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Claude Bitot

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Konsumgütern zweifelhaften Nutzens der Fall ist (deren Unentbehrlichkeit uns die<br />

Werbung jeden Moment einzuhämmern versucht), die Individuen in einem solchen<br />

Komfort leben, dass sie schlapp und stumpf werden. Die babeufschen „Gleichen“<br />

misstrauten der allzu grossen Verbreitung materieller Genussmittel; sie erachteten<br />

diese als für das Glück einer Gemeinschaft nicht förderlich. Dieselben, fährt<br />

Buonarroti fort, befürchteten zudem, dass die Menschen, welche sich den<br />

mechanischen Künsten widmeten, aus ihren wirklichen oder angeblichen<br />

Kenntnissen einen Vorrang ableiteten und sich von gemeinen Arbeiten befreit<br />

fühlten. Auch dieser Einwand ist stichhaltig. Wie viele Intellektuelle der heutigen<br />

Welt wären bereit, an Handarbeit teilzunehmen?<br />

Buonarroti erwähnt auch die konträre Meinung: Diese sah in Kunst und<br />

Wissenschaft eher etwas Gutes, denn damit könnten die Arbeiten müheloser<br />

werden, oder durch die Wissenschaft könnten manchmal Krankheiten geheilt und<br />

vermieden werden. Nach längerer Diskussion, berichtet Buonarroti, kam man zum<br />

Schluss, man müsse für Kunst und Wissenschaft eintreten, wenn auch damit nicht<br />

entschieden sei, dass Kenntnis einer Wissenschaft von gemeiner Arbeit dispensiere.<br />

Keine schlechte Antwort für sogenannte „grobe“ Kommunisten auf Fragen,<br />

die keineswegs immer einfach zu lösen sind. Doch betrachten wir ihre Beziehung<br />

zu Kunst und Wissenschaft etwas näher.<br />

Artikel 8 ihres Programms ökonomischen Inhalts bezüglich Gemeinarbeit<br />

setzt fest, man solle auf den Gebrauch von Maschinen und Verfahren<br />

zurückgreifen, welche die Arbeitspein der Menschen verringern. Buonarroti deutet<br />

darauf hin, dass man auf die Wissenschaften zähle, die neue Maschinen erfinden<br />

und die alten verbessern soll. 6 Babeuf stimmt damit überein. In einem Brief vom<br />

28. Juli 1795 an seinen Genossen Germain, der möglicherweise all seine Gedanken<br />

zusammenfasst, schreibt er: „Wäre ich denn etwa dagegen, dass in meinem Beruf<br />

eine Maschine eingesetzt würde, welche den Gebrauch einer Vielzahl von Armen<br />

unnötig machte? Nein, denn die Einführung dieser Maschine führte zu nichts<br />

Ärgerlichem; für alle zusammen bedeutete dies nur eine Verringerung der Mühsal.“<br />

7 Babeuf war in seiner Jugend Terrassierer gewesen (mit 14 arbeitete er am<br />

Picardie-Kanal) und hatte am eigenen Leib erfahren, was Arbeitsmühe ist, wenn<br />

man nur Schaufel und Arme zur Verfügung hat. Er zeigt damit, dass die<br />

Einführung von Maschinen im Kommunismus eine Wohltat sein kann, während sie<br />

im Kapitalismus nichts als ein Fluch ist, indem diese Maschinen eine Menge Leute<br />

um ihr Brot bringen, sodass diese in ihrer Verzweiflung die Maschinen zerstören<br />

wollen. 8<br />

Die Babouvisten wenden also dem technischen Fortschritt nicht den Rücken<br />

zu, sie integrieren ihn aber in wohlbestimmten Grenzen, als Erleichterung der<br />

6 o.c., Seite 159<br />

7 „Ecrits de Babeuf“, präsentiert von <strong>Claude</strong> Mazauric, Paris, Editions Sociales, 1988, Seite 259<br />

8 Damals „hatte die Einführung von Maschinen in Frankreich schon lebhafte Reaktionen von Seiten der Arbeiter<br />

bewirkt: In Rouen wurden im Juli und Oktober 1789 Maschinen zerstört; in Lille widersetzten sich die Arbeiter der<br />

Einführung von Wollhechel- und Spinnmaschinen; in Troyes protestierten die Spinnerinnen gegen die Einführung<br />

der Jennies. In Paris widersetzten sich die Arbeiter der Einführung der Maschine mit 15-20 Spindeln. Babeuf kannte<br />

sicher diese Reaktionen und dachte darüber nach“, schreibt D. Guérin in „La Lutte de classe en France sous la<br />

première république“, Paris, Gallimard, 1968, Band II, Seite 383<br />

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