wie „Fuckingham Palace“, „Jolly<br />

Beirut The Flying Club Cup<br />

4 AD · Beggars Group · Indigo<br />

Der in New York lebende Zach Condon<br />

war in seinem jungen Leben schon viel<br />

auf Reisen. Dort holt er sich seine<br />

musikalische Inspiration, verbindet<br />

fremdländische Folklore mit melancholischem<br />

US-Indie-Pop. Das Debüt „ Gulag Orkestar“<br />

brachte Beirut den Stempel Balkan Blues ein, doch inzwischen<br />

ist Zach längst schon wieder in anderen Gefilden<br />

unterwegs. „The Flying Club Cup“ ist eine Hommage<br />

an Frankreich, wo Zach vor einigen <strong>Jahre</strong>n gelebt<br />

hat. Die Stücke tragen Titel wie „Nantes“ und „Cherbourg“;<br />

französischer Chanson und Straßenmusik haben<br />

die Balkan-Bläser abgelöst.<br />

Obwohl es sich hierbei unverkennbar um den romantischen,<br />

manchmal verklärten Blick eines Amerikaners auf<br />

das alte Europa handelt, spricht „The Flying Club Cup“<br />

auch sozialkritische Themen an: Das Stück „La Banlieu“<br />

spielt an die Aufstände migrantischer Jugendlicher in<br />

den französischen Vorstädten an und ist bewusst instrumental<br />

gehalten.<br />

„Gulag Orkestar“ hatte Zach beinahe im Alleingang<br />

eingespielt. Inzwischen ist Beirut zu einer richtigen Band<br />

geworden. Unterstützt wurde die Gruppe im Studio von<br />

Owen Pallet (Final Fantasy, Arcade Fire), der für die Strei-<br />

Die Platte am Anfang<br />

Joker“ oder „Exile On Bleep Street“ schon den Moment<br />

des Kopfverlierens betonen. Aufgrund der nerdigeren Seitenprojekte<br />

wie Soylent Green oder Superstructure wirken<br />

bratzige Abgeher wie „Queen Anne’s Revenge“, „Gary“ oder<br />

der neue Hit „Why Not?!“ zunächst zwar wie bratzige Abgeher,<br />

gleichzeitig aber auch wie hingerotzte Kommentare<br />

zu dieser Zeit, den Monaten von Justice, Presets, CSS, Digitalism,<br />

Shitdisco; den Wochen, in denen ein DJ Shir Khan<br />

gerade vom Londoner Club Fabric entdeckt wird und aus<br />

Helsinki auf einmal ein Huoratron auftaucht.<br />

Angenehm stumpf bollern Alter Ego die Querschläger<br />

von Bleeps raus, geben den Subbasslines unangemessene<br />

Billo-Layouts, während sie mit „Pleasure Island“ eine<br />

fiese Technotrötennummer abziehen. Und verschränken<br />

die Arme hinterm Mantel und lachen. Denn aus „Transphormer“<br />

haben Alter Ego sechs Singles gezogen. Hier<br />

sind noch ein paar mehr drauf, äh, druff. Christoph Braun<br />

cher-Arrangements verantwortlich war und dafür sorgte,<br />

dass der ungeschliffene, an Straßenmusik erinnernde Folk<br />

ein wenig mondäne Eleganz erhielt. Martin Büsser<br />

Robocop Kraus Blunders & Mistakes<br />

Anti · SPV<br />

Es gilt eine alte Faustregel im Pop: Wer<br />

gut vorgelegt hat, muss mindestens so<br />

gut nachlegen. Eine neue Platte, die<br />

das Niveau älterer Platten bloß hält,<br />

geht gerade noch durch; ist die neue<br />

aber nur ein bisschen schlechter, fällt sie beim Publikum<br />

meist gnadenlos durch, auch wenn es sich „objektiv“ um<br />

ein ansprechendes Resultat handelt.<br />

Weil sich alle über die Alben „Living With Other<br />

People“ (2002) und „They Think They Are The Robocop<br />

Kraus“ (2005) erstaunlich einig waren, über die einsame<br />

Qualität dieser hysterisch coolen, hyperpräzisen und<br />

zackigen Variante von Neo-Postpunk aus Hersbrück bei<br />

Nürnberg völlig zu recht jubelten, kann das neue Album<br />

„Blunders & Mistakes“ in der Gunst des Publikums im<br />

Grunde nur scheitern. Manche Dinge lassen sich eben<br />

nur schwer toppen.<br />

Hinzu kommt noch etwas anderes: „Blunders und<br />

Mistakes“ dürfte es besonders schwer haben, weil es<br />

den Hörer, der ja immer auch ein Gewohnheitstier ist,<br />

ordentlich vor den Kopf stößt. Wie heißt es so schön im<br />

Infotext: „Verspielt und ausufernd soll es sein, bunt und<br />

psychedelisch.“ Hat man Worte? Aber genau das ist es.<br />

Sänger Thomas Lang kläfft und parolisiert nicht mehr,<br />

er singt. Kann er allerdings nicht so richtig gut. Muss er<br />

aber, weil zu Rasselbandenpop mit Blümchen im Haar<br />

nun mal Gesang gehört.<br />

Die Band spielt dazu einigermaßen hymnische, teilweise<br />

überkandidelt und elliptisch um die eigene Achse<br />

kreisende Songs, angereichert mit Conga- und Banjospiel.<br />

Mit Peter Tiedecken gibt es einen neuen Mann am Bass,<br />

was man schon deshalb zu hören meint, da es hier nicht<br />

länger um einen harten, funky Daumenanschlag geht.<br />

Möglicherweise erschließt sich der ganze Zauber des<br />

Albums erst nach mehreren Hördurchgängen. Aber auch<br />

das ist ein Unterschied, sogar ein Problem, da die älteren<br />

Songs stets auf der Stelle knallten.<br />

Der Grundgedanke hinter der Neuorientierung mag<br />

folgender gewesen sein: Jede Band, die sich für einigermaßen<br />

innovativ hält, muss irgendwann raus ihrer<br />

angestaubten Ecke – auch gegen die Erwartungen ihrer<br />

Fans –, sofern sie nicht selbst zu Staub zerfallen will. Dass<br />

Robocop Kraus von der derweil eher muffeligen Neo-<br />

Postpunk-Ecke ausgerechnet in die gerade noch hippe<br />

Mistelzweigpop-Ecke hüpfen mussten, wo sich Bands<br />

wie Malajube, Achitecture In Helsinki oder Arcade Fire<br />

seit ein paar <strong>Jahre</strong>n ausgiebig tummeln – war allerdings<br />

kein wirklich origineller Einfall. Und leider auch kein sehr<br />

schlauer. <strong>Michael</strong> Saager<br />

Cobblestone Jazz 23 Seconds<br />

!k7 · Rough Trade<br />

Am schönsten an den ganzen Theorien<br />

um die Zahl 23 finde ich die Koexistenz<br />

zweier Fakten: Erstens, 2 dividiert<br />

durch 3 ergibt 0,666. Und zweitens<br />

stehen auf dem Unternehmenshauptsitz<br />

von Microsoft 23 Gebäude. Ansonsten bedarf „23<br />

Seconds“ lediglich der sanften Anspielungen. Die <strong>Musik</strong><br />

