ALPTER Interreg IIIB Terrassenlandschaft ... - Alpine-space.org
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<strong>ALPTER</strong> <strong>Interreg</strong> <strong>IIIB</strong><br />
<strong>Terrassenlandschaft</strong> Ödenkirchen/Böhmerwald<br />
Projekt-Teil: Historische Analysen<br />
Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung<br />
Department für Raum, Landschaft und Infrastruktur<br />
Universität für Bodenkultur Wien<br />
Kofinanziert von der EU im Rahmen des <strong>Interreg</strong> Programmes <strong>Alpine</strong> Space<br />
Unterstützt von: OÖ Naturschutzabteilung; Agrarbezirksbehörde OÖ; OÖ Tourismus;<br />
Gemeinde Ulrichsberg – Tourismusverband Böhmerwald
<strong>ALPTER</strong> <strong>Terrassenlandschaft</strong> Ödenkirchen/Böhmerwald: Projekt-Teil Lebensraumtypen<br />
<strong>ALPTER</strong><br />
<strong>Terrassenlandschaft</strong> Ödenkirchen/Böhmerwald<br />
Projekt-Teil: Historische Analysen<br />
Bericht<br />
Bearbeiter:<br />
DI Dr. Arne Arnberger<br />
DI Renate Eder<br />
DI Dr. Christiane Brandenburg<br />
DI Thomas Meitz<br />
Unter Mitarbeit von:<br />
Elisabeth Führer<br />
Julia Dietrich<br />
Paul Knaas<br />
Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und Naturschutzplanung<br />
Department für Raum, Landschaft und Infrastruktur<br />
Universität für Bodenkultur Wien<br />
arne.arnberger@boku.ac.at<br />
Peter Jordan-Strasse 82, 1190 Wien<br />
Tel. ++43/1/47654 7205; Fax: ++43/1/47654 7209<br />
Im Oktober 2007
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung.................................................................................................................................................. 4<br />
2 Das Untersuchungsgebiet....................................................................................................................... 7<br />
3 Historischer Vergleich der Landnutzung............................................................................................... 9<br />
3.1 ENTWICKLUNG DER LANDNUTZUNG IN DER GEMEINDE ULRICHSBERG...............................................9<br />
3.2 VERGLEICH DER LANDNUTZUNG IN DER KATASTRALGEMEINDE ÖDENKIRCHEN<br />
ZWISCHEN 1828 UND HEUTE..............................................................................................................10<br />
3.2.1 Landnutzung von 1828 in der Katastralgemeinde Ödenkirchen...................................................11<br />
3.2.2 Derzeitige Landnutzung in der Katastralgemeinde Ödenkirchen.................................................13<br />
3.2.3 Vergleich der Landnutzung innerhalb der Katastralgemeinde Ödenkirchen<br />
zwischen 1828 und 2005 ...............................................................................................................14<br />
3.3 VERGLEICH DER LANDNUTZUNG IM LANDSCHAFTSSCHUTZGEBIET ZWISCHEN 1828 UND 2005 ........15<br />
3.3.1 Landnutzung von 1828..................................................................................................................15<br />
3.3.2 Derzeitige Landnutzung................................................................................................................17<br />
3.3.3 Vergleich der Landnutzungen von 1828 und 2005 im Landschaftsschutzgebiet...........................19<br />
4 Die Entwicklung der Bebauungsstruktur in Ödenkirchen.................................................................. 21<br />
4.1 DIE BAULICHE ENTWICKLUNG IN DER GEMEINDE ULRICHSBERG......................................................21<br />
4.2 SIEDLUNGSENTWICKLUNG IN ÖDENKIRCHEN....................................................................................21<br />
4.3 HOFFORMEN UND GEBÄUDEELEMENTE.............................................................................................23<br />
4.3.1 Entwicklung im Mühlviertel..........................................................................................................23<br />
4.3.2 Darstellung der baulichen Entwicklung in Kandlschlag anhand von Fotografien.......................25<br />
4.4 VERGLEICH DER BEBAUUNGSSTRUKTUR VON 1828 UND 2002 IN ÖDENKIRCHEN .............................30<br />
5 Resümee................................................................................................................................................. 32<br />
6 Quellenverzeichnis ................................................................................................................................ 33<br />
Seite 2
Abbildungs- und Fotoverzeichnis<br />
Abbildungen<br />
Abb. 1.1: Der integrative Ansatz des Projektes Alpter<br />
Abb. 2.1: Lage des Untersuchungsgebietes (Hergestellt unter Verwendung von Daten des Bundesamtes für<br />
Eich- und Vermessungswesen)<br />
Abb. 2.2: Grenze des Landschaftsschutzgebiets (Hergestellt unter Verwendung von Daten des Bundesamtes<br />
für Eich- und Vermessungswesen)<br />
Abb. 3.1: Entwicklung der Landnutzung in der Gemeinde Ulrichsberg seit 1833 (nach Wasmayr, 1971)<br />
Abb. 3.2.: Grenzen der Katastralgemeinde Ödenkirchen und Lage des Landschaftsschutzgebietes<br />
Abb. 3.3: Landnutzung von 1828 in der Katastralgemeinde Ödenkirchen<br />
Abb. 3.4: Landnutzung 2005 in der Katastralgemeinde Ödenkirchen<br />
Abb. 3.5: Landnutzung 1828 im Landschaftsschutzgebiet<br />
Abb. 3.6: Landnutzung heute im Landschaftsschutzgebiet<br />
Abb. 3.7: Landnutzungsänderungen 1828 und 2005 im Landschaftsschutzgebiet<br />
Abb. 4.1: Entwicklung der Wohnhäuser in Ödenkirchen seit 1303<br />
Abb. 4.2: Vergleich Siedlungsstruktur heute und Siedlungsstruktur Urmappe<br />
Abb. 4.3: Vergleich der Bebauungsstruktur heute und Siedlungsstruktur<br />
Abb. 4.4 Vergleich der Baumaterialen heute und Siedlungsstruktur Urmappe<br />
Tabellen<br />
Tab. 3.1: Flächenanteile der Landnutzung von 1828 in der Katastralgemeinde Ödenkirchen<br />
Tab. 3.2 : Flächenanteile der Landnutzung von 2005 in der Katastralgemeinde Ödenkirchen<br />
Tab. 3.3: Vergleich der Landnutzung von 1828 und 2005 in der Katastralgemeinde Ödenkirchen<br />
