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4<br />

«Die Vielfalt<br />

meiner Aufgaben<br />

gefällt mir.»<br />

Allein unter Männern<br />

Frauen steuern Kampfhelikopter und fahren Lokomotiven. Warum sollten sie nicht Maschinenbau<br />

studieren, Baumeister oder Butler werden? Drei Frauen haben das getan und sind dabei glücklich.<br />

Von Ruedi Arnold (Text), Verena Gerber-Menz und Frederic Meyer (Fotos)<br />

Drei Baumeisterinnen gibt es in der Schweiz. Eine von<br />

ihnen ist Brigitte Gämperle (37). Als Exotin in einer<br />

reinen Männerwelt fühlt sie sich deshalb nicht, auch<br />

wenn in ihrem Arbeitsgebiet, dem Tief- und Strassenbau,<br />

noch weniger Frauen tätig sind als im Hochbau. Erfahrung<br />

und Ausbildung sind auch im Baugewerbe wichtiger als das<br />

Geschlecht. Mit beidem ist sie reichlich ausgestattet.<br />

Nach ihrer Lehre als Tiefbauzeichnerin bildete sie sich<br />

berufsbegleitend zur Bauleiterin aus, später zur Baumeisterin.<br />

Heute ist sie stellvertretende Geschäftsführerin der<br />

Kibag Bauleistungen AG in Huttwil BE. An der Baumeisterschule<br />

in Sursee LU lernte sie neben der technischen auch<br />

die betriebswirtschaftliche Seite des Geschäfts kennen, was<br />

angesichts der harten Konkurrenz auch nötig ist.<br />

«Zu meinen wichtigsten Aufgaben gehört es, Aufträge<br />

zu akquirieren», sagt Brigitte Gämperle in ihrem Büro<br />

in Hutt wil. Nüchtern wirkt es, wie das ganze Gebäude. Ein<br />

Schreib tisch mit PC, ein kleiner Sitzungstisch, an den Wänden<br />

sind Pläne befestigt. Aber sie fühlt sich offensichtlich<br />

wohl hier, da, wo sie Bewerbungen für Arbeiten verfasst,<br />

die zu einem grossen Teil von der öffentlichen Hand ausge-<br />

Brigitte Gämperle<br />

EINE VON DREIEN<br />

Brigitte Gämperle<br />

ist Baumeisterin<br />

und stellvertretende<br />

Geschäftsführerin der<br />

Kibag Bauleistungen AG<br />

in Huttwil BE.<br />

schrieben werden. Später ist sie verantwortlich dafür, dass<br />

die richtigen Leute, Baumaschinen oder Lastwagen auf der<br />

Baustelle bereitstehen, die sie regelmässig besichtigt und<br />

wo sie alle Beteiligten zu Sitzungen trifft.<br />

Es sind vorwiegend Männer, auch die Mitarbeiter in<br />

Huttwil, deren Führung ebenso zu ihren Aufgaben gehört<br />

wie das Rekrutieren von geeignetem Personal. Doch «die<br />

Vielfalt meiner Aufgaben gefällt mir», sagt Brigitte Gämperle.<br />

Dass sie beim Strassen- oder Kanalisationsbau einer<br />

Minderheit angehört, stört sie überhaupt nicht.<br />

Über Maschinenbau zum Verkauf<br />

Leidet Laura Kühner (29) darunter, dass in ihrem Beruf<br />

vor allem Männer tätig sind? Keineswegs. Für sie war dies<br />

schon während ihrer Ausbildung normal. Als eine von nur<br />

drei Frauen studierte sie Maschinenbau an der Fachhochschule<br />

Nordwestschweiz in Muttenz BL, als Einzige schloss<br />

sie das Studium innert drei Jahren ab. Als Vertiefungs-<br />

richtung wählte sie Unternehmenswissenschaften.<br />

«Ich bin eine kommunikative Person. Mit einer rein<br />

technischen Arbeit hätte ich mich nicht anfreunden kön-<br />

Companies 1/2013<br />

Zita Langenstein<br />

Companies 1/2013<br />

KOMMUNIKATIVE TECHNIKERIN<br />

Laura Kühner hat Maschinenbau<br />

studiert und ist Sales Engineer bei ABB.<br />

nen.» Nach dem Studium und einem Sprachaufenthalt in<br />

San Diego, Kalifornien, bewarb sie sich bei ABB als Sales<br />

Support Engineer. Heute ist sie «Sales Engineer, Hydro Market<br />

Manager», wie auf ihrer Geschäftskarte steht.<br />

Darunter kann sich ein Laie herzlich wenig vorstellen.<br />

Was also tut Laura Kühner? «Ich promote weltweit Erregersysteme<br />

