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Ausgabe Jänner 2006 - Kopswerk II

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<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

<strong>Ausgabe</strong> 5 / Januar <strong>2006</strong><br />

Information der Vorarlberger Illwerke AG zum Bau des<br />

Pumpspeicherkraftwerks <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> in Gaschurn/Partenen.<br />

Maschinenkaverne fertig ausgebrochen<br />

Ein durchschlagender Erfolg!<br />

Postentgelt bar bezahlt<br />

www.kopswerk2.at<br />

In nur knapp einem Jahr entstand mitten im Berg die riesige Maschinenkaverne des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong>. Ende 2004 begann der Ausbruch der Kalotte –<br />

ab März 05 ging’s unter dem 88 Meter langen und 30 Meter breiten Deckengewölbe rund sieben Stockwerke in die Tiefe: Die 60,5-Meter-Marke,<br />

der tiefste Punkt der Sohle, war am 11. Dezember 2005 erreicht.


2 Januar <strong>2006</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

3<br />

Editorial<br />

Das erste erfolgreiche Baujahr ist abgeschlossen<br />

Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Die ersten großen Ziele in der Realisierungsphase<br />

des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> sind erreicht. Es<br />

wurden die riesige Maschinenkaverne mit<br />

ca. 60,5 m Höhe und ca. 30,5 m Breite sowie<br />

dazugehörige umfangreiche Stollenanlagen<br />

ausgebrochen und der Druckschacht unter<br />

den prognostizierten, zum Teil geologisch<br />

schwierigen, Bedingungen aufgefräst. Neben<br />

diesen sehr beeindruckenden Bauwerken<br />

wurden die untere Kammer des Wasserschlosses<br />

mit dem Lüftungs- und Schutterschacht<br />

sowie die Sperrkammer in Kops, ein Drittel des Versalstollens <strong>II</strong> und<br />

zuvor sämtliche Zugangsstollen aufgefahren.<br />

Für die Mineure im Bereich Rifa geht ein großes Werk zu Ende, im Bereich<br />

des Wasserschlosses sowie beim Auffräsen des 5,5 km langen Versalstollens<br />

sind noch große Herausforderungen zu meistern.<br />

Im Kavernenkrafthaus beginnt als nächste Phase der eigentliche Kraftwerksbau<br />

– die Beton- und Montagearbeiten. Im Druckstollen wird mit<br />

dem Einbau der Panzerung begonnen. Ansonsten wird das kommende Jahr<br />

neben noch fertig zu stellenden Ausbrucharbeiten vom Stahlwasserbau<br />

und den Bautätigkeiten im Speicher Kops sowie im Ausgleichbecken Rifa<br />

geprägt sein.<br />

Im Vergleich zum Vortriebsstand anlässlich der Barbarafeier 2004 hat sich<br />

Großes getan: War damals lediglich die Kalotte der Trafokaverne sowie der<br />

Beginn des linken Ulmenstollens in der Maschinenkaverne ausgebrochen,<br />

ist heute die gesamte Krafthauskaverne mit ihren Nebenanlagen fertig<br />

ausgebrochen. In den letzten 12 Monaten wurden von allen Beteiligten außer-<br />

gewöhnliche Leistungen erbracht. Dabei sah es noch vor Monaten keineswegs<br />

rosig aus: Die verheerenden Auswirkungen der Hochwasserkatastrophe<br />

in Vorarlberg und im Paznauntal verursachten nachhaltige<br />

Probleme bei den Baustellentransporten nach Kops. Im Versalstollen <strong>II</strong><br />

kämpfte man indessen mit der Inbetriebnahme der Tunnelbohrmaschine<br />

und dem Versetzen der ersten Tübbinge, beim Auffahren des Druckschachtes<br />

mit schwierigen Gebirgsverhältnissen und im Wasserschlossbereich<br />

mit Bergzerreißungen und Bergwasser, bei der Kraftwerkskaverne<br />

mit widerspenstigem Gestein, das die Förderbänder immer wieder außer<br />

Betrieb setzte. Dies alles im Wettlauf mit der kurzen Bauzeit. Dann endlich<br />

der erfolgreiche Druckschacht-Durchschlag im November und die<br />

planmäßig erreichte Endteufe in der Maschinenkaverne Anfang Dezember.<br />

Im Rückblick auf das vergangene Jahr können wir feststellen, dass alle<br />

Hürden dank des Schutzes der Heiligen Barbara ohne schwerste Unfälle<br />

bewältigt und vom Erfolg des Baufortschritts überstrahlt wurden. Großer<br />

Dank geht an die hart arbeitenden Männer auf den Baustellen und insbesonders<br />

an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die durch ihre unermüdliche<br />

Tätigkeit in Planung, Bauleitung, Abrechnung, Bauwirtschaft,<br />

Organisation etc. die Realisierung dieses Projektes mit ermöglicht haben.<br />

Unser Dank gilt aber auch den Anrainern für Nachsicht und Durchhaltevermögen.<br />

Angesichts des fertigen Ausbruchs in Rifa haben nun die direkt<br />

betroffenen Anrainer die größten Belastungen überstanden.<br />

Nach einem ereignisreichen Jahr können wir mit Optimismus in die nächste<br />

Bauphase gehen. Wir wünschen dem ganzen <strong>Kopswerk</strong>-<strong>II</strong>-Team, unseren<br />

Anrainern und allen interessierten Lesern ein gesundes, erfolgreiches<br />

Jahr <strong>2006</strong>.<br />

Glück auf!<br />

DI Peter Matt<br />

Projektleitung, Vorarlberger Illwerke AG<br />

Die ganze Anlage mitten im Berg<br />

Beachtlicher Baufortschritt!<br />

Hochwasserkatastrophe – ausgesetzte Materialtransporte – Probleme beim Fräsvortrieb... Mehr als zuvor standen Ingenieure und Bauleute in der Bauphase<br />

zwischen August und Dezember unter Zeitdruck und Stress. Endlich im Oktober sah man wieder Licht am Ende des Tunnels.


Januar <strong>2006</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Baulos 1, Druckstollen Versal lI und Nebenanlagen<br />

Fensterstollen Oberwald<br />

Kops im Winterbetrieb<br />

Bereits zum zweiten Mal mussten die Vorbereitungen<br />

für den Winterbetrieb beim Baulos 1 getroffen werden.<br />

Bei der Ablaufplanung waren die extremen Witterungsbedingungen<br />

und die damit verbundenen alpinen<br />

Gefahren zu berücksichtigen (Schneeräumdienst,<br />

Lawinenkommission, Überschneefahrzeuge, Rettungspläne....).<br />

Vollen Einsatz erfordern auch die Vorbereitungen<br />

für verschiedene Schwertransporte im Winter,<br />

wie die Stahlrohre für das Verankerungsrohr und die<br />

Drosselklappe in die Sperrkammer. Auf Kops stehen<br />

noch eine ganze Reihe großer Aufgaben rund um den<br />

Hauptanlagenteil Druckstollen an. Fertiggestelltes ist<br />

in unserer Grafik rot eingefärbt: Die Arbeiten stehen<br />

demnach bereits zu einem großen Teil im letzten<br />

Baudrittel. Der Einlaufstollen ist bis ca. 30 m vor den<br />

Kopssee fertig gestellt.<br />

Sperrkammer Kops<br />

Umfassende Sicherungs- und Betonarbeiten in der<br />

Sperrkammer (Auskleidung, Sohle und Drosselklappenfundamente)<br />

und im Einlaufstollen zwischen<br />

Einlaufbauwerk und Sperrkammer waren im No-<br />

Sperrkammer Kops<br />

Druckstollen Versal <strong>II</strong><br />

Anlageteile des <strong>Kopswerk</strong>es I<br />

in grau dargestellt<br />

Zugangsstollen<br />

zur Sperrkammer<br />

vember großteils abgeschlossen. Ein 110- Tonnen-Kran<br />

ist in der Sperrkammer für die Montage des bergseitigen<br />

Verankerungsrohres, Drosselklappen usw. in<br />

Betrieb. Ende November konnten die ersten Rohrschüsse<br />

des Verankerungsrohres in die Sperrkammer<br />

befördert werden. Am 20. Dezember wurde die<br />

Drosselklappe über die winterliche Baustraße in die<br />

Sperrkammer transportiert.<br />

Druckstollen Versal <strong>II</strong><br />

Im Mittelpunkt des Bauloses 1 steht natürlich der<br />

Druckstollen. Der konventionell ausgebrochene Teil<br />

ist bereits gesichert. Von der mehr als 5 km langen<br />

Strecke mit TBM-Vortrieb wurden bereits über 1500<br />

Meter gefräst und mit Tübbingen (Betonfertigteilen)<br />

ausgekleidet.<br />

Noch im Oktober stellte die Inbetriebnahme der<br />

Tunnelbohrmaschine (TBM) die Verantwortlichen<br />

vor große Probleme. Ihre elektrischen Einrichtungen<br />

entsprachen nicht der EU-Norm. Da die amerikanische<br />

Maschine zuletzt in China im Einsatz war, entsprach<br />

sie nur den dortigen Erfordernissen. Österreichische<br />

Sicherheitsbestimmungen, die im Reich der Mitte<br />

Druckstollen Versal <strong>II</strong>, Tunnelbohrmaschine,<br />

Versetzen der Betonfertigteile (Tübbinge)<br />

Entlastungsschacht<br />

Kopssee<br />

Sperrkammer<br />

Einlaufstollen<br />

Verbindungsschacht<br />

Entlastungsstollen<br />

Dezember 2005: Die rot markierten<br />

Bereiche sind bereits ausgebrochen.<br />

3<br />

ohne Belang sind, führten zu einem sehr zeitaufwändigen<br />

und auch kostenintensiven Umbau der<br />

Elektrik, um die TBM überhaupt in Betrieb nehmen<br />

zu dürfen. Die Maschine, die bereits stark verspätet<br />

angeliefert worden war, konnte so erst mit zusätzlicher<br />

Verzögerung an den Start gehen. Mittlerweile<br />

ist die TBM aber auf Kurs und auch die Qualität der<br />

Auskleidung mit den vorgefertigten Tübbingen<br />

stimmt. Das Betonfertigteillager auf Kops schrumpft<br />

bereits. Der stetige Fortschritt lässt sich auch an der<br />

Menge des Ausbruchsmaterials für die Deponie<br />

– täglich ca. 1.000 m 3 – ermessen.<br />

Heikle Sache Stollenauskleidung<br />

Eine strenge Qualitätskontrolle der Tübbinge ist notwendig,<br />

weil diese ja die Endauskleidung des<br />

Druckstollen darstellen. Nicht nur ein genügend großer<br />

Vorrat, sondern vor allem die richtige Lagerung<br />

der Betonteile ist wichtig, um unmittelbar nach der<br />

Herstellung einem Temperaturschock bzw. bei der<br />

Lagerung auf der Baustelle Biegebelastungen (Gefahr<br />

von Rissen) vorzubeugen. Eine letzte Qualitätsabnahme<br />

der Tübbinge erfolgt direkt vor dem Einbau<br />

in den Stollen.<br />

Per Bahn<br />

Für die Strecke vom Stollenportal Oberwald bis zur<br />

TBM werden Züge zur Material- und auch Personenbeförderung<br />

eingesetzt. Dazu wurden Gleise durch<br />

den Zugangsstollen bis zur TBM verlegt. Auf dem<br />

Portalvorplatz Oberwald wurde eine zweigleisige<br />

„Bahnstation“ eingerichtet. Jeder Zug wird so zusammengestellt,<br />

dass der Antransport von Tübbingen<br />

und anderen Baumaterialien sowie der Abtransport<br />

von Ausbruchmaterial logistisch auf einen Hub<br />

(= ca. 1,40 m Stollenvortrieb) der TBM abgestimmt<br />

ist.


