Hamminkeln Ruft, Ausgabe Nr. 52 - Dezember ... - HVV Hamminkeln
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Zur Beleuchtung der Postwagen wurden in Preußen erstmals<br />
geschlossene Lampen mit Stearinkerzen installiert.<br />
Der gelbe Außenanstrich der preußischen Bahnpostwagen<br />
stellte sich im Betrieb sehr schnell als problematisch heraus,<br />
da die Wagen durch die Rauchschwaden der Dampflokomotiven<br />
rasch verschmutzten. Dieses Problem verschärfte<br />
sich ab 1865, als nur noch Steinkohle zum Befeuern<br />
der Lokomotiven verwendet wurde. Man ging in<br />
Preußen daher zu einem grünen Anstrich der Wagen über,<br />
der sich in Bayern und Württemberg als weniger schmutzanfällig<br />
bewährt hatte. Bei dem grünen Anstrich sollte es<br />
sich im Übrigen bis zum Ende der Bahnpost bleiben.<br />
Da die ersten Züge jeweils nur auf einer bestimmten<br />
Strecke in beide Richtungen verkehrten, konnten von<br />
einem Postamt an einer Strecke nur Sendungen an Postämter<br />
längs des Strecken- bzw. Anschlussverlaufs mitgegeben<br />
werden. Hierzu wurden „Kartenschlüsse“ gefertigt.<br />
d.h. die nach Zielpostamt vorsortierte Post wurde in verschlossene<br />
Behältnisse (meist in Briefbeutel) gepackt und<br />
diese mit einer Aufstellung der einzelnen Briefe und der<br />
bereits erhobenen bzw. noch zu erhebenden Porti auf der<br />
„Korrespondenzkarte“ versehen.<br />
Zugbegleiter, so genannte Postconducteure, übernahmen<br />
in den Eisenbahn-Postwagen die Beutel und Pakete und<br />
tauschen sie an den Haltestellen mit dem Personal der<br />
Streckenpostämter aus. Der Conducteur hatte seinen<br />
Platz zumeist im mittleren Abteil eines Postwagens, wo er<br />
einen gepolsterten Sessel, einen Schreibtisch sowie die<br />
Lade für Geldpakete hatte.Die beiden anderen Abteile<br />
enthielten Vorrichtungen zur Aufnahme von Ladungsgegenständen.<br />
Neben der Überwachung der Postbeförderung<br />
gehörte zu den Aufgaben des Conducteurs damals übrigens<br />
auch die Betreuung mitfahrender Waisenkinder, die<br />
mit so genannten Postfreipässen zu kostenlosen Bahnfahrten<br />
berechtigt waren. Der Conducteur verwahrte deren<br />
mitgeführte Verpflegungsgelder und hatte eventuelle <strong>Ausgabe</strong>n<br />
für Erfrischungen und Proviant auf den Stationen<br />
der Reise zu quittieren.<br />
Zur zeitnahen Bearbeitung der Postsendungen wurde es<br />
beim Bahntransport<br />
mehr und mehr nötig,<br />
die Sendungen bereits<br />
während der Fahrt zu<br />
bearbeiten, um Verzögerungen<br />
an HauptundKnoten-speditionspunkten<br />
zu vermeiden.<br />
Die Effizienz<br />
der Postbearbeitung<br />
während der Fahrt<br />
war unbestreitbar, das<br />
Zeitalter der Bahnpost<br />
hatte begonnen.<br />
Mit Beginn der Postbearbeitung<br />
während<br />
der Fahrt musste das<br />
Foto: Joachim Günther<br />
Der <strong>Hamminkeln</strong>er Postbeamte Gerd Telaak in historischer<br />
Postbotenuniform am 04. Juni 1990 in <strong>Hamminkeln</strong>.<br />
34 <strong>Hamminkeln</strong> <strong>Ruft</strong> · <strong>Ausgabe</strong> <strong>52</strong> · <strong>Dezember</strong> 2009<br />
Fotosammlung: E.H.<br />
Zweiachsiger preußischer Bahnpostwagen mit einer Länge von<br />
6,90 Metern. Das Innere des um 1860 geabuten Wagens ist in<br />
einen Brief- und Packraum unterteilt.<br />
Fotosammlung: E.H.<br />
26 Meter langer Bahnpostwagen der Baureihe 1973.<br />
Innere der Bahnpostwagen funktionell umgestaltet werden.<br />
Die Wagen wurden nun in einen Briefraum und ein<br />
oder zwei Packräumen für Pakete unterteilt. Im Briefraum<br />
erhielten die begleitenden Beamten ihre Arbeitsplätze an<br />
Fachwerken, die auf einem Tisch mit Marmorplatte befestigt<br />
waren. Die Fachwerke trugen in Messing gerahmte<br />
Blechschilder mit den Namen der Postorte. Als Arbeitsgerät<br />
waren Schreibzeug, Briefkörbe, Briefwaagen, Bindfadenrollen<br />
und Stempel vorgesehen.<br />
Weil die Abläufe im Innern eines Bahnpostwagens im<br />
Großen und Ganzen denen in einem stationären Postamt<br />
entsprachen, ermöglichte man auch die Aufgabe von Briefsendungen<br />
direkt am Wagen.<br />
Hierzu wurden Briefkästen an den Wagenflanken angebracht,<br />
in die bereits vorfrankierte<br />
Post eingeworfen<br />
werden konnte. In rascher<br />
Folge wurden alle<br />
Bahnpostwagen entsprechend<br />
ausgerüstet und Wagenbriefkästen<br />
ein bestimmendes<br />
Merkmal für Bahnpost<br />
bis zu deren Ende<br />
1997 bleiben.<br />
Eine Wohlfahrtsmarke der deutschen Bundespost, herausgegeben<br />
zum Postjubiläum 1990.