12.10.2013 Aufrufe

Briefe an die SpenderInnen - Ferien vom Krieg

Briefe an die SpenderInnen - Ferien vom Krieg

Briefe an die SpenderInnen - Ferien vom Krieg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Ferien</strong> <strong>vom</strong> <strong>Krieg</strong><br />

im Sommer 2010<br />

<strong>Briefe</strong> <strong>an</strong> <strong>die</strong> Spender von TeilnehmerInnen aus Palästina<br />

In den ersten Jahren der Aktion „<strong>Ferien</strong> <strong>vom</strong> <strong>Krieg</strong>“ war es üblich, dass <strong>die</strong> Kinder und<br />

Jugendlichen D<strong>an</strong>kbriefe <strong>an</strong> <strong>die</strong> Spenderinnen und Spender schrieben. Häufig entst<strong>an</strong>den<br />

Briefkontakte, von denen einige bis heute bestehen. Doch <strong>die</strong> meisten sind in der Alltagsroutine<br />

eingeschlafen, bei wenigen gab es auch Probleme wegen unterschiedlicher Erwartungen. Wir waren<br />

mit den Übersetzungen überfordert. So werden bei m<strong>an</strong>chen Gruppen <strong>Briefe</strong> geschrieben, bei<br />

<strong>an</strong>deren nicht. Für uns sind sie eine Form der persönlichen Rückmeldung (feed-back), weshalb wir<br />

auch um <strong>die</strong> Erlaubnis zur Veröffentlichung gebeten haben.<br />

M<strong>an</strong>che <strong>Briefe</strong> sind liebevoll bemalt, <strong>an</strong>dere eher Entwürfe auf Schmierpapier. Die meisten sind in<br />

holprigen oder fließendem Englisch geschrieben, viele aber auch in arabisch, hebräisch, kyrillisch<br />

oder kroatisch-bosnisch. Sie müssen also getippt, übersetzt und bearbeitet (gekürzt) werden.<br />

(Die folgenden <strong>Briefe</strong> der palästinensischen Gruppe von Tawasul (Palästina) haben bearbeitet:<br />

Wilfriede Dieter, Brigitte Klass, Sabine Neis, Khalil Toama)<br />

1. Imene (Pal. Jenin)<br />

Ich bin Imene, eine Palästinenserin aus dem geliebten L<strong>an</strong>d Palästina und lebe in Jenin. Jetzt bin ich<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d und weiß nicht genau, welches hohe Ziel der Grund für mein Kommen ist, ob ich<br />

selbst Melo<strong>die</strong>n schreiben werde, oder auf <strong>die</strong> der Anderen t<strong>an</strong>ze.<br />

Eines weiß ich gewiss: Als Palästinenserin leide ich und bin hierher gekommen, damit <strong>die</strong> g<strong>an</strong>ze<br />

Welt meine Stimme hört und von meinem Leid erfährt. Vielleicht wird sie mir ein Freiheitslied<br />

erlauben. Ich kam nicht hierher, um den „Anderen“ Tränen des Mitleids zu entlocken, oder um zu<br />

normalisieren. Ich kam, um sehr laut zu schreien, dass ich Rechte habe, und wie <strong>die</strong> Wahrheit<br />

aussieht. Das Projekt hat mir das ermöglicht.<br />

D<strong>an</strong>k <strong>an</strong> alle, <strong>die</strong> mir <strong>die</strong>s ermöglicht haben, D<strong>an</strong>k auch <strong>an</strong> unseren Koordinator Mohammed.<br />

Ich will nicht weiterreden, weil mein Herz schmerzt und meine Tränen fließen, sol<strong>an</strong>ge meine<br />

Rechte nicht beachtet werden. Ich möchte Euch sagen: Lasst nicht das palästinensische Volk den<br />

hohen Preis zahlen für <strong>die</strong> Fehler <strong>an</strong>derer Völker. Den Deutschen sage ich: Ihr könnt Euch nicht<br />

entlasten, indem ihr zulasst, dass Israel <strong>die</strong> Geschichte instrumentalisiert und das palästinensische<br />

Volk darunter leidet (wörtlich: Lasst nicht zu, dass das palästinensische Volk und sein Leiden durch<br />

<strong>die</strong> Israelis instrumentalisiert werden, um Euch zu entlasten). Ihr sollt Israel nicht rechtfertigen,<br />

wenn der Staat palästinensisches L<strong>an</strong>d besetzt und <strong>die</strong> Menschen ermordet und vertreibt.<br />