des jammenden Techno-Trios aus Vancouver, das im<br />

vergangenen Jahr mit den Tracks „Dump Truck“ und<br />

„India In Me“ in den Clubs rauf und runter lief, ergeht sich<br />

nämlich in der totalen Offenheit: ein Schweben, ein Erkunden<br />

unermesslicher Räume. Space-<strong>Musik</strong> ist das und<br />

basiert auf geraden Beats, galaxie-violetten Klangfarben,<br />

Blue Notes von analogen Orgeln, Verfremdungseffekten.<br />

Als gäbe es eine universale Lyrik. Christoph Braun<br />

Six Organs Of Admittance Shelter From The Ash<br />

Drag City · Rough Trade<br />

Ben Chasnys etwas unübersichtliches<br />

Œuvre hatte bislang immer etwas<br />

mehr versprochen als gehalten. Klar,<br />

ein Gegensatz von Laut und Leise, von<br />

Folk und Noise, von Verspieltheit und<br />

Riff-Emphase kam schon immer gut – aber: dazu<br />

brauchte man bislang auch noch Six Organs Of Admittance.<br />

Das ändert sich jetzt mit „Shelter From The Ash“<br />

entscheidend, denn hier versucht sich Chasny nicht<br />

länger am Hüh und Hott, sondern am Hütt – und was<br />

das genau impliziert, kann man am klarsten bei „Coming<br />

To Get You“ hören. Akustische Momente wie von John<br />

Fahey schlagen unvermittelt um in Noise-Attacken à la<br />

Dinosaur Jr. oder auch Union Carbide Productions. Nur<br />

arbeitet Chasny jetzt nicht länger diachron (was ja auch<br />

ziemlich altbacken wäre), sondern synchron. Am Ende<br />

dieses wunderschönen Albums hört man die Noise-<br />

Drones im akustischen Material, die wunderbare Einfachheit<br />

des Folk in der Noise-Orgie. Und, mal im Ernst<br />

jetzt, war es nicht genau das, was wir – die Stimme und<br />

ihre horrenden Texte gelassen in Kauf nehmend – immer<br />

gemocht haben an den Live-Performances von Neil<br />

Young & Crazy Horse? Eben! Ulrich Kriest<br />

Holy Fuck LP<br />

Young Turks · Beggars Group · Indigo<br />

Als das Debüt von Daft Punk erschien,<br />

hatte ein Kritiker begeistert festgestellt,<br />

dass dieses Album überall fett<br />

klingt, ganz egal, ob man es auf einer<br />

guten Stereoanlage oder einem schäbigen<br />

Kassettenrekorder abspielt. Dasselbe gilt auch für<br />

das Debüt von Holy Fuck, die elektronische <strong>Musik</strong> mit<br />

Rockinstrumenten oder wahlweise auch Rockmusik mit<br />

elektronischen Elementen spielen.<br />

Der etwas dämliche Bandname stammt noch aus den<br />

Anfangstagen, als die Gruppe aus Toronto vorwiegend<br />

improvisierten Noise-Rock spielte. „Holy Fuck“ war damals<br />

die gängige Reaktion, die ihnen das Publikum entgegenbrachte.<br />

Improvisation spielt auch heute noch eine große<br />

Rolle beim Entstehungsprozess dieser nach Can-Vorbild<br />

stets groovigen, driftenden Nummern, die nach Eigenaussage<br />

der Band bei jedem Auftritt völlig neu klingen. Als<br />

Verfechter von Zufallsprinzip und LoFi-Ästhetik verzichten<br />

Holy Fuck auf Laptops und vorproduzierte Sounds. Sie benutzen<br />

lieber Plastikkeyboards oder defekte Plattenspieler,<br />

32 Platten Platten<br />

33


jagen das ganze Flohmarkt-Gerümpel durch eine Reihe<br />

Effektgeräte und lassen sich gerne selbst überraschen,<br />

was dabei herauskommt.<br />

Trotz ihres anarchischen Ansatzes verlieren sich Holy<br />

Fuck jedoch nie im Lärm. Ihre an Suicide geschulte Hardcore-Elektronik<br />

will nicht verstören, sondern aufputschen.<br />

Es geht um nichts Geringeres als die Wiederbelebung<br />

eines euphorischen Rave-Fiebers. Obwohl zahlreiche<br />

billige Instrumente zum Einsatz kommen und Übersteuerungen<br />

durchaus erwünscht sind, hören sich Holy Fuck<br />

nie cheap an, verzichten auf Elektroclash-Plastiksounds<br />

und setzen auf maximale Klangdichte. Dadurch entsteht<br />

eine <strong>Musik</strong>, die nicht nur in kleinen Clubs, sondern auch<br />

auf großen Bühnen ihre volle Wirkung entfaltet, wie Holy<br />

Fuck bereits beim Glastonbury-Festival unter Beweis<br />

gestellt haben. Martin Büsser<br />

José González In Our Nature<br />

Peacefrog · Rough Trade<br />

Der in Göteborg aufgewachsene Argentinier<br />

José González schreibt<br />

Songs, die lange nachhallen in Körper<br />

und Kopf. Unpathetische Geständnisse,<br />

vorgetragen mit gezupfter Gitarre<br />

und charismatisch melancholischer Stimme. Trotz<br />

ihrer intimen Nähe lassen sie einen niemals vergessen,<br />

dass sie jemand geschrieben hat, der gründlich erarbeitete<br />

Lektionen in Harmonielehre immer wieder in Frage<br />

stellt, um dann noch besser zu werden.<br />

Gerade ist „In Our Nature“ erschienen, González‘<br />

zweites Album. Es wirkt – darin und auch sonst „Veneer“<br />

aus dem <strong>Jahre</strong> 2003 beinahe ein bisschen zu<br />

ähnlich – wie eine flüchtige Erinnerung an Südamerika,<br />

mit all seinen subtilen Anklängen an Bossa Nova und<br />

Salsa. Vor allem aber ist das Album aus kluger Reduktion<br />

gewonnene Hypnose: Die Songs ziehen kreisartige<br />

Bahnen um sich selbst und so den Zuhörer in einer<br />

langsamen spiralförmigen Bewegung vorsichtig nach<br />

oben – Zen-Mönche könnten hervorragend meditieren<br />

dazu: „They‘ll keep on whispering their mantras“, hieß<br />

es treffend auf „Veneer“.<br />

Im Großen und Ganzen sind die Stücke dieses<br />

Mannes, dessen Stimme klingt, als sei sie auf der Suche<br />

nach sich selbst, sehr eigen. Dennoch darf man beim<br />

Hören gerne an Joao Gilberto, Nick Drake oder die ruhige,<br />

songorientierte Seite eines Jim O`Rourke denken.<br />

Gonzaléz wäre mit diesen Referenzen vermutlich sehr<br />

einverstanden. <strong>Michael</strong> Saager<br />

Der Scheitel ... in einem Haus das Liebe heißt<br />

Neigungsgruppe Sex, Goodbye Vienna<br />

Gewalt & Gute Laune<br />

beide: <strong>Trikont</strong> · Indigo<br />

Vor <strong>Jahre</strong>n erschien auf <strong>Trikont</strong> ein irritierendes<br />

