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Hamminkeln Ruft, Ausgabe Nr. 52 - Dezember ... - HVV Hamminkeln

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<strong>Hamminkeln</strong>er Geologie<br />

Adolf Bovenkerk<br />

Der geologische Aufbau von Mond und Sternen ist sicher<br />

interessanter als die Erdgeschichte vom Niederrhein. Folglich<br />

ist auch im Internet und in der Literatur über den<br />

Weltraum, das All und die Sonnenplaneten viel zu lesen,<br />

doch über die Geologie unter unseren Füßen sucht der<br />

Bürger Informationen vergebens. Stets hören wir astronomische<br />

Zahlen: Milliarden Jahre, Milliarden Sterne, Milliarden<br />

Schulden und so weiter. Wer hat da noch ein Gefühl<br />

von Zahlen und Zeit?<br />

Trotzdem soll versucht werden, in einem großen Bogen<br />

von der Erdentstehung bis zur Jetztzeit, einige örtliche Besonderheiten<br />

vom Niederrheinischen Tiefland aufzuzeigen.<br />

Bei einer Zeitreise durch die Urzeit von <strong>Hamminkeln</strong><br />

wird durch Altertumsfunde und Urkunden folgendes belegt:<br />

Vor 8.000 Jahren waren Jäger und Sammler in <strong>Hamminkeln</strong>,<br />

vor 3.000 Jahren gab es in diesem Ort schon sesshafte<br />

Bauern, vor 2.000 Jahren herrschte Kaiser Augustus<br />

am Niederrhein, vor l.070 Jahren war die erste urkundliche<br />

Nennung des Namens <strong>Hamminkeln</strong>, vor 855 Jahren ist<br />

erstmals das Kirchspiel mit einem Pfarrer in einer Urkunde<br />

genannt worden. Doch lange vor den Menschen hatten<br />

schon mächtige Tiere den Niederrhein erobert. Bison,<br />

Mammut und Riesenhirsch lebten bei uns in der letzten<br />

Eiszeit. Dagegen kamen Auerochsen, Wildpferde und Wisente<br />

erst nach der Klimaerwärmung in unsere Region und<br />

waren die ersten jagdbaren Großtiere zu Beginn der jetzigen<br />

Warmzeit. Doch wie enstanden die geologischen Voraussetzungen<br />

für Menschen und Tiere?<br />

Da müssen wir zurückblicken auf die Schöpfung. Vor mehr<br />

als 4,5 Milliarden ist unsere Mutter Erde aus einer glühenden<br />

Gas- und Staubwolke entstanden. Durch Entgasungen<br />

der sich bildenden Erdkruste ergab sich eine lebensfeindliche<br />

Uratmosphäre. Mit der Entwicklung von Meeresplankton<br />

und Landpflanzen wurde der Atmosphäre CO2 entzogen,<br />

in Kohle, Gas und Öl abgespeichert und die heutige<br />

Sauerstoffatmosphäre entstand.<br />

Die äußere Schale der Erde besteht aus einem Mosaik<br />

starrer Gesteinsplatten, welche als Erdteile seit fast einer<br />

Milliarde Jahren die verschiedenen Klimazonen durchwandern.<br />

Auch der Niederrhein als Teil des europäischen Kontinents<br />

macht diese Reise mit. Vor 350 Millionen lag der<br />

Niederrhein im Regenwaldgürtel südlich des Äquators.<br />

Die bei uns gewonnene Steinkohle verdankt ihr Entstehen<br />

der damaligen Sumpfwaldvegation des Regenwaldes. Durch<br />

die anhaltende Wanderung kam unsere Region vor 250<br />

Millionen Jahre in den Trockengürtel der Nordhalbkugel<br />

und zwar in den Bereich der derzeitigen Sahara. Lagunenähnliche<br />

Becken wurden immer wieder vom Meer überflutet,<br />

das Wasser verdunstete und die Salze lagerten sich<br />

auf dem Boden ab. In der Folge konnten bis 400 m mächtige<br />

Salzlagerstätten entstehen, die Grundlage des Salzbergwerks<br />

Borth.<br />

Mit der Verschiebung der Erdteile waren Hebungen und<br />

Senkungen verbunden. Hieraus resultieren die Gebirgsbildungen,<br />

vielfache Meeresüberflutungen und die unterschiedliche<br />

Höhenlagen von Kohle-und Steinsalzflözen. Die<br />

heutige Lage des Niederrheins im feuchtgemäßigten Be-<br />

30 <strong>Hamminkeln</strong> <strong>Ruft</strong> · <strong>Ausgabe</strong> <strong>52</strong> · <strong>Dezember</strong> 2009<br />

Entwicklung der Erdatmospähre Grafik: Philipp Göffert<br />

reich der Nordhalbkugel ist nur ein Momentzustand, die<br />

Wanderung nach Norden geht weiter. Mit menschlichen<br />

Maßstäben ist dieses Driften jedoch vernachlässigbar. Denn<br />

wenn die Erdgeschichte auf dem Zifferblatt einer Zwölf-<br />

Stunden-Uhr ablesbar wäre, dann begänne die Geschichte<br />

der Menschheit erst eine halbe Sekunde vor Zwölf.<br />

Klimamäßig befinden wir uns seit 2,4 Millionen Jahren in<br />

der Eiszeit, welche sich zusammensetzt aus Eiszeiten und<br />

Zwischeneiszeiten, d.h. aus Kalt- und Warmzeiten. Genauer<br />

gesagt leben wir seit 10.000 Jahren in einer Warmzeit.<br />

Das Landschaftsbild am unteren Niederrhein wurde geformt<br />

durch die zwei letzten Eiszeiten (Kaltzeiten). In der<br />

vorletzten Eiszeit vor 200.000 Jahren gab es in <strong>Hamminkeln</strong><br />

100-150 m hohe Gletscher, welche die Ablagerungen<br />

früherer Eizeiten sowie das Tertiär ab- und aufschoben.<br />

Das Tertiär ist eine 300 m dicke Schicht aus Flachmeerablagerungen<br />

und in 65 Millionen Jahre vor der Eiszeit entstanden.<br />

Wir hatten damals subtropisches Klima und aus<br />

küstennahen Moorlandschaften und Urwäldern resultiert<br />

das Braunkohlegebiet in der Kölner Bucht. Die damaligen<br />

Bewohner des Meeres haben am Niederrhein im Tertiär<br />

ihre Spuren hinterlassen. Schnecken- und Muschelschalen,<br />

Haifischzähne sowie Walfischknochen sind heute noch begehrte<br />

Fundstücke.<br />

Die aus dem Norden kommenden Gletscher hatten vor<br />

200.000 Jahren ihren Gletscherrand an den Dingdener-<br />

Brüner- Höhen. Dieser Höhenrücken besteht aus 800.000<br />

Jahre alten Ablagerungen vormaliger Gletscher und des Urrheins.<br />

Sie sind der Flussboden des Urrheins, der damals 30<br />

m über dem Niveau unseres heutigen Rheins floss.<br />

Nach einer Zwischenwarmzeit gab es vor 110.000 Jahren<br />

in der letzten Eiszeit erneut riesige Gletscherbildungen, die<br />

allerdings das Rheinland nicht mehr erreichten. Doch<br />

durch die Gletscherbildungen wurde viel Wasser gebunden<br />

und der Meeresspiegel um ca. 100 m abgesenkt. Hierdurch<br />

ergab sich ein vergrößertes Strömungsgefälle und damit<br />

eine verstärkte Transportleistung der abströmenden Gewässer.<br />

Schwebstoffe, Ton und Schluff wurden in das Meer

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