risikowahrnehmung und dialogbereitschaft ausgabe ... - transparent
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Faktischer Stillstand<br />
der grünen Biotechnologie<br />
Nach einer Studie des australischen Instituts<br />
für Agrar- <strong>und</strong> Ressourcenökonomie<br />
(ABARE) könnte die weltweite Nutzung der<br />
Agrarbiotechnologie das globale Bruttosozialprodukt<br />
(BSP) bis zum Jahre 2015 um mehr als<br />
300 Milliarden US-Dollar steigern. Laut ABARE<br />
reduziert das bislang geltende EU-Moratorium<br />
für den Anbau gentechnisch veränderter<br />
Nutzpflanzen den weltweiten BSP-Zugewinn<br />
bis 2015 um 27 Milliarden US-Dollar.<br />
Die „grüne“ Gentechnik erscheint derzeit<br />
als der bei weitem aussichtsreichste Weg,<br />
auf Äckern <strong>und</strong> Weinbergen mit weniger Gift<br />
auszukommen. Das Beispiel mehltau-resistenter<br />
Reben wurde bereits angeführt. Bei<br />
der „grünen“ Gentechnik der zweiten <strong>und</strong><br />
dritten Generation wird es nicht mehr nur,<br />
wie bislang, um Pflanzen gehen, denen Resistenz-Gene<br />
gegen Unkrautvernichtungsmittel,<br />
Insekten, Pilze <strong>und</strong> andere Schädlinge<br />
eingebaut wurden. Schon in naher Zukunft<br />
soll es auch Pflanzen geben, die als umweltschonende<br />
„grüne Fabriken“ für Medikamente,<br />
Fasern, Kunststoffe, Fette <strong>und</strong> Öle<br />
dienen. Auch an der Vermittlung von Resistenzen<br />
gegen Stressfaktoren wie Trockenheit,<br />
Hitze oder Kälte wird gearbeitet.Weltweit<br />
bauten Landwirte im Jahr 2004 bereits<br />
auf über 80 Millionen Hektar transgene<br />
Pflanzen an. Allein in den USA <strong>und</strong> in Argentinien<br />
erzielen sie damit Mehreinnahmen<br />
von mindestens vier Milliarden Dollar.<br />
Ein Gentechnik-Gesetz zur<br />
Abschreckung vor der Gentechnik<br />
In Deutschland dagegen hat die jahrelange<br />
Blockadepolitik des B<strong>und</strong>esministeriums<br />
für Verbraucherschutz, Ernährung <strong>und</strong> Landwirtschaft<br />
(BMVEL) unter der Grünen Re-<br />
nate Künast zu einem faktischen Stillstand<br />
der grünen Biotechnologie geführt. Während<br />
das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong><br />
Forschung (BMBF) unter Hildegard Bulmahn<br />
Biotechnologieprojekte bis 2004 mit insgesamt<br />
fast einer Milliarde Euro förderte <strong>und</strong><br />
jungen Biotech-Firmen bei der Mobilisierung<br />
von Beteiligungskapital half, haben die Frau<br />
Künast unterstehenden Behörden bislang fast<br />
alle Versuche, die Ergebnisse der Biotechnologie<br />
ins Freiland zu bringen, unterb<strong>und</strong>en.<br />
„Nach einer Studie des<br />
australischen Instituts<br />
für Agrar- <strong>und</strong><br />
Ressourcenökonomie<br />
(ABARE) könnte die<br />
weltweite Nutzung der<br />
Agrarbiotechnologie<br />
das globale Bruttosozialprodukt<br />
bis zum<br />
Jahre 2015 um mehr<br />
als 300 Milliarden<br />
US-Dollar steigern.“<br />
Und was die grüne Ministerin nicht schaffte,<br />
haben oft rabiate Gentechnik-Gegner durch<br />
das Zertrampeln von Versuchsfeldern besorgt.<br />
Nun geht Start-up-Firmen das Geld aus. Forscher<br />
wandern nach Amerika ab. Die Ausbildungskette<br />
droht abzureißen. Professor<br />
Gerhard Wenzel von der Technischen Universität<br />
München, Freising, schätzt den bei uns<br />
bereits eingetretenen Forschungsrückstand<br />
auf diesem Gebiet schon auf fünf bis sechs<br />
Jahre. „Unser eigenes Institut arbeitet an einer<br />
gentechnisch optimierten Kartoffel, die einen<br />
<strong>transparent</strong> 15<br />
Farbstoff produziert, der Altersblindheit verhindert.<br />
Schön wäre es, wenn dieser Fortschritt<br />
nicht aus China importiert werden<br />
müsste. Doch leider wurde unser genehmigtesVersuchsfeld<br />
von fanatischen Gentechnik-<br />
Gegnern zerstört“, klagt Prof.Wenzel.<br />
Nun gilt die Umsetzung der inzwischen<br />
von der EU verabschiedeten Richtlinie für<br />
die Freisetzung gentechnisch veränderter<br />
Organismen in deutsches Recht als letzte<br />
Chance, um das Label „Green Biotechnology<br />
made in Germany“ noch zu retten. Mit<br />
dem In-Kraft-Setzen dieser Richtlinie endet<br />
das in der EU auf Druck der Öko-Bewegung<br />
ausgesprochene Moratorium für den<br />
Anbau transgener Pflanzen. Doch das im<br />
Januar 2004 von Ministerin Künast vorgelegte<br />
<strong>und</strong> inzwischen verabschiedete Gesetz<br />
zur Neuordnung des deutschen Gentechnikrechts<br />
sieht eher wie ein Gesetz zur<br />
Abschreckung vor der Gentechnik aus. Denn<br />
anders als die EU-Richtlinie definierte das<br />
BMVEL die Gentechnik einseitig als „Risikotechnologie“<br />
<strong>und</strong> forderte deshalb verschärfte<br />
Haftungsbestimmungen für den Fall<br />
der unbeabsichtigten Einwanderung (Auskreuzung)<br />
gentechnisch veränderter Pflanzen<br />
in benachbarte Felder mit „gentechnikfreien“<br />
Landbaumethoden vor. „Öko“-Bauern<br />
sind umgekehrt aber nicht verpflichtet,<br />
für Schäden aufzukommen, die Landwirten<br />
entstehen, die gentechnisch optimiertes Saatgut<br />
verwenden. Renate Künast sagte bei der<br />
Vorstellung des Gesetzentwurfs der rot-grünen<br />
B<strong>und</strong>esregierung Mitte Februar 2004 ganz<br />
offen, worum es ihr ging: „Es ist von gr<strong>und</strong>legender<br />
Bedeutung, dass wir unsere Spielräume<br />
voll ausschöpfen <strong>und</strong> Regeln zum<br />
Schutze des gentechnikfreien Anbaus schaffen!<br />
Deshalb hat die B<strong>und</strong>esregierung den beschlossenen<br />
Gesetzentwurf ganz im Sinne eines<br />
Schutzgesetzes für alle diejenigen vorgelegt,<br />
die auch in Zukunft ohne Gentechnik