Tab. 3.4: Veränderung der Nutzung der Landschaft zwischen 1828 und 2005 in der Katastralgemeinde<br />
Ödenkirchen<br />
Tab. 3.5: Flächenanteile der Landnutzung von 1828 im Landschaftsschutzgebiet<br />
Tab. 3.6: Vergleich Flächenanteile der Landnutzung von 1828 im Landschaftsschutzgebiet und in der<br />
Katastralgemeinde Ödenkirchen<br />
Tab. 3.7: Flächenanteile der Landnutzung von 2005 im Landschaftsschutzgebiet<br />
Tab. 3.8: Vergleich Flächenanteile der Landnutzung von 2005 im Landschaftsschutzgebiet und in der<br />
Katastralgemeinde Ödenkirchen<br />
Tab. 3.9: Landnutzungsänderungen im Landschaftsschutzgebiet zwischen 1828 und 2005<br />
Tab. 3.10: Anteile der Landnutzungsänderungen im Landschaftsschutzgebiet zwischen 1828 und 2005<br />
Tab. 4.1: Verwendete Baumaterialien in Ödenkirchen 1828 und 2005<br />
Tab. 4.2: Veränderung der verwendeten Baumaterialien in Ödenkirchen von 1828 bis 2005<br />
Seite 3
1 Einleitung<br />
Die Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung einerseits sowie die Intensivierung der<br />
Landwirtschaft (Kommassierungen) andererseits führten in den letzten Jahren zum Verschwinden<br />
und der Zerstörung vieler terrassierter Landschaften. Dies wirkte sich nicht nur auf die<br />
landwirtschaftliche Produktion und das Landschaftsbild und somit auf den Tourismus aus, sondern<br />
verursachte auch eine Verringerung der Biodiversität sowie einen Verlust der historischen und<br />
kulturellen Identität von einzelnen Regionen.<br />
Das von der EU Anfang 2005 genehmigte dreijährige <strong>Interreg</strong>-<strong>IIIB</strong>-Projekt "Alpter - terraced<br />
landscapes in the alpine arc" (Terrassierte Landschaften im Alpenbogen; www.alpter.net), an dem<br />
zehn Partner aus fünf europäischen Ländern (Österreich, Italien, Slowenien, Schweiz, Frankreich)<br />
beteiligt sind, zielt darauf ab, Strategien für die Erhaltung und nachhaltige Entwicklung von<br />
terrassierten Kulturlandschaften zu finden. Die Projektpartner sind:<br />
Universität für Bodenkultur, Institut für Landschaftsentwicklung, Erholungs- und<br />
Naturschutzplanung, Wien<br />
Regione Veneto - Urban Planning and Natural Heritage Department, Venedig, Italien<br />
Regione Liguria - Spatial, Landscape and Environment Planning Dep., Genua, Italien<br />
I.R.E.A.L.P. - Institute for Research on Ecology and Economy of the <strong>Alpine</strong> area, Mailand,<br />
Italien<br />
A.D.I. - Association for Informatic Geographical Development, Nizza, Frankreich<br />
Regione Autonoma Valle d'Aosta - Agriculture, Natural Resources and Land Protection<br />
Dept., Saint-Christophe, Italien<br />
University of Ljubljana - Faculty of Architecture, Slowenien<br />
Regione Bregaglia, Stampa, Bra, Italien<br />
Beteiligte Organisationen:<br />
U.N.E.S.C.O. - Venice Office - Regional Bureau for Science in Europe, Venedig, Italien<br />
Slow Food . Foundation for Biodiversity, Bra, Italien<br />
Als österreichische Pilotfläche wurde die Gemeinde Ulrichsberg (OÖ) im Bezirk Rohrbach mit ihrer<br />
landschaftlich besonders wertvollen Terrassen- und Heckenlandschaft um Ödenkirchen,<br />
Kandlschlag, Mühlwald und Fuchslug ausgewählt. Diese kleinteiligen <strong>Terrassenlandschaft</strong>en<br />
stellen für ihre Bewirtschafter einen großen Arbeitsaufwand dar. Die Terrassen können auf Dauer<br />
nur durch die Unterstützung der lokalen Landwirte aufrecht erhalten werden. Um die<br />
<strong>Terrassenlandschaft</strong>en, die sowohl für das Landschaftsbild, den Tourismus, die lokale Erholung als<br />
auch den Naturschutz von großer Bedeutung sind, auf Dauer bewahren zu können, ist es<br />
notwendig, viele verschiedene Akteure einzubinden. Ein Schwerpunkt des Projektes liegt daher in<br />
der Erarbeitung von Ideen und Konzepten, wie durch die Zusammenarbeit von Landwirtschaft,<br />
Tourismus und Naturschutz die <strong>Terrassenlandschaft</strong> erhalten werden kann.<br />
Seite 4
Abbildung 1.1: Der integrative Ansatz des Projektes Alpter<br />
Dank der Bestrebungen seitens der Naturschutzabteilung und der Agrarbezirksbehörde des<br />
Landes Oberösterreich wurde bereits eine Fülle von Maßnahmen gesetzt, die zur Erhaltung der<br />
<strong>Terrassenlandschaft</strong>en beitragen. Mit dem Projekt Alpter soll auch die europäische Dimension der<br />
Bedeutung der <strong>Terrassenlandschaft</strong>en aufgezeigt werden. Vergleiche mit <strong>Terrassenlandschaft</strong>en in<br />
Europa auf verschiedensten Ebenen (historisch, Landschaftsstruktur, Bewirtschaftungsweisen,<br />
Erhaltungsprobleme etc.) und eine europaweite Öffentlichkeitsarbeit sollen einen Beitrag Erhaltung<br />
dieser liefern.<br />
Foto 1.1: Charakteristische <strong>Terrassenlandschaft</strong> im Raum Ulrichsberg<br />
Die Bearbeitung des österreichischen Teilprojekts gliedert sich in vier Module: Im ersten Schritt<br />
erfolgt eine naturschutzfachliche Kartierung und Bewertung der Terrassenflächen des<br />
Untersuchungsgebietes. Im zweiten Modul wird die Bedeutung der <strong>Terrassenlandschaft</strong> für die<br />
regionale Identität und den Tourismus bewertet. Im dritten Modul werden historische Analysen<br />
Seite 5
durchgeführt und im vierten Modul die Ergebnisse zusammengeführt, der Bevölkerung v<strong>org</strong>estellt<br />
und erste Handlungsoptionen entwickelt.<br />
Modul 1: Naturschutzfachliche Kartierung und Bewertung der <strong>Terrassenlandschaft</strong> im<br />
Untersuchungsgebiet<br />
Auswertung bereits vorhandener Kartierungen<br />
Lebensraumkartierung der Terrassenflächen (landschaftsökologische<br />
Strukturkartierung)<br />
Faunistische Kartierung der Terrassenflächen<br />
Modul 2: Erfassung der Bedeutung der <strong>Terrassenlandschaft</strong> für die regionale Identität und<br />
den Tourismus<br />
Erfassung tourismusrelevanter Daten<br />
Befragung der Bewirtschafter (Erholung, regionale Identität)<br />
Befragung von Touristen (Tagesgast, Übernachtungsgast) und der regionalen<br />
