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ALPTER Interreg IIIB Terrassenlandschaft ... - Alpine-space.org

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4.3 Hofformen und Gebäudeelemente<br />

Verändert nach Führer, E., Dietrich, J., Knaas, P. (2007)<br />

4.3.1 Entwicklung im Mühlviertel<br />

Im Mühlviertel ist der Dreikanthof, der charakteristisch für spätmittelalterliche Rodungssiedlungen<br />

ist, zu finden. Der Grundriss entspricht ungefähr der Form eines Hufeisens. Geschlossen wird<br />

diese Hofform durch eine Mauer, die den linksseitigen mit dem rechtsseitigen Hoftrakt an der<br />

Vorderseite (giebelseitig) verbindet, so dass ein abgeschlossener Innenhof entsteht. Traditionell<br />

befinden sich in der Mauer ein Tor sowie eine Tür. Der rechte Hoftrakt ist meist der Wohnbereich,<br />

während der linke als Speicher oder Auszugswohnung dient (vgl. Amt der oberösterreichischen<br />

Landesregierung, 1983).<br />

Großen Dachflächen sind typisch für die Dreikanthöfe. Die Form und Neigung wurden bestimmt<br />

durch die klimatischen Gegebenheiten und das ursprüngliche Material - Stroh und Holzschindeln -<br />

zum Decken der Häuser. Die charakteristische Dachfarbe im Mühlviertel war, resultierend aus der<br />

Verwitterung von Stroh und Holzschindeln, grau. Diese Grundfarbe wurde auch nach dem<br />

Aufkommen von zementgebundenen Dachdeckungen weitgehend beibehalten. Um komplizierte<br />

Dachkonstruktionen zu vermeiden wurde der ursprüngliche Baukörper einfach gebaut, ohne viele<br />

Vor- und Rücksprünge (Amt der oberösterreichischen Landesregierung, 1983).<br />

Granitblöcke und Holz waren die typischen Materialien des Gebäudebaues. Durch die<br />

zunehmende Verwendung von Ziegel verloren die Granitblöcke als Baustein ihre Bedeutung und<br />

wurden nur noch als Zierelement eingesetzt. Die meisten Bauernhöfe sind zur Gänze oder<br />

zumindest teilweise verputzt (z.B. wo die Granitsteine sichtbar sind). Früher wurde dazu Kalkmörtel<br />

verwendet, der von Hand aufgetragen eine heterogene, lebendige Struktur der Fassade ergab. Der<br />

Kalkmörtel schützt das Mauerwerk vor dem Eindringen von Feuchtigkeit bei gleichzeitiger<br />

Atmungsfähigkeit. Durch die desinfizierende Wirkung der Kalkmilch diente das jährliche Weißeln<br />

zur Reinigung. In jüngster Zeit, in etwa nach dem zweiten Weltkrieg, hat sich der Zementputz mit<br />

seinen homogenen Fassaden durchgesetzt (vgl. Amt der oberösterreichischen Landesregierung,<br />

1983).<br />

Für die alten Gebäudestrukturen gilt bei den Fenstern das Prinzip des stehenden Rechteckes. Für<br />

die Belichtung des Innenraumes ist nicht die Größe das entscheidende, viel wesentlicher ist die<br />

Anordnung der Fenster. Ein Raum wird am besten durch mehrere Einzellichtquellen ausgeleuchtet.<br />

Bei den meisten Hofformen sind die Fenster eines Raumes ums Eck angeordnet. Dadurch wird<br />

dieser länger und effektiver mit natürlichem Licht ausgeleuchtet, als durch ein großes Fenster an<br />

nur einer Front. Bei alten Fenstern erforderten die Konstruktion und das Material eine kleingliedrige<br />

Fensterteilung. Kleine Fensterflächen wurden in eine Rahmenkonstruktion über Sprossen zu einem<br />

Fenster zusammengefügt, auch Fenstergitter waren üblich. Das Fenster wurde meistens durch<br />

eine Putzfasche umrahmt, welche auch rund um Türen und Tore zu finden ist. Außerdem<br />

gliederten horizontale und vertikale Putzfaschen die Fassade von verputztem Mauerwerk. Diese<br />

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