Peter von Burg - Hotel & Gastro Union
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Come-back der Klassiker. Ein Renner im Restaurant der Richemont-Fachschule ist die im Haus produzierte Cremeschnitte. Ihr<br />
Geheimnis: Der Butter-Blätterteig wird mit Puderzucker bestäubt und im Ofen karamellisiert, was ihn speziell knusprig macht.<br />
Die frisch abgekochte Vanillecreme verfeinerndie Konditoren mit Rahm, auf Bindemittel und Stabilisatoren wirdverzichtet.<br />
Richemont-Fachschule<br />
<strong>Peter</strong> <strong>von</strong> <strong>Burg</strong>: «Wer bei Rohstoffen<br />
spart, spart am falschen Ort»<br />
Einfache Kreationen mit hochwertigen Rohstoffen und wenigen, klar<br />
definierten Geschmäcken. Das ist <strong>Peter</strong> <strong>von</strong> <strong>Burg</strong>s Motto.Der ehemalige<br />
<strong>Hotel</strong>pâtissier leitet neu die Konditorei-Confiserie-Abteilung<br />
der Richemont-Fachschule in Luzern. Trends, Tipps und Kreationen.<br />
Wer eine Auskunft, Schulung<br />
oder Beratung zur handwerklichen<br />
Praxis braucht, ist<br />
bei uns an der richtigen Adresse», sagt<br />
<strong>Peter</strong> <strong>von</strong> <strong>Burg</strong>. Rund 2000 Telefonate<br />
erhält die Richemont-Fachschule jedes<br />
Jahr <strong>von</strong> Berufsleuten oder Betrieben.<br />
«Wir verstehen uns als Dienstleister der<br />
Branche», sagt <strong>von</strong> <strong>Burg</strong>. Er organisiert<br />
mit sechs Fachlehrerkollegen und -kol-<br />
leginnen zusammen sowie zwei Lernenden<br />
diverse Weiterbildungsangebote<br />
für Konditoren, Confiseure, aber auch<br />
für Köchinnen und Köche. Der 49-jährige<br />
Solothurner ist der Nachfolger des<br />
bald in Pension gehenden Fredy Eggenschwiler<br />
als Leiter der Konditorei-<br />
Confiserie-Abteilung der Schule.<br />
Von<strong>Burg</strong> weiss, was in der Schweiz,<br />
aber auch jenseits der Landesgrenzen<br />
im Pâtisseriebereich angesagtist. «Man<br />
kommt wieder zurück zu klar definierten<br />
Geschmäcken. Ein bis drei Aromen statt<br />
zehn verschiedene», erklärt er.<br />
Sehr trendig sind im Moment<br />
Desserts im Becher.<br />
Diese Anrichteform hat den Vorteil,dass<br />
es weniger Gelatine braucht, um die<br />
Füllung abzubinden. Ein weiterer Trend<br />
sind Silikonformen, welche allmählich<br />
die Backstuben und Küchen erobern.<br />
Mit den praktischen Plastikmatten kann<br />
man Dutzende <strong>von</strong> Pâtisseriestücken<br />
aufs Mal produzieren.<br />
10 Food &Beverage 1/2010
Der Frühling kommt bald. Mangorahmmousse mit einem Kernaus Erdbeergelee. Dazu ein Dekor aus Erdbeeren, frischen Mangostückchen<br />
und «Blättchen» (mit grüner Lebensmittelfarbe eingefärbte Plättchen aus weisser Schokolade).<br />
Bei den Zutaten plädiert <strong>Peter</strong> <strong>von</strong> <strong>Burg</strong><br />
für qualitativ gute, möglichst natürliche<br />
Rohstoffe. «In Deutschland, aber auch<br />
bei uns macht sich immer mehr die<br />
Geiz-ist-geil-Mentalität breit.» Viele<br />
Grossbetriebebenutzen für Cremen nur<br />
noch Trockenmischungen, die man mit<br />
Wasser anrührt. Die Biskuitmasse werde<br />
oft auch nicht mehr selber hergestellt.<br />
«Bei den Rohstoffen zu sparen, ist un-<br />
serer Meinung nach der falsche Ansatz.<br />
Waskostet, ist ja vor allem die Arbeitskraft»,<br />
sagt <strong>von</strong> <strong>Burg</strong>. Die Richemont-<br />
Fachschule bringt den Berufsleuten<br />
deshalb (wieder) das Handwerk bei, ohne<br />
dabei die Rentabilität aus den Augen<br />
zu verlieren. Er habe deutschen Kollegen<br />
in einem Konditoreigrossbetrieb mit 20<br />
Filialen zum Beispiel kürzlich gezeigt,<br />
