Luzerner und Urnerin auf Napoleons Spuren - Hotel & Gastro Union
Luzerner und Urnerin auf Napoleons Spuren - Hotel & Gastro Union
Luzerner und Urnerin auf Napoleons Spuren - Hotel & Gastro Union
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Jungunternehmer<br />
<strong>Luzerner</strong> <strong>und</strong> <strong>Urnerin</strong><br />
<strong>auf</strong> <strong>Napoleons</strong> <strong>Spuren</strong><br />
Jubiläum für Philip Wolfsteiner <strong>und</strong> Doris Antonini.<br />
Sie feiern mit ihrem Betrieb, dem Restaurant Au<br />
Cœur de la Côte im Waadtländer Dörfchen Vinzel,<br />
ihr zehnjähriges Bestehen. Ihren Betrieb gibt es<br />
aber schon deutlich länger,nämlich seit 1896.<br />
Welche Rolle Napoleon Bonaparte für ihr Restaurant<br />
spielte <strong>und</strong> weshalb die ehemalige Skirennfahrerin<br />
Doris Antonini heute im Herzen des Weinbaugebietes<br />
La Côte mit Philip Wolfsteiner Vollgas gibt, erklären<br />
die beiden im Interview.<br />
Lage. Das Restaurant Au Cœur de la<br />
Côte liegt an der Weinstrasse <strong>und</strong><br />
bietet sogarSicht <strong>auf</strong> denGenfersee.<br />
Küche. Caroline Richner absolviert<br />
in Vinzel ihr Praktikum für die<br />
<strong>Hotel</strong>fachschule Luzern.<br />
Philip Wolfsteiner <strong>und</strong><br />
Doris Antonini<br />
Alter: Philip Wolfsteiner (38) <strong>und</strong><br />
Doris Antonini (43)<br />
Betrieb: Restaurant Au Cœur de la Côte<br />
Konzept: der am persönlichsten<br />
geführte Betrieb der Region mit einer<br />
starken Tradition: der Käsespezialität<br />
Malakoff.<br />
Zielpublikum: alle Gästeschichten aus<br />
der Region.<br />
Philip Wolfsteiners Karriere-Auszug<br />
Servicelehre im <strong>Hotel</strong> Schweizerhof<br />
in Luzern, danach arbeitete er im<br />
<strong>Hotel</strong> Beau-Rivage Palace in Lausanne<br />
<strong>und</strong> dem Bellevue Palace in Bern.<br />
1990 Studium an der <strong>Hotel</strong>fachschule<br />
Luzern. 18 Monate lang arbeitete<br />
Philip Wolfsteiner in Phuket im <strong>Hotel</strong><br />
Indigo <strong>und</strong> danach als Flight Attendant<br />
bei der Swissair.<br />
Doris Antoninis Karriere-Auszug<br />
Siearbeitete schon als kleines<br />
Mädchen in diversen Betrieben in<br />
Flüelen. Danach kombinierte sie ihre<br />
Karriereals Skirennfahrerin<br />
(Doris Walker) mit Wintersaisonstellen<br />
in der <strong>Gastro</strong>nomie. Mit 25 entschloss<br />
sie sich, die <strong>Hotel</strong>fachschule Luzern<br />
zu absolvieren.<br />
Mitarbeiter: neun Vollzeitmitarbeiter<br />
Betriebseröffnung: 1999<br />
SGK: Sie feiern Ihr zehnjähriges Jubiläum.<br />
Wie kam es 1999 zur Übernahme des<br />
Restaurants Au Cœur de la Côte?<br />
Doris Antonini kannte den Sohn des<br />
Restaurantbesitzers. Als dieser ihr sagte,<br />
dass ein Nachfolger für das Restaurant<br />
gesucht würde, fragte sie mich, ob<br />
ich Lust hätte, mit ihr den Betrieb zu<br />
führen. Ich brauchte nicht lange zu<br />
