Nach dem Märchen von Hans Christian Andersen - Deutschland
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STORYBOARD, CHARAKTERE,<br />
BILDER, ANIMATION<br />
22 über die produktion | das hässliche entlein und ich<br />
womit wir alle etwas anfangen können. Ich habe aus diesem Gedanken<br />
eine ganze Menge Energie für die Arbeit an diesem Film geholt.“ (Michael<br />
Hegner) „Vielleicht sind wir gar nicht so anders, als wir glauben zu sein.<br />
Aber immerhin glauben wir es.“ (Karsten Kiilerich)<br />
Die Autoren und Regisseure haben es sich auch nicht immer einfach<br />
gemacht, vor allem wenn sie in unterschiedliche Richtungen gearbeitet<br />
haben. Zu einem bestimmten Zeitpunkt waren wir mit zwei völlig<br />
verschiedenen Geschichten unterwegs. Das war nicht einfach, wir haben<br />
das aber auf sehr unkonventionelle Weise gelöst. „Warum schreiben wir<br />
nicht beide Drehbücher zu Ende und entscheiden dann, welche Story die<br />
bessere ist? Wir könnten sogar einen unabhängigen Richter an der<br />
Entscheidung mitwirken lassen, jemanden mit einem guten Gespür für<br />
Geschichten.“ (Ralph <strong>Christian</strong>s)<br />
Am Ende ist ein gutes Drehbuch dabei herausgekommen, und dann fing<br />
die wirklich schwierige Arbeit an.<br />
Wenn man einen Trickfilm macht, muss man mit einem guten Storyboard<br />
anfangen, das das Drehbuch in visuelle Szenen übersetzt. Dazu<br />
muss man bei jeder Szene des Drehbuchs einen spannenden Blickwinkel<br />
finden, aus <strong>dem</strong> heraus die Handlung und die Dialoge gesehen werden.<br />
Dazu muss man noch den Schnitt, das Timing und die Bildgestaltung planen,<br />
all das leistet das Storyboard. Bei der Übertragung vom Drehbuch<br />
zum Storyboard hat sich die ganze Geschichte vom hässlichen Entlein<br />
noch einmal gründlich verändert. Manche Aspekte der Geschichte wurden<br />
klarer, kleine Ungereimtheiten der Story wurden ausgebügelt. An<br />
diesem Prozess haben eine ganze Reihe <strong>von</strong> Zeichnern gearbeitet, die auf<br />
Storyboard spezialisiert sind. Natürlich haben in dieser Zeit auch endlose<br />
Diskussionen über den Film und seine Produktion stattgefunden.<br />
Ein anderer wichtiger Aspekt des Storyboards ist, den vielen kreativen<br />
Leuten, die am Film mitarbeiten, genaue Informationen zu geben. Jeder<br />
muss wissen, worum es in der Geschichte geht, wie jede Einstellung aussehen<br />
soll, sodass jeder seinen besten Beitrag dazu liefern kann, in einer<br />
konstruktiven Weise und ohne die Grundlinie des Films aus <strong>dem</strong> Auge zu<br />
verlieren. „Filmemachen ist ein sehr <strong>dem</strong>okratischer Prozess. Viele Leute<br />
tragen dazu bei, und man muss denen zuhören, man kann sie nicht einfach<br />
ignorieren. Es könnte sein, dass sie den goldenen Beitrag zu <strong>dem</strong><br />
Film liefern.“ (Anders Mastrup)<br />
das hässliche entlein und ich | über die produktion 23<br />
Während wir noch mit <strong>dem</strong> Drehbuch beschäftigt waren, haben wir uns<br />
auch schon Gedanken darüber gemacht, wie die Charaktere aussehen<br />
sollen und in welchem Stil die Welt vom hässlichen Entlein dargestellt<br />
werden soll. Ugly, das hässliche Entlein, musste sehr niedlich aussehen,<br />
aber auch hässlich genug, damit das Publikum die Geschichte glaubt.<br />
Ratso musste cool, schlau und schlitzohrig sein. „Unter Filmemachern<br />
gibt es die Regel, dass man drei wichtige Dinge für einen guten Film<br />
braucht: Story, Story und Story. Aber bei einem Zeichentrickfilm kommt<br />
noch einiges dazu. Vor allem ein ungewöhnliches, charmantes und ansprechendes<br />
Design.“ (Karsten Kiilerich)<br />
Bei diesem Film haben wir die Charaktere erst auf Papier gezeichnet und<br />
entworfen. Dann konstruiert man sie im Computer, ein bisschen wie<br />
Puppen, die man hin und her bewegen kann. Die Charaktere bekommen<br />
dann ein Skelett, das ihnen erlaubt, sich zu bewegen und zu sprechen. Die<br />
Umgebung, die Kulissen und Requisiten entstanden auf ähnliche Weise,<br />
erst auf Papier, dann im Computer. Die Hintergründe und Umgebung<br />
sollten den Zuschauern ein Gefühl <strong>von</strong> Echtheit geben, als ob man in der<br />
Szene tatsächlich drin ist. Sobald ein Abschnitt der Geschichte vom<br />
Storyboard, den Charakteren und den Grundzügen der Hintergründe<br />
fertig ist, werden die Zeichnungen abgefilmt, die Stimmen der Charaktere<br />
werden aufgenommen, und der Film wird das erste Mal geschnitten. So<br />
bekommt man eine klare Idee da<strong>von</strong>, ob und wie die Geschichte<br />
funktioniert, und der Ablauf und das Timing wird festgelegt. Das bedeutet<br />
natürlich nicht, dass man seine Meinung darüber später nicht noch<br />
häufiger ändern kann.<br />
Und dann waren die Animatoren dran, mit der zeitraubendsten und<br />
monotonsten Arbeit, die aber auch die wichtigste ist. Die Animatoren entscheiden<br />
schließlich, ob der Film interessant und unterhaltend oder langweilig<br />
ist. Die Animatoren nehmen einen leblosen Entwurf und hauchen<br />
ihm Leben und Gefühle ein. Sie fügen diese kleinen persönlichen Dinge<br />
hinzu, um aus ihnen Persönlichkeiten zu machen. Wenn man Robert de<br />
Niro in einem Film besetzt, weiß man, wie er in verschiedenen Situationen<br />
reagieren wird. Er hat seine eigene Persönlichkeit als Orientierung,<br />
wenn er eine Rolle entwickelt. Als die Animatoren begonnen haben,<br />
Ratsos Rolle zu entwickeln, mussten sie seine Persönlichkeit <strong>von</strong> Grund<br />
auf neu erfinden. „Ich glaube, das Wesentliche an einem Animator sind<br />
seine schauspielerischen Fähigkeiten und seine Fähigkeit, das Design zu<br />
bewegen. Die Technik ist weniger wichtig.“ (Michael Hegner)