4 Januar <strong>2006</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Baulos 2, Druckschacht und Wasserschloss<br />

Durchschlag Druckschacht<br />

Ein echtes Highlight nach einigen „Tiefschlägen“<br />

beim Auffräsen des Druckschachtes war der erfolgreiche<br />

Durchschlag am 10. November 2005, der<br />

gebührend gefeiert wurde. Die Tunnelbohrmaschine<br />

erreichte ihr Ziel, nämlich den exakten Durchbruch<br />

zum vorweg schon konventionell aufgefahrenen<br />

Stück in Tafamunt. Damit wurde ein ganz wesentliches<br />

Etappenziel im Bauprogramm erreicht. In<br />

den vergangenen Wochen schritt die Maschine<br />

durch den Druckschacht zurück zu ihrem Startpunkt<br />

in die Schachtfußkaverne, wurde dort demontiert<br />

und in diesen Tagen abtransportiert. Parallel wurden<br />

Vorbereitungen für die Wasserableitungen im<br />

Druckschacht getroffen sowie der Abbau des Gleises<br />

und der Versorgungsleitungen für die TBM in Angriff<br />

genommen. Ab Mitte Januar <strong>2006</strong> beginnt die<br />

Panzerung des Schachtes mit Stahlrohren, die mit<br />

Beton hinterfüllt werden. Vorab wird im Druckschacht,<br />

von Tafamunt aus, ein neues Gleis für die<br />

Panzerungsmontage verlegt. Gleichzeitig werden<br />

die Winden für die Panzerungsmontage installiert.<br />

Vormontagekaverne in Tafamunt<br />

In dieser riesigen „Montagehalle“ im Berginneren<br />

werden die Stahlrohre der Druckschachtpanzerung<br />

zusammengeschweißt. Die Herausforderung in solchen<br />

Felshohlräumen ist die Sicherstellung des<br />

erforderlichen Klimas. Die mittlere Temperatur von<br />

etwa 14 Grad kann sich durch einströmende Luft verändern<br />

und damit verbunden auch die Luftfeuchtigkeit.<br />

Durch Personal und Fahrzeuge wird unweigerlich<br />

Schnee in das Berginnere gebracht. Dies<br />

hat Auswirkungen auf die Luftfeuchtigkeit. Temperaturänderungen<br />

entstehen durch das Schweißen<br />

selbst, durch Schweißgeräte, Generatoren und<br />

Motoren. Einmal eingedrungene Feuchtigkeit wird<br />

man nicht mehr los. Kondensierendes Wasser an der<br />

Decke und mögliche Tropfenbildung müssen wegen<br />

der hohen Qualitätsansprüche der Schweißnähte<br />

aber unbedingt vermieden werden, erklärt Bauleiter<br />

DI Hansjörg Wolf. Vorbeugend wurden die Firste in<br />

der Vormontagekaverne mit Blech ausgekleidet<br />

und ein Schleusentor eingebaut.<br />

Versalstollen, Bereich Drossel 1: Windennische für<br />

die Montage der Panzerung im Druckschacht<br />

Wasserschloss<br />

Steigschacht<br />

Wasserschloss<br />

Untere Kammer<br />

Druckschacht<br />

Kavernenkrafthaus und<br />

Unterwasserführung<br />

(Baulos 3)<br />

Dezember 2005: Die rot markierten<br />

Bereiche sind bereits ausgebrochen.<br />

Wasserschloss<br />

Obere Kammer<br />

Schutterschacht<br />

Wasserschloss<br />

Die untere Kaverne des Wasserschlosses ist ausgebrochen<br />

und gesichert. Derzeit läuft der Vortrieb des<br />

200 m langen schrägen Pilotschachtes mit 1,80 m<br />

Durchmesser. Später wird dieser zum Steigschacht,<br />

der die untere und obere Wasserschlosskammer verbindet<br />

und einen Ausbruchsquerschnitt von 7,70 m<br />

hat, aufgeweitet. Für die Obere Kammer ist der<br />

Vortrieb ebenfalls in Arbeit. Das Wasserschloss wird<br />

mit Beton und teilweise mit Stahl ausgekleidet.<br />

3<br />

Belüftungsschacht<br />

Fensterstollen<br />

Tafamunt<br />

Factbox<br />

Druckstollen Versal <strong>II</strong><br />

(Baulos 1)<br />

Vormontagekaverne<br />

Wasserschloss, untere Kammer: Zwischenlagerung<br />

der Panzerungsrohre für den Druckschacht<br />

Im Baujahr 2005 wurden wichtige Nebenanlagen<br />

des Wasserschlosses fertig oder<br />

stehen vor dem Abschluss:<br />

• Querschlag Belüftungsstollen /<br />

Schutterschacht<br />

• Schutterschacht – Alimakaufbruch:<br />

Schachtkopf erreicht<br />

• Querschlag/Verbindungsstollen<br />

• Belüftungsschacht – Alimakaufbruch:<br />

Schachtkopf erreicht<br />

• Schutterstollen – Vortrieb mit<br />

Windenplatz und Betonsohle


Januar <strong>2006</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Baulos 3, Kavernenkrafthaus und Unterwasserführung<br />

Fertig ausgebrochene Maschinenkaverne<br />

Kavernenkrafthaus<br />

Die Maschinenkaverne ist fertig ausgebrochen! Eine<br />

gute Nachricht, denn angesichts der Ausmaße des<br />

200 m tief im Berginnern angelegten Hohlraumes<br />

hatte man schon Wochen zuvor den Eindruck: größer<br />

geht’s nicht mehr. Anfang Dezember wurde der<br />

tiefste Punkt 60,5 Meter unter dem Kavernengewölbe<br />

erreicht. Allein die Größe der hier später zu<br />

montierenden fast 40 Meter hohen Maschinensätze<br />

und der installierten riesigen Kräne, die hoch über<br />

den Maschinensätzen schweben, geben einen<br />

Eindruck von der Tiefe bzw. Höhe. Auch das jüngst<br />

in Dornbirn eröffnete Panoramahaus (48 m) würde<br />

gut in der Kaverne Platz finden. Der mächtige „Dom“<br />

ILL<br />

Ausgleichsbecken<br />

Rifa<br />

Unterwasserstollen<br />

mit über 110.000 Kubikmeter Volumen ist das<br />

Ergebnis einjähriger Ausbruchsarbeit und aufwändiger<br />

Sicherungen mit Ankern, Baustahlgittern und<br />

Spritzbetonauskleidung.<br />

Tausende Tonnen Gestein wurden dem Berg allein<br />

hier im Baulos 3 in Rifa abgetrotzt. Nun beginnen im<br />

so genannten 7. Tiefgeschoss die Betonarbeiten.<br />

Sprengvortrieb bald abgeschlossen<br />

Man kann sich den Widerhall der Sprengungen in der<br />

Kaverne, dort, wo die Verbindungsrohre Richtung<br />

Unterwasser-Wasserschloss und Pumpverteilrohrleitung<br />

gebaut wurden, vorstellen: Ohrenbetäubend<br />

und markerschütternd. Die Schall- und Druckwellen<br />

wallten an den glatten Wänden zum Gewölbe hoch und<br />

drangen in jede abzweigende Stollenöffnung. Jetzt<br />

wird es ruhiger, der Sprengvortrieb im Baulos Rifa ist<br />

fast abgeschlossen. Staubig bleibt es. Riesige Bewetterungsrohre,<br />

hunderte Meter durch die Zugangs-,<br />

Schutter- und Kabelstollen geführt, bringen<br />

aber ständig Frischluft von außen und sorgen bis in die<br />

letzten Verzweigungen der Kraftwerksanlage für ein<br />

erträgliches Arbeitsklima bei den Betonierarbeiten.<br />

Auslaufbauwerk<br />

Kühl- u. Löschwasserbehälter<br />

Unterwasser-Düker<br />

Untere Kammer Wasserschloss<br />

Pumpwasserstollen<br />

Unterwasser-Wasserschloss<br />

Druckluft Wasserschloss<br />

Zugangs- und<br />

Belüftungsstollen<br />

Wasserschloss<br />

Trafokaverne<br />

HD-Verteilrohrleitung<br />

Sondierstollen<br />

Schutterstollen<br />

Maschinenkaverne<br />

Druckschacht<br />

5<br />

Unterwasserführung<br />

Die drei Druckluftwasserschlosskammern sind schon<br />

fertig ausgebrochen. Die Unterwasserführung (Turbinenauslauf<br />

und Pumpenzulauf) ist bis zum Rifabecken<br />

ebenfalls fertig gestellt. Sie wurde<br />

bergmännisch als „Düker“ errichtet, der die L188, die<br />

Ill und den Umschließungsdamm des Ausgleichbeckens<br />

Rifa unterfährt. Am Ende dieser Unterwasserführung<br />

entsteht das Aus- bzw. Einlaufbauwerk<br />

im Rifabecken. Das für den Turbinenbetrieb<br />

genutzte Wasser des Kopssees wird im Rifabecken<br />

zwischengespeichert und im Pumpbetrieb von hier<br />

in den Kopssee zurückgefördert.<br />

Pumpensteigleitung<br />

3<br />

Unterwasserführung<br />

• 3 Druckluftwasserschlosskammern<br />

• Zwei-Kammer-Unterwasser-Wasserschloss<br />

• Unterwasserführung zum Ein- und<br />

Auslaufbauwerk im Unterwasserbecken<br />

• Verteilrohrleitung mit Pumpenzulaufleitung<br />

• Auslauf-/Einlaufbauwerk im<br />

Ausgleichbecken Rifa<br />

sowie Trafokaverne und<br />

220-kV-SF 6-Schaltanlage im Freien<br />

Turbinenzulaufleitung<br />

Schieberstollen<br />

Kabel- u.<br />

Belüftungsstollen<br />

Flucht- u. Belüftungsstollen<br />

HD-Verteilrohrleitung<br />

Portal<br />

Zugangsstollen<br />

Druckschacht<br />

Zugangsstollen<br />

Krafthaus<br />

Portal<br />

L188<br />

Dezember 2005: Die rot<br />

markierten Bereiche sind<br />

bereits ausgebrochen.


