Lösungen - Institut für Theoretische Physik
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Dr. J. Reinhardt Sommersemester 2012<br />
Theoretikum zur Vorlesung<br />
<strong>Theoretische</strong> <strong>Physik</strong> II <strong>für</strong> Lehramtskandidaten<br />
<strong>Lösungen</strong> zu Blatt 7<br />
Aufgabe 1<br />
a) Die Anordnung lässt sich als Parallelschaltung von zwei<br />
Plattenkondensatoren interpretieren: Der erste Kondensator<br />
hat die Höhe x (Fläche xb) und ist mit dem Dielektrikum<br />
gefüllt, der zweite hat die Höhe h − x (Fläche (h − x)b) und<br />
ist leer. Für die Kapazitäten gilt (unter Vernachlässigung von<br />
Randeffekten)<br />
xb<br />
C1 = ɛrɛ0<br />
d<br />
(h − x)b<br />
, C2 = ɛ0<br />
d<br />
.<br />
Damit ist die Gesamtkapazität eine lineare Funktion der Eindringtiefe des Dielektrikums<br />
b�<br />
C = C1 + C2 = ɛ0 x(ɛr − 1) + h<br />
d<br />
� .<br />
b i) Die Ladung auf dem Kondensator (beide Teile zusammen) ist Q = C(x)U(x) = const,<br />
was zu einer x-abhängigen Spannung führt. Die elektrische Energie beträgt<br />
We(x) = 1<br />
2 C(x)U2 (x) = 1 Q<br />
2<br />
2<br />
C(x) .<br />
Die elektrische Energie nimmt demnach mit wachsendem x ab. Deshalb wird das Dielektrikum<br />
in den Kondensator hineingezogen, wobei mechanische Arbeit geleistet wird. Aus<br />
der Energieerhaltung folgt dWe + dWm = 0. Die Energieänderungen bei einer Verschie-<br />
bung des Dielektrikums um dx lauten dWe = dWe<br />
dx dx und dWm = Fdx. Also lautet die<br />
ponderomotische Kraft auf das Dielektrikum<br />
F = − dWe<br />
dx<br />
d 1 1 Q<br />
= −1Q2<br />
=<br />
2 dx C 2<br />
2<br />
C2 Einsetzen der Formel <strong>für</strong> C(x) liefert<br />
F = 1<br />
2 U2 ɛ0<br />
dC<br />
dx<br />
= 1<br />
2 U2dC<br />
dx .<br />
b<br />
d (ɛr − 1) = 1<br />
�<br />
U<br />
�2 bdɛ0 (ɛr − 1) =<br />
2 d<br />
1<br />
2 bdɛ0(ɛr − 1)E 2 0 ,<br />
wobei im letzten Schritt die elektrische Feldstärke E0 = U/d eingesetzt wurde.<br />
1
ii) Wird die Spannung durch eine angeschlossene Batterie konstant gehalten, dann<br />
gilt U = Q(x)<br />
C(x) = const und We(x) = 1<br />
2C(x)U2 . Da die elektrische Energie nun mit x<br />
anwächst, könnte man zunächst denken, dass eine abstoßende Kraft auf das Dielektrikum<br />
wirkt. Dann würde man aber die Rolle der Batterie vergessen. Um die Potentialdifferenz<br />
konstant zu halten, muss eine zusätzliche Ladung dQ = UdC = U dC<br />
dx auf die Kon-<br />
dx<br />
densatorplatten fließen. Die Batterie leistet dabei Arbeit und verliert einen Teil ihres<br />
Energieinhalts: dWb = −UdQ. Dies muss in der Energiebilanz mit berücksichtigt werden:<br />
dWe + dWm + dWb = 0. Die ponderomotische Kraft lautet nun<br />
F = − dWe dWb d<br />
�<br />
1<br />
− = −<br />
dx dx dx 2 CU2<br />
�<br />
− (−U)U dC<br />
dx =<br />
�<br />
− 1<br />
�<br />
+ 1 U<br />
2 2dC 1<br />
=<br />
dx 2 U2dC<br />
dx .<br />
Es ergibt sich also das gleiche Resultat <strong>für</strong> die Kraft wie im Fall i)! Interessanterweise geht<br />
