Zusatzmaterialien zur - Funkkolleg Musik
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Bezug zum Manuskript: S.14; Zeitmarke: 22’00''<br />
Inhalt: In ihrem Aufsatz Living to Tell: Madonnas Resurrection of the Fleshly aus dem<br />
für die gendertheoretische <strong>Musik</strong>forschung grundlegenden Werk Feminine Endings<br />
von Susan McClary thematisiert die Autorin die diskursiven Strategien, die Madonna<br />
in ihrem künstlerischen Schaffen als weiblicher Popstar den konventionellen,<br />
maskulinen Strukturen entgegensetzt und damit <strong>zur</strong> Emanzipation in der <strong>Musik</strong><br />
beiträgt. McClary weist im ersten Kapitel darauf hin, dass die Teilhabe weiblicher<br />
Künstlerinnen in der westlichen <strong>Musik</strong>tradition eingeschränkt sei und sich schwieriger<br />
als in der Literatur oder den visuellen Künsten vollziehen lasse. Die Darbietung und<br />
Performance von <strong>Musik</strong> sei bei der erfolgreichen Verbreitung eines musikalischen<br />
Werkes wichtiger Bestandteil und hänge oftmals eng mit einer Publikumsrezeption<br />
zusammen, die über Gesten der sexuellen Macht und des Begehrens manipulierbar<br />
sei. Männer performen ihre Sexualität dabei unter anderen Prämissen als Frauen, da<br />
Letztere noch immer als sexuell verfügbares Objekt auf der Bühne betrachtet<br />
würden. Die traditionelle Zuordnung einer rationalen Identität dem Maskulinen und<br />
einer sinnlichen Qualität dem Femininen gegenüber rückt das weibliche Geschlecht<br />
in eine untergeordnete Position. Durch Begehren bedroht es die rationale Stabilität<br />
des Männlichen und müsse kontrolliert werden. Madonnas künstlerische und<br />
zugleich politische Errungenschaft in diesem Kontext zeige sich laut McClary bei dem<br />
Öffentlichmachen dieser geschlechter-spezifischen Problematik. Anhand des<br />
kritischen und emanzipierten Umgangs mit kontroversen, oft provokanten<br />
Subjektkonstruktionen in ihrer <strong>Musik</strong> sowie in ihren Videos und Perfomances gelinge<br />
es der Künstlerin, eine patriarchale Rollenzuweisung zu unterlaufen und auf<br />
musikalischer Ebene die maskulin dominierten, tonalen Narrativen auszuhebeln<br />
sowie Rollenklischees zu ironisieren. Dabei schaffe sich die Künstlerin Freiräume, da<br />
sie durch permanenten Wechsel ihrer Strategien und Identitäten nie unter<br />
(maskuline) Kontrolle zu bringen sei. Die autonome Selbstvermarktung des Popstars<br />
Madonnas wird von McClary ebenso als bedeutender Teil dieser Identitätskonstruktion<br />
gefasst und gut geheißen. Im dritten Abschnitt verdeutlicht McClary am<br />
Beispiel zweier Songs der Heavy Metal Band Whitesnake, dass patriarchale<br />
Narrativstrukturen der westlichen <strong>Musik</strong> des 17. Jahrhunderts noch immer in<br />
aktuellen Kompositionen als affirmative Konstruktionen von Männlichkeit<br />
nachzuweisen seien. Hier führt McClary das Schema Begehren–Furcht –Reinigung<br />
(„desire-dread-purge sequence“, S.156) ins Feld, das an den Beispielstücken<br />
nachvollzogen und kritisch reflektiert wird. In Kapitel vier, fünf und sechs folgen<br />
ausführliche Analysen McClarys, die sich jeweils der Live-Perfomance von „Live to<br />
Tell“, sowie den beiden <strong>Musik</strong>videos zu „Open Your Heart“ und „Like A Prayer“<br />
widmen und die auf visueller und musikalischer Ebene hervorgebrachten<br />
Identitätsproblematiken untersuchen.