Dem israelischen Volk sage ich, dass wir ein legitimes Recht auf <strong>die</strong>ses L<strong>an</strong>d haben. Wir negieren<br />

nicht Euer Recht auf eine Existenz in <strong>die</strong>sem L<strong>an</strong>d, aber durch Eure Machtpolitik und Gewalt<br />

werdet Ihr nur Enttäuschung, Wut und Hass für immer ernten.<br />

Lasst erst Eure Herzen den Frieden wünschen, und erst d<strong>an</strong>n Eure Zunge. Die Lösung ist Frieden<br />

ohne Vorbedingungen.


2. Samah (Pal. Erhielt künstliches Auge)<br />

Auf einem so kleinen Papier k<strong>an</strong>n ich meine Erfahrungen in <strong>die</strong>sem großen Projekt nur schwer<br />

beschreiben. Es gab schwierige Situationen, in denen ich mit neuen Tatsachen konfrontiert war. Ich<br />

habe daraus gelernt, dass m<strong>an</strong> sich engagieren muss und alles ernst nehmen (auch <strong>die</strong><br />

Pünktlichkeit).<br />

Die erste Trennung von meiner Familie - auch wenn sie nur kurz war - hat bei mir das Gefühl<br />

geweckt, dass <strong>die</strong> Fremde schwer ist, obwohl ich Respekt und Bewunderung von meinen<br />

Gastgebern erfahren habe.<br />

Diese Erfahrung hat mein Leben entscheidend verändert. Ich werde sie nie vergessen, weil sie<br />

meine Menschlichkeit herauskristallisierte. So fing ich <strong>an</strong>, <strong>die</strong> <strong>an</strong>dere Seite als Menschen zu sehen.<br />

Ich war eine eher ungeduldige Person mit unklaren Ideen, und habe mich total gew<strong>an</strong>delt. Meine<br />

Erfahrungen in <strong>die</strong>sem Projekt sind das wichtigste Ereignis meines Lebens. Besonders <strong>die</strong> mit den<br />

<strong>an</strong>deren Teilnehmern.<br />

Ursprünglich bin ich ja mit 2 Themen hierher gekommen:<br />

- <strong>die</strong> Beh<strong>an</strong>dlung meines Auges,<br />

- meine Lage und <strong>die</strong> meines Vaters darzustellen und über <strong>die</strong> kriminellen Akte der<br />

Besatzung zu erzählen.<br />

Die Möglichkeit hier ist einmalig, deinen Feind vor der Nase zu sehen und ihm das Vorgehen gegen<br />

das Palästinensische Volk vorzuwerfen.<br />

Zum Schluss bed<strong>an</strong>ke ich mich bei allen, <strong>die</strong> dazu beigetragen haben, dass <strong>die</strong>ses Projekt stattfinden<br />

konnte. Ich wünsche mir, dass „<strong>Ferien</strong> <strong>vom</strong> <strong>Krieg</strong>“ weiterhin und auf l<strong>an</strong>ge Dauer stattfindet, weil<br />

m<strong>an</strong> nur l<strong>an</strong>gfristig positive Schritte zur Lösung des Konflikts machen k<strong>an</strong>n.<br />

D<strong>an</strong>kbare Grüße Samah<br />

3. Rami (Pal. Bethlehem)<br />

Am Anf<strong>an</strong>g will ich meinen tief gefühlten D<strong>an</strong>k <strong>an</strong> alle aussprechen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses Treffen<br />

org<strong>an</strong>isierten. Es war eine großartige Erfahrung und das Wertvollste, was ich bisher erlebt habe. Ich<br />

hatte <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong> menschliche Seite in mir kennenzulernen. Dabei habe ich entdeckt, dass<br />

ich mit der <strong>an</strong>deren Seite sehr guten Kontakt haben k<strong>an</strong>n. Für mein Leben habt Ihr eine große<br />

Veränderung verursacht, und ich wünsche mir, dass <strong>die</strong>ser W<strong>an</strong>del mein g<strong>an</strong>zes weiteres Leben<br />

bestimmt.<br />

4. Roshu<strong>an</strong> (Pal.)<br />

D<strong>an</strong>k <strong>an</strong> alle: <strong>die</strong> Deutschen, das Team und <strong>die</strong> Spender.<br />

