Ausgabe Jänner 2006 - Kopswerk II
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Januar <strong>2006</strong><br />
Das Wasserschloss Tafamunt<br />
Das Wasserschloss ist eine Art Schwallkammer bzw.<br />
ein Ausgleichsgefäß. Es teilt die Triebwasserführung<br />
in zwei Abschnitte: nämlich in den Druckstollen zwischen<br />
Kopssee und Wasserschloss und in den<br />
Druckschacht zwischen Wasserschloss und Krafthaus.<br />
Es besteht aus einer unteren Kammer (mit zwei<br />
Verbindungen zum Druckstollen), einem schrägen<br />
Steigschacht sowie einer oberen Kammer und dem<br />
Belüftungsschacht. Die untere Kammer liegt direkt<br />
über dem Druckstollen am Übergang vom Druckstollen<br />
in den Druckschacht und die obere Kammer<br />
150 m höher und damit über dem Stauziel des<br />
Speichers Kops. Beide Kammern werden durch einen<br />
200 m langen schrägen Steigschacht verbunden.<br />
Zur Be- und Entlüftung des Wasserschlosses ist noch<br />
ein Lüftungsschacht mit der oberen Kammer verbunden.<br />
Die Aufgabe des Wasserschlosses<br />
„Erste und wichtigste Aufgabe eines Wasserschlosses<br />
ist die Verminderung des Druckstoßes bzw. das<br />
Freihalten ganzer Stollenstrecken von Druckstößen“,<br />
sagt die Fachliteratur.<br />
Am Beispiel des Druckstollens Versal <strong>II</strong> bedeutet dies:<br />
Bei einem Stollenquerschnitt von rd. 18 m 2 wiegt<br />
das Wasser 18 t pro Laufmeter Stollen. Bei einer<br />
Stollenlänge von 5,5 km hat das fließende Wasser ein<br />
Gewicht von rd. 100.000 t. Dies entspräche einem<br />
Güterzug von rd. 50 km Länge, der sich im Turbinenbetrieb<br />
mit 16 km/h in Richtung Krafthaus bewegt.<br />
Beim Umstellen von Turbinenbetrieb auf Pumpbetrieb<br />
wird dieser Güterzug innerhalb von 20 sec<br />
gestoppt und in weiteren 20 sec wieder in die Gegenrichtung<br />
beschleunigt. Die Wirkungsweise des Wasserschlosses<br />
ist ähnlich wie ein Bremsberg. Der 50 km<br />
lange „Güterzug“ wird abgebremst, indem er wie bei<br />
Zugangsstollen Tafamunt, Querschlag zum<br />
Lüftungsschacht<br />
<strong>Kopswerk</strong> <strong>II</strong> dabei<br />
einem Bremsberg nach oben in die Wasserschlosskammern<br />
ausweichen kann, bis er steht und anschließend<br />
wieder in Gegenrichtung beschleunigt, also<br />
der „Güterzug“ den Bremsberg wieder hinunter<br />
fährt. Beim Wasserschloss fließt das im Druckstollen<br />
fließende Wasser in die obere Wasserschlosskammer<br />
und wird anschließend wieder in den Druckstollen<br />
abgegeben.<br />
Drei weitere „Bremsen“ im<br />
Wasserschloss<br />
Um nun bei wiederholten Regelvorgängen das Spiel<br />
zwischen Wasseranheben in die obere Kammer und<br />
Abgeben an die Triebwasserführung nicht unbegrenzt<br />
aufschaukeln zu lassen (Vergleich Badewanne:<br />
hin und her geschobenes Wasser schwappt über),<br />
wird diese Schwingung mittels so genannter Drosseln<br />
gedämpft.<br />
Zugangsstollen Tafamunt, Querschlag zum<br />
Lüftungsschacht, Schuttern des Ausbruchmaterials<br />
Zwischen dem Druckstollen und der unteren Kammer<br />
sind zwei enge zylinderförmige Verbindungen, sowie<br />
am Übergang von der unteren Kammer zum<br />
Steigschacht eine trichterförmige Verbindung – so<br />
genannte Drosseln – angeordnet. Diese bremsen<br />
den Wasserfluss und dämpfen so die Schwingungen<br />
des Wassers beim Anfahren oder Abstellen der<br />
Maschinensätze ab. Damit wird das Überlaufen des<br />
Wasserschlosses sicher vermieden.<br />
Die Auskleidung der Wasserschlosskammern und<br />
des Steigschachtes erfolgt zum Teil mit Beton und zum<br />
Teil mit einer Stahlpanzerung und hängt von den<br />
Gebirgsverhältnissen, dem Bergwasserdruck- und<br />
den Innendrücken ab.<br />
Wasserschloss, obere Kammer: Schachtkopf<br />
Bereich Lüftungs- und Schutterschacht<br />
Wasserschloss, untere Kammer, Drossel 3,<br />
Pilotstollen Steigschacht: Alimakvortrieb<br />
11<br />
Und weshalb der Name WasserSCHLOSS? Den erhielten<br />
die Bauwerke wohl deshalb, weil im letzten und<br />
vorletzten Jahrhundert die eher kleinen, oberirdischen<br />
Wasserhäuser ihr nüchternes Innenleben hinter<br />
der Architektur von Schlösschen verbargen. ... Was<br />
natürlich schrecklich neugierig macht.