Download Nr. 2 - magenta Grafikdesign
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14 IT<br />
Moderne Informatikanwendungen, die auch Laien verstehen und bedienen können: Die Aufbereitung von Bewegtbildern eines Fussballspiels<br />
im Computer macht es möglich, das Spiel nachträglich zu analysieren. Die Software stellt dafür einfache, intuitiv zu benut-<br />
Alexander Gassmann:<br />
Der Software ingenieur testet<br />
die Praxistauglichkeit seiner<br />
Produkte regelmässig bei den<br />
Kunden.<br />
Der Informatiker als bleicher, hornbebrillter «Nerd», der im stillen Kämmerlein<br />
vor sich hin programmiert und den ganzen Tag über keine zwei Sätze<br />
spricht, das war gestern. Heute sind kommunikative Typen gefragt, die kundenorientiert<br />
denken. Die Berufsbilder haben sich gewandelt, doch dies hat<br />
den potenziellen Nachwuchs noch nicht wirklich erreicht. Von Vera Sohmer<br />
Wäre Alexander Gassmann so, wie<br />
man sich gemeinhin einen Informatiker<br />
vorstellt, ginge er in seinem<br />
Beruf gnadenlos unter. Als Softwareingenieur<br />
beherrscht er das Programmieren – logisch.<br />
Damit ist es aber nicht getan. Er muss das, was<br />
er entwickelt, auch gut bedienbar machen.<br />
Und jenen, die das Produkt kaufen, verständlich<br />
erklären, wie es funktioniert.<br />
Gassmann arbeitet bei LiberoVision AG. Das<br />
Unternehmen ist auf 3D-Replays und virtuelle<br />
Grafiken für Sportsendungen spezialisiert.<br />
Dieses diffizil aufbereitete Bildmaterial hilft<br />
bei der Spielanalyse und der ewig strittigen<br />
Frage: «War es Abseits oder nicht?» Zu Libero<br />
Visions Kunden gehören die Bekannten und<br />
Grossen im Medienbusiness wie das ZDF oder<br />
FOX. Mehrmals pro Jahr ist Alexander Gassmann<br />
bei den TV-Stationen vor Ort, testet die<br />
Praxistauglichkeit der Produkte, spürt Mängel<br />
auf. «So sehe ich genau, was die Anwender<br />
nervt und was ich verbessern muss», sagt er.<br />
Der Softwareingenieur gehört zur neuen<br />
Generation von IT-Spezialisten. Deren Aufgaben<br />
sind vielfältiger, spezieller, kreativer und<br />
damit anspruchsvoller geworden. Während<br />
Programmierer früher oft nur das in Code umsetzten,<br />
was sich andere ausgedacht hatten,<br />
Companies 1/2013<br />
zende Werkzeuge zur Verfügung. Dahinter steckt sehr viel Programmierarbeit des Softwareingenieurs, dieser braucht aber auch viel<br />
Verständnis für den Fussball und für die Bedürfnisse derjenigen, welche das Programm anwenden.<br />
Der Nerd ist weg, der Praktiker ist da<br />
sind sie heute von Anfang an dabei, Ideen und<br />
Konzepte zu entwickeln. Und dafür brauche es<br />
wache Geister, die über den Tellerrand blicken,<br />
sagt Patric Preite, Chef der Agentur Interactive<br />
Friends. Das Unternehmen realisiert unter anderem<br />
Apps für Firmen oder Gemeinden.<br />
Technik-Know-how allein genügt nicht<br />
Eine der Voraussetzungen für den Job, neben<br />
dem technischen Know-how: verinnerlicht haben,<br />
dass es nicht um netten Technik-Schnick–<br />
schnack geht, sondern um die Frage, welchen<br />
effektiven Verkaufs- und Marketingnutzen das<br />
Ganze für die Kunden hat. Sich in diese hineinzuversetzen,<br />
deren Bedürfnisse zu kennen, sei<br />
ein absolutes Muss.<br />
Wer sich heute für einen Beruf in der Informations-<br />
und Kommunikationstechno logie<br />
(ICT) entscheidet, wird feststellen, dass alles<br />
im Fluss ist. «Die Innovationsrate ist dermassen<br />
hoch, dass nicht abzusehen ist, in welcher<br />
‹Garage› gerade eine nächste technologische<br />
Revolution entsteht», sagt Jörg Aebischer, Geschäftsführer<br />
des Verbands ICT-Berufsbil dung<br />
Schweiz. Was sich abgezeichnet hat in den vergangenen<br />
Jahren: ICT sei praktisch in alle Wirt-<br />
schafts- und Lebensbereiche vorgedrungen,<br />
und damit hätten sich neue und spezialisierte<br />
Berufsbilder entwickelt. Und: Tätigkeitsfelder<br />
und Technologien verschmelzten mehr<br />
und mehr. Beispiel Medien und Kommunikation:<br />
Radio, Fernsehen, Internet und Tele-<br />