Die „<strong>Ferien</strong> <strong>vom</strong> <strong>Krieg</strong>“ waren für mich wertvoll und nützlich. Ich bin zufrieden mit dem, was ich<br />

in den Diskussionen mit der <strong>an</strong>deren Seite beitragen konnte. Ich wünsche mir, dass wir alle so<br />

weitermachen, wie wir hier <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen haben. Trotz einiger kleiner Probleme und<br />

Ausein<strong>an</strong>dersetzungen, <strong>die</strong> wir als Palästinenser unterein<strong>an</strong>der oder mit der israelischen Seite<br />

hatten, war es eine wertvolle Erfahrung, aber auch ein lustiges Experiment, erfolgreich durch eine<br />

exzellente Führung und Beratung.<br />

5. Munis (Pal. Jerusalem)<br />

Ich bed<strong>an</strong>ke mich bei der deutschen Gruppe, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses Projekt realisiert, für <strong>die</strong> Mühe und das<br />

Engagement. Sie machen es möglich, dass wir uns gut fühlen und unsere Stimme bei der <strong>an</strong>deren<br />

Seite gehört wird. Diese Erfahrung ist nicht leicht, besonders für eine Bürgerin, <strong>die</strong> in Jerusalem<br />

lebt und Tag für Tag den Israeli begegnet.<br />

Ich habe hier im Seminar sehr viel gelernt, vor allem, der <strong>an</strong>deren Seite ruhig zuzuhören, nicht<br />

aufzugeben und zu versuchen, mit allen möglichen Mitteln den Frieden zu realisieren.


6. Tamer (Pal. Bi´lin)<br />

Ich bed<strong>an</strong>ke mich bei allen, <strong>die</strong> zum Erfolg <strong>die</strong>ses Projektes beitrugen, besonders bei den 3<br />

Mohammeds und den Mitgliedern des deutschen Teams. Dieses Camp war perfekt. Es wurde alles<br />

dafür get<strong>an</strong>, damit <strong>die</strong> Teilnehmer Neues lernen konnten, sie bekamen sogar Hilfe bei der<br />

Überwindung persönlicher Probleme. Das deutsche Team hat sich Achtung und Respekt ver<strong>die</strong>nt,<br />

weil sie so viel für <strong>die</strong> Menschen und ihre Grundrechte geleistet haben. Bei den Israeli, den<br />

Teilnehmern und Teamern bed<strong>an</strong>ke ich mich für <strong>die</strong> Aufmerksamkeit, mit der sie uns zuhörten, und<br />

für <strong>die</strong> Hilfe, <strong>die</strong> sie uns <strong>an</strong>boten, um <strong>die</strong> Besatzung zu beenden. Und ich d<strong>an</strong>ke meinen Kollegen,<br />

<strong>die</strong> mich wie einen Bruder beh<strong>an</strong>delten.<br />

7. Abdel<br />

Im Namen Gottes, des Barmherzigen.<br />

An das freie deutsche Volk und besonders <strong>an</strong> <strong>die</strong> heroischen Unterstützer des Projektes „<strong>Ferien</strong> <strong>vom</strong><br />

<strong>Krieg</strong>“. Ich bed<strong>an</strong>ke mich für Eure Unterstützung des Palästinensischen Volkes, das seit 61 Jahren<br />

unter Besatzung lebt. Vielen D<strong>an</strong>k für <strong>die</strong> Gastfreundschaft in Eurem großartigen L<strong>an</strong>d.<br />

Das Projekt „<strong>Ferien</strong> <strong>vom</strong> <strong>Krieg</strong>“ gab mir <strong>die</strong> Möglichkeit, mein Leiden der israelischen Seite direkt<br />

zu schildern, das Palästina-Problem zu beschreiben und <strong>die</strong> Rechte der Palästinenser darzustellen.<br />

Ich kam nach Deutschl<strong>an</strong>d, um <strong>die</strong> israelische Seite zu treffen. Gleichzeitig war es eine tolle<br />

Möglichkeit zu entsp<strong>an</strong>nen und den Druck zu mindern, der durch <strong>die</strong> Belagerung und <strong>die</strong><br />

Checkpoints auf mir lastet. Wir haben ausführlich über den Konflikt zwischen uns gesprochen. Am<br />

Schluss konnten wir uns einigen, den Konflikt zu beenden, damit wir einen gerechten und echten<br />

