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Wildbach-Konzept 2006 - Ökologie-Zentrum Aachen eV

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Der <strong>Wildbach</strong><br />

in der Soers<br />

<strong>Konzept</strong> für eine<br />

naturnahe Entwicklung<br />

Oktober <strong>2006</strong><br />

<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V.<br />

<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V.<br />

An der Schanz 1<br />

52064 <strong>Aachen</strong><br />

Telefon: 0241 – 8891425<br />

eMail: info@oekozentrum-ac.de<br />

www.oekologie-zentrum-aachen.de<br />

... im Welthaus an der Schanz


Bearbeitung:<br />

Dipl.-Geogr. Monika Nelißen,<br />

Dr. Manfred Vigener<br />

<strong>Aachen</strong>, Oktober <strong>2006</strong><br />

<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. <strong>2006</strong><br />

Der <strong>Wildbach</strong> – <strong>Konzept</strong> für eine naturnahe Entwicklung


Inhalt<br />

<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. <strong>2006</strong><br />

1. Einleitung ...................................................................................................... 1<br />

1.1 Begründung und Ziele dieses <strong>Konzept</strong>es...................................................... 1<br />

1.2 Merkmale und Anforderungen an ein naturnahes Fließgewässer .................. 3<br />

2. <strong>Wildbach</strong> - Heutiger Zustand .......................................................................... 4<br />

2.1 Bedeutung für die Soers ............................................................................. 4<br />

2.2 Zustandsbewertung und Mängel ................................................................. 4<br />

3. Naturnahe Entwicklung................................................................................... 6<br />

3.1 Übergeordnetes Ziel ................................................................................... 6<br />

3.2 Maßnahmenvorschläge ............................................................................... 8<br />

Abschnitt I : Kohlscheider Straße bis Rütscher Straße ....................................... 8<br />

Abschnitt II : Rütscher Straße bis Strüver Weg.................................................. 8<br />

Abschnitt III : Strüverweg bis Stauwehr bei Gut Kuckesrath............................... 9<br />

Abschnitt IV : Gut Kuckesrath bis Soerser Weg............................................... 12<br />

Abschnitt V: Soerser Weg bis Abwassereinigungsanlage................................. 13<br />

4. Zusammenfassung ....................................................................................... 14<br />

Anhang<br />

Karte zum <strong>Konzept</strong> (Verkleinerung)<br />

Der <strong>Wildbach</strong> – <strong>Konzept</strong> für eine naturnahe Entwicklung


1. Einleitung<br />

<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. <strong>2006</strong><br />

1.1 Begründung und Ziele dieses <strong>Konzept</strong>es<br />

Die Soers ist in den letzten beiden Jahren (2005/<strong>2006</strong>) verstärkt ins Blickfeld der<br />

Öffentlichkeit gerückt. Der Grund liegt in den verschiedenen, zum Teil miteinander<br />

konkurrierenden, Nutzungsinteressen für diese einmalige Kulturlandschaft. Mit dem<br />

Soerser Forum hat sich eine starke Interessensgruppe zusammengefunden, die sich<br />

sehr aktiv für den Erhalt und die Entwicklung der Soers unter ökologischen<br />

Gesichtspunkten einsetzt. Auch die <strong>Aachen</strong>er Umwelt- und Naturschutzverbände<br />

sehen diese für <strong>Ökologie</strong> und Naturhaushalt wertvolle Landschaft gefährdet.<br />

Das <strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> möchte mit dem vorliegenden <strong>Konzept</strong> einen Beitrag<br />

zum Schutz und zur Förderung dieses Landschaftsraumes leisten. Seit vielen Jahren<br />

setzen wir uns mit unserer Arbeit für die <strong>Aachen</strong>er Bäche ein. Das <strong>Konzept</strong><br />

konzentriert sich daher auf den <strong>Wildbach</strong> als dem Herzstück der Soers, zumal er in<br />

der bisherigen Diskussion unserer Ansicht nach nicht ausreichend berücksichtigt<br />

wurde. Durch die Nutzung als Mühlengewässer wurde der ursprünglich vermutlich<br />

stark mäandrierende Bach in der Soers bereits frühzeitig in seinem Lauf fast voll-<br />

ständig verändert und ausgebaut. Seine Rückführung zu einem naturnahen Zustand<br />

ist daher das Ziel dieses <strong>Konzept</strong>es. Die für den <strong>Wildbach</strong> genannten Ziele und die<br />

hierzu erforderlichen Maßnahmen gelten vom Grundsatz her ebenso für alle Neben-<br />

gewässer, auch wenn sie nicht weiter berücksichtigt werden.<br />

Der Landschaftsraum mit <strong>Wildbach</strong> um etwa 1800<br />

(Ausschnitt aus der Historischen Karte von Tranchot/Müffling)<br />

Der <strong>Wildbach</strong> – <strong>Konzept</strong> für eine naturnahe Entwicklung<br />

1


<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. <strong>2006</strong><br />