die Energie aus der Batterie zur Hälfte in die Steigerung der Feldenergie des Kondensators,<br />
zur anderen Hälfte wird mechanische Arbeit geleistet.<br />
c) Die Gewichtskraft der Flüssigkeitssäule der Höhe ∆x im Schwerefeld der Erde ist<br />
FG = ρmV g = ρmbd∆xg<br />
mit der Massendichte ρm. Diese Kraft muss die oben berechnete ponderomotische Kraft F<br />
ausbalancieren. Gleichsetzen liefert eine Formel zur Bestimmung von ɛr aus der Steighöhe<br />
∆x:<br />
ɛr = 1 + 2ρmg<br />
ɛ0E2 ∆x .<br />
0<br />
Aufgabe 2<br />
a) Zur Interpretation der Kontinuitätsgleichung integrieren wir diese über ein zunächst<br />
beliebiges Probevolumen V mit der Oberfläche O(V )<br />
�<br />
V<br />
dV � �<br />
∇ ·�j +<br />
V<br />
dV ∂<br />
ρ =<br />
∂t<br />
�<br />
V<br />
dV � ∇ ·�j + d<br />
dt<br />
�<br />
V<br />
dV ρ = 0 .<br />
Hier wurde die Integration über das Volumen mit der Ableitung nach der Zeit vertauscht.<br />
Da das Ergebnis der Integration nur noch von einer Variablen (der Zeit) abhängt, kann<br />
man ∂/∂t → d/dt ersetzen. Beim letzten Ausdruck handelt es sich um die im Volumen<br />
V eingeschlossene Ladung Q(V ). Der erste Term lässt sich mittels des Gaußschen Satzes<br />
umschreiben<br />
dQ<br />
dt<br />
�<br />
= −<br />
O(V )<br />
d � A ·�j .<br />
Die rechte Seite beschreibt den gesamten elektrischen Strom durch die Oberfläche O(V ).<br />
Also: Die zeitliche Änderung der Ladung in einem Raumbereich entspricht genau dem<br />
durch die Oberfläche fließenden elektrischen Strom. Wenn sich die Ladung ändert, kann<br />
dies nur geschehen, indem elektrische Ladungsträger zu- oder abfließen. Sie können nicht<br />
“einfach so” erzeugt oder vernichtet werden. Das Minuszeichen in der Gleichung ist auch<br />
klar: ein aus dem Volumen (also in Richtung der äußeren Flächennormalen) herausfließender<br />
Strom führt zu einem positivem Integral, bewirkt also ein Abnehmen der verbleibenden<br />
Ladung Q. Macht man das Probevolumen unendlich groß, dann wird <strong>für</strong> jedes<br />
2
lokalisierte System das Oberflächenintegral verschwinden. Also ist die Gesamtladung im<br />
Raum zeitlich konstant (Ladungserhaltung):<br />
�<br />
Q = dV ρ(�r, t) = const .<br />
b) Die Anwendung auf ein System von stromführenden<br />
Drähten ist sehr einfach. Wir wählen ein (ansonsten beliebig I2 geformtes) Volumen V , dessen Oberfläche von allen interessierenden<br />
Drähten durchstoßen wird. Stationäre Ströme sind<br />
dadurch charakterisiert, dass die Divergenz der Stromdichte<br />
überall verschwindet (Spezialfall der Kontinuitätsgleichung): I3 �∇ ·�j = 0.<br />
Integration über das Volumen liefert, wieder mit dem Gaußschen Satz<br />
�<br />
V<br />
dV � �<br />
∇ ·�j =<br />
O(V )<br />
d � A ·�j =<br />
N�<br />
�<br />
i=1<br />
Ai<br />
d � A ·�j =<br />
N�<br />
Ii = 0 .<br />
Hier wurde benutzt, dass das Oberflächenintegral nur in den Schnittflächen Ai mit den<br />
Drähten beiträgt und dort die jeweilige Stromstärke Ii liefert.<br />
N�<br />
