Juni 2013 - Bethlehem Mission Immensee
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Rundbrief Nr. 3 / Mai <strong>2013</strong> <strong>Bethlehem</strong> <strong>Mission</strong> <strong>Immensee</strong><br />
Von Margrit Santschi /<br />
Migranten Pastoral in Coca, Ecuador / Personaleinsatz mit der <strong>Bethlehem</strong> <strong>Mission</strong> <strong>Immensee</strong><br />
Liebe Verwandte und Bekannte,<br />
Liebe Freundinnen und Freunde<br />
Immer wieder höre ich, dass bei Euch die Wetterlage<br />
langsam auf’s Gemüt schlägt. Auch<br />
hier im Süden verschieben sich die Trocken-<br />
Regenzeiten massiv. Jedenfalls ist es nicht rat-<br />
sam den Regenschutz zu Hause zu lassen.<br />
Aktuelle Situation in Coca<br />
Uns beschäftigt jedoch etwas anderes, das<br />
sich in letzter Zeit in dieser Gegend ereignet<br />
hat. Seit vielen Jahren wird die indigene Bevölkerungsgruppe<br />
„los Waorani“ vom Vicariato<br />
Aguarico betreut. Sie leben in einem geschützten<br />
Teil des weltbekannten Yasuni Naturschutz<br />
Gebietes.<br />
Anfangs März kam die traurige Botschaft, ein<br />
Ehepaar dieser Waorani sei von einer freiwillig<br />
fern der Zivilisation lebenden Indigena –<br />
gemeinschaft , den Taromenanis, mit Lanzen<br />
getötet worden. Die Rache liess nicht lange<br />
auf sich warten. Die Waoranis ihrerseits töteten<br />
ca. 30 der Taromenanis. Und die Tötungs-<br />
welle wird weiter gehen.<br />
Komplexe Hintergründe nehmen der Urbevölkerung<br />
immer mehr Lebensgrundlagen weg,<br />
vor allem Territorien. Und das schafft Konflikte.<br />
Seit einigen Wochen zeigen wir uns von der<br />
Kirche, zusammen mit Menschenrechts - und<br />
anderen Solidaritätsgruppen auf der Strasse,<br />
um auf die prekäre Lage der Minderheiten<br />
aufmerksam zu machen.<br />
Besuch der Barrios<br />
Wie im letzten Rundbrief angekündet, gehört<br />
zu meinem Hauptarbeitsfeld der Besuch der<br />
Indigenas in den Barrios (Quartieren) der Stadt<br />
Coca. Da es im ganzen 28 Barrios sind, konzentrieren<br />
sich die Kontakte vorläufig auf fünf<br />
von ihnen. Mit dem Theologiestudenten Stalin<br />
mache ich mich auf den Weg. Wir besuchen<br />
die uns bereits bekannten Familien und versuchen<br />
eine Vertrauensbasis zu ihnen aufzubauen.<br />
www.bethlehem-mission.ch 1
Rundbrief Nr.3 /Mai <strong>2013</strong> <strong>Bethlehem</strong> <strong>Mission</strong> <strong>Immensee</strong><br />
So bekommen wir einen tieferen Einblick in ihr<br />
Alltagsleben:<br />
- Familienstruktur, Bildungsmöglichkeiten<br />
für die Kinder.<br />
- Arbeitssituation und deren Folgen<br />
- anstehende Probleme in den Quartieren;<br />
Jugendbanden, Drogen.<br />
- Quartierverantwortliche, ihre Interessen<br />
und ihr Engagement für die Mitbewohner.<br />
- Lebenssituation der Jugendlichen, ihre<br />
Perspektiven.<br />
Gespräch mit Doña Carmen<br />
Natürlich suchen wir stets neue Kontakte.<br />
Regemässig nehmen wir an den Quartierveranstaltungen<br />
teil.<br />
Was theoretisch einfach scheint, ist in der<br />
Praxis noch nicht reif (Ein Hauptfaktor ist die<br />
Arbeitssituation). Wir können konkrete Treffen<br />
planen, und im letzten Moment gibt es<br />
verschiedene Gründe die ein solches verhindern.<br />
Das Angebot eines Tagesjobs, Entscheid<br />
doch zu ihrem Landstück zu fahren, Überraschungsbesuch<br />
von auswärts etc. Da die<br />
