Leseprobe als PDF - E-cademic
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Mirjam Zimmermann / Michael Hellwig, Wo glaubst du hin?<br />
Hintergrund. So sagt er bereits 2001 in einem in Frankfurt gehaltenen<br />
Vortrag:3<br />
„Wie aber kann die Kommunikationsfähigkeit der Kinder so umfassend<br />
wie möglich gefördert werden? Wir setzen derzeit vor allem auf die rationale<br />
Sprache <strong>als</strong> Kommunikationsinstrument. Sie ist das einzige der<br />
uns mitgegebenen Ausdrucksmittel, das unser Erziehungssystem mit<br />
Nachdruck ausbildet. Nun ist es kein Geheimnis, dass bei einem kommunikativen<br />
Akt ein erheblicher Teil der vermittelten Information über<br />
Mimik, Gestik und Intonation transportiert wird. Auch ist wohlbekannt,<br />
dass durch bildnerische, musikalische, mimische, gestische und tänzerische<br />
Ausdrucksformen Information transportiert werden kann, die sich<br />
in rationaler Sprache nur sehr schwer fassen lässt. Überzeugende Schilderungen<br />
widersprüchlicher Gestimmtheiten gelingen nur selten mit<br />
Worten allein, es sei denn, es liegt lyrische Sonderbegabung vor.“<br />
Vielleicht sollte aber im Umkehrschluss die Frage gestellt werden,<br />
wie Kinder und Jugendliche so gefördert werden können,<br />
dass sie selbst dann, wenn sie keine lyrischen Sonderbegabungen<br />
sind, auch Sprache jenseits rein rationaler Kommunikation verwenden<br />
können. Denn Sprache ist nun einmal der zentrale Kanal<br />
zwischenmenschlicher Kommunikation – und auch das primäre<br />
Ausdrucks- und Darstellungsmedium der Religion.<br />
Für diejenigen, die sich – außerhalb und innerhalb der<br />
Schule – mit kultureller Jugendarbeit befassen, ist die Erkenntnis<br />
der Wichtigkeit kreativen Arbeitens für die Entwicklung von<br />
Kindern und Jugendlichen keine Überraschung. Für sie war es<br />
schon immer eine leitende Grundüberzeugung, dass kulturelle<br />
Bildung ein Fundament für konzentriertes und damit Erfolg versprechenderes<br />
Lernen und Arbeiten schafft, vor allem aber ein<br />
wesentlicher Faktor für die Persönlichkeitsentwicklung ist. Mit<br />
einer gewissen Sorge betrachten sie es allerdings, wenn der „Erfolg“<br />
des kreativen Arbeitens auf soziales Lernen fokussiert wird,<br />
denn dann gerät aus dem Blick, dass es beim künstlerischen Ausdruck<br />
zunächst um Ästhetik geht. Literatur, Malerei, Musik etc.<br />
3 „Was kann ein Mensch wann lernen?“ anlässlich des ersten Werkstattgespräches<br />
der Initiative McKinsey bildet in der Deutschen Bibliothek,<br />
Frankfurt/M. am 12. Juni 2001. Unter: http://www.mpih-frankfurt.mpg.<br />
de/global/Np/Pubs/mckinsey.pdf (24.03.2011).<br />
12 Grundlagen kreativen Schreibens<br />
© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen<br />
ISBN Print: 978-3-525-77004-7 — ISBN E-Book: 978-3-647-77004-8