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Fuchs ludern

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Praxistipp: <strong>Fuchs</strong>bejagung<br />

Ludern fürs Niederwild<br />

Christian Lintow ist Berufsjäger<br />

im NSG Lange Rhön. Er ist bei<br />

der Wildland-Stiftung Bayern<br />

beschäftigt und verantwortlich<br />

für das Birkwildprojekt.<br />

Die Prädatorenbejagung ist ein<br />

Schwerpunkt seiner Arbeit.<br />

Die Zeit der so genannten<br />

Hohen Jagd ist bereits<br />

in vollem Gange<br />

– doch was macht unser Niederwild?<br />

Auch hier wollen<br />

wir in diesen Monaten den<br />

Lohn für unsere bisherigen<br />

Mühen in diesem Jagdjahr<br />

ernten. Um jetzt im Herbst<br />

gute Strecken zu erzielen,<br />

haben wir die Prädatoren<br />

bereits in den vergangenen<br />

Monaten scharf bejagt – und<br />

dürfen auch in nächster Zeit<br />

keinesfalls nachlassen. Den<br />

Grundstein für eine effi ziente<br />

Bejagung der Füchse<br />

im Winter müssen wir jetzt<br />

legen. Aber wie stellen wir<br />

es am besten an, wenn die<br />

Tage kürzer werden und das<br />

Raubwild immer mehr im<br />

Schutze der Dunkelheit auf<br />

30 11/2011<br />

Um unser Niederwild zu hegen und wieder gute Strecken an Hasen und Fasanen<br />

zu erzielen, dürfen wir nicht nachlassen, seine Beutegreifer zu bejagen. Eine<br />

erfolgversprechende Methode ist das Ludern auf den <strong>Fuchs</strong>. Bereits jetzt im<br />

Herbst ist der richtige Zeitpunkt, einen Luderplatz anzulegen. Tipps hierzu gibt<br />