Kommunikation z.T. sehr schwierig ist, können<br />
Planungsänderungen oft nicht mitgeteilt werden.<br />
Das zieht sich über alle Anlässe die irgendwo<br />
stattfinden hinweg. Geduld kann in<br />
diesem Umfeld im wahrsten Sinne geübt werden!!!<br />
Equipe<br />
Die aktuelle Zusammensetzung unserer Equipe<br />
besteht aus 2 Mitgliedern des Javerianer<br />
Ordens (1 Priester, 1 Theologiestudent), 3<br />
Schwestern der Oblatengemeinschaft, einem<br />
Karmeliterpriester, einer Fachperson aus Spanien<br />
und mir.<br />
Wir treffen uns ca. 1 Mal monatlich um auszutauschen<br />
über das was uns in den vergangenen<br />
Wochen beschäftigt hat. Dazu gehört der<br />
Rückblick auf unsere Besuche in den Indigenen<br />
Gemeinden und in den Barrios (Stadtvierteln),verschiedene<br />
Tagungen, Weiterbildungskurse<br />
etc.<br />
Auch aktuelle Themen in der Kirche und Politik<br />
beschäftigen uns. Dann planen wir die anstehenden<br />
Themen und das Verteilen der verschiedenen<br />
Aufgaben. Mit einem gemeinsamen<br />
Essen beenden wir die oft einen ganzen<br />
Tag dauernde Sitzung.<br />
Unsere Equipe, auf dem Bilds fehlen Stalin und ich.<br />
Die Verschiedenheit der Kulturen in unserer<br />
Equipe fordert uns gegenseitig heraus. Als<br />
Schweizerin übe ich mich in Geduld, wenn es<br />
um zeitliche Abmachungen geht, und wenn<br />
bei Planungen jederzeit beliebig geändert<br />
wird.<br />
Weiterbildung der Katecheten<br />
Drei Mal jährlich werden mehrtägige Weiterbildungen<br />
für Katecheten im Kurshaus des<br />
Vicariatos angeboten. Auf diese Weise erfahren<br />
sie Wertschätzung und echte Begleitung<br />
bei der anspruchsvollen Aufgabe in ihren Comunas.<br />
www.bethlehem-mission.ch 2
Rundbrief Nr.3 /Mai <strong>2013</strong> <strong>Bethlehem</strong> <strong>Mission</strong> <strong>Immensee</strong><br />
Zum Kursprogramm gehören:<br />
- gemeinsamer Tageseinstieg mit einem<br />
indianischen Getränk, dem Wayusatee<br />
(um 5 Uhr morgens !).<br />
- Kultur der Indigenas und ihre Hintergründe.<br />
- Bibelarbeit<br />
- Kräuterheilkunde,therapeutische<br />
Massageanwendungen<br />
- Bunter Abend, darbieten von Legenden,<br />
Mythen aus ihrer Kultur.<br />
Dazu kommen weitere Treffen. Besonders<br />
beliebt ist das Fest der Katecheten im Dezember.<br />
Es gilt als Tag des Dankes für alles was sie<br />
das Jahr hindurch leisten.<br />
Spital und Casa Paula<br />
Regelmässig besuchen wir, eine Gruppe der<br />
„Pastoral social“ die PatientInnen im Spital.<br />
Dort erfahren wir viel über die Nöte, die Familien<br />
im Alltag erleben. Meine Aufmerksamkeit<br />
gilt vor allem den Indigenen Bevölkerungsgruppen.<br />
Kürzlich rief mich Padre Jhovani von der Equipe<br />
an, ob ich im Spital nachschauen könne.<br />
Lucio ein 12 jähriger Junge wurde von einer<br />
Schlange gebissen. Trotz des relativ schnellen<br />
Transportes zum Notfalldienst, verhärtete sich<br />
der linke Arm. Die Durchblutung war gefährdet,<br />
und die entsprechende Behandlung kostete<br />
viel. Der Vater, ein Katechet, schaute<br />
mich traurig an und sagte:“ Margarita, ich<br />
habe im Moment keine Möglichkeit, das Medikament<br />
zu bezahlen. Der Mais und der Kakao<br />
sind noch nicht reif zum Verkauf.“ Wir<br />
einigten uns, dass ich ihn im Auftrag des Vicariatos<br />
unterstützen werde. Unterdessen verschlechterte<br />