Frieden erreichen können.<br />

Ich d<strong>an</strong>ke allen Spendern g<strong>an</strong>z herzlich, obwohl Worte nicht ausreichen!<br />

Ich wünsche Euch ein Leben voller Fröhlichkeit und Frieden.<br />

8. Abdallah (Pal. Bethlehem)<br />

Grüße <strong>an</strong> alle.<br />

D<strong>an</strong>k <strong>an</strong> das deutsche Team, das palästinensische und das israelische.<br />

Das war für mich eine großartige Erfahrung in jeder Hinsicht, und ich will g<strong>an</strong>z offen meinen<br />

St<strong>an</strong>dpunkt darstellen. Ich habe mich, seit ich hier bin, völlig verändert und ich verspreche Euch,<br />

dass ich ein Faktor sein werde, um Veränderungen zu bewirken.<br />

9. Mahmud und Razen, (Palästinenser aus Israel)<br />

D<strong>an</strong>k <strong>an</strong> alle, das Komitee und <strong>die</strong> Teams hier im Seminar.<br />

Ich bin als junger Palästinenser im Staat Israel Teil der Minderheit und <strong>die</strong>ses Projekt gab mir <strong>die</strong><br />

Möglichkeit darzustellen, wie wir als Minderheit in Israel leiden. Außerdem konnte ich Kontakt zu<br />

meinen palästinensischen Brüdern knüpfen. Ich halte das Projekt für sehr nützlich und erfolgreich.<br />

D<strong>an</strong>ke für <strong>die</strong> Gastfreundschaft.<br />

10. Kazem (Pal. Nablus)<br />

Ich bed<strong>an</strong>ke mich, dass ich <strong>an</strong> <strong>die</strong>sem großartigen Projekt teilnehmen konnte. Die Teamer haben<br />

tolle Arbeit geleistet. Ich hatte nicht erwartet, dass wir unsere Botschaften <strong>an</strong> das israelische Volk<br />

so klar und deutlich aussprechen könnten.<br />

D<strong>an</strong>ke, d<strong>an</strong>ke sehr!


11. Jasim<br />

Ich habe keine Worte für meine Gefühle. Es ist sicher nicht leicht, <strong>die</strong>ses Projekt zu realisieren und<br />

es hat Euch viel Mühe und Geld gekostet. Wir haben uns hier mit der <strong>an</strong>deren Seite getroffen und<br />

einen echten Dialog geführt, es gab keine Grenzen zwischen uns.<br />

Mein Respekt und mein D<strong>an</strong>k für das Team und alle, <strong>die</strong> das Seminar möglich gemacht haben. Ihr<br />

habt als Institution und als Personen viel get<strong>an</strong> für <strong>die</strong> Menschen und <strong>die</strong> Menschlichkeit, <strong>die</strong> das<br />

Wertvollste und Schönste ist, was wir besitzen.<br />

12. Brief<br />

Ich d<strong>an</strong>ke dem deutschen Team und allen, <strong>die</strong> dazu beigetragen haben, dass es <strong>die</strong>ses Projekt gibt.<br />

Besonders d<strong>an</strong>ke ich Mohammed, der mehr als wunderbar war.<br />

Ich habe hier viel Neues gelernt, auch Geduld und Toler<strong>an</strong>z gegenüber der <strong>an</strong>deren Seite. Es war<br />

eine wunderbare Erfahrung. Ich werde das, was ich hier gelernt habe, in mein tägliches Leben<br />

integrieren, damit sich etwas verändert, und wir einen palästinensischen Staat aufbauen.<br />

13. Fatwa<br />

Ich d<strong>an</strong>ke allen, <strong>die</strong> geschwitzt haben, damit das Projekt stattfinden konnte und <strong>die</strong> Idee hatten,<br />

Israelis und Palästinenser unter einem Dach zusammen zu bringen, weit ab <strong>vom</strong> Konfliktgebiet.<br />

(Sie zählt d<strong>an</strong>n alle TeamerInnen auf und bed<strong>an</strong>kt sich besonders beim deutschen Team.)<br />

14. Mohammed<br />

D<strong>an</strong>k <strong>an</strong>.... Ich will allen sagen, dass <strong>die</strong>se Tage echt <strong>die</strong> schönste Zeit meines Lebens waren.<br />

(Es folgen 8 Strophen eines Gedichtes über schweren Abschied und Trennung.)<br />

