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Wirkstoffe im chemischen Pflanzenschutz - Helmholtz Zentrum ...

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Herbizide und<br />

Pflanzenphysiologie<br />

Prof. Dr. Peter Schröder, Dipl. Ing. Georg Gerl, Abteilung Mikroben Pflanzen Interaktionen,<br />

<strong>Helmholtz</strong> <strong>Zentrum</strong> für Umwelt und Gesundheit, GmbH, Neuherberg<br />

• Notwendigkeiten und Geschichtliches<br />

• Zulassung<br />

• Herbizide – Wirkstoffklassen- Physiologie<br />

• Toleranz und Resistenz<br />

• Verbleib in der Umwelt


Angst vor der Landwirtschaft


Malthus und die Folgen…


Grenzen des Wachstums


Scenario 10 - Sustainability<br />

• In Scenario 10 people in the s<strong>im</strong>ulated world decide on an<br />

average family size of two starting in 1995, and they have<br />

available effective birth control technologies. They also set<br />

themselves a consumption l<strong>im</strong>it.<br />

• When every family attains roughly the material standard of<br />

living of present-day Europe, it says "enough" and turns its<br />

attention to achieving other, nonmaterial goals.<br />

• Furthermore, starting in 1995, this world puts a high<br />

priority on developing and <strong>im</strong>plementing technologies that<br />

increase the efficiency of resource use, decrease pollution<br />

emissions, control land erosion, and increase land yields.


Nutzpflanzen und „Unkräuter“<br />

• 160 Nutzpflanzenarten<br />

• 0,06 % der Gesamtflora<br />

• 12 der wichtigsten Arten<br />

aus 5 Pflanzenfamilien<br />

• Stellen 75 % der<br />

globalen Nahrung<br />

• 250 Unkrautarten<br />

• 0,1 % der Gesamtflora<br />

• 70 % der Arten in 12<br />

Pflanzenfamilien<br />

• 40 % Gräser und<br />

Korbblütler<br />

• Familien identisch


Unkräuter sind Pflanzen ohne direkten<br />

wirtschaftlichen Nutzen für den Menschen, die<br />

in Plantagen mit Nutzpflanzen um Ressourcen<br />

konkurrieren, den Ertrag herabsetzen, die Ernte<br />

behindern oder die Qualität mindern.


Globalisierung ?


Der Krieg ist der Vater aller Dinge...<br />

Neophyt:<br />

Franzosenkraut<br />

Galinsoga parviflora<br />

G. ciliata<br />

Aus Botanischen Sammlungen ...<br />

als Kontamination in Pferdefutter<br />

Ähnlich:<br />

Kastanie eingewandert durch<br />

Römische Besetzung v. Chr.<br />

Wichtig: Geschwindigkeit<br />

der Ausbreitung anthropogen<br />

unterstützt


Neophyt<br />

ist eine Pflanze, die ab dem Jahre 1492 nach Mitteleuropa gelangt ist. Die<br />

Jahreszahl mutet auf den ersten Blick etwas kurios an. Mit der Entdeckung<br />

(oder Wiederentdeckung?) Amerikas durch Columbus beginnt aber der<br />

transkontinentale Schiffsverkehr und damit die bewusste Einführung und die<br />

unbeabsichtigte Einschleppung von Arten entfernter Kontinente.<br />

Eingeschleppte Arten, die an das mitteleuropäische Kl<strong>im</strong>a nur schlecht<br />

angepasst sind, treten meist nur vorübergehend auf (Ephemerophyten).<br />

Manche Arten können sich nur auf naturfernen Standorten behaupten<br />

(Industriophyten). relativ wenige Arten schaffen es, in mehr oder weniger<br />

natürliche Biotope einzudringen (Agriophyten).