Bevölkerung anhand eines bildergestützten Wahlmodells<br />
Modul 3: Historische Analysen<br />
Vergleich der Landnutzung zwischen 1828 und heute für das Landschaftsschutzgebiet<br />
und für die Katastralgemeinde Ödenkirchen<br />
Analyse der Gebäudestrukturen<br />
Modul 4: Bedeutung der <strong>Terrassenlandschaft</strong> für die Region, Bewirtschafter, Tourismus<br />
und Entwicklung von ersten Handlungsoptionen<br />
Entwicklung von weiteren Handlungsoptionen zur Erhaltung der <strong>Terrassenlandschaft</strong> in<br />
Zusammenarbeit mit dem Tourismus und Naturschutz (z.B. grobkonzept eines<br />
Themenweges)<br />
Öffentlichkeitsarbeit, Ausstellungen, Präsentationen, Berichte in Medien, Exkursionen,<br />
Aktionen für die Wiederherstellung und Revitalisierung<br />
Erstellung eines Atlases über <strong>Terrassenlandschaft</strong>en im Alpenraum<br />
Erstellung eines Handbuches über Erhaltungs- und Wiederherstellungstechniken und -<br />
strategien von <strong>Terrassenlandschaft</strong>en<br />
Etablierung eines internationalen Netzwerks und einer Kommunikationsplattform für die<br />
Erhaltung und Wiederherstellung terrassierter Landschaften (www.alpter.net)<br />
Weiterführung der Bestrebungen zur Erhaltung der <strong>Terrassenlandschaft</strong> als auch<br />
weiterer <strong>Terrassenlandschaft</strong>en im Mühlviertel über das Projektende hinaus<br />
Der vorliegende Bericht erörtert die Ergebnisse der historischen Analysen (Modul 3). Im Zentrum<br />
stehen dabei die Entwicklung der Landnutzung und die Veränderung der Gebäudestruktur in der<br />
Katastralgemeinde Ödenkirchen.<br />
Seite 6
2 Das Untersuchungsgebiet<br />
Das Untersuchungsgebiet liegt im nördlichen Bereich des Bundeslandes Oberösterreich. Es<br />
befindet sich damit im österreichischen Teil des Granit- und Gneis-Hochlandes des Böhmischen<br />
Massivs, welches sich im Norden bzw. Nordosten in Tschechien und Deutschland fortsetzt.<br />
Klimatisch weist dieser Landschaftsraum ein uneinheitliches Übergangsklima zwischen der<br />
atlantisch und der pannonisch beeinflussten Klimaregion auf.<br />
Abbildung 2.1: Lage des Untersuchungsgebietes in Österreich und in der Gemeinde Ulrichsberg (Hergestellt<br />
unter Verwendung von Daten des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen)<br />
Das Untersuchungsgebiet liegt um die Ortsteile Ödenkirchen, Kandlschlag, Mühlwald und Fuchslug<br />
in der Gemeinde Ulrichsberg und liegt am Südhang des Zwischenmühlrückens. Die Höhenlage<br />
reicht von ca. 600 m bis ca. 740 m. Die Untersuchungen konzentrierten sich auf das<br />
Katastralgemeindegebiet Ödenkirchen und hier im Speziellen auf das ca. 54 ha große<br />
Landschaftsschutzgebiet, welches sich von der Ortschaft Mühlwald im Norden zur Ortschaft<br />
Ödenkirchen im Süden erstreckt. Die in dem Landschaftsschutzgebiet liegenden Nutzflächen sind<br />
sehr schmal mit Breiten zwischen 10 und 50 m und von geringer Größe (0,06 bis 1 ha). Die<br />
durchschnittliche Größe der Felder beträgt nur ca. 0,6 ha (Aschenbrenner & Steurer 1998). Der<br />
aktuelle Grundbesitz weist einen hohen Grad an Zersplitterung auf, dies erschwert zusätzlich die<br />
Bewirtschaftung der Terrassen.<br />
Seite 7
Ödenkirchen<br />
Mühlwald<br />
Abbildung 2.2: Grenze des Landschaftsschutzgebiets (Hergestellt unter Verwendung von Daten des<br />
Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen)<br />
Seite 8
3 Historischer Vergleich der Landnutzung<br />
(A. Arnberger, R. Eder & T. Meitz)<br />
3.1 Entwicklung der Landnutzung in der Gemeinde Ulrichsberg<br />
Der Bezirk Rohrbach und damit auch die Gemeinde Ulrichsberg waren lang Zeit ein stark bäuerlich<br />
geprägter Wirtschaftsraum, in dem die Landwirtschaft aufgrund fehlender industriell-gewerblicher<br />
Arbeitsplätze die wichtigste Lebensgrundlage bildete. Im Jahr 1951 lag die Agrarquote im Bezirk<br />
noch bei 64%, dies war der höchste Wert aller oö. Bezirke (Bertlwieser, 2001). Doch der<br />
landwirtschaftliche Strukturwandel hat auch in der Gemeinde Ulrichsberg zu einer Änderung in der<br />
Landnutzung geführt. Wirtschafteten die Bauern früher nach dem Subsistenzprinzip, alle zum<br />
Leben benötigten Lebensmittel wurden selbst hergestellt, gibt es heute nur noch einen geringen<br />
Anteil an der Bevölkerung, der in der Landwirtschaft tätig ist. Diese Änderung der wirtschaftlichen<br />
Grundbedingungen lässt sich auch in der Veränderung der Landnutzung ablesen.<br />
Der Analyse zur Landnutzungsänderung liegen zwei Datensätze zugrunde, die unterschiedliche<br />
Angaben bezüglich der Gemeindefläche machen. Bis 1966 wurden die Daten der Arbeit von<br />
Wasmayr (1971) entnommen, ab 1990 dem Statistischem Zentralamt. Gründe für die Unterschiede<br />
konnten nicht gefunden werden.<br />
Die Nutzung der Landschaft hat sich im Zeitraum von 1833 bis heute grundlegend geändert (Abb.<br />
3.1). Auffallend ist die Abnahme des Ackerlandes. Ausschlaggebend dafür ist vor allem die<br />
Änderung in der Bewirtschaftungsweise, die Zunahme der Grünlandwirtschaft, Veränderungen der<br />
Ernährungsgewohnheiten – Kartoffel, Kraut und Getreide werden nun nur mehr im geringen Maße<br />
gebraucht und häufig auch zugekauft. Früher wichtige Pflanzen wie der Flachs haben an<br />
Bedeutung verloren.<br />
Seit 1966 ist auch der Anteil der Wiesenflächen im Sinken begriffen, während die Wälder an<br />
Fläche gewinnen. Dies spiegelt einerseits die derzeit den Markt diktierenden ökonomischen<br />
Rahmenbedingungen wider – Böden in schlechteren Lagen und schwer bearbeitbare Flächen<br />
werden häufig nicht mehr bewirtschaftet und aufgeforstet, da sie nicht genügend Ertrag abwerfen<br />
und andererseits den drastischen Rückgang der in der Landwirtschaft Beschäftigten. Viele Betriebe<br />
wurden bereits bzw. werden aufgegeben, günstige Flächen werden verpachtet und ungünstige<br />
Flächen aufgeforstet.<br />
Seite 9
In ha<br />
1800<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
1833 1953 1959 1966 1990 1995 1999<br />
Ackerland<br />
Wiesen<br />