6 Januar <strong>2006</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Durchschlag beim Druckschacht<br />

Wichtiges Etappenziel erreicht<br />

Freudiger Empfang der Mineure in Tafamunt<br />

Der Druckschacht zwischen Druckstollen bzw.<br />

Wasserschloss und Kavernenkrafthaus ist ein<br />

Hauptteil der Triebwasserführung. Die Tunnelbohrmaschine<br />

(TBM), die in den vergangenen Monaten<br />

den Druckschacht auffräste, ist an ihrem „Ziel“<br />

angekommen. Am 10. November 2005 erfolgte<br />

„punktgenau“ der Durchschlag.<br />

Im Februar 2005 wurde die Tunnelbohrmaschine<br />

für das Auffräsen des Druckschachtes angeliefert.<br />

Am 24. März begann der maschinelle Vortrieb des<br />

steilen Druckschachtes (rd. 80 % Steigung, das entspricht<br />

etwa 39°). Die Tunnelbohrmaschine fräste von<br />

Rifa nach Tafamunt 1.080 Meter Fels auf, dabei wurden<br />

rund 18.000 m 3 Material ausgebrochen. Nach<br />

einem planmäßigen Start kam es etwa in der Hälfte<br />

des Druckschachtes zu einem unfreiwilligen Halt...<br />

Gebirge wie erwartet<br />

Wie von den Geologien vorhergesehen, weist die<br />

Strecke zwischen Rifa und Tafamunt geologisch wechselhafte<br />

Verhältnisse auf. Während in der unteren<br />

Hälfte feste Gesteine anzutreffen waren, mussten im<br />

oberen Abschnitt weiche und weniger standfeste<br />

Glimmerschiefer durchörtert werden.<br />

Grund zum Feiern<br />

Die ARGE Kops <strong>II</strong>, Baulos 1 + 2 lud aus diesem Anlass<br />

zur traditionsgemäßen Durchschlagsfeier. Die<br />

Spannung stand bis kurz vor dem Durchschlag in<br />

den Gesichtern der am Bau und an der Planung beteiligten<br />

Personen. Freude und Hochstimmung löste<br />

der auftauchende Bohrkopf aus. Minuten später klet-<br />

Die erfolgreiche ARGE-Mannschaft<br />

Stollenpatinnen Ilga Sausgruber (li.) und Ilga Tschofen<br />

terte die TBM-Besatzung durch den Bohrkopf zur<br />

wartenden Feiergemeinschaft, die sie – allen voran<br />

die Stollenpatinnen Ilga Sausgruber und Ilga Tschofen<br />

– herzlich und mit großem Hallo empfing. Die Fräse<br />

war am „Ziel“ – ein wichtiges Etappenziel geschafft!<br />

So manch’ kritische Situation und schwierige Lernphase<br />

waren gemeistert, große Anerkennung für<br />

die Leistungen und den Einsatz jedes Einzelnen wurde<br />

in den Feierreden ausgesprochen. Gedankt wurde<br />

auch der Hl. Barbara, der Schutzpatronin der<br />

Mineure.<br />

„Schlag auf Schlag“<br />

Aufgrund des gemeinsamen „Standortes“ am Übergang<br />

vom Druckschacht zum Druckstollen und zum<br />

Wasserschloss konnten ein feierlicher Durchschlag<br />

und ein würdiger Anschlag am 10. November nacheinander<br />

stattfinden: Der Anschlag betraf den<br />

Steigschacht, der die untere und obere Kammer des<br />

Wasserschlosses verbindet.


Januar <strong>2006</strong><br />

Das Hochwasser vom vergangenen August betraf<br />

auch das Montafon und das Paznauntal. Die<br />

Feuerwehren, Einsatzkräfte und freiwilligen Helfer<br />

waren gefordert, die <strong>Kopswerk</strong>-<strong>II</strong>-Mannschaft der<br />

Illwerke und der Arbeitsgemeinschaften unterstützten<br />

ebenfalls mit Mann und Gerät.<br />

Die Nachlese der dramatischen Ereignisse<br />

Die Spannung stieg in der Nacht vom 22. August<br />

2005 mit jedem Zentimeter Niederschlag, man musste<br />

mit dem Schlimmsten rechnen. Am 23. August<br />

drohte alles auszuufern. Nervenzehrende Stunden für<br />

die Einsatzkräfte. Ing. Herbert Schnetzer, Bauleiter der<br />

Illwerke in Kops, machte sich am 23. August auf<br />

Kontrollfahrt, um die Zufahrtswege zur Baustelle zu<br />

inspizieren. Noch auf Kops war alles glatt gelaufen,<br />

aber schon auf der Ganiferstraße gab’s kein<br />

Weiterkommen mehr. Sie war in manchen Bereichen<br />

komplett weggerissen. Ebenso dramatisch war es auf<br />

der Silvretta-Hochalpenstraße im Bereich Kleinvermunt.<br />

Durch erhebliche Schäden an mehreren<br />

Streckenabschnitten, insbesondere an der Brücke<br />

bei der Abzweigung Kopserstraße/Silvretta-Hochalpenstraße,<br />

war die Baustelle weder von Vorarlberg<br />

noch von Galtür aus erreichbar. Glück im Unglück: Die<br />

in diesem Bereich mit der sicherheitsbedingten<br />

Verlegung der Silvretta-Hochalpenstraße beauftragte<br />

ARGE „Streng-Bau-Fröschl“ war sofort mit<br />

Mann und schwerem Gerät zur Stelle. Sie ergriff die<br />

notwendigen Maßnahmen, um die Zufahrten zur<br />

Baustelle Kops wieder herzustellen, um weitere<br />

Zerstörung abzuwenden.<br />

Mit viel Solidarität wurde an diesem Tag aber auch<br />

sonst noch so einiges angepackt, so dass am<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Silvretta-Hochalpenstraße, Bereich Pumpwerk Kleinvermunt Garnerabach im Ortsgebiet Gaschurn<br />

Solidarischer Hochwassereinsatz<br />

Donnerstag, dem 25. August die Zufahrt auf Vorarlberger<br />

Seite über die Silvretta-Hochalpenstraße und<br />

die Ganiferstraße provisorisch wieder befahrbar war.<br />

Die Zufahrt aus dem schwer betroffenen Paznaun<br />

nach Kops blieb jedoch weiterhin gesperrt. Die ARGE<br />

„Streng-Bau-Fröschl“ und die ARGE Kops <strong>II</strong>, Baulos<br />

1 + 2 stellten Männer und Erdbaugeräte für Wirl und<br />

Galtür im oberen Paznaun bereit. Die Baumaschinen<br />

waren noch viele Wochen im Einsatz, wodurch es<br />

gelang, die gröbsten Schäden an Straßen, Bachverbauungen<br />

und Infrastrukturein-richtungen noch<br />

vor Wintereinbruch zu beheben. Da die Straße durchs<br />

Paznaun aufgrund der Zerstörungen lange Zeit für<br />

große, schwere Transporte nur bedingt geeignet<br />

war, müssen Materialtransporte zeitweise über die<br />

Silvretta-Hochalpenstraße erfolgen.<br />

Auszug aus dem Dankschreiben des Galtürer<br />

Bügermeisters Anton Mattle:<br />

„Das Hochwasser vom 23.8.2005 hat in Galtür<br />

einen gewaltigen Schaden angerichtet. In unserer<br />

Not haben wir uns an die Mitarbeiter der Baustelle<br />

Kops gewandt. Wir fanden dort rasche und effektive<br />

Hilfe. ... so konnten schon sehr bald wesentliche Teile<br />

der Infrastruktur wieder instand gesetzt werden.<br />

Für diese Hilfsbereitschaft möchten wir uns bei allen<br />

unterstützenden Firmen und deren Mitarbeitern<br />

recht herzlich bedanken. Mit freundlichen Grüßen<br />

und einem herzlichen „Vergelts Gott!” aus Galtür.”<br />

Dramatische Situation in Gaschurn<br />

Feuerwehr-Kommandant Gebhard Felder, der die<br />

Einsatzleitung beim Hochwasser in Gaschurn hatte,<br />

übermittelte der Vorarlberger Illwerke AG und den<br />

Arbeitsgemeinschaften des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> für die<br />

rasche und unkomplizierte Unterstützung ein<br />

7<br />

„Vergelts Gott!“. Seinen Bericht über den Einsatz in<br />

letzter Minute haben wir nachstehend zusammengefasst:<br />

Durch die großen Wassermengen war der Garnerabach<br />

im untersten Bereich überflutet, zur selben Zeit<br />

grub sich der wild gewordene Bach im oberen<br />

Bereich an die Straße heran und veranlasste die<br />

Einsatzleitung zur Evakuierung mehrerer Häuser<br />

im darunter liegenden Gefahrenbereich. Die organisierten<br />

LKWs, die sofort Flussbausteine aus den<br />

Gemeindereserven heran schafften und mit schweren<br />

Baggern einbauten, reichten zur Abwehr aber<br />

nicht aus. Gegen Morgen alarmierte der Kommandant<br />

die Illwerke-Bauleitung in Rifa und bat um<br />

sämtliche Unterstützung. Umgehend schickte die<br />

ARGE sechs Muldenkipper und mit großen Felsbrocken<br />

beladene LKWs sowie zwei Bagger zum<br />

Gefahrenbereich Garnerabach. Mit diesem Groß-<br />

Aufgebot konnte der Garnerabach in letzter Sekunde<br />

im Zaum gehalten werden und die befürchtete<br />

Vermurung bzw. Zerstörung des Ortsteils Untertrantraues<br />

und der L188 verhindert werden. Auch bei<br />

der Valschaviel-Straße waren die Steinreserven von<br />

der Kops-Baustelle Rettung in der Not.<br />

Sicherstellung des Hochspannungsnetzes<br />

Auch St. Gallenkirch wurde durch schweres Gerät<br />

der <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong>-ARGEN unterstützt.<br />

Alle Hände voll zu tun hatten auch Mitarbeiter der<br />

Illwerke, um mehrere Masten der 110-kV-Leitung<br />

Partenen – Bürs vor den Wassermassen der Ill zu<br />

schützen. Mit den letzten vorhandenen großen<br />

Flussbausteinen von der Baustelle des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong><br />

und der Fa. Heinrich Tschofen in Galgenul konnte<br />

unter anderem der Mast beim „Muntafunerhüsli“ vor<br />

Unterspülung geschützt werden.


