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weil bei <strong>de</strong>r Kleinheit <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r tech<br />
nische Notwendigkeiten im Grun<strong>de</strong> dazu zwingen.<br />
Bei <strong>de</strong>r Rechtslage müssen wir das Urteil <strong>de</strong>s<br />
Bun<strong>de</strong>sverfassungsgerichts vom 28. 2. 61 nennen,<br />
durch das es <strong>de</strong>r damaligen Bun<strong>de</strong>sregierung<br />
untersagt wur<strong>de</strong>, eine Deutschland-Ternsehen-<br />
GmbH zu grün<strong>de</strong>n. Die nach 1945 entstan<strong>de</strong>ne<br />
Situation <strong>de</strong>r öffentlich-rechtlichen Rundfunk<br />
anstalten bekam damit praktisch Verfassungs<br />
rang. Allerdings wur<strong>de</strong>n private Anstalten nicht<br />
grundsätzlich ausgeschlossen. So kam es zu <strong>de</strong>r<br />
Alternative, das Zweite Deutsche Fernsehen zu<br />
grün<strong>de</strong>n. In zwei weiteren Urteilen von 1971 und<br />
1981 sagt das Bun<strong>de</strong>sverfassungsgericht: Für <strong>de</strong>n<br />
Betrieb von Rundfunk und Fernsehen sind ge<br />
setzliche Grundlagen nötig. Im Rundfunk darf es<br />
nicht <strong>de</strong>n "freien Markt" geben. Vom Bun<strong>de</strong>sver<br />
fassungsgericht wur<strong>de</strong>n die - später noch näher<br />
besprochenen - Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Binnenpluralität und<br />
Auüenpluralität entwickelt.<br />
Doch zunächst: Welche Organisationsmöglichkeiten<br />
gibt es für Rundfunk und Fernsehen ijberhaupt:<br />
- Staatsrundfunk bzw. Staatsfernsehen: Die Re- r<br />
gierung o<strong>de</strong>r von ihr Beauftragte betreiben<br />
die Sen<strong>de</strong>r.<br />
- Privat-Rundfunk bzw. -Fernsehen: Private Be<br />
treiber haben o<strong>de</strong>r erhalten das Recht, auf be<br />
stimmten Frequenzen o<strong>de</strong>r Kanälen zu sen<strong>de</strong>n.<br />
- öffentlich-rechtliche Anstalten.<br />
In <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik herrschen bis jetzt die<br />
öffentlich-rechtlichen Anstalten vor. öffentlicfi-<br />
refrhtlictie Anstalt heißt: Rundfunk und Fernsehen<br />
wer<strong>de</strong>n zwar als öffentliche Aufgabe angesehen,<br />
jedoch nicht vom Staate selbst durchgeführt,<br />
son<strong>de</strong>rn in Selbstverwaltung, getragen von gesell<br />
schaftlich relevanten Gruppen. Der Staat hat nur<br />
eine Rechtsaufsicht, keine Fachaufsicht. Alle Sen<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r ARD und <strong>de</strong>s ZDF sind so konstruiert.<br />
Entschei<strong>de</strong>nd ist ein Rundfunk- o<strong>de</strong>r Fernsehrat,<br />
in <strong>de</strong>m - nach unterschiedlichem Schlüssel -<br />
Parteien, Gewerkschaften, Arbeitgeber, Sportver<br />
bän<strong>de</strong>, Kirchen, Universitäten ... vertreten sind.<br />
Er ist das wesentliche Kontrollorgan, wählt zu<br />
meist <strong>de</strong>n Intendanten. Daneben bestehen zumeist<br />
Verwaltungsrat und Programmbeirat, so daß ge<br />
währleistet ist, daß durch Kooperation die in <strong>de</strong>r<br />
Gesellschaft vorhan<strong>de</strong>nen Auffassungen zum Tra<br />
gen kommen.<br />
Dieses System ist durch einige umstrittene Rund<br />
funk- und Fernsehgesetze in <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn schon<br />
durchbrochen, jedoch im wesentlichen noch be<br />
stehend. Durch einen Staatsvertrag <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r<br />
soll jetzt versucht wer<strong>de</strong>n, zu einer bun<strong>de</strong>sweiten<br />
Lösung unter <strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn zu kommen.<br />
Umstritten ist dabei die finanzielle Absicherung<br />
<strong>de</strong>r öffentlich-rechtlichen Anstalten und die fi<br />
nanziellen Chancen <strong>de</strong>r Privatsen<strong>de</strong>r. So geht es<br />
