60 Jahre Recht auf Nahrung - FIAN Österreich

Selbstmorden hervorbringt. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines
Kaiowa liegt bei 45, die anderer Brasilianer bei 72 Jahren.
Späte Anerkennung versprochener Landrechte?
Die brasilianische Verfassung von 1988 gibt indigenen Gruppen das Recht,
historisch angestammte Ländereien (wieder) in Anspruch zu nehmen.
Artikel 231 führt aus: Die soziale Organisation, Bräuche, Sprachen, Glaubensvorstellungen
und Traditionen wie auch überlieferte Landansprüche
indigener Gruppen werden anerkannt. Es liegt in der Verantwortung des
Staates, die Landflächen entsprechend auszuweisen und das Eigentum indigener
Gruppen zu schützen. Lediglich fünf Jahre sollte es dauern, um die
Landregistrierung umzusetzen, doch in manchen Fällen ist sie auch nach
20 Jahren noch nicht erfolgt.
Manche treibt die Verzweiflung über ihre Situation in die Landbesetzung.
Dann allerdings sitzen sie fest in Lagern, wo sie den Anfeindungen und
bewaffneten Angriffen der Landbesitzer ausgesetzt sind. Ihre Anführer, die
sich aktiv im Kampf für Landrechte einsetzen, leben gefährlich. Allein im
Jahr 2007 wurden sechs Kaiowa Aktivisten im Zusammenhang mit Landkonflikten
umgebracht.
Alternativen, die keine sind: Ausbeutung oder Wohlfahrt
Um überhaupt überleben zu können, verdingen sich die Kaiowa zunehmend
als Tagelöhner auf Zuckerrohrplantagen. Hier herrschen raue Verhältnisse.
Die Ethanol-Destillerien schießen aus dem Boden wie Pilze und um den stetig
wachsenden Agro-Diesel-Markt zu bedienen, schlägt ein Arbeiter ca. zehn
Tonnen Zuckerrohr am Tag. Harte Arbeit unter brennender Sonne, die bestenfalls
zehn Euro täglich einbringt. Die Unterbringung ist oftmals schlecht,
die Qualität der Nahrung niedrig und viele Dinge des täglichen Lebens müssen
zu überhöhten Preisen direkt auf der Plantage eingekauft werden.