Archäophyten<br />

Archäophyten sind bereits seit prähistorischer oder frühester historischer<br />

Zeit in einem Gebiet eingebürgerte Pflanzen. Die meisten Arten wurden<br />

mit dem Ackerbau und den größeren Siedlungen seit der Jungsteinzeit<br />

eingeschleppt bzw. eingebürgert. Dazu zählen viele Kulturpflanzen wie<br />

Weizen oder Wein sowie die meisten Ackerunkräuter (Kornblume etc.).<br />

Aber auch Baumarten wie Esskastanie (Castanea sativa) und<br />

Walnuss (Juglans regia) wurden schon zur Römerzeit in kl<strong>im</strong>atisch<br />

begünstigten Gebieten Deutschlands kultiviert und werden heute nur<br />

noch von den wenigsten Menschen als „Fremdländer“ empfunden.<br />

http://www.rz.uni-karlsruhe.de/~botanik/bex-neol.html


Name deutscher Name Familie ursprüngliche He<strong>im</strong>at Besonderheiten<br />

Acer negundo Eschenahorn Aceraceae Nordmaerika<br />

teilw. in Auenwäldern<br />

eigebürgert<br />

Ailanthus altiss<strong>im</strong>a Götterbaum S<strong>im</strong>aroubaceae Ostasien Parkbaum, gern verwildernd<br />

Aristolochia<br />

clematitis<br />

Osterluzei Aristolochiaceae Mittelmeergebiet<br />

ehemalige Heilpflanze,<br />

Kulturrelikt, Weinbaugebiete<br />

Armoracia rusticana Meerrettich Brassicaceae SO-Europa bei uns keine Samenbildung!<br />