Dieses <strong>Konzept</strong> erhebt nicht den Anspruch einer fachplanerischen Arbeit und kann<br />

ein formelles "<strong>Konzept</strong> zur naturnahen Entwicklung von Fließgewässern" oder einen<br />

Renaturierungsplan nicht ersetzen. Vielmehr sollen aus gewässerökologischen<br />

Gesichtspunkten vielfältige Anregungen zur Bewahrung und zur naturraumtypischen<br />

sowie naturnahen Entwicklung dieser Kulturlandschaft gegeben werden, die in vielen<br />

Aspekten vom Wasser geprägt ist. Uns erscheint es sinnvoll, das ökologische<br />

Potenzial des <strong>Wildbach</strong>s zu nutzen, um ein Gegengewicht zu den vielfältigen<br />

Belastungen und neu formulierten Ansprüchen an die Soers und ihren Naturhaushalt<br />

zu bilden. Der Aspekt der Gewässerentwicklung des <strong>Wildbach</strong>s hat bei den<br />

bisherigen Überlegungen leider kaum eine Rolle gespielt. Wir hoffen, dass unsere<br />

Anregungen aufgegriffen werden, auch wenn eine hundertprozentige Umsetzung<br />

kurzfristig sicher nicht möglich sein wird.<br />

Überschrift 1<br />

Standard Arial fett 18pt links vor 18pt nach 0pt Za einfach<br />

Standard Standard Standard Standard Stand Standard Standard Standard Standard<br />

Standard Standard Standard Standard Standard<br />

Überschrift 2<br />

Standard Arial fett 14pt links vor 12pt nach 3pt Za einfach<br />

Standard Standard Standard Standard Standard Standard Standard Standard Standard<br />

Stand Standard Standard Standard Standard Standard Standard Standard Standard<br />

Standard<br />

Überschrift 3<br />

Standard Arial fett 14pt kursiv links vor 12pt nach 3pt Za einfach<br />

Entwurf zur Regulierung des <strong>Wildbach</strong>s vom Soerser Weg bis zur Klaranlage (1923)<br />

Der <strong>Wildbach</strong> – <strong>Konzept</strong> für eine naturnahe Entwicklung<br />

2


<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. <strong>2006</strong><br />

1.2 Merkmale und Anforderungen<br />

an ein naturnahes Fließgewässer<br />

Im Dezember 2000 wurde die Europäische Wasserrahmen-Richtlinie verabschiedet.<br />

Sie hat u. a. das Erreichen eines guten ökologischen (und chemischen) Zustandes für<br />

alle Oberflächengewässer der Mitgliedsstaaten bis zum Jahr 2015 als Ziel. Dieses<br />

Ziel gilt grundsätzlich auch für alle kleineren Gewässer, die nicht in der offiziellen<br />

Bestandsaufnahme aufgeführt werden. Hierzu zählt wie die meisten der <strong>Aachen</strong>er<br />

Bäche auch der <strong>Wildbach</strong>. Als "Leitbild", also als Vergleichswert, für das Ziel eines<br />

guten ökologischen Zustands wird ein von Menschen weitgehend unbeeinflusster,<br />

natürlicher Gewässerzustand herangezogen.<br />

Herausragendes Merkmal eines natürlichen Fließgewässers ist seine Dynamik.<br />

Gemeint ist damit seine Fähigkeit, sein Gewässerbett und das angrenzende Umfeld<br />

selbst zu gestalten und zu verändern. Diese Eigendynamik muss der ausgebaute<br />

und durch Stauwehre "gezähmte" <strong>Wildbach</strong> wieder entwickeln können. Sie kann<br />

durch relativ einfache Maßnahmen am Bach gezielt gefördert werden. Aufwändigere<br />

Baumaßnahmen sind nur in Einzelfällen notwendig und sinnvoll, etwa bei dem<br />

Rückbau von Staustufen oder der Umgehung von Wehren.<br />

Wichtigste Vorraussetzung dafür, dass der <strong>Wildbach</strong> seine natürliche Dynamik<br />

wieder zurück gewinnt und für eine künftige naturnahe Entwicklung ist, dass ihm<br />

ausreichend Raum zu Verfügung steht. Dieser "Gewässer-Randstreifen" oder<br />

"Entwicklungskorridor" sollte mindestens 25 m auf beiden Uferseiten betragen.<br />

Weiterhin sind natürliche Überflutungsflächen als Teil des Gewässers mit ein zu<br />

beziehen.<br />

Zu einer natürlichen Fließgewässer-Dynamik gehört auch die zerstörende und<br />

gleichzeitig belebende Kraft unterschiedlicher Wasserführungen. Hochwasser<br />

gestalten Lebensräume und schaffen die Strukturvielfalt, welche ein natürliches<br />

Gewässer kennzeichnet. Sie sind für viele an die Strömung angepasste Tier- und<br />

Pflanzenarten überlebensnotwendig. Der bei Hochwasser überschwemmte Raum, die<br />

