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20<br />

"ich nannte ihn Krawatte"<br />

Milena Michiko Flasar<br />

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.<br />

Vielleicht erzähle ich erst, worum es geht. In Japan<br />

lebt ein junger Mann, der sich scheinbar schon jahrelang<br />

nur in seinem Zimmer aufhält, ein Hikikomori,<br />

wie sie in Japan genannt werden. Er vermeidet den<br />

Kontakt zu seinen Eltern, ist vollkommen abgeschnitten<br />

vom täglichen Leben. <strong>Das</strong> Buch beginnt, als er<br />

sich an einem Tag in den Park begibt, einem Ort,<br />

der vor Anonymität wimmelt und deshalb perfekt für<br />

seinen Ausflug ist.<br />

Eher zufällig kommt es nach Wochen zu einem<br />

Gespräch mit dem um Längen älteren Mann, der<br />

schlicht „Krawatte“ genannt wird. Beide Männer<br />

sind nicht so wie die Norm es verlangt, sie lehnen<br />

sich durch das Nichtstun auf. <strong>Das</strong> Buch erzählt die<br />

Geschichten dieser beiden Personen und konzentriert<br />

sich vor allem auf den jungen Taguchi Hiro.<br />

Milena Michiko Flašar ist, nicht fern von Krems,<br />

in St. Pölten zur Welt gekommen, hat einen österreichischen<br />

Vater und eine japanische Mutter. „Ich<br />

nannte ihn Krawatte“ ist nicht ihr erstes Werk. „Ich<br />

bin“ und „Okaasan – Meine unbekannte Mutter“<br />

gingen schon voraus. Eine Nominierung für den<br />

Klaus-Michael-Kühne-Preis, ein dritter Platz beim<br />

Litarena-Literaturwettbewerb und zwei erste Plätze,<br />

einen beim Poetry Slam des Diskokombinats und<br />

einen beim 3. Litarena Litges Lounge, zeigen von<br />

ihrem Können.<br />

Ich möchte sagen, dass das Buch vermutlich nicht<br />

jedermanns Sache ist, wie es bei allen Dingen so ist,<br />

aber dass es für diejenigen ein Vergnügen ist, es zu<br />

lesen, die etwas von einer Geschichte davontragen<br />

möchten.<br />

Es gibt viele Aspekte dieses Buches, die man beleuchten<br />

könnte, wie zum Beispiel die einzelnen Geschichten<br />

der beiden Antihelden mit ihren Fehlern<br />

und Faszinationen oder die wunderbare Geschichte<br />

von „Krawattes“ Klavierlehrer.<br />

Aber ich möchte hier die Stelle erwähnen, die mir<br />

vom Buch am besten gefällt:<br />

„Pass auf, welches Alter du dir aussuchst. Es<br />

klebt an einem. Es klebt einen zu. <strong>Das</strong> Alter, das<br />

du dir aussuchst, ist wie Klebstoff, der sich um<br />

dich herum verhärtet.“<br />

Ich bin begeistert von dieser Stelle. Denn sie<br />

stimmt. Jeder/jede sucht sich ein Alter aus, in welchem<br />

er/sie feststeckt, sein/ihr ganzes Leben lang.<br />

Wichtig ist nur, sich das richtige auszusuchen. Ich<br />

liebe es zu sagen, dass ich gleichzeitig fünf und fünfzig<br />

bin.<br />

Stephanie Tastel<br />

BILD: http://www.danteconnection.de/milena-michiko-flasar-ich-nannte-ihn-krawatte/2012/03/

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