Buddleja davidii Sommerflieder Buddlejaceae China<br />

Conyza canadensis<br />

Kanadisches<br />

Berufkraut<br />

Datura stramonium Stechapfel Solanaceae<br />

Echinochloa crus-<br />

galli<br />

Echinops<br />

sphaerocephalos<br />

Elodea canadensis<br />

Elodea nuttallii<br />

Asteraceae Nordamerika<br />

südliches<br />

Nordamerika<br />

Zierpflanze; oft auf warmen<br />

Ruderalflächen verwildert;<br />

sehr beliebt bei<br />

Schmetterlingen<br />

<strong>im</strong> 17.Jhdt. eingeschleppt,<br />

Ruderalpflanze<br />

halluzinogen; früher für sog.<br />

Asthmazigarren verwendet.<br />

Hühnerhirse Poaceae ? weltweit verschleppt<br />

Kugeldistel Asteraceae Südeuropa<br />

Wasserpest Hydrocharitaceae Michigan<br />

Eranthis hyemalis Winterling Ranunculaceae Südeuropa<br />

an trocken-warmen Stellen<br />

eingebürgerte<br />

Bienenfutterpflanze<br />

Anfänglich<br />

Massenentwicklung (E. c.) bis<br />

zur Blockade von<br />

Wasserwegen; später (ab ca.<br />

1900) ökologisch "eingefügt"<br />

in Weinbergen verwildert;<br />

blüht schon <strong>im</strong> Februar


Galinsoga<br />

parviflora<br />

Helianthus<br />

tuberosus<br />

Heracleum<br />

mantegazzianum<br />

Impatiens<br />

glandulifera<br />

Impatiens<br />

parviflora<br />

Franzosenkraut Asteraceae Südamerika<br />

Topinambur Asteraceae Nordamerika<br />

Herkulesstaude Apiaceae Kaukasus<br />

drüsiges oder<br />

indisches<br />

Springkraut<br />

kleinblütiges<br />

Springkraut<br />

Balsaminaceae Südasien<br />

Balsaminaceae NO-Asien<br />

Juncus tenuis Zarte Binse Juncaceae Nordamerika<br />

Lupinus<br />

polyphyllus<br />

Matricaria<br />

discoidea<br />

Lupine Fabaceae Nordamerika<br />

strahlenlose<br />

Kamille<br />

Asteraceae Nordamerika<br />

angeblich von Napoleons<br />

Truppen eingeschleppt<br />

essbare Wurzelknolle<br />

(Inulin), Schnapsherstellung;<br />

in Baden teilw. verwildert;<br />

bis 2,5 m hohe<br />

Blütensprosse, giftig<br />

(übelste Hautausschläge!)<br />

durch Furokumarine<br />

Massenbestände an<br />

Bachufern,<br />

"Bauernorchidee"<br />

1837 aus einem Berliner<br />

Botanischen Garten<br />

verwildert<br />

Klebsame; von den<br />

Indianern als "Spur des<br />

Weißen Mannes"<br />

bezeichnet, da nur auf<br />

Waldwegen auftretend.<br />

durch bittere Alkaloide<br />

giftig<br />

als Heilpflanze eingeführt;<br />

1852 aus Berlin-Schöneberg<br />

entwichen


Mercurialis annua<br />

einjähriges<br />

Bingelkraut<br />

Euphorbiaceae Mittelmeergebiet<br />

Oenothera biennis Nachtkerze Onagraceae Nordamerika<br />

Ornithogalum<br />

umbellatum<br />

Oxalis fontana<br />

wärmeliebend, Blaufärbung<br />

der Milch / Rotfärbung des<br />

Urins bei Vieh (nicht giftig!)<br />

Seit 1619 in Europa, aber<br />

Arten von den NA Eltern<br />

verschieden (Artbildung!).<br />

Genetisch turbo-interessant.<br />

Doldiger Milchstern Liliaceae Mittelmeerraum Weinberge, Feldwegränder<br />

Europäischer<br />

Sauerklee<br />

Oxalidaceae Nordamerika<br />

Phacelia tanacetifolia Büschelschön Hydrophyllaceae Kalifornien<br />

Physalis alkekenghi<br />

Reynoutria japonica<br />

/ sachalinensis<br />

Robinia pseudoacacia<br />

Senecio inaequidens<br />

Solidago gigantea<br />

S. canadensis<br />

Blasenkirsche,<br />

Lampionblume<br />

Solanaceae Südamerika<br />

Staudenknöterich Polygonaceae Ostasien<br />

Robinie<br />

Scheinakazie<br />

Falsche Akazie<br />

Schmalblättriges<br />

Greiskraut<br />

Riesengoldrute<br />

Kanad. Goldrute<br />

Fabaceae Nordamerika<br />

Asteraceae Südafrika<br />

Asteraceae Nordamerika<br />

Veronica persica Persischer Ehrenpreis Scrophulariaceae wo wohl?<br />

gelbblühend, Schlafstellung<br />

der Blattfiedern b Starklicht<br />

Zierpflanze und Bienen-weide;<br />

an warmen Stellen jetzt häufig<br />

verwildert<br />

in warmen Lagen (Wein-<br />

berge); Früchte essbar<br />

Problempflanze an Bachufern,<br />

bis 3 m hoch, vegetativ durch<br />

Rhizomteile, Ausrottung<br />

schwierig<br />

Stipulardornen; Pionierge-<br />

hölz; benannt nach dem Pariser<br />

Gärtner Robin<br />

langer Weg durch ganz Afrika;<br />

1. dt Vorkommen bei Bremen;<br />

mittlerweile an Mitteleuropa<br />

angepasst.<br />

verbreitete sehr ausdau-ernde<br />

Pioniere auf Brachen<br />

Aus dem botanischen Garten in<br />

Karlsruhe geflüchtet (1805)


• Physiologie<br />

• Rasches Wachstum<br />

• Spross und Wurzel<br />

gleichermaßen<br />

• Hohe<br />

Photosyntheseleistung<br />

• Vegetativ > reproduktiv<br />

• Rasche Akkl<strong>im</strong>atisierung<br />

an wechselnde<br />

Umweltbedingungen<br />

Charakteristika erfolgreicher Unkräuter<br />

• Reproduktion<br />

• Selbstbefruchtend<br />

• Hohe Samenproduktion<br />

• Stets Blütenbildung<br />

• Windblütler<br />

• Keine Insektenspezifität<br />

• Agronomie<br />

• Ähnlichkeit zur<br />

Nutzpflanze<br />

• Samenreife bei Ernte<br />

• Herbizidresistenz<br />

• Vegetative Regeneration<br />

• Lange Ke<strong>im</strong>fähigkeit<br />

• Ke<strong>im</strong>ung übers Jahr<br />

möglich<br />

Die Evolution der Unkräuter hat<br />

nicht stattgefunden unter dem Druck der Herbizide,<br />

vielleicht unter dem Druck des Ackerbaus (Neolithikum)<br />

sicher aber als natürliche Auslese in Kompetition um Lebensraum<br />

und Reproduktion


Chemischer <strong>Pflanzenschutz</strong><br />

• Erste Ansätze <strong>im</strong> 19. Jahrhundert (anorganische Chemikalien:<br />

Kalk, Eisensulfat, Schwefelsäure, Kupfersulfat, Natriumchlorat,<br />

ätzende Düngemittel [Hederichkaninit, Kalkstickstoff])<br />

• Erstes organisches Herbizid: DNOC (4,6-Dinitro-o-cresol)<br />

• 40er Jahre: 2,4-D (2,4-Dichlorophenoxyessigsäure), MCPA (2-<br />

Methyl-4-chlorophenoxyessigsäure)<br />

• Nach dem 2. Weltkrieg rasche Zunahme der Produktpalette<br />

50 % der weltweit verwendeten <strong>Pflanzenschutz</strong>mittel sind Herbizide<br />