Aue, ist Bestandteil des ökologischen Wirkungsgefüge am Bach. Die Reaktivierung<br />

der Bachaue bedeutet aber nicht nur die Rückgewinnung sehr wertvoller und<br />

seltener Lebensräume, sondern auch einen Beitrag zum ökologischen Hochwasser-<br />

schutz. Technischer Hochwasserschutz wie der Bau von Regen-/Hochwasser-<br />

rückhaltebecken ist dagegen nicht nur kostspielig, er unterbindet gleichzeitig die<br />

natürliche Dynamik eines Baches und trägt somit zu seiner Verarmung bei.<br />

Der <strong>Wildbach</strong> – <strong>Konzept</strong> für eine naturnahe Entwicklung<br />

3


<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. <strong>2006</strong><br />

2. <strong>Wildbach</strong> - Heutiger Zustand<br />

2.1 Bedeutung für die Soers<br />

§ Der <strong>Wildbach</strong> ist das zentrale und bestimmende Element der Soers.<br />

§ Fließgewässer mit ihren Ufer- und Auenbereichen stellen aufgrund ihrer linearen<br />

Ausdehnung besonders wichtige Elemente im Biotopverbund dar. Viele Tierarten<br />

orientieren sich auf ihren Wanderungen an den Wasserläufen.<br />

§ Aufgrund seines Wasserreichtums wurden entlang des <strong>Wildbach</strong>s bereits früh<br />

Teiche und Mühlengräben für den Antrieb von Mühlenrädern angelegt. Die<br />

(anfänglich) gute Wasserqualität ("weiches Wasser") förderte die Ansiedlung von<br />

Färbereien und anderem Tuchverarbeitungsgewerbe. Die Anlagen - Gebäude,<br />

Stauwerke, Mühlgräben, Mühlenteiche, Absetzbecken u.a. - stellen heute<br />

bedeutsame und schützenswerte Objekte der Entwicklung der Tuchindustrie<br />

<strong>Aachen</strong>s dar.<br />

§ Eine Wanderung entlang des <strong>Wildbach</strong>s gehört zu den besonders eindrucks-<br />

vollen Natur- und Landschaftserlebnissen in der Soers.<br />

2.2 Zustandsbewertung und Mängel<br />

Positivliste<br />

§ Der <strong>Wildbach</strong> ist als einziges stadtnahes Fließgewässer noch weitgehend<br />

unverrohrt.<br />

§ Im Gegensatz zu vielen anderen Bächen in <strong>Aachen</strong> fließt der <strong>Wildbach</strong> nur an<br />

wenigen Stellen an bebauten Grundstücken vorbei. Er besitzt daher in der Soers<br />

ein hohes Potential für eine naturnahe Entwicklung mit nur wenigen<br />

Restriktionen.<br />

§ An mehreren Stellen zeigt der Bach Ansätze für die Wiederherstellung seiner<br />

natürlichen Dynamik<br />

§ Einzelne ältere Baumweiden und Schwarzerlen am Ufer tragen erheblich zum<br />

positiven Naturerlebnis bei.<br />

§ Die Wasserqualität ist heute überwiegend gut.<br />

Der <strong>Wildbach</strong> – <strong>Konzept</strong> für eine naturnahe Entwicklung<br />

4


Mängelliste<br />

<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. <strong>2006</strong><br />

§ Der Bachverlauf zeigt sich in der Soers überwiegend unnatürlich begradigt und<br />

monoton ohne größere Strukturen.<br />

Bereits mit den ersten Mühlen ist der <strong>Wildbach</strong> in seinem Verlauf schon früh-<br />

zeitig stark verändert worden. Der ursprüngliche natürliche Verlauf ist heute<br />

kaum noch nachvollziehbar. Die vollständige Begradigung des Bachlaufs fand<br />

vermutlich erst in den letzten Jahrzehnten statt.<br />

§ Es fehlt jegliche natürliche Dynamik. Der einst "Wilde Bach" ist heute vollständig<br />

durch Stauwehre, Regenrückhaltebecken und Verbauung gezähmt.<br />

§ Am Flusslauf liegen mehrere Wehre und Staustufen. Dadurch<br />

- wird die Durchgängigkeit des Gewässers für z.B. Forellen und andere<br />

Tiere im Wasser unterbunden,<br />

- fehlt ein natürlicher Geschiebetransport; die Staubereiche wirken als<br />

Sedimentfallen,<br />

- kommt es abschnittweise zu einer stärkeren Beeinträchtigung der<br />

Wasserqualität.<br />

Ähnliches gilt für Verrohrungen bei Querungen von Straßen und Wegen.<br />

§ Es fehlen Kleinlebensräume im Bach, z.B. Unterstände und Tiefwasserzonen für<br />

Fische, Flachufer, Steilwände für Eisvögel, Totholz usw.<br />

§ Das Bachbett ist zumeist unnatürlich stark eingetieft, ein naturgemäßes Aus-<br />

ufern des Gewässers bei Hochwasser ist nur selten möglich und es besteht keine<br />

Anbindung der Aue an den Bach. Zusätzlich wird der Grundwasserspiegel durch<br />