15. Mahmud, Pal.<br />

Ich d<strong>an</strong>ke allen, besonders aber Shulti, den israelischen Teamern und den deutschen Ver<strong>an</strong>staltern.<br />

Ihr habt das Unmögliche möglich gemacht. Ich begegnete zum ersten Mal Menschen, <strong>die</strong> mein<br />

Leiden mitfühlten, <strong>die</strong> aber auch Wert darauf legten, dass <strong>die</strong> Anderen mir Zeit gaben, mir zuhörten<br />

und mein Leiden kennenlernten.<br />

Diese 14 Tage waren sehr schön und ich habe auch viel Vergnügen gehabt.<br />

16. Brief<br />

Ich d<strong>an</strong>ke allen, unseren Teamern und allen Deutschen, <strong>die</strong> uns so warmherzig betreut haben. Wir<br />

konnten uns auch ein Bild machen über Deutschl<strong>an</strong>d und seine Regierung.<br />

Ich war froh, hier zu sein und <strong>an</strong> <strong>die</strong>sem Projekt teilgenommen zu haben. Mein Respekt auch für<br />

alle TeilnehmerInnen und <strong>die</strong> Teams.<br />

17. Brief<br />

Ich d<strong>an</strong>ke vor allem den Sponsoren. Ich d<strong>an</strong>ke Ihnen nicht nur dafür, dass ich <strong>die</strong> Ch<strong>an</strong>ce hatte,<br />

nach Deutschl<strong>an</strong>d zu kommen und auch etwas Spaß zu haben fern der <strong>Krieg</strong>szone, in der ich lebe,<br />

sondern weil Sie mir zum erstenmal in meinem Leben <strong>die</strong> Möglichkeit gaben, mich als Mensch zu<br />

fühlen, mit Gefühlen und Ged<strong>an</strong>ken!<br />

Es ist wunderbar zu spüren, dass m<strong>an</strong> sich völlig verändert hat, und es ist großartig, dar<strong>an</strong> zu<br />

glauben, dass wir mit der <strong>an</strong>deren Seite im selben L<strong>an</strong>d leben können, nachdem es hier im Seminar<br />

so viel Verständnis und gegenseitige Anerkennung gab. Mein größter Traum wurde mir hier sehr<br />

viel klarer: für Hum<strong>an</strong>ität auf der g<strong>an</strong>zen Welt zu arbeiten.


Ich hoffe, dass ich bald <strong>die</strong> Möglichkeit dazu habe.<br />

Dr Ahmed<br />

18. Brief<br />

Ich d<strong>an</strong>ke allen Spendern, <strong>die</strong> mir <strong>die</strong>se außergewöhnliche Möglichkeit gaben.<br />

Obwohl ich harte Erfahrungen hinter mir habe, machten <strong>die</strong>se 2 Wochen mit gemischten Gefühlen<br />

mich zu einem Optimisten. Ich hatte <strong>die</strong> Möglichkeit, g<strong>an</strong>z verschiedene Menschen zu treffen mit<br />

unterschiedlichem Hintergrund, Israelis und Palästinenser. Diese Mischung brachte g<strong>an</strong>z<br />

verschiedene Perspektiven des Konflikts zu Tage.<br />

Ich habe eine Menge gelernt über mich und <strong>die</strong> Anderen. Das Projekt hat mir den Startpunkt<br />

gewiesen, von dem aus ich vorwärts gehen soll, und deshalb sage ich nochmals D<strong>an</strong>ke, dass ich<br />

<strong>die</strong>se Ch<strong>an</strong>ce hatte. Ich gehe nach Hause von <strong>die</strong>sem Projekt, um für eine Änderung zu arbeiten,<br />

und mein Einsatz wird hoffentlich zum Friedensprozess beitragen.<br />

19. Brief<br />

Ich d<strong>an</strong>ke allen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses Programm gepl<strong>an</strong>t und durchgeführt haben. Sie haben mir <strong>die</strong><br />

Möglichkeit gegeben, meine Meinung zu äußern und über <strong>die</strong> traurige Realität zu sprechen, in der<br />

wir Palästinenser täglich leben. Jedem sei D<strong>an</strong>k, der mir ermöglichte, <strong>die</strong> Israelis von der <strong>an</strong>deren<br />

Seite des Konflikts zu treffen, damit wir gemeinsam <strong>die</strong>se Realität verändern.<br />