fonie fliessen ineinander.<br />
Das hat Auswirkungen auf alle Bereiche,<br />
nicht nur auf die Produktion. Neue Kompeten<br />
zen sind gefragt, Berufe wie Mediamatiker<br />
entstanden. Und Neues komme laufend hinzu.<br />
Beispielsweise wird es laut Aebischer künftig<br />
vermehrt Fachleute brauchen, welche die neuen<br />
Technologien in Gebäude integrieren, also<br />
auch etwas von der Bauplanung und Bauausführung<br />
verstehen. Was zeige: Traditionelle<br />
Branchengrenzen gebe es nicht mehr, Querschnittsaufgaben<br />
müssten gelöst werden.<br />
Informatik wird für viele interessant<br />
Und dies mache Informatikberufe auch für<br />
jene Leute interessant, die sich früher vermutlich<br />
nicht dafür erwärmen konnten, sagt Jörg<br />
Aebischer. Inzwischen sei für jede Eignung<br />
und Neigung etwas dabei: Analytisch Begabte<br />
werden sich in der Applikationsentwicklung<br />
wohlfühlen, andre in der Systemtechnik.<br />
Desig nerinnen, Gestalterinnen und Kommunika<br />
torinnen im New-Media-Umfeld. Jene mit<br />
kaufmännischem Faible in der Wirtschaftsinformatik.<br />
Und wer in Filmen schon immer<br />
die Spezialeffekte am meisten geliebt hat,<br />
findet vielleicht im jungen Beruf des «Visual<br />
Effects Artist» seinen Traumjob.<br />
IT-Berufe sind im Umbruch, bloss bekommt<br />
es kaum jemand mit. Noch immer herrschten<br />
Companies 1/2013<br />
Vorurteile, sei das Image vom pickligen Sonderling<br />
geprägt, heisst es bei IBM Schweiz. Mit<br />
dem fatalen Effekt, dass der Nachwuchs ausbleibt.<br />
Claudio Fuchs, Security Ingenieur bei<br />
der Firma ITG AG, der für Banken oder Spitäler<br />
Konzepte für Datensicherheit und Datenzu-<br />
griffe entwickelt, kennt das Problem: Regelmässig<br />
nehmen er und seine Kollegen am Absolvententag<br />
der ZHAW Winterthur teil. «Im<br />
letzten Jahr waren es gleich viele Studenten wie<br />
Firmen.» Von denen viele händeringend gleich<br />
mehrere Fachleute suchten.<br />
Informatiker werden begehrt bleiben<br />
Fuchs übt Selbstkritik: «Wir müssen uns besser<br />
verkaufen.» Jeder, der sich heute für Informatik<br />
entscheide, werde auf dem Arbeitsmarkt<br />
begehrt sein. Und weil hochqualifizierte<br />
Spezia listen gefragt seien, müsse man keine<br />
Angst haben, dass die Arbeitsplätze in Billiglohnländer<br />
ausgelagert würden. Studien belegen:<br />
In der Schweizer ICT-Wirtschaft dürften<br />
bis 2020 rund 72 500 Arbeitskräfte fehlen. Dennoch<br />
erwärmen sich zu wenige für das Fach.<br />
Informatik gehöre deshalb zwingend in den<br />
Lehrplan der Volksschulen, fordert der Ver–<br />
band ICT-Berufsbildung Schweiz. Erwiesen<br />
sei: Gefallen finden vor allem jene daran, die<br />
schon in der Schule damit zu tun hatten, beispielsweise<br />
ihre eigene App programmieren<br />
konnten. Derzeit gebe es zwar private Initiativen<br />
wie «Hack an app in one week», mit denen<br />
sich Mädchen und Jungen für Informatik begeistern<br />
sollen. Das sei begrüssenswert und<br />
sinnvoll, aber angesichts des zu erwartenden<br />
Fach kräftemangels ein «Pflästerchen».<br />
SO BLEIBEN<br />
IT-LEUTE AM BALL<br />
Was brauchen IT-Spezialisten,<br />
um auf dem Arbeitsmarkt<br />
gefragt zu bleiben?<br />
• Team- und<br />
Kommunikationsfähigkeit.<br />
• Die Fähigkeit und das<br />
Interesse, sich sicher im<br />
internationalen Umfeld zu<br />
bewegen.<br />
• Informatik ist ein zu vager<br />
Begriff. Die Branche wandelt<br />
sich schnell. Man muss<br />
Veränderungen mögen und<br />
sich ihnen stellen.<br />
• Flexibilität und Offenheit,<br />
gepaart mit viel Neugier.<br />
• Learning by doing ist eine<br />
gute Strategie. Von Zeit zu<br />
Zeit sind aber auch externe<br />
Weiterbildungen sinnvoll.<br />
Der richtige Mix ist entscheidend.<br />
• Wichtig ist ein eidgenössisch<br />
und/oder international aner<br />
kannter Abschluss. Er bildet<br />
das Fundament für die beruf<br />
liche Weiterent wicklung.<br />
www.ict-berufsbildung.ch<br />
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