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Die Ableitung zervikaler und okulärer vestibulär evozierter ...

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7 Bogengangdehiszenzsyndrom<br />

VEMP-Amplituden vermindern sich<br />

mit zunehmendem Alter<br />

7 Physiologische Reflexasymmetrie<br />

<strong>Die</strong> VEMP-Reizschwellen <strong>und</strong> die<br />

Latenzzeiten nehmen mit mit zunehmendem<br />

Lebensalter geringfügig zu<br />

Reizintensität Reizintensität <strong>und</strong> Amplitude<br />

verhalten sich direkt proportional<br />

zueinander<br />

7 Weiter Aquaeductus vestibuli<br />

Für klinische Zwecke empfiehlt<br />

sich die die einmalige <strong>Ableitung</strong> bei<br />

100 dB nHL<br />

2 | HNO 2010<br />

Den Einfluss von Patientenmerkmalen <strong>und</strong> Stimulationsparametern auf die <strong>Ableitung</strong><br />

<strong>zervikaler</strong> (cVEMP) <strong>und</strong> <strong>okulärer</strong> <strong>vestibulär</strong> <strong>evozierter</strong> myogener Potenziale (oVEMP) beschreibt<br />

der vorliegende Beitrag. Zusätzlich gibt er Einblick in die klinische Beurteilung der<br />

mit diesen Messungen erhobenen Bef<strong>und</strong>e.<br />

Der Wissensstand über die <strong>vestibulär</strong> evozierten Potenziale (VEMP) hat sich seit der Erstbeschreibung<br />

Mitte der 1990er-Jahre bis heute vervielfacht. Im Vordergr<strong>und</strong> steht derzeit die Erweiterung<br />

des klinischen Einsatzes der cVEMP <strong>und</strong> der neueren oVEMP. <strong>Die</strong> VEMP können z. B. zur Diagnostik<br />

des 7 Bogengangdehiszenzsyndroms, zur Diagnostik des Anfallschwindels (M. Menière), bei<br />

Kopfanpralltraumen zur Klärung der Frage einer Otolithenbeteiligung, vor <strong>und</strong> nach Eingriffen am<br />

Innenohr, aber auch im Rahmen der Therapie (intratympanale Gentamicingabe beim M. Menière)<br />

eingesetzt werden. Zunehmend gewinnen sie auch im Rahmen der Begutachtung <strong>vestibulär</strong>er Störung<br />

an Bedeutung [7, 14, 22, 71, 92]. <strong>Die</strong> Beurteilung der Bef<strong>und</strong>e bei klinischen Fragenstellungen<br />

erfordert die Kenntnis von Einflussgrößen des Patienten <strong>und</strong> technischen Parametern, die die Messung<br />

beeinflussen können.<br />

Einflussgrößen <strong>und</strong> Parameter bei der Messung<br />

Einfluss des Alters<br />

VEMP-Amplituden vermindern sich mit zunehmendem Alter. So haben 20-Jährige durchschnittlich<br />

doppelt so große Amplituden wie 80-Jährige. <strong>Die</strong> Ursache dieser Veränderungen ist hauptsächlich<br />

myogener Natur. <strong>Die</strong> Muskelvorspannung nimmt mit zunehmendem Alter ab. Bei cVEMP-<strong>Ableitung</strong>en<br />

wird die tonische Aktivität des M. sternocleidomastoideus elektromyographisch kontrolliert.<br />

<strong>Die</strong> ermittelten Amplituden müssen altersabhängigen Normwerten zugeordnet werden.<br />

Bei den oVEMP ist der Effekt der Muskelvorspannung offensichtlich vernachlässigbar gering, jedoch<br />

nimmt auch hier die Amplitude mit zunehmendem Alter ab. Das Amplitudenverhältnis im Seitenvergleich<br />

weist mit zunehmendem Alter Unterschiede auf: 7 physiologische Reflexasymmetrie.<br />

Für die oVEMP <strong>und</strong> cVEMP existieren umfangreiche Untersuchungen zu Referenzbereichen für die<br />

Lebensdekaden, die bei der Bewertung der Bef<strong>und</strong>e berücksichtigt werden müssen. [3, 4, 10, 46, 50,<br />

61, 64, 91]. <strong>Die</strong> VEMP-Reizschwellen <strong>und</strong> die Latenzzeiten nehmen mit zunehmendem Lebensalter<br />

geringfügig zu: Der Anstieg der Reizschwelle der VEMP mit dem Lebensalter ist unabhängig vom<br />

Hörvermögen <strong>und</strong> vom verwendeten Stimulus, hängt jedoch von der Frequenz ab. Allerdings ist der<br />

Effekt relativ gering ausgeprägt: Im Vergleich zu Zwanzigjährigen nimmt die Reizschwelle bei einem<br />

500-Hz-Stimulus bis zum 80. Lebensjahr um etwa 10 dB nHL zu [4, 10, 46, 50, 61, 64, 91]. Auch die<br />

Latenzzeiten verändern sich mit zunehmendem Alter im Sinne einer Latenzverlängerung geringfügig<br />

[22, 46, 64, 71].<br />

Luftleitung<br />

Reizintensität, Reizschwelle, Reizfrequenz <strong>und</strong> Stimulus<br />

Bei Einsatz der Luftleitung („air conduction“, AC) zeigt sich bei allen VEMP mit zunehmender Reizintensität<br />

eine direkt proportionale Zunahme der Amplitudengröße (. Abb. 1).<br />

<strong>Die</strong> so zu ermittelnde Reizschwelle schwankt individuell <strong>und</strong> frequenzabhängig etwa zwischen<br />

70 dB nHL <strong>und</strong> 95 dB nHL. Bei einer Reizfrequenz von 250 Hz bzw. 500 Hz zeigen sich in etwa identische<br />

mittlere VEMP-Schwellen für die AC-cVEMP (74 dB nHL) <strong>und</strong> die AC-oVEMP-<strong>Ableitung</strong>en<br />

(83 dB nHL). <strong>Die</strong> mittleren oVEMP-Schwellen sind dabei höher als die cVEMP-Schwellen. <strong>Die</strong> Beachtung<br />

der Schwellen im Rahmen der Untersuchung ist bedeutsam, da diese ein Hinweiszeichen für<br />

eine Dehiszenz des Bogengangs oder einen 7 weiten Aquaeductus vestibuli darstellen können [56].<br />

Lässt sich andererseits kein Potenzial ableiten, kann die Schwelle ggf. erhöht werden, im Fall einer<br />

Schallleitungsstörung sollte ein Knochenleitungsreiz eingesetzt werden. Für klinische Zwecke empfiehlt<br />

sich die einmalige <strong>Ableitung</strong> bei 100 dB nHL. Bei dieser überschwelligen Reizintensität ist gesichert,<br />

dass eine reproduzierbare, qualitativ gute myogene Antwort induziert wird. Zeigen sich stark<br />

erhöhte VEMP-Amplituden, die für ein Bogengangdehiszenzsyndrom sprechen können, ist die Reizintensität<br />

entsprechend zu vermindern: Lassen sich keine Antworten ableiten <strong>und</strong> ist eine Schallleitungsstörung<br />

ausgeschlossen, sollte keine weitere Erhöhung der Reizintensität erfolgen [22, 71, 92].

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