8 Januar <strong>2006</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Wie die Maulwürfe<br />

Mit allen Mitteln durchs Gebirge<br />

Es wird gesprengt, gebohrt, gefräst und transportiert<br />

unter Tage. Kilometerlange Stollen, ein Netz an<br />

Röhren und Schächten und unterirdische Kammern<br />

im Sporthallenformat beschreiben den baulichen<br />

Aufwand für das Mega-Kraftwerk.<br />

„<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong>“ scheint von und für Kyklopen gebaut<br />

– so nehmen sich nicht nur die Dimensionen, sondern<br />

auch die Arbeiten unter Tage aus.<br />

In den Baulosen Kops, Tafamunt und Rifa kommen<br />

verschiedene Vortriebsarten zum Einsatz. Hauptanteil<br />

haben dabei die Verfahren „konventioneller<br />

Sprengvortrieb“ und der „Fräsvortrieb“ mit Tunnelbohrmaschinen<br />

(TBM). Letztere werden zum<br />

Auffahren des Druckstollens und des Druckschachtes<br />

eingesetzt. Neben diesen Vortriebsarten kommen<br />

jedoch noch drei weitere – wie das Raiseboring, der<br />

Alimak-Vortrieb und der Bagger-Lockermassenvortrieb<br />

– zum Einsatz. Je nach Anlageteil (Stollen,<br />

Kaverne, Wasserschloss, Verbindungstunnel, Steigschacht<br />

etc.) muss die jeweils passende, sichere und<br />

wirtschaftliche Methode eingesetzt werden. So ziemlich<br />

jede Version kommt beim <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> zur<br />

Anwendung: „Für mich eine besonders interessante<br />

Baustelle“, meint Florian Pichler vom Illwerke-<br />

Laden der Bohrlöcher mit Sprengstoff<br />

Bauleitungsteam, „weil hier jeder Abschnitt eigene,<br />

ganz neue Herausforderungen bringt und verschiedenste<br />

Techniken erfordert.“<br />

Konventioneller Sprengvortrieb<br />

Bohren, Laden, Sprengen, Lüften, Schuttern, Sichern:<br />

Die Arbeitszyklen beim konventionellen Vortrieb<br />

wiederholen sich ständig. „Er wird tendenziell bei kurzen<br />

Distanzen bevorzugt“, erklären die Bauleiter Ing.<br />

Herbert Schnetzer und Detlef Biermann. In ihrem<br />

„Revier“, dem Baulos in Kops, wurden so der<br />

Fensterstollen Oberwald, der Zugangsstollen zur<br />

Sperrkammer, die Sperrkammer, der Einlaufstollen,<br />

der Entlastungsschacht und auch der Tunnelbohrmaschinen-Anfahrstollen<br />

errichtet. Bei dieser<br />

Methode werden mit Hilfe von zweiarmigen<br />

Bohrjumbos bis zu drei Meter tiefe Löcher in die<br />

Ortsbrust gebohrt. Die Anordnung der Bohrlöcher und<br />

Die Sprengung wird ausgelöst<br />

die Sprenglochdurchmesser richten sich nach Art<br />

des Fels und den gewählten Sprengmitteln. Zum<br />

Bohren werden meist Drehschlagbohrmaschinen<br />

eingesetzt, die eine mechanisch angetriebene<br />

Vorschubeinrichtung haben. Der in die Bohrlöcher<br />

eingebrachte Sprengstoff ist beim <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> ein<br />

Die exakte Anordnung der Bohrlöcher ist entscheidend<br />

Gemisch aus mehreren Komponenten und wird als<br />

Emulsion mit Pumpen in die Bohrlöcher eingebracht.<br />

Das Sprengen erfolgt nach genauem zeitlichem und<br />

räumlichem Schema. Dem ersten Abschlag bzw.<br />

Einbruch in der Mitte der Ortsbrust folgen die<br />

Erweiterungsschüsse rund herum und zum Schluss die<br />

Zündung der äußeren Kranzlöcher. Nach dem<br />

Sprengvorgang ist die Luft rund um die Ortsbrust<br />

erstickend. Es muss belüftet und „entgiftet“ wer-<br />

den. Das besorgen so genannte Wetterlutten, die für<br />

genügend Frischluftzufuhr und die Abfuhr von Staub<br />

und schädlichen Gasen sorgen. Erst wenn „die Luft<br />

rein ist“, kann nach der Sprengung geschuttert werden.<br />

Radlader bringen das Ausbruchsmaterial aus<br />

dem Stollen. In Rifa werden auch Anlagen zur<br />

Gesteinszerkleinerung eingesetzt und das Material<br />

von dort großteils über ein Förderband ins Freie<br />

transportiert.<br />

Der letzte Vorgang ist das Sichern, das mit Ankern,<br />

Stahlgittern und Spritzbeton erfolgt – je nach<br />

Gebirgstragverhalten. Die Anker müssen ebenfalls mit<br />

Bohrjumbos ins Tunnelgewölbe eingebracht werden.<br />

Ein Bergsteiger namens Alimak<br />

Das Alimak-Verfahren gehört zum konventionellen<br />

Vortrieb. Der Alimak wurde vor fast 50 Jahren für den<br />

Untertagebau entwickelt. Er brachte deutliche<br />

Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch mehr<br />

Sicherheit sowie mehr Geschwindigkeit und<br />

Genauigkeit beim Vortrieb. Der „Bergsteiger“ Alimak<br />

wird vor allem bei Lotschächten eingesetzt. In Kops<br />

wurden mit dem Alimak die Verbindung zwischen der<br />

Sperrkammer/<strong>Kopswerk</strong> I und dem Zugangsstollen/<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> und in Rifa der Pilotschacht zum<br />

Wasserschloss hergestellt. In Tafamunt sind der<br />

Belüftungs- und der Schutterschacht bereits aufgefahren<br />

worden, im Steigschacht ist der Alimak der-<br />

Viel Know-how ist für die Arbeit mit dem Alimak<br />

erforderlich<br />

zeit im Einsatz. Die Alimak-Installation dient zugleich<br />

als Lift und Arbeitsbühne und auch als Transportmittel<br />

zum Einsatzort. Der „Über-Kopf-Vortrieb“ wird für<br />

kürzere Distanzen und aufsteigende Schächte eingesetzt.<br />

Der Arbeitszyklus ist beim Alimakvortrieb ganz<br />

ähnlich wie beim Sprengvortrieb, mehrere Einzelarbeitsgänge<br />

werden von 2 bis 3 Personen bewältigt.


Januar <strong>2006</strong><br />

Freie Fahrt für die Tunnelbohrmaschine<br />

Tunnelbohrmaschinen (TBM) werden seit mehreren<br />

Jahrzehnten eingesetzt. In den letzten zwanzig Jahren<br />

wurde der maschinelle Tunnelbau stark verbessert.<br />

Besonders bei langen Tunneln (ab ca. 2 km) mit<br />

großem Durchmesser ist der Fräsvortrieb wegen der<br />

kürzeren Bauzeiten wirtschaftlicher als der Sprengvortrieb.<br />

Ing. Franz Embacher, Bauleiter der ARGE<br />

Fräskopf der Tunnelbohrmaschine für den<br />

Druckschacht<br />

Kops <strong>II</strong>, Baulos 1+2 bestätigt, dass trotz aufwändigster<br />

„Begleitumstände“, wie Aufbauarbeiten,<br />

Rückzug und Demontage der TBM, der Fräsvortrieb<br />

beim Stollen und Druckschacht um vieles günstiger<br />

und vor allem schneller ist, als der konventionelle<br />

Vortrieb. Bessere felsstatische Bedingungen und<br />

genauer Felsausbruch erlauben eine raschere<br />

Vorgangsweise mit weniger Personal. Fräsen ist<br />

schonender, weil der Sprengvortrieb starke Erschütterungen<br />

im ganzen Berg mit sich bringt. Je<br />

standfester das Gebirge, desto problemloser kann der<br />

Gleich hinter dem Bohrkopf wird bei der Maschine<br />

im Versalstollen <strong>II</strong> der Stollen mit Betonfertigteilen<br />

(Tübbingen) ausgekleidet<br />

Vortrieb mit der Maschine erfolgen. Erschwernisse<br />

können mögliche größere Wassereinbrüche darstellen,<br />

wie man aus der Erfahrung weiß. Dafür wurden<br />

mit installierten Schlammpumpen in der Schachtfußkaverne<br />

und mehreren Abwasserpumpen die notwendigen<br />

Vorkehrungen getroffen. Gute Belüftung<br />

ist beim Fräsvortrieb äußerst wichtig. Besonders für<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

die Abfuhr der Maschinenwärme sind starke Bewetterungseinrichtungen<br />

notwendig.<br />

Beim Fräsvortrieb gelangt das zerkleinerte Gestein<br />

hinter dem Bohrkopf der TBM gewöhnlich auf ein<br />

Förderband. Es führt über der Arbeitsplattform im<br />

Maschinenbereich zum Nachlaufbetrieb. Über<br />

Schutterrinnen (im steilen Druckschacht) oder einen<br />

Materialzug (beim Druckstollen) wird das Gestein<br />

abtransportiert.<br />

Die eingesetzten Tunnelbohrmaschinen beim<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> unterscheiden sich durch ihre Größe und<br />

