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28907 Seiten - Museen in Bayern

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ARBEITSHILFEN 19<br />

werden, die weniger die Veränderungen, als den konkret<br />

erreichten Zustand des Bauholzes darstellt. Aufgrund der<br />

– wenn auch ger<strong>in</strong>gen – Beschädigung durch den Messvorgang<br />

sollte diese Methode nur dort e<strong>in</strong>gesetzt werden,<br />

wo der Verdacht aufgrund zerstörungsfreier Methoden erhärtet<br />

ist.<br />

Die Resistografie wurde zunächst zur Kontrolle von lebendem<br />

Holz, z. B. bei Alleebäumen, angewendet, ist jedoch<br />

auch zur Untersuchung von Totholz, also verbautem<br />

Holz geeignet. Seit ca. 1995 wird die Methode bei der<br />

Schadenskartierung historischer Holzbauten e<strong>in</strong>gesetzt. 29<br />

Mittels e<strong>in</strong>er 40 cm langen und nur 3 mm starken Bohrnadel<br />

wird mit gleichmäßigem Vortrieb <strong>in</strong> das Untersuchungsobjekt<br />

e<strong>in</strong>gebohrt. Dabei ermittelt e<strong>in</strong> Sensor<br />

den Torsionswiderstand und gibt diese Daten an das Aufzeichnungsgerät<br />

weiter. Das Ergebnis ist e<strong>in</strong> Oszillogramm,<br />

das die Holzfestigkeit darstellt. Bei hochauflösenden<br />

Geräten kann die Darstellung bis zur Wiedergabe<br />

e<strong>in</strong>zelner Jahresr<strong>in</strong>ge gehen.<br />

Mit dieser Methode wird der <strong>in</strong>nere Zustand des Holzes<br />

im Bereich der Sondage aufgezeichnet. Die Interpretation<br />

der Messkurven erfordert Erfahrung und bedarf unbed<strong>in</strong>gt<br />

begleitender Beobachtungen: Es kann von e<strong>in</strong>er<br />

Messung nicht ohne weiteres auf den Zustand des gesamten<br />

Holzteiles geschlossen werden. Die Messungen<br />

müssen daher an den kritischen Punkten angesetzt werden,<br />

z. B. an e<strong>in</strong>gemauerten Balkenköpfen, also an den<br />

Bereichen, die für Bauschäden anfällig s<strong>in</strong>d. Offensichtliche<br />

Schäden, Insektenbefall, Pilzbefall, Fäulnis oder mechanische<br />

Beschädigung s<strong>in</strong>d zu beachten.<br />

Die Messungen dienen <strong>in</strong> den Bereichen, die offensichtlich<br />

geschädigt s<strong>in</strong>d, dem Nachweis des statisch wirksamen<br />

Restquerschnittes, und damit als Entscheidungshilfe<br />

für die Methode der Instandsetzung im betroffenen<br />

Bereich. Gravierende Schäden können e<strong>in</strong>gegrenzt und<br />

damit bereits im Vorfeld e<strong>in</strong>er Reparatur die Ausdehnung<br />

des Substanzverlustes auf das Nötigste e<strong>in</strong>geschränkt<br />

werden.<br />

• Physikalische und chemische Untersuchungen an anorganischer<br />

Gebäudesubstanz<br />

Nichtorganische Substanzen, also Geste<strong>in</strong>, Sand und<br />

Mörtel, weisen unter günstigen Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

kaum Verfallsersche<strong>in</strong>ungen auf, jedoch können Innenund<br />

Außenbewitterung dazu führen, was vorwiegend auf<br />

dem Abbau von chemischen B<strong>in</strong>dungen, aber auch mechanischen<br />