studieren <strong>und</strong> sagte ja.<br />
SGK: Welche Chancen <strong>und</strong> Risiken haben<br />
Sie bei der Übernahme gesehen?<br />
Wir haben fast ein Jahr lang die Betriebsübernahme<br />
geplant. Das grösste<br />
Risiko war die mangelnde Erfahrung,<br />
die wir hatten. Ich erinneremich an unsereersten<br />
Ostern<strong>und</strong> den ersten Muttertag.<br />
Wirwaren überfordert. Doch wir<br />
haben schnell aus unseren Fehlernge-<br />
5
lernt. Unsere Chance war, dass Doris<br />
Antonini die Bevölkerung von Vinzel<br />
schon kannte <strong>und</strong> der Betrieb etabliert<br />
war.<br />
SGK: Was macht Ihr Restaurant zu etwas<br />
Besonderem?<br />
UnsereMitarbeiter <strong>und</strong> wir.<br />
SGK: Gibt es etwas in Ihrem Betrieb, das<br />
sie anderen Restaurateuren empfehlen<br />
würden?<br />
Der Chef muss selber an der Front mitarbeiten.<br />
Es geht nicht, dass der Chef<br />
nur im Bürositzt.<br />
SGK: Wovon träumen Sie zwei?<br />
Von den Malakoffs, unserer Käsespezialität.<br />
In fünf Tagen verarbeiten wir r<strong>und</strong><br />
100 Kilogramm Käse dafür.<br />
SGK: Können Sie uns die Geschichte des<br />
Malakoffs kurz erklären?<br />
Ja, sicher.Die Truppen <strong>Napoleons</strong> sind<br />
während des Krimkrieges 1853 in Vinzel<br />
vorbeigezogen <strong>und</strong> heuerten junge,<br />
starke Schweizer an. Diese Söldner gewannen<br />
eine Schlacht um ein Artillerie-<br />
fort, das Malakoffhiess. Die überlebenden<br />
Schweizer Söldner kehrten 1857<br />
völlig ausgehungert wieder nach Vinzel<br />
zurück. Im Nachbardorf Gland besass<br />
Napoleon eine Villa. Seine Köchin verpflegte<br />
die Soldaten mit in heisses Öl<br />
gegebenen Käse. Die Soldaten t<strong>auf</strong>ten<br />
die Speise zu Ehren der gewonnenen<br />
Schlacht <strong>auf</strong> den Namen Malakoff.<br />
SGK: Auf welche eigene Leistung sind Sie<br />
besonders stolz?<br />
Dass Doris <strong>und</strong> ich zusammen zehn<br />
Jahrelang diesen Betriebgeführt haben.<br />
Und immer noch Freude haben, zusammen<br />
arbeiten zu dürfen.<br />
SGK: Herr Wolfsteiner,darf ich Ihnen noch<br />
ein paar persönliche Fragen stellen?<br />
Ja, klar.<br />
SGK: Waskönnen Sie besonders gut?<br />
Verk<strong>auf</strong>en.<br />
SGK: Wassagt man Ihnen nach?<br />
Dass ich ein kleiner «Speedy Gonzalez»<br />
bin. Oder einfach der schnellste Kellner<br />
der Region.<br />
Facts &Figures<br />
Sitzplätze: 100<br />
Gartenterrasse: 80<br />
Günstigstes Getränk: 2dlMilch zu 2.60 Franken<br />
Teuerstes Getränk: Château Ferrande, Bordeaux, 58 Franken<br />
Günstigstes Essen: Malakoff(Käseschnitte), 7.00 Franken<br />
Teuerstes Essen: Rinderfilet, 46.00 Franken<br />
Jahresumsatz: 1,5 Millionen Franken<br />
Startkapital: 100 000 Franken<br />
So beschreibt sich Doris Antonini:<br />
In erster Linie bin ich im Restaurant Patronne, führe die Mitarbeiter. Zusätzlich bin<br />