Das Ergebnis Ii = 0 ist als Kirchhoffsche Knotenregel bekannt und dient als eine<br />
i=1<br />
Grundlage <strong>für</strong> die Analyse elektrischer Schaltkreise. Es eine Anwendung des Prinzips der<br />
Ladungserhaltung. Bei der Anwendung muss man auf konsistente Vorzeichendefinition<br />
der Einzelströme achten (alle einlaufend oder alle auslaufend).<br />
Aufgabe 3<br />
a) Wir betrachten einen dünnen vom Strom I1 durchflossenen Draht (“Stromfaden”)<br />
entlang der z-Achse. Die Integrationskurve C wird einfach durch die Variable z ′ parame-<br />
trisiert: �r ′ = (0, 0, z ′ ) = z ′ �ez, also d�r ′ = �ez dz ′ . Also ist zu berechnen<br />
�B(�r ) = µ0<br />
4π I1<br />
� ∞<br />
dz ′<br />
−∞<br />
Das Kreuzprodukt liefert den Vektor<br />
�ez × (x, y, z − z ′ )<br />
(x2 + y2 + (z − z ′ ) 2 .<br />
) 3/2<br />
�ez × (x, y, z − z ′ ) = (−y, x, 0) = ρ �eϕ<br />
mit ρ = � x 2 + y 2 . �eϕ ist der azimutale Einheitsvektor, liegt also tangential an einem<br />
Kreis mit Radius ρ um die z-Achse. Da dieser Vektor nicht von der Integrationsvariablen<br />
abhängt, kann er vor das Integral gezogen werden. Wenn wir noch z ′′ = z ′ −z substituieren<br />
ergibt sich<br />
�B(�r ) = µ0<br />
4π I1ρ�eϕ<br />
� ∞<br />
dz<br />
−∞<br />
′′ 1<br />
= µ0<br />
4π I1ρ�eϕ<br />
1<br />
ρ2 z ′′<br />
(ρ2 + z ′′2 ) 1/2<br />
�<br />
�∞<br />
�<br />
�<br />
= µ0<br />
4π I1ρ�eϕ<br />
1 µ0I1<br />
ρ22 =<br />
2πρ �eϕ .<br />
(x 2 + y 2 + z ′′2 ) 3/2<br />
−∞<br />
3<br />
i=1<br />
V<br />
I 1
) Den zweiten Leiter im Abstand ρ = d legen wir so, dass er in x-Richtung verschoben<br />
ist: �r2 ′ = (d, 0, z ′ ) sodass gilt d�r2 ′ = �ez dz ′ sowie �eϕ = �ey. Für die Kraft auf ein Teilstück<br />
der Länge L gilt<br />
�<br />
�F = I2<br />
C2<br />
d�r2 ′ × � B(�r2 ′ ) = I2 �ez × �ey<br />
L<br />
= −�ex I1I2µ0<br />
2πd .<br />
� L<br />
0<br />
dz<br />
′ µ0I1<br />
Die Kraft zeigt also entlang des Abstandsvektors �ex<br />
zwischen den Drähten. Die Drähte ziehen sich an,<br />
wenn die Ströme in gleicher Richtung fließen und stoßen<br />
sich ab bei entgegengesetzter Stromrichtung. Die<br />
Kraft fällt mit der inversen ersten Potenz des Abstands<br />
ab.<br />
Die berechnete Formel <strong>für</strong> die Kraft ist Grundlage <strong>für</strong><br />
die Definition der Einheit <strong>für</strong> die Stromstärke: Zwischen<br />
zwei mit einer Stromstärke von einem Ampere<br />
durchflossenen parallelen Drähten im Abstand von<br />
einem Meter wirkt pro Längenmeter eine Kraft der<br />
Größe 2 · 10−7 z<br />
�<br />
F<br />
y<br />
�<br />
B<br />
x<br />
Newton.<br />
d<br />
c) Für einen einzelnen stromdurchflossenen Draht sind die Magnetfeldlinien konzentrisch<br />
um den Draht verlaufende Kreise. Die Feldlinien zweier antiparallel (a) bzw. parallel<br />
(b) durchflossener Drähte in einer Ebene z = const sind unten dargestellt. Auch ohne<br />
Formeln zu Hilfe zu nehmen kann man sich den Verlauf qualitativ durch Überlagerung<br />
der kreisförmigen Feldlinien der Einzeldrähte plausibel machen.<br />
4<br />
2πρ