Provenzalische Eindrücke

Region Provence-Alpes-Côte d’Azur
5.1 Kleine Weinkunde
Die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur kann mit zwölf geschützten AOC-Weinlagen aufwarten und
bietet, vom gehaltvollen Roten bis zu spritzigem Weißen und samtenem Süßwein, eine komplette
Weinpalette. Im Westen erstrecken sich bis zur Camargue die Côtes-du-Rhône deren berühmtester
sicher der Châteauneuf-du-Pape ist, ein kräftiger Rotwein, der einst von den Avignoner Päpsten
besonders geschätzt wurde.. Aber auch die Weine von Gigondas und Vacqueyras sind gehaltvolle
Rotweine, von internationalem Ruf. Wir finden hier auch die Côtes-du-Rhône-Villages, die rund um
acht Kommunen auf 3600 ha ebenfalls hauptsächlich als Rotwein produziert werden und bis zu fünf
Jahren länger lagern können, als die einfachen Côtes-du-Rhône-Weine. Schließlich müssen die
Süßweine aus Rasteau und der Muscat aus Beaumes-de-Venise erwähnt werden. Südöstlich
schließt sich das 7680 ha große Anbaugebiet der Côtes du Ventoux an, auf dem Rot-, Weiß- und
Roséweine gekeltert wird, ebenso wie in den Lagen der Côtes du Luberon (2730 ha). Danach folgen
die vom Mittelmeer beeinflussten Provence-Weine, die zu 60 % als Roséweine abgesetzt werden. Die
Côtes de Provence (14700 ha) und die Côteaux Varois (1575 ha) sind denn auch als frische
Roséweine bekannt und selbst wer wenig vom Wein versteht, wird einen Côtes de Provence an seiner
geschwungenen Flasche erkennen. Die Côteaux d’Aix-en-Provence gehen schon auf die Römer
zurück, und haben seit langem einen guten Ruf, während die Vins des Baux-de-Provence erst seit
1995 mit einer AOC-Bezeichnung gebührend gewertet wurden. Wenig bekannt ist die kleine Lage
Palette (20 ha) die vor den Toren von Aix-en-Provence liegt und hauptsächlich Rotwein hervorbringt.
Weit über die Provence hinaus bekannt sind hingegen die Weine von Bandol (1250 ha), die schon im
18. Jahrhundert exportiert wurden, während die Weissweine von Cassis (160 ha) sogar schon im
Mittelalter berühmt waren. Die Côteaux de Pierrevert sind eine erst kürzlich anerkannte AOC-
Herkunftsbezeichnung in den Alpes de Haute Provence die vor allem Weiß- und Rosé aber auch
Rotweine hervorbringen. Nicht zu vergessen ist das 600 ha große Vorstadt-Weingebiet Bellet bei
Nizza –typisch für seinen Terrassenbau auf Trockensteinmauern, das die AOC-Bezeichnung schon
seit 1941 besitzt.
5.2 Gastronomische Routen
Doch nicht nur Weine haben in Frankreich geschützte Produktionszonen, auch die Oliven aus dem
Baux-Tal sind zur AOC-Appellation avanciert. Um die Renaissance des Olivenanbaus auch
touristisch zu nutzen, wurde die Route de l’Olivier angelegt, die zwischen Saint-Rémy-de-Provence,
Arles und Salon-de-Provence zu Ölbaumplantagen und Olivenhainen führt. Am Wegesrand die
kleinen Flecken Maussane, Mouriès und Eygalières und natürlich die Felsenburg Les Baux. Sieben
Ölmühlen laufen im Winter auf Hochtouren, im Oktober wird in Mouriès das Fest der grünen Oliven
gefeiert und das ganze Jahr über lassen sich rund 15 Olivenproduzenten bereitwillig über die
Schulter schauen. Dazu gesellen sich 17 Restaurants, in denen ausschließlich mit Olivenöl gekocht
wird und wo schmackhafte Spezialitäten serviert werden. Natürlich findet der Tourist auch ausführliche
Erklärungen über Bodenbeschaffenheit, angebaute Olivensorten – Salonenque, Grossanne,
Beruguette – und Zahlen zur Ölproduktion. Weniger wirtschaftlich interessierte Gäste werden die
Mühle von Alphonse Daudet oder die Seifenfabrik in Salon-de-Provence besichtigen, wo noch
heute die berühmten Savons de Marseille nach altem Rezept hergestellt werden.
Längst haben die Touristiker der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur ihre Weinlagen mit
ausgeschilderten Routen bestückt, damit der Gast Besichtigungen mit Weinproben kombinieren kann.
Die Route du Mont Ventoux führt rund um den „Riesen der Provence“ durch Weinberge und
Lavendelfelder bis zu den Kellern von Séguret und Beaumes-deVenise. Die Route des Côteaux
d’Aix-en-Provence führt zu den Bastiden, wie die Landsitze heissen, die sich wohlhabende Bürger
im 18. Jahrhundert vor den Toren der Stadt erbauen ließen, und Weingüter mit viel Ambiente. Die
Route des Côtes de Provence verbindet Les Arcs mit dem neuen „Maison du Vin“ mit den Lagen
von Bandol und streift dabei die Keller von Vidauban, Brignoles und Pierrefeu. Stets freuen sich die
Winzer über den Besuch und zur besseren Übersicht veröffentlichen die Winzerverbände passendes
Informationsmaterial.
Januar 2009 15