sich der Allgemeinzustand von<br />
Lucio, und er musste in ein anderes Spital verlegt<br />
werden. Zum Glück hat er sich wieder<br />
vollständig erholt. Übrigens, Schlangenbisse<br />
kommen in den Urwalddörfern häufig vor.<br />
Viele Kranke leiden an Denguefieber, verursacht<br />
durch Mücken und an verschiedenen<br />
Atemproblemen.<br />
Im Frauenhaus „Casa Paula“ begegne ich<br />
Frauen und Kindern, die auf irgendeine Weise<br />
Gewalt erlebt haben. Sie erhalten eine gute<br />
ganzheitliche Betreuung um sich langsam zu<br />
erholen von ihren physischen und psychischen<br />
Schmerzen.<br />
Im Moment bereite ich eine Mutter und fünf<br />
Kinder auf die Taufe vor. Wir freuen uns alle<br />
auf das Fest im <strong>Juni</strong>.<br />
Zwei der fünf Kinder bei der Taufvorbereitung<br />
Austausch mit den anderen BMI Fachpersonen<br />
Ich freue mich auf jedes Treffen mit den BMI<br />
(<strong>Bethlehem</strong> <strong>Mission</strong> <strong>Immensee</strong>) Leuten. Es ist<br />
wichtig und tut gut sich immer wieder zurück<br />
zu ziehen vom eigenen Lebens- und Arbeitsumfeld,<br />
um mit Kolleginnen und Kollegen mit<br />
dem gleichen Basishintergrund auszutauschen.<br />
Zwei Highlights möchte ich hier erwähnen. Im<br />
vergangenen Februar erlebten wir, Johannes<br />
der Koordinator von Ecuador, Federica und<br />
ich, mit drei weiteren Mitgliedern vom Vicariato<br />
einige spannende Tage im Grenzgebiet zwischen<br />
Ecuador – Peru, dort wo Federica arbeitet.<br />
Wir lernten ein Stück unversehrten Urwald<br />
mit entsprechender Fauna kennen.<br />
Dabei hatten wir viele tiefsinnige Gespräche.<br />
www.bethlehem-mission.ch 3
Rundbrief Nr.3 /Mai <strong>2013</strong> <strong>Bethlehem</strong> <strong>Mission</strong> <strong>Immensee</strong><br />
Im Landestreffen vom April begleiteten uns je<br />
eine oder mehrere Equipen-Mitglieder aus<br />
unseren Arbeitsorten. Die verschiedenen<br />
Sichtweisen zum Thema: Indigene Bevölkerung<br />
, ihre Kultur und ihre Botschaft an uns, waren<br />
für uns alle eine echte Bereicherung.<br />
gemeinsames Spiel<br />
Dank<br />
Einmal mehr danke ich allen, die mich in Gedanken<br />
und mit konkreten Zeichen unterstützen,<br />
von Herzen.<br />
Die Verbundenheit mit Euch gibt mir Kraft<br />
und Mut hier dran zu bleiben im Einsatz für<br />
die Menschen, die in Gefahr sind ihre mitbekommenen<br />
Werte zu verlieren, weil sie von<br />
verschiedenen äusseren Einflüssen geprägt<br />
werden.<br />
Euch wünsche ich wärmere Zeiten, die das<br />
Gemüt in jeder Beziehung erheitern.<br />
„Samashun sumaklla kawsankichik shukpuncha<br />
cama“<br />
Auf Wiedersehen, es möge Euch gut gehen,<br />
bis zum nächsten Mal<br />
Meine Adresse :<br />
Margrit Santschi, Vicariato Apostólico de Aguarico, Apartado 22-01-305<br />
Francisco de Orellana /Coca, Ecuador<br />
Tel. 00593 6 288 26 05 / Handy 00593 98 922 82 83<br />
Wer diesen Rundbrief neu oder nicht mehr erhalten möchte, melde sich bitte bei:<br />
me.santschi@bluewin.ch<br />
Ihre Spende zählt!<br />
Die <strong>Bethlehem</strong> <strong>Mission</strong> <strong>Immensee</strong> deckt alle Kosten meines Einsatzes. Deshalb ist sie auf Ihre<br />
Spende angewiesen. Diese kommt vollumfänglich meinem Einsatz zugute.<br />
PC-Konto 60-394-4<br />
Vermerk: Margrit Santschi, Coca, Ecuador<br />
Herzlichen Dank!<br />
www.bethlehem-mission.ch 4