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Weltgebetstag 2010 · KAMERUN - Frauenseelsorge Bayern

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Krankenversicherung abzuschließen. Besonders die ländlichen<br />

Gebiete sind unzureichend mit Ärzten und medizinischer<br />

Infrastruktur versorgt. Vor allem hier nimmt die Ausbreitung<br />

von HIV/Aids zu. In ganz Kamerun sind geschätzte 500.000<br />

bis 550.000 Menschen HIV-positiv (Ende 2007 nach Global<br />

Health Reporting.org).<br />

BEVÖLKERUNGSGRUPPEN UND SPRACHEN<br />

In Kamerun leben mehr als 17 Mio. Menschen. Das Land ist<br />

durch eine junge Bevölkerung gekennzeichnet. So sind ca.<br />

56 % der Bevölkerung unter 20 Jahre und nur 3,5 % über 65<br />

Jahre alt. Die Geburtenrate liegt bei 4,7 Kindern pro Frau, das<br />

Bevölkerungswachstum bei 2,3 %.<br />

Im Norden des Landes leben überwiegend die Bevölkerungsgruppen<br />

Kapsikis, Massas, Mousgoums, Toupouris, Mafas,<br />

Guizigas, Komas, Mboums, Falis, Sara, Haoussas und Bayas.<br />

Die sogenannten Bantou-Ethnien (Doualas, Bétis, Atons,<br />

Bassas, Bafias, Boulous) leben im Süden Kameruns, im<br />

Westen überwiegend Bamilékés und Bamouns. 2<br />

Kamerun zeichnet sich neben dieser ethnischen Heterogenität<br />

auch durch eine Heterogenität der Sprachen aus: Zwischen<br />

240 und 280 verschiedene Sprachen werden gesprochen. 3 So<br />

sind Foulfoulbé oder Peul im Norden sehr verbreitet, 4 Béti und<br />

Bassa in Zentralkamerun und im Süden, Ewondo in Yaoundé<br />

und Douala an der Küste. Amtssprachen sind Französisch und<br />

Englisch, wo bei ungefähr 78 % der Bevölkerung Französisch<br />

sprechen und 22 % Englisch 5. Daneben dienen pidgin-english<br />

und camfranglais als lingua franca. Das so genannte camfranglais<br />

ist in den großen Städten sehr verbreitet und bei<br />

Jugendlichen beliebt. Es ist eine Mischung aus Französisch,<br />

Englisch und anderen lokalen Sprachen.<br />

RELIGION<br />

Kamerun ist ein Land, in dem unterschiedliche Religionen<br />

friedlich zusammenleben und miteinander umgehen. In den<br />

großen Städten findet man in der Nachbarschaft Menschen mit<br />

unterschiedlichen Glaubenrichtungen, die sich bei wichtigen<br />

religiösen Feierlichkeiten gegenseitig besuchen und unterstützen.<br />

Die genauen Angaben zur Religionszugehörigkeit<br />

schwanken. Die KatholikInnen machen mit rund 34,7 % den<br />

prozentual größten Teil an der Bevölkerung aus, ca. 17,5 %<br />

sind ProtestantInnen. Rund 21,8 % der Bevölkerung sind<br />

muslimisch. Sie leben überwiegend in nördlichen Landesteilen.<br />

Die AnhängerInnen der traditionellen Religionen bilden zwar<br />

mit ca. 26% eine Minderheit, doch es ist erwähnenswert, dass<br />

in Kamerun ein ausgeprägtes Traditionsbewusstsein herrscht<br />

und der Ahnenkult eine große Rolle in den Glaubenwelten<br />

vieler KamerunerInnen spielt.<br />

SOZIALE FRAGEN<br />

Mit seinen rund 200 Stämmen und Völkern ist Kamerun ein<br />

Schmelztiegel mit zahlreichen kulturellen Einflüssen. Die<br />

Identifizierung und Solidarität mit der eigenen Ethnie ist stark<br />

aus geprägt und stellt zum Teil ein Hindernis für ein gutes<br />

Zusammen leben dar. Auch die anglophonen und frankophonen<br />

Bevölkerungsteile sind keine homogenen Gruppen, sondern<br />

teilweise durch interethnische Konflikte geprägt. Interessenskonflikte<br />

um Landnutzung, Grund besitz und den Zugang zu<br />

2 http://www.tlfq.ulaval.ca/axl/afrique/cameroun.htm<br />

3 Metangmo-Tatou, Léonie, 1996: Cap significatif dans la dynamique des langues au<br />

Cameroun, in: Cameroun 2001. Politique, langues, économie et santé, L´Harmattan<br />