ich aber auch Mutter von zwei Kindern, die dreieinhalb <strong>und</strong> zehn Jahrealt sind. Das<br />
führt manchmal zu Konflikten. Ich frage mich dann: Was bin ich jetzt? Mami oder<br />
Patronne? Dank meines Geschäftspartners Philip kann ich beides sein. Hobbys sind<br />
bei mir der Sport. Skifahren, Fussballspielen <strong>und</strong> Snowboarden.<br />
Das sagt Philip Wolfsteiner über sich:<br />
Ich würde von mir sagen, dass ich Freude am Leben habe, <strong>auf</strong>gestellt <strong>und</strong> fröhlich<br />
bin. Ich kann aber auch sehr streng sein. Beruflich würde ich sagen, dass Doris <strong>und</strong><br />
ich uns perfekt ergänzen. Als Hobby wandereich gerne <strong>und</strong> fahreTourenski.<br />
Öffnungszeiten: montags <strong>und</strong> dienstags geschlossen. Mittwochs bis sonntags von<br />
08.30 Uhr bis 24.00 Uhr.<br />
Adresse: Restaurant Au Cœur Côte, an der Route du Vignoble, 1184 Vinzel<br />
Telefon: 021 824 11 41<br />
SGK: Schenken Sie uns eine Lebensweisheit?<br />
Das Leben heute geniessen.<br />
SGK: Waswar Ihr schönster Lustk<strong>auf</strong>?<br />
Ich übernachte gerne in schönen <strong>Hotel</strong>s.<br />
SGK: Mit wem würden Sie gerne einmal<br />
einen Monat lang Ihr Leben tauschen?<br />
Mit einem Kind aus einem Waisenhaus.<br />
SGK: Waswollten Sie als Kind werden?<br />
Ich wollte immer <strong>Hotel</strong>ier werden <strong>und</strong><br />
weiss von Doris, dass sie immer einen<br />
Campingplatz führen wollte. Das finde<br />
ich lustig.<br />
SGK: Waswäre Ihre Henkersmahlzeit?<br />
Malakoffs.<br />
SGK: Was können Sie besonders gut<br />
kochen?<br />
Privat bin ich ein leidenschaftlicher<br />
Saucier. Meine Spezialität ist ein Rinderfilet,<br />
das ich jeweils bei Niedertemperatur<br />
gare.<br />
SGK: Wo hätten Sie gerne Ihren zweiten<br />
Wohnsitz?<br />
Im Okavango-Delta in Botswana.<br />
SGK: Wenn Sie einem <strong>Gastro</strong>profi einen<br />
Oscar verleihen dürften, wer würde ihn<br />
bekommen?<br />
Ich würde diesen Emanuel Berger vom<br />
«Victoria-Jungfrau» geben. Er ist zwar<br />
seit einem Jahr nicht mehr in Interlaken,<br />
doch er hat die Gastfre<strong>und</strong>schaft <strong>auf</strong> hohem<br />
Niveau zelebriert.<br />
SGK: Welches politische Projekt möchten<br />
Sie beschleunigt wissen?<br />
Dass die Grenzen geöffnet <strong>und</strong> wir unseren<br />
«Eigenbrötler-Status» endlich ablegen<br />
werden.<br />
6 Swiss <strong>Gastro</strong>-Kombi 1/2009<br />
SGK: Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?<br />
Im Restaurant Au Cœur de la Côte in<br />
Vinzel!<br />
Text: ernst.knuchel@gastronews.ch<br />
Fotos: René Frauenfelder Restaurant. Der Betrieb besitzt zwei<br />
grosseRäumlichkeiten.AmMittag<br />
werden die Plätze zweimal besetzt.<br />
Spezialität des Hauses. Malakoff nennen<br />
sich die Käseschnitten. 100<br />
Kilo Käse braucht es in fünf Tagen.<br />
Wein. Eigener Rebberg gleich vor<br />
dem Haus. Hier wirdder Vinzel von<br />
Charly Straub produziert.