Von A bis Zett / eBook / Leseprobe - Ebozon
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290 | S e i t e<br />
ein paar Tagen aus der Justizvollzugsanstalt entlassen worden, in der ich<br />
ein halbes Jahr unschuldig gesessen habe. Ich brauche dringend eine Wohnung,<br />
habe aber erst ab der nächsten Woche Geld zum bezahlen, denn<br />
dann wird mir mein Kredit in Höhe von 75.000 DM ausgezahlt.“<br />
Mit dieser (gelogenen) Geschichte machte er so manches Herz weich und -<br />
wie sollte es auch anders sein - natürlich auch das Meinige … Zudem hatte<br />
er seit ein paar Tagen einen Job als Trainer in der Jugendabteilung eines<br />
Handballvereins ganz in der Nähe, und die Jugendlichen waren in diesen<br />
Typen vernarrt, was ihn mir sehr glaubwürdig erscheinen ließ. Natürlich,<br />
wie sollte es auch sonst sein, bot ich ihm direkt meine Hilfe an, denn<br />
schließlich war ich gelernter Maler und Lackierer, und ein paar Mark nebenbei<br />
konnten nicht schaden. Fortan gingen die Arbeiten in seiner neuen<br />
Wohnung los, die sich direkt im Nachbarhaus befand. Den gutherzigen<br />
Hausbesitzer konnte er auch mit seiner Mitleids-Story beeindrucken, und so<br />
brauchte er erst im Folgemonat zwei Mieten zu bezahlen. Irgendwie hat es<br />
dieser gewitzte Typ immer wieder geschafft „NEUES“ Material für die<br />
Renovierungsarbeiten zu besorgen, und alles ohne einen Pfennig anzuzahlen.<br />
Mal brachte er 20 m² PVC- Teppich mit, mal Tapeten und Kleister,<br />
mal einen Eimer Deckenfarbe, er hielt die Baustelle stets am Laufen.<br />
Dann nach ein paar Tagen, als ich schon reichlich Stunden gearbeitet hatte<br />
und der Kredit so langsam überwiesen werden sollte, wurde ich nervös und<br />
setzte ihn unter Druck, schließlich wollte ich so langsam Bares sehen. Am<br />
nächsten Tag stand er mit 50 DM Anzahlung auf der Matte. Er erzählte<br />
mir, dass er es soeben von der Bank abgeholt hat und es sein letztes Geld<br />
gewesen sei. Die Wahrheit, die ich erst später erfuhr, war die, dass er ein<br />
paar Jungs aus seiner Handball-Jugend-Abteilung angepumpt hatte, um das<br />
Geld zusammen zu bekommen, denn sonst würden die Renovierungsarbeiten<br />
nicht weitergehen und sie müssten auf ihren Trainer verzichten,<br />
wenn er selbst die Arbeiten verrichten würde, was natürlich für die Teenies