Waldungen<br />
Abbildung 3.1: Entwicklung der Landnutzung in der Gemeinde Ulrichsberg seit 1833 (Daten rekonstruiert nach<br />
Angaben von Wasmayr (1971) und Statisik Austria)<br />
3.2 Vergleich der Landnutzung in der Katastralgemeinde Ödenkirchen<br />
zwischen 1828 und heute<br />
Nachfolgend wird die Veränderung der Landnutzung zwischen 1828 und 2005 in der<br />
Katastralgemeinde Ödenkirchen dargestellt. Das Katastralgemeindegebiet umfasst eine Fläche<br />
von rund 760 ha, inklusive des ca. 54 ha großen Landschaftsschutzgebietes Kulturterrassen<br />
Ödenkirchen. Da die Flächen des Landschaftsschutzgebietes durch die Unterschutzstellung<br />
gegenüber den umliegenden landwirtschaftlichen Flächen wahrscheinlich eine andere Entwicklung<br />
erfahren haben und erfahren, werden die Nutzungsveränderungen innerhalb des<br />
Landschaftsschutzgebietes unter Kap. 3.3. extra betrachtet.<br />
Seite 10
Abbildung 3.2.: Grenzen der Katastralgemeinde Ödenkirchen und Lage des Landschaftsschutzgebietes<br />
3.2.1 Landnutzung von 1828 in der Katastralgemeinde Ödenkirchen<br />
Nach den Angaben des Franziszeischen Katasters wurden 1828 rund zwei Drittel der Fläche von<br />
Ödenkirchen als Wiesen, Weiden, Acker- und Feldfruchtflächen genutzt. Der Grünlandanteil<br />
entsprach ungefähr dem der Ackerfläche. Gut ein Fünftel der Flächen sind mit Wald bedeckt (Tab.<br />
3.1 und Abb. 3.3). Der relativ hohe Anteil an Acker- und Feldfruchtfläche spiegelt die<br />
Wirtschaftsweise der damaligen Landwirtschaft nach dem Subsistenzprinzip wider und belegt die<br />
große Bedeutung der Landwirtschaft als Lieferant unterschiedlicher Nahrungsmittel in der<br />
damaligen Zeit.<br />
Nutzung Gesamtfläche (ha)<br />
Flächenanteil an<br />
Katastralgemeinde (%)<br />
Wiesen und Weiden (inkl. Böschungen) 287,5 37,8%<br />
Acker- und Feldfruchtflächen 276,4 36,3%<br />
Wald inkl. größerer Gehölzgruppen 176,0 23,1%<br />
Wegflächen 10,3 1,4%<br />
Siedlung 4,2 0,6%<br />
Teiche, Fließgewässer 6,1 0,8%<br />
Total 760,5 100,0%<br />
Tabelle 3.1: Flächenanteile der Landnutzung von 1828 in der Katastralgemeinde Ödenkirchen<br />
Seite 11
Abbildung 3.3: Landnutzung von 1828 in der Katastralgemeinde Ödenkirchen (Quelle: Franziszeischer<br />
Kataster 1828)<br />
Seite 12
3.2.2 Derzeitige Landnutzung in der Katastralgemeinde Ödenkirchen<br />
Ähnlich der Landnutzung in der Gemeinde Ulrichsberg zeigt sich auch in der Katastralgemeinde<br />
Ödenkirchen der Trend hin zu weniger Ackerflächen bei einer Zunahme von Grünland und Wald.<br />
Nicht ganz die Hälfte der Fläche wird heute als Grünland genutzt, die Ackerfläche macht nur mehr<br />
knapp 13% der Gesamtfläche aus. Über ein Drittel der Flächen sind Wald (siehe Tab. 3.2 und<br />
Abb.3.4).<br />
Gesamtfläche<br />
Flächenanteil an<br />
Nutzung<br />
(ha) Katastralgemeinde (%)<br />
Wiesen und Weiden 349,8 46,0%<br />
Acker 93,3 12,3%<br />
Wald & Gehölze 291,5 38,3%<br />
Siedlung & Wegflächen 25,8 3,4%<br />
Total 760,4 100%<br />
Tabelle 3.2 : Flächenanteile der Landnutzung von 2005 in der Katastralgemeinde Ödenkirchen<br />
Abbildung 3.4: Landnutzung 2005 in der Katastralgemeinde Ödenkirchen (Eigene Aufnahmen und<br />
Luftbildinterpretation; bei der Luftbildinterpretation könnte in Einzelfällen eine irrtümliche Zuordnung<br />
von Acker oder Wiese erfolgt sein.)<br />
Seite 13
3.2.3 Vergleich der Landnutzung innerhalb der Katastralgemeinde Ödenkirchen<br />
zwischen 1828 und 2005<br />
Vergleicht man die Landnutzung von 1828 mit jener von 2005, so zeigt sich eine Reduktion der<br />
Ackerflächen auf nur mehr knapp 13% an der Gesamtfläche – dies entspricht einem Rückgang von<br />
fast einem Viertel gegenüber 1828 (siehe Tab.3.3). Erhöht hat sich der Anteil an Wiesen um rund<br />
8% und in einem Ausmaß von 15% der Anteil an Waldflächen. Auch hier ein deutliches Indiz dafür,<br />
dass bestimmte Ackerpflanzen und -früchte gesellschaftlich nicht oder kaum mehr relevant sind<br />
(Flachs, Kraut, Hafer) bzw. der Anbau aufgrund des rauen Klimas und der ungünstigen<br />
Standortbedingungen unrentabel geworden ist. Der Rückgang an landwirtschaftlichen Betrieben<br />
und die abnehmende Bedeutung der Selbstvers<strong>org</strong>ung bei den verbleibenden Bauernhäusern<br />
hatte bzw. hat noch immer einen großen Einfluss auf die Veränderung in der Flächennutzung. Die<br />
Fläche, die Siedlungen und Wege einnehmen, hat sich beinahe verdoppelt.<br />
Nutzung 1828 2005 Nutzungsveränderung in %<br />
Grünland 37,8% 46,0% 8,2%<br />
Acker 36,4% 12,3% -24,1%<br />
Wald, Gehölze 23,9% 38,3% 14,4%<br />
Siedlung, Wegflächen 1,9% 3,4% 1,5%<br />
Gesamt 100% 100% 48,2%<br />
Tabelle 3.3: Vergleich der Landnutzung von 1828 und 2005 in der Katastralgemeinde Ödenkirchen<br />
Tabelle 3.4 zeigt die Nutzungsverschiebungen, die zwischen 1828 und 2005 stattgefunden haben.<br />
Wie bereits erwähnt, haben die Ackerflächen die größten Änderungen erfahren. Viele Äcker<br />
wurden in Grünland umgewandelt, allerdings nur sehr wenige in Wälder. Viel häufiger hingegen<br />
wurden Wiesen aufgeforstet. Erklären lässt sich dies wohl dadurch, dass vor allem Wiesen in<br />
ungünstigen Lagen, die maschinell schwierig zu bearbeiten waren und nur wenig Ertrag brachten,<br />
aufgeforstet wurden. Ackerflächen hingegen, die sich meist in besseren, ertragreicheren Lagen<br />
befanden, wurden eher in Grünland umgewandelt. In Summe haben knapp 40% der Gesamtfläche<br />
der Katastralgemeinde Ödenkirchen, im Vergleich zu 1828, eine Nutzungsänderung erfahren.<br />
Nutzungsveränderung 1828 zu 2005 Fläche ha Nutzungsveränderung in %<br />
Wiese zu Wald 79,7 10,5%<br />
Wiese zu Acker 28,3 3,7%<br />
Acker zu Wiese 177,0 23,3%<br />
Acker zu Wald 18,9 2,5%<br />
Fläche Total Veränderung 303,9 40,0%<br />
Fläche Total (Gemeinde) 760,4 100%<br />
Tabelle 3.4: Veränderung der Nutzung der Landschaft zwischen 1828 und 2005 in der Katastralgemeinde<br />
Ödenkirchen<br />
Seite 14
3.3 Vergleich der Landnutzung im Landschaftsschutzgebiet zwischen 1828<br />
und 2005<br />
