Der „Tragische Optimismus“ - Viktor Frankl Zentrum
Der „Tragische Optimismus“ - Viktor Frankl Zentrum
Der „Tragische Optimismus“ - Viktor Frankl Zentrum
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Mariannengasse 1 / 15 | 1090 Wien<br />
FREUDE AM LEBEN HABEN, TROTZ GROSSER HERAUSFORDERUNGEN<br />
<strong>Der</strong> <strong>„Tragische</strong> <strong>Optimismus“</strong> nach V. E. <strong>Frankl</strong><br />
in Anbetracht von Leid Schuld und Tod<br />
<strong>Der</strong> Mensch als antwortendes und verantwortendes Wesen<br />
Was sagen wir<br />
• einem Mann, der durch den Tod seine junge Frau verliert und mit zwei Kleinkindern<br />
zurück bleibt?<br />
• einem Sohn, der erfährt, dass sein Vater eine progredient verlaufende unheilbare<br />
Erkrankung hat?<br />
• einem Mädchen, das erkennt, dass es große Schuld auf sich geladen hat?<br />
Hölderlin<br />
„Wo aber Gefahr wächst, wächst das Rettende auch!“<br />
Das Rettende liegt im Menschenbild V. E. <strong>Frankl</strong>s verborgen<br />
Das Geistige im Menschen kann dem Psychophysikum gegenübertreten, kann dazu<br />
Stellung beziehen und entscheiden, wie auf Lebensfragen geantwortet werden soll. Es<br />
korrespondiert mit dem „Gesollten“, dem „Bestmöglichen“ (vor dem eigenen Gewissen)<br />
einer bestimmten Person in einer bestimmten Situation und ist nicht dem psychischen<br />
Druck des „Gewollten“ ausgeliefert.<br />
Dieses Menschenbild hat <strong>Frankl</strong> nicht im geheizten Studierzimmer entworfen, sondern<br />
eindrucksvoll vorgelebt und zwar unter leidvollsten Bedingungen im KZ: „Ihr könnt mir alles<br />
antun, aber ihr habt nie in der Hand, wie ich darauf reagieren werde.“<br />
Seite 1 von 3 © Schechner 2007
Jedes Individuum ist in seiner Einzigartigkeit und Einmaligkeit gefragt und auf jeden<br />
warten immer wieder einzigartige und einmalige Aufgaben, freudvolle oder tragische, um<br />
aus ihnen ein Optimum heraus zu ringen - auch aus der Tragik, die durch Leid, Schuld<br />
oder Tod entsteht. <strong>Frankl</strong> spricht in diesem Zusammenhang von der Tragischen Trias.<br />
Wie kann also Leben trotz Leid, Schuld und Tod gelingen?<br />
<strong>Frankl</strong><br />
„Irgendwie muss es auch noch Angesichts der tragischen Aspekte unseres Daseins, die<br />
Möglichkeit geben, das Beste daraus zu machen; Das Beste heißt auf lateinisch<br />
„Optimum“ – und nun wissen Sie, wie ich auf den Ausdruck „tragischer <strong>Optimismus“</strong><br />
gekommen bin.“<br />
Lukas<br />
Sechs Hilfen zur Haltungskorrektur bei Leid-, Schuld- und Todessituationen, die statt zur<br />
Erstarrung zur Sinnorientierung verhelfen:<br />
1. Dem Leben, wie es ist, ins Gesicht sehen.<br />
2. Trotz des wahrgenommenen Negativen ein Bestes aus der Situation<br />
herausschlagen.<br />
3. Besinnung auf die eigenen Fähigkeiten, die immer noch vorhanden und zu<br />
entwickeln sind.<br />
4. Die Kompetenz, „verlieren zu können“ rechtzeitig lehren und lernen.<br />
5. Besinnung auf die Absenz von Übeln und nicht bloß auf die Präsenz von Übeln.<br />
6. Daran glauben, dass alles einen verhüllten tieferen Sinn hat<br />
Credo <strong>Frankl</strong>s<br />
„Das Leben hat unter allen Umständen Sinn. Sei es durch Gestalten einer Situation oder<br />
im tapferen Ertragen des Unabänderlichen!“<br />
Zusammenfassung<br />
Die sinnzentriert agierende Person bleibt dem Leben zugewandt, auch in größter<br />
Herausforderung.<br />
Seite 2 von 3 © Schechner 2007
<strong>Der</strong> Tragische Optimismus animiert zu geistiger Stellungnahme des Menschen, zu einem<br />
personalen „trotzdem Ja zum Leben sagen“, egal welche Bedingungen des Lebens er<br />
vorfindet.<br />
Die kopernikanische Wende, von der <strong>Frankl</strong> immer wieder spricht, lässt den Menschen,<br />
ohne die Realität zu vernachlässigen, zum kreativen Jongleur werden - indem er auf die<br />
Werte schaut, die auch da sind, das Heile fokussiert und die Sicht auf die Situation<br />
umdreht. Wenn neben den Leidsituationen die immer noch vorhandenen Werte in den<br />
Mittelpunkt des Interesses gestellt werden, kann damit wieder Hoffnung, Vertrauen und<br />
Zuversicht in das Leben entstehen. Denn das letzte Wort hat nicht das Leid, sondern die<br />
Antwort, die der Mensch darauf gibt!<br />
<strong>Frankl</strong><br />
„Am Grund jeder Tragik schimmert ein verborgenes, geheimnisvolles Optimum, durchglüht<br />
den Schmerz und ruft den Betroffenen zu seinem höchsten Menschsein.“<br />
So ist Leid, Schuld und Tod jeweils eine Herausforderung an den Menschen:<br />
<strong>Frankl</strong><br />
„Gilt es doch Leid in Leistung, Schuld in Wiedergutmachung und die Tatsache des Todes<br />
als Ansporn zu einem verantwortlichen Leben heraus zu optimieren.“<br />
Ernst Ginsberg:„Augenschein“<br />
Zur Nacht hat der Sturm alle Bäume entlaubt.<br />
Sieh sie an, die knöchernen Besen!<br />
Ein Narr, wer bei diesem Anblick glaubt,<br />
es wäre je Sommer gewesen.<br />
Und ein größerer Narr, wer träumt und sinnt,<br />
es könnte je wieder Sommer werden –<br />
und grad diese gläubige Narrheit, mein Kind,<br />
ist die sicherste Wahrheit auf Erden.<br />
Seite 3 von 3 © Schechner 2007