Christian Lintow.<br />

Beutefang geht? Die Lösung<br />

scheint einfach: Wir besinnen<br />

uns auf den ureigensten<br />

Antrieb dieser Tiergruppe.<br />

Das Raubwild will Beute machen,<br />

und zwar ohne zu hohen<br />

Energieeinsatz. Genau<br />

diesen Aspekt müssen wir<br />

uns also zu Nutze machen –<br />

und zwar am besten mit der<br />

Anlage von Luderplätzen.<br />

Wichtig ist, nicht zu spät<br />

damit zu beginnen. Ende Oktober,<br />

Anfang November ist<br />

der richtige Zeitpunkt dafür,<br />

damit der <strong>Fuchs</strong> die Plätze<br />

früh genug annimmt. Die<br />

Rotröcke brauchen einige<br />

Zeit, um sich an die Luderplätze<br />

zu gewöhnen und sie<br />

nicht mehr als Fremdkörper<br />

wahrzunehmen. Es nützt<br />

nichts, wenn wir die Plätze<br />

ein paar Tage vor der angesetzten<br />

<strong>Fuchs</strong>jagd anlegen<br />

– sie werden von Jungtieren<br />

höchstens neugierig beäugt,<br />

von Fähe oder Rüde aber vorerst<br />

gemieden.<br />

Einige Punkte sollte man<br />

überlegen, bevor mit der Anlage<br />

eines Luderplatzes begonnen<br />

wird: Welcher Standort<br />

eignet sich? Wie gehe<br />

ich vor? Ist es möglich, den<br />

Luderplatz regelmäßig zu<br />

kontrollieren? Und: Was für<br />

Köder verwende ich?<br />

Zur Standortwahl gibt es ein<br />

paar grundsätzliche Dinge<br />

zu beachten. Um einen passenden<br />

Standort zu fi nden,<br />

ist eine gute Revierkenntnis<br />

Voraussetzung. Die vergangenen<br />

Winter haben uns die<br />

vorrangigen Pässe der Füchse<br />

verraten, und auf dieser<br />

Kenntnis gilt es nun aufzubauen.<br />

Offene Flächen als<br />

Standort wählen<br />

Ein Luderplatz sollte am besten<br />

auf einer offenen Fläche<br />

liegen. So können wir<br />

bei fehlendem Schnee den<br />

Mond gut nutzen, um den<br />

<strong>Fuchs</strong> frühzeitig auszumachen.<br />

Wichtig ist auch eine<br />

passende Ansitzeinrichtung<br />

vor Ort, die auf die winterlichen<br />

Verhältnisse ausgelegt<br />

ist. Meiner Erfahrung<br />

nach erzielt man die besten<br />

Ergebnisse, wenn sich der<br />

Luderplatz circa 60 Meter<br />

weit vor der Kanzel befi ndet.<br />

Wenn der <strong>Fuchs</strong> dann<br />

anwechselt, lässt einem<br />

diese Entfernung genügend<br />

Zeit, die Waffe in Position<br />

zu bringen und ihn<br />

zu erlegen. Des Weiteren<br />

sollte man darauf achten,<br />

dass der Luderplatz nicht<br />

zu nah am Dorfrand oder<br />

neben Wanderwegen liegt.<br />

Denn bei wärmeren Temperaturen<br />

fangen die Köder an,<br />

unangenehm zu riechen,<br />

wofür unsere nichtjagenden<br />

Mitmenschen sicher wenig<br />

Verständnis haben. Außerdem<br />

besteht die Gefahr, dass<br />

Hunde den Köder aufspüren.<br />

Wie lege ich nun meinen<br />

Luderplatz richtig an? In<br />

der Vergangenheit wurden<br />

zwei Varianten angewendet,<br />

die heute meines Erachtens<br />

beide nicht mehr zeitgemäß<br />

sind. Man hat entweder ein<br />

Betonrohr senkrecht eingegraben<br />

und es von oben her<br />

beschickt, oder man grub<br />

einfach ein Loch, das dann<br />

immer wieder befüllt wurde.<br />

Die Nachteile: Das stehende<br />

Betonrohr fängt nach<br />

einiger Zeit an, sich mit<br />

Regenwasser zu füllen und<br />

lässt somit den Köder darin<br />

schwimmen. Der dabei entstehende<br />

Geruch ist auch<br />

für uns nicht angenehm.<br />

Des Weiteren ist das Luder<br />

bei dieser Methode von oben<br />

sehr gut auszumachen, so<br />

dass auch die Krähen leicht<br />

an die Beute kommen. Uns<br />

suggeriert der fehlende Köder<br />

aber, dass der Luderplatz<br />

gut angenommen wird.<br />

Wenn im ausklingenden<br />

Herbst schließlich dauerhaft<br />

Frost einsetzt, haben<br />

wir auch mit einem Erdloch<br />

Probleme.<br />

Ratsam ist deshalb folgende<br />

Vorgehensweise: Verwenden<br />

Sie für Ihren Luderplatz<br />