3.3.1 Landnutzung von 1828<br />
Die Landnutzung im Landschaftsschutzgebiet von 1828 wird vom Acker- und Feldfruchtanbau<br />
dominiert. Über zwei Drittel der gesamten Fläche fallen unter diese Nutzungsart. Knapp 30% der<br />
Flächen sind Wiesen und Weiden, nur 2% Wald (Tabelle 3.5 und Abb. 3.5). Die Wiesenflächen<br />
sind vor allem entlang der Gewässer und Wälder zu finden.<br />
Anzahl der<br />
Fläche Flächenanteil am<br />
Nutzung<br />
Flächen<br />
(ha)<br />
LSG (%)<br />
Wiesen und Weiden (inkl. Böschungen) 180 15,5 29,0%<br />
Acker- und Feldfruchtflächen 180 36,0 67,3%<br />
Wald 14 1,0 2,0%<br />
Wegflächen und Gebäude 10 1,0 1,8%<br />
Total 384 53,5 100,0%<br />
Tabelle 3.5: Flächenanteile der Landnutzung von 1828 im Landschaftsschutzgebiet<br />
Verglichen mit dem Katastralgemeindegebiet Ödenkirchen nahm der Ackerbau 1828 im<br />
Landschaftsschutzgebiet prozentmäßig fast doppelt soviel Fläche in Anspruch, während der<br />
Waldanteil im Landschaftsschutzgebiet damals nahezu unbedeutend war (Tab. 3.6). Die Fläche,<br />
die Siedlungen und Wege einnehmen, war in etwa gleich.<br />
1828 Flächenanteil in % 1828 Flächenanteil in % an<br />
Nutzung<br />
am LSG<br />
Katastralgemeinde<br />
Wiesen und Weiden (inkl. Böschungen) 29,0% 38,5%<br />
Acker- und Feldfruchtflächen 67,3% 36,3%<br />
Wald 2,0% 23,1%<br />
Wegflächen und Gebäude 1,8% 2,0%<br />
Total 100,0% 100,0%<br />
Tabelle 3.6: Vergleich Flächenanteile der Landnutzung von 1828 im Landschaftsschutzgebiet und in der<br />
Katastralgemeinde Ödenkirchen (Feuchtgebiete wurden unter die Kategorie Wiesen und Weiden inkludiert)<br />
Seite 15
Abbildung 3.5: Landnutzung 1828 im Landschaftsschutzgebiet<br />
Seite 16
3.3.2 Derzeitige Landnutzung<br />
Fast drei Viertel der Fläche des Landschaftsschutzgebietes werden heute als Grünland genutzt,<br />
die Ackerbauflächen macht nur knapp 14% aus. Die Waldflächen inklusive Feldgehölze hat<br />
hingegen auf 12% zugenommen (Tab. 3.7 und Abb. 3.6).<br />
Anzahl der<br />
Fläche Flächenanteil<br />
Nutzungsveränderung 1828 zu 2005<br />
Flächen<br />
(ha) am LSG (%)<br />
Wiesen und Weiden inkl. Böschungen 273 39,7 74,2%<br />
Acker- und Feldfruchtflächen 58 7,3 13,6%<br />
Wald 167 6,2 11,7%<br />
Wegflächen und Gebäude 11 0,3 0,5%<br />
Total 509 53,5 100,0%<br />
Tabelle 3.7: Flächenanteile der Landnutzung von 2005 im Landschaftsschutzgebiet<br />
Der Vergleich zwischen Landschaftsschutzgebiet und Katastralgemeinde zeigt, dass die Anteile an<br />
Ackerflächen ziemlich gleich sind, während große Unterschiede bei den Wiesenflächenanteilen<br />
bestehen (Tabelle 3.8). Zwar dominiert diese Landnutzungsart in beiden Flächeneinheiten, im<br />
Landschaftsschutzgebiet überwiegt sie allerdings bei weitem den Anteil an Waldflächen.<br />
Bei diesem Vergleich muss berücksichtigt werden, dass das Ziel bei der Ausweisung des<br />
Landschaftsschutzgebietes die Unterschutzstellung der kleinteiligen Kulturlandschaft war, und nicht<br />
die von Wäldern. Daher sind im Landschaftsschutzgebiet weniger Waldflächen vorhanden.<br />
Grundsätzlich kann durch diesen Vergleich bestätigt werden, dass im Landschaftsschutzgebiet<br />
durch den besonderen Schutzstatus und der gewährten finanziellen Unterstützung für die<br />
einzelnen Landwirte der allgemeine Trend zur Aufforstung von benachteiligten Grundstücksflächen<br />
verhindert werden konnte.<br />
2005 Flächenanteil in % 2005 Flächenanteil in % an<br />
Nutzung<br />
am LSG<br />
Katastralgemeinde<br />
Wiesen und Weiden (inkl. Böschungen) 74,2% 46,0%<br />
Acker- und Feldfruchtflächen 13,6% 12,3%<br />
Wald 11,7% 38,3%<br />
Wegflächen und Gebäude 0,5% 3,4%<br />
Total 100,0% 100,0%<br />
Tabelle 3.8: Vergleich Flächenanteile der Landnutzung von 2005 im Landschaftsschutzgebiet und in der<br />
Katastralgemeinde Ödenkirchen (Feuchtgebiete wurden unter die Kategorie Wiesen und Weiden inkludiert)<br />
Seite 17
Abbildung 3.6: Heutige Landnutzung im Landschaftsschutzgebiet<br />
Seite 18
3.3.3 Vergleich der Landnutzungen von 1828 und 2005 im<br />
Landschaftsschutzgebiet<br />
Die Landnutzung hat sich seit 1828 drastisch verändert (Tab. 3.9). Auf 62% der Fläche findet sich<br />
heute eine andere Nutzung als vor rund 180 Jahren. Der Hauptteil dieser Nutzungsveränderungen,<br />
immerhin rund 50%, entstand durch die Umwandlungen von Acker- in Wiesenflächen. Einen<br />
kleinen Anteil der Veränderungen im Landschaftsschutzgebiet, je 5%, verursachten die<br />
Umwandlungen von Acker bzw. von Weide/Wiese zu Wald/Gehölzgruppen. Zu einem geringen Teil<br />
wurden auch Wiesen/Weiden zu Ackerflächen umgewandelt.<br />
Nutzungsveränderung Fläche (ha) Flächeanteil am LSG<br />
Acker zu Wiese 26,8 50,1%<br />
Acker zu Wald/Gehölzgruppen 2,6 4,9%<br />
Wiese/Weide zu Wald/Gehölzgruppen 2,6 4,9%<br />
Wiese/Weide zu Acker 1,2 2,3%<br />
Fläche Total Veränderung 33,2 62,1%<br />
Fläche Total (LSG) 53,5 100,0%<br />
Tabelle 3.9: Landnutzungsänderungen im Landschaftsschutzgebiet zwischen 1828 und 2005<br />
Somit hat der Anteil an Wiesen (und Weiden) von 1828 bis heute um 45% zugenommen, und ist<br />
nun mit einem Flächenanteil von 74% die dominierende Flächennutzung im<br />
Landschaftsschutzgebiet (Tab. 3.10). Diese Zunahme erfolgte großteils auf Kosten der Acker- und<br />
Feldfruchtflächen, deren früher dominanter Flächenanteil sich von 67% auf 14% verringert hat.<br />
Erhöht hat sich hingegen der Waldanteil von 2% auf 12%.<br />
Nutzungsart 1828 2005 Änderung<br />
Wiese und Weide 29,0% 74,2% +45,2%<br />
Acker- und Feldfruchtflächen 67,3% 13,6% -53,7%<br />
Wald inkl. Gehölzgruppen 2,0% 11,7% +9,7%<br />
Wgflächen & Gebäude 1,8% 0,5% -1,3%<br />
Gesamt 100,0% 100,0%<br />
Tabelle 3.10: Anteile der Landnutzungsänderungen im Landschaftsschutzgebiet zwischen 1828 und 2005<br />
Abb. 3.7 verdeutlicht vor allem die Umwandlung zahlreiche Ackerflächen in Grünland innerhalb des<br />
Landschaftsschutzgebietes in den letzen 180 Jahren.<br />
Seite 19
Abbildung 3.7: Landnutzungsänderungen 1828 und 2005 im Landschaftsschutzgebiet (Hergestellt unter<br />