von ABB», sagt sie. Wer das hört, versteht, dass sie<br />

im Hauptfach nicht Kommunikation studiert hat, sondern<br />

Maschinenbau. «Der technische Background ist für mich<br />

eben doch sehr wichtig.» Ein Erregersystem sichert die<br />

Qualität von Generatorspannung und Blindleistung, letztlich<br />

die Qualität der an die Verbraucher gelieferten Energie.<br />

Wer die Niederlassungen von ABB in der Welt überzeugen<br />

muss, dass sie solche Produkte anbieten und verkaufen,<br />

kommt mit einem technischen Halbwissen nicht weit.<br />

Ihre Ansprechpartner sind Fachleute und lassen sich nichts<br />

vormachen. Dass sie es mit einer der raren Frauen in diesem<br />

Bereich zu tun haben, tut für sie nichts zur Sache.<br />

«Vor allem von der Zusammenarbeit mit arabischstämmigen<br />

Menschen wurde ich positiv überrascht», schreibt sie<br />

im Porträt auf einer ABB-Website. «Denn obwohl bei ihnen<br />

keine Frauen in meinem Tätigkeitsbereich arbeiten, wurde<br />

ich stets ernst genommen und sehr geschätzt.»<br />

Diskretion geht über alles<br />

Was zweifellos auch für Zita Langenstein (50) zutrifft. Andernfalls<br />

hätte sie kaum je ein Engagement in Buckingham<br />

Palace erhalten. Würden sie und ihre Arbeit nicht geschätzt,<br />

Königin Elisabeth II. hätte sie kaum zu ihrem 80.<br />

Geburtstag eingeladen. Obwohl Hunderte von ehemaligen<br />

Angestellten dabei waren, hat die Königin ein paar Minuten<br />

mit Zita Langenstein gesprochen. Schliesslich hat «Zita, the<br />

Butler» – so steht es auf ihrem Diplom – Ihre Majestät auch<br />

schon persönlich bedient.<br />

Viel mehr über ihre Arbeit in Schlössern und Palästen ist<br />

ihr nicht zu entlocken. Diskretion ist Ehrensache für einen<br />

Butler. Die Ausbildung hat die Bauerntochter Zita Langen-<br />

stein an der Ivor Spencer Butler School in London erhalten,<br />

einer der ersten Adressen für künftige Butler. Sie hat lange<br />

warten müssen, bis sie Aufnahme fand, denn früher kamen<br />

Frauen für diese Schule gar nicht in Frage. Aber 2005 schaffte<br />

sie es und schwärmt noch heute von den grossartigen Erfahrungen<br />

in dieser Zeit.<br />

Wer Schuheputzen, Fahren und Bügeln für die wichtigsten<br />

Tätigkeiten eines Butlers hält, ist aber auf dem Holzweg.<br />

Als sie nach London kam, hatte sie schon zwei Berufsausbildungen<br />

abgeschlossen – als Hotelfachassistentin und<br />

Servicefachangestellte –, ein Managementdiplom und eines<br />

als Betriebsausbildnerin erworben. Das sind ideale Voraussetzungen<br />

für einen Beruf, der in vielem dem des Managers<br />

eines grossen Haushalts entspricht.<br />

Butler dienen, aber sie sind nicht unterwürfig, sondern<br />

Respektspersonen. Eigentlich nehmen sie ihrer Herrschaft<br />

alles ab, wozu diese keine Zeit hat. Einen Tisch in einem<br />

ausgebuchten Restaurant, Plätze in der ausgebuchten Oper<br />

besorgen? Der Butler kann das. Es gehört zur Ausbildung<br />

wie das Entkorken einer Flasche Champagner – die Flasche<br />

drehen, nicht den Korken! – oder der Umgang mit angetrunkenen<br />

Gästen.<br />

Heute leitet Zita Langenstein die Weiterbildung von GastroSuisse.<br />

Aber immer wieder nimmt sie Aufträge als Butler<br />

an, in der Schweiz und in England. Was ist das Geheimnis<br />

eines perfekten Butlers? «Er muss über sich hinauswachsen<br />

und beschäftigt sich nicht mit Banalitäten von sich selbst.»<br />

EINLADUNG VON QUEEN ELIZABETH<br />

Zita Langenstein hat eine Butlerschule<br />

absolviert und ist Leiterin der Weiterbildung<br />

von Gastrosuisse.<br />

Laura Kühner<br />

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