31 - batschkaerspuren.fw.hu
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Gott! Wir geben ihnen lieber die Gans!“<br />
„Du nicht reden, Bäuerin! Wir müssen diese Leute<br />
erziehen!“ sagte ein Offizier mürrisch. „Sie sollen nicht<br />
stehlen! Das werden wir ihnen noch beibringen! Ich<br />
verspreche es euch! Mein Vater und Großvater waren<br />
Priester. Prawoslawische Priester!“<br />
Allmählich sah man auch schon die Umrisse der serbischen<br />
Gasse. Um sechs Uhr in der Früh war schon reges Hin und<br />
Her auf der Baustelle zu sehen. Lärm, derbes Fluchen,<br />
Sc<strong>hu</strong>bkarren knarrten. Auf dem staubigen Fahrweg brachten<br />
Pferdewagen und Ochsengespann Baumaterial. Im dicken<br />
Rauch und Dampf kochte die Einbrennsuppe in den Kesseln.<br />
Ab und zu kamen auch die Berghofer an den Baustellen<br />
vorbei. Den Mädchen und jungen Bäuerinnen schrieen die<br />
Männer nach. Die Alten gingen auch nicht gern den Weg,<br />
der an den Baustellen vorbei und auf den Weinberg führte.<br />
„Adam, hast alles dicht gemacht?“ fragte die alte Bäuerin,<br />
die einen Korb auf den Kopf trug. „Hast du die Einfahrt und<br />
das Tor geschlossen?“<br />
„Hab ich schon!“ Er nagte an seiner Pfeife und eilte ihr<br />
nach.<br />
„Die Gendarmen können unser Haus auch nicht ständig<br />
bewachen. Meinst du nicht? Auf die Dauer nicht!“<br />
„Hat uns der liebe Gott auch bestraft“ Hast Rex<br />
losgelassen?“<br />
„Hab ich. Wie gut, daß wir so einen großen Hund haben!<br />
Blick mal hinunter, Lene! Von hier sieht man die ganze<br />
Baustelle.“<br />
„Das Wirtshaus steht schon.“<br />
„Dort saufen sie sich jeden Abend voll. Mir kommt wieder<br />
kein Schlaf in die Augen.“<br />
„Die Baßgeige hörte ich auch. Das Brummen der Baßgeige.“<br />
„Und das Gejohle? Die Schlägerei? Die Männerstimme?“<br />
„Das verzweifelte Rufen eines Mannes.“<br />
„Majko! Seine Majko sollte ihm bestimmt helfen.“<br />
Bald kamen sie auf den Hohlweg.<br />
„Womit haben wir das verdient? In Berghof war es nicht<br />
Brauch, die Türen Tag und Nacht zu schließen.“<br />
„Nein, nein! Im Hochsommer schlief man bei offenen<br />
Fenstern und Türen.“<br />
„Bestimmt! Die frisch gewaschene Wäsche konnte man die<br />
ganze Nacht auf dem Hof lassen. Jetzt wird alles gestohlen,<br />
was nicht niet- und nagelfest ist.“<br />
Stiftung<br />
Ende August hatten sie auch die bekannten Gendarmen<br />
versetzt. Die zwei aus Kroatien waren oft bei den Bauern<br />
eingekehrt. Sie setzten sich mit den schwäbischen Bauern an<br />
einen Tisch. Oft schimmerten Tränen in ihren Augen. Ihre<br />
Gewehre stellten sie in die Ecke.<br />
„Gott beschütze euch, Onkel Michel!“ sagte Josip und<br />
reichte ihm die Hand. „Nicht weinen, Tante Rosi! Das<br />
Leben geht weiter. Wir beide wollten euch ohne Auffallen<br />
helfen. Leider haben sie uns weit weg, nach Kosovo<br />
versetzt.“<br />
Die neu eingestellten Gendarmen blieben oft stehen. Sie<br />
standen dort bei den Zäunen, guckten mißtrauisch in die<br />
Höfe, als suchten sie etwas; und die Leute erinnerten sich<br />
immer wieder an die Gendarmen, die nach Kosovo versetzt<br />
wurden. Ab und zu versuchten sie es auch mit einem fahlen<br />
Lächeln, mit einem „Dobar dan!“, die Gendarmen schauten<br />
aber nur mißtrauisch und gingen weiter.<br />
Hochsommer. Hitze. Die Leute aus Berghof aber waren auf<br />
den Feldern und in den Weingärten. Weizen, Gerste und den<br />
Hafer hatte man schon auf dem Boden, es stand der Mais<br />
bevor. Die reiche Ernte erfreute den Bauern und die<br />
Bäuerin. Auch der Anblick der Felder und Wiesen, das<br />
kühle Grün der Weinstöcke mit den reifenden Trauben, tief<br />
in der Seele hatte man aber die quälende Frage: Ist denn<br />
daheim in Haus und Hof alles in Ordnung? Vielleicht<br />
suchen gerade fremde Hände in den Schränken nach Geld.<br />
Von unten, von der Baustelle her hörte man immer lauter<br />
das Hämmern der Handwerker. Sie nagelten schon die<br />
Latten auf die Balken.<br />
„Die wollen noch vor Herbst die Häuser abdecken. In den<br />
Räumlichkeiten können sie auch im Winter arbeiten“,<br />
meinte nach einer kleinen Verschnaufpause Opa Mohlmann.<br />
„Und was dann?“ stützte sich Oma auf ihre<br />
Weingartenhacke. „Die Arbeiter und Handwerker ziehen<br />
weiter, aber was kommt nach? Hast mit Ribar gesprochen?“<br />
„Hab ich nicht! Der weiß auch nicht mehr.“<br />
„Mein Gott! Warum mußten wir all das erleben? Unsere<br />
Ahnen haben alles von den ungarischen Grundbesitzern<br />
erhalten, und dann kommen diese Leute und nehmen uns<br />
alles.“<br />
(Fortsetzung folgt)<br />
Gemeinnützige Stiftung für die Ungarndeutschen in der Batschka<br />
Jahresbericht 2012<br />
1) Die Stiftung wurde am 22. Oktober 1996 gegründet, im Jahre 2000 wurde sie als gemeinnützig eingestuft. Im Mai 2002<br />
fand eine Änderung in den Mitgliedern statt. Die Stiftung wird von einem dreiköpfigen Kuratorium verwaltet, die<br />
Mitglieder sind: Terézia Ruff – Vorsitzende, Péter Csorbai – Sekretär und Stefan Hefner – Mitglied.<br />
2) Die wichtigsten Ziele der Stiftung: Unterstützung der Ungarndeutschen in Baja bzw. in der Region, Hilfeleistung bei der<br />
Durchsetzung ihrer Rechte und Interessen; Pflege und Erhaltung der Muttersprache und der Kultur der deutschen<br />
Minderheit. Die Stiftung unterstützt Veranstaltungen, Vorlesungen mit gleichen Zielsetzungen. Zu den Aufgaben der<br />
Stiftung gehört auch das Sammeln, Bewahren und Bearbeiten von alten Dokumenten mit musealem Wert.<br />
3) Im Jahre 2012 wollte die Stiftung mit der Ausschreibung „Ungarndeutscher Kalender 2013“ das Interesse der 12-19jährigen<br />
Jugendlichen für kreatives Gestalten erwecken. Der beste Kalender wurde von der Stiftung mit einer Geldsumme<br />
von 50.000,- Ft prämiert.<br />
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