Diese zwei Wochen waren <strong>die</strong> besten Tage meines Lebens! Es war eine großartige Erfahrung, <strong>die</strong><br />

meine Persönlichkeit reifen ließ, meine Talente entwickelte und mich neue Verhaltensweisen in mir<br />

entdecken ließ. Sie halfen mir auch, mit meinen Leuten und mit den Israelis ins Gespräch zu<br />

kommen.<br />

Es war wirklich ein Wendepunkt in meinem Leben und in meiner Persönlichkeit. Ich hoffe, wir alle<br />

nutzen <strong>die</strong>se Erfahrung für unser tägliches Leben und setzen das Gelernte in Praxis um.<br />

20. Brief<br />

Ich d<strong>an</strong>ke allen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses Programm gepl<strong>an</strong>t und zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht<br />

haben. Sie gaben uns <strong>die</strong> Möglichkeit, nach Deutschl<strong>an</strong>d zu kommen und hier eine großartige Zeit<br />

zu erleben, wo wir uns als Palästinenser wie im Traum fühlten. Unvergessliche Momente werden<br />

Teil meines zukünftigen Lebens sein.<br />

Ich d<strong>an</strong>ke auch dem deutschen Team, unseren Gastgebern. Sie waren Teil des Erfolgs, indem sie<br />

uns einen schönen Rahmen boten, um über unsere Gefühle und Ged<strong>an</strong>ken zum <strong>Krieg</strong> zu sprechen.<br />

21. Brief<br />

Es gibt so viel zu sagen, womit soll ich beginnen?<br />

Zuerst bed<strong>an</strong>ke ich mich bei allen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>ses Projekt unterstützen, <strong>die</strong> uns ermöglichen,<br />

Deutschl<strong>an</strong>d zu besuchen, ein L<strong>an</strong>d, das gelitten hat und den Wiederaufbau aus eigener Kraft<br />

geschafft hat zu einem hochentwickelten L<strong>an</strong>d.<br />

Dieses Experiment hat meine Ansichten umgekrempelt. Es hat mir das Gefühl vermittelt, dass ich<br />

ein Mensch bin und <strong>die</strong> Israelis auch Menschen sind, er oder sie keine Monster sind. Zuerst war ich<br />

ängstlich, einen von ihnen überhaupt <strong>an</strong>zusehen, aber nun reden wir mitein<strong>an</strong>der, essen zusammen<br />

und haben zusammen Spaß. D<strong>an</strong>ken möchte ich auch dafür, dass ich hier Frieden mit mir selbst<br />

gefunden habe und mich jetzt besser kenne.<br />

Nun gehen wir zurück in unseren Alltag, das k<strong>an</strong>n schockierend sein, aber Hoffnung und Glaube <strong>an</strong><br />

mich selbst und <strong>an</strong> <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> ich hier traf, wird uns vorwärts bringen. Ich will nicht <strong>die</strong><br />

g<strong>an</strong>ze Welt auf einmal verändern, ich habe mit mir selbst begonnen und werde mit meiner kleinen<br />

Gruppe weitermachen, auf <strong>die</strong>sem Weg wird sich alles ändern.


Mein Startpunkt ist, dass alle Menschen ein Recht auf Leben haben. Bitte, führt <strong>die</strong>se Arbeit fort,<br />

damit <strong>die</strong> Menschen ihre eigenen Erfahrungen machen, auf <strong>die</strong>sem Weg des ehrlichen Umg<strong>an</strong>gs<br />

mitein<strong>an</strong>der.<br />

22. Brief<br />

Jedem Einzelnen, der <strong>die</strong>ses Projekt zu einem erfolgreichen Ende gebracht hat, sei D<strong>an</strong>k und<br />

Wertschätzung ausgesprochen<br />

Diese zwei Wochen waren voller Erfahrungen, <strong>die</strong> mein Leben bereichert haben. Ich traf nicht nur<br />

mit den Israelis zusammen sondern verstehe jetzt den Arabisch-Isarelischen Konflikt in einer viel<br />

tiefer gehenden Weise. Auch mit mir selbst bin ich zufrieden. Ich verhielt mich ehrlich und<br />

verständnisvoll, hörte jedem Teilnehmer bis zum Ende zu und respektierte ihren St<strong>an</strong>dpunkt. Diese<br />

