AUFGESCHÄUMT - Bau-Satz
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db deutsche bauzeitung<br />
Trends: Technik aktuell<br />
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08<br />
<strong>AUFGESCHÄUMT</strong><br />
{ Text: Achim Pilz<br />
METALLSCHÄUME AUS ALUMINIUM<br />
Seit wenigen Jahren gibt es <strong>Bau</strong>teile aus Aluminiumschaum. Derzeit vergrößern sich<br />
dessen gestalterische Einsatzmöglichkeiten durch neue Beschichtungsmethoden und<br />
Herstellungsverfahren. Doch eine Verwendung rein als architektonische Oberfläche<br />
ist aufgrund des hohen Energieverbrauchs bei der Herstellung von Aluminium kritisch<br />
zu sehen. Die Eigenschaften von Aluminiumschäumen werden so zumindest nicht<br />
voll ausgeschöpft – ein Zwischenstand derzeitiger Anwendungen.<br />
6 1 2<br />
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Aluminiumschäume sind moderne Werkstoffe aus Aluminium<br />
und Luft, aus denen Platten und andere <strong>Bau</strong>teile gefertigt<br />
werden können. Je nach Herstellung haben die Produkte<br />
durchgängig offene oder geschlossene Poren. Die Schäume<br />
sind wärmedämmend, schallabsorbierend, leicht und dennoch<br />
relativ stabil. Sie brennen nicht, sind ungiftig und recyklierbar.<br />
Mit einer maximalen Dichte von 0,25 g/cm³, was einem Zehntel<br />
von reinem Aluminium entspricht, schwimmen sie sogar<br />
auf Wasser. Ursprünglich wurden sie für konstruktive Leichtbauteile<br />
im Maschinenbau entwickelt: Durch ihre hohe mechanische<br />
Festigkeit eignen sie sich hervorragend zur Umwandlung<br />
von Bewegungsenergie, beispielsweise in einer<br />
Stoßstange oder als Ultraleichtschutz in Satelliten. Sie dämpfen<br />
Erschütterungen und reduzieren das Gewicht der <strong>Bau</strong>teile.<br />
Bei entsprechende Bearbeitung und Optimierung könnte das<br />
Material der Struktur und Stabilität von Knochen nahe kommen.<br />
Damit bestehen auch Potenziale, Aluminiumschaum im<br />
<strong>Bau</strong>wesen nicht wie bislang nur gestalterisch, sondern auch<br />
konstruktiv einzusetzen – was aus Kostengründen und wohl<br />
auch wegen mangelnder Nachfrage derzeit aber nicht weiter<br />
verfolgt und entwickelt wird.<br />
ÖKOLOGIE<br />
Da die Legierungen zur Herstellung von Aluminiumschaum<br />
aus mindestens 97 % reinem Aluminium und Beimischungen<br />
von Kalzium und Titan bestehen, sind sie komplett recyklierbar.<br />
Durch die lösungsmittelfreie Fertigung sind die unbeschichteten<br />
Schaumprodukte aus gesundheitlicher Sicht völlig<br />
unbedenklich. Aus ökologischer Sicht sollte der Einsatz von<br />
Aluminium allerdings optimiert werden, wozu solche Leichtbauprodukte<br />
beitragen können. Nach Daten der Fraunhofergesellschaft<br />
hat sich allein in den vergangenen zwanzig Jahren<br />
die globale Nachfrage nach Aluminium verdoppelt: Während<br />
1985 gut 16 Mio. t/a produziert wurden, waren es zehn Jahre<br />
später 20 Mio. t/a und 2005 fast 32 Mio. t/a. Inzwischen werden<br />
für die Produktion von Aluminium über 20 % des erzeugten<br />
Weltstroms aufgewendet. Doch nicht nur der Energieeinsatz<br />
ist immens, sondern auch der Landschaftsverbrauch.<br />
Durch den Abbau des für die Herstellung<br />
notwendigen Erzes <strong>Bau</strong>xit werden weltweit große Flächen<br />
zerstört. Als Abfall entstehen pro gewonnene Tonne Alu-<br />
minium etwa 1,5 t Rotschlamm, der die Umwelt belastet. Nicht<br />
nur deshalb wird seit zwanzig Jahren daran geforscht, Aluminium<br />
zu einem spezifisch leichten Material mit zellularer<br />
Struktur zu schäumen.<br />
ANFÄNGE<br />
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In den letzten Jahren haben sich Aluminiumschäume kontinuierlich<br />
zum Designobjekt für Oberflächen gemausert. Aus einer<br />
Kooperation des Fraunhofer-Instituts<br />
1<br />
für Angewandte<br />
Materialforschung IFAM und der Hochschule Bremen entstand<br />
in Bremen ein Unternehmen [1], das Anwendungen mit<br />