Herbizideinsatz in Kulturen:<br />

Getreide 80 – 95 % Rüben, Mais: 100 % Raps: 80-95 %<br />

Kartoffel: ca. 30 % Obstbau: ca. 60 % Grünland ca. 5 %<br />

Wald/Forst: ca. 1 %


Herbizid-Klassifizierung (HRAC)<br />

• A Inhibitoren der Lipidbiosynthese<br />

• B Inhibitoren der verzweigtkettigen Aminosäuren<br />

• C Photosystem II-Inhibitoren<br />

• D Photosystem I-Inhibitoren (Entkoppler)<br />

• E Protoporphyrinogen-oxidase Inhibitoren<br />

• F Inhibitoren der Pigment-Biosynthese<br />

• G EPSP-Synthase Inhibitoren<br />

• H Glutamin-Synthase Inhibitoren<br />

• I DHP Inhibitoren<br />

• K Zellteilungs-Hemmer<br />

• L Inhibitoren der Cellulosesynthese<br />

• M Entkoppler<br />

• N ACCase Inhibitoren<br />

• O Synthetische Auxine<br />

• P Auxin-Transport-Inhibitoren<br />

• Z Unbekannte Targets


Künstliche Auxine


Erste Herbizide: DNOC und 2,4-D<br />

DNOC als Insektizid patentiert<br />

Herbizide Wirksamkeit erkannt<br />

Parallele Synthesen führen zu 2,4-D<br />

1942 als Warfare agent....<br />

1945 Einführung als Herbizid


Phenoxyessigsäuren


Phenoxyessigsäuren sind Hormonanaloga


Wirkung künstlicher Auxine


Protonenausstrom nach Auxinbehandlung


Schwergewichte in der Wurzel


Gravitropismus<br />

• Statolithenstärke dient der Vermittlung des<br />

Schwerereizes<br />

• Stärkekörner lagern auf dem ER. Aber: kein<br />

Schwerereiz, sondern anderes Signal<br />

• ER verändert die Abgabe von Metaboliten:Auxin?<br />

• Unterbrechung des Protonentransports in die<br />

Wand<br />

• Wachstumsstop auf der „Unterseite“


Wirkungsweise der Auxine


Rezeptor für Auxin (ABP)


Phenoxyessigsäure - Entgiftung<br />

Hormone:<br />

Geringe Wirkkonzentrationen<br />

Hohe Spezifität am Rezeptor<br />

Rasche Wirkung<br />

Schnelle Reaktivierung des Rezeptors<br />

Künstliche Auxine:<br />

Hohe Aufwandsmenge<br />

Hohe Spezifität<br />

Metabolismus ist reversibel


Künstliche Auxine und<br />

Aufwandsmengen


Chemistry replaces the hoe!<br />

• Pro US $ Ausgaben für Herbizide 5 $ Gewinn<br />

• Arbeitszeitersparnis: 1 Std statt 6 Std pro Hektar<br />

• In Europa: Mangel an Arbeitskräften<br />

• Erhöhung der Ertragssicherheit<br />

• Industrielle Revolution: alles ist möglich<br />

• Technologiegläubigkeit<br />

• Aber: DNOC-Vergiftungen, Agent Orange…<br />

• Aber…..