Erfahrungen haben mir auch g<strong>an</strong>z persönlich viel gegeben: ich forderte mich selbst heraus und habe<br />

dabei neue Seiten meiner Persönlichkeit entdeckt. Palästinenser mit verschiedenem Hintergrund zu<br />

treffen war auch sehr bereichernd. Als letztes aber sicherlich sehr Wichtiges möchte ich sagen, dass<br />

ich hier erfahren habe: Es gibt Israelis, <strong>die</strong> bereit sind, sich mit Palästinensern zusammen zu setzen<br />

und zu verh<strong>an</strong>deln. Nicht alle Israelis sind einverst<strong>an</strong>den mit ihrer Regierung und deren Politik des<br />

politisch rechten Flügels.<br />

23. Brief (Palästinenser aus Israel)<br />

Ich habe schon <strong>an</strong> einer Reihe von Seminaren teilgenommen mit dem Ziel, friedliche Methoden<br />

einer Lösung des Nahostkonflikts zu finden. Bevor ich hierher kam dachte ich, <strong>die</strong>ses Projekt hier<br />

sei ähnlich den <strong>an</strong>deren Programmen. Jetzt ist der letzte Tag, und ich muss Ihnen sagen, <strong>die</strong>se<br />

Erwartung war falsch.<br />

Aus persönlicher Sicht wurde ich in dreierlei Weise trainiert/ interrichtet/ beeinflusst.<br />

1) Ich konnte Israelis von der <strong>an</strong>deren Seite des Konflikts treffen, <strong>die</strong> 100 % politisch links<br />

stehen. Das bedeutet, sie sind gegen <strong>die</strong> Ungerechtigkeiten, <strong>die</strong> im Konflikt <strong>an</strong>gewendet<br />

werden. Ich habe ihnen zu verstehen gegeben, dass es Menschen gibt, <strong>die</strong> sie direkt<br />

unterstützen und sie schätzen. In den Sitzungen konnte ich meine palästinensischen Kollegen<br />

dahingehend beeinflussen, flexibler zu sein und <strong>die</strong> Tatsache <strong>an</strong>zuerkennen, dass nicht alle<br />

Israelis zornige Soldaten mit Gewehr sind.<br />

2) Das Leben der Anderen ist mir jetzt sehr bewusst, so <strong>die</strong> täglichen Kämpfe der Menschen,<br />

<strong>die</strong> ich in meinem normalen Leben zu Hause (Ost-Jerusalem) nicht direkt treffen k<strong>an</strong>n.<br />

Menschen beider Seiten, Palästinenser und Israelis. Ich glaube, <strong>die</strong>ses Programm hat als<br />

Hauptziel, junge Männer für zukünftige Führungspositionen zu trainieren und ihnen alle<br />

Aspekte des Konflikts bewusst zu machen.<br />

3) Nach meinem Eindruck zielte <strong>die</strong>ses Seminar nicht auf Konfliktlösungen. Ich wurde mit<br />

eigenen Fehlern konfrontiert, deren ich in meinem täglichen Leben nicht gewahr bin. Jetzt<br />

kenne ich g<strong>an</strong>z genau meine Schwächen in der Verh<strong>an</strong>dlungsführung und habe professionelle<br />

Wege gefunden, sie zu ändern oder sie mit professioneller Hilfe loszuwerden.<br />

4) Andererseits zeigen Fotos und Videos mit Lachen und Umarmungen deutlich, dass<br />

großartige Freundschaften entst<strong>an</strong>den sind. Allerdings denke ich, dass es für mich als<br />

Palästinenser aus Ostjerusalem fast unmöglich sein wird, eine Freundschaft mit jem<strong>an</strong>dem von<br />

der <strong>an</strong>deren Seite aufrecht zu erhalten. Nicht weil ich es nicht will, oder <strong>die</strong> Israelis hier es<br />

nicht wollen, sondern weil es um mich herum physisch oder sozial keinen Raum gibt für beide<br />

Seiten, um Freundschaft zu schließen. Hier in Deutschl<strong>an</strong>d konnte nicht nur ich echte<br />

Freundschaften schließen, sondern auch <strong>die</strong> meisten meiner palästinensischen Freunde. Zum<br />

Schluss, aber durchaus wichtig: ich habe großartige palästinensische Freunde gewonnen und<br />

hatte <strong>die</strong> Möglichkeit, eines der in ökonomischer und historischer Hinsicht reichsten Länder<br />

Europas kennenzulernen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!