Wiesendrainagen künstlich abgesenkt.<br />

§ Die durch den Ausbau verursachte rasche Wasserabfuhr verstärkt die Hoch-<br />

wassergefahr im Unterlauf sowie in der Wurm und somit auch für die Kläranlage<br />

Soers. Bislang wurde und wird lediglich technischer Hochwasserschutz<br />

betrieben, indem künstliche Regenrückhaltebecken gebaut werden (bspw. bei<br />

Schloss Rahe).<br />

§ Auf kleineren Abschnitten sind Sohle und Ufer künstlich befestigt, die<br />

Uferböschungen sind durchgängig sehr steil.<br />

§ Vielfach kann keine natürliche Ufervegetation aufkommen, streckenweise stehen<br />

kaum Gehölze am Ufer. Am Unterlauf zwischen Strüver Weg und Soerser Weg<br />

begleiten Hybrid-Pappeln den Bachlauf, während typische Ufergehölze fehlen.<br />

§ Es fehlt ein nutzungsfreier Gewässer-Randstreifen. Viehweiden oder (Mais-<br />

)Äcker reichen bis an die Ufer oder Wege führen unmittelbar daran entlang.<br />

Diese Nutzungen stellen eine andauernde Belastung und Störung des<br />

Ökosystems dar.<br />

Der <strong>Wildbach</strong> – <strong>Konzept</strong> für eine naturnahe Entwicklung<br />

5


<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. <strong>2006</strong><br />

3. Naturnahe Entwicklung<br />

3.1 Übergeordnetes Ziel<br />

Dies beinhaltet:<br />

Entwicklung zu einem naturnahen Gewässer<br />

entsprechend dem Leitbild 1<br />

mit geschwungenem (mäandrierendem) Verlauf<br />

und einer natürlichen Dynamik.<br />

§ Einrichten eines im Mittel 25 m breiten Uferrandstreifens oder Entwicklungs-<br />

korridors ohne Nutzung und ohne Pflege (d.h. auch keine Mahd) beiderseits des<br />

Baches.<br />

Ein solcher Randstreifen schützt als Puffer das Ökosystem Fließgewässer vor<br />

schädlichen Einwirkungen von außen. Gleichzeitig wird die Funktion des Baches<br />

als wichtiges Vernetzungsbiotop gestärkt.<br />

§ Rückbau oder Umgehung der Wehre und Staustufen, um die Durchgängigkeit<br />

wieder herzustellen. Dabei sind die kulturhistorisch bedeutsamen Elemente<br />

weitestgehend zu erhalten.<br />

§ Rückbau von Verrohrungen, auch bei allen Zuläufen. Straßen- und Wegequer-<br />

ungen sind über ausreichend weit gespannte Brücken zu führen, bei denen die<br />

Ufer als Teil des Gewässers erhalten bleiben. Hierdurch wird die Durchgängig-<br />

keit des Gewässers wieder hergestellt. Außerdem können (Land-)Tiere entlang<br />

der Ufer wandern, ohne die Straßen queren zu müssen.<br />

§ Umwandlung von Maisäckern in Gewässernähe in (extensiv) genutzte Wiesen<br />

oder Weiden. Dies dient auch dem Schutz des Grundwassers vor Nähr- und<br />

Schadstoffeinträgen.<br />

§ Örtlich Abgrabung und Abflachung von Uferpartien, um die Ausbildung einer<br />

natürlichen Dynamik voran zubringen.<br />

Das Graben eines völlig neuen Bachbettes ist kostspielig und ökologisch kritisch<br />

zu sehen und daher nur in Einzelfällen durchzuführen.<br />

Das vorrangige Motto soll sein: "Lassen statt Machen".<br />

1 Das Leitbild orientiert sich am jeweiligen Gewässertyp. Aufgrund der Bodenbeschaffenheit in seiner<br />

Talsohle wird der <strong>Wildbach</strong> im Bereich der Soers zu dem Gewässertyp der „Löss-Lehmbächen“gezählt.<br />

Der lehmige Untergrund ist an vielen Stellen im Gewässerbett sichtbar. Die natürliche Vegetation an<br />

einem Löss- bzw. Lehmbach wäre ein Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald.<br />

Der <strong>Wildbach</strong> – <strong>Konzept</strong> für eine naturnahe Entwicklung<br />

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<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. <strong>2006</strong><br />

§ Totholz soll im Gewässer verbleiben, sofern keine akute Gefährdung von<br />

Siedlungsraum besteht. Es stellt bei diesem von Natur aus an Steinen armen<br />

Gewässertyp einen sehr wichtigen Kleinlebensraum für Gewässertiere dar.<br />

Zusätzliches gezieltes Einbringen von massivem Totholz, eventuell auch von<br />

anderen Strömungshindernissen, kann die eigendynamische Entwicklung des<br />

<strong>Wildbach</strong>s unterstützen.<br />

§ Zulassen der Überflutungen von Wiesen bei Hochwasser und Entfernung der<br />

Drainagen. Damit erfolgt eine Anbindung der Aue an den Bach.<br />

§ Streckenweise Initialpflanzung von Ufer- und Auenwaldgehölzen.<br />

§ Einbinden der erholungssuchenden Menschen durch eine Wegeführung, die ein<br />

