Holzfeuerungen - Feuerungskontrolle.ch
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Problematik Feinstaub<br />
Liebe Leser<br />
In der SKMV-Zeitung habe i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> geäussert,<br />
dass hinsi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> des Feinstaubes<br />
aus einer Mücke ein Elefant gema<strong>ch</strong>t<br />
wird. Damit will i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t sagen,<br />
dass der Feinstaub auf unsere Gesundheit<br />
keine negativen Auswirkungen<br />
hat. Si<strong>ch</strong>er ist hier Handlungsbedarf<br />
angezeigt. Allerdings waren wir vor 20<br />
Jahren wesentli<strong>ch</strong> höheren Feinstaubbelastungen<br />
ausgesetzt, eine Tatsa<strong>ch</strong>e,<br />
die nirgends Erwähnung findet.<br />
Es ma<strong>ch</strong>t jedo<strong>ch</strong> wenig Sinn, wenn<br />
heute mit radikalen und eins<strong>ch</strong>neidenden<br />
Massnahmen (Verboten) auf dem<br />
Buckel der Bevölkerung ohne Lobby innert<br />
kurzer Zeit die Luftqualität verbessert<br />
werden soll. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> wäre es<br />
ein Lei<strong>ch</strong>tes, dur<strong>ch</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Massnahmen<br />
wie z. B. ein Partikelfilterzwang<br />
auf neu zugelassene Dieselfahrzeuge<br />
(aber au<strong>ch</strong> im Transitverkehr!)<br />
sowie eine Zertifzierung von neuen<br />
<strong>Holzfeuerungen</strong> na<strong>ch</strong>haltige Verbesserungen<br />
zu erzielen. Leider s<strong>ch</strong>eint dies<br />
ni<strong>ch</strong>t so einfa<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong> zu sein, weil<br />
wir uns offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> dem EU-Re<strong>ch</strong>t<br />
beugen müssen.<br />
I<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te eu<strong>ch</strong> einen Beri<strong>ch</strong>t in der<br />
NZZ ni<strong>ch</strong>t vorenthalten.<br />
Der Präsident VSFK<br />
Kurt S<strong>ch</strong>wab<br />
Neue Zür<strong>ch</strong>er Zeitung, 23. 8. 2006<br />
Fors<strong>ch</strong>ung und Te<strong>ch</strong>nik<br />
AA Auswärtige Autoren<br />
Wie die Luftvers<strong>ch</strong>mutzung<br />
der Gesundheit s<strong>ch</strong>adet<br />
Wissensstand zu den akuten Auswirkungen<br />
und Langzeitfolgen<br />
Heute ist unbestritten, dass die Luftvers<strong>ch</strong>mutzung<br />
eine Vielzahl von Krankheiten<br />
verursa<strong>ch</strong>t und das Leben verkürzen<br />
kann. Brisant sind in diesem Zusammenhang<br />
au<strong>ch</strong> neue Studienresultate zur<br />
Rolle des Strassenverkehrs. No<strong>ch</strong> gibt es<br />
aber offene Fragen, etwa zur unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong><br />
ausgeprägten Empfindli<strong>ch</strong>keit<br />
auf die Lufts<strong>ch</strong>adstoffe.<br />
16<br />
Von Nino Künzli*<br />
Verbrennungsprozesse in Verkehr, Industrie<br />
und Haushalten sind die wi<strong>ch</strong>tigsten<br />
Ursa<strong>ch</strong>en der Luftvers<strong>ch</strong>mutzung.<br />
Dank vers<strong>ch</strong>iedenen Luftreinhaltemassnahmen<br />
hat si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> die<br />
Luftqualität in vielen westli<strong>ch</strong>en Ländern<br />
in den letzten 20 Jahren teilweise<br />
verbessert. Der spektakuläre Smog, der<br />
die S<strong>ch</strong>weiz im vergangenen Winter<br />
während einer lange andauernden Inversionslage<br />
einhüllte, hat aber daran<br />
erinnert, dass es weiterhin (hausgema<strong>ch</strong>te)<br />
Probleme gibt. Die Konzentrationen<br />
des Feinstaubs – ein gesundheitli<strong>ch</strong><br />
relevanter Leits<strong>ch</strong>adstoff für das<br />
komplexe Gemis<strong>ch</strong> «Luftvers<strong>ch</strong>mutzung»<br />
– überstiegen im Februar den<br />
Jahresmittelwert um das Zehnfa<strong>ch</strong>e<br />
und lagen im Mittelland an einigen<br />
Tagen im Berei<strong>ch</strong> von 200 Mikrogramm<br />
