Im Rückwärtsgang in die schwarze Pädagogik - Aktion Humane ...
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flektion der H<strong>in</strong>tergründe und Bed<strong>in</strong>gungszusammenhänge, der möglicherweise eigenen<br />
Anteile und daraus zu entwickelnden Handlungsstrategien, wie es <strong>in</strong> der von<br />
ihm als fachliche Heimat benannten tiefenpsychologisch fun<strong>die</strong>rten Psychotherapie<br />
Usus ist, sche<strong>in</strong>t ihm völlig fremd. So verharrt er mit all se<strong>in</strong>en Thesen im Raum des<br />
Vorbewussten.<br />
Drei Formen von Beziehungsstörungen stellt W<strong>in</strong>terhoff zwischen Eltern und K<strong>in</strong>dern<br />
fest, e<strong>in</strong>e apokalyptische Trias sieht er aufziehen, <strong>die</strong> über uns herfällt und <strong>die</strong> Erziehung<br />
des Nachwuchses nachhaltig gefährdet. Es s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>s: Partnerschaftlichkeit,<br />
Projektion und Symbiose. Begriffe, <strong>die</strong> es ver<strong>die</strong>nen, genauer betrachtet zu werden,<br />
um zu verstehen, was W<strong>in</strong>terhoff damit me<strong>in</strong>t und <strong>in</strong> welcher Weise er sie für se<strong>in</strong>e<br />
Zwecke zu <strong>in</strong>strumentalisieren versucht. Ohne jeglichen Rückgriff auf bisher entwickelte<br />
Theorien zu <strong>die</strong>sen Begriffen und ohne sie <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Thesen zu <strong>in</strong>tegrieren,<br />
werden <strong>die</strong>se Störungen durch unwiderlegbare Allgeme<strong>in</strong>plätze, <strong>die</strong> allenfalls Kopfnicken<br />
bei e<strong>in</strong>er pädagogisch-konservativen Laienschar oder resignierten Vertretern<br />
aus Schule und Jugendhilfe hervorrufen, illustriert. Die Methode, Fallbeispiele aus<br />
se<strong>in</strong>er täglichen Praxis ohne jegliche Beschreibung des <strong>in</strong>dividuellen H<strong>in</strong>tergrundes<br />
oder etwa der Erklärung der Genese der dargestellten Pathologie, aufzureihen, wirkt<br />
wie der hilflose Versuch, unverstandene Psychodynamik 2 aus nicht bewältigten Herausforderungen<br />
des Arbeitsalltags <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e dazu erfundene Theorie e<strong>in</strong>zupferchen. So<br />
wirken sie denn auch eher wahllos <strong>in</strong>s Buch gestreut und kaum dazu geeignet, das<br />
von ihm gerade angeprangerte gestörte Beziehungsmuster zu beschreiben. Hier ergibt<br />
sich eher der E<strong>in</strong>druck, dass sie Betroffenheit erzeugen sollen, was sich K<strong>in</strong>der<br />
heutzutage alles herausnehmen und wie <strong>in</strong>kompetent sich Eltern <strong>in</strong> solchen Situationen<br />
verhalten.<br />
W<strong>in</strong>terhoff versucht, aus Irrtümern Kapital zu schlagen<br />
So versucht er das gestörte Muster „Partnerschaftlichkeit“ zu beschreiben: K<strong>in</strong>der<br />
tanzen ihren Eltern auf der Nase rum, Eltern wissen sich nicht zu wehren, unterwerfen<br />
sich der Tyrannei ihrer K<strong>in</strong>der und erklären das Verhalten ihrer K<strong>in</strong>der mit deren<br />
„starker Persönlichkeit“. Nicht, dass es e<strong>in</strong>e solche Interaktion zwischen Eltern und<br />
K<strong>in</strong>dern, Parentifizierungen 3 und Mangel an Struktur und Diffusion von Generationengrenzen<br />
heute nicht gehäuft gäbe. Autoren wie Rogge, Omer oder Rotthaus –<br />
<strong>die</strong> an ke<strong>in</strong>er Stelle erwähnt werden – beschreiben solche Probleme differenziert und<br />
methodisch nachvollziehbar, so dass sich auch Handlungskonzepte daraus ableiten<br />
lassen. Sie haben es allerd<strong>in</strong>gs nicht nötig, hierzu Begriffe der humanistischen Psychologie<br />
wie „Partnerschaftlichkeit“ und „Persönlichkeit des K<strong>in</strong>des“ zu diffamieren.<br />
„Partnerschaftlich“ me<strong>in</strong>t doch vor allem e<strong>in</strong>en durch Wertschätzung und Akzeptanz<br />
der Person geprägten Umgangsstil. Sollten Eltern und Erzieher das missverstanden<br />
haben und Akzeptanz als Akzeptieren jeglichen k<strong>in</strong>dlichen Veraltens verstehen, so<br />
gilt es doch, <strong>die</strong>ses Missverständnis aufzulösen und nicht aus <strong>die</strong>sem Irrtum Kapital<br />
zu schlagen. Nirgendwo wird <strong>die</strong> Gefährlichkeit W<strong>in</strong>terhoffscher Vere<strong>in</strong>fachungen<br />
zum Zwecke e<strong>in</strong>er ideologischen Polemik deutlicher als an <strong>die</strong>ser Stelle.<br />
E<strong>in</strong>e mechanistische und fraktionierte 4 Ausdrucksweise, <strong>die</strong> von der „Nervenzelle<br />
Mensch“ spricht, zeigt <strong>die</strong> eigene Distanz und Abgespaltenheit, von der aus er <strong>die</strong><br />
Kontaktvermeidung der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der gegenwärtigen Gesellschaft kritisiert. Wenn<br />
Eltern sich <strong>in</strong> <strong>die</strong> Wahrnehmungswelt von K<strong>in</strong>dern h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>versetzen, wenn Eltern das<br />
Verhalten ihrer eigenen K<strong>in</strong>der empathisch verstehen, bezeichnet er <strong>die</strong>s als „Symbiose“.<br />
Das H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>versetzen <strong>in</strong> das Erleben und <strong>in</strong> <strong>die</strong> Wahrnehmung von K<strong>in</strong>dern ge-