Naturerlebnis ermöglicht, ohne als Störfaktor für das Ökosystem zu wirken.<br />

Gezielte Gestaltung von Zielpunkten, um Besuchern und insbesondere Kindern<br />

das Erlebnis Bach zu ermöglichen.<br />

Zusätzlich Informationsmöglichkeiten, etwa durch Informationstafeln, Faltblätter<br />

usw.<br />

Naturnahe, vielfältige Gewässerstrukturen im Querschnitt, wie sie im Bachabschnitt<br />

vor der Kläranlage noch zu finden sind. (Zeichnung: M. Vigener)<br />

Der <strong>Wildbach</strong> – <strong>Konzept</strong> für eine naturnahe Entwicklung<br />

7


3.2 Maßnahmenvorschläge<br />

<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. <strong>2006</strong><br />

Abschnitt I : Kohlscheider Straße bis Rütscher Straße<br />

Die Durchgängigkeit des Bachlaufs ist hier durch ein Wehr und mehrere Stufen<br />

unterbrochen. Beim Wehr macht der Bach einen rechtwinkligen Knick und verläuft<br />

dann in einem ausgemauerten und eingetieften Gerinne über mehrere Stufen<br />

entlang der Rütscher Straße. Längs- und Querprofil sind sehr steil, und der Bach hat<br />

keine Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Maßnahmen:<br />

§ Umgehung des Stauwehrs und der nachfolgenden Stufen durch<br />

Verlegung des Bachlaufs über die angrenzende Weide<br />

§ Initialbepflanzung der Ufer mit Gehölzen<br />

§ Einrichten eines Entwicklungskorridors von ca. 30 – 50 m Breite<br />

§ Zulassen der natürlichen Dynamik<br />

Als Entwicklungsmaßnahme wird ein Verlauf über die angrenzende Weide vorge-<br />

schlagen. Dort zeichnet die von Stauden geprägte Vegetation den vermutlichen<br />

ehemaligen Bachlauf vor der Fixierung in dem Gerinne bis heute nach. Der Bachlauf<br />

soll nur ansatzweise als flache Mulde gestaltet werden und sich im weiteren inner-<br />

halb eines Entwicklungskorridors selber entwickeln. Punktuelle Pflanzung von Erlen,<br />

Weiden, Traubenkirschen, Eschen oder Eichen dienen der frühzeitigen Beschattung<br />

des Bachlaufs. Im großen und ganzen soll sich die Vegetation aber durch natürliche<br />

Sukzession entwickeln.<br />

Abschnitt II : Rütscher Straße bis Strüver Weg<br />

In diesem Gewässerabschnitt zeigt der <strong>Wildbach</strong> einen naturfernen gestreckten<br />

Verlauf mit geringer Dynamik. Auf halber Strecke wird der Bach an einem heute<br />

inaktiven Wehr mit kleiner Staustufe umgelenkt. Gartengrundstücke, Weide- und<br />

Ackernutzungen reichen fast überall bis unmittelbar an das Ufer heran.<br />

Insbesondere der Maisacker stellt eine erhebliche Beeinträchtigung dar. Auf dem<br />

ersten Teilstück bis zum Wehr verläuft ein Weg unmittelbar am rechten Ufer. Der<br />

Bewuchs der Ufer mit Gehölzen ist auf diesem Teilstück spärlich oder durch (Pferde-<br />

)Verbiss stark geschädigt. Im weiten Verlauf säumen mittelalte Weidenpflanzungen<br />

die Ufer.<br />

Der <strong>Wildbach</strong> – <strong>Konzept</strong> für eine naturnahe Entwicklung<br />

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Maßnahmen:<br />

<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. <strong>2006</strong><br />

§ Zulassen der eigendynamischen Entwicklung<br />

§ Einrichten eines ca. 25 m breiten Uferrandstreifens beiderseits des Bachlaufs<br />

§ Verlegung des Wegs an die Außenseite des Randstreifens<br />

§ Ergänzende Pflanzungen von Ufergehölzen<br />

§ Beseitigung der Stufe am Wehr<br />

§ Aufstellen von Bänken und einer Erläuterungstafel<br />

Für diesen Abschnitt sind keine gestaltenden Maßnahmen vorgesehen. Dem Bach-<br />

lauf sollen aber alle Möglichkeiten gegeben werden, sich sein Gewässerbett selber<br />

zu gestalten. Dazu ist vorrangig ein nutzungsfreier Gewässerrandstreifen auszu-<br />

weisen. Punktuell sind an den Ufern Erlen, Weiden oder auch Traubenkirschen<br />

nachzupflanzen (nicht durchgängig!). Der bachbegleitende Weg ist an die Außen-<br />

seite des Randstreifens zu verlegen. Die Bachquerung am Wehr bleibt erhalten, so<br />

dass auch weiterhin für Besucher ein Wassererlebnis möglich ist.<br />

Der <strong>Wildbach</strong>s zeigt sich hier als Beispiel für einen kulturell überprägten Bach. Er ist<br />

damit auch ein Denkmal für die jahrhundertelange gewerbliche und industrielle<br />