Bauart. Während beim horizontal verlaufenden<br />

Druckstollen eine Doppelschild-Tunnelbohrmaschine<br />

eingesetzt wird, fräste eine verspannbare offene TBM<br />

mit Rückfallsicherung den steilen Druckschacht auf.<br />

Ein großer zusätzlicher Vorteil des Fräsens ist die viel<br />

schönere „Leibung“ des Tunnels, erklärt DI Hansjörg<br />

Wolf, Illwerke-Bauleiter, Baulos 2. Dadurch sind<br />

weniger Nacharbeiten, z. B. bei der Panzerung des<br />

Druckschachtes oder Tübbingauskleidung beim<br />

Druckstollen, notwendig.<br />

„Raise-Boring“ – eine deutsche Erfindung<br />

Raise-Boring (gehört zum Fräsen) ist eine mechanische<br />

Art zur Schachtherstellung. Keine der Bezeichnung<br />

nach englische, sondern eine deutsche<br />

Entwicklung (1949) des Ingenieurs Bade. 1962 entstand<br />

die der heutigen Version entsprechende Raise-<br />

Boring-Maschine.<br />

Beim Raise-Boring wird von unten nach oben<br />

gefräst<br />

Zunächst wird eine Pilotbohrung von oben nach<br />

unten abgeteuft. Ein Bohrkopf mit dem passenden<br />

Durchmesser wird anschließend ans Bohrgestänge<br />

geschraubt. Der Fräsvorgang erfolgt dann von unten<br />

nach oben, indem der Fels durch Drehung und Zug<br />

des Bohrers mechanisch gelöst wird. Raise-Boring ist<br />

gegenüber dem Alimak-Vortrieb bereits bei einer<br />

Tiefe von 100 Meter schneller und günstiger. Es<br />

bringt auch höhere Sicherheit für das Bedienpersonal.<br />

Raise-Bohrungen können auch über 1000 Meter in<br />

die Tiefe gehen und mehr als sechs Meter Durchmesser<br />

erreichen. Beim Entlastungsschacht in Kops<br />

wird der Raise-Bohrer eingesetzt. Pro Schicht ist nur<br />

9<br />

ein Mann erforderlich. Raise-Boring wird vorwiegend<br />

bei gutem Gebirge angewendet. Eine Sicherung<br />

kann später (auch erst nach Wochen) erfolgen.<br />

Lockermassen-Vortrieb<br />

Sämtliche zuvor genannte Vortriebsverfahren werden<br />

im festen Fels, nachstehendes Vortriebsverfahren<br />

wird in Lockermassen wie Kies, Sand etc. angewandt.<br />

Übliche Tunnel in Lockermassen sind z. B. U-Bahntunnel<br />

in Großstädten. Große Herausforderungen<br />

sind hierbei, Setzungen des darüber liegenden<br />

Geländes und Eindringen von Grundwasser in den<br />

Stollen zu verhindern. Im Lockergestein wird der<br />

Tunnel mit Bauhilfsmaßnahmen, die den geologischen<br />

Verhältnissen entsprechen, aufgefahren. Dazu<br />

zählen Rohrschirme, Injektionen, Grundwasserabsenkungen<br />

usw. Die Unterwasserführung beim<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> (Turbinenauslauf und Pumpenzulauf)<br />

wird bergmännisch als Düker errichtet. Mit dem<br />

Der vorgängig gesicherte Firstbereich ermöglicht<br />

das Ausbaggern der Lockermassen<br />

Düker muss in den Lockermassen die L188, die Ill und<br />

der Umschließungsdamm des Ausgleichbeckens Rifa<br />

unterfahren werden. Er führt zum Aus- bzw. Einlaufbauwerk<br />

im Rifabecken. Hiefür ist der Einsatz von<br />

Sonderbauverfahren erforderlich, um weitgehend<br />

zu vermeiden, dass der Baugrund sich setzt: Je nach<br />

dem, wie es der Untergrund zulässt, werden kleine<br />

oder größere Querschnitte gebohrt (ca. 1 m Tiefe) und<br />

die neue Stollenbrust sofort mit Ankern, Gittern usw.<br />

gesichert. Der geplante Felshohlraum wird zuerst in<br />

drei Flächen aufgeteilt und mit Hilfe eines Rohrschirms<br />

gesichert. Dazu werden 15 Meter-Rohre nach<br />

vorne gebohrt und im Abstand von ca. 25 cm angeordnet.<br />

Sie sind über die ganze Kalotte verteilt. Über<br />

diese Rohre, die nach oben mit kleinen Löchern versehen<br />

sind, wird eine Zementsuspension eingepresst.<br />

Diese verfestigt die Lockermassen und bildet eine Art<br />

Schutzschirm, unter welchem der Vortrieb des Stollens<br />

mittels Bagger erfolgen kann. Der Düker wird<br />

anschließend mit Baustahlgitter und Spritzbeton<br />

komplett gesichert.


10 Januar <strong>2006</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Man hört und sieht nichts davon.<br />

Aber im Schloss geht’s turbulent zu<br />

Das Wasserschloss zwischen Druckstollen und<br />

Druckschacht ist ein wenig bekanntes, aber sehr<br />

wichtiges Anlagenteil in Kraftwerken. Beim<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> sind seine Ausmaße außergewöhnlich<br />

und ganz genau auf die Betriebsweise des leistungsstarken<br />

Pumpspeicherkraftwerkes ausgelegt. Durch<br />

seinen Standort unter Tage liegen die Chancen,<br />

einen Blick ins Innere zu werfen, ähnlich wie beim<br />

Buckingham Palace – nämlich bei null. Was geht da<br />

eigentlich vor?<br />

Versalstollen, Drossel 1, Blick in den Druckschacht<br />

Rifa<br />

<br />

Druckschacht Außertafamunt<br />

Drossel 1<br />

Wasserschloss<br />

Untere Kammer<br />

Schutterstollen<br />

Drossel 3<br />

Schönbrunn, Belvedère, Versailles und selbst die<br />

Wasserschlösser an der Loire öffnen ihre Tore dem<br />

Massentourismus. Nur dieses Wasserschloss beim<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> bleibt verschlossen wie eine Auster!<br />

Dabei könnte es mit seinen Ausmaßen durchaus<br />

mithalten. Die riesigen Kammern sind allerdings<br />

sehr nüchtern ausgestattet. Nicht Prunk und Pomp,<br />

sondern kalter Fels, Betonauskleidung und Stahlpanzerung<br />

empfangen mit Sicherheit keine Gäste.<br />

Trotzdem geht’s in diesem Schloss weit turbulenter<br />

zu als in den Adelspalästen.<br />

Warum herrscht da so viel Druck?<br />

Die Triebwasserführung des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> verbindet<br />

