Replik - im Freiheitswerk
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<strong>Replik</strong> zur „Kritik an der Freiwirtschaft nach Silvio Gesell“ durch Rah<strong>im</strong> Taghizadegan vom Wiener „Institut für Wertewirtschaft“<br />
Regionen dominierte der Wunsch nach Haltbarkeit bei der Geldverwendung (Rinder). In<br />
anderen Regionen oder zu anderen Zeiten der Wunsch nach Teilbarkeit (Salz, Tee,<br />
Muscheln). Haltbarkeit in Verbindung mit Teilbarkeit boten die Edelmetalle. Die Prägung von<br />
Münzen erschwerte die Inflationierung <strong>im</strong> Falle der unkontrollierten Herstellung von Geld.<br />
Edelmetalle revolutionierten die Geldgeschichte und damit die Produktion. Die<br />
Umständlichkeit, das aus Metall hergestellte Geld als Metall zu „verbrauchen“, statt es weiter<br />
als Geld zu gebrauchen, förderte seine Verwendung außerordentlich und trug zu seiner<br />
allgemeinen Akzeptanz mehr bei als jedes Machtwort der damaligen Herrscher. Als vor<br />
jedem Wettbewerb am besten geschützt stellte sich – nach jahrhundertelangem Gebrauch<br />
von Silbermünzen – das Gold heraus, das wegen seiner Seltenheit nicht künstlich begrenzt<br />
werden musste. Und damit war das Material gefunden, dass als der Vorläufer von Papier als<br />
Geld gilt.<br />
Gold bot neben den Eigenschaften wie Teilbarkeit, Haltbarkeit, und der relativen<br />
„Nutzlosigkeit“, den Stoff anderweitig zu gebrauchen, ein natürlich erscheinendes Monopol:<br />
Die Geldmengenvermehrung war an den Fund neuen Goldes gebunden – und der war eher<br />
selten. So musste irgendwann offenbar werden, dass auch dem Gold wesentliche<br />
Eigenschaften für ein „ideales Geld“ fehlen. Von sechs wesentlichen Merkmalen, die eine<br />
faktische, nicht nur eine „so genannte“ Währung konstituieren, fehlen dem Gold zwei. Gold<br />
ist kein Rohstoff, dessen Menge dem Wachstum der Wirtschaft entsprechend angepasst<br />
werden kann. Die Menge des Goldes, die als Tauschmittel zur Verfügung steht, kann daher<br />
nicht durch „Zweckmäßigkeitserwägungen“ gesteuert werden 10 .<br />
Dass die relative Unveränderbarkeit der Geldmenge bei Goldwährung vermeintlich falschen<br />
Zwecken nicht dienlich gemacht werden kann, ist kein Argument für die Goldwährung.<br />
Natürlich lässt sich eine Inflation (mittels staatlich sanktionierter Geldfälschung) unter<br />
Goldgeldbedingungen nicht leicht durchführen. Aber dass auch hier gepfuscht wurde, kann<br />
nicht bestritten werden. Davon abgesehen besteht auch <strong>im</strong> Hinblick auf das Gold als Geld die<br />
wirkliche Wahl auch nur zwischen Pest und Cholera. Wenn nämlich das Gold „sich unsichtbar<br />
macht“, weil die Preise <strong>im</strong> Niedergang begriffen sind und der Handel streikt (weil bei<br />
allgemein niedergehenden Preisen der Handel nicht mehr lohnt), dann sind alle<br />
Verbesserungen in der Warenproduktion, die zu jenem Überschuss an Waren führten, der<br />
(wegen der in der Relation dazu nun fehlenden Geldmittel) die „allgemeine Preissenkung“<br />
auslöste, wieder der Vernichtung preisgegeben. Genauso wie <strong>im</strong> umgekehrten Fall eine<br />
Vermehrung der Geldmenge ohne gleichzeitig vermehrte Warenmenge keine<br />
„Wohlstandssteigerung“ anzeigt, sondern nur die Enteignung von Gläubigern und Sparern<br />
durch Preissteigerungen besorgt.<br />
Allgemeine Preisänderungen verstören <strong>im</strong>mer einen Teil der Bevölkerung. Die<br />
Preissteigerungen frustrieren die Sparer und Gläubiger und eine Deflation vernichtet<br />
unweigerlich Produzenten und Schuldner. Von sinkenden Preisen haben <strong>im</strong>mer gerade noch<br />
10 Alle je gefundenen Goldmassen finden – laut Wikipedia – Platz in einem gedachten Würfel mit einer<br />
Kantenlänge von 20 Metern. Ein Würfel mit einer Kantenlänge, die 20 m bemisst (20 mal 20 mal 20 sind 8.000),<br />
lässt sich gut auf die 8.000.000.000 Menschen aufteilen, die wir voraussichtlich auf der Erde schon bald sein<br />
werden. 8.000 Kubikmeter sind 8.000.000 Kubikdez<strong>im</strong>eter oder auch 8.000.000.000 Kubikzent<strong>im</strong>eter. Ergibt für<br />
jeden einen Kubikzent<strong>im</strong>eter. Doch wie viel Gold ist seit seiner Entdeckung und Verwendung in Kirchen, in<br />
Schmuckstücken oder „oral“ verbaut worden?<br />
Jens Frank Kasten (jfk) - 24 - CTS <strong>Freiheitswerk</strong>, 2011