pro Kubikmeter (lg/m* 3 ) – so ho<strong>ch</strong><br />
wie in stark vers<strong>ch</strong>mutzten Metropolen<br />
Asiens und Südamerikas oder in Mexiko-Stadt<br />
jeden Tag.<br />
Kein S<strong>ch</strong>wellenwert<br />
Die akuten Wirkungen der Luftvers<strong>ch</strong>mutzung<br />
– also jene S<strong>ch</strong>äden, die<br />
innerhalb von wenigen Stunden bis<br />
Tagen auftreten – sind gut erfors<strong>ch</strong>t.<br />
Dabei gilt: Je höher die S<strong>ch</strong>adstoffkonzentration<br />
ist, umso stärker und häufiger<br />
sind die Auswirkungen auf die Gesundheit.<br />
Dieser Zusammenhang ist linear<br />
und für vers<strong>ch</strong>iedene S<strong>ch</strong>adstoffe<br />
(z. B. Feinstaub und Ozon) gut belegt.<br />
Es gibt also keinen «S<strong>ch</strong>wellenwert»,<br />
unterhalb dessen die Luft für die Gesundheit<br />
bedenkenlos ist.<br />
Ni<strong>ch</strong>t nur im Winter- oder Sommersmog,<br />
sondern au<strong>ch</strong> an Tagen mit<br />
«ganz normaler Luftvers<strong>ch</strong>mutzung»<br />
lassen si<strong>ch</strong> deshalb gesundheitli<strong>ch</strong>e<br />
Wirkungen na<strong>ch</strong>weisen: Die Lungenfunktion<br />
vers<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>tert si<strong>ch</strong>; Bron<strong>ch</strong>ien,<br />
die Lungen und das Gefässsystem<br />
reagieren mit Entzündung;<br />
Husten, Asthmabes<strong>ch</strong>werden, Lungen-<br />
entzündungen,Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkte und S<strong>ch</strong>laganfälle<br />
häufen si<strong>ch</strong>. Entspre<strong>ch</strong>end nehmen<br />
au<strong>ch</strong> Arztbesu<strong>ch</strong>e, Spitaleinweisungen,<br />
Arbeits- und S<strong>ch</strong>ulabsenzen zu.<br />
Die Spitze des Eisbergs all dieser Folgen<br />
ist die Zunahme der Todesfälle. Dies ist<br />
in über 200 Studien belegt (au<strong>ch</strong> für<br />
Züri<strong>ch</strong>, Basel und Genf). Als Faustregel<br />
gilt: Nimmt der Tagesmittelwert der<br />
Feinstaubkonzentration um 10 lg/m* 3<br />
zu, so steigt die Sterbli<strong>ch</strong>keit in den folgenden<br />
Tagen um etwa 1 Prozent.<br />
Die Auswirkungen der Luftvers<strong>ch</strong>mutzung<br />
lassen si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einzelnen<br />
S<strong>ch</strong>adstoffen zuordnen. Sie sind vielmehr<br />
das Resultat eines komplexen,<br />
im Detail wenig erfors<strong>ch</strong>ten Zusammenspiels<br />
von Hunderten von aggressiven<br />
gas- und staubförmigen Stoffen,<br />
von denen allerdings nur wenige regelmässig<br />
gemessen werden. Einzelne<br />
Leits<strong>ch</strong>adstoffe wie die Feinstäube mit<br />
einem Dur<strong>ch</strong>messer von bis zu 2,5<br />
oder 10 Mikrometern (PM 2,5 beziehungsweise<br />
PM 10), Kohlenmonoxid<br />
(CO), Ozon (O3) oder S<strong>ch</strong>wefeldioxid<br />
(SO2) sind hingegen experimentell intensiv<br />
erfors<strong>ch</strong>t. Von biologis<strong>ch</strong>er Bedeutung<br />
ist vor allem die stark oxidierende<br />
Wirkung vieler S<strong>ch</strong>adstoffe,<br />
insbesondere von PM2,5, PM10, O3<br />
und NO2. Für den Organismus besteht<br />
die Herausforderung darin, diese<br />
Oxidanzien effektiv zu neutralisieren<br />
und staubförmige Eindringlinge abzuwehren.<br />
Diese Verteidigungsprozesse sind allerdings<br />
ni<strong>ch</strong>t immer erfolgrei<strong>ch</strong> und können<br />
in den Atemwegen, der Lunge<br />
sowie im Blutkreislauf zu Abwehrreaktionen<br />
führen, die si<strong>ch</strong> letztli<strong>ch</strong> in den<br />
erwähnten Symptomen und Krankheiten<br />
äussern. Au<strong>ch</strong> das autonome Nervensystem<br />
reagiert prompt auf S<strong>ch</strong>adstoffbelastungen.<br />
Bedeutend sind vor<br />
allem Veränderungen des Herzrhythmus,<br />
die im Extremfall zum Herzstillstand<br />
führen. Dies wurde etwa an Patienten<br />
mit Herzs<strong>ch</strong>rittma<strong>ch</strong>ern untersu<strong>ch</strong>t.