wie sie ihre Himbeertorte natürlicher,<br />
Dessertidee. Schokoladenmousse Arriba (72 Prozent Kakaoanteil) auf Haselnuss-<br />
Dacquois, verfeinert mit Jack Daniel’s, mit einer Karamellsauce.<br />
Zur Person<br />
Persönlich: <strong>Peter</strong> <strong>von</strong> <strong>Burg</strong>, Jahrgang<br />
1961, Heimatort Balsthal SO, gelernter<br />
Bäcker-Konditor-Confiseur.<br />
Karrierestationen: Als junger Berufsmann<br />
Pâtissier in verschiedenen<br />
Mövenpick-Restaurants im Tessin.<br />
1984 Chef pâtissier im <strong>Hotel</strong> Schweizerhof<br />
in Luzern und 1985 Chef confiseur<br />
des «Dolder» in Zürich. 1987<br />
zum ersten Mal als Fachlehrer bei der<br />
Richemont-Fachschule in Luzern,<br />
2006 als stellvertretender Abteilungsleiter<br />
zurückgekehrt.Dazwischen stellvertretender<br />
Geschäftsführer Café Tulipan<br />
in Einsiedeln, Produktionsleiter<br />
Confiserie Steinmann in Thun, Geschäftsführer<br />
Bioladen Bio Steinmann<br />
in Thun und Leiter Rohstoffhandel<br />
Eichberg Bio AG, Seon. Seit Oktober<br />
Abteilungsleiter Konditorei-Confiserie<br />
der Richemont-Fachschule in Luzern.<br />
Die Rezepte der abgebildeten Kreationen<br />
und Infos zu den neuen Weiterbildungsangeboten<br />
der Schule findet man auf der<br />
Homepage www.richemont.cc<br />
12 Food &Beverage 1/2010<br />
Diese Creme passt noch zum Winter. Das Pistazien-Maraschino besteht aus einer Pistaziencreme mit Maraschino-Mousse,<br />
dazwischen eine knusprige Schokoladeneinlage mit Pistazienglasur abgedeckt. Dekor aus Pistazien und Schokolade.<br />
aber auch rationeller produzieren könnten.<br />
«Wir haben ihnen empfohlen, grössereChargenfür<br />
eine Woche zu backen,<br />
statt jeden Tageine neue Charge herzustellen,<br />
und die Torten tiefzukühlen»,<br />
erklärt <strong>von</strong> <strong>Burg</strong>.<br />
Während man in Deutschland oft auf<br />
die industrielle Produktion setzt, gehen<br />
die berühmten Konditoreien Frankreichs<br />
den umgekehrten Weg. Stars der Szene<br />
wie Pierre Hermé stellen wahre<br />
Kunstwerke für ihreKundschaft her,mit<br />
unzähligen komplizierten Arbeitsschritten.<br />
Verkauft wirdeine solche Edeltorte<br />
in Paris dann für 30 bis 40 Euro. «In der<br />
Schweiz undenkbar und unverkäuflich»,<br />
weiss der Richemont-Chefkonditor.Der<br />
Grund: «Franzosen sparen traditionell<br />
nicht beim Essen.» Die Richemont-Fachschule<br />
wählt in der Ausbildung diesbezüglich<br />
einen Mittelweg. Sie setzt auf<br />
«Handwerkskunst statt Kunsthandwerk».<br />
Ein weiterer aktueller Trend laut <strong>Peter</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Burg</strong>: «Die Klassiker der Pâtisserie<br />
erleben eine Renaissance. Sie<br />
müssen aber auf einem perfekten Niveau<br />
produziert werden.» Wiedas geht,<br />
demonstrieren die Richemont-Konditoren<br />
mit der täglich hergestellten Pâtisserie,welche<br />
im öffentlichen Restaurant<br />
Gastretto verkauft wird. Ein Renner ist<br />
dort die hausgemachte Cremeschnitte<br />
–laut Eigenwerbung «die beste in Westeuropa».<br />
Die Schule produziert auch<br />
eine eigene Tafelschokolade mit Nüssen,<br />
welche für 4.80 Franken proStück<br />
verkauft wird. Verwendet werden dafür<br />
Haselnüsse aus dem Piemont, die bei<br />
130 Grad im Ofen langsam geröstet, karamellisiert<br />
und <strong>von</strong> Hand wieder auseinander<br />
genommen werden. «Diese<br />
Qualitätsprodukte drücken unsere Philosophie<br />
gut aus», sagt <strong>von</strong> <strong>Burg</strong>.<br />
marc.benedetti@gastronews.ch<br />
Fotos: Tobias Sutter/Assistenz: Stefanie Jonasch<br />
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