Naturherde der Tularämie und Brucellose - biomed-austria
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kommende <strong>und</strong> für Menschen hoch virulente Francisella tularensis<br />
subsp. tularensis auch bereits in Europa (Slowakei,<br />
Österreich) bei verschiedenen Ektoparasiten nachgewiesen<br />
wurde, sollte auf die Charakterisierung <strong>der</strong> Isolate von Feldhasen<br />
<strong>und</strong> Menschen nicht verzichtet werden. 10<br />
Abb.: Francisella tularensis-Kultur von einem akut-septikämisch<br />
verendeten Feldhasen<br />
<strong>Brucellose</strong>-Epidemiologie<br />
Brucella suis Biovar 2 wurde erstmals 1957 von Willinger 4<br />
in Österreich bei Feldhasen nachgewiesen. Die Tiere stammten<br />
aus <strong>der</strong> Umgebung von Wien, aus dem Mühlviertel in<br />
Oberösterreich <strong>und</strong> aus <strong>der</strong> Umgebung Salzburgs. 1990–<br />
1993 wurde die <strong>Brucellose</strong> bei 5 Feldhasen nachgewiesen,<br />
die aus Oberösterreich, Nie<strong>der</strong>österreich <strong>und</strong> dem Burgenland<br />
stammten. 5<br />
Im Jahr 2003 konnte im Bezirk Waidhofen/Thaya <strong>der</strong><br />
Ausbruch von Schweinebrucellose, einer seit 1994 anzeigepflichtigen<br />
Tierseuche, in mehreren Betrieben nachgewiesen<br />
werden. Die Ursache für den Seuchenausbruch war vermutlich<br />
das Verfüttern von rohen Feldhasenorganen an die Hausschweine.<br />
Wahrscheinlich über den Samen infizierter Eber<br />
wurde <strong>der</strong> Erreger dann auch in an<strong>der</strong>e Betriebe verschleppt.<br />
Es ist bemerkenswert, dass die <strong>Brucellose</strong> bereits 5 Jahre zuvor<br />
bei einem Feldhasen aus dem Bezirk Waidhofen/Thaya<br />
nachgewiesen wurde.<br />
Bei einer 1997/98 durchgeführten serologischen Untersuchung<br />
von Rotfüchsen stammten 10 positive Tiere aus dem<br />
nordöstlichen Nie<strong>der</strong>österreich <strong>und</strong> dem nördlichen <strong>und</strong> mittleren<br />
Burgenland. 8<br />
<strong>Brucellose</strong>-Diagnostik<br />
An <strong>Brucellose</strong> erkrankte Feldhasen zeigen bei <strong>der</strong> Sektion<br />
unterschiedlich große, gelbbraune Knoten, beson<strong>der</strong>s in Leber<br />
<strong>und</strong> Milz, <strong>und</strong> eine eitrige Entzündung <strong>der</strong> Geschlechtsorgane.<br />
4, 5 Trotz dieser massiven Verän<strong>der</strong>ungen haben diese<br />
Tiere einen auffallend guten Nährzustand. Bei Hausschweinen<br />
kommt es zu Abortusfällen infolge einer eitrigen<br />
Plazentitis.<br />
Die Kultivierung des Erregers wird auf Columbia-Agar mit<br />
10 % Schafblut durchgeführt, die Identifizierung <strong>und</strong> Charakterisierung<br />
<strong>der</strong> Isolate erfolgt durch Objektträgeraggluti-<br />
nation mit monospezifischen Anti-Brucella-Seren, durch den<br />
Ureasenachweis auf Harnstoffagar nach Christensen, durch<br />
Prüfung auf Schwefelwasserstoffbildung mittels Bleiacetatstreifen<br />
<strong>und</strong> durch Prüfung <strong>der</strong> Wachstumsbeeinflussung<br />
durch bestimmte Farbstoffe. 8<br />
Zusammenfassung<br />
Sowohl bei <strong>der</strong> <strong>Tularämie</strong> als auch bei <strong>der</strong> <strong>Brucellose</strong><br />
stellt <strong>der</strong> Feldhase ein wichtiges Erregerreservoir <strong>und</strong> eine<br />
mögliche Infektionsquelle für Haustiere <strong>und</strong> Menschen dar.<br />
Durch bakteriologische <strong>und</strong> serologische Untersuchungen<br />