Nutzung. Die Nutzung des Bachs könnte z.B. auf einer Schautafel am Wehr erläutert<br />

werden. Daher soll auch das Bachwehr erhalten bleiben, um die historische<br />

Bedeutung der Wasserkraft und die Funktion eines Mühlengrabens zu verdeutlichen.<br />

Die Durchgängigkeit für Wasserorganismen und Fische ist jedoch wieder herzu-<br />

stellen, indem die etwa 30 cm hohe Stufe beseitigt wird.<br />

Abschnitt III : Strüver Weg bis Stauwehr bei Gut Kuckesrath<br />

Der Bachverlauf zwischen der ehemaligen Tuchfabrik Becker und den Teichen vor<br />

der ehemaligen Soerser Mühle. Auf Höhe von Gut Kuckesrath ist ebenfalls ausgebaut<br />

worden und verläuft heute leicht geschwungen durch das Tal. Bis in das 20.<br />

Jahrhundert mäandrierte der <strong>Wildbach</strong> noch stark. Die ursprünglichen kleinen<br />

Bachbögen und Mäander sind heute vollständig verschwunden. Am unteren Ende<br />

des Abschnitts wird der <strong>Wildbach</strong> durch ein größeres Wehr mit sehr hohen Absturz<br />

(über 2 m) angestaut. Der Rückstau macht sich auf rund 100 m Fließstrecke<br />

bachaufwärts noch bemerkbar, am Bachgrund haben sich schwarz-grauer Schlamm<br />

und Feinstoffe abgesetzt. Im oberen Teilstück des Abschnitts sind die Ufer locker<br />

mit natürlichen Ufergehölzen bestanden, während weiter unterhalb hochgewachsene<br />

Hybrid-Pappeln das Bild bestimmen. Natürliche Ufergehölze fehlen dagegen.<br />

Die angrenzenden Flächen werden als Weideland intensiv genutzt und zeigen<br />

teilweise noch schöne Weißdorn-Heckenstrukturen und Einzelbäume auf. Das<br />

Gelände beiderseits des <strong>Wildbach</strong>s war im Sommer 2007 Schauplatz der Weltreiter-<br />

spiele und ist infolge dessen teilweise stark umgestaltet und mit Drainagen<br />

Der <strong>Wildbach</strong> – <strong>Konzept</strong> für eine naturnahe Entwicklung<br />

9


<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. <strong>2006</strong><br />

versehen worden. Zahlreiche Brücken und mehrere Sprunghindernisse verliefen über<br />

den <strong>Wildbach</strong> und seinen Zulauf, den Soerser Bach. Sie wurden (bislang) nur<br />

teilweise zurück gebaut. Die dauerhafte Nutzung des Geländes als Reitsportparcours<br />

ist angedacht.<br />

Maßnahmen:<br />

§ Förderung der eigendynamischen Entwicklung zu einem stärker<br />

mäandrierendem Verlauf durch geeignete Maßnahmen am Bachufer<br />

§ Einrichten eines ca. 50 m breiten Entwicklungskorridors<br />

§ Punktuell ergänzende Pflanzungen von Ufergehölzen<br />

§ Initialpflanzung von Auengehölzen im Entwicklungskorridor<br />

§ Beseitigung der Staustufe durch Umgehung (s. Abschnitt IV)<br />

§ Verlegung des Fußwegs auf die rechte Bachseite und an den Rand des<br />

Entwicklungskorridors<br />

§ Reduzierung der Bachübergänge auf zwei Brücken<br />

§ Anreicherung der umliegenden Weiden mit Hecken und Einzelbäumen<br />

§ Anlage eines Bacherlebnisbereichs auf der rechten Seite des <strong>Wildbach</strong>s<br />

gegenüber der ehemaligen Tuchfabrik Becker<br />

Für diesen Abschnitt ist eine stärkere Förderung der eigendynamischen Entwicklung<br />

innerhalb eines Entwicklungskorridors vorgesehen. Dies kann durch eine strecken-<br />

weise Abflachung und Abgrabung der Uferbereiche erreicht werden. Zusätzliche ist<br />

das gezielte Einbringen von Totholz (Baumstämmen), eventuell auch von anderen<br />

Strömungshindernissen, denkbar, um die Entwicklung rascher voran zubringen. Die<br />

Maßnahmen haben das Ziel, die ökologische Leistungsfähigkeit des Gewässers und<br />

seine Funktionen als Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu verbessern. Gleichzeitig<br />

wird der ehemalige Auenbereich zurück gewonnen. Der alte Bachlauf kann unter-<br />

strom an den Bachlauf angeschlossen werden und so als Retentionsraum und<br />

Amphibienlaichgewässer dienen. Die Überflutungsflächen sollen sich auf natürliche<br />

