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<strong>artensuite</strong><br />
Ausstellung: «Urs Lüthi.<br />
Art is the better life»,<br />
Kunstmuseum Luzern,<br />
2009. Foto: Stefano<br />
Schröter. © Kunstmuseum<br />
Luzern/Urs<br />
Lüthi, 2009.<br />
Urs Lüthi. Art is<br />
the better Life<br />
Kunstmuseum<br />
Luzern, Europaplatz<br />
1. Geöffnet Dienstag<br />
und Mittwoch<br />
10:00-20:00 h, Donnerstag<br />
bis Sonntag<br />
10:00-17:00 h.<br />
Bis 10. Mai.<br />
Kunst als besseres Leben<br />
Von Sylvia Mutti<br />
■ Bereits im ersten Ausstellungssaal<br />
des Kunstmuseums Luzern schauen sie<br />
einen lasziv an, die «Numbergirls», eine<br />
Fotoserie bestehend aus zwanzig androgynen<br />
Selbstporträts, die den 1947<br />
geborenen Urs Lüthi 1974 als Shootingstar<br />
in die Schweizer Kunstszene<br />
katapultierten. Bis heute haben die<br />
ästhetisch stringenten Schwarzweissbilder,<br />
die den jungen Lüthi in verführerischer<br />
Pose mit einer Fotografie in<br />
den Händen zeigen, nichts von ihrer<br />
Faszination eingebüsst. Im Verlauf der<br />
zwanzig Porträts scheint der Protagonist<br />
zu altern, bis er im letzten Bild als<br />
Glatzkopf zum melancholischen Schatten<br />
seiner selbst mutiert. Es ist erstaunlich,<br />
wie sehr der Künstler heute, etwas<br />
kugeliger und kahl geworden, diesem<br />
letzten Bild gleicht, als hätte er bereits<br />
damals in seiner Kunst den eigenen, realen<br />
Verfallsprozess vorweggenommen<br />
und dennoch handelt es sich nur um<br />
eine Ähnlichkeit: Lüthi in der Kunst ist<br />
vor allen Dingen eine Kunstfigur und<br />
nicht mit der Persönlichkeit ihres Urhebers<br />
gleichzusetzen.<br />
Mit seinen Selbstporträts hat Urs<br />
Lüthi bereits in seinem frühen Schaffen<br />
ein visuelles Leitmotiv geschaffen, das<br />
ihn bis heute begleiten sollte. Dank<br />
seinem Konterfei können viele seiner<br />
Arbeiten eindeutig als typisch wieder<br />
erkannt werden, trotz der stilistisch<br />
harten Brüche, die in seinem Schaffen<br />
immer wieder auftreten, so etwa von<br />
der Fotografie zur Malerei während der<br />
1980er Jahre. Diese Wechsel sind Programm,<br />
gewissermassen ein Stilmerkmal<br />
an sich, gelingt es dem Künstler<br />
doch stets, einzelne Themenkreise und<br />
insbesondere das Motiv seines Kopfes,<br />
von einer Schaffensphase in die nächste<br />
zu transferieren. Dadurch bleiben<br />
auch im scheinbar Widersprüchlichen<br />
einheitsstiftende Motive erhalten, so<br />
dass sich im Rückblick zahlreiche<br />
Querverbindungen über verschiedene<br />
Werkgruppen hinweg herauszukristallisieren<br />
beginnen. Diesem Umstand<br />
trägt die umsichtige Hängung der als<br />
umfassende Retrospektive angelegten<br />
Ausstellung Rechnung, indem sie Arbeiten<br />
aus verschiedenen Schaffens-<br />
perioden der vergangenen vierzig<br />
Jahre entgegen jeder chronologischen<br />
Anordnung in spannungsvolle Dialoge<br />
zueinander setzt und die multimediale<br />
Arbeitsweise des Künstlers als Gesamtkomplex<br />
erfahrbar macht.<br />
In den Darstellungsmodi der Werbung<br />
findet Urs Lüthi im Verlauf der<br />
1990er Jahre die perfekte Gestaltungs-<br />
weise, um die Aufmerksamkeit des<br />
Publikums zu fesseln: Knallige Farben,<br />
grosse Formate, prägnante Slogans<br />
und glänzende Oberflächen, lassen<br />
die Grenzen zwischen Kunst und<br />
Nicht-Kunst rein optisch verschwinden,<br />
während sie auf der kontextuellen und<br />
inhaltlichen Ebene nach wie vor bestehen<br />
bleiben: Die Idee eines roman-<br />
<strong>artensuite</strong> März Nr. 3 | 09