Verwendung von Daten des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen)<br />
Seite 20
4 Die Entwicklung der Bebauungsstruktur in Ödenkirchen<br />
4.1 Die bauliche Entwicklung in der Gemeinde Ulrichsberg<br />
Die Dörfer der Gemeinde Ulrichsberg blieben bis ungefähr 1830 rein bäuerliche Ansiedlungen, die<br />
sich in der Regel seit ihrer Gründung auch nicht vergrößerten. Dies hatte neben materiellen und<br />
infrastrukturellen Gründen wie zum Beispiel der mangelhaften Wasservers<strong>org</strong>ung, auch soziale<br />
Hintergründe. Denn auch bei ausreichenden Wasservorräten und Bodenreserve verringerte jeder<br />
Neuzugang die Rechte der ansässigen Bauern bei der Nutzung von Gemeinweiden und<br />
Gemeinwäldern. Die Zuwanderung von neuen Siedlern wurde deshalb von der einmal gefestigten<br />
Dorfgemeinschaft als nachteilig betrachtet und war unerwünscht. Eine Erhöhung der Anzahl der<br />
Höfe in den einzelnen Dörfern, ist zumeist auf Hofteilungen zurückzuführen (vgl. Wasmayr, 1971).<br />
Erst in den 1830er Jahren kündigte sich eine zögernde Entwicklung an. Damals konnten so<br />
genannte „Inleute“ etwas abseits in den Flurbereichen der Dörfer, Gründe erwerben (vgl. Abb. 4.1)<br />
und an der Peripherie der Dörfer entstanden verstreut einzelne Mietshäuser. Diese waren<br />
größtenteils von Leinenwebern bewohnt. Die Leinenweberei war in der damaligen Zeit ein<br />
Haupterwerbszweig der Gemeinde Ulrichsberg. Die voranschreitende Siedlungsentwicklung fand<br />
mit dem Abflauen des Leinenhandels im späten 19. Jahrhundert ein jähes Ende. Vielen Bewohnern<br />
der Gemeinde Ulrichsberg war die Existenzgrundlage genommen, was zu Verarmung und<br />
Abwanderung führte. Die wirtschaftliche und soziale Situation verschlimmerte sich mit den beiden<br />
Weltkriegen und der dazwischen herrschenden Wirtschaftskrise.<br />
Eine erneute Entwicklung fand erst mit der Aufbruchsstimmung und dem Wirtschaftsaufschwung<br />
der 1950er Jahre statt. Unterstützt durch Wohnbauhilfen aller Art und großzügige Kredite des<br />
Landes setzte wieder eine rege Bautätigkeit ein. Neue Bauten entstanden nicht mehr abseits der<br />
Dörfer, sondern schlossen direkt an die Altsiedlungen an (vgl. Wasmayr, 1971).<br />
4.2 Siedlungsentwicklung in Ödenkirchen<br />
Über Jahrhunderte war die Anzahl an Wohnhäusern in der Gemeinde Ödenkirchen relativ stabil.<br />
Die um 1300 verzeichneten Höfe und Sölden fielen zwar dem Krieg zwischen 1319 und 1322 zum<br />
Opfer (vgl. Wasmayr, 1971), wurden aber wiederaufgebaut. Die Anzahl der Wohnhäuser blieb<br />
dann über viele Jahrhunderte ziemlich konstant. Auch der Wirtschaftsaufschwung der 1950er<br />
Jahre hat sich in Ödenkirchen im Hinblick auf eine Zunahme der Wohnhäuser kaum bemerkbar<br />
gemacht. Die geringe Expansion des Ortes hängt wohl eng mit der Grundstücksstruktur<br />
zusammen. Aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit an Ackerland war es kaum möglich, neue<br />
Landwirte in den Ort zu bringen. Für Kaufleute oder Gewerbetreibende war Ödenkirchen scheinbar<br />
nicht interessant. Heute gibt es in Ödenkirchen zwei nicht mehr bewohnte Höfe.<br />
Seite 21
Anzahl an Wohngebäuden<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1303 1526 1674 1750 1833 1910 1961 1970 2005<br />
Jahre<br />
Abbildung 4.1: Entwicklung der Wohnhäuser in Ödenkirchen seit 1303 (Wasmayr, 1971)<br />
Der Vergleich zwischen dem Orthofoto von 2002 und dem Kataster von 1828 zeigt, dass sich das<br />
Ortsbild von Ödenkirchen nicht wesentlich verändert hat (Abb. 4.2). Der Ortskern ist durch eine<br />
Umgehungsstraße vom Verkehr entlastet worden. Der lang gestreckte Platz ist weitgehend<br />
erhalten geblieben. Im Osten und Süden der Siedlung wurden Neubauten in Form einzelstehender<br />
Gebäude (Wohnhaus, Stall-, Nebengebäude) errichtet.<br />
Abb. 4.2: Vergleich Siedlungsstruktur heute (Orthofoto Ödenkirchen 2002, DHM Ödenkirchen) und 1828<br />
(Katasterplan der Gemeinde Ödenkirchen; OÖ Landesarchiv, 1828)<br />
Seite 22
4.3 Hofformen und Gebäudeelemente<br />
Verändert nach Führer, E., Dietrich, J., Knaas, P. (2007)<br />
4.3.1 Entwicklung im Mühlviertel<br />
Im Mühlviertel ist der Dreikanthof, der charakteristisch für spätmittelalterliche Rodungssiedlungen<br />
ist, zu finden. Der Grundriss entspricht ungefähr der Form eines Hufeisens. Geschlossen wird<br />
diese Hofform durch eine Mauer, die den linksseitigen mit dem rechtsseitigen Hoftrakt an der<br />
Vorderseite (giebelseitig) verbindet, so dass ein abgeschlossener Innenhof entsteht. Traditionell<br />
befinden sich in der Mauer ein Tor sowie eine Tür. Der rechte Hoftrakt ist meist der Wohnbereich,<br />
während der linke als Speicher oder Auszugswohnung dient (vgl. Amt der oberösterreichischen<br />
Landesregierung, 1983).<br />
Großen Dachflächen sind typisch für die Dreikanthöfe. Die Form und Neigung wurden bestimmt<br />
durch die klimatischen Gegebenheiten und das ursprüngliche Material - Stroh und Holzschindeln -<br />
zum Decken der Häuser. Die charakteristische Dachfarbe im Mühlviertel war, resultierend aus der<br />
Verwitterung von Stroh und Holzschindeln, grau. Diese Grundfarbe wurde auch nach dem<br />
Aufkommen von zementgebundenen Dachdeckungen weitgehend beibehalten. Um komplizierte<br />
Dachkonstruktionen zu vermeiden wurde der ursprüngliche Baukörper einfach gebaut, ohne viele<br />
Vor- und Rücksprünge (Amt der oberösterreichischen Landesregierung, 1983).<br />
Granitblöcke und Holz waren die typischen Materialien des Gebäudebaues. Durch die<br />
zunehmende Verwendung von Ziegel verloren die Granitblöcke als Baustein ihre Bedeutung und<br />
wurden nur noch als Zierelement eingesetzt. Die meisten Bauernhöfe sind zur Gänze oder<br />
zumindest teilweise verputzt (z.B. wo die Granitsteine sichtbar sind). Früher wurde dazu Kalkmörtel<br />
verwendet, der von Hand aufgetragen eine heterogene, lebendige Struktur der Fassade ergab. Der<br />
Kalkmörtel schützt das Mauerwerk vor dem Eindringen von Feuchtigkeit bei gleichzeitiger<br />
