väter - Paedagogika
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VATER – SOHN BEZIEHUNG<br />
Vater-Kind Gefüge sehen. „Im zunehmend bewussteren Erleben der elterlichen<br />
Beziehung entstehen beim Kleinkind im zweiten Lebensjahr Gefühle der Eifersucht<br />
und Rivalität. Diese für das noch unentwickelte Selbst des Kindes allzu bedrohlichen<br />
Gefühle können durch Identifikation mit dem Dritten, dem jeweiligen Rivalen,<br />
bewältigt werden.“ 102 Der Sohn versteht nun, dass der Dritte, in den meisten Fällen<br />
der Vater, genauso Beziehungswünsche an den Zweiten, also die Mutter, hat. Der<br />
Sohn versetzt sich innerlich in den Vater hinein, um an der Beziehung zu Mutter<br />
teilzuhaben, da er diese Beziehung zwischen Vater und Mutter nur teilweise<br />
mitbekommt. Der Sohn entwickelt eine Art innerliche, symbolische Beziehungswelt<br />
zur Mutter. Hier sieht man einen großen Schritt der Autonomie des Kindes, es lernt<br />
auch allein auszukommen. Der Sohn verlässt mit diesem Hineinversetzen in eine<br />
andere Person seine narzisstische Welt. Von hier an, kann er die Bedürfnisse der<br />
anderen wahrnehmen, also empathisch sein.<br />
Der Vater als Befreier<br />
Wenn der Vater in traditioneller Sicht, nicht in die Erziehung des Sohnes einbezogen<br />
wird, wird dieser oft als Befreier gesehen. Durch heftige Auseinandersetzungen mit<br />
der Mutter und sich selbst und durch diverse Nähe- und Distanzwünsche des Sohnes<br />
wird die Mutter-Sohn Beziehung instabil. Der Vater, der sich ab und zu mit dem<br />
Sohn auseinandersetzt, holt den Sohn manchmal aus seiner innerlichen Zerrissenheit<br />
heraus und wird so vom Sohn als Erlöser oder Befreier gesehen. Der Vater zeigt dem<br />
Sohn Neues und verlässt so meist den Zuständigkeitsbereich der Mutter. Der Vater<br />
bietet dem Sohn genauso ein Modell der Männlichkeit an dem sich der Sohn<br />
orientieren kann. Der Sohn hat jedoch keine Sorge die Mutter dadurch zu verlieren,<br />
da er sich in seinen Vater hineinversetzen kann und sieht, dass der Vater jeden Tag<br />
die Mutter verlässt und wieder zurückkommt. Wichtig ist dabei, dass der Sohn sieht,<br />
dass der Vater liebevoll empfangen wird. Der Sohn wird immerzu selbstständiger.<br />
Andererseits kann der Sohn auch aufgrund fehlender Bindung und stetiger<br />
Vaterabwesenheit Aggressionen gegenüber dem Vater entwickeln. Wenn die<br />
Beziehung zum Vater aber instabil ist, können Gefühle von Wut und Trauer nicht in<br />
die Beziehung integriert werden, und so lässt der Sohn seine Gefühle meist an der<br />
Mutter aus. Der Sohn kann seinen Vater aber auch idealisieren und erschafft somit<br />
eine starke Sehnsucht nach dem Vater. In „modern“ orientierten Familien ist diese<br />
102 LOTHAR SCHON, 2000 „Sehnsucht nach dem Vater – Die Dynamik der Vater‐ Sohn‐ Beziehung“ Seite 49