Die Tsingtauer Landordnung des ... - Tsingtau.org
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<strong>Die</strong> <strong><strong>Tsingtau</strong>er</strong> <strong>Landordnung</strong> <strong>des</strong> Chinesenkommissars Wilhelm Schrameier - von Wilhelm Matzat - www.tsingtau.<strong>org</strong> 23/33<br />
Sun zusammen waren und hauptsächlich über<br />
seine These „Ausgleich <strong>des</strong> Bodenbesitz-rechtes“<br />
diskutierten. Sun kehrte noch einmal kurz nach<br />
London zurück und besuchte dann Berlin, wo er<br />
in der Wohnung von Chu Ho-chung wiederum<br />
mit chinesischen Studenten zusammentraf,<br />
darunter auch Hsüeh Hsien-chou, der bereits in<br />
Japan und Amerika studiert hatte. Sun zeigte<br />
den Studenten 2 Bücher von Henry Ge<strong>org</strong>e.<br />
Andererseits war Chu, der ja schon einige Zeit<br />
in Berlin sich aufgehalten hatte, wohl auf die<br />
Schriften und die Agitation <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> Deutscher<br />
Bodenreformer aufmerksam geworden, die<br />
ja immer wieder auf <strong>Tsingtau</strong> verwiesen. Bei<br />
dieser Gelegenheit könnte Sun Yat-sen von Chu<br />
darüber informiert worden sein. (34) <strong>Die</strong> späteren<br />
Erwähnungen <strong>Tsingtau</strong>s durch Sun geschahen<br />
eigentlich aus denselben Motiven heraus wie bei<br />
den Bodenreformern: die in jener Stadt bereits<br />
1898 eingeführte <strong>Landordnung</strong> war ein Beweis<br />
dafür, daß das Prinzip der Verstaatlichung <strong>des</strong><br />
zukünftigen unverdienten Bodenwert-zuwachses<br />
nicht ein rein theoretisches war, sondern in der P<br />
r a x i s tatsächlich durchgeführt werden konnte<br />
und sich bewährte. Zu einem ähnlichen Ergebnis<br />
kommen auch chinesische Autoren wie Hu Hanmin<br />
und Hsiao Cheng. „In einem Referat mit<br />
dem Thema „Der wahre Sinn <strong>des</strong> Ausgleiches<br />
<strong>des</strong> Bodenbesitzrechtes“ im Legislativen Amt der<br />
Nationalregierung in Nanking verneinte Hu Hanmin<br />
am 31.Dezember 1928, daß das min sheng<br />
(Prinzip <strong>des</strong> Sozialismus oder Volkswohlstan<strong>des</strong>)<br />
ein verbesserter Kapitalismus oder ein verbesserter<br />
Kommunismus sei. Hu sagte: „Im Prinzip war<br />
Sun Yat-sen ein Anhänger <strong>des</strong> Verfassers <strong>des</strong><br />
Buches „Progress and Poverty“, Henry Ge<strong>org</strong>e.<br />
In der Durchführung seiner Bodenpolitik ...<br />
folgte er der von Wilhelm Schrameier in <strong>Tsingtau</strong><br />
erprobten Methode.“ (36)<br />
Ende Dezember 1911 wurde Sun Jat-sen<br />
zum provisorischen Präsidenten der ersten<br />
chinesischen Republik gewählt. <strong>Die</strong>ses Amt trat<br />
er nach wenigen Monaten wieder ab, aber Yüan<br />
Shih-k‘ai ernannte ihn zum Kommissar für das<br />
Eisenbahnwesen. In dieser Funktion trat Sun eine<br />
Inspektionsreise durch China an, die ihn über<br />
Tsinan auch nach <strong>Tsingtau</strong> brachte. <strong>Die</strong> Wochenzeitung<br />
„Kiautschou-Post“ berichtet darüber:<br />
„Sonnabend Abend, den 28.9.1912 ist Herr Sun<br />
Wen 6.22 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Zuge<br />
der Schantungbahn mit Gattin und Tochter,<br />
begleitet von einem Herrn Wang und Frau<br />
und 10 weiteren Herren zu etwa dreitägigem<br />
Aufenthalt hier eingetroffen. Im Strand-Hotel<br />
waren 12 Zimmer für die Herrschaften reserviert,<br />
die alsbald nach der Ankunft <strong>des</strong> Zuges mit 10<br />
Wagen nach ihrem Quartier fuhren. Am Bahnhof<br />
waren sehr zahlreiche Vertreter der chinesischen<br />
Bevölkerung, Handelskammer, Gilden, sowie<br />
viele Neugierige erschienen. Ein Komitee war<br />
dem interessanten Gast bis Kaumi entgegengefahren.<br />
<strong>Die</strong> meisten Häuser im (chinesischen<br />
Geschäftsviertel) Tapautau haben Flaggen und<br />
Girlandenschmuck angelegt. - 29.9. Herr Sun<br />
Wen stattete nach Anmeldung am Sonntag um 2<br />
Uhr mittags S.E. im Gouverneurwohnhause einen<br />
Besuch ab, bei dem sich S.E.Gouverneur Meyer-<br />
Waldeck <strong>des</strong> längeren mit unserem interessanten<br />
Gast unterhielt. Noch an demselben Nachmittag<br />
wurde der Besuch seitens unseres Gouverneurs<br />
im Strand-Hotel erwidert.<br />
Am Montag Vormittag, 30.9., stattete Herr Sun<br />
weitere Besuche ab und nahm um 1 bzw. 2 Uhr<br />
an zwei großen Versammlungen im Canton-<br />
und Kiangsu-Klub teil, bei denen Sun seine<br />
bekannten Programmreden hielt, wobei er jedoch<br />
in geschickter und, soweit wir unterrichtet sind,<br />
sehr sympathischer Weise auf die deutsche Arbeit<br />
in <strong>Tsingtau</strong> und im Schutzgebiet Kiautschou im<br />
allgemeinen hinwies. Um 3 Uhr nachmittags<br />
stattete Herr Sun Wen der Deutsch-Chinesischen<br />
Hochschule einen längeren Besuch ab und<br />
ergriff hierbei die ihm gebotene Gelegenheit,<br />
in kluger, maßvoller Weise auch den Studenten<br />
seine Ansichten über die neue Zeit in China zu<br />
entwickeln. Er führte etwa folgen<strong>des</strong> aus:<br />
„Er sei v<strong>org</strong>estern in <strong>Tsingtau</strong> eingetroffen und<br />
habe schon Gelegenheit gehabt, die große und<br />
schöne Stadtanlage zu bewundern. Gern sei<br />
er der Einladung der Hochschule gefolgt, ihr<br />
einen Besuch abzustatten und zu den Schülern<br />
zu sprechen. Chinas Regierungsform habe eine<br />
grundlegende Änderung erfahren. Doch stehe<br />
die junge Republik noch am Anfange ihrer<br />
Entwicklung, und es heiße jetzt alle Kräfte