Atmungsfähigkeit. Durch die desinfizierende Wirkung der Kalkmilch diente das jährliche Weißeln<br />
zur Reinigung. In jüngster Zeit, in etwa nach dem zweiten Weltkrieg, hat sich der Zementputz mit<br />
seinen homogenen Fassaden durchgesetzt (vgl. Amt der oberösterreichischen Landesregierung,<br />
1983).<br />
Für die alten Gebäudestrukturen gilt bei den Fenstern das Prinzip des stehenden Rechteckes. Für<br />
die Belichtung des Innenraumes ist nicht die Größe das entscheidende, viel wesentlicher ist die<br />
Anordnung der Fenster. Ein Raum wird am besten durch mehrere Einzellichtquellen ausgeleuchtet.<br />
Bei den meisten Hofformen sind die Fenster eines Raumes ums Eck angeordnet. Dadurch wird<br />
dieser länger und effektiver mit natürlichem Licht ausgeleuchtet, als durch ein großes Fenster an<br />
nur einer Front. Bei alten Fenstern erforderten die Konstruktion und das Material eine kleingliedrige<br />
Fensterteilung. Kleine Fensterflächen wurden in eine Rahmenkonstruktion über Sprossen zu einem<br />
Fenster zusammengefügt, auch Fenstergitter waren üblich. Das Fenster wurde meistens durch<br />
eine Putzfasche umrahmt, welche auch rund um Türen und Tore zu finden ist. Außerdem<br />
gliederten horizontale und vertikale Putzfaschen die Fassade von verputztem Mauerwerk. Diese<br />
Seite 23
Gliederung entsteht entweder durch unterschiedliche Putzstruktur oder unterschiedliche<br />
Farbgebung von Feld und Fasche oder durch Absetzen bzw. Hervorheben der Fasche von der<br />
Wand.<br />
Bei Renovierungen der alten Höfe werden oft andere, vor allem größere Fensterformate gewählt<br />
und die Rahmenkonstruktionen werden durch ungeteilte große Glasfenster ausgewechselt, was<br />
den Gesamteindruck eines Hofes verändert (vgl. Amt der oberösterreichischen Landesregierung,<br />
1983).<br />
Tor und Tür sind wesentliche Elemente der Höfe. Hier sind große Gestaltungsmöglichkeiten<br />
gegeben. Zur Gestaltung wurden und werden Motive mit Symbolkraft verwendet, oft auch Motive<br />
mit religiösen Inhalten. Über dem Eingang sind häufig Heiligenbilder, ein Haussegen oder das<br />
Datum der Erbauung zu finden. Die Bauweise der Tür ist sehr vielfältig, von einfachen Bretttüren,<br />
aufgedoppelten Türen bis zu Kassettentüren mit Rahmen und Füllung reicht die<br />
Gestaltungsmöglichkeit. Der heutige immer größer werdende Fuhrpark der Landwirtschaften<br />
bedarf oft einer Vergrößerung der Tore, wobei durchaus auf alte Konstruktionen und Formen<br />
zurückgegriffen wird (vgl. Amt der oberösterreichischen Landesregierung, 1983).<br />
Seite 24
4.3.2 Darstellung der baulichen Entwicklung in Kandlschlag anhand von<br />
Fotografien<br />
Im Folgenden werden alte und aktuelle fotographische Dokumente verglichen, um die baulichen<br />
Veränderungen, die in der Gemeinde Ulrichsberg stattfinden, zu verdeutlichen. Als konkreter Ort<br />
wurde Kandlschlag gewählt, die diskutierten Ergebnisse sind wohl auch auf andere Dörfer in der<br />
Gemeinde Ulrichsberg übertragbar.<br />
Veränderung des Ortbildes von Kandlschlag<br />
Fotos 4.1 und 4.2: Blick durch Kandlschlag um 1960 (links) und 1970 (rechts), (Fotos: Lauß 1960)<br />
Foto 4.3: Blick durch Kandlschlag im Frühling 2006 (Foto: Führer, 13.5.2006)<br />
Beim Vergleich der Fotos ist die Veränderung des Straßenraumes auffallend. Bäume im<br />
Bildvordergrund (1960) wurden entfernt. Die Bebauungsstruktur linksseitig hat sich wesentlich<br />
verändert. Ein neuer Vorbau (2006), der weit an die Fahrbahn heranreicht, verringert den<br />
Platzcharakter. Der gelbe Hof im Bildhintergrund wurde renoviert. Die alten geteilten Fenster<br />
wurden durch mehrere kleinere ersetzt. Auf der rechten Straßenseite wurde das Haus im<br />
Bildhintergrund (1960) durch ein neues Ziegelhaus ersetzt.<br />
Seite 25
Wohngebäude im Wandel der Zeit<br />
Den Wandel eines ursprünglichen Bauernhauses zu einem Einfamilienhaus zeigt das Haus der<br />
Fam. Lauß in Kandlschlag.<br />
Foto 4.4: Kandlschlag, Hof der Familie Lauß um 1980 (Foto: Lauß, 1980)<br />
Foto 4.5: Kandlschlag, Hof der Familie Lauß, Frühling 2006 (Foto: Elisabeth Führer, 13.5.2006)<br />
Der Hof, der nicht mehr bewirtschaftet wird, wurde zu einem Einfamilienhaus umgebaut. Durch den<br />
Umbau verschwindet der typische Charakter eines alten Hofgebäudes. Auch prägende<br />
Stilelemente der Fassade wurden beim Umbau nicht aufgenommen. So fehlt bei der neuen<br />
Fassade die Putzfasche. Die Aufteilung, Größe und Art der Fenster wurden ebenfalls verändert.<br />
Seite 26
Statt der geteilten und kleineren wurden ungeteilte, größere Fenster verwendet. Der straßenseitige<br />
Hauseingang wurde vergrößert, der Obstbaum vorm Haus entfernt.<br />
Hofkomplex im Wandel der Zeit<br />
Wie sich die Bauernhöfe im Laufe der Zeit verändert haben, lässt sich am Hof der Fam. List aus<br />
Kandlschlag verfolgen.<br />
Foto. 4.6: Hof Familie List in Kandlschlag, um 1990 (Foto: Familie List)<br />
Auf dem Foto 4.6 sind einzelne Stilelemente der ursprünglichen Bauart erkennbar, wie die<br />
Putzfasche beim Eingangsbereich zum Wohnhaus, kleine geteilte Fenster, das Dach mit Motiven.<br />
Der rechte Flügel und die Frontseite des Hauses sind nicht verbunden. Außerdem befindet sich<br />
rund um das Haus eine Obstwiese.<br />
Foto 4.7: Hof Familie List, Kandlschlag (Foto: Familie List)<br />
Seite 27
Bei der Renovierung des Hauses wurden die kleinen, geteilten Fenster durch großflächige,<br />
ungeteilte Fenster ersetzt. Die Anzahl der Fenster hat sich ebenfalls verringert. Die Fassade wurde<br />
einheitlich verputzt ohne abgesetzte Faschen. Zwischen rechtem Hofflügel und der Front wurde<br />
eine Garage gebaut und somit die beiden Hausflügel miteinander verbunden. Bei der Sanierung<br />
des Daches wurden die ursprünglichen Motive nicht mehr aufgegriffen. Anstelle der<br />
Streuobstwiese wurden hinter dem Haus Siloanlagen und kleinere Schuppen gebaut sowie ein<br />
Garten angelegt.<br />
Foto 4.8: Hof Familie List, Kandlschlag (Foto: Familie List)<br />