Unkraut<br />

MCPA<br />

1945<br />

Mecoprop<br />

1957<br />

Dichlorprop<br />

1961<br />

Clopyralid<br />

1975<br />

Mischungen<br />

Dicamba +<br />

Mecoprop<br />

+<br />

MCPA<br />

Benazolin<br />

+<br />

clopyralid<br />

Sinapis arvensis S S S S S<br />

Capsella bursa-pastoris S S S S S<br />

Chenopodium album S S S S S<br />

Quinmerac<br />

1985<br />

Galium aparine R S S S S S<br />

Stellaria media R S S S S<br />

Polygonum lapathifolium R R S S S<br />

Polygonum persiaca R R S S S<br />

Bilderdykia convolvulus R R S S S<br />

Tripleurospermum marit<strong>im</strong>um R R R S S S<br />

Cirsium arvense R R S S R S<br />

Veronica hederifolia R R R R R S<br />

Lamium purpureum R R R R S S<br />

Martin 1987


Integrierter <strong>Pflanzenschutz</strong><br />

Schema des Integrierten <strong>Pflanzenschutz</strong>es<br />

Integrierter <strong>Pflanzenschutz</strong> bedeutet:<br />

Alle Schadensbegrenzungsfaktoren<br />

sind auszunutzen, um die Schaderreger<br />

unter der wirtschaftlichen<br />

Schadensschwelle zu halten.<br />

Verfahrensweisen:<br />

• biologisch<br />

• biotechnisch<br />

• anbau- und kulturtechnisch<br />

• physikalisch (z. B. mechanisch, thermisch)<br />

• chemisch (<strong>Pflanzenschutz</strong>mittel)<br />

• pflanzenzüchterisch<br />

Fachbeirat<br />

Naturhaushalt<br />

1.10


Wirtschaftliche Schadensschwelle/1<br />

Getreide<br />

1<br />

Schadensschwelle entscheidet<br />

über eine Bekämpfungsmaßnahme<br />

z. B. bei Ungräsern bzw. Unkräutern<br />

Ermittlung der:<br />

–Schaderregerdichte<br />

Befallsstärke von Schaderregern<br />

bzw. Grad der Verunkrautung,<br />

die gerade noch geduldet<br />

werden können<br />

–Schadenshöhe<br />

–Bekämpfungskosten<br />

Bekämpfungsmaßnahmen nur,<br />

wenn die zu erwartenden Verluste<br />

höher sind als die Kosten<br />

Ziel der Schwellenwertermittlung:<br />

–Verbesserung der Wirtschaftlichkeit<br />

–Umweltschonung<br />

–Ertragssicherung<br />

–Produktqualität<br />

Fachbeirat<br />

Naturhaushalt<br />

1.11


Wirtschaftliche Schadensschwelle/2<br />

Kartoffelkäfer<br />

ca. 15 Larven pro Kartoffelstaude<br />

Rapsglanzkäfer<br />

Winterraps vital geschwächt<br />

sehr früh 3 - 4 1 - 2 Käfer/Pflanze<br />

früh 7 - 8 3 - 4 Käfer/Pflanze<br />

spät > 8 > 4 Käfer/Pflanze<br />

Sommerraps: 2 Käfer/Pflanze<br />

Gelbrost/Braunrost (Getreide)<br />

Bei gelben Streifen bzw. braunen Rostpusteln<br />

auf den Blättern sofort reagieren!<br />

Peronospora (Wein)<br />

Bei „Ölflecken“ auf der Blattoberseite<br />

sofort reagieren!<br />

Fachbeirat<br />

Naturhaushalt<br />

1.12


Unverzichtbarkeit des<br />

Integrierten <strong>Pflanzenschutz</strong>es <strong>im</strong> Ackerbau<br />

Gelbrost<br />

Braunrost<br />

Weizen, Gerste, Roggen<br />

Beispiel: Gelb- und Braunrost (Rostpilze)<br />

• Weltweites Auftreten<br />

• Oft epidemischer Verlauf<br />

durch Sporenflug<br />

• Witterungsabhängig<br />

• Überwinterung auf Ausfallgetreide<br />

Ertragseinbußen bei Gelbrostbefall<br />

können über 50 % betragen!<br />

Bekämpfung:<br />

• Sortenwahl<br />

• Rechtzeitiger Fungizideinsatz<br />

Fachbeirat<br />

Naturhaushalt<br />

1.13


Anwendungsverfahren<br />

Düsenabstand 50 cm<br />

<br />

ca. 12 cm<br />

<br />

Bandbreite ca.<br />

15 cm<br />

Einzelpflanzenbehandlung<br />

Teilflächenbehandlung<br />

Ganzflächenbehandlung<br />

Bandspritzung<br />

Saat- und<br />

Pflanzgutbehandlung<br />

• Beizung (meist Fungizide)<br />

• Pillierung (Fungizide + Insektizide)<br />

• Tauchbehandlung (Fungizide, Insektizide<br />

+ Bakterizide)<br />

Pflanzen- und<br />

Bodenbehandlung<br />

• Spritzen (hydraulisches Zerstäuben)<br />

• Sprühen (Ausbringen mit<br />

Gebläseunterstützung)<br />

• Nebeln (Tröpfchenschleierbildung)<br />

• Streuen von Granulaten<br />

• Angießen<br />

• Be<strong>im</strong>ischen zu Anzuchterden<br />

• Räuchern und Begasen (in geschl. Räumen)<br />

• Bodenentseuchung<br />

Fachbeirat<br />

Naturhaushalt<br />

1.17


Teilflächenspezifischer <strong>Pflanzenschutz</strong><br />

Institut für Bodenökologie<br />

• Ziel ist die Anwendung eines Real-T<strong>im</strong>e-Verfahrens, gleichzeitige<br />