Album. Obschon dem Album<br />

„... in einem Haus das Liebe heißt“<br />

von Der Scheitel seinerzeit kaum Aufmerksamkeit<br />

beschieden war, war es<br />

der perverse Traum der Indie-80er-<strong>Jahre</strong>-Subversion. Die<br />

sich wie die Tanzkapelle in einem Vorstadt-Puff gerierende<br />

Band – mit schmierigstem Glam –, intonierte eingedeutschte<br />

bzw. eingewienerte Songs von David Bowie,<br />

den Beasts of Bourbon, Christian Anders, Amanda Lear,<br />

Udo Jürgens und erzählte Geschichten aus dem „Potscherten<br />

Leben“, wo Herzschmerz, Weltschmerz, Selbst-<br />

und Fremdhass und Selbstmitleid eine brisante Mischung<br />

eingehen.<br />

Nun: „... in einem Haus das Liebe heißt“ ist wieder zu<br />

haben! Und dass der Scheitel jetzt wieder gezogen werden<br />

kann, hat einen Grund: Es gibt ein Anschlussprojekt<br />

mit dem schönen Namen Neigungsgruppe Sex, Gewalt<br />

und Gute Laune, an dem mit Fritz Ostermayer und Christian<br />

Fuchs zwei Ex-Scheitel beteiligt sind. Weil ein emphatisches<br />

Verständnis des Schlagers als dem Blues des<br />

kleinen Mannes mittlerweile seine Guildo-Horn-Andreas-<br />

Dresen-Phase hinter sich hat, geht die Neigungsgruppe<br />

einen weniger spektakulären, gediegeneren Weg.<br />

Die Band interpretiert den Geist des Wiener Liedes aus<br />

den Negativ-Assoziationen rund um das Wienerische. Und<br />

davon gibt es eine ganze Menge, eigentlich alle Facetten<br />

zwischen Selbstmord, Amoklauf und Heroin. Als Medium<br />

dieses Abgrunds menschlicher Existenz – stilsicher dem<br />

großen Werner Schwab gewidmet – dienen Songs von<br />

Trent Reznor („Verletzt“), Tex Perkins („Da Hoss In Mia“),<br />

Boys Next Door („So Koit“). Genial: „G´fickt für Immer“, die<br />

umwerfende Version eines Songs einer jungen britischen<br />

Skandalnudel: „Es wird immer schlimmer, so egal, so egal.<br />

Leck´s mi doch am Oarsch!“ Ulrich Kriest<br />

34 Platten


Frank Willmann<br />

Der große Joker hat ein Buch geschrieben. Oh! Der<br />

große Joker! Wer issen das? Na Agent, die alte Hundelunge,<br />

seines Zeichens einer der Oberprügler beim gewalttätigen<br />

Mob des BFC. Hat selbstverständlich nebenberuflich<br />

bissel für die Sicherheitsorgane aufgepasst. Nun hat er<br />

den Jesus in sich entdeckt. Nach jahrelangem Gedroge,<br />

Gekloppe und Abhängen im Mulm der Gesellschaft ist<br />

er nun an erster Stelle rein. Er hat die gute alte Meister-<br />

Propper-Generalkur absolviert. Der heilige Geist ist einmal<br />

durch ihn gerubbelt. Samt Schalmeienorchester und<br />

Ablass. Letzterer kann überhaupt nicht genug gewürdigt<br />

werden. Eine geniale Erfindung der Pfaffen. Beichte all<br />

deine Sünden und Gott verzeiht dir.<br />

So ein Ereignis muss natürlich buchmäßig festgehalten<br />

werden. Für diese Stümperei sind Leute wie<br />

Damaris Kofmehls zuständig. Taucht irgendwo ein Erleuchteter<br />

aus der Jauche des Lebens auf, steht sofort<br />

Kofmehls Gewehr bei Fuß, um die Sache für den Herrn<br />

auszuschlachten. „Randständige Jugendliche“ werden<br />

dann Tölpel wie Joker, alias Agent, genannt. Sie dürfen<br />

dann unter werbekräftigem Titeln wie „Alex – Adrenalin<br />

pur“ oder „Der Hooligan“ ihren Schmarrn unters Lesevolk<br />

wursteln.<br />

Läuft immer nach dem gleichen Schema ab: Zuerst<br />

wird eine hanebüchne Lebensgeschichte „erzählt“. Und<br />

immer wenn‘s der Held am schlimmsten treibt, taucht aus<br />

dem Orchestergraben Jesus himself auf, um die arme Sau<br />

zu retten. Klingt nach mittelalterlicher Gruselgeschichte.<br />

Die geht dann zum Beispiel etwa so: Gott hat etwas ganz<br />

besonderes mit Joker vor und schickt ihn nach Leipzig.<br />

www.fehmibaumbach.de · www.myspace.com/fehmii<br />

Jesus liebt dich – Hooligan<br />

Dort findet am Wochenende das Lokalderby zwischen Lok<br />

und Chemie statt. Ein Wunder! Er trifft sich mit Melek,<br />

dem oberbösen Leipziger Hool. Die verwünschten Hools<br />

rauchen, saufen und lassen in schmutzigen Kneipen<br />

Fluchworte erklingen. Agent blieb trotzdem gottfürchtig<br />

und hält Augen und Ohren offen. Denn die Leipziger Hools<br />

planen Faschistisches. Sie wollen während des Spiels via<br />

Transparent mit Sprüchen wie: „Juden-Olympia nicht mit<br />

uns!“ gegen Leipzigs Olympiabewerbung protestieren.<br />

Doch an meinem Gott kommt keiner vorbei, sagt<br />

sich Agent und schließt sich auf der Toilette ein. Um zu<br />

beten. Vorm Stadion bittet er nervös Gott um ein Wunder.<br />

Es gilt ja, eine Image-Katastrophe zu verhindern.<br />

Plötzlich wird ihm ein VIP-Bändchen aus dem Nichts<br />

gereicht. Er mümmelt im VIP-Raum schnell Seelachs,<br />

statt mit Kaviar. Und sucht sich einen schönen Platz<br />

auf der Ehrentribüne. Auf der Gegentribüne hampeln<br />

derweil die schrecklichen Hools herum. Agent schluckt<br />

den Schampus und beginnt zu beten. Plötzlich tritt Ralf<br />

Petersen aus dem Nichts zu ihm. Ein Wunder, denn<br />

Petersen ist ein Verbündeter.<br />

Es geht alles sehr schnell. Beide finden einen Weg zu<br />

Gott. Die Transparente Satans dürfen nicht ausgerollt<br />

werden. Beide beten wie die Teufel. Herr, wache über<br />

dieses Stadion! Und der Herr hat Erbarmen. Das Hauptwunder<br />

des Tages geschieht: Die inbrünstigen Anrufungen<br />

der beiden Matschbirnen lassen die Transparente in<br />

den Tüten der Hooligans zu Matsch werden. Nachzulesen<br />

auf den Seiten 324-3<strong>30</strong> in: Damaris Kofmehl Der Hooligan<br />

(Brunnenverlag 2007, 11,95 EUR).<br />

36 Kolumne<br />

37


FR02.11 WEEKENDER<br />

britpopnoisepop<br />

SA03.11 LA BOUM<br />

eighties mit toto<br />

DO0811 DRUMMIN’BASSEMENT<br />

benshee.kriz lee<br />

FR09.11 PONY PARTY.grown up partyism<br />

da.lia (berlin)<br />

u-lee, micha saager bionique<br />

SA10.11 CRY BABY CLUB<br />

urban beats. dj bionique<br />

FR16.11 VOLLMONDPARTY<br />

extremtanzbar<br />

SA17.11 JUKEBOX EXPLOSION<br />

mr stringer vs. machine<br />

FR23.11 HOTTER THAN HOT<br />

ragga.dancehall by liquid len<br />

SA24.11 THE BREAKS<br />

kid fresh+ Guest<br />

FR<strong>30</strong>.11 BLACK SHAMPOO<br />

nuzzlefunk.northernsoul.dancefloorjazz<br />

el nite&guest<br />

<br />

<br />

November 2007<br />

1Must of the month1<br />

Was: <strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong><br />

Wann: 15.11., 20.00 Uhr<br />

Wo: Kino Stern


Kalenderwoche 44.1 & 2<br />

Fr 2.11.<br />

sa 3.11.<br />

so<br />

40<br />

4.11.<br />

FR 2.11.<br />

SA 3.11.<br />

SO<br />

4.11.<br />

Fr 2.11.<br />

sa 3.11.<br />

so<br />

4.11.<br />

FR 2.11.<br />

SA 3.11.<br />

SO<br />

4.11.<br />

Apex<br />

Dr. Haraki empfiehlt!<br />

17.00<br />

Dekadenz<br />

Dark Cyber Metal<br />

20.00 (live)<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort Abend<br />

10.00 / 20.00<br />

Pepito Bonito<br />

Lounge<br />

19.00<br />

Maren Wellendorf<br />

Vernissage<br />

16.00<br />

Kulturcafé<br />

9.<strong>30</strong><br />

Friendly Friday<br />

20.00<br />

Funky Chicken-Bah<br />

20.00<br />

eins b Electroosho JT Keller Diverses<br />

Rumble in the Jungle<br />

Rockabilly Nacht<br />

23.00<br />

Electro House Girls<br />

by freudenhouse<br />

23.00<br />

<strong>30</strong>+ Party<br />

DJ Albi & DJ Martin<br />

21.00<br />

<strong>30</strong>+ Party<br />

Jazz<br />

20.00 (live)<br />

rodeo bar<br />

Non Comercial Music<br />

Ekmoah & Kosta XDB<br />

21.00<br />

Wake Up<br />

part VII<br />

21.00<br />

Café<br />

Kreuzberg<br />

Dj Sonic<br />

by Young, Rich & Famos<br />

23.00<br />

Jeoparty<br />

Contemporary Club Music<br />

23.00<br />

Greta<br />

Soul<br />

21.<strong>30</strong> (live)<br />

Gypsy Juice<br />

Balkan Beats<br />

22.20<br />

sechs millionen<br />

dollar Club<br />

Dr. Diamonds<br />

Diary of Soul<br />

20.00<br />

Def Rockt!<br />

Dub Step & Elektropunk<br />

20.00<br />

Café<br />

Unplugged<br />

Weekender<br />

Britpop & Noisepop<br />

23.00<br />

La Boum<br />

Eighties mit Toto<br />

23.00<br />

T Keller T<br />

Café Kabale K<br />

Poetry Slam<br />

20.00 (T)<br />

Milchbar<br />

18.00 (K)<br />

Dagobah<br />

Headbangers Ballroom<br />

22.00<br />

EXIL<br />

Saturday Night Fever<br />

22.00<br />

SAVOY<br />

Musa noergelbuff pools q club<br />

Schickeria<br />

Techno & House<br />

23.00<br />

EKG<br />

& Chriss Urland<br />

23.00<br />

kassel<br />

Cinema Italia<br />

LUMIÉRE ab 1.11. / 20.00<br />

Italienische Strände kennt jeder, aber italienisches<br />

Kino? An den alten Meistern – Pasolini, Rossellini, Visconti,<br />

Fellini und Antonioni – nagen schon längst die Würmer.<br />

Für die Überlebenden ist es daher höchste Zeit, sich<br />

neue Einblicke zu verschaffen. Zu diesem Zweck kommt<br />

Cinema Italia, das seit zehn <strong>Jahre</strong>n etablierte Festival des<br />

neuen italienischen Films, gerade recht.<br />

Maren Wellendorf<br />

CAFÉ UNPLUGGED 3.11. / 16.00<br />

Spanien, Urlaub, Fisch. Andalusisches Kunsthandwerk<br />

ist jetzt auch in dieser Stadt zu sehen. Orangebraune<br />

Landschaften, ab und an blitzt mal ein See zwischen den<br />

warmen Farben auf. Hier und da sitzen ein paar Leute<br />

beim Schwatz auf der Dorfstraße. Alles gepaart mit dem<br />

ganzen Charme Worpsweder Partizipation. Kombinationen<br />

aus Mittelmeer und Nordsee.<br />

41


Kalenderwoche 45.1<br />

MO 5.11.<br />

DI<br />

MI 7.11.<br />

DO 8.11.<br />

FR 9.11.<br />

SA 10.11.<br />

SO<br />

MO 5.11.<br />

DI<br />

MI 7.11.<br />

DO 8.11.<br />

FR 9.11.<br />

SA 10.11.<br />

SO<br />

6.11.<br />

11.11.<br />

6.11.<br />

11.11.<br />

Apex<br />

Heather Greene<br />

& Band<br />

20.15 (live)<br />

Volkmar Staub<br />

Kabarett<br />

20.15<br />

Dutty Rocks<br />

Finest Reggae Styles<br />

23.00<br />

HG Abi Party<br />

21.<strong>30</strong><br />

Sabor Latino<br />

Geburtstagsfeier<br />

23.00<br />

Hard aber Herzlich<br />

Gitarre<br />

23.00<br />

42<br />

express<br />

Café<br />

Kreuzberg<br />

Roots Reggae<br />

Dj Hardy<br />

20.00<br />

Weizentag<br />

17.00<br />

Pitchertag<br />

17.00<br />

Offene Bühne<br />

20.00 (live)<br />

Tontrip<br />

Rock<br />

20.00 (live)<br />

Luka<br />

Punk<br />

20.00 (live)<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort Abend<br />