am besten ein Betonrohr<br />

mit einer Länge von einem<br />

Meter und einem Durchmesser<br />

von 30 Zentimetern.<br />

Es sollte wie gesagt circa<br />

60 Meter von der Ansitzeinrichtung<br />

entfernt quer<br />

zur Kanzel auf eine Wiese<br />

Foto: M. Migos


gelegt werden. Eine Seite<br />

wird am besten mit einer<br />

entsprechend großen Gehwegplatte,<br />

etwa 30 mal 30<br />

Zentimeter, verschlossen.<br />

Die offene Seite kann dann<br />

beködert werden. Natürlich<br />

sollte das Rohr nicht offen<br />

in der Landschaft liegen,<br />

sondern mit Zweigen, Laub<br />

oder Grasabfällen verblendet<br />

werden, bis es sich in die<br />

Umgebung einpasst. Wenn<br />

nun der <strong>Fuchs</strong> den Luderplatz<br />

annimmt, steht er automatisch<br />

breit zu uns. Er<br />

muss für einen kurzen Augenblick<br />

ein kleines Stück<br />

in das Rohr hinein, um den<br />

Köder zu fressen. Dieser<br />

Augenblick genügt uns, die<br />

Waffe in den Anschlag zu<br />

bringen und den <strong>Fuchs</strong> zu<br />

erlegen, sobald er wieder<br />

rückwärts aus dem Rohr herauskommt.<br />

Luderplätze am besten<br />

täglich kontrollieren<br />

Ist der Luderplatz fertig angelegt,<br />

sollten Sie täglich<br />

kontrollieren, ob das Luder<br />

geholt wurde.<br />

Der <strong>Fuchs</strong> sollte täglich nur<br />

so viel angeboten bekommen,<br />

wie er fressen kann.<br />

Wir wollen ihn nicht satt<br />

füttern, denn nur so ist sichergestellt,<br />

dass er zeitnah<br />

zusteht und das Luder nicht<br />

verdirbt.<br />

Damit ich feststellen kann,<br />

in welcher Nachthälfte oder<br />

Ein etwa ein Meter langes Betonrohr mit einer Platte verschließen<br />

(Bild links) und auf der geschlossenen Seite im Inneren des Rohrs<br />

einen Wildmelder anbringen (Bild rechts).<br />

Eine Entfernung von 60 Metern zur Ansitzeinrichtung ist ideal.<br />

sogar zu welcher Uhrzeit<br />

der <strong>Fuchs</strong> das Luder geholt<br />

hat, behelfe ich mir mit<br />

einem so genannten Luderplatzsensor<br />

oder auch Wildmelder.<br />

Diesen bringe ich<br />

auf der geschlossenen Seite<br />

im Rohr an, so dass der<br />

integrierte Bewegungsmelder<br />

auf das Luder strahlt.<br />

Der Sensor befi ndet sich in<br />

einem Stück Kunststoffrohr,<br />

das oben im Betonrohr angeschraubt<br />

wird. Sobald der<br />

<strong>Fuchs</strong> an das Luder kommt,<br />

sendet das Gerät ein Signal.<br />

Vorteil dieser Konstruktion:<br />

Der Sensor meldet Tiere erst<br />

ab Kaninchengröße, so dass<br />

ich mit der Zeit Fehlerquote<br />

und Ansitzzeit minimieren<br />

kann.<br />

Als Ködermaterialien eignen<br />

sich Aufbruch von<br />

wiederkäuendem Schalenwild<br />

– und durchaus auch<br />

von Niederwild – sowie<br />

Reste, die beim Zerwirken<br />

anfallen. Decke, Schalen<br />

oder ähnliches sollten al-<br />

lerdings nicht verwendet<br />

werden. Diese Teile sind für<br />

den <strong>Fuchs</strong> wenig nahrhaft.<br />

Er wird damit höchstens<br />

spielen und sie irgendwo<br />

liegen lassen, was wiederum<br />

für Spaziergänger ein<br />

wenig schönes Bild abgibt.<br />

Nichts auf dem Luderplatz<br />

zu suchen haben Teile vom<br />

Schwarzwild – vor allem<br />

aufgrund der Seuchengefahr.<br />

Das Ausbringen von<br />

Nahrungsresten ist verboten.<br />

Um gut gerüstet in die Wintersaison<br />

zu starten, ist es<br />

ratsam, sich schon das Jahr<br />

über einen Vorrat an Ködern<br />

anzulegen, am besten in einer<br />

kleinen Kühltruhe. Einfacher<br />

machen Sie es sich<br />

zudem, wenn Sie die Köder<br />

schon portionsweise – das<br />

heißt für zwei bis drei Tage<br />

– abpacken.<br />

Mit diesem Rüstzeug kann<br />

die Winterfuchsjagdsaison<br />

beginnen und wird von Erfolg<br />

gekrönt sein.<br />

11/2011<br />

31

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