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Multhaupt Hermann, Elisabeth von Thüringen, Ein Leben voller ...

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BUCHBESPRECHUNG<br />

ELISABETH. <strong>Leben</strong> und Legenden der Heiligen <strong>Elisabeth</strong>, ungarische Königstochter und<br />

thüringische Landgräfin (1207 – 1231). Kalender 2007 hrsg. vom Lionsclub Eisenach-<br />

Wartburgregion, gegen eine Spende <strong>von</strong> 10 Euro erhältlich bei: Friedrich Schlecht,<br />

Johannes-Rothe-Str. 17, 99831 Creuzburg, Lions Förderverein Eisenach<br />

Der Lionsclub Eisenach hat einen Jahreskalender für 2007 herausgegeben, der mit ausdrucksstarken<br />

Bildern illustriert ist. Es sind Illustrationen aus einem <strong>Elisabeth</strong>leben aus dem Jahr<br />

1481; entstanden im St. Klara Kloster in Freiburg im Breisgau. Die Nonne Sibylla <strong>von</strong><br />

Bondorf, abgebildet auf dem Titelbild und dem Januarblatt, hat damit die erste Vita der<br />

heiligen <strong>Elisabeth</strong> illustriert und zu einer besonderen Kostbarkeit werden lassen. 1 Diese Vita<br />

des Dominikaners Dietrich <strong>von</strong> Apolda wurde hier durch Klarissinnen weitergegeben,<br />

Schreiberin war Elisbeth Schriberin oder Vogtin 2 .<br />

Geschützt werden die Originalbilder durch grobe Leintücher, wie es auf dem Titelbild zu<br />

sehen ist. Dargestellt sind hier der heilige Franz <strong>von</strong> Assisi und die heilige Klara, <strong>von</strong> denen<br />

sich <strong>Elisabeth</strong> zu ihrem <strong>Leben</strong> in Armut inspirieren ließ. Alle weiteren Bilder stellen die<br />

Heilige dar: im Gebet vor einem Altar, mit Christus am Kreuz, Kranken die Füße waschend,<br />

Geld und Brot verschenkend und Kinder mit Essen und Trinken versorgend. Sie wird in<br />

bekannten Situationen gezeigt, wie in ihrer Christusvision und bei ihrer Vertreibung <strong>von</strong> der<br />

Wartburg, aber auch wie andere Frauen am Spinnrocken. Ihre Geburt und ihr Tod werden<br />

ebenso dargestellt wie das Kreuzwunder.<br />

Wie Ulrike Bodemann schreibt, ist die hier wiedergegebene Handschrift besonders prächtig<br />

ausgestattet: Pergament, Deckfarben und reichlich Blattgold werden verwendet, was in<br />

deutschen Handschriften nicht unbedingt üblich ist. Außerdem betont sie, dass Sibylla schon<br />

aus einem „um 1450 bereits ‚etablierten’ Fundus oberrheinischer Nonnenmalerei schöpfen<br />

konnte“. 3<br />

Das wichtigste Thema für Sibylla aus der kleinen Stadt Bondorf im Südschwarzwald und ihre<br />

Mitschwestern ist die Nachfolge Jesu. Dass diese nicht nur für Ordensangehörige gilt, zeigt<br />

die junge Laienfrau mit langen blonden Haaren und einem geblümten roten Kleid, die auf den<br />

Bildern im Januar, im Juli und im Dezember zu sehen ist; neben immer wieder vorkommenden<br />

Klarissinnen. Wie ihre Darstellung zu verstehen ist, kann nicht eindeutig festgelegt<br />

werden. Laienfrauen könnten auch auf die Laienschwestern, auf Novizinnen oder die<br />

„minnende Seele“ hinweisen. Ulrike Bodemann vermutet, dass Sibylla <strong>von</strong> Bondorf als<br />

Novizenmeisterin tätig war. Die Abbildungen versteht sie als Botschaft an die neue Äbtissin,<br />

1 Sibylla war zu dieser Zeit Konventualin. Urkundliche Belege aus Freiburg fehlen, da das Klarissenhaus in der<br />

Freiburger Altstadt 1713 überschwemmt wurde und dadurch vieles aus dem Archiv des Klosters zerstört wurde.<br />

2 Leipzig, Deutsche Buch- und Schriftmuseum, Klemmsammlung I, 104, zur ausführlichen Beschreibung siehe<br />

Anhang zum Tagungsabstract <strong>von</strong> der Germanistin Ulrike Bodemann „Frauen- Kloster – Kunst. Neue<br />

Forschungen zur Kulturgeschichte des Mittelalters“, Mühlheim/Ruhr, 13. – 16. 5. 2005, zu finden im Internet.<br />

3 Vgl. S. 8 dieses Tagungsabstractes und Anmerkung 32.


das Noviziat nicht zu vernachlässigen. 4 Ich denke, dass auch die Deutung möglich ist, die<br />

Romuald Banz gibt: „ist doch die minnende Seele diejenige, die wie die Novizin noch nicht<br />

bei Gott, noch auf dem Weg zur unio, zur mystischen Vereinigung. 5<br />

Hochwertig, klar und ausdrucksstark, so würde ich diesen Kalender charakterisieren. Die<br />

aufgezeigten <strong>Leben</strong>sdaten und Zusammenhänge zeigen wie aufmerksam der Lionsclub in<br />

Eisenach diese Bilder ausgesucht hat und mit ihnen zugleich mit <strong>Elisabeth</strong> Sibylla Bondorf<br />

und ihre Kunst für uns heute sichtbar macht. So kann <strong>Elisabeth</strong> <strong>von</strong> <strong>Thüringen</strong> auch für die<br />

„normale“ Frau <strong>von</strong> heute Vorbild werden, denn sie ist eine der wenigen Frauen der Kirchengeschichte,<br />

deren <strong>Leben</strong>sform als Mutter und Ehefrau gewürdigt wird. Es wird mir eine<br />

Freude sein, mich <strong>von</strong> ihm durch das <strong>Elisabeth</strong>jahr begleiten zu lassen.<br />

Irene Löffler, Nov. 2006<br />

4 Vgl. S. 11, zur Schreiberin S. 12 f.<br />

5 Anmerkung 43 verweist auf Romuald Banz: Christus und die minnende Seele. Zwei spätmittelalterliche<br />

Gedichte. Breslau 1908.<br />

Arbeitsgemeinschaft Frauenseelsorge Bayern<br />

Geschäftsstelle Erzbischöfliches Ordinariat, Rochusstraße 5 – 7, 80333 München<br />

Tel. 089/2137-2213, Fax 089/2137-2215, e-mail: agfsb@ordinariat-muenchen.de

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