den Speicher Kops auf 1809 m Meereshöhe mit<br />

dem Krafthaus in Rifa auf 1000 m Meereshöhe.<br />

Daher müssen die Stollensysteme im höchst beanspruchten<br />

Teil vor den Turbinen einem statischen<br />

Wasserdruck von 810 m Stand halten. Beim Turbinenoder<br />

Pumpbetrieb fließen bis zu 80 m 3 Wasser pro<br />

Sekunde durch die Triebwasserführung. Bei Regelvorgängen<br />

z. B. beim Umschalten von Turbinenbetrieb<br />

in den Pumpbetrieb muss das Wasser im<br />

Stollen abrupt abgebremst und wieder in die<br />

Wasserschloss<br />

Steigschacht Wasserschloss<br />

Obere Kammer<br />

Drossel 2<br />

Fensterstollen<br />

Tafamunt<br />

Schutterschacht<br />

Lüftungsschacht<br />

Gegenrichtung beschleunigt werden. Dadurch entstehen<br />

hohe dynamische Drücke, die zusätzlich zu den<br />

statischen Drücken auf die Triebwasserführung einwirken.<br />

Im Fachjargon heißt das: „In vollfließenden<br />

Rohrleitungen kommt es zu Druckstößen, wenn<br />

Absperr- und Regelorgane betätigt oder Pumpen<br />

ein- und ausgeschaltet werden. ...Der Druckstoß ist<br />

eine Folge derjenigen Kraft, welche die träge<br />

Flüssigkeitsmasse der Änderung ihres Bewegungszustandes<br />

entgegensetzt.“ Klar, das hält kein Druckstollen<br />

oder Druckschacht lange aus. – Da muss es<br />

also noch etwas anderes geben, das die Triebwasserführung<br />

also den Druckstollen und den<br />

Druckschacht vor unzulässig hohen Drücken schützt!<br />

– Gibt es auch, nämlich das Wasserschloss.<br />

3<br />

Maße Wasserschloss<br />

Untere Kammer:<br />

Länge gesamt 270 m, Innendurchmesser 7,00 m<br />

Steigschacht:<br />

Länge 192 m, Innendurchmesser 5,10 m,<br />

Längsneigung 49°<br />

Obere Kammer:<br />

Länge 240 m, Innendurchmesser 6,10 m<br />

Versalstollen <strong>II</strong><br />

Kops


Januar <strong>2006</strong><br />

Das Wasserschloss Tafamunt<br />

Das Wasserschloss ist eine Art Schwallkammer bzw.<br />

ein Ausgleichsgefäß. Es teilt die Triebwasserführung<br />

in zwei Abschnitte: nämlich in den Druckstollen zwischen<br />

Kopssee und Wasserschloss und in den<br />

Druckschacht zwischen Wasserschloss und Krafthaus.<br />

Es besteht aus einer unteren Kammer (mit zwei<br />

Verbindungen zum Druckstollen), einem schrägen<br />

Steigschacht sowie einer oberen Kammer und dem<br />

Belüftungsschacht. Die untere Kammer liegt direkt<br />

über dem Druckstollen am Übergang vom Druckstollen<br />

in den Druckschacht und die obere Kammer<br />

150 m höher und damit über dem Stauziel des<br />

Speichers Kops. Beide Kammern werden durch einen<br />

200 m langen schrägen Steigschacht verbunden.<br />

Zur Be- und Entlüftung des Wasserschlosses ist noch<br />

ein Lüftungsschacht mit der oberen Kammer verbunden.<br />

Die Aufgabe des Wasserschlosses<br />

„Erste und wichtigste Aufgabe eines Wasserschlosses<br />

ist die Verminderung des Druckstoßes bzw. das<br />

Freihalten ganzer Stollenstrecken von Druckstößen“,<br />

sagt die Fachliteratur.<br />

Am Beispiel des Druckstollens Versal <strong>II</strong> bedeutet dies:<br />

Bei einem Stollenquerschnitt von rd. 18 m 2 wiegt<br />

das Wasser 18 t pro Laufmeter Stollen. Bei einer<br />

Stollenlänge von 5,5 km hat das fließende Wasser ein<br />

Gewicht von rd. 100.000 t. Dies entspräche einem<br />

Güterzug von rd. 50 km Länge, der sich im Turbinenbetrieb<br />

mit 16 km/h in Richtung Krafthaus bewegt.<br />

Beim Umstellen von Turbinenbetrieb auf Pumpbetrieb<br />

wird dieser Güterzug innerhalb von 20 sec<br />

gestoppt und in weiteren 20 sec wieder in die Gegenrichtung<br />

beschleunigt. Die Wirkungsweise des Wasserschlosses<br />

ist ähnlich wie ein Bremsberg. Der 50 km<br />

lange „Güterzug“ wird abgebremst, indem er wie bei<br />

Zugangsstollen Tafamunt, Querschlag zum<br />

Lüftungsschacht<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

einem Bremsberg nach oben in die Wasserschlosskammern<br />

ausweichen kann, bis er steht und anschließend<br />

wieder in Gegenrichtung beschleunigt, also<br />

der „Güterzug“ den Bremsberg wieder hinunter<br />

fährt. Beim Wasserschloss fließt das im Druckstollen<br />

fließende Wasser in die obere Wasserschlosskammer<br />

und wird anschließend wieder in den Druckstollen<br />

abgegeben.<br />

Drei weitere „Bremsen“ im<br />

Wasserschloss<br />

Um nun bei wiederholten Regelvorgängen das Spiel<br />

zwischen Wasseranheben in die obere Kammer und<br />

Abgeben an die Triebwasserführung nicht unbegrenzt<br />

aufschaukeln zu lassen (Vergleich Badewanne:<br />

hin und her geschobenes Wasser schwappt über),<br />

wird diese Schwingung mittels so genannter Drosseln<br />

gedämpft.<br />

Zugangsstollen Tafamunt, Querschlag zum<br />

Lüftungsschacht, Schuttern des Ausbruchmaterials<br />

Zwischen dem Druckstollen und der unteren Kammer<br />

sind zwei enge zylinderförmige Verbindungen, sowie<br />

am Übergang von der unteren Kammer zum<br />

Steigschacht eine trichterförmige Verbindung – so<br />

genannte Drosseln – angeordnet. Diese bremsen<br />

den Wasserfluss und dämpfen so die Schwingungen<br />

des Wassers beim Anfahren oder Abstellen der<br />

Maschinensätze ab. Damit wird das Überlaufen des<br />

Wasserschlosses sicher vermieden.<br />

Die Auskleidung der Wasserschlosskammern und<br />

des Steigschachtes erfolgt zum Teil mit Beton und zum<br />

Teil mit einer Stahlpanzerung und hängt von den<br />

Gebirgsverhältnissen, dem Bergwasserdruck- und<br />

den Innendrücken ab.<br />

Wasserschloss, obere Kammer: Schachtkopf<br />

Bereich Lüftungs- und Schutterschacht<br />

Wasserschloss, untere Kammer, Drossel 3,<br />

Pilotstollen Steigschacht: Alimakvortrieb<br />

11<br />

Und weshalb der Name WasserSCHLOSS? Den erhielten<br />

die Bauwerke wohl deshalb, weil im letzten und<br />

vorletzten Jahrhundert die eher kleinen, oberirdischen<br />

Wasserhäuser ihr nüchternes Innenleben hinter<br />

der Architektur von Schlösschen verbargen. ... Was<br />

natürlich schrecklich neugierig macht.


12 Januar <strong>2006</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Big Biz in Brazil<br />

„Klappe zu“ nur im Ausnahmefall<br />

Revisionsdrosselklappe samt Antriebshebel und Schließgewicht<br />

Von Brasilien nach Kops ist nicht eben der kürzeste<br />

Weg, um zu den geeigneten Drosselklappen fürs<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> zu kommen. Immerhin ist der Firmensitz<br />

der Voith Siemens, die den Auftrag erhielt, in St.<br />

Pölten/NÖ. Eines der großen Werke der Voith-<br />

Gruppe für Wasserkraftanlagen befindet sich aber<br />

bei São Paulo und beschäftigt rund 1850 Mitarbeiter.<br />

Die verantwortlichen Techniker der Illwerke reisten<br />

bisher zwei Mal zur technischen Abnahme der<br />

Drosselklappen vor Ort.<br />

Verformungsmessungen am Klappenteller<br />

Drosselklappen zum Absperren<br />

Was der Absperrhahn für eine Wasserleitung ist,<br />

stellt die Drosselklappe oder auch ein Kugelschieber<br />

bei Wasserkraftwerken dar. Im Allgemeinen werden<br />

Drosselklappen dort eingesetzt, wo niedrige Drücke<br />

herrschen wie in Kops auf 1.800 m, wo das Wasser<br />

des Kopssees am neuen Druckstollen ansteht. Dort<br />

wo hohe Drücke vorliegen, wie im Tal im Krafthaus<br />

vor den Turbinen, sind hingegen Kugelschieber<br />

erforderlich.<br />

Die Drosselklappe ist ein kreisförmiger, um eine<br />

Achse drehbarer Teller. Er ist im Normalbetrieb immer<br />

komplett offen, d. h. in horizontaler Stellung. Diese<br />

Lage ändert sich nur während eines Schließvorganges.<br />

In der Geschlossenstellung steht die Klappe vertikal.<br />

Dabei drückt der Teller auf eine rundumlaufende<br />

Dichtung und schließt wasserdicht ab.<br />

Im Baulos 1 auf Kops werden in der Sperrkammer zwei<br />

baugleiche, hintereinander angeordnete Drosselklappen<br />

eingebaut. Die erste, Kopssee-seitig gesehen,<br />

ist eine sogenannte „Revisionsdrosselklappe“, die bei<br />

Revisionen geschlossen wird. Die zweite, die<br />

„Betriebsdrosselklappe“, ist im regulären Betrieb<br />

immer offen, jedoch zu jederzeitigem Schließen<br />

bereit.<br />

Drosselklappengehäuse mit geöffnetem Teller<br />

Die Drosselklappen in Kops bleiben bei normalem<br />

Maschinenstillstand oder beim Wechseln vom Pumpin<br />

den Turbinenbetrieb in Offenstellung. Die Aufgaben<br />

der Drosselklappen sind einerseits, dass sie bei unvorhergesehenen<br />

bzw. außergewöhnlichen Betriebszuständen<br />

jederzeit selbsttätig die Triebwasserführung<br />

sicher absperren (Notschlusstauglichkeit)<br />

und andererseits, dass sie für Revisionen- und Wartungstätigkeiten<br />

in sicherer Geschlossenstellung bleiben,<br />

erklärt DI Michael Monschein Sinn und Zweck.<br />

Die ist doch nicht ganz dicht!<br />

Die Bestellung der Drosselklappen für die<br />

Sperrkammer musste frühzeitig – schon im August<br />

2004 – erfolgen, um allen Vorgaben der Illwerke<br />

Rechnung zu tragen. Bei nur 12 Monaten Lieferzeit<br />

und der großen Entfernung des Herstellerwerks<br />

herrschte großer Zeitdruck. Die konstruktive Detail-<br />

Das Team "Drosselklappe" von Voith Siemens<br />

in São Paulo<br />

planung samt Berechnungen in intensiver Absprache<br />

und Kontakt mit Voith Siemens ging im Herbst 2004<br />

in die Endrunde; Ende Mai 2005, nach Erhalt der<br />

Rohmaterialien, war Produktionsbeginn. Das<br />

„Projekt“ Drosselklappe legte nicht nur bei den


Januar <strong>2006</strong><br />

Illwerken planerische Höchstansprüche vor, es verlangte<br />

vor allem bei der Ausführung ganzen<br />

Personaleinsatz. So tüftelten bei Voith Siemens in<br />

St. Pölten etliche Techniker an den Details, in Brasilien<br />

waren an die 100 Fachkräfte am Werk. Die Zusammenarbeit<br />

gestaltete sich von Anfang an intensiv.<br />

Nicht nur Besprechungen in St. Pölten, sondern<br />

auch Inspektionen in Brasilien waren notwendig.<br />

Eine entscheidende Phase war Ende Sommer 2005<br />

erreicht, und DI Eugen Schedler und DI Michael<br />

Monschein vom Illwerke-Engineering reisten im<br />

September 2005 von Zürich nach São Paulo zur<br />

mehrtägigen „Inspektion“. Kein Honiglecken bei<br />

einer „Anreisezeit“ von rund 20 Stunden.<br />

Bei den Drosselklappen handelt es sich um technisch<br />

sehr aufwändige und fürs Kraftwerk elementare<br />

Anlageteile. In puncto dicht absperren gibt’s dabei<br />

auch keine Kompromisse. Als kurz vor dem Fertigstellungstermin<br />

die „Druck- und Dichtheitsproben“<br />

nicht das gewünschte Ergebnis brachten, waren die<br />

Beteiligten wieder voll gefordert um die letzten Feinheiten<br />

in den Griff zu bekommen. Und schließlich wurde<br />

das gewünschte Ergebnis erreicht:<br />

Die Klappe ist dicht!<br />

Die Kopserstraße musste für diesen Transport<br />

schneefrei gehalten werden<br />

Es wird schon klappen!<br />

Die erste der beiden Drosselklappen traf von ihrer<br />

10.000 km langen Seereise aus São Paulo am<br />

10. Dezember 2005 im Hamburger Hafen ein. Von<br />

dort wurde sie mittels 12-achsigem Spezialtransporter<br />

der Fa. Bautrans über das Paznaun bis nach Kops<br />

transportiert. Allerdings gestaltete sich der Antransport<br />

der Klappe und der erforderlichen Transportgeräte<br />

nicht gerade einfach. Im Paznauntal<br />

waren mehrere Brücken durch das Augusthochwasser<br />

schwer beschädigt bzw. zerstört. In intensivem<br />

Kontakt mit den zuständigen Behörden, Statikern<br />

und Baufirmen konnte das bis dahin für unmöglich<br />

gehaltene Vorhaben – der Transport durch das<br />

Paznauntal –ermöglicht werden. Die Belastbarkeit der<br />

Brücken wurde neu gerechnet, Brückentragwerke<br />

unterstellt und verstärkt, Rampen errichtet, Sperren<br />

und Baustelleneinrichtungen beseitigt, Schipisten<br />

aufgefräst … All dies war erforderlich, um diesen<br />

wohl einzigartigen Transport von Landeck nach Kops<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Acht Stunden dauerte der Transport für den 2 km langen Abschnitt vom Parkplatz Kops über die<br />

