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väter - Paedagogika

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VATER – SOHN BEZIEHUNG<br />

minderwertig gegenüber dem Vater ist. In gewissem Maße sollte er Verständnis und<br />

Toleranz dem Sohn gegenüber bringen. 108<br />

„Der Sohn nähert sich eines Morgens seinem Vater, kurz nachdem beide Eltern aus<br />

dem Schlafzimmer gekommen sind. „Ich kann dich nicht leiden, Papa“, sagt der<br />

Junge, „ich mag Mama lieber als Dich.“ Der Vater markiert einen ärgerlichen<br />

Gesichtsausdruck und antwortet gespielt bissig: „Tust du das, ja?“ Danach ändert<br />

sich sein Ausdruck, und er fährt fort: „Das ist in Ordnung so, weil ich dich lieb hab,<br />

und ich weiß, dass du mich meistens auch lieb hast.“ Der Junge, erleichtert über das<br />

Verständnis des Vaters, antwortet immer noch spröde: „ Naja, ich mag dich schon,<br />

jedenfalls ein bisschen.“ Sein Vater lächelt, zieht den jungen spielerisch zu sich<br />

hoch, umarmt ihn und ruft aus: „Ich bin froh, mein Sohn.“ “ 109<br />

Der Vater reagiert nicht negativ auf den ödipal rivalisierenden Sohn, er gibt ihm<br />

weder zu verstehen, dass er minderwertig ist, noch tritt er mit dem Sohn in<br />

Konkurrenz um die Liebe der Mutter. So kann er auch die Gefahren der ödipalen<br />

Rivalität abschwächen. Der Vater sollte aber jedoch auch Grenzen setzen, da diese<br />

die gesunde Identifikation und Gewissensentwicklung des Sohnes fördern. Der Sohn<br />

lernt auch seine eigenen Aggressionen, Ambivalenz und Konflikte zu bewältigen und<br />

zu akzeptieren. Der Sohn erkennt in der ödipalen Phase den Generationsunterschied,<br />

der aber nur vom Sohn erkannt werden kann, wenn weder Vater noch Mutter<br />

wünschen, dass der Sohn den Platz des Vaters im Familiengefüge einnimmt. Der<br />

Sohn nimmt den Vater auch eher als Identifikationsobjekt an, wenn dieser von der<br />

Mutter positiv erlebt wird.<br />

Eine weitere Aufgabe des Vaters ist es, die aufkommenden Liebesstrebungen des<br />

Sohnes aufzunehmen und damit umzugehen. Der Vater nimmt den Sohn auf<br />

gemeinsame Aktivitäten mit, aber ohne die Mutter.<br />

Die wichtigste Erfahrung, die der Sohn machen kann ist die, dass die Beziehung<br />

seiner Eltern nicht entzweit wird aufgrund seiner beängstigenden Fantasien. So fällt<br />

es dem Sohn leichter, diese Phantasien aufzugeben. 110<br />

Ein Bub erlebt seinen Vater als Vorbild und Identifikationsmodell, er sieht in ihm<br />

sein eigenes psychosexuelles Schicksal, das er niemals ändern kann. „Der Verzicht,<br />

den dies bedeutet, wird ebenso wie der Verzicht auf die Mutter als Liebesgefährtin<br />

ausgeglichen durch die Identifikation des Jungen mit der Männlichkeit und<br />

108 LOTHAR SCHON, 2000 „Sehnsucht nach dem Vater – Die Dynamik der Vater‐ Sohn‐ Beziehung“ Seite 67 ‐ 71<br />

109 LOTHAR SCHON, 2000 „Sehnsucht nach dem Vater – Die Dynamik der Vater‐ Sohn‐ Beziehung“ Seite 67<br />

110 LOTHAR SCHON, 2000 „Sehnsucht nach dem Vater – Die Dynamik der Vater‐ Sohn‐ Beziehung“ Seite 67 ‐ 71

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