E<strong>in</strong>flüssen beruht. Die Ergebnisse dieses Verfalls<br />

lassen sich durch chemisch-physikalische Methoden<br />

nachweisen, die den Zerfall der B<strong>in</strong>demittel von Oberflächen<br />

und der Kernsubstanz dokumentieren.<br />

In diesem Problemfeld bilden die durch Ganzteiltransferierungen<br />

<strong>in</strong>s Museum übertragenen Vorschädigungen<br />

durch bauschädliche Salze den umfangreichsten Komplex.<br />

Besonders bei drohenden Verlusten an orig<strong>in</strong>alen<br />

Oberflächen (Malerei) ist e<strong>in</strong>e genaue Ursachenermittlung<br />

angezeigt. 30 Für die Untersuchung dieser Probleme, aber<br />

auch für die Untersuchung von Pigmenten bieten sich<br />

heute die Infrarotspektrografie oder die Endiffraktogrammie<br />

an.<br />

Anmerkungen<br />

Sebastian Roser<br />

1 Gemäß der Kriterien, wie sie <strong>in</strong>: Zippelius, Adelhart: Freilichtmuseen<br />

<strong>in</strong> Deutschland (= HB Bildatlas Spezial 6), Hamburg<br />

1982 beschrieben werden. Daneben existieren E<strong>in</strong>richtungen,<br />

wie das privat betriebene Museumsdorf Bayerischer Wald <strong>in</strong><br />

Tittl<strong>in</strong>g, die jedoch nicht <strong>in</strong> diese Untersuchung e<strong>in</strong>bezogen<br />

werden konnten.<br />

2Kreil<strong>in</strong>ger, Kilian: Die Situation der Freilichtmuseen heute, <strong>in</strong>:<br />

Arbeitstagung Freilichtmuseen (= Freundeskreis Freilichtmuseum<br />

Südbayern, Schriftenreihe Heft 13/1997), S. 8<br />

3Kreil<strong>in</strong>ger, Kilian: Raumklima im Freilichtmuseum. Klimastabilisierende<br />

Maßnahmen. Internationales Symposium im Freilichtmuseum<br />

des Bezirks Oberbayern an der Glentleiten<br />

5.5.1988, Großweil 1989, S. 6-11<br />

4Kreil<strong>in</strong>ger, Kilian: Bewahren – Unmöglich? <strong>in</strong>: Museum heute<br />

7/1994, S. 9-28<br />

5 Köck, Christoph: Materialität als Programm. Zur wissenschaftlichen<br />

Kooperation von Freilichtmuseum und Volkskunde,<br />

<strong>in</strong>: Arbeitstagung Freilichtmuseen (= Freundeskreis Freilichtmuseum<br />

Südbayern, Schriftenreihe Heft 13/1997),<br />

S.25 ff. Die universitäre Volkskunde hat <strong>in</strong> rascher Folge neue<br />

Ideen im Umgang mit der Museumsform Freilichtmuseum<br />

produziert, die nicht ganz ohne Auswirkung auf den Umgang<br />

mit der materiellen Substanz dieser <strong>Museen</strong> geblieben s<strong>in</strong>d.<br />

Die Geschw<strong>in</strong>digkeit der Ideenproduktion der Volkskunde als<br />

Wissenschaft hängt teilweise mit der Notwendigkeit zusammen,<br />

„aktuell“ bleiben zu müssen, um nicht als entbehrliches<br />

Orchideenfach abgedrängt zu werden.<br />

6 vgl. Ahrens, Claus: Wiederaufgebaute Vorzeit. Archäologische<br />

Freilichtmuseen <strong>in</strong> Europa, Neumünster 1990, S. 22 ff.<br />

7 vgl. Köck (wie Anm. 5), hier S. 26<br />

8 Oberflächlich mag der Ärger über Nachsanierungsbedarf verständlich<br />

se<strong>in</strong>. Bei genauerem H<strong>in</strong>sehen s<strong>in</strong>d mißlungene<br />

Versuche jedoch differenzierter zu bewerten, als es <strong>in</strong> der Hitze<br />

des von persönlichen Ause<strong>in</strong>andersetzungen geprägten<br />

Konzeptwechsels geschieht. Heimrath, Ralf: Die Aufgaben

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