Replik - im Freiheitswerk
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<strong>Replik</strong> zur „Kritik an der Freiwirtschaft nach Silvio Gesell“ durch Rah<strong>im</strong> Taghizadegan vom Wiener „Institut für Wertewirtschaft“<br />
Die Nützlichkeit des Goldes für den Tausch und seine historisch erklärbare Verwendung als<br />
Geld stand also überhaupt nie zur Debatte, so wie Taghizadegan suggerieren will.<br />
Um dann doch vorzuschlagen, „nutzloses“ Gold durch nützliches Papier zu ersetzen – wie<br />
kann „Nutzloses“ verschwendet werden?<br />
Dass das korrekte Zitieren nicht die Sache von Herrn Taghizadegan ist, wissen wir ja nun<br />
schon. Jetzt entrüstet er sich darüber, dass Gesell Gold angeblich undifferenziert als<br />
„nutzlosesten Stoff“ bezeichnet, um dann zu fragen, wieso Gesell denn die Papierwährung<br />
gefordert habe, obwohl man doch „Nutzloses“ nicht verschwenden könne. In der letzten<br />
Frage setzt Taghizadegan – siehe vollständiges Zitat auf Seite 22 oben – Gold (angeblich in<br />
allen Belangen Nutzloses) und Tee (Verschwendung als Geldstoff) gleich <strong>im</strong> Hinblick auf ihre<br />
vermeintliche Ablehnung durch Gesell. Bei so viel Verwirrung fällt das Argumentieren nicht<br />
<strong>im</strong>mer leicht.<br />
Die Frage, warum die Menschheit bei der Wahl ihres Geldes den Weg von Waren, über<br />
Edelmetalle (Kupfer, Silber) hin zu Gold nahm, um dann welteinheitlich bei der<br />
Papierwährung zu landen, ist in der Geldtheorie von Silvio Gesell einleuchtend erklärt –<br />
selbst wenn dort nicht alle Formen je verwendeten Geldes erwähnt werden 11 .<br />
Die Verschwendung von Tee als „Geld“ ist eine Tatsache, sobald Geld existiert. Nicht an sich.<br />
Gesell hat in seinem Hauptwerk keine derartige Aussage gemacht. Hätte sie aber machen<br />
können, ohne abgemahnt werden zu müssen. Denn gegen Tee als Gebrauchsgut gibt es<br />
nicht viel zu sagen. Gegen Tee als Geld schon. So konnte man den Tee in Zeiten<br />
eingeschränkter Reisemöglichkeiten dort als Geld nutzen, wo er nicht wuchs und wo man ihn<br />
nicht leicht hinbringen konnte. Alles andere wäre darauf hinausgelaufen, dass der Tee-Anbau<br />
dem (in einigen Fällen noch gar nicht vorhandenen) Staat hätte überlassen werden müssen,<br />
da ja sonst jeder hinter dem Haus sein eigenes „Geld“ hätte anpflanzen können.<br />
Gold ist als Geld besser geeignet als Tee. Und Papier ist als Geld (etwas) besser geeignet als<br />
Gold. Die gegenüber dem Gold bessere Eignung des Papiers betrifft besonders den Punkt 6<br />
der genannten Merkmale einer Währung, bzw. des Stoffes aus dem das Geld besteht. Mit<br />
Papiergeld kann die Steigerung der Geldmenge, wenn sie durch eine gesteigerte<br />
Warenproduktion gedeckt ist, leichter bewerkstelligt werden. Diese Möglichkeit der<br />
Anpassung nach oben fehlt dem Gold als routinemäßige Möglichkeit.<br />
Nach Taghizadegan führte jedoch „indirekte Gewalt“ zur Ablösung von (werthaltigem) Gold<br />
als Geld durch (wertloses) Papier. Der Staat, der böse Wicht, hat erst das Silber und dann<br />
das Gold „entmünzt“ und der frevelhaften Forderung Gesells nach umfassender<br />
Papiergeldnutzung nicht genügen Stirn geboten. Doch wer ist der Staat? Und wer lenkt ihn<br />
nach Meinung von Taghizadegan? Es dürfte doch der Verdacht nicht unbegründet sein, dass<br />
nicht Technokraten die Abkehr vom Goldstandard besorgt haben, sondern die „Herren des<br />
Geldes“, also früher die des Goldes, selbst.<br />
Die Abkehr vom Goldstandard hatte wohl in erster Linie mit dem sechsten Merkmal einer<br />
funktionierenden Währung zu tun, der fehlenden Elastizität der Goldmenge, da der zweite<br />
Punkt, die stoffliche Überlegenheit gegenüber der gemeinen Ware und die daraus<br />
resultierende fehlende Äquivalenz in Bezug auf die Durchhaltekosten, den oben genannten<br />
„Herren“ wohl damals ebenso so wenig bewusst war wie heute.<br />
11 Der Schekel aus Ägypten fehlt ebenso wie das Kerbholz aus Großbritannien.<br />
Jens Frank Kasten (jfk) - 27 - CTS <strong>Freiheitswerk</strong>, 2011