10.00 / 20.00<br />

M-Club<br />

DJ J-Fone & Slick Tec<br />

23.00<br />

Uppacut Fullcontact<br />

Whitecat & Panfire<br />

23.00<br />

Disco Extravaganza<br />

DJ Big Bad Wolf<br />

23.00<br />

Café<br />

Unplugged<br />

Enjoy The Silence<br />

Ruhetag<br />

Yogi-T Classics<br />

9.<strong>30</strong><br />

Tausend und eine Nacht<br />

Lesung<br />

19.00<br />

Biological<br />

Coffee Fare<br />

9.<strong>30</strong><br />

Pepito Bonito<br />

Lounge<br />

19.00<br />

Let´s Groove Tonight<br />

19.00<br />

Kulturcafé<br />

9.<strong>30</strong><br />

Drummin Bassement<br />

benshee & Krizz Lee<br />

23.00<br />

<strong>Pony</strong>.Party VI<br />

Da.Lia,M.Saager & Bionique<br />

23.00<br />

Cry Baby Club<br />

Urban Beats<br />

23.00<br />

Dagobah<br />

Open<br />

20.00<br />

Herrenabend<br />

20.00<br />

Free Cuba<br />

20.00<br />

Plugged In<br />

Gitarre & Bier<br />

20.00<br />

Up Indie Dago<br />

DJ Angry Ace<br />

20.00<br />

Funky Chicken-Bah<br />

20.00<br />

eins b Electroosho JT Keller Diverses<br />

Axel Hacke<br />

20.00<br />

JUNGES THEATER<br />

Students Night<br />

20.00<br />

IRISH PUB<br />

Zarbitterparty<br />

22.00<br />

TANGENTE<br />

Blue Note Suprise<br />

21.<strong>30</strong><br />

BLUE NOTE<br />

<strong>Pony</strong>.Party VI<br />

23.00<br />

JT-FOYER<br />

Erotik Night<br />

22.00<br />

SHOW IN (USLAR)<br />

Def rockt!<br />

6 MILLIONEN DOLLAR CLUB 3.11. / 20.00<br />

Def legt auf, und zwar antikommerziellen HipHop – so als<br />

Protest gegen die sechs Millionen Dollar im Namen seiner<br />

Gastgeber. Außerdem spielt er Dub Step und Electropunk<br />

zwischen Peaches und T. Raumschmiere. Apropos Schmiere:<br />

Sechs Millionen Dollar lobt der Club angeblich für die Ergreifung<br />

des Täters aus, der den Laden heimlich mit „Black Data“-<br />

Aufklebern tapeziert hat. To whom it may concern.<br />

Axel Hacke<br />

JUNGES THEATER 5.11. / 20.00<br />

Folgt man Freuds Witztheorie, zählt der Kalauer zur<br />

„niedrigsten Abart des Wortwitzes“: Er ist am „billigsten“ und<br />

kann „mit leichtester Mühe gemacht werden“. Seitdem der<br />

„SZ“-Kolumnist Axel Hacke den „weißen Nebel wunderbar“ in<br />

einen putzigen „Neger Wumbaba“ verwandelt hat, gilt er als<br />

Kalauer-König der Republik. Ist Freud ein Miesmacher oder<br />

Hacke ein Hochstapler? Die Entscheidung liegt bei Ihnen.<br />

43


Kalenderwoche 45.2<br />

MO 5.11.<br />

DI 6.11.<br />

MI 7.11.<br />

DO 8.11.<br />

FR 9.11.<br />

SA SA 10.11.<br />

SO 11.11.<br />

MO 5.11.<br />

DI 6.11.<br />

MI 7.11.<br />

DO 8.11.<br />

FR 9.11.<br />

SA 10.11.<br />

SO 11.11.<br />

44<br />

Musa noergelbuff pools q club<br />

Salsa Kneipe<br />

21.<strong>30</strong><br />

Karaoke<br />

21.00<br />

Rock gegen Rheuma<br />

DJ Albi<br />

21.00<br />

Tango Salon<br />

20.00<br />

rodeo bar<br />

Jamaica Hot<br />

Reggae Showcase<br />

21.00<br />

Cocktail Special<br />

21.00<br />

African Dj Night<br />

21.00<br />

Dr. Diamonds<br />

Funk Sensation<br />

21.00<br />

Four Point Gang<br />

Rockabilly<br />

21.00 (live)<br />

NB-Houseband<br />

Funk, Soul & Jazz<br />

21.00 (live)<br />

The Elephants<br />

by Tapete Records<br />

21.<strong>30</strong> (live)<br />

Ian Parker & Band<br />

Blues<br />

21.00 (live)<br />

Jupiter Jones<br />

21.<strong>30</strong> (live)<br />

End Of Dream,Schalldicht<br />

& Transmitter<br />

21.<strong>30</strong> (live)<br />

Sunburn In Cyprus<br />

Electronic-TripHop<br />

21.<strong>30</strong> (live)<br />

One Bar Town<br />

21.00 (live)<br />

sechs millionen<br />

dollar Club<br />

$ Lounge<br />

20.00<br />

$ Lounge<br />

20.00<br />

Warm Up Lounge<br />

Dr. Diamond<br />

20.00<br />

$ Lounge<br />

20.00<br />

Elektrospiele<br />

By Ekim<br />

20.00<br />

Nuzzle Funk<br />

by El Nite<br />

20.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

Downbeat Meets<br />

Funk´N´Jazz<br />

21.00<br />

Thirsty Thursday<br />

21.00<br />

Furious Funk<br />

21.00<br />

Shaolin Soul<br />

21.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

T Keller T<br />

Café Kabale K<br />

Fantastische Realitäten<br />

Ausstellungseröffnung<br />

19.00 (K)<br />

<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> Deutscher Herbst<br />

Klaus Viehmann<br />

20.00 (T)<br />

Bratze<br />

21.00 (live) (K)<br />

Breakfast Club<br />

10.00 (K)<br />

Remoulady<br />

Goa<br />

23.00<br />

Ä-Team<br />

80er<br />

23.00<br />

kassel<br />

Frau Teddy Im Mix<br />

20.<strong>30</strong><br />

SCHLACHTHOF<br />

Essen Für Sex<br />

19.00<br />

BARRACUDA BAR<br />

King Size Casino<br />

21.00<br />

MUTTER<br />

Psyched Out & Furious<br />

22.00<br />

BARRACUDA BAR<br />

Die Neue Brut<br />

00.00<br />

A.R.M.<br />

Schwul-Lesbische Party<br />

21.00<br />

SPOT<br />

Behind Enemy Lines<br />

JUZI 6.11. / 22.00<br />

Das ist ein schöner Name: Metal Mary. Klingt allerdings<br />

ein bisschen nach Mette Marit, aber das wird<br />

der Bassistin und Sängerin von Behind Enemy Lines<br />

am Arsch vorbeiziehen. Das Quintett aus Pittsburgh in<br />

Pennsylvania macht übrigens Hardcore-Punk-Metal. Klar,<br />

wir sind ja im Juzi. Born Dead aus Oakland in Kalifornien,<br />

Sie haben es sich fast gedacht, machen Hardcore-Punk.<br />

Nur ohne Metal.<br />

The Elephants<br />

NÖRGELBUFF 6.11. / 21.<strong>30</strong><br />

Skandinavier lieben Zucker in jeder Form. Es muss so<br />

sein. Sonst könnten wir uns ihre extreme Zuneigung zu<br />

herzenssüßem Retro-Pop nicht erklären. Die dänische<br />

Band The Elephants zitiert dann auch fleißig und ungeniert<br />

Gruppen, die ihrerseits sehr genau wissen oder wussten,<br />

wo die Zuckerrüben wachsen: Beach Boys, Simon & Garfunkel,<br />

Polyphonic Spree. Ein neues Rad ist das nicht, aber<br />

ziemlich schön.<br />

45


Kalenderwoche 46.1<br />

MO 12.11.<br />

DI 13.11.<br />

MI 14.11.<br />

DO 15.11.<br />

FR FR 16.11.<br />

SA SA 17.11.<br />

SO 18.11.<br />

MO 12.11.<br />

DI 13.11.<br />

MI 14.11.<br />

DO 15.11.<br />

FR 16.11.<br />

SA 17.11.<br />

SO 18.11.<br />

Apex<br />

Das Blaue Einhorn<br />

<strong>Musik</strong>abend<br />

20.15 (live)<br />

Vers. über Riesenkiefern<br />

und die Zeit<br />

20.15<br />

Die Pawlowskis<br />

Kabarett<br />

20.15<br />

BBS III Abi Party<br />

22.00<br />

The Funky & Dirty<br />

Music Show<br />

23.00<br />

Highterkeit<br />

by Epizentrum<br />

23.00<br />

46<br />

express<br />

Café<br />

Kreuzberg<br />

Roots Reggae<br />

Dj Hardy<br />

20.00<br />

Weizentag<br />

17.00<br />

Pitchertag<br />

17.00<br />

Götz Widmann<br />

20.00 (live)<br />

Sven Panne<br />

& Phyrtz<br />

20.00 (live)<br />

Colida<br />

Alternative<br />

20.00 (live)<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort Abend<br />