Ganiferstraße zum Fensterstollen Oberwald<br />

durchzuführen. Insbesondere die Anfahrt von den<br />

Spezialtransportgeräten wie Bergepanzer und Selbstfahrer<br />

war auf Grund der extremen Witterung äußerst<br />

kritisch. Dem Können und der Courage der LKW-Fahrer,<br />

der unkonventionellen Hilfestellung der Behörden<br />

und der Polizei sowie besonders dem Straßenerhaltungsdienst<br />

war es zu verdanken, dass diese Transporte<br />

trotz Schneesturms zeitgerecht zum Ziel kamen.<br />

Nun galt es, die schwere Drosselklappe von Kops<br />

über die Ganiferstraße zum Fensterstollen Oberwald<br />

zu transportieren. Nachdem abgeklärt werden musste,<br />

wie sich 150 Tonnen auf einem engen, kehrenreichen<br />

und teilweise 20 Prozent steilen Güterweg mit einer<br />

mehreren Zentimeter dicken Eis- , Schnee- und<br />

Schotterschicht verhalten, wurde erst einmal eine<br />

Probefahrt mit tonnenschweren Stahlplatten durchgeführt.<br />

Diese wurden auf den 6-achsigen Selbstfahrer<br />

– einem Spezialfahrzeug, das vorwiegend für<br />

den Transport von z. B. Bohrtürmen eingesetzt wird<br />

– gezurrt. Die Schnee- und Eistauglichkeit des Trägerfahrzeuges<br />

war nur beschränkt gegeben, sodass das<br />

Über den Fensterstollen Oberwald gelang die<br />

Drosselklappe schlussendlich zu ihrem Einsatzort,<br />

der Sperrkammer Kops<br />

ganze „Werkl“ von einem 56 t schweren Bergepanzer<br />

des Österreichischen Bundesheeres gesichert wurde.<br />

Obwohl ein solcher hochalpiner Wintereinsatz für<br />

beide Geräte eine Premiere war, erwies sich diese<br />

13<br />

Gerätekombination als einzig sinnvolle Transportvariante.<br />

Die bei dieser Probefahrt gewonnenen<br />

Erkenntnisse konnten am Folgetag beim tatsächlichen<br />

Klappentransport über den Ganiferweg umgesetzt<br />

werden, sodass er nahezu reibungslos ablief.<br />

Eines ist aber sicher: ohne Bergepanzer wäre es nicht<br />

gegangen!<br />

In der Sperrkammer stand schon der 110-Tonnen-<br />

Kran für das Abladen dieses „Riesenpakets“ bereit.<br />

Auch die zweite Klappe für Kops ist in Brasilien in<br />

Arbeit. Sie wird angeliefert, sobald eine schneefreie<br />

Zufahrt nach Kops in diesem Jahr wieder möglich ist.<br />

Anfang Mai <strong>2006</strong> muss die erste Drosselklappe eingebaut<br />

sein. Dann heißt’s nur noch „Klappe zu“,<br />

weil der Kopssee wieder aufgestaut wird und vom fertigen<br />

Einlaufbauwerk her der volle Wasserdruck an<br />

der Klappe ansteht.<br />

3<br />

Factbox<br />

Auftragswert für die zwei Drosselklappen<br />

NW4300 samt Zwischenrohr: 4,3 Mio. Euro<br />

Material: schweißgeeigneter Feinkornbaustahl<br />

Gesamtgewicht pro Drosselklappe einschließlich<br />

Gehäuse und komplettem Antrieb: 145 t<br />

Durchmesser: 4,30 m<br />

Länge: 1,50 m<br />

Nenndurchfluss: 80 m 3 /sek.<br />

Max. Durchfluss: 200 m 3 /sek.<br />

(das entspricht ca. 2500 Badewannen pro sek.)<br />

2 x 76 exakte Bohrungen im Gehäuse<br />

(rund um den Klappenteller)<br />

Auslegungsdruck: 16 bar (= reicht aus für<br />

eine ca. 160 m hohe Wassersäule)<br />

Der Druck, der auf den Teller wirkt, entspricht<br />

etwa 30 Eisenbahnlokomotiven


14 Januar <strong>2006</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

In Umweltfragen immer am Ball<br />

Messungen, Kontrollen und Maßnahmen<br />

Alle großen Baufahrzeuge sind mit Partikelfilter ausgerüstet und werden mit schwefelfreiem<br />

Treibstoff betankt<br />

Die Ausbruchsarbeiten für die Krafthauskaverne und<br />

die angrenzenden Stollen im Bereich Rifa endeten im<br />

Dezember 2005. Größere Vortriebe laufen noch in<br />

Tafamunt für das Wasserschloss und in Kops für den<br />

Versalstollen. In der Folge verlassen die Mineure<br />

unsere Baustelle zu neuen Aufgaben und an ihre<br />

Stelle kommen Schalungszimmerer, Eisenbieger,<br />

Betonierer und Stahlbauer auf die Baustellen. Mit<br />

dem Wechsel des Personals geht auch eine<br />

Veränderung bei den eingesetzten Maschinen und<br />

Geräten vor sich.<br />

Kein leichter Job<br />

Von Anfang an war es ein Anliegen der Illwerke, die<br />

Einhaltung der Auflagen des Umweltverträglichkeits-<br />

(UVP)-Bescheides für das <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> zu überwachen.<br />

Die Aufgabe von Ing. Hansjörg Schwarz als ökologischer<br />

Baubegleiter ist es, alle hiefür erforderlichen Maßnahmen<br />

zu veranlassen, zu kontrollieren und einzufordern.<br />

Sein Aufgabengebiet umfasst viele Bereiche – von<br />

den Deponien über Schallschutz bis zur Wasserqualität<br />

und Geräteausstattung. Eine ganz wesentliche Auflage<br />

des UVP-Bescheides fordert zum Beispiel die Ausrüstung<br />

großer Baufahrzeuge und -maschinen mit Partikelfiltern.<br />

– Aufwändig und kostspielig. Das gab’s noch<br />

nie! Das <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> ist die erste Baustelle in Vorarlberg,<br />

auf der alle länger eingesetzten großen Baugeräte<br />

mit solchen Spezialfiltern ausgestattet wurden. Zusätzliches<br />

Plus: Alle Baufahrzeuge nutzen schwefelfreien<br />

Treibstoff.<br />

Brecheranlage und Förderband<br />

Von Mitte Januar bis Anfang Dezember 2005 war das<br />

Förderband im Einsatz. Nach den bereits berichteten<br />

anfänglichen Schwierigkeiten mit dem scharfkantigen<br />

Material, das die Förderbänder zerschnitt, bis zu dem<br />

extrem harten Gestein, das den Brecher über seine<br />

Belastungsgrenzen beanspruchte, lief die Anlage viele<br />

Wochen lang durch. Rund zwei Drittel des Ausbruchmaterials<br />

des Bauloses 3 konnten über das Band auf<br />

die Deponie transportiert werden. Das hat ca. 7500<br />

Fuhren mit den Mulden eingespart. Mit den getroffenen<br />

Verbesserungen gegen Steinschlaglärm und<br />

Staubentwicklung war das Förderband aus Sicht der<br />

Umwelt ein großer Erfolg.<br />

Betonmischanlage<br />

Neben den vielen Vorteilen für die Baustelle hat<br />

sich die Betonmischanlage als wahrer Segen für<br />

die Instandsetzungsarbeiten nach dem Hochwasser<br />

im August 2005 herausgestellt. Wegen der zerstörten<br />

Infrastruktur im Paznauntal waren im September<br />

die Betonlieferungen von der Betonmischanlage<br />

des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> die einzige Möglichkeit für<br />

eine schnelle Reparatur der Schäden im Paznauntal.<br />

Aber auch für das Gargellental, wo die Kapazität der<br />

regionalen Lieferbetonwerke nicht ausreichten.<br />

Die Betonmischanlage bewährt sich aus Umweltsicht<br />

bestens. Die Fahrbahnen um die Anlage sind zur<br />

Schmutzbekämpfung asphaltiert worden und werden<br />

laufend gereinigt. Die Warmluftanlage für die<br />

Erwärmung der Betonzuschlagsstoffe ist mit Beginn<br />

der kalten Jahreszeit in Betrieb genommen worden.<br />

Bei dieser speziell entwickelten Anlage wird zusätzlich<br />

Heizungsabluft in die Betonzuschlagsstoffe geleitet,<br />

was eine optimale Ausnutzung der eingesetzten<br />

Energie bringt.<br />

Die Baustelle <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> wird<br />

immer ruhiger<br />

Mit mehreren Messgeräten werden rund um die Uhr<br />

in der Umgebung der Baustelle die Schallpegel<br />

ermittelt und Verbesserungspotenziale ausgeschöpft.<br />

Das für die Schallmessungen eingesetzte Akustikunternehmen<br />

bescheinigt schließlich den Illwerken die<br />

Einhaltung der vorgeschriebenen Grenzwerte.<br />

Schmutz- und Staubbekämpfung<br />

Mit Beendigung der Vortriebsarbeiten können nun<br />

auch die zahlreichen Benetzungsanlagen zur Staubfreihaltung<br />

der Baustraßen wieder abgebaut werden.<br />

So waren mehr als 10 Sprinkleranlagen auf der<br />

Baustelleneinrichtungsfläche vor den Portalen, mehrere<br />

Sprüheinheiten beim Förderband und zwei tiefe<br />

„Wasserlöcher“ (Reifenwaschanlagen) eingerichtet<br />

worden, um die Staubbelastung durch den Fahrbetrieb<br />

möglichst gering zu halten. Neuralgische Stellen sind<br />

zusätzlich mehrmals täglich mit Wasserfass und<br />

Hochdruckpumpe benetzt und gewaschen worden.<br />

Die Straßen werden laufend staubfrei gehalten<br />

Umweltschutz vom Bau bis zum Betrieb<br />

Wie die Leser der „<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei“ schon wissen,<br />

gibt es aus dem UVP-Verfahren viele hundert<br />

Vorschreibungen, die einzuhalten sind. Ganz anders<br />

sieht dies bei den freiwillig eingegangenen Verpflichtungen<br />

im Zusammenhang mit der Umweltzertifizierung<br />

aus. Bereits seit 1998 betreiben die Illwerke<br />

ein Umwelt-Managementsystem nach ISO 14001 und<br />

EMAS und haben das Walgauwerk, die Rodundwerke<br />

I und <strong>II</strong>, den Werkhof Rodund und die Materialwirtschaft<br />

zertifizieren lassen.<br />

Mit dem <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> soll der erste Schritt zur Aufnahme<br />

aller Werke in Partenen in das Umweltmanagementsystem<br />

gesetzt werden. Das bedeutet, dass bereits in<br />

der Bauphase alles getan wird, damit die Anlage<br />

auch im Betrieb höchste Umweltansprüche erfüllt.