In der nächsten Phase (Foto 4.8) wurde der Stall ausgebaut. Die gesamte Stallfront wurde aus<br />
Holz errichtet und nicht wie ursprünglich das Erdgeschoss aus Steinen und das erste Stockwerk<br />
aus Holz. Das Tor wurde den Dimensionen der modernen landwirtschaftlichen Geräte angepasst<br />
und vergrößert.<br />
Seite 28
Foto 4.9: Hof Familie List, Kandlschlag (Foto: Familie List)<br />
In der folgenden Umbauphase (Foto 4.9) wurde der rechten Hofflügel neugebaut. Die<br />
Streuobstwiese vor dem Haus wurde gerodet und in einen Scherrasen umgewandelt. Die<br />
Siloanlagen hinter dem Haus wurden abgerissen. Zum Zeitpunkt der Luftbildaufnahme wurde der<br />
linke Hausflügel renoviert und die ursprüngliche Holzbauweise des ersten Stockwerkes durch<br />
Ziegel ersetzt.<br />
Seite 29
4.4 Vergleich der Bebauungsstruktur von 1828 und 2002 in Ödenkirchen<br />
(C. Brandenburg & T. Meitz)<br />
Ein genauerer Vergleich der Bebauungsstruktur von Ödenkirchen zwischen 1828 und 2002 ergibt<br />
eine zusätzlich bebaute Fläche in einem Ausmaß von rund 82 % (4653 m 2 ), die jedoch im<br />
Wesentlichen durch Zubauten bedingt ist und nur zu einem geringen Teil durch die Errichtung<br />
neuer Gebäude (Abb. 4.3).<br />
Abb. 4.3: Vergleich der Bebauungsstruktur heute (Orthofoto Ödenkirchen 2002, DHM Ödenkirchen, eigene<br />
Erhebungen) und Siedlungsstruktur Urmappe (Katasterplan der Gemeinde Ödenkirchen; OÖ Landesarchiv,<br />
1828)<br />
Ein Vergleich der verwendeten Baumaterialen bei Bauerrichtung und Renovierung zeigt, dass die<br />
ehemaligen Seitenflügel, für deren Aufbau Holz verwendet wurde, mit Stein bzw. Ziegel renoviert<br />
wurden. Zubauten hingegen, die auf Grund der Lage als Wirtschaftsgebäude angesprochen<br />
werden können, wurden entweder ganz aus Holz zugebaut oder in der Kombination Holz, Stein<br />
bzw. Ziegel. Gebäudeteile, die ehemals mit dem ortsüblichen Granit errichtet wurden, wurden zu<br />
knapp 40 % unter Verwendung von Ziegel renoviert. Ca. 50 % der Gebäude, die 1828 Granit als<br />
Baustoff aufweisen, weisen heute selbiges Baumaterial auf (vgl. Tab.4.1, Tab. 4.2, Abb. 4.4).<br />
Verwendete<br />
Materialien (in m²)<br />
Holz Unten Stein/<br />
Ziegel, oben Holz<br />
Stein Ziegel abgerissen Gesamt<br />
Bebauung 1828 3.039 _ 2.621 _ _ 5.660<br />
Bebauung 2005 3.403 1.554 _ 2.577 600 10.312<br />
Tabelle 4.1: Verwendete Baumaterialien in Ödenkirchen 1828 und 2005<br />
Seite 30
Veränderung verwendete<br />
Materialien (in m²)<br />
Bebauung 1828<br />
Zu Holz Zu unten<br />
Stein/Ziegel,<br />
Holz<br />
Oben<br />
Zu<br />
Stein<br />
Zu Ziegel Zu<br />
abgerissen<br />
Von Holz 826 561 639 558 455<br />
Von Stein 144 65 1.272 995 146<br />
Von nicht vorhanden 2.433 928 867 1.024<br />
Tabelle 4.2: Veränderung der verwendeten Baumaterialien in Ödenkirchen von 1828 bis 2005 (basierend auf<br />
dem Orthofoto Ödenkirchen 2002, DHM Ödenkirchen, eigene Erhebungen und dem Katasterplan der<br />
Gemeinde Ödenkirchen; OÖ Landesarchiv, 1828)<br />
Abb. 4. 4 Vergleich der Baumaterialen heute (Orthofoto Ödenkirchen 2002, DHM Ödenkirchen, eigene<br />
Erhebungen) und Siedlungsstruktur Urmappe 1828 (Katasterplan der Gemeinde Ödenkirchen; OÖ<br />
Landesarchiv).<br />
Seite 31
5 Resümee<br />
Die Katastralgemeinde Ödenkirchen stellt eine Kulturlandschaft dar, die sich in den letzten<br />
Jahrhunderten nicht grundlegend geändert hat, sowohl hinsichtlich ihrer Siedlungsstruktur als auch<br />
in ihrer Landschaftsstruktur. Damit hat diese Kulturlandschaft ein hohes kulturhistorisches<br />
Potenzial. Die Anzahl an Gebäuden in Ödenkirchen ist über Jahrhunderte nahezu konstant<br />
geblieben. Die Ortsstruktur hat sich ebenfalls kaum verändert. Vielfach haben Adaptierungen der<br />
Häuser stattgefunden. Dabei wurden die Häuser vergrößert, neue Baumaterialien und<br />
Gestaltungselemente verwendet, nur teilweise blieben traditionelle Bauweisen und<br />
Gestaltungselemente erhalten.<br />
Während sich die landschaftsstrukturelle Gliederung im Großen und Ganzen über Jahrhunderte<br />
erhalten hat – gewiss auch ein Verdienst der Ausweisung des Landschaftsschutzgebietes, hat sich<br />
die Landnutzung grundlegend geändert. Dies äußert sich vor allem in der Umwandlung der<br />
Flächen für den Ackerbau in Wiesen und in Waldbereiche.<br />
Sicherlich sind im Laufe der letzten Jahrzehnte viele Terrassenflächen zusammengelegt worden.<br />
Der Kataster der Katastralgemeinde Ödenkirchen von 1828 zeigt eine noch größere Zersplitterung<br />
der Grundstücke mit schmalen Streifenparzellen, sowie einen höheren Anteil an bestockten<br />
Böschungen sowie Streuobstwiesen.<br />
Seite 32
6 Quellenverzeichnis<br />
Literatur:<br />
Amt der oberösterreichischen Landesregierung, Landesbaudirektion (1983): Erhaltung und<br />
Neugestaltung landwirtschaftlicher Bauten, Linz, Schriftreihe.<br />
Bertlwieser, F. (2002). Landwirtschaft im Wandel. Oberes Mühlviertel – Böhmerwald. Landesverlag<br />
Druckservice Linz.<br />
Bertlwieser, F. (2001): In: Winkler, K., Födermayr, R., Mittermair, J., Saxinger, F.Bertlwieser, F.,<br />
Weingartmann, F. & Elbs, E.M. (2001): Mühlviertel – Zwischen Donau und Böhmerwald -<br />
Der Bezirk Rohrbach. Regionalverein Donau-Böhmerwald. Deutschbauer Druckerei<br />
GesmbH, Ottensheim.<br />
Brands, M. (2002): Ödenkirchen – Strukturreichtum am Rande des Böhmerwaldes. Informativ, 25:<br />
8-9.<br />
Führer, E., Dietrich, J., Knaas, P. (2007): Übungen mit Feldarbeiten zu Landschaftspflege und<br />
Naturschutz. ILEN, Universität für Bodenkultur.<br />
Wasmayer (1971). Ulrichsberg, Geschichte des Marktes und seiner Dörfer. Selbstverlag Gemeinde<br />
Ulrichsberg.<br />
Bildquellen:<br />
Foto 1: ILEN<br />
Fotos 4.1; 4.2; 4.4: Lauß<br />
Fotos 4.3; 4.5: Führer<br />
Fotos 4.6; 4.7; 4.8; 4.9: List<br />
Datenquellen:<br />
Orthophoto, DKM, Höhenschichtenlinien, Grenze Landschaftsschutzgebiet: Bundesamt für Eichund<br />
Vermessungswesen<br />
ÖK: Austrian Map, Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen<br />
Seite 33