10.00 / 20.00<br />

M-Club<br />

DJ J-Fone & Slick Tec<br />

23.00<br />

Tha Prophecy-Party<br />

by Osita<br />

23.00<br />

Red Light District<br />

DJ Bionique<br />

23.00<br />

Café<br />

Unplugged<br />

Enjoy The Silence<br />

Ruhetag<br />

Yogi-T Classics<br />

9.<strong>30</strong><br />

Kulturcafé<br />

9.<strong>30</strong><br />

Biological<br />

Coffee Fare<br />

9.<strong>30</strong><br />

Pepito Bonito<br />

Lounge<br />

19.00<br />

Let´s Groove Tonight<br />

19.00<br />

Kulturcafé<br />

9.<strong>30</strong><br />

Vollmond-Party<br />

Extremtanzbar<br />

23.00<br />

Jukebox Explosion<br />

Independent &Emo<br />

23.00<br />

Dagobah<br />

Open<br />

20.00<br />

Herrenabend<br />

20.00<br />

Free Cuba<br />

20.00<br />

Plugged In<br />

Gitarre & Bier<br />

20.00<br />

Friendly Friday<br />

20.00<br />

Happy Birthday Bah<br />

4 <strong>Jahre</strong> Dagobah<br />

20.00<br />

eins b Electroosho JT Keller Diverses<br />

Students Night<br />

20.00<br />

IRISH PUB<br />

Uni Nacht<br />

22.00<br />

SAVOY<br />

Boogie & Blues Küche<br />

21.00<br />

EXIL<br />

X-Tase<br />

22.00<br />

TANGENTE<br />

Conversation Night<br />

22.00<br />

SHOW IN (USLAR)<br />

Heaven & Hell VII<br />

HAUS DER KULTUREN 10.11. / 22.00<br />

Die „Heaven & Hell“-Partys retten die Göttinger Ravekultur<br />

– und das schon zum achten Mal und mit wachsendem<br />

Erfolg. Die Veranstalter vom Radio e-volution haben<br />

DJs aus New York, Berlin und Uslar einbestellt; und sie<br />

haben, bei bewährtem Himmel, die Hölle reformiert: Der<br />

Teufel experimentiert mit Loungeambiente, Chill-out-Zone<br />

und Percussionisten. Außerdem will Satanas das Rauchverbot<br />

„nicht so streng“ nehmen – dämonisch!<br />

Götz Widmann<br />

CAFÉ KREUZBERG 15.11. / 20.00<br />

Götz Widmann ist weder so berühmt wie Keith Richards,<br />

noch ist er so reich. Aber auch Götz hat Drogenerfahrungen<br />

in <strong>Musik</strong> verwandelt, und seine Songtexte wurden zu Meilensteinen<br />

des nichtbeschissenen Liedermachings. Man<br />

denke an die Hymne für Dockarbeiter Hank, der zum weltweit<br />

ersten Haschischtoten avancierte, als ihn ein Sack Marihuana<br />

erschlug. Widmanns neue CD heißt „böäöäöäöä“.<br />

Sagen Sie nichts – das sagt doch schon alles!<br />

47


Kalenderwoche 46.2<br />

MO 12.11.<br />

DI 13.11.<br />

MI 14.11.<br />

DO 15.11.<br />

FR 16.11.<br />

SA SA 17.11.<br />

SO 18.11.<br />

MO 12.11.<br />

DI 13.11.<br />

MI 14.11.<br />

DO 15.11.<br />

FR 16.11.<br />

SA 17.11.<br />

SO 18.11.<br />

48<br />

Musa noergelbuff pools q club<br />

Salsa Kneipe<br />

21.<strong>30</strong><br />

Fiddler´s Green<br />

Independent Speedfolk<br />

21.<strong>30</strong> (live)<br />

Rude & Visser<br />

Uptempo Ska<br />

21.<strong>30</strong> (live)<br />

Gaynight<br />

Rocky Horror Night<br />

22.00<br />

Tango Salon<br />

20.00<br />

rodeo bar<br />

Jamaica Hot<br />

Reggae Showcase<br />

21.00<br />

Cocktail Special<br />

21.00<br />

Dr. Klüsenbäcker<br />

21.00<br />

Tape Now<br />

Tapedeckparty<br />

21.00<br />

Querbeat<br />

Neil Young Special<br />

21.<strong>30</strong><br />

Shooting John<br />

Indie Rock<br />

21.<strong>30</strong><br />

Pär Lammers Trio<br />

Modern Jazz<br />

21.00 (live)<br />

Mpath<br />

Mat White & Band<br />

21.<strong>30</strong> (live)<br />

Ü31-Party<br />

Rock<br />

22.00<br />

GrenzwerteMultimedia<br />

Performance<br />

21.00 (live)<br />

sechs millionen<br />

dollar Club<br />

$ Lounge<br />

20.00<br />

$ Lounge<br />

20.00<br />

Warm Up Lounge<br />

El Nite<br />

20.00<br />

$ Lounge<br />

20.00<br />

Chizzle<br />

with Bionizzle<br />

20.00<br />

Sexy Sander<br />

& Friends<br />

20.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

Downbeat Meets<br />

Funk´N´Jazz<br />

21.00<br />

Thirsty Thursday<br />

21.00<br />

Furious Funk<br />

21.00<br />

Shaolin Soul<br />

21.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

T Keller T<br />

Café Kabale K<br />

Spaxtag<br />

18.00 (K)<br />

Frauenkneipe<br />

20.<strong>30</strong> (K)<br />

<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> Deutscher Herbst<br />

Karl Heinz Dellwo<br />

20.00 (T)<br />

Terulia Lounge<br />

Dub, Electro & Ambient<br />

21.00 (K)<br />

Milchbar<br />

18.00 (K)<br />

Breakfast Club<br />

10.00 (K)<br />

Miniroque<br />

elektro<br />

23.00<br />

Sunset Paradise<br />

House<br />

23.00<br />

kassel<br />

Frau Teddy Im Mix<br />

20.<strong>30</strong><br />

SCHLACHTHOF<br />

Essen Für Sex<br />

19.00<br />

BARRACUDA BAR<br />

King Size Casino<br />

21.00<br />

MUTTER<br />

80er <strong>Jahre</strong> Party<br />

22.00<br />

SPOT<br />

Live & Shrill<br />

00.00<br />

A.R.M.<br />

Schwul-Lesbische Party<br />

21.00<br />

SPOT<br />

Tha Prophecy-Party<br />

ELECTROOSHO 16.11. / 23.00<br />

Residents sind DJs, die einen bestimmten Club als<br />

Heimstatt haben; Osita Umeh ist für Göttingens HipHopper<br />

folglich der „Virtual Resident“: Sein Club ist das StadtRadio,<br />

seine Frequenz die 107.1 Mhz, und seine Stimme ist unglaublich<br />

tief. Jetzt präsentiert Osita seine Sendung „Tha<br />

Prophecy“ erstmals auch als Party im Electroosho – Auftakt<br />

für eine monatliche Reihe. Premierengäste: DJ Madd Dogg<br />

(H) und Nariman (GÖ).<br />

Highterkeit<br />

EINS B 17.11. / 23.00<br />

Freunde der sorglosen Heiterkeit, seid zur Heiterkeit<br />

bereit! Bzw. zur Highterkeit, denn so schimpft sich der<br />

monatliche Termin der Partyposse „Epizentrum“ im EinsB.<br />

Dort paart sich Frohsinn mit elektronischer <strong>Musik</strong>, und wer<br />

Probleme hat, beides unter einen Hut zu bekommen, der<br />

kriegt bis Mitternacht den Jägermeister für ‚nen Euro. Das<br />

heißt preiswert und legal high werden mit Kräuterlikör aus<br />

Wolfenbüttel: Waidmanns Dank!<br />

49


Kalenderwoche 47.1<br />

MO 19.11.<br />

DI 20.11.<br />

MI 21.11.<br />

DO 22.11.<br />

FR 23.11.<br />

SA SA 24.11.<br />

SO 25.11.<br />

MO 19.11.<br />

DI 20.11.<br />

MI 21.11.<br />

DO 22.11.<br />

FR 23.11.<br />

SA 24.11.<br />

SO 25.11.<br />

Apex<br />

DenkBar<br />

20.15<br />

Jazz Session<br />

20.15 (live)<br />

Hier, höre zu...!<br />

Kabarett<br />

20.15<br />

Faltsch Wagoni<br />

Kabarett<br />

20.15<br />

New Orleans Sycopators<br />

Jazz<br />

20.15 (live)<br />

Meditronic<br />

23.00<br />

Monster Mash<br />

Gitarre<br />

23.00<br />

Box Lacrosse Party<br />

23.00<br />

50<br />

express<br />

Café<br />

Kreuzberg<br />

Roots Reggae<br />

Dj Hardy<br />

20.00<br />

Weizentag<br />

17.00<br />

Pitchertag<br />

17.00<br />

Unplugged<br />

20.00<br />

Weiherer<br />

20.00 (live)<br />

Capriccio<br />

CD-Release<br />

20.00 (live)<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort Abend<br />