Erfassung des Unkrauts und Herbizidausbringung<br />

• CCD-Kamera n<strong>im</strong>mt Grauwertbilder auf, aus Binärbildern<br />

werden Konturbilder erstellt und diese mit Musterpflanzen<br />

verglichen<br />

• gezieltere Unkrautbekämpfung<br />

• Einsparung der Herbizidmenge durch teilflächenspezifisches<br />

Erkennen des Unkrautbefalles<br />

• Geringere Belastung von Grundwasser und Umwelt


Applikationsart


Applikationstechnik<br />

Raumkulturen<br />

Flächenkulturen<br />

Grundlegende Anforderungen<br />

• <strong>Pflanzenschutz</strong>geräteliste der BBA<br />

• 2-jährige Kontrolle der Feldspritzgeräte<br />

• Brüheaufwandmenge genau berechnen<br />

• Düsenwahl (Flachstrahl-, Rundstrahl-,<br />

Injektordüsen)<br />

• Spritzdruckeinstellung<br />

• Tropfengröße beachten (vollständige<br />

Benetzung)<br />

• Windstärke und -richtung beachten<br />

• Fahrgeschwindigkeit einhalten<br />

(Tacho überprüfen)<br />

• Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit<br />

beachten<br />

• Waschwasserbehälter zur <strong>Pflanzenschutz</strong>-<br />

gerätereinigung auf dem Feld<br />

Fachbeirat<br />

Naturhaushalt<br />

1.18


Verlustmindernde Technik<br />

Tunnelgerät<br />

Axialsprühgerät mit Abdeckblech<br />

Raumkultur<br />

90 % Abtriftreduzierung<br />

• Tunnelgerät (Obst- und Weinbau),<br />

1-, 2- oder 3-zeilig<br />

• Axialsprühgerät mit Injektordüsen<br />

und Abdeckblech (Hopfenanbau)<br />

Flächenkultur<br />

50 % oder 75 % Abtriftreduzierung<br />

• Injektordüsen<br />

+ Druckverminderung<br />

+ reduzierte Fahrgeschwindigkeit<br />

Fachbeirat<br />

Naturhaushalt<br />

1.19


Gesetzliche Regelungen<br />

Kulturlandschaft<br />

Naturlandschaft<br />

<strong>Pflanzenschutz</strong>gesetz (PflSchG)<br />

<strong>Pflanzenschutz</strong>mittelverordnung<br />

<strong>Pflanzenschutz</strong>-Sachkundeverordnung<br />

<strong>Pflanzenschutz</strong>-Anwendungsverordnung<br />

als Basis:<br />

Richtlinie der EU über das<br />

Inverkehrbringen von<br />

<strong>Pflanzenschutz</strong>mitteln<br />

(91/414/EWG)<br />

national<br />

international<br />

Fachbeirat<br />

Naturhaushalt<br />

2.1


Landesgesetze zum Naturschutz<br />

Herbizidanwendung auf Feldrain<br />

Landesgesetze zu Naturschutz<br />

und Landespflege<br />

Geregelt sind u. a. :<br />

• Abbrennen der Bodendecke<br />

• Behandlung mit chem. Mitteln<br />

• Rodung<br />

• Schnitt<br />

Fachbeirat<br />

Naturhaushalt<br />

2.2.b


Verminderung von<br />

Abtrift und Abschwemmung<br />

Abtrift<br />

Maßnahmen zur Verminderung:<br />

• Abstand zum Gewässer<br />

• verlustarme Applikationstechnik<br />

(z. B. Verwendung von Injektordüsen)<br />

Abschwemmung<br />

Maßnahmen zur Verminderung:<br />

• unbehandelte Randstreifen mit<br />

geschlossener Pflanzendecke<br />

• Mulch- oder Direktsaatverfahren<br />

• Auffangsysteme<br />

Fachbeirat<br />

Naturhaushalt<br />

2.10

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