31 - batschkaerspuren.fw.hu
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kommunistische<br />
Innenminister Imre Nagy<br />
die Durchführungsverordnung<br />
Nr.<br />
70.010/1946 B.M. zur<br />
obigen Umsiedlungsverordnung.<br />
Die<br />
Budaörser Landsleute<br />
waren die ersten, die<br />
bereits 15 Tage nach<br />
Erscheinen der<br />
Durchführungsverordnun<br />
g von dieser betroffen<br />
waren. Am 19. Januar<br />
verließ der erste von<br />
insgesamt sieben<br />
Transporten mit<br />
Schwäbische Frau 1909 Ausgewiesenen die<br />
einstmals blühende<br />
deutsche Großgemeinde in die amerikanische<br />
Besatzungszone Deutschlands. Nun zweifelte kaum noch<br />
jemand daran, dass dies bald auch das Los der Schambeker<br />
sein werde. Im März kamen erneut telepesek/Neusiedler<br />
nach Zsámbék, denen die Gemeindeverwaltung Äcker,<br />
Häuser und Vieh der Schwaben zuteilte (oft warteten sie<br />
beim Beladen der Wagen der Vertriebenen schon im Hof).<br />
Anfang März wurden am Gemeindehaus/Rathaus Plakate in<br />
ungarischer und deutscher Sprache angeschlagen, auf denen<br />
die Verordnungen zur Aussiedlung zusammengefasst waren.<br />
Am 20. März 1946 erschien am Aushängebrett des<br />
Gemeindehauses die Liste A aller „Umsiedlungspflichtiger<br />
Personen" nach Namen und Hausnummern, unterschrieben<br />
vom leitenden Notar János Szabó sowie vom<br />
Gemeinderichter Johann Komáromi. Eine weitere Liste<br />
(Liste C) enthielt die Namen der von Schambek abwesenden<br />
Auszusiedelnden. Beide Listen hatte eine so genannte<br />
Aussiedlungskommission unter Vorsitz eines<br />
Ministerialbeamten auf der Grundlage der Volkszählung<br />
1941 und den Überprüfungsergebnissen des<br />
Nationalkommitees ausgearbeitet. Als bewusst wurde,<br />
welches Ausmaß an Aussiedlung vorgesehen war, und dass<br />
auch sehr viele einst magyarische Familien auf der Liste<br />
standen, bildete das Schambeker NK sofort einen eigenen<br />
Aussc<strong>hu</strong>ss, der in den folgenden Tagen fieberhaft daran<br />
arbeitete, die vorgeprüften und empfohlenen Anträge auf<br />
Befreiung (§ 7 der Durchführungsverordnung) an den so<br />
genannten Enthebungsaussc<strong>hu</strong>ss (mentesítő bizottság) der<br />
Ministerialkommission, die auch den Vertreibungsvorgang<br />
zu überwachen hatte, weiterzuleiten. Unseres Wissens sind<br />
über 200 Anträge gestellt worden. Sie hatten in der Regel<br />
keinen Erfolg, wie die Zahl der von uns ermittelten<br />
Vertriebenen (ca 3700 = 82 % der Gesamtbevölkerung!)<br />
beweist. Allerdings gingen etwa 200 Personen, die nicht auf<br />
der Ausweisungsliste standen, freiwillig mit ihren<br />
ausgesiedelten Angehörigen nach Deutschland.<br />
Am Montag, dem 25. März, traf die Ministerialkommission<br />
unter der Leitung eines Ministerialkommissars im Dorf ein;<br />
sie wurde in der Mädchensc<strong>hu</strong>le untergebracht und begann<br />
am 26. März ihre Arbeit der Inventarisierung und<br />
Beaufsichtigung; sie hatte sogar das Gewicht des Gepäcks<br />
18<br />
bei der Verladung, durch<br />
"Schätzung" zu<br />
überwachen. Das gesamte<br />
Hab und Gut,<br />
bewegliches und<br />
unbewegliches Vermögen<br />
der Deutschen wurde vom<br />
Staat konfisziert. Tags<br />
darauf erschienen 180<br />
Volkspolizisten, für die<br />
das Josephinum<br />
(Altersheim des Klosters)<br />
freigemacht werden<br />
musste. Sie umzingelten<br />
das Dorf, das von jetzt an<br />
nur noch mit<br />
Schwäbischer Bauer 1906<br />
Sondergenehmigung<br />
verlassen werden durfte.<br />
— Wie genau es um die<br />
vorgeschriebene ärztliche Untersuc<strong>hu</strong>ng (§ 17, Abs. 3 der<br />
Durchführungsordnung) bestellt war, nach der für jeden ein<br />
„Transportschein" mit der Bemerkung szállítható<br />
ausgestellt werden musste, belegt der Tod einiger Landsleute<br />
beim Transport.<br />
1949 - Söhnstetten, Flüchtlinge nach der Messe<br />
Schlussbemerkung des Verfassers<br />
Ein Großteil der ausgesiedelten Schambeker wurde im Kreis<br />
Heidenheim (Württemberg) ausgeladen und kam zuerst in<br />
ein Lager. Dann wurden sie auf die verschiedenen Dörfer<br />
verteilt, so auch nach Söhnstetten, wo meine Familie und<br />
noch andere Familien aus Obrowatz / Batschka gestrandet<br />
waren. Ich kann mich noch gut erinnern, wie auf einmal so<br />
viele neue Familien im Ort waren, die einen ganz anderen<br />
Dialekt sprachen. Auch in der alten Volkssc<strong>hu</strong>le, wo wir<br />
wohnten, wurden vier Familien aus Schambek<br />
untergebracht.<br />
In der rein evangelischen Gemeinde wurde durch den Zuzug<br />
der vielen katholischen Flüchtlingen und Ausgesiedelten<br />
sonntags in der evangelischen Kirche eine katholische<br />
Messe von Pfarrer Rohrer aus Ödenburg gefeiert, der auch<br />
vertrieben war.