Weise über ein Binsen- und Seggenröhricht zu einem Auwald 2 entwickeln. Die<br />

Entwicklung kann durch Initialpflanzung einzelner Schwarzerlen, Weiden und<br />

Traubenkirschen gefördert werden. Der Auwald ist als Rückzugsraum für die Fauna<br />

in dieser Kulturlandschaft wichtig, insbesondere wenn sich in Zukunft weitere<br />

Störungen durch eine dauerhafte Nutzung des umliegenden Geländes als Reit-<br />

parcours ergeben sollten.<br />

2 Ein Auwald ist historisch in den ältesten greifbaren Urkunden über die Soers als „Sepulia“<br />

(Reichswald) nachgewiesen. Auch der Name von Gut Kuckesrath deutet auf eine Rodung hin.<br />

Der <strong>Wildbach</strong> – <strong>Konzept</strong> für eine naturnahe Entwicklung<br />

10


<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. <strong>2006</strong><br />

Entwicklungskorridor<br />

Vision: Ein naturnaher <strong>Wildbach</strong> mit Anbindung an die Aue in Abschnitt III<br />

(Entwurf und Zeichnung: M. Vigener)<br />

Im Schutz des Entwicklungskorridors kann der Bach sich wieder natürlich entwickeln<br />

und eine naturnahe Vegetation ausbilden. Steilwände und strukturreiche Ufer<br />

werden zum Lebensraum für Vögel wie Eisvogel, Wasseramsel und Schafstelze. Der<br />

vorhandene naturferne Pappelbestand (ca. 80 Jahre) nähert sich seiner Altersgrenze<br />

und wird mit den Jahren verschwinden.<br />

Der Fußweg, der heute linksseitig unmittelbar am Ufer entlang führt, sollte auf die<br />

rechte Seite und an den Rand des Entwicklungskorridors verlegt werden. Zukünftig<br />

sind nur noch zwei Übergänge vorzusehen, so dass die Entwicklung des zentralen<br />

Abschnitts nicht gestört wird. Auch während möglicher Reitsportveranstaltungen<br />

dürfen keine zusätzlichen Übergänge angelegt werden.<br />

Die Ergänzung vorhandener und die Anpflanzungen neuer Hecken und Einzelbäume<br />

(mit Schutz vor Verbiss durch das Vieh!) im angrenzenden Landschaftsraum hat das<br />

Ziel, die Attraktivität und den parkartigen Charakter dieser Kulturlandschaft zu<br />

betonen. Geeignete Baumarten sind beispielsweise Stieleiche, Esche oder Buche.<br />

Am rechten Ufer des <strong>Wildbach</strong>s kann unterhalb der ehemaligen Tuchfabrik Becker<br />

eine Fläche als Spielufer, Picknick- und Bacherlebnisbereich gestaltet werden. Die<br />

Gestaltung eines Uferabschnitts mit Sandfläche und Natursteinmauern inmitten<br />

einer Wiese zu einem Bacherlebnisbereich ist für die Freizeitnutzung bedeutsam.<br />

Der <strong>Wildbach</strong> sollte zumindest abschnittweise den Erholungssuchenden zugänglich<br />

Der <strong>Wildbach</strong> – <strong>Konzept</strong> für eine naturnahe Entwicklung<br />

11


<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. <strong>2006</strong><br />

sein. Besonders aus erlebnispädagogischen Gründen ist ein für Kinder zugänglicher<br />

Bachbereich wichtig. Die umwelterzieherische Bedeutung rechtfertigt in diesem Fall<br />

auch den bei Hochwasser möglichen, begrenzten Eintrag von Fremdmaterial wie<br />

Sand oder Kies im Gewässerlauf. Der Anteil von Fremdmaterial im <strong>Wildbach</strong> ist<br />

ohnehin sehr hoch und ein gewisser Sandanteil ist mit dem Leitbild durchaus noch<br />

verträglich.<br />

Beispiel für die Gestaltung eines Bach-Erlebnisbereichs<br />

(Entwurf und Zeichnung: M. Vigener)<br />

Abschnitt IV : Gut Kuckesrath bis Soerser Weg<br />

Vom Wehr vor den Teichen wird der <strong>Wildbach</strong> in einem künstlichen Bett zwischen<br />

den Teichen und der Bebauung hindurch geleitet. Oberhalb besteht eine Wasser-<br />

ableitung zu Teichen.<br />

Maßnahmen:<br />

§ Umgehung des Stauwehrs, der Teiche und der Bebauung durch<br />

Verlegung des Bachlaufs südlich der Teichanlagen<br />

§ Einrichten eines 30 - 50 m breiten Entwicklungskorridors<br />

§ Zulassen der natürlichen Dynamik<br />

§ Initialbepflanzung der Ufer mit Gehölzen<br />

Der <strong>Wildbach</strong> – <strong>Konzept</strong> für eine naturnahe Entwicklung<br />

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<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. <strong>2006</strong><br />