von Feldhasen <strong>und</strong> Rotfüchsen von 1994 bis 1998 konnte<br />
nicht nur die bereits bekannte endemische Verbreitung <strong>der</strong><br />
<strong>Tularämie</strong> <strong>und</strong> <strong>Brucellose</strong> weitgehend bestätigt werden, son<strong>der</strong>n<br />
es konnten auch die einzelnen Seuchenherde besser lo-<br />
kalisiert werden.<br />
6, 7, 8<br />
wissenschaft & praxis<br />
Bei entsprechend günstigen Umweltbedingungen für die<br />
Reservoirtiere mit geringen Nie<strong>der</strong>schlagsmengen im Sommer<br />
<strong>und</strong> Herbst können Endemieherde <strong>der</strong> <strong>Tularämie</strong> aktiviert<br />
werden. Bei Auftreten einer Mäuseplage ist mit einem Feldhasensterben<br />
im Spätherbst <strong>und</strong> einer Häufung <strong>der</strong> <strong>Tularämie</strong>fälle<br />
beim Menschen zu rechnen.<br />
Der Erreger <strong>der</strong> Hasen- <strong>und</strong> Schweinebrucellose, Brucella<br />
suis Biovar 2, ist in Österreich ebenfalls endemisch verbreitet.<br />
Die Seuchenherde decken sich weitgehend mit jenen<br />
<strong>der</strong> <strong>Tularämie</strong>. Eine Überpopulation bei Wildschweinen könnte<br />
möglicherweise zu einer Aktivierung dieser Endemieherde<br />
<strong>und</strong> damit zu einer Zunahme <strong>der</strong> Infektionen bei Hausschweinen<br />
führen. ■<br />
Dr. Erwin Hofer<br />
Abteilung für Bakteriologie<br />
Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling<br />
Österreichische Agentur für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Ernährungssicherheit<br />
(AGES)<br />
E-Mail: erwin.hofer@ages.at<br />
Anmerkungen:<br />
(1) David H (1947): „Untersuchungen über die <strong>Tularämie</strong> in<br />
Österreich (1935-1945)“. Wien Tierärztl Mschr 10: 523-544<br />
(2) Puntigam F (1947): Zur Epidemiologie <strong>der</strong> <strong>Tularämie</strong> nach<br />
Beobachtungen in Nie<strong>der</strong>österreich. Wien Klin Wochenschr<br />
59: 103-105<br />
(3) Puntigam F (1960): Thorakale Formen im Seuchengeschehen<br />
<strong>der</strong> <strong>Tularämie</strong> in Österreich. Wien Klin Wochenschr 72:<br />
813-816<br />
(4) Willinger H (1960): <strong>Brucellose</strong> bei Feldhasen in Österreich.<br />
Wien Tierärztl Mschr 47: 661-669<br />
(5) Damoser J, Hofer E (1995): Brucella suis Biovar 2 – Infektionen<br />
beim Feldhasen. Z Jagdwiss 41: 137-141<br />
(6) Hofer E, Schildorfer H, Flatscher J, Müller M (1997): Zum<br />
Nachweis <strong>der</strong> <strong>Tularämie</strong> bei Feldhasen (Lepus europaeus) in<br />
Österreich. Wien Tierärztl Mschr 84: 301-306<br />
(7) Steineck T, Hofer E (1999): Zum Vorkommen <strong>der</strong> <strong>Tularämie</strong><br />
in Österreich. Verh ber Erkrg Zootiere 39: 263-269.<br />
(8) Höflechner-Pöltl A, Hofer E, Awad-Masalmeh M, Müller M,<br />
Steineck T (2000): <strong>Tularämie</strong> <strong>und</strong> <strong>Brucellose</strong> bei Feldhasen<br />
<strong>und</strong> Füchsen in Österreich. Tierärztl Umschau 55: 264-268<br />
(9) Gurycova D, Vyrostekova V, Khanakah G, Kocianova E,<br />
Kmety E, Stanek G (2001): Importance of surveillance of tularemia<br />
natural foci in the known endemic area of Central Europe,<br />
1991-1997. Wien Klin Wochenschr 113/11-12: 433-438<br />
(10)Hofer E (2005): Epidemiologie, Klinik <strong>und</strong> mikrobiologische<br />
Diagnostik <strong>der</strong> <strong>Tularämie</strong>.<br />
http://www.antibiotikamonitor.at/12_02/12_02_05.htm<br />
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