Januar <strong>2006</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Es gab Anlass zum Feiern!<br />

In den vergangenen Wochen wurden beim Bau des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> einige wichtige Meilensteine erreicht. Wie berichtet, wurde der Druckschacht am<br />

10. November durchgeschlagen und am 11. Dezember die riesige Krafthauskaverne fertig ausgebrochen. Weiters wurde der Unterwasserstollen erfolgreich<br />

bis ins Rifabecken aufgefahren, und nicht zuletzt war der spektakuläre Transport der fast 100-Tonnen-schweren Drosselklappe durchs Paznauntal bis in<br />

die Sperrkammer nach Kops am 20. Dezember erfolgreich abgeschlossen. Barbarafeier und „Stammtisch“ am 4. Dezember waren traditionelle<br />

und angenehme Pflichttermine.<br />

Glück auf ! Es war ein gutes Jahr 2005 !<br />

Druckschacht: Erleichterung bei allen Beteiligten, als die Tunnelbohrmaschine ihr Ziel erreichte.<br />

Stammtisch: Zahlreiche Besucher nützten die Einladung ins Baulos 3 in Rifa zum sogenannten „Stammtisch“. Der „Sonntagsausflug“ ins Berginnere war die Mühe<br />

wert: Die Trafokaverne bot beste Sicht in die tiefe Maschinenkaverne gegenüber. Der in rund 12 Monaten geleistete Baufortschritt beeindruckte die Besucher.<br />

Barbarafeier: Am 4. Dezember 2005, dem Festtag der Heiligen Barbara, Schutzpatronin des Bergbaus, feierten die <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong>-Belegschaft und die<br />

Projektverantwortlichen gemeinsam mit den Stollenpatinnen und Gästen die Messe in der Transformatorenkaverne. Pfarrer Joe Egle, Gemeinde- und<br />

Baustellenseelsorger, zelebrierte die Heilige Messe. Zum gemütlichen Teil fanden sich die Gäste im Vallülasaal ein.<br />

15


16 Januar <strong>2006</strong><br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />

Maschinenkaverne ausgebrochen:<br />

Ing. Helmut Westermayr für die Arge<br />

Kavernenkrafthaus und Dr. Ernst Pürer im<br />

Namen der Illwerke würdigten das Werk<br />

aller am Bau Beteiligten und das vielfache<br />

Entgegenkommen der Anrainer.<br />

3<br />

Wir trauern um<br />

Baurat h.c. Dipl.-Ing. Karl Ludwig Jäger<br />

Impressum<br />

Martin Granig, Schlosser der ARGE Kavernenkrafthaus Kops <strong>II</strong>, Baulos 3, trug bei der Feier anlässlich der fertig<br />

ausgebrochenen Maschinenkaverne am 11. Dezember sein selbst geschriebenes Gedicht über die Tücken<br />

der Förderbandes vor.<br />

Das Förderband<br />

Kops 2 wollen wir bauen<br />

Und auf unsere Umwelt schauen.<br />

Mit den vielen Mulden fahren,<br />

auch das wollen wir uns ersparen.<br />

Ein Förderband, das gibt uns Sinn,<br />

wir kalkulieren den Gewinn.<br />

Die Engländer preisen sich da an<br />

Und Deutsche, was ihr Brecher kann.<br />

Die Österreicher sind schnell dafür<br />

und besorgen das Quartier.<br />

Nach einem ganzen Monat Zeit,<br />

ist es mit dem Förderband soweit.<br />

Inzwischen ziehen wir frisch und munter,<br />

den Brecher in den Berg hinunter.<br />

Die Zugmaschinen taten sich schwer,<br />

der Brecher setzte sich zur Wehr.<br />

Bald war alles aufgestellt<br />

und jetzt verdienen wir unser Geld.<br />

Die Bänder laufen von ganz allein,<br />

der Brecher bricht die Steine rein,<br />

und draußen auf der Deponie<br />

zwingt man den Lader in die Knie.<br />

Nicht lange währt der frohe Sinn,<br />

Nur wenige Tage vor Vollendung seines 83. Lebensjahres<br />

verstarb mit Herrn Baurat h. c. Dipl.-Ing. Karl Ludwig<br />

Jäger ein Grandseigneur des Bauwesens. Der Seniorchef<br />

der renommierten Firma Jäger Bau GmbH hatte sich im<br />

Laufe seines arbeitsreichen Lebens hohe Verdienste um<br />

sein Unternehmen und bei zahlreichen Tunnelbau- und<br />

Kraftwerksprojekten weltweit erworben. Mit den<br />

Illwerken war DI Karl Ludwig Jäger seit Jahrzehnten und<br />

aktuell durch das <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> eng verbunden. Im<br />

Kraftwerkbau wirkte die Firma Jäger Bau erstmals 1922<br />

beim Bau des Gampadelswerks und dann bei praktisch<br />

allen Kraftwerksprojekten der Illwerke/VKW-Gruppe mit.<br />

Besonders hervorzuheben sind die Verdienste von Herrn<br />

DI Karl Ludwig Jäger beim Bau des Lünerseewerkes, des<br />

<strong>Kopswerk</strong>es I, den Rodundwerken, Kraftwerk Langenegg<br />

und Alberschwende, beim Walgauwerk und Kraftwerk<br />

Klösterle. Die Mitwirkung seines Unternehmens beim<br />

schon ist das erste Bandl hin.<br />

Und so passiert es Schlag auf Schlag,<br />

es vergeht kein ruhiger Tag.<br />

Wir brauchen doch noch Personal,<br />

das Förderband wird uns zur Qual.<br />

Und wieder fuhren viele Mulden,<br />

das alles mussten wir erdulden.<br />

Herausgeber: Vorarlberger Illwerke AG – ein Unternehmen der Illwerke/VKW-Gruppe<br />

Redaktionsanschrift: Vorarlberger Illwerke AG, Weidachstraße 6, 6900 Bregenz, Austria<br />

Redaktion: Vorarlberger Illwerke AG, Elisabeth Fischer, Andreas Neuhauser<br />

Gestaltung: Konzett | Brenndörfer - Werbeagentur, 6900 Bregenz<br />

Information: Internet: www.kopswerk2.at, E-Mail: info-kopswerk2@illwerke.at, Hotline: +43/5556/701<br />

Erst nach langer Anlaufzeit,<br />

wird man endlich langsam g’scheit.<br />

Wir stellen Bandlwärter ein,<br />

das soll des Rätsels Lösung sein.<br />

Und diese wurden konfrontiert<br />

Wenn das Gestein sich mal verirrt.<br />

Da hieß es nun mit voller Kraft<br />

zu schaufeln, was die Puste schafft.<br />

Es ist darum Eselsgeduld gefragt,<br />

die jeder Laderfahrer hat.<br />

Und immer ist er auf der Hut,<br />

wenn er langsam kippen tut.<br />

Sieht er das Teleskopband wegfahren,<br />

den Rest zu kippen, kann er sich sparen.<br />

Sonst greift der Minibagger ein,<br />

das Reserveloch hat frei zu sein.<br />

Den Brecher tut es förmlich zerreißen,<br />

es heißt schon wieder verstärken und schweißen.<br />

Ja sehr stark ist der Verschleiß,<br />

die Steine sind aus hartem Gneis,<br />

und oftmals messerscharf gebrochen,<br />

haben die Steine die Bänder zerstochen.<br />

Da gibt es keinen Grund zu jammern,<br />

nur schnell herbei mit unseren Klammern.<br />

War das Material einmal sehr nass,<br />

machte das Warten keinen Spaß,<br />

denn unter den Antriebsrollen<br />

ist der Sand schnell angeschwollen.<br />

Einmal riss das Einserband,<br />

ein großer Knäuel war durcheinand’.<br />

Das Zweierband war aufgeschlitzt.<br />

Ja, da haben wir geschwitzt.<br />

Und an allem trägt die Schuld<br />

„der Laderfahrer“ mit seiner Eselsgeduld.<br />

Erst gegen Ende hatte man alles im Griff.<br />

Das Förderband, es lief und lief.<br />

Glück auf!<br />

<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> erfüllte den Seniorchef mit besonderem<br />

Stolz. Bei der großen Feier zum Baubeginn im November<br />

2004 drückte Herr DI Jäger seine persönliche Genugtuung<br />

darüber aus, dass seine Firma bei der anspruchsvollen<br />

Realisierung des <strong>Kopswerk</strong>es <strong>II</strong> mit dabei sein<br />

kann. Sein Tod löste in der Fachwelt und bei den langjährigen<br />

Partnern tiefe Betroffenheit aus. Unsere aufrichtige<br />

Anteilnahme gilt vor allem seiner Familie und dem<br />

Unternehmen Jäger Bau GmbH. Herr Dipl.-Ing. Baurat<br />

h. c. Karl Ludwig Jäger war eine herausragende Persönlichkeit<br />

der Wirtschaft und Gesellschaft. Sein geradliniges<br />

und optimistisches Wesen, sein Einsatz und sein<br />

Unternehmensgeist bleiben unvergessen und Vorbild.<br />

Die Leistungen für die Illwerke/VKW-Gruppe und zahllose<br />

Großprojekte des Wasserkraftbaus sind bleibende<br />

Zeugen seines Lebenswerks.

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