vor allem um die Werbeeinnahmen, die für Privat<br />
sen<strong>de</strong>r lebensnotwendig sind. Die öffentlich-recht<br />
lichen Anstalten finanzieren sich aus <strong>de</strong>n Rund<br />
funk- und Fernsehgebühren. Von <strong>de</strong>n Fernsehge<br />
bühren erhält das ZDF 30 %. Die Sen<strong>de</strong>r haben<br />
daneben noch Einnahmen aus <strong>de</strong>m Verkauf von<br />
Produktionen und die Werbeeinnahmen, die z. B.<br />
beim ZDF 40 % auf <strong>de</strong>r Einnahmeseite ausmachen.<br />
Durch <strong>de</strong>n öffentlich-rechtlichen Rundfunk und<br />
seine Konstruktion hatte man bisher versucht,<br />
eine innere Pluralität zu erzeugen. Dagegen wird<br />
argumentiert, daß eine äußere Pluralität durch<br />
weitere - private - Sen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Bürgern mehr<br />
Auswahlmöglichkeiten böte und heute - im Ge<br />
gensatz zu früher - durch Kabel und Satelliten<br />
möglich sei. Die begrenzte Zahl vorhan<strong>de</strong>ner<br />
Wellenlänge als Argument für öffentlich-recht<br />
liche Anstalten ist nach Meinung <strong>de</strong>r Verfechter<br />
eines privaten Rundfunks und Fernsehens hinfällig.<br />
Vorrangig in <strong>de</strong>r Diskussion geht es um die Ver<br />
teilung <strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>r, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Werbegel<strong>de</strong>r.<br />
Neben <strong>de</strong>m Streit um die Verteilung dieser Ein<br />
nahmen, aus <strong>de</strong>nen im wesentlichen die neuen<br />
Angebote finanziert wer<strong>de</strong>n müssen, geht es auch<br />
um Vermutungen und Ängste über einen evtl.<br />
"Verfall" <strong>de</strong>s Programms. Ich weiß nicht, ob man<br />
sich nicht um das Fell <strong>de</strong>s Bären streitet, bevor<br />
man ihn erlegt hat. Unternehmen werben doch<br />
nur, wenn sie kurz- o<strong>de</strong>r langfristig erstrebte<br />
Ziele durch <strong>de</strong>n Werbeträger erreichen können,<br />
üb das aber bei vielen privaten Kanälen erwartet<br />
wer<strong>de</strong>n kann, ist zumin<strong>de</strong>st zur Zeit noch offen.<br />
An<strong>de</strong>rerseits steht die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung vor<br />
<strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r "Macht" <strong>de</strong>s Fernsehens in<br />
<strong>de</strong>n Familien. Haben wir <strong>de</strong>n mündigen Bürger,<br />
<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Fernsehen umgehen kann o<strong>de</strong>r haben<br />
wir <strong>de</strong>n unmündigen Bürger, <strong>de</strong>m man eine be<br />
stimmte Mischung von Sendungen präsentieren<br />
muß? Benutzt <strong>de</strong>r Bürger das Fernsehen o<strong>de</strong>r wird<br />
er von ihm benutzt? Die bisherigen Ergebnisse<br />
in <strong>de</strong>n Pilotprojekten zeigen, daß die Bürger sich<br />
klar orientieren. Die öffentlich-rechtlichen An<br />
stalten haben ihren Anteil, wobei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r dritten<br />
Programme <strong>de</strong>r ARD relativ gering ist. RTL,<br />
SAT I und 3-SAT wer<strong>de</strong>n in einigem Umfange<br />
gesehen. Der Bürger wünscht offensichtlich ein<br />
bestimmtes Niveau. Dazu wechselt er die Kanäle<br />
und stellt sich sein Programm zusammen. Zusätz<br />
lich wird - und auch das ist zu berücksichtigen -<br />
auf Vi<strong>de</strong>o-Recor<strong>de</strong>r gespeichert, was noch als<br />
sehenswert angesehen wird.<br />
Nach <strong>de</strong>n Untersuchungen reicht die Zeit zumeist<br />
nicht voll aus, um sich schließlich alles anzu<br />
sehen, was gespeichert wur<strong>de</strong>. Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n<br />
auch noch Bän<strong>de</strong>r ausgeliehen. Eine weitere Aus<br />
<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r Sehzeit ist im Augenblick nicht an<br />
zunehmen.