2001, S. 38.<br />

4 Mit Ausnahme von Logone-et-Chari, wo hauptsächlich Arabisch gesprochen wird.<br />

5 Vergleiche: http://www.muz-online.de/afrika/kamerun.html<br />

2<br />

Wasser werden häufig ethnisiert oder ethnisch instrumentalisiert.<br />

Fußball ist in dem Land von Roger Milla und Samuel<br />

Etoe Fils mehr als ein nationaler Sport. Er hat dem Land nicht<br />

nur internationales Ansehen verschafft, sondern auch das<br />

Zusammengehörigkeitsgefühl der Kameruner verstärkt.<br />

In den großen Städten sind die sozialen Gegensätze besonders<br />

stark sichtbar. Armut und Reichtum treffen hier unmittelbar<br />

aufeinander. Die Mittelschicht ist in Kamerun bislang nur<br />

schwach ausgeprägt. Die vor allem seit den 1990er Jahren<br />

zunehmende Verstädterung führte und führt dazu, dass Armenviertel<br />

ohne Planungen entstehen. Im Zuge von städtebaulichen<br />

Umstrukturierungen kommt immer wieder zur Zwangsräumungen<br />

und dem Abriss ganzer Wohnviertel. Zwischen<br />

Stadt und Land besteht eine enge Verbindung. Für die meisten<br />

KamerunerInnen ist das Herkunftsdorf ein wichtiger Bezugsort,<br />

an den man bei wichtigen traditionellen Angelegenheiten wie<br />

Beerdigungen oder Feierlichkeiten zurückkehrt. Das Dorf bietet<br />

für viele neben dem Kontakt zu den Ahnen und den eigenen<br />

Wurzeln einen wichtigen Zugang zu Lebensmitteln. Dieses<br />

wird besonders in Zeiten einer zunehmenden ökonomischen<br />

Krise immer wichtiger, da sich in den Städten viele Lebensmittel<br />

nur noch schwer leisten können.<br />

DIE SITUATION VON FRAUEN<br />

Wie in vielen afrikanischen Ländern, gelten Frauen auch in<br />

Kamerun als Familienernährerin. Sie sind HauptakteurInnen<br />

in der Landwirtschaft und in der so genannten informellen<br />

Wirtschaft. In allen Berufsbereichen vom informellem Sektor<br />

bis hin zu mittleren und hohen Positionen in der Verwaltung<br />

sind Frauen tätig. Trotz ihrer harten Arbeit werden ihre<br />

Verdienste und ihre Rolle in der Gesellschaft oft nicht entsprechend<br />

anerkannt. In Entscheidungspositionen sind Frauen<br />

unterrepräsentiert und sie werden sowohl vom traditionellen<br />

als auch vom modernen Familienrecht benachteiligt. Jedoch<br />

beweisen die Potenziale von Frauen, die sich in Frauengruppen<br />

(amicales, tontines, cercles) und in religiösen Gruppen gut<br />

vernetzen, dass sie für eine nachhaltige Entwicklung in<br />

Kamerun wie auf dem ganzen afrikanischen Kontinent unerlässlich<br />

sind.<br />

EINIGE LITERATURHINWEISE:<br />

• Bayart, Jean-François : L´État au Cameroun, Presses de la<br />

Fondation Nationale des Sciences Politiques, Paris, 1985.<br />

• Cameroun 2001. Politique, langues, économie et santé,<br />

L´Harmattan, Paris, 2001.<br />

• Fuchs, Regina/Michels, Stefanie: Kamerun, Reise Know-<br />

How Verlag Peter Rump GmbH, Bielefeld, 2004.<br />

Florence Tsagué Assopgoum, die<br />

Autorin dieses Artikels, wurde in<br />

Bafou-Dschang (West Kamerun)<br />

geboren. Sie promoviert im Fach<br />

Politikwissenschaft an der<br />

Universität Siegen. Florence<br />

Tsagué Assopgoum hat Artikel<br />

über die afrikanische Diaspora in<br />

Deutschland, die kamerunische Bildungsmigration und<br />

den Um gang mit Trauer in Deutschland und Kamerun<br />

veröffentlicht. Darüber hinaus schreibt sie Kurzgeschichten<br />

und Gedichte und veranstaltet gemeinsam mit Freunden<br />

szenische Lesungen in Siegener Schulen Foto: Privat

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