10.00 / 20.00<br />

M-Club<br />

DJ J-Fone & Slick Tec<br />

23.00<br />

AbiKalypse<br />

MPG vs. IGS<br />

23.00<br />

Dj Monique<br />

by Young, Rich & Famos<br />

23.00<br />

Café<br />

Unplugged<br />

Enjoy The Silence<br />

Ruhetag<br />

Yogi-T Classics<br />

9.<strong>30</strong><br />

Kulturcafé<br />

9.<strong>30</strong><br />

Biological<br />

Coffee Fare<br />

9.<strong>30</strong><br />

Pepito Bonito<br />

Lounge<br />

19.00<br />

Georg Eggers<br />

Lesung<br />

19.00<br />

Kulturcafé<br />

9.<strong>30</strong><br />

Hotter Than Hot<br />

Ragga & Dancehall<br />

23.00<br />

The Breaks<br />

Kid Fresh & Guest<br />

23.00<br />

Dagobah<br />

Open<br />

20.00<br />

Herrenabend<br />

20.00<br />

Free Cuba<br />

20.00<br />

Plugged In<br />

Gitarre & Bier<br />

20.00<br />

Friendly Friday<br />

20.00<br />

JF One<br />

20.00<br />

eins b Electroosho JT Keller Diverses<br />

Students Night<br />

20.00<br />

IRISH PUB<br />

U.Hahn trifft M.Wallner<br />

20.00<br />

LIT. ZENTRUM<br />

Blue Note Suprise<br />

21.<strong>30</strong><br />

BLUE NOTE<br />

Tainted Love<br />

22.00<br />

EXIL<br />

Saturday Night Fever<br />

22.00<br />

SAVOY<br />

Bauchtanzabend<br />

20.00<br />

SCHISCHA BAR<br />

18. NOV. - 06. JAN.<br />

EISBAHN MIT SCHLITTSCHUHVERLEIH<br />

[EISZEIT-PARTY]<br />

15.12.2007<br />

20.00 Uhr<br />

www.lokhalle.de<br />

Eiszeit<br />

LOKHALLE ab 18.11<br />

Das Büblein steht am Weiher, es sagt so zu sich leis:<br />

Ich will es einmal wagen, das Eis es muss doch tragen.<br />

Wer weiß, wer weiß. – In der Lokhalle ist das Eis ja nicht<br />

über dem Wasser, deswegen kann man nicht einbrechen.<br />

Dafür aber geht Schlittschuhlaufen dort hervorragend:<br />

elegant auf den schmalen Kufen tänzerischer Gewissheit<br />

oder derb Schneeflocken sprühend mit eishockeyscher<br />

Trittsicherheit.<br />

Sonja Eismann<br />

CAFÉ KABALE 21.11. / 20.00<br />

Sonja Eismann, ehemals Kulturredakteurin bei „Intro“,<br />

hat ein Buch herausgegeben. Da heute jede(r) Bücher<br />

schreibt oder herausgibt, haut uns diese Nachricht<br />

allein nicht vom Hocker. Doch ist es ein interessantes<br />

Buch, dieses Buch namens „Hot Topic“ (Ventil 2007),<br />

in dem sich verschiedene Autorinnen mit Perspektiven<br />

des Popfeminismus befassen, mit queeren Strategien,<br />

Grrrl-Zines, Drag Kings etc. Eismann liest sie daraus vor<br />

und diskutiert.<br />

51


Kalenderwoche 47.2<br />

MO 19.11.<br />

DI 20.11.<br />

MI 21.11.<br />

DO 22.11.<br />

FR 23.11.<br />

SA 24.11.<br />

SO 25.11.<br />

MO 19.11.<br />

DI 20.11.<br />

MI MI 21.11.<br />

DO 22.11.<br />

FR 23.11.<br />

SA 24.11.<br />

SO 25.11.<br />

52<br />

Musa noergelbuff pools q club<br />

Salsa Kneipe<br />

21.<strong>30</strong><br />

Mark Gillespie Band<br />

Adult Pop<br />

21.<strong>30</strong> (live)<br />

Tango Salon<br />

20.00<br />

rodeo bar<br />

Jamaica Hot<br />

Reggae Showcase<br />

21.00<br />

Cocktail Special<br />

21.00<br />

African DJ Night<br />

21.00<br />

1.FC Elektro Kickers<br />

& Situation Le Clerc<br />

21.00 (live)<br />

Willi Bounce<br />

& Friends<br />

21.00<br />

NB-Houseband<br />

Funk, Soul & Jazz<br />

21.00 (live)<br />

The Hottentots<br />

Folk<br />

21.<strong>30</strong> (live)<br />

Friends Of El Guapo<br />

Akustik Rock<br />

21.<strong>30</strong> (live)<br />

The Weazels<br />

Soul & Blues<br />

21.<strong>30</strong> (live)<br />

Gong Show<br />

21.<strong>30</strong><br />

Lassiter<br />

& die drei Amigos<br />

21.<strong>30</strong><br />

sechs millionen<br />

dollar Club<br />

$ Lounge<br />

20.00<br />

$ Lounge<br />

20.00<br />

Warm Up Lounge<br />

El Nite<br />

20.00<br />

$ Lounge<br />

20.00<br />

Chizzle<br />

with Bionizzle<br />

20.00<br />

Buy British<br />

by mr. stringer<br />

20.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

Downbeat Meets<br />

Funk´N´Jazz<br />

21.00<br />

Thirsty Thursday<br />

21.00<br />

Furious Funk<br />

21.00<br />

Shaolin Soul<br />

21.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

T Keller T<br />

Café Kabale K<br />

Spaxtag<br />

18.00 (K)<br />

Frauenkneipe<br />

20.<strong>30</strong> (K)<br />

Hot Topic<br />

Lesung m. Sonja Eismann<br />

20.00 (K)<br />

Fast Forwärts Party<br />

Britpop & Rock<br />

22.00 (K)<br />

Milchbar<br />

18.00 (K)<br />

Breakfast Club<br />

10.00 (K)<br />

Hells Kitchen<br />

Norman & Elektrique<br />

23.00<br />

Minimal & Techno<br />

23.99<br />

kassel<br />

Frau Teddy Im Mix<br />

20.<strong>30</strong><br />

SCHLACHTHOF<br />

Essen Für Sex<br />

19.00<br />

BARRACUDA BAR<br />

King Size Casino<br />

21.00<br />

MUTTER<br />

No Speed Limit<br />

22.00<br />

BARRACUDA BAR<br />

No Minute Silence<br />

22.00<br />

SPOT<br />

Schwul-Lesbische Party<br />

21.00<br />

SPOT<br />

Hotter Than Hot<br />

JT-KELLER 23.11. / 23.00<br />

Irgend so ein Imbissimperium hat gerade den extra<br />

Langen mit extra viel Käse drauf - und extra scharf. Solange<br />

die Chillis frisch sind. Im JT-Keller heißt, was früher<br />

„Hotness“ war, nun „Hotter Than Hot“. Sozusagen eine<br />

Party mit dreifach Chili, erntefrisch und extra lang. Von<br />

Reggae-Bratklops bis Dancehall. Und in der Soße alles,<br />

was die Karibik hergibt. Das Soundsystem nennt sich<br />

jetzt Bigga Bashment.<br />

DJ Monique<br />

ELECTROOSHO 24.11. / 23.00<br />

Sie ist wer in Frankfurt am Main – DJ Monique. Hat sich in<br />

den letzten <strong>Jahre</strong>n einen veritablen Ruf erspielt, so dass sie<br />