Ab dem Stauwehr bis zum Soerser Weg muss eine neuer Gewässerlauf angelegt<br />

werden, da der bestehende Verlauf infolge der Verbauung keine Entwicklungs-<br />

möglichkeiten besitzt. Planungen hierzu bestehen bereits seit vielen Jahren, seit<br />

dem Ausbau des alten Fabrikgeländes zu einem modernen Gewerbestandort.<br />

Alternativ zur südlichen Umgehung des Mühlenstandortes ist eine nördliche Variante<br />

denkbar. Diese könnte zumindest auf dem ersten Teilstück dem vermutlichen<br />

ursprünglichen Bachlauf folgen.<br />

Am Ende des Abschnitts IV liegt links des heutigen Bachlaufs und des Weges eine<br />

Feuchtweide. Sie sollte durch ein Rohr o.ä. Anschluss an den neuen Bach erhalten,<br />

so dass sie bei Hochwasser gelegentlich überschwemmt wird.<br />

Abschnitt V: Soerser Weg bis Abwassereinigungsanlage<br />

Dieser Bereich, der ursprünglich stark mäandrierte, ist in den 20er Jahren des 20.<br />

Jahrhunderts begradigt worden (s. Plan von 1923). Mittlerweile hat sich der<br />

Gewässerabschnitt jedoch durch die Dynamik des Gewässers zu einem naturnäheren<br />

Zustand zurück entwickelt. Der Gewässerverlauf zeigt bereits wieder leichte<br />

Krümmungen, es finden sich leitbildtypische Steilwände und Uferabbrüche. Auch der<br />

Gewässerquerschnitt nähert sich dem naturnahen Bild. Die Gewässersohle zeigt<br />

große Varianz und häufig naturnahe Strukturen wie Bänke und Anlandungen, sowie<br />

ausgedehnte Bestände von Wasserpflanzen. Am Ufer finden sich verbreitet standort-<br />

gemäße Stauden wie Wasser-Braunwurz, Wasser-Minze, Mädesüß und Rohrglanz-<br />

gras. Auf den extensiv genutzten Wiesen hat sich ein Binsenröhricht gebildet, das<br />

Übergänge infolge einer natürlichen Sukzession zu einem Seggenröhricht zeigt.<br />

Maßnahmen:<br />

§ Weiterhin Zulassen der eigendynamischen Entwicklung (->Belassen)<br />

§ Einrichten eines Uferrandstreifens auf ca. 15 m beiderseits des Bachlaufs<br />

§ Extensive Nutzung der angrenzenden Weiden<br />

Maßnahmen sind in diesem bereits naturnahen Abschnitt kaum nötig. Die bereits<br />

vorhandene Entwicklung ist durch die Einrichtung eines Uferrandstreifens und die<br />

extensive Nutzung der angrenzenden Flächen zu sichern.<br />

Der <strong>Wildbach</strong> – <strong>Konzept</strong> für eine naturnahe Entwicklung<br />

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4. Zusammenfassung<br />

<strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> e.V. <strong>2006</strong><br />

Vor dem Hintergrund der aktuellen Flächen- und Nutzungsansprüche an die Soers<br />

wurden vom <strong>Ökologie</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Aachen</strong> Vorschläge zur naturnahen Entwicklung des<br />

<strong>Wildbach</strong>s erarbeitet. Ziel ist, die ökologische Leistungsfähigkeit des Fließgewässers<br />

und der Kulturlandschaft zu verbessern. Neben der Entwicklung zu einem natur-<br />

raumtypischen und naturnahen Zustand soll aber auch für BürgerInnen die<br />

Möglichkeit gegeben sein, das Element Wasser und das Ökosystem Bach zu erleben.<br />

Das <strong>Konzept</strong> gliedert den Verlauf des <strong>Wildbach</strong>s in der Soers von der Kohlscheider<br />

Straße bis zur Kläranlage in fünf Abschnitte, für die unterschiedliche Entwicklungs-<br />

empfehlungen gegeben werden. Während ein Teil des Gewässers als kultur-<br />

historisches Zeugnis im Verlauf weitgehend unverändert bleiben soll, sind für<br />

andere Abschnitte Maßnahmen zur Förderung der naturnäheren Entwicklung<br />

vorgesehen. Zu den Einzelmaßnahmen gehören die Einrichtung eines Gewässer-<br />

randstreifens, die Initiierung einer natürlichen Gewässerentwicklung, punktuelle<br />

Bepflanzung der Ufer und das Zulassen einer natürlichen Gewässerdynamik mit<br />

Umgehung oder Entfernung von Staustufen. Stellenweise ist auch die Ausbildung<br />

eines neuen Bachbetts notwendig. Das <strong>Konzept</strong> umfasst weiterhin die Aufstellung<br />

einer Informationstafel und die Gestaltung einer Uferstelle als "Wassererlebnis-<br />

bereich" für Besucher.<br />

Der <strong>Wildbach</strong> – <strong>Konzept</strong> für eine naturnahe Entwicklung<br />

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