Väter können das … - Starke Väter!
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pamonate im vergangenen Jahr plötzlich nicht mehr drei, sondern rund<br />
50 männliche Mitarbeiter in die Elternzeit - was am Boden des Frankfurter<br />
Flughafens besonders in der sommerlichen Hochsaison unerwartete<br />
logistische Probleme aufwarf. In den Betrieben entscheidet sich, ob Lebensentwürfe<br />
individuell gestaltet werden <strong>können</strong>. Doch die “familienfreundliche”<br />
Erwerbswelt, die die Beraterszene predigt, erweist sich vielerorts<br />
als Mogelpackung.<br />
In Tat gibt es eine Reihe von großen wie kleinen Unternehmen, die Eltern<br />
(oder auch Mitarbeitern, die ältere Angehörige pflegen) entgegenkommen.<br />
Sie wollen weniger unverbindlich “freundlich” sein als mit einer<br />
“familienbewussten” Personalstrategie vorausschauend dem Fachkräftemangel<br />
begegnen. Vor allem qualifizierte Mitarbeiterinnen möchten die<br />
Firmen nicht verlieren. Sie machen ihnen Angebote in Form mehr oder<br />
weniger attraktiver Teilzeitstellen. “<strong>Väter</strong>freundlichkeit” ist deutlich weniger<br />
verbreitet: Männer sollen voll einsatzfähig sein, Frauen gesteht<br />
man eine “Muttiecke” zu - aus der heraus eine Karriere allerdings<br />
schwierig wird.<br />
Zwar schreibt die Wirtschaftspresse über “Work-Life-Balance”, weil die<br />
Personaler <strong>das</strong> Umdenken bei Teilen ihrer Belegschaft spüren. Der umworbene<br />
männliche Nachwuchs erwartet nicht nur schicke Dienstwagen,<br />
sondern auch betriebliche Angebote zur Vereinbarkeit für <strong>Väter</strong>. Aber<br />
nur wenige Firmen haben überzeugende Konzepte vorgelegt, die Beschäftigte<br />
mit Fürsorgeaufgaben entlasten. Diese Vorzeigebeispiele prägen<br />
jedoch den öffentlichen Diskurs auf Tagungen, in Wettbewerben<br />
oder Zertifizierungsverfahren. Sie erwecken den Eindruck, es handele<br />
sich um einen allgemeinen Trend.<br />
Die Unternehmen bieten für Berufsanfänger prekäre oder befristete Beschäftigung<br />
- und erwarten ständige Verfügbarkeit, sobald potenzielle<br />
<strong>Väter</strong> einen festen Job bekommen haben. Von fröhlichen Werbeprospekten<br />
und wolkiger Rhetorik unberührt dominiert eine traditionelle Betriebskultur,<br />
die durch geringe Zeitsouveränität, regelmäßige Überstunden<br />
und Anwesenheitspflicht geprägt ist. Die Flexibilisierung im Firmeninteresse<br />
deckt sich nicht mit den Wünschen der Eltern; die Ausweitung<br />
von Servicezeiten und der Trend zur 24-Stunden-Ökonomie verhindern<br />
ein gelungenes Gleichgewicht.<br />
Thomas Gesterkamp,<br />
Buchautor und Journalist in<br />
Köln, schreibt über Männer,<br />
Arbeit und Familie. Zuletzt<br />
erschienen “Die neuen <strong>Väter</strong><br />
zwischen Kind und Karriere”<br />
(Herder 2007) und “Die Krise<br />
der Kerle” (Lit, Neuauflage<br />
2007).<br />
Dokumentation der Fachtagung: <strong>Väter</strong> <strong>können</strong> <strong>das</strong> <strong>…</strong> Seite 7 von 51