Aluminiumschäumen unterschiedlicher Hersteller anbietet<br />
und entwickelt – beispielsweise 2007 eine Beschichtung aus<br />
Kupferpulver, die sich auch patinieren lässt.<br />
Schon 2003 verkleidete der Architekt Slawomir Kochanowicz<br />
die Fassade seines Büros mit einem geschlossenporigen Aluminiumschaum.<br />
Die Platten wurden mit silikonierten Schrauben<br />
auf eine Unterkonstruktion aus Holz geschraubt. Die<br />
leichten Dunkeltönungen an den Rändern der Platten, bedingt<br />
durch die Produktion des Materials, setzte der Architekt gestalterisch<br />
ein. Sie betonen die Fugen und beleben das Gesamtbild.<br />
Auch nach viereinhalb Jahren Bewitterung hat sich die<br />
Oberfläche nicht verändert; eigens gereinigt werden muss sie<br />
nicht.<br />
Im gleichen Jahr wurde der DaimlerChrysler Messestand auf<br />
dem Automobilsalon in Genf von Kauffmann Theilig & Partner<br />
und dem Atelier Markgraph 2mit Aluminiumschaum gestaltet.<br />
Deck- und Außenflächen waren aus einer offenporigen<br />
Schaumplatte gefertigt, die zum Ertasten einlud. Die Oberfläche<br />
sollte die technische Ästhetik des Unternehmens widerspiegeln.<br />
Die Gestalter nahmen das zelluläre Motiv auf und<br />
transformierten es in eine mäanderförmig begehbare Architektur.<br />
mehr zur Konstruktion. wie gefertigt, verbunden, gestoßen...?<br />
Zusatzsatz ZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatz-<br />
ZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatz.<br />
Seit 2007 ermöglicht ein neues Verfahren, einen offenporigen,<br />
transluzenten Aluminiumschaum günstiger herzustellen. Das<br />
Produkt eignet sich zum Beispiel im Scheibenzwischenraum<br />
von Verglasungen als Sonnenschutz.<br />
Momentan wird eine Verwendung für Decke, Wand [2] ›<br />
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› oder Boden meist nur durch den Preis vereitelt. Je<br />
nach Herstellung kosten Platten in einer Dicke von 6 mm zwischen<br />
60 –70 €/m² und dem Vierfachen. Für die Herstellung<br />
der Schäume werden unterschiedliche Verfahrenstechniken<br />
angewandt, die zu unterschiedlichen Eigenschaften und Erscheinungen<br />
führen:<br />
(bitte noch eingehen auf die Akustik (und daher auf die Verwendung),<br />
wann schalldämmend ( wenn geschlossenporig...) ZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatz-<br />
ZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatzZusatzsatz.<br />
GESCHLOSSENE ZELLEN, OFFENE OBERFLÄCHE<br />
Der Schaum »Alporas«, aus dem der Messestand und die<br />
Hausfassade gefertigt wurden, 3hat im Mittel etwa 6 mm große,<br />
relativ gleichmäßige Zellen, deren Zellwände geschlossen sind.<br />
Aus maximal 2400 x 600 x 400 mm großen Blöcken werden die<br />
benötigten Formen geschnitten, so dass die Zellen an der<br />
Oberfläche offen sind. Dadurch sind die Kanten empfindlich.<br />
In der Regel werden Platten zwischen 6 und 400 mm Dicke<br />
hergestellt. Durch Schattenbildung in den tiefliegenden Poren<br />
und spiegelnde Aluminiumstege an der Oberfläche entstehen<br />
starke Hell-Dunkel-Kontraste. Durch Pulverbeschichten und<br />
anschließendes Schleifen kann dieser Effekt noch intensiviert<br />
und farblich hinterlegt werden. Möglich sind alle RAL- sowie<br />
Effektfarben wie Gold, Silber, Bronze und Edelstahloptik.<br />
GESCHLOSSENE GUSSHAUT<br />
Der Schaum »Foaminal« hat eine geschlossener Gusshaut, wo-<br />
4<br />
durch er stabiler als »Alporas« ist. Momentan sind vier unterschiedliche<br />
Typen im Natur-Gußton erhältlich. Sie werden aus<br />
unterschiedlichen Granulaten hergestellt, die auch die Schwäche<br />
des Materials am deutlichsten zeigen: Von Nahem sieht es<br />
interessant aus, von Weitem aber kann es schnell eintönig wirken.<br />
Die Größen der Platten sind herstellungsbedingt eingeschränkt:<br />
625 x 625 mm gibt es mit einer Dicke von 8, 15, 20,<br />
25, 30 mm. Die maximale Größe ist 610 x 1220 mm mit einer<br />
Dicke von 12,7 mm.<br />
TRANSLUZENTER FEINGUSS<br />