mittlerweile zurückblicken kann auf verschiedene Auftritte<br />

bei hr XXL, in namhaften Clubs in Deutschland und im Ausland.<br />

Wie sie das geschafft hat? Mit einem souveränen Mix<br />

aus Brasil-, Disco-, Garage-, Filter-, Funky- und Deephouse.<br />

53


Kalenderwoche 48.1<br />

MO mo 26.11.<br />

DI di 27.11.<br />

MI mi 28.11.<br />

DO 29.11.<br />

FR <strong>30</strong>.11.<br />

SA 1.12.<br />

SO 2.12.<br />

MO mo 26.11.<br />

DI di 27.11.<br />

MI mi 28.11.<br />

DO 29.11.<br />

FR <strong>30</strong>.11.<br />

SA 1.12.<br />

SO 2.12.<br />

Apex<br />

Gesucht: Ingenieurin<br />

Diskussion<br />

20.15<br />

Hier, höre zu...!<br />

Kabarett<br />

20.15<br />

Kelpie<br />

Folk<br />

20.15 (live)<br />

Hier, höre zu...!<br />

Kabarett<br />

20.15<br />

TBC<br />

23.00<br />

TBC<br />

23.00<br />

54<br />

express<br />

Café<br />

Kreuzberg<br />

Roots Reggae<br />

Dj Hardy<br />

20.00<br />

Weizentag<br />

17.00<br />

Pitchertag<br />

17.00<br />

Kalter Kaffee<br />

& Positano<br />

20.00 (live)<br />

Häns Dämpf<br />

& Stiefel und Hut<br />

20.00 (live)<br />

Frühstücksbuffet<br />

& Tatort Abend<br />

10.00 / 20.00<br />

M-Club<br />

DJ J-Fone & Slick Tec<br />

23.00<br />

Coalmine Club<br />

DJ Mzuzu<br />

23.00<br />

TBC<br />

23.00<br />

Café<br />

Unplugged<br />

Enjoy The Silence<br />

Ruhetag<br />

Yogi-T Classics<br />

9.<strong>30</strong><br />

Kulturcafé<br />

9.<strong>30</strong><br />

Biological<br />

Coffee Fare<br />

9.<strong>30</strong><br />

Pepito Bonito<br />

Lounge<br />

19.00<br />

Let´s Groove Tonight<br />

19.00<br />

Kulturcafé<br />

9.<strong>30</strong><br />

Black Shampoo<br />

Deep Funk & Nothern Soul<br />

23.00<br />

Weekender<br />

Britpop & Noisepop<br />

23.00<br />

Dagobah<br />

Open<br />

21.00<br />

Herrenabend<br />

21.00<br />

Free Cuba<br />

21.00<br />

Plugged In<br />

Gitarre & Bier<br />

21.00<br />

Friendly Friday<br />

20.00<br />

Funky Chicken-Bah<br />

20.00<br />

eins b Electroosho JT Keller Diverses<br />

Rocko Schamoni<br />

20.00<br />

JUNGES THEATER<br />

Students Night<br />

20.00<br />

IRISH PUB<br />

Going Underground<br />

22.00<br />

EXIL<br />

Blue Note Suprise<br />

21.<strong>30</strong><br />

BLUE NOTE<br />

LAN-Party<br />

11.00<br />

SHOW IN (USLAR)<br />

LAN-Party<br />

11.00<br />

SHOW IN (USLAR)<br />

LAN-Party<br />

11.00<br />

SHOW IN (USLAR)<br />

Capriccio<br />

CAFÉ KREUZBERG 24.11. / 20.00<br />

In der <strong>Musik</strong>theorie ist der Capriccio ein lustvoller<br />

Regelverstoß. In Göttingen versteht man unter Capriccio<br />

eine Band, die sich auf NuRock zwischen Emo und Core<br />

kapriziert hat. Lustvoll wird sich „Eight Of Ten“, die neue EP<br />

der Capriccios, auf Ihre Hörgänge kaprizieren – sollte nach<br />

der Performance der Vorgruppe Suicide Squad noch Gras<br />

wachsen. Wir wünschen kapriziöse nächtliche Stunden.<br />

Rocko Schamoni<br />

JUNGES THEATER 26.11. / 20.00<br />

Zuletzt schaute Rocko Schamoni ziemlich bedröppelt<br />

aus der Wäsche. Auf seinem jüngsten Album „Rocko Schamoni<br />

& Little Machine“ und im neuen Roman „Sternstunden<br />

der Bedeutungslosigkeit“ liegen Hamburgs Ex-Anarcho-<br />

Punk das eigene Leben und die gesellschaftlichen Verhältnisse,<br />

in denen es spielt, wie Wackersteine im Magen.<br />

Nun wird er sie vorlesend ins Publikum kullern lassen, die<br />

schweren Steine.<br />

55


Kalenderwoche 48.2<br />

MO 26.11.<br />

DI<br />

MI 28.11.<br />

DO 29.11.<br />

FR <strong>30</strong>.11.<br />

SA 1.12.<br />

SO<br />

MO 26.11.<br />

DI<br />

MI 28.11.<br />

DO 29.11.<br />

SA 1.12.<br />

SO<br />

56<br />

27.11.<br />

2.12.<br />

27.11.<br />

René Marik<br />

Puppenspieler Kabarett<br />

21.00 (live)<br />

<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> Musa<br />

Jubiläum Gala<br />

20.00 (live)<br />

<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> Musa<br />

Jammin Inc. & Support<br />

21.<strong>30</strong> (live)<br />

<strong>30</strong> <strong>Jahre</strong> Musa<br />

Tag der Offenen Tür<br />

21.00<br />

Jamaica Hot<br />

Reggae Showcase<br />

21.00<br />

Cocktail Special<br />

21.00<br />

Karaoke<br />

21.00<br />

Chillfire<br />

FR <strong>30</strong>.11. Benja Mind & Svenso Night<br />

21.00<br />

2.12.<br />

Musa noergelbuff pools q club<br />

rodeo bar<br />

Spielstunde<br />

Open Stage unplugged<br />

21.<strong>30</strong><br />

KlezPo<br />

20.15 (live)<br />

Clapps Comedy Club<br />

Stand up Comedy<br />

21.00<br />

sechs millionen<br />

dollar Club<br />

$ Lounge<br />

20.00<br />

$ Lounge<br />

20.00<br />

Warm Up Lounge<br />

Calavese<br />

20.00<br />

$ Lounge<br />

20.00<br />

80er<br />

by Ekim<br />

20.00<br />

Elektrospiele<br />

by Mike & Ron<br />

20.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

Downbeat Meets<br />

Funk´N´Jazz<br />

21.00<br />

Thirsty Thursday<br />

21.00<br />

Furious Funk<br />

21.00<br />

Shaolin Soul<br />

21.00<br />

Beats On Toast<br />

10.00<br />

T Keller T<br />

Café Kabale K<br />

Spaxtag<br />

18.00 (K)<br />

Frauenkneipe<br />

20.<strong>30</strong> (K)<br />

MOG B-Day Party<br />

Lesung m. Jens Raschke<br />

20.00 (K)<br />

Milchbar<br />

18.00 (K)<br />

Breakfast Club<br />

10.00 (K)<br />

Frequenztanz<br />

DJ Kanju-Kahn<br />

23.00<br />

kassel<br />

Frau Teddy Im Mix<br />

20.<strong>30</strong><br />

SCHLACHTHOF<br />

Essen Für Sex<br />

19.00<br />

BARRACUDA BAR<br />

King Size Casino<br />

21.00<br />

MUTTER<br />

Cuzzle Hyopaiz<br />

23.00<br />

ARM<br />

Gay Society<br />

22.00<br />

SPOT<br />

Schwul-Lesbische Party<br />

21.00<br />

SPOT<br />

René Marik<br />

MUSA 28.11. / 21.00<br />

Ein Puppenspieler für Große kommt in die <strong>musa</strong>. Seine<br />

Puppen sind gute Bekannte: Barbie und Darth Vader.<br />

Auch ein Maulwurf ist dabei und mehrere Putzlumpen.<br />

Die Hauptrolle allerdings spielt ein Frosch, der sich „Herr<br />

Falkenhorst“ nennt. Er soll den Helden mimen an diesem<br />

„Abend über die Liebe“, der mit „Autschn!“ anfängt. Eisbär<br />

Kalle kommentiert das Geschehen von seiner entfernt<br />

treibenden Eisscholle aus.<br />

J.Raschke & MOG-Party<br />

CAFÉ KABALE <strong>30</strong>.11. / 20.00<br />

Was sich so tummelt im Pop: Visionäre, Hochstapler,<br />

Satanisten, christliche Missionare, singende Hausfrauen<br />

oder UFO-Forscher. Jens Raschke hat ein Buch über sie<br />

geschrieben und liest also vor aus „Disco Extravaganza.<br />

Eine Reise ins Wunderland der sonderbaren Töne“ (Ventil<br />

2007). Danach feiern unsere Kollegen von Monsters of<br />

Göttingen ihr einjähriges Jubiläum. Wir gratulieren schon<br />

mal! (http://monsters.blogsport.de)<br />

57


pony. Stadtmagazin<br />

Herausgeber<br />

pony.medien KG<br />

Am Wochenmarkt 6<br />

37073 Göttingen<br />

Kontakt<br />

Tel. +49 (0) 551 - 99 51 4<strong>30</strong><br />

info@readmypony.com<br />

Geschäftsführung<br />

Tim Kießling<br />

Chefredaktion<br />

<strong>Michael</strong> Saager (V.i.S.d.P.)<br />

saager@readmypony.com<br />

Redaktion<br />

Kerstin Cornils<br />

Ella Jaspers<br />

Jan Langehein<br />

Henning Lisson<br />

Mitarbeit<br />

Ina Bösecke, Florian Brauer, Christoph<br />

Braun, Kendra Briken, Martin Büsser,<br />

Andreas Busche, Tina Fibiger, Carsten<br />

Happe, Reinhard Jellen, Ulrich Kriest,<br />

Christian Mütze, Frauke Pahlke, Thomas<br />

Schaefer, Jörg Sundermeier, Frank<br />

Willmann<br />

Fotos / Illustration<br />

H.Beurel, F.Baumbach, B.Fischer, D.Heise,<br />

Freunde d. dt. Kinemathek, Sony Pic.<br />

Cover<br />

<strong>Michael</strong> <strong>Ballhaus</strong> (©Berlin Verlag)<br />

Gestaltung / Layout<br />

Ronald Weller<br />

weller@readmypony.com<br />

Anzeigen<br />

Tobias Stübig<br />

stuebig@readmypony.com<br />

Druck<br />

Grafische Werkstatt von 1980 GmbH<br />

Die Meinungen in den veröffentlichten Texten<br />

geben nicht unbedingt die Meinung des<br />

Herausgebers wieder.


