Ausgabe Jänner 2006 - Kopswerk II
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8 Januar <strong>2006</strong><br />
<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />
Wie die Maulwürfe<br />
Mit allen Mitteln durchs Gebirge<br />
Es wird gesprengt, gebohrt, gefräst und transportiert<br />
unter Tage. Kilometerlange Stollen, ein Netz an<br />
Röhren und Schächten und unterirdische Kammern<br />
im Sporthallenformat beschreiben den baulichen<br />
Aufwand für das Mega-Kraftwerk.<br />
„<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong>“ scheint von und für Kyklopen gebaut<br />
– so nehmen sich nicht nur die Dimensionen, sondern<br />
auch die Arbeiten unter Tage aus.<br />
In den Baulosen Kops, Tafamunt und Rifa kommen<br />
verschiedene Vortriebsarten zum Einsatz. Hauptanteil<br />
haben dabei die Verfahren „konventioneller<br />
Sprengvortrieb“ und der „Fräsvortrieb“ mit Tunnelbohrmaschinen<br />
(TBM). Letztere werden zum<br />
Auffahren des Druckstollens und des Druckschachtes<br />
eingesetzt. Neben diesen Vortriebsarten kommen<br />
jedoch noch drei weitere – wie das Raiseboring, der<br />
Alimak-Vortrieb und der Bagger-Lockermassenvortrieb<br />
– zum Einsatz. Je nach Anlageteil (Stollen,<br />
Kaverne, Wasserschloss, Verbindungstunnel, Steigschacht<br />
etc.) muss die jeweils passende, sichere und<br />
wirtschaftliche Methode eingesetzt werden. So ziemlich<br />
jede Version kommt beim <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> zur<br />
Anwendung: „Für mich eine besonders interessante<br />
Baustelle“, meint Florian Pichler vom Illwerke-<br />
Laden der Bohrlöcher mit Sprengstoff<br />
Bauleitungsteam, „weil hier jeder Abschnitt eigene,<br />
ganz neue Herausforderungen bringt und verschiedenste<br />
Techniken erfordert.“<br />
Konventioneller Sprengvortrieb<br />
Bohren, Laden, Sprengen, Lüften, Schuttern, Sichern:<br />
Die Arbeitszyklen beim konventionellen Vortrieb<br />
wiederholen sich ständig. „Er wird tendenziell bei kurzen<br />
Distanzen bevorzugt“, erklären die Bauleiter Ing.<br />
Herbert Schnetzer und Detlef Biermann. In ihrem<br />
„Revier“, dem Baulos in Kops, wurden so der<br />
Fensterstollen Oberwald, der Zugangsstollen zur<br />
Sperrkammer, die Sperrkammer, der Einlaufstollen,<br />
der Entlastungsschacht und auch der Tunnelbohrmaschinen-Anfahrstollen<br />
errichtet. Bei dieser<br />
Methode werden mit Hilfe von zweiarmigen<br />
Bohrjumbos bis zu drei Meter tiefe Löcher in die<br />
Ortsbrust gebohrt. Die Anordnung der Bohrlöcher und<br />
Die Sprengung wird ausgelöst<br />
die Sprenglochdurchmesser richten sich nach Art<br />
des Fels und den gewählten Sprengmitteln. Zum<br />
Bohren werden meist Drehschlagbohrmaschinen<br />
eingesetzt, die eine mechanisch angetriebene<br />
Vorschubeinrichtung haben. Der in die Bohrlöcher<br />
eingebrachte Sprengstoff ist beim <strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> ein<br />
Die exakte Anordnung der Bohrlöcher ist entscheidend<br />
Gemisch aus mehreren Komponenten und wird als<br />
Emulsion mit Pumpen in die Bohrlöcher eingebracht.<br />
Das Sprengen erfolgt nach genauem zeitlichem und<br />
räumlichem Schema. Dem ersten Abschlag bzw.<br />
Einbruch in der Mitte der Ortsbrust folgen die<br />
Erweiterungsschüsse rund herum und zum Schluss die<br />
Zündung der äußeren Kranzlöcher. Nach dem<br />
Sprengvorgang ist die Luft rund um die Ortsbrust<br />
erstickend. Es muss belüftet und „entgiftet“ wer-<br />
den. Das besorgen so genannte Wetterlutten, die für<br />
genügend Frischluftzufuhr und die Abfuhr von Staub<br />
und schädlichen Gasen sorgen. Erst wenn „die Luft<br />
rein ist“, kann nach der Sprengung geschuttert werden.<br />
Radlader bringen das Ausbruchsmaterial aus<br />
dem Stollen. In Rifa werden auch Anlagen zur<br />
Gesteinszerkleinerung eingesetzt und das Material<br />
von dort großteils über ein Förderband ins Freie<br />
transportiert.<br />
Der letzte Vorgang ist das Sichern, das mit Ankern,<br />
Stahlgittern und Spritzbeton erfolgt – je nach<br />
Gebirgstragverhalten. Die Anker müssen ebenfalls mit<br />
Bohrjumbos ins Tunnelgewölbe eingebracht werden.<br />
Ein Bergsteiger namens Alimak<br />
Das Alimak-Verfahren gehört zum konventionellen<br />
Vortrieb. Der Alimak wurde vor fast 50 Jahren für den<br />
Untertagebau entwickelt. Er brachte deutliche<br />
Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch mehr<br />
Sicherheit sowie mehr Geschwindigkeit und<br />
Genauigkeit beim Vortrieb. Der „Bergsteiger“ Alimak<br />
wird vor allem bei Lotschächten eingesetzt. In Kops<br />
wurden mit dem Alimak die Verbindung zwischen der<br />
Sperrkammer/<strong>Kopswerk</strong> I und dem Zugangsstollen/<br />
<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> und in Rifa der Pilotschacht zum<br />
Wasserschloss hergestellt. In Tafamunt sind der<br />
Belüftungs- und der Schutterschacht bereits aufgefahren<br />
worden, im Steigschacht ist der Alimak der-<br />
Viel Know-how ist für die Arbeit mit dem Alimak<br />
erforderlich<br />
zeit im Einsatz. Die Alimak-Installation dient zugleich<br />
als Lift und Arbeitsbühne und auch als Transportmittel<br />
zum Einsatzort. Der „Über-Kopf-Vortrieb“ wird für<br />
kürzere Distanzen und aufsteigende Schächte eingesetzt.<br />
Der Arbeitszyklus ist beim Alimakvortrieb ganz<br />
ähnlich wie beim Sprengvortrieb, mehrere Einzelarbeitsgänge<br />
werden von 2 bis 3 Personen bewältigt.