MEHR ALS EINE MODEERSCHEINUNG - portfolio institutionell
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8 <strong>portfolio</strong> plattform: Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage Juni 2013<br />
ist es schwierig, nachhaltigkeit auf die komplette asset allocation zu übertragen?<br />
lehmann: Ja.<br />
Güldner: Wir versuchen, es auf alle Assets zu übertragen. Ich finde, dass die Niedrigzinsphase und Nachhaltigkeit<br />
am aktuellen Markt vor allen Dingen im Bereich Staatsleihen problematisch ist. Wir lassen unser Portfolio von<br />
Oekom Research screenen und raten und versuchen, die hohen selbst gesetzten Standards in unserem<br />
gesamten Portfolio aufrechtzuerhalten. Das heißt, möglichst viele Aktien und Rentenwerte im Stiftungs<strong>portfolio</strong><br />
sollten Oekom-Prime-Status erzielen. Was passiert zurzeit im Staatsanleihenbereich? Es gibt so gut wie keine<br />
Staatsanleihen im Prime-Bereich. Wenn wir in deutsche Staatsanleihen investieren, schaffen wir in bestimmten<br />
Laufzeitenbändern nicht mal mehr nominal unseren Substanzerhalt, geschweige denn real. Die Frage ist: Gehen<br />
wir in der Anlage unter anderem nach Spanien in entsprechende Staatsanleihen und eine Stufe unter Prime? Es<br />
ist momentan viel leichter, im Aktienbereich Nachhaltigkeit mit einem hohen Maßstab durchzusetzen.<br />
Haben Sie noch Staatsanleihen?<br />
Güldner: Wir haben noch Staatsanleihen im Portfolio, wir haben sie aber zurückgefahren und die Aktienquote<br />
auf 35 Prozent hochgefahren. Tendenziell dürfen wir bis zu 50 Prozent in Aktien investieren, wobei das selbst<br />
gesetzte Risikobudget dies momentan nicht zulassen würde.<br />
Solche aktienquoten sind ein luxus, den sich eine Bank nicht leisten kann, oder?<br />
Quast: Wir betrachten den Nachhaltigkeitsfaktor tatsächlich als eine sehr wirksame Maßnahme zur Risikobegrenzung.<br />
Bei uns muss man ganz klar sagen, sogar zulasten einer noch besseren Diversifizierung. Wir<br />
nehmen ganz bewusst in Kauf, dass wir schlechter diversifiziert sind, als wir sein könnten. Wir glauben aber,<br />
dass man die Großrisiken dadurch wirksam vermeiden kann. Wir sind beispielsweise der Auffassung, dass ein<br />
Unternehmen, das sein Geschäftsmodell auf fragwürdige Geschäftspraktiken zurückführt, eines Tages auch<br />
performancemäßig sehr stark abgestraft wird. Wir sind da sehr konsequent. Wir investieren zum Beispiel schon<br />
deshalb nicht in Hedgefonds, weil wir vermeiden wollen, dass irgendein Hedgefondsmanager auf die Idee<br />
kommt, BMW zu kaufen, dann ein Drittel der Belegschaft rauszuschmeißen und das Ganze mit hohem Gewinn<br />
zu verkaufen. Mit solchen Geschäftspraktiken wollen wir nicht in Verbindung gebracht werden.<br />
aber wie überträgt man nun nachhaltigkeit auf die komplette asset allocation?<br />
ist das überhaupt zu machen?<br />
mosel: Wahrscheinlich nur schrittweise, aber man kann es nicht erzwingen.<br />
Wenn es geht, geht es. Und dort, wo es sinnvoll im Portfolio<br />
umsetzbar ist, sollte man es tun. Nur wenn es partout nicht<br />
geht, geht es eben nicht. Am schlimmsten ist es, wenn man versucht,<br />
ein Thema in eine Box zu zwingen, und damit Schiffbruch<br />
erleidet, weil es nicht zum Anspruch oder zur Aufgabe passt. Damit<br />
tut man dem Thema keinen Gefallen. Ich glaube, das Thema Nachhaltigkeit<br />
muss man auch etwas entmystifizieren. Es muss praktikabel<br />
sein, das ist das A und O für uns.<br />
Dittrich: Wir haben das auch Schritt für Schritt entwickelt. Wir<br />
haben 2005 mit Aktien und Unternehmensanleihen angefangen, 80<br />
Prozent aller Titel im Bereich Corporates und Aktien müssen in<br />
einem von uns beobachteten Nachhaltigkeitsindex enthalten sein.<br />
Dann ist das Thema Staatsanleihen hinzugenommen. Ähnlich wie<br />
das Evangelische Johannes stift arbeiten wir mit Oekom Research.<br />
Wir schauen uns jetzt auch die nichtbörsennotierten Finanzinstitute<br />
Jens Güldner