Derartige Schaumplatten gibt es unter der Bezeichnung »Empore«<br />
von Alcarbon (oder 5auch von »M-Pore«, siehe Bild). Sie<br />
bestehen nur aus Zellstegen, haben also keine Zellwände und<br />
werden nicht geschäumt, sondern gegossen. Deshalb gibt es<br />
das Material je nach Porenanteil maximal 50 mm dick und 450<br />
x 450 mm groß. Es kostet viermal soviel wie die sogenannten<br />
Alporasschäume. Bei hoher mechanischer Festigkeit ist es allerdings<br />
nur halb so schwer. Die Oberfläche der Zellstege ist<br />
leicht aufgeraut.<br />
TRANSLUZENTER SCHAUM<br />
Die Neuentwicklung ?»Porofoam-AC« hat ebenfalls nur Zellstege<br />
ohne Zellwände und 6eine offene Oberfläche. Ihre maximale<br />
Größe ist 2400 x 600 mm bei einer Dicke von 6, 8 oder 10<br />
mm. Sie ist in allen RAL- sowie in Metallfarben erhältlich.<br />
Durch die Lichtdurchlässigkeit der dünnen Platten eignen sie<br />
sich besonders gut für Sonnenschutzelemente.<br />
PATINIERUNGEN UND SANDWICHELEMENTE<br />
Seit 2007 ist für alle Platten auch eine Kupferbeschichtung erhältlich.<br />
Sie wird als Pulver aufgesprüht und durch einen Harz<br />
umhüllt. Für eine grüne Patina wird das Harz an der Oberfläche<br />
entfernt und der Grünspan künstlich hergestellt. Für<br />
Sandwichelemente werden die Aluminiumschäume mit Glas<br />
abgedeckt, das gänzlich transparent verklebt wird. Auch undurchsichtige<br />
Deckmaterialien sind möglich.<br />
BEARBEITUNG<br />
Die »Alporas«-Platten lassen sich mit einem groben Sägeblatt<br />
für Holz gut schneiden, für »Empore« eignet sich ein feines Sägeblatt<br />
für Metall besser. Beim Bohren ist ein genaues Zentrieren<br />
der Bohrung wegen der porösen Oberfläche kaum möglich.<br />
Die Schaumplatten können problemlos mit einer Fräse<br />
spanabhebend bearbeitet werden. Von einer Bearbeitung in einer<br />
Drehbank wird abgeraten. Die Sandwichelemente werden<br />
wasserstrahlgeschnitten und die Kanten nachgearbeitet.<br />
AUSSICHT<br />
Wird Aluminium aufgeschäumt, kann es helfen, Ressourcen<br />
zu schonen. Ein zusätzlicher Energieeinsatz für das Schäumen<br />
entsteht bei »Alporas« nicht, da es direkt aus der Schmelze<br />
produziert wird. Volumen aus »Foaminal« werden nochmals<br />
einzeln bei 700 ° C in einem Ofen »gebacken«. Bei »Empore«<br />
wird Gips mit Druckwasser ausgespült. Die Schäume sind also<br />
kostbare Materialien, die allerdings auch entsprechend edel<br />
wirken. Ob der Schaum in Zukunft als Fassadenmaterial oder<br />
für Oberflächen in Innenräumen genauso erfolgreich wird wie<br />
Metallgewebe, hängt letztlich von der gestalterischen Zuwendung<br />
seitens der Planer ab. •<br />
{ Weitere Informationen:<br />
[1] Alcarbon Technologie GmbH, Bremen, www.alcarbon.<br />
com<br />
[2] Seit 2007 bietet die Firma Armstrong Wandelemente, seit<br />
2006 »Metalfoam«-Deckenplatten an, die poröse Aluminiumschäume<br />
in Aluminium-Naturton oder farbig beschichtet<br />
fassen. Ihre akustischen Raumeigenschaften lassen sich über<br />
die Porosität der Schäume und ein dahinter<br />
liegendes Schalldämmvlies wunschgemäß einstellen.<br />
{ Weitere Hersteller für Aluminiumschäume:<br />
www.gleich.de, www.m-pore.de<br />
Sowie weitere Produkte mit Aluminiumschäumen siehe:<br />
www.alulight.com, www.freund-iv.de<br />
{ Ebenfalls untersucht und in diesem Bereich geforscht hat das<br />
Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik<br />
(IWU): www.ibp.fhg.de – nur einer von vielen oder<br />
nennenswert? Wissen Sie was dazu? War 2004...<br />
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Metallschäume aus Aluminium<br />
Designer und Innenarchitekten reizt das Material<br />
zu Experimenten, wie beispielsweise 3form aus<br />
Dortmund. Ihr Tisch spielt mit der haptischen<br />
Einmaligkeit von Aluminiumschaum. Drückt man auf<br />
das poröse Metall, fährt an der Längsseite eine<br />
Schublade auf<br />
Deckenplatten aus Aluminiumschaum können zur<br />
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