Hurra! Halb Göttingen kriegt sich nicht mehr ein:<br />

Auf nationaler Ebene Papst und jetzt auf lokaler Ebene<br />

Elite-Uni – was wir nicht alles sind! Steht nur noch die<br />

Länderebene aus. Was haben wir denn da zu bieten?<br />

Volkswagen, das Atommülllager Gorleben, Schulden,<br />

Zuckerrüben, die CeBit, Schafe, Hochdeutsch. Nun ja.<br />

Wenn Sie, genau wie wir, der Meinung sind, das Angebot<br />

könnte ruhig ein bisschen mehr knallen – dann gehen<br />

Sie doch ins Café Ihres Vertrauens, bestellen einen Café<br />

Latte und ziehen erst mal schön eine durch – das hilft<br />

beim Nachdenken.<br />

Ups! Wo haben wir nur unseren Verstand! Geht ja gar<br />

nicht mehr. Das heißt, geht schon, ist aber böse. Zudem<br />

greift seit dem 1. November – wie wir alle wissen – der<br />

Nichtraucherschutzgesetzesarm tief ins Portemonnaie.<br />

Allerdings, so kam uns zu Ohren, stellt die Stadt keine<br />

zusätzlichen Ordnungsbeamten ein; auch wird die<br />

städtische Polizei nicht durch die Gastroszene stiefeln.<br />

Und wenn die alten, schrecklich überarbeiteten Stadtbeamten<br />

ihren Dienst so vorschriftsmäßig wie üblich<br />

erledigen, könnten Sie ja beinahe doch, nachdem Sie<br />

das hier gelesen haben, schön eine durchziehen gehen.<br />

Angeraten haben wir es Ihnen aber nicht. Wir haben<br />

Sie lediglich über Dinge aufgeklärt, die Sie vermutlich<br />

eh bereits wussten.<br />

Aber auch im Fernsehen guckt man ja am liebsten<br />

Dinge, die man schon kennt. Emotional gesättigte RAF-<br />

Dokus zum Beispiel. Gedreht von Menschen, die es an<br />

Beschränktheit locker mit Guido Knopp aufnehmen<br />

können; unser <strong>Politik</strong>- und Jubiläums-Redakteur Jan<br />

Langehein singt vorne im Heft anlässlich <strong>30</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Deutscher Herbst ein kleines Lied dazu. Währendessen<br />

ist, schwupps!, der Göttinger Gunter Hampel, nicht<br />

gerade der Unbekannteste der Jazzszene hierzulande,<br />

mit der Ehrenmedaille der Stadt Göttingen ausgezeichnet<br />

worden. Einstimmiger Ratsbeschluss. Na klar.<br />

Und eine ebenso klare Begründung, vorgetragen mit<br />

steifem Hemdkragen: Er habe Außerordentliches für<br />

das kulturelle Leben in seiner Heimatstatt geleistet. Wir<br />

vermuten: Er hat es auch für sich getan.<br />

Was mit Jörg Schäfer und dem Electroosho ist, wollen<br />

Sie wissen? Nun, Schäfer ist raus. Jetzt richtig, nicht<br />

mehr nur gerüchteweise. Es zieht ihn nach Hamburg,<br />

heißt es. Neue Chefs sind Marco Seeger und Alex Hanika.<br />

Und einige der etablierten Partys und DJs wird es dort<br />

auch weiterhin geben. Ein wenig poliert und renoviert<br />

wird der Laden freilich auch noch. Nicht nur in neuem Besitz,<br />

sondern so richtig neu ist das Café Unplugged in der<br />

Burgstraße 22/23. Dort gibt es Kunst, <strong>Musik</strong>, Literatur,<br />

Design und Genuss. So steht’s auf der Website, die wir<br />

ausnahmsweise an dieser Stelle verraten wollen: www.<br />

cafe-unplugged.eu. Und nicht neu, sondern schon ein<br />

ganzes Jahr dabei sind unsere Kollegen von Monsters<br />

Of Goettingen (eine Onlinepublikation für „Subkultur,<br />

Popkultur, Mainstream“). Gratulieren wollen wir ihnen,<br />

und der Gerechtigkeit halber verraten wir, obwohl sie<br />

eigentlich jeder kennen sollte, auch die MOG-Adresse.<br />

Sie heißt www.monsters.blogsport.de – ein Besuch kann<br />

gewiss nicht schaden. Auf Wiedersehen!<br />

60 pony.hof<br />

pony.hof<br />

61


62<br />

Sterne im November<br />

21.01. – 19.02. Wassermann<br />

Deine Stimme verändert sich ohne Spuren, niemand<br />

hört den Unterschied. Und doch, das Schöne hat<br />

sich eingeschliffen, unterlegt den Ton, schiebt sich wie ein<br />

dauerhafter Standstreifen unter alles, was du sagst.<br />

20.02. – 20.03. Fische<br />

Du musst genau hinhören. Das Raunen kommt<br />

von Turm zu Turm von weit her. Es sagt dir, wie es weitergeht.<br />

Nur mit der Flüstertüte umgekehrt am Ohr kannst<br />

du es hören. So als wäre ein kleiner Vogel darin.<br />

21.03. – 20.04. Widder<br />

Die Krake in Bodennähe macht dich schon ein<br />

bisschen nervös. Immerhin könnten ihre Arme jederzeit<br />

bis hier herüber reichen. Umschlingen. In Wirklichkeit:<br />

die Kabellage am Transformator. Schau hin.<br />

21.04. – 20.05. Stier<br />

Ob es eine Zeit gab, in der Telefonieren noch nichts<br />

gekostet hat? In der man sich nur eine Leitung legen musste<br />

und mitmachen konnte? Wie ein Recht auf Kommunikation?<br />

Du lachst vielleicht. Aber es wäre doch gut.<br />

21.05. – 21.06. Zwillinge<br />

Die Sternennebel zwischen deinen Gedanken<br />

kommen nicht von weither. Zwei drei Galaxien entfernt<br />

wohnt diejenige, die sie verstreut. Verlass dich auf deine<br />

glitzernden Sprünge dazwischen.<br />

22.06. – 22.07. Krebs<br />

Die Planeten werden zurechtgerückt. Mach dich<br />

darauf gefasst, ein wenig Verschiebung wird es dadurch<br />

schon geben. Nicht nur in der Bedeutung, die zentralen<br />

Gestirne sind anderswo.<br />

Ella Jaspers<br />

23.07. – 23.08. Löwe<br />

Nachtaufnahmen einer Zeit lange vor der jetzigen.<br />

Jede Dunkelheit kehren sie wieder, machen keinen<br />

Halt vor dem Jetzt, dringen ein, vorsichtig, aber ohne<br />

Zaudern. Und sind glück, womöglich.<br />

24.08. – 23.09. Jungfrau<br />

Kein Bruch, kein Brennpunkt. Wohin geht die<br />

Reise? Der Widerstand aufgelöst, nur lahme Arme am<br />

Rande noch, die Sperren aufrichten wollen. Man kann<br />

daran vorbei, ohne Not. Man muss nur wollen – nur in<br />

diesem einen Fall: nur wollen.<br />

24.09. – 23.10. Waage<br />

Verdichten und verblassen, immer wieder, es<br />

heraufholen, beschwören, das Ich. Nicht leicht. Dennoch:<br />

Nichts ist es mehr wert, ein vertrautes dickes Knäuel zu<br />

bilden, abseits von Zweifel und Auflösung.<br />

24.10. – 22.11. Skorpion<br />

Es verläuft sich das Schöne nach und nach, was<br />

am Ende bleibt, ist derzeit noch unklar. Es liegt jedenfalls<br />

nicht an dir, dieser Räumungsversuch im benachbarten<br />

Nebelscheinwerfer. Mach dir keine Sorgen, umgeben<br />

von Heliumballons.<br />

23.11. – 21.12. Schütze<br />

Kreisrund ist all das Gute um dich herum. Warum<br />

kannst du es denn nicht so einfach sehen? Alleinsein<br />

findet nicht statt. Sei sicher, verlass dich auf dich, habe<br />

keine angst.<br />

22.12. – 20.01. Steinbock<br />

Was du hinter dir lässt, aufgerührter Schaum,<br />

Blasen schlagend vor Aufregung, ist eine breite glitschige<br />

Spur, der mancher gerne folgen würde. Andererseits ist es<br />

nicht leicht